Gesichtsausdruck von Emotionen


Referat (Ausarbeitung), 1998

12 Seiten


Leseprobe


Gesichtsausdruck von Emotionen

Menschliche Gesichter interessieren wegen ihrer großen Ausdruckskraft. Ein menschliches Gesicht verfügt über zahlreiche Muskeln und Nerven, die keine augenscheinliche Funktion haben außer für eine reichhaltige Mimik zu sorgen. Dies Tatsache führte Darwin zu der Annahme, daß der Gesichtsausdruck ein Produkt der natürlichen Selektion sei.

Darwin machte 2 Annahmen zum Gesichtsausdruck:

1) Principle of Servicable Associated Habits

Gesichtsausdruck entstand phylogenetisch aus Gesichtsbewegungen, die einmal im Dienste des Überlebens gestanden haben.

Bsp.: Der Gesichtsausdruck, den wir zeigen, wenn wir ärgerlich sind, ist ein Teil dessen, was unserer Vorfahren taten, wenn sie einen Gegner mit den Zähnen angegriffen haben.

Weiterhin argumentiert Darwin, daß aufgrund der häufigen Assoziation zwischen Gefühlszustand und den Gesichtsbewegungen, die ihn zwangsläufig begleiteten, dieser Gesichtsausdruck schon bald auftauchte, wenn das Individuum in den Gefühlszustand geriet (konditioniert?).

2) Facial Feedback Hypothesis

Der Gesichtsausdruck wirkt sich wiederum auf den Gefühlszustand aus, der ihn evoziert hat. Indem die Emotion durch den Gesichtsausdruck dargestellt wird, intensiviert sich die Emotion.

1) Universalität des Gesichtsausdrucks

Darwins 1. Annahme: Principle of Servicalbe Associated Habits

Darwin argumentierte, daß die Frage, ob der Gesichtsausdruck phylogenetisch entstanden sei und damit vererbar sei gleichzusetzen mit der Frage sei, ob der Gesichtsausdruck kulturübergreifend universal sei.

EX Ekman & Friesen, 1975

Ekman sammelte mehrere Gesichtsaufnahmen, die 6 Emotionen darstellen:

- Happiness = Freude

- Sadness = Traurigkeit

- Disgust = Ekel

- Anger = Ärger, Wut

- Suprise = Überraschung

- Fear = Furcht, Angst

Diese Bilder legte er dann Vpn aus den verschiedensten Kulturen vor.

Die Vpn wurden gebeten, die Emotion zu benennen, die die Person auf dem Bild zeigte.

Die erste kulturvergleichende Studie beinhaltete Vpn aus den USA, Brasilien, Chile, Argentinien und Japan.

Die Ergebnisse zeigten eine beachtliche Übereinstimmung diesbezüglich, welche Gesichter welchen Emotionen zuzuordnen seien. Es gibt keinen Zweifel daran, daß die Ergebnisse Darwin`s und Ekman`s Annahme, der Gesichtsausdruck sei phylogenetisch erblich (*** innate) und kulturübergreifend universal.

Aber: Es gibt ein Problem mit dieser Studie:

So unterschiedlich diese Kulturen auch sind, es sind alles moderne, "zivilisierte" Kulturen.

Vielleicht haben die Leute dieser Kulturen alle die gleiche Vorstellung davon, wie welcher

Gesichtsausdruck bei welcher Emotion auszusehen hat, und zwar nicht, weil sie alle dieselben Gene teilen, sondern weil sie alle die gleichen Spielfilme und Fernsehsendungen gesehen haben.

EX Ekman et al.

Diesmal begab sich Ekman in den Busch von Neu-Guinea und zeigte seine Bilder den Mitgliedern dieses "unzivilisierten" Volkes. Erst 14 Jahre vor dieser Studie hatte dieses Volk keinen Kontakt zu Menschen außerhalb des Volkes. Zum Zeitpunkt der Studie hatte einige wenige Kontakt mit Leuten aus dem Westen gehabt, die meisten jedoch nicht.

Ekman wählte für seine Studie Menschen aus, die noch nie einen Film gesehen hatten, weder

Englisch noch Pidgin sprachen, nie in einer westlichen Einrichtung gelebt hatten und auch nicht für kaukasische Leute arbeiteten.

Aber auch hier fand sich eine überzeugende Übereinstimmung zwischen Emotion und Bild!!! Aber: Es gab einen Unterschied!:

Das Volk aus Neu-Guinea war sich mit den Leuten aus dem Westen uneinig bezüglich der Unterscheidung zwischen Angst/Furcht und Überraschung!

Allerdings muß man dem zugute halten, daß im Alltag eine Person kaum erschreckt ist ohne überrascht zu sein...

EX Ekman et al., Follow-up Studie

Vpn aus New Guinea wurden gebeten, eine der 6 Ekman`schen Emotionen darzustellen und wurden auf Video aufgezeichnet. Amerikanische College-Studenten sollten die mit den Bildern einhergehende Emotionen ausfindig machen - und waren erfolgreich.

Diese Ergebnisse unterstreichen allesamt die Ansicht, daß es sich um einen unversalen,

kulturübergreifend gültigen Zusammenhang zwischen Emotion und Gesichtsausdruck gibt, zumindest für die sog. "Basis-Emotionen" (über deren Gültigkeit man sich ja auch noch streiten kann).

Diese Befunde wurden in zweierlei Hinsicht ausgedehnt:

1) EX Ekman, Friesen, O´Sullivan, Krause et al. (1987)

Universals and Cultural Differences in the Judgments of Facial Expressions of Emotion Haben die Liste der Kulturen, die den Gesichtsausdruck eines anderen richtig erkennen,

um einige Länder erweitert.

