Die Grundlagen des Marxismus und der Hegel`schen Dialektik


Hausarbeit, 1999

5 Seiten, Note: 1-


Leseprobe


"Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein bestimmt, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, daßihr Bewußtsein bestimmt."

- Karl Marx

Die Hegel'sche Dialektik Benjamin Stemmer; Georg Wilhelm Friedrich Hegel(1770 - 1831), deutscher Philosoph.

Die sogenanntehegel'sche Dialektiksieht in der Welt nicht einen Komplex von Dingen, sondern einen Komplex von sich ständig in Bewegung befindlichen Prozessen. Es gibt nach dieser Auffassung keine Endgültigkeit und nichts Absolutes. Die Welt ist also einem ständigen Prozess der Veränderung unterworfen. Diese Entwicklung folgt demThese- Gegenthese-Synthese-Schema. Eine These - ein Prozess in die eine Richtung - wird mit einer Gegenthese - also ein entgegenwirkender Prozess - zur Synthese - die schließlich neue These - vereint. Es ist also ein ständiger Kreislauf.

Hegel wendet dabei eineidealistischeInterpretation der Welt an, die Materie sei ein Produkt des Geistes, oder: Aus der Idee folgt ein Ergebnis.

Die Marxistischen Theorien

Karl Heinrich Marx, wird im Jahre 1818 geboren und beginnt zunächst ein Studium mit dem Ziel, Rechtsanwalt zu werden. Bereits während des Studiums findet er den Kontakt zu den philosophischen Auffassungen derhegel'schen Dialektik. Er bricht das Studium aufgrund des der hegel'schen Dialektik unfreundlich zugewandten Kurses der Regierung ab und wird zunächst Journalist, später Chefredakteur bei der "Rheinischen Zeitung" in Köln. Zensur und schließlich Verbot der Zeitung zwingen ihn 1845 zur Emigration nach Paris, wo er seinen späteren Freund und ArbeitsgenossenFriedrich Engelskennenlernt. Mit ihm zieht er nach Brüssel und wird Mitglied im "Bund der Kommunisten". Nach der Deutschen Revolution kommt er zurück nach Köln und begründet die "Neue Rheinische Zeitung", die jedoch nach Zusammenbruch der Revolution ebenfalls verboten wird. Marx wird vor Gericht gestellt und ausgewiesen. Im Exil schreibt er seine wohl bekannteste Publikation: "Das Kapital" in drei Bänden, in welchen Marx seine kommunistischen Theorien auf die Gesellschaft überträgt. Er kann nur einen Band des "Kapitals" herausgeben, bevor er 1883 aus gesundheitlichen Gründen in London stirbt. Die Publikation der anderen Bände übernimmt Friedrich Engels.

Karl Marx übernimmt die hegel'sche Dialektik in seinen Theorien weitestgehend, jedoch nimmt er eine entscheidende Änderung vor. Marx geht nicht vomIdealismus, sondern Materialismusaus. Der Materialismus geht von der auf der Materie basierenden Idee aus; die Materie selbst sei die Grundlage von allem.

Basierend auf diesem Gedanken begründet Marx zunächst dendialektischen Materialismus. Dieser sieht in der Arbeit allgemein eineSelbstentfremdungdes Menschen durch Vergegenständlichung des eigenen Wesens. Die Arbeit, die der Mensch leistet wird zum Gegenstand und entfernt den Menschen von seinem Grundgedanken, der Freiheit. Die Mittel stehen also über dem Zweck. Demnach ist ein bürokratischer Staat in absolutem Gegensatz zum eigentlichen "Bürger sein" und "Mensch sein". Der bürokratische Staat betrachtet nur den Menschen als Bürger, der anarchistische Staat betrachtet den Menschen nur von der menschlichen Seite. Eine Kombination aus beiden Ansichten bezeichnet Marx als "die wahre Demokratie".

Dieser Grundgedanke des dialektische Materialismus setzt sich in allen späteren Werken Marx fort. Er kennt drei Stufen. 1) Die Erkenntnis, 2) die Kritik und 3) die Handlung. Bei der Erkenntnis wird die wahre Idee des menschlichen Zusammenlebens gesucht, in der Kritik wird dieser Zustand am gesellschaftlichen Ideal abgewogen und in der Handlung wird die resultierende Idee schließlich zur Realität.

