Diese Arbeit bietet einen Einblick in verschiedene Themen der klinischen Psychologie. Zunächst wird die Bedeutung von Risikofaktoren für die Entstehung von psychischen Störungen dargestellt. Anschließend wird auf den Einfluss sozialer Unterstützung und dysfunktionaler Kognition für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen eingegangen. Abschließend werden die Schritte des diagnostischen Prozesses im Rahmen einer psychotherapeutischen Intervention erläutert.
Psychische Störungen setzten sich aus den Beeinträchtigungen in den Bereichen Verhalten, kognitive Denkprozesse und Emotionen zusammen, die zu einem persönlichen Leidensdruck beim Betroffenen führen oder aber die Fähigkeit zur Zielerreichung einer Person abblocken. Die Bandbreite psychischer Funktionsweisen, die beeinträchtigt sein können und psychische Störung beziehungsweise Psychopathologie genannt werden können, ist groß.
Der Forschungsbereich in der Psychologie, der sich mit Pathologien der Emotionen, des Geistes und des Verhaltens beschäftigt, nennt sich klinische Psychologie. Ein Aufgabengebiet der klinischen Psychologie ist zudem im Rahmen der psychischen Erkrankungen, das Auseinandersetzten mit der Ätiologie psychischer Störungen. Das bedeutet, die Untersuchung der Faktoren, die das Entstehen von psychischen Problemlagen bedingen oder deren Ausbreitung begünstigen. Werden die Ursachen für eine psychische Störung bzw. Erkrankung aufgedeckt und erkannt, so lassen sich passende Behandlungsansätze und passgenaue Interventionen einleiten. Ferner ist es möglich psychischen Erkrankungen präventiv zu begegnen.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Teilaufgabe 1 – Bedeutung von Risikofaktoren für die Entstehung von psychischen Störungen
2. Teilaufgabe 2 – Einfluss sozialer Unterstützung und dysfunktionaler Kognition auf die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen
3. Teilaufgabe 3 – Schritte des diagnostischen Prozesses im Rahmen psychotherapeutischer Intervention
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
ICD International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems
DSM Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders
Bspw. Beispielsweise
Bsp. Beispiel
z.B. zum Beispiel
bzgl. bezüglich
d.h. das heißt
usw. und so weiter
u.a. unter anderem
Vgl. Vergleiche
z.T. zum Teil
ggf. gegebenenfalls
S. Seite
u.U. unter Umständen
s.o. siehe oben
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Vulnerabilitäts-Stress-Modell (Fassmodell)
Abbildung 2: Risikofaktoren
Abbildung 3: Schutzfaktoren
Abbildung 4: Diagnostischer Prozess
1. Teilaufgabe 1 – Bedeutung von Risikofaktoren für die Entstehung von psychischen Störungen
Psychische Störungen setzten sich aus den Beeinträchtigungen in den Bereichen Verhalten, kognitive Denkprozesse und Emotionen zusammen, die zu einem persönlichem Leidensdruck beim Betroffenen führen oder aber die Fähigkeit zur Zielerreichung einer Person abblocken. Die Brandbreite psychischer Funktionsweisen, die beeinträchtigt sein können und psychische Störung bzw. Psychopathologie genannt werden können, ist groß (Vgl., Roos et al., 2018, S. 547).
