Dass Spanisch aufgrund der hohen Sprecherzahlen und der geographischen Verbreitung zu den großen Weltsprachen gezählt wird, ist auf die europäische Expansion und auf den Aufstieg Spaniens zu einer der ersten Kolonialmächte zurückzuführen. Während die Real Academia Española (RAE) als wichtigste Institution der Pflege der spanischen Sprache die sich im Laufe der Zeit herauskristallisierenden sprachlichen Variationen unter der traditionellen Dichotomie des europäischen und des amerikanischen Spanischs zusammenfasste, zeigt die Nueva Gramática del la lengua española einen moderneren Ansatz auf: Basierend auf dem Konzept, dass es sich beim Spanischen um eine plurizentrische Sprache handele, hat die RAE in Zusammenarbeit mit der Asociación de Academias de la Lengua Española im Jahr 2009 die unterschiedlichen Normen des Spanischen (aufgeteilt in acht Sprachräume) kodifiziert.
Die Tatsache, dass mit Hilfe von Grammatiken immer noch an der Normierung der spanischen Sprache gearbeitet wird, demonstriert die Bedeutung dieser für die Sprachpflege, weshalb es sich aus sprachwissenschaftlichen Motiven heraus anbietet, für das weitere Verständnis dieser den Ursprung der Grammatiken zu untersuchen. Antonio de Nebrija, der oft als „fundador de la Filología románica“ bezeichnet wird, hat mit seiner Gramática de la Lengua castellana im Jahr 1492 die erste Grammatik des Kastilischen und laut Antonio Quilis die erste Grammatik einer romance veröffentlicht. Die Auseinandersetzung mit diesem Werk bzw. mit dessen Prolog steht im Fokus dieser Arbeit, deren Ziel es ist, den prólogo der GC hinsichtlich der Intention des Autors zu analysieren – hatte Antonio de Nebrija schon vor 500 Jahren ähnliche Ziele wie beispielsweise die RAE vor Augen?
Um dieser Fragestellung nachgehen zu können, eignet sich der Prolog, da dieser einerseits während der Renaissance und des Siglo de Oro der „Ort der ‚apologetischen Reflexion‘“ , also der Begründung des im Folgenden untersuchten Gegenstandes, war und andererseits weil er den von Zeitgenossen am meisten rezipierten Teil der Grammatik darstellt. Um die Analyse sinnvoll dem biographischen und intellektuellen Klima zuordnen zu können, soll – sofern zur Fragestellung beitragend - mit einem biographischen Kapitel zu Antonio de Nebrija und seinem Werk begonnen werden. Folgend wird für das nähere Verständnis auf den linguistischen Kontext eingegangen, bevor die Untersuchung des Prologs anschließt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Leben und Werk des Antonio de Nebrija
- Das Leben des „humanista completo“
- La Gramática de la Lengua castellana
- Linguistischer Kontext - Castellano in der ausgehenden Renaissance
- Analyse des Prologs
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit widmet sich der Analyse des Prologs von Antonio de Nebrijas "Gramática de la Lengua castellana" (im Folgenden GC) aus dem Jahr 1492. Ziel der Untersuchung ist es, die Intentionen des Autors im Prolog zu analysieren und zu untersuchen, ob Nebrija schon vor 500 Jahren ähnliche Ziele verfolgte wie beispielsweise die Real Academia Española (RAE).
- Der Prolog als Ort der "apologetischen Reflexion" in der Renaissance und dem Siglo de Oro.
- Die Bedeutung der Grammatik für die Sprachpflege und Normierung des Spanischen.
- Das Leben und Werk des Antonio de Nebrija als "fundador de la Filología románica".
- Der Einfluss des italienischen Humanismus auf Nebrijas Werk.
- Die Auseinandersetzung mit der "Barbarei" in Spanien durch die Rückkehr zu den klassischen Sprachen.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Bedeutung der spanischen Sprache als Weltsprache und die Rolle von Grammatiken für die Sprachpflege heraus. Sie führt Antonio de Nebrija als "fundador de la Filología románica" und seine "Gramática de la Lengua castellana" als erste Grammatik des Kastilischen ein.
- Leben und Werk des Antonio de Nebrija: Dieses Kapitel befasst sich mit Nebrijas Leben, seinen Studien in Salamanca und Bologna, sowie seiner Tätigkeit als Grammatik-Professor in Salamanca. Es geht auf die Bedeutung des italienischen Humanismus für Nebrijas Werk und dessen Einfluss auf die Entwicklung der spanischen Sprache ein.
- Linguistischer Kontext - Castellano in der ausgehenden Renaissance: Dieses Kapitel beleuchtet den linguistischen Kontext, in dem Nebrijas "Gramática" entstand, mit Fokus auf die Entwicklung des Castellanos in der ausgehenden Renaissance.
- Analyse des Prologs: Der Prolog der "Gramática" wird analysiert, um Nebrijas Intentionen und Ziele zu verstehen. Die Analyse wird im Kontext der Renaissance und des Siglo de Oro sowie der Bedeutung der Grammatik für die Sprachpflege betrachtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Antonio de Nebrija, "Gramática de la Lengua castellana", Prolog, Sprachpflege, Normierung, Spanische Sprache, Castellano, Renaissance, Siglo de Oro, Italienischer Humanismus, "Barbarei", klassische Sprachen.
- Quote paper
- B.A. Philipp Scheerer (Author), 2017, Antonio de Nebrija. Apologetische Sprachreflexion im Prolog der "Gramática de la Lengua castellana", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/958274