Der dialektische Materialismus wird von Marx und später von Lenin zumhistorischen Materialismusausgeweitet. In diesem werden die Ideen des dialektischen Materialismus auf die Gesellschaft angewandt. Der historische Materialismus sieht die Materie als das einzig wichtige an und hält das Denken der Gesellschaft nur für einen Spiegel dieser Materie, der die Gesellschaft umgibt und ihre Ideen, Anschauungen und Theorien alsideologischenÜberbau wiedergibt. Die Materie in der Gesellschaft besteht für ihn aus derGeographieeines Staates, seinemWachstum, seinerBevölkerungsdichteund seinerProduktionsweisematerieller Güter. Diese Punkte erklären jede Gesellschaftsform, die gerade in einem Staat aktiv ist, wobei der Produktionsweise eine besondere Bedeutung zukommt. Sie wird ihrerseits unterteilt in 1) Die Produktivkräfte, also die Rohstoffe, Produktionsinstrumente, Arbeitsfähigkeit und Arbeitserfahrung der Gesellschaft sowie 2) dieProduktionsverhältnisse, also das Verhältnis von Menschen mit Produktionsmitteln zu denen ohne Produktionsmitteln. Die Produktionsweise ist daher so wichtig, da sie als einziges Teilelement der Gesellschaft einem ständigen aktiven Prozess unterworfen ist, oder sein sollte. Es werden im Zuge dieses Prozesses die Produktivkräfte ständig neu festgelegt, zum Beispiel durch Erfindungen und neue Produktionsmethoden oder Ausbeutung neuer Bodenschätze. Es ist daher auch eine Anpassung der Produktionsverhältnisse immer oder in gewissen Abständen nötig. Fehlt sie, sind Krisen von verschiedener Art die Folge. Wenn sich aber ein Teil der Gesellschaft weiterentwickelt, also die Produktionsweise, so hat dies Rückwirkungen auf die gesamte Gesellschaft, die sich dementsprechend mitentwickelt. Alles außerhalb dieser Gesellschaft, also auch ihr ideologischer Überbau ist langsameren und umwälzenden Entwicklungen unterworfen, die alle auf die Veränderungen der Produktivkräfte zurücklaufen.

Marx findet diese Entwicklung in der bisherigen Geschichte wieder. Von der Urgemeinschaft entwickelte sich die antike Sklaverei, daraus entstand der Feudalismus und daraus schließlich entstand die heute immer noch in der Gesellschaft vorfindbare Form des Kapitalismus. In der gesamten Geschichte jedoch sieht Marx dieAusbeutung, die sich in der ungerechten Aufteilung der Produktionsverhältnisse zeigt, als roten Faden. Demnach sind alle Entwicklungen bislang nur das Ergebnis vonKlassenkämpfen, die sich auch in einem von Klasse zu Klasse unterschiedlichen ideologischen Überbau zeigen. Da dieser Überbau aber von den Produktionsweisen der Klassen abhängt, herrscht also auch eine Art Ideologienkampf, der nur ein Spiegel des eigentlichen Klassenkampfes ist. Marx sieht auch klassenbedingte Unterschiede in der Art der ideologischen Entwicklung. Die Ideologien der oberen Klassen werden stets reaktionär zu den fortschrittlichen Ideologien der niederen Klassen stehen. Sie sind also langsamer und träger in ihrer Entwicklung.

ImKapitalismussieht Marx die Ausbeutung schon in einer nachteiligen Aufteilung der Produktionsverhältnisse. DieKapitalisten, also die Besitzer der Produktionsmittel sind in der deutlichen Minderheit gegenüber denProletariern, die ihrerseits von den Kapitalisten durch eine starke Entfremdung abhängen. Außen vor stehen dieLumpenproletarier, die nicht von Kapitalisten oder gar Proletariern ausgebeutet werden oder aktiv zur gesellschaftlichen Entwicklung beitragen, da sie keine Arbeitskraft aufwenden können oder wollen.Moderne Marxistensehen in der Gesellschaftsform des Kapitalismus eine ernst zu nehmende Gefahr, da sie eine Entwicklung - wenn überhaupt - nur in eine absolute Gesellschaft als Endziel zuläßt, in der immer weniger Kapitalisten Produktionsmittel besitzen und als Extrem schließlich nur noch einer. Diese Entwicklung wird begünstigt durch die Form der Ausbeutung, bei dem ein Kapitalist an einem Proletarier einen Mehrwert gewinnt, der ihm als Profitzufließt. Da aber im Zuge der zunehmendenGlobalisierungdie unterschiedlichsten Produktionsverhältnisse in unterschiedlichen Gesellschaftsformen auftreten und zunehmend miteinander verschmelzen, kommt es zu Krisen, in denen der Kapitalist zunächst darauf aus ist sich selbst legitimerweise als Teil der Entwicklung zu schützen. Das Proletariat ist dazu aber nicht in der Lage, da es keine Produktionsmittel besitzt und demzufolge auch keinen Profit hat. Da aber die Sicherung nur eines Gesellschaftsteiles wiederum Krisen nach sich ziehen muß, ist der Kapitalismus nach Auffassung moderner Marxisten nicht fähig einer weiteren Entwicklung, sieht man einmal von einer anderen Bezeichnung des Extremes ab.