Der Forschungsbereich in der Psychologie, der sich mit Pathologien der Emotionen, des Geistes und des Verhaltens beschäftigt, nennt sich Klinische Psychologie (Vgl., Roos et al., 2018, S. 548). Ein Aufgabengebiet der klinischen Psychologie ist zudem im Rahmen der psychischen Erkrankungen, das Auseinandersetzten mit der Ätiologie psychischer Störungen. Das bedeutet, das Untersuchen welche Faktoren das Entstehen von psychischen Problemlagen bedingen oder deren Ausbreitung begünstigen. Werden die Ursachen für eine psychische Störung bzw. Erkrankung aufgedeckt und erkannt, so lassen sich passende Behandlungsansätze und passgenaue Interventionen einleiten. Ferner ist es möglich psychischen Erkrankungen präventiv zu begegnen (Vgl., Roos et al., 2018, S. 555 f). Im Anschluss lassen sich in diesem Zusammenhang multiple Ansätze zur Entstehungserklärung psychischer Störungen heranziehen (Vgl., Roos et al., 2018, S. 556). So geht der biologische Ansatz davon aus, dass „psychische Störungen direkt auf die ihnen zugrunde liegenden biologischen Faktoren zurückgeführt werden können“ (Roos et al., 2018, S. 556). Eng verknüpft an biologische Ansätze sind demzufolge kognitive Prozesse des Gehirns, sowie genetische Aspekte des Menschen. Ebenso werden psychologische Ansätze in der klinischen Psychologie genutzt, welche in mehrere Untermodelle aufgeteilt oder kategorisiert werden können. Das psychodynamische Modell beispielsweise, geht ähnlich wie das biologische Modell davon aus, dass die Ursachen psychischer Störungen eines Individuums im Innern einer Person zu finden ist. Diese Ursachen sind nach dem freudschen Modell jedoch nicht biologischer Natur, sondern psychologischer Natur im Innern der jeweils betroffenen Person. Die psychodynamische Theorie Freuds besagt, dass psychische Störungen demzufolge durch Gedanken und Uneinigkeiten, die intrapersonell ablaufen und der Person selbst nicht bewusst sind, entstehen. Hierdurch entsteht ein interpersoneller Konflikt zwischen diesen inneren Zuständen, was andere Störungen begünstigen kann (Vgl., Roos et al., 2018, S. 556). Ein weiteres den psychologischen Modellen zugehöriges Modell ist das behaviorale Modell. Dieses Modell ist der Verhaltenstheorie zuzuschreiben und konzentriert sich auf ausschließlich beobachtbares Verhalten. Das behaviorale Modell geht davon aus, dass gestörte Verhaltensweisen ebenso erworben werden können wie normale Verhaltensweisen, also durch Lernen und Verstärkung. Laut der Verhaltenstheorie treten psychische Störungen demnach deshalb auf, weil die Betroffenen sich im Laufe ihres Lebens inadäquate für sie unvorteilhafte und gefährliche Verhaltensweisen angeeignet haben, diese lassen sich jedoch im Umkehrschluss genauso wieder abtrainieren, eben durch Lernen und Verstärkung (Vgl., Roos et al., 2018, S. 556 f). Das kognitive Modell geht davon aus, dass die Selbstwahrnehmung Betroffener, deren Wahrnehmung anderer Individuen in deren eigener Umgebung, sowie die Wahrnehmung verschiedener Umweltaspekte ihrer gedanklichen Repräsentationen über diese Aspekte Einfluss auf die Entstehung psychischer Problematiken oder Störungen nehmen. Der Konflikt hierbei liegt in der vermeintlichen Annahme über eine Situation sowie in fälschlichen Rückschlüssen. Außerdem geht dieses Modell davon aus, dass Betroffene Schwierigkeiten haben adäquate Lösungsstrategien zu entwickeln und diese in Situationen anzuwenden. Die kulturelle Dazugehörigkeit, ein nicht unwichtiger Punkt findet ebenfalls eine Einbettung in den psychologischen Modellen. Das soziokulturelle Modell nimmt zum Abschätzen abnormen Verhaltens die jeweils zugehörige Kultur als Bewertungsmaßstab. Dies lässt sich so erklären, dass verschiedenste Verhaltensweisen in verschiedensten kulturellen Räumen unterschiedlich