Sie umfaßt nun: Italien, Schottland, Estonia (Estland?), Griechenland, Deutschland, Hong Kong, Sumatra und die Türkei.

2) EX Ekman & Friesen, 1986:

A New Pan-Cultural Facial Expression of Emotion

Außerdem scheint es weitere Universalitäten zu geben, die über die Ekman`schen 6 Grundemotionen hinaus zu gehen scheinen:

Zufriedenheit, z.B., hat ganz offensichtlich einen universalen Ausdruck. EX Eibl-Eibesfeldt, 1973:

Der Augenbrauengruß

Hat etwas gefunden, das er für eine universale Geste hält, obwohl es höchstwahrscheinlich nicht Teil des Emotionsausdrucks ist.

Er filmte das öffentliche Leben verschiedener Kulturen, und zwar unter zurhilfenahme eines sehr

raffinierten Tricks: Seine Kamera zeichnete nicht das auf, von dem man glaubte, es spiele sich vor

ihrer Linse ab, sondern sie zeichnete das auf, was seitlich der Kamera vonstatten ging! D.h. die Leute wußten nicht, daß sie gefilmt wurden und verhielten sich völlig unbedarft und natürlich.

Mit Hilfe dieser Technik hat Eibl-Eibesfeldt den sog. "Augengruß" (Eyebrow Flash) entdeckt, den er in Kulturen von Frankreich bis Samoa beobachten konnte.

Es handelt sich dabei um das Hochziehen der Augenbrauen für ca. 1/6 Sekunde, und man kann es immer dann beobachten, wenn zwei Leute, die sich kennen, sich treffen und sich grüßen.

Die taub-blinden Kinder

Desweiteren hat er eine zweite wichtige Beobachtung in Sachen Universalität nonverbalen Verhaltens gemacht. Er fand heraus, daß taub-blinde Kinder den selben Ausdruck zeigen wie gesunde Kinder. Natürlich reagieren diese Kinder auf unterschiedliche Stimuli, aber der Punkt ist, daß ihr Gesichtsausdruck im großen und ganzen dem der gesunden Kinder entspricht). Wie könnten sie diesen Ausdruck gelernt haben? Vielleicht durch das Abtasten der Gesichter? Vielleicht. Aber es gibt Kinder, deren Mütter während der

Display Rules

Menschen aus mediterranen Kulturen sind der Stereotype nach expressiv, während hingegen Leute aus dem asiatischen Raum sich zurückhaltend verhalten. Wie kann das sein, wenn der Gesichtsausdruck doch universal sein soll?

Dies hat etwas mit "Display Rules" zu tun. Ekman:

Display Rules sind soziale Regeln, die bestimmen, unter welchen Umständen welche emotionalen Ausdrücke gezeigt werden dürfen.

Nach Ekman gibt jede Kultur ihren Nachfahren im Laufe ihrer Sozialisation Regeln vermittelt, unter welchen Umständen welche Emotionen gezeigt werden dürfen und wann nicht.

EX Ekman, 1973

Hypothese: Wenn Menschen aus Kulturen wie z.B. Japan, die großen Wert auf die Unterdrückung des emotionalen Ausdrucks legen, doch Emotionen zeigen, dann sind diese gleich den Gesichtsausdrücken der westlichen Kulturen.

Vpn waren 25 Studenten der Wadsea University in Tokyo und 25 Studenten der University of California in Berkeley.

Ein Vl der jeweiligen Kultur erklärte, daß es in diesem Experiment um physiologische Reaktionen auf Streß gingen. Um diese zu unterstreichen, wurden die Vpn an Elektroden angeschlossen, die ihre Herzrate und andere physiologische Maße erfassen sollten.

Desweiteren erklärte der Vl, daß sie nun einen Film sehen würde, der dazu konzipiert worden sei, daß er bei den Vpn Streß auslöse, Angst und Ekel. Dann verließ der Vl den Raum und zeigte erst einen neutralen Film und dann den "Streß-Film". Während des Films wurden auch, und dies war den Vpn unbekannt, der Gesichtsausdruck der Vpn aufgezeichnet. Nachdem die Vpn die Filme gesehen hatte, wurden sie vom Vl bezüglich ihrer emotionalen Reaktionen auf die Filme interviewt. Auch während des Interviews wurde de rDie Videobänder, mit denen der Gesichtsausdruck aufgezeichnet worden war, waren auf eine sehr schlaue Weise (, die im Sabini leider nicht näher erläutert wird, Anmerkung D.M.), kodiert, so daß sie jeden Hinweis auf einen Gesichtsausdruck aufnahmen (???, D.M.).

Die Ergebnisse der Dekodierung zeigten, daß der Gesichtsausdruck der Amerikaner und der Japaner sehr ähnlich bis fast gleich war solange sie jeweils alleine im Raum waren!! Aber sie zeigten sehr große Unterschiede, sobald sie sich mit dem Vl unterhielten !!!!!

Während des Interviews zeigten die Amerikaner nämlich weiterhin einen negativen Gesichtsausdruck während hingegen der der Japaner auf einmal positiv wurde - alles andere wäre in der Kultur der Japaner nämlich unhöflich.

Der Gesichtsausdruck der Japaner und der Amerikaner ist also weitgehend gleich; die Kulturen unterscheiden sich aber dahingehend, daß die Japaner gelernt haben, ihre Emotionen, und hier insbesondere die negativen, aus Gründen der Höflichkeit zu unterdrücken.

Darwin`s 2. Annahme: Die Facial Feedback Hypothesis Facial Feedback

Darwin ging davon aus, daß, wenn man es zuläßt, daß das Gesicht die momentane Emotion ausdrücken darf, dies die Emotion, die zu dem Gesichtsausdruck geführt hat, verstärkt.