Der Marxismus in all seinen Formen basiert sehr auf den philosophischen Gedanken Hegels, wenn sie auch in entscheidenden Punkten verändert wurden. So geht Marx schließlich von einem Endziel aus, nämlich der "wahren Demokratie" und Marx meint auch, daß Idee, Vernunft und Wirklichkeit erst die Erkenntnis liefern, während Hegel kein Endziel kennt und auch nur Prozesse als solches.

Also sind trotz gewisser Gemeinsamkeiten die Differenzen der beiden Philosophien so groß, daß sich aus Hegels Theorie nur eine Grundlage für weitere Theorien entwickeln und aus der Theorie von Marx eine Grundlage für Staatsformen abgeleitet werden konnte. Der Marxismus hat dabei mit einigen bekannten Menschen aus der Geschichte zu tun. Er wurde vonLenin zumMarxismus-Leninismusgemacht, eine Form, die annähernd dem Marxismus gleicht, von StalinzumStalinismusentwickelt, die wohl brutalste und schwärzeste Entwicklung des Marxismus und vonMao Tse-TungzumMaoismusverarbeitet, der von einer permanenten Revolution (Klassenkampf mit Sieg des Proletariats) ausgeht. All diese Spielarten des Marxismus können unter dem SchlagwortKommunismuszusammengefaßt werden, wobei jedoch ständig auf die einzelne Entwicklung hingewiesen werden sollte. Den Marxismus selbst mit der "Diktatur des Proletariats" in Verbindung zu bringen ist unsinnig, ebenso wie eine Verbindung mit "dem Russen", da der Marxismus - wie gesagt - nur die Grundlage der entstandenen Theorien und Staatsformen ist, auch wenn Marx selbst seine eigenen politischen Theorien entworfen hat. Diese sind unter dem Begriff der "politischen Konzeptionen Marx" zusammenzufassen.

Quellennachweise

Störig, Hans Joachim: "Kleine Weltgeschichte der Philosophie 2", Stuttgart 1969

Pötzsch, Horst: "Informationen zur politischen Bildung, Kommunistische Ideologie I", Stuttgart 1978, S4-19

Wetter, Gustav A.: "Sowjetideologie Heute", Frankfurt am Main 1962

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Die Grundlagen des Marxismus und der Hegel`schen Dialektik
Veranstaltung
Gymnasialer Deutschunterricht
Note
1-
Autor
Jahr
1999
Seiten
5
Katalognummer
V95874
ISBN (eBook)
9783638085526
Dateigröße
386 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Angefertigt wurde sie im Zusammenhang mit der Besprechung der Parabel "Der Gute Mensch Von Sezuan" von Bertolt Brecht
Schlagworte
Grundlagen, Marxismus, Hegel`schen, Dialektik, Gymnasialer, Deutschunterricht
Arbeit zitieren
Benjamin Stemmer (Autor:in), 1999, Die Grundlagen des Marxismus und der Hegel`schen Dialektik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95874

Kommentare

  • Gast am 29.7.2000

    Re "die Grundlagen des Marxismus und der Hegelschen Dialektik.

    Ich möchte nur zwei kurze Anmerkungen machen.

    Zum einen geht Hegel sehr wohl davon aus, daß es das Absolute gibt. Er spricht in diesem Zusamenhang von der "Idee", "Begriff", oder aber auch dem Weltgeist. Dieses Absolute ist schon von sich selbst gesetzt, bedient sich aber zur seiner Selbsterkenung dem Menschen als Vekikel auf dem Weg dorthin.

    Als zweites möchte ich darauf aufmerksam machen, daß es Marx war, der von einer "Diktatur des Proletariats war, sprach. Ja, er hielt selbige für unentbehrlich, auf dem Wege zum Sozialismus.

    Gruß Stefan

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Titel: Die Grundlagen des Marxismus und der Hegel`schen Dialektik



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