vorkommen und interpretiert werden. Ein in diesem Zusammenhang nicht unwichtiger Punkt ist, dass gewisse, vorherrschende kulturelle Gegebenheiten das Auftreten pathologischer Verhaltensweisen begünstigen und verstärken können (Vgl., Roos et al., 2018, S. 557). Im Zusammenhang mit psychischen Störungen gilt zu berücksichtigen, dass einseitige Faktoren in ihrer Aussagekraft oftmals nicht ausreichend sind und dass verschiedene Faktoren und Variablen sich gegenseitig beeinflussen können. So sind die Entstehungen psychischer Erkrankungen stets in ihrer multiplen Komplexität zu betrachten. Werden in der Wissenschaft Risikofaktoren für die Entstehung psychische Erkrankungen gesucht sind Experimente oftmals die Methodik der Wahl in der Psychologie. Jedoch werden Experimente, die mit belastenden Faktoren auf den Betroffenen einwirken aus ethischen und moralischen Gründen nicht durchgeführt. Natürliche menschengemachte Ereignisse wie Kriege, Naturereignisse sowie prospektive Langzeitstudien können der Wissenschaft jedoch durchaus Auskünfte über belastende Faktoren geben. Diese Auskünfte können allerdings nicht grundsätzlich für die Entstehung einer psychischen Erkrankung herangezogen werden, da in diesem Fall noch viele weitere Variablen eine Rolle spielen und einwirken (Vgl., Caspar et al., 2018, S. 32). Ferner sollte die Entstehung einer psychischen Störung immer als ein multikausales Zusammenspiel einzelner Faktoren und Variablen gesehen werden, welche den Weg zu deren Entstehung ebnen (Vgl., Caspar et al., 2018, S. 35).
Im folgenden Abschnitt werden Risikofaktoren, die die Entstehung psychischer Störungen begünstigen thematisiert. So beschreibt Rothgangel (2010) den Begriff Risikofaktoren mit dem Satz „Risikofaktoren sind Faktoren, die die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Erkrankung erhöhen“ (Rothgangel et al., 2010, S. 4). Eine Besonderheit bei Risikofaktoren ist, dass sich diese bei nicht allen Individuen gleichermaßen direkt zu einer Erkrankung oder Beeinträchtigung führen (Vgl., Rothgangel et al., 2010, S. 4).
In folgender Abbildung wird nun das Vulnerabilitäts-Stress-Modell (auch „Fassmodell“ genannt) anhand einer Abbildung beschrieben.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Vulnerabilitäts-Stress-Modell (Fassmodell)
Quelle: https://docplayer.org/18574311-Angststoerungen-icd-10-f40-f41.html, abgerufen am 22.08.2020 um 18:34 Uhr
Die klinische Psychologie entwarf mit dem Vulnerabilitäts-Stress-Modell, ein Modell, dass einfach, aber deutlich zeigt, einfach gesagt, wie manche Individuen besser mit Stress umgehen als andere. So setzt das Vulnerabilitäts-Stress-Modell erlernte Verhaltensmuster und die genetischen Veranlagungen in Beziehung. Daraus lässt sich ableiten, dass Individuen die weniger gefährdet sind andere Voraussetzungen gegenüber Stress haben. An dieser Stelle ist jedoch zu betonen, dass Menschen mit einer hohen Verletzlichkeit nicht automatisch an einer psychischen Störung erkranken, da manche Menschen besonders viele protektive Faktoren aufweisen, die sie vor so einer Erkrankung schützen (Vgl., Mauritz, o.J.).
Das Modell in der Abb. 1 ist wie ein Fass zu verstehen, es wird Stressfass genannt. Es zeigt wieviel Stress ein Mensch aushalten kann, bevor es zu einer psychischen Erkrankung kommt. Das Fall ist mit vielen Stressoren und belastenden Situationen aus Vergangenheit und Gegenwart gefüllt. Es gibt Menschen, bei denen der Fassboden höher ist und es gibt Menschen, bei denen der Fassboden niedriger ist, dies bedeutet ein hoher Fassboden bedingt ein geringeres Fassungsvermögen. Ein geringeres Fassungsvermögen, hat ein schnelleres Überlaufen zur Konsequenz, also droht eine hohe Gefährdung an einer psychischen Störung zu erkranken (Vgl., Mauritz, o.J.).
Es gibt unzählige Risikofaktoren, die ein Auftreten einer psychischen Erkrankung fördern. So zählen Egle et al. (1997) folgende psychosoziale Risikofaktoren für die Entstehung psychischer Störungen in Abb. 2 auf.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Risikofaktoren
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Häfner, S., Franz, M., Lieberz, K. et al. (2001)
Schutzfaktoren spielen gegenüber Risikofaktoren eine sehr wichtige Rolle, da sie u.U. die Entstehung einer psychischen Erkrankung verhindern können. Sie sind z.B. in der Lage die Resilienz und die Vulnerabilität einzelner Individuen zu fördern. Die Wirkweise von Schutzfaktoren findet auf unterschiedlichen Wegen statt, so schwächen oder verändern sie das Risiko z.B. ab und reduzieren durch eine vitale Selbstzufriedenheit und Selbstachtung negative Folgereaktionen. Maßgeblich trägt die allgemeine Lebenszufriedenheit dazu bei, weniger an einer psychischen Störung zu erkranken, so Wissenschaftler. Die allgemeine psychische Verfassung eines jeden Individuums ist davon abhängig, wie viele und welche kognitiven Ressourcen ein Individuum mit sich bringen kann, um eine Situation oder Anforderung adäquat lösen zu können (Vgl., Egle et al., 1997, S. 683 f).
Empirisch wurde der Einfluss von Risiko- und Schutzfaktoren auf das Entstehen einer psychischen Störung schon mehrfach in unzähligen Untersuchungen bestätigt und belegt. So auch die Studie von Werner (Vgl., Werner, 1992).
Dabei wurde ein gesamter Geburtenjahrgang auf der hawaiianischen Insel Kauai ab der pränatalen Entwicklungsphase für 30 Jahre lang untersucht (n=698). Während der Beobachtung achteten die Wissenschaftler speziell auf Risiko- und Schutzfaktoren, sowie auf die Resilienz, also die Widerstandskraft. Die Studie von Werner zählt zu den sogenannten Längsschnittstudien (auch Longitudinalstudien) (Vgl., Egle et al., 1997, S. 684). Von den 698 teilnehmenden Kindern wuchsen 55% besagter in Armut auf. Pränatalen oder Perinatalen Stress waren durchschnittlich ca. 10% der Kinder ausgesetzt, d.h. es wurden Komplikationen während der Schwangerschaft, der Wehen oder der Geburt beobachtet. Während den ersten zehn Lebensjahren während der Kauai-Studie manifestierten sich bei 20% der teilnehmenden Kinder ernstzunehmende Lern- oder Verhaltensprobleme. So zeigte die Studie, dass bereits die doppelte Anzahl von Kindern im Alter von zehn Jahren Nachhilfe, insbesondere aufgrund schwerwiegender Leseschwierigkeiten, benötigten. 15% der der Jugendlichen wiesen in der Studie im Alter von 18 Jahren eine gewisse Delinquenz in Form von begangenen Straftaten auf, während 10% bereits psychische Probleme entwickelten (Vgl., Werner, 1992, S. 262 f).
Ferner liefern unzählige Zwillings-, Familien- und Adoptionsstudien Informationen auf genetische Risikofaktoren für den Beginn einer psychischen Störung. So zeigte eine Studie eine sichtbar erhöhte Konkordanzrate für eine Schizophrenie und eine bipolare Störung, im Vergleich zu zweieiigen Zwillingen. Auch bei eineiigen Zwillingen ist eine nicht unbedeutsame Varianz zu beobachten. Dies zeigt, dass das Entstehen einer psychischen Störung nicht lediglich auf genetische Faktoren zurückgeführt werden kann, sondern oft auch in der Interaktion mit signifikanten Umweltbedingungen betrachtete werden muss (Vgl., Berking & Rief, 2012, S. 21). Bedeutsame Informationen in Bezug auf den Einfluss biologischer Risikofaktoren zur Entstehung psychischer Störungen lieferten außerdem die Wissenschaftler Yule, Rutter, Tizard, Whitemore & Graham im Rahmen ihrer epidemiologischen Isle of White Studien im Zeitraum von 1964 bis 1974. Im Rahmen dieser Untersuchungen wurden sämtliche Kinder der Isle of White im Alter bis 15 Jahren untersucht. Die empirischen Untersuchungen der Wissenschaftler belegten die Korrelation zwischen psychiatrischen Auffälligkeiten und neurologischen Störungen (Vgl., Holtmann, 2008, S. 86).
Schutzfaktoren senken die Auftretenswahrscheinlichkeit von Störungen beim Vorliegen von Belastungen um ein Vielfaches. Protektive Faktoren lassen sich in zwei Cluster kategorisieren, zum einen gibt es interne Faktoren, zum anderen externe Faktoren. Zu den internen Schutzfaktoren zählen u.a. günstige genetische Konstellationen, wie z.B. ein ruhiges Temperament oder die Intelligenz. Externe Schutzfaktoren, wie z.B. ein gesunder Lebenswandel, das Nachgehen einer Arbeit oder gesunde, stabile, soziale Beziehungen werden den externen Schutzfaktoren zugeteilt (Vgl., Petermann et al., 2018, S. 100). Die nachfolgende Abbildung zeigt eine Zusammenfassung empirisch gesicherter Schutzfaktoren im Hinblick auf die Entstehung psy Schutzfaktoren chischer, sowie psychosomatischer Erkrankungen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Schutzfaktoren
Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Egle, Hoffmann, Steffens (1997) S.693
Ein Vorliegen von Schutzfaktoren führt automatisch zur Festigung bzw. Entstehung von Resilienz. Resilient ist das Gegenstück zur Vulnerabilität und beschreibt die im Laufe des Lebens entstandene Widerstandskraft eines Individuums gegenüber dem negativen Einfluss von Risikofaktoren (Vgl., Petermann et al., 2018, S. 101). D.h. die Fähigkeit, widrige Zustände zufriedenstellend zu meistern und aus diesen Zuständen unbeschadet daraus hervorzugehen sowie adäquate Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Resilient versteht sich jedoch in keiner Weise als stabiles Persönlichkeitsmerkmal, sie ist vielmehr zeitlich, situativ sowie von Lebensbereich zu Lebensbereich variabel und anpassungsfähig (Vgl., Oerter et al., 2011, S. 303) So beschäftigt sich die Forschung um das Thema Resilienz mit dem Identifizieren von protektiven Faktoren, mit deren Zusammenwirken und darüber hinaus mit der Entwicklung von Interventions- und Präventionsansätzen zur Stärkung von Schutzfaktoren (Vgl., Bengel & Lyssenko, 2012, S. 28).
2. Teilaufgabe 2 – Einfluss sozialer Unterstützung und dysfunktionaler Kognition auf die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen
Soziale Unterstützung stellt einen wichtigen Faktor in Bezug auf die psychische und physische Gesundheit dar. So beschreibt sie die Wahrnehmung, dass andere Individuen in ihrer Lebenswelt die Bedürfnisse eines einzelnen Individuums erkennen und darauf adäquat reagieren. Als für Menschen hilfreich gilt die soziale Unterstützung vor allem in schwierigen Lebenslagen und Stress- oder Krisensituationen (Vgl., Petermann et al., 2018, S. 55 f).
Das Haupteffektmodell postuliert, dass soziale Unterstützung in Alltags- sowie Krisensituationen positiv auf das psychische Wohlbefinden einwirken. Menschen, die ein stabiles und gefestigtes Netzwerk an sozialer Unterstützung vorweisen, zeigen in Stress- und Krisensituationen eine geringere Belastungsreaktion als Menschen mit einem unzureichenden Netzwerk. Eine Untersuchung im medizinischen Kontext zeigte eine dreimal höhere Mortalitätsrate bei Patienten mit koronaren Erkrankungen und fehlender sozialer Unterstützung (Vgl., Kasten & Schönberg, 2016, S. 159 f).
Auch die Pufferhypothese beschäftigt sich mit dem Thema der sozialen Unterstützung. Sie besagt, dass Menschen auf soziale Unterstützung anderer Menschen angewiesen sind. Soziale Unterstützung ist laut dieser These v.a. in Stresssituationen ein wichtiger Puffer für Menschen, da sich die negativen Folgen des erlebten Stresses vermindern, wenn ein tragfähiges soziales Netzwerk vorliegt. Die Wirkung von sozialer Unterstützung lässt sich in zwei Kategorien kategorisieren. Zum einen kann der Beistand anderer Personen als weniger stressauslösend wahrgenommen wird. Zum anderen kann soziale Unterstützung den Umgang mit Stressoren und anstrengenden Problemlagen erleichtern (Vgl., Petermann et al., 2018, S. 56).
Die Einwirkung sozialer Unterstützung auf den Menschen wurde in mehreren Studien empirisch dargestellt. So z.B. die Studie von Saltzman und Holahan. Die Daten, die aus der Studie zu entnehmen sind, wurden von insgesamt 300 Studenten erhoben. Unter Aufsicht und zu zwei verschiedenen Zeitpunkten wurden die Daten, mit fünf Wochen Abstand, in Gruppen von 15-20 Personen erhoben. Die Ergebnisse zeigen, dass soziale Ressourcen, wie z.B. Unterstützung durch die Eltern oder die Peergruppe, die Selbstwirksamkeit und effektive Coping Strategien fördern und dadurch depressive Symptome reduzieren. Zudem unterstützen die Ergebnisse die Theorie, dass soziale Unterstützung positiv mit psychischer Gesundheit korreliert. Die Ergebnisse stützen auch ältere Studien, welche postulieren, dass Selbstwirksamkeit mit besserer psychologischer Funktionsweise zusammenhängt (Vgl., Saltzman & Holahan, 2002, S. 312 f, 318).
Soziale Unterstützung wird von Menschen zu Menschen in ihrer Spezifikation unterschiedlich und interindividuell wahrgenommen. Ferner kommen geschlechtsspezifische Unterschiede hinzu, welche in Laborexperimenten Beachtung fanden. So zeigten Experimente, dass soziale Unterstützung durch die Partnerin bei Männern, die Stressreaktion vor einem standardisierten Stresstest geringer ausfiel als ohne jegliche soziale Unterstützung. Umgekehrt zeigten Frauen keine stressdämpfenden Effekte bei vorliegender sozialer Unterstützung durch den Partner (Vgl., Ehlert, 2011, S. 294).
Eine andere Längsschnittstudie betrachtete Defizite in der sozialen Unterstützung als Prädiktoren für Depression und ob eine Depression zu einer Verminderung von sozialer Unterstützung führt. Die zu untersuchenden Personen bestanden aus adoleszenten Mädchen (n = 496) zwischen 11-15 Jahren. So erhielten für die Untersuchung geeignete Mädchen eine postalische Umfrage und nahmen zusätzlich an einem Interview teil. Erhoben wurden die Daten zu drei verschiedenen Zeitpunkten, nach einem und nach zwei Jahren. Insgesamt zeigte sich, dass das selbstwahrgenommene Defizit der elterlichen Unterstützung eine perspektivische Erhöhung depressiver Symptome oder den Anfang einer Depression vorhersagten. Mangelnde wahrgenommen Unterstützung der Peergruppe hatte einen solchen Einfluss nicht. Die Ergebnisse stützen demnach die Annahme, dass eine mangelnde soziale Unterstützung das Risiko für eine Depression erhöht. Dieser Erkenntnis gegenüber steht das Ergebnis, dass eine Depression eine Verminderung der wahrgenommenen sozialen Unterstützung der Peergruppe vorhersagte, allerdings keine Verminderung der wahrgenommenen elterlichen Unterstützung (Vgl., Stice et al., 2004, S. 155-158).
Dysfunktionale Kognitionen stellen im kognitiv-behavioralen Modell das zentrale Element zur Erklärung psychischer Störungen dar. Das Modell beschreibt, wie Individuen ihre Erlebnisse und Ereignisse auf kognitiver Ebene strukturieren. Nach dem kognitiv-behavioralen Modell führen externe Belastungen wie z.B. traumatische Erlebnisse oder Ereignisse nicht zu einer Belastung des Individuums. Im Laufe eines Lebens erwerben alle Individuen Einstellungen, Werte und Schemata. Zeigen sich diese dysfunktional, können für das Individuum ungünstige Interpretationen von Ereignissen und Erlebnissen entstehen. Diese wiederrum führen zu negativen und belastenden Emotionen bei Betroffenen. Als besonders relevant sind hierbei die kognitiven Prozesse das sich Sorgen und Grübeln. Neigen Individuen zu einem übermäßigen Grübeln, erleben diese häufig schwerere und längere dysphorische Phasen, zudem lehnt dieser Personenkreis häufig dem Grübeln entgegenwirkende Interventionen ab, als der Personenkreis der weniger grübelt (Vgl., Ertle et al., 2009, S. 44 f). Die kognitive Therapie vertritt die Ansicht, dass dysfunktionale Schemata und Kognitionen eine wichtige Rolle für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Störungen spielen. Zu den dysfunktionalen Schemata und Kognitionen zählen v.a. Fehlinterpretationen, negative Bewertungen und Wahrnehmungsverzerrungen. Die kognitive Therapie zielt auf eine Veränderung der dysfunktionalen Kognitionen ab, dadurch entsteht im Idealfall eine anhaltende therapeutische Verbesserung (Vgl., Mühlig & Poldrack, 2011, S. 545).
Eine weitere sich mit Kognitionen beschäftigende Theorie, ist die Theorie der kognitiven Dissonanz. Die Theorie nimmt an, dass wahrzunehmende Wiedersprüche zwischen der Eigenvorstellung und der erlebbaren Realität schwer auszuhalten sind und somit eine Dissonanz-Reduktion auslöst. Eine Dissonanz-Reduktion wird bspw. durch das Anpassen der eigenen Kognitionen und/oder durch das Uminterpretieren der Realität ausgelöst (Vgl., Mühlig & Poldrack, 2011, S. 545).
Die vorerst nur auf die Behandlung von Depressionen spezialisierte kognitive Therapie nach Beck, wurde auf einige weitere psychische Störungen, wie z.B. Angststörungen, Suchterkrankungen und Persönlichkeitsstörungen ausgedehnt. Die Annahme der kognitiven Therapie nach Beck ist eine maladaptive Informationsverarbeitung, welche sich in einer negativen Verzerrung der wahrnehmenden Realität zeigt. Die maladaptive Informationsverarbeitung gilt als ausschlaggebend für das Entstehen und Aufrechterhalten psychischer Erkrankungen. So ist das Denken depressiver Personen demnach durch kognitive Fehler und Denkfehler gezeichnet. Diese kognitiven Fehler und Denkfehler werden der Theorie nach durch negative Schemata bedingt, welche Beck als negative Grundannahmen betitelt. Unvorteilhafte Schemata führen das Denken in einer sich selbst aufrechterhaltenden Weise. So führt die eigene aktivierte Grundannahme des Gedankens „Ich bin wertlos“ dazu, dass die negative Gemütslage einer anderen Person als persönliche Ablehnung attribuiert wird. Dies bestätigt dann die Grundannahme „Ich bin wertlos“ (Vgl., Radkovsky & Berking, 2012, S. 37 f).
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- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2020, Klinische Psychologie. Risikofaktoren und Entstehung psychischer Störungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/958707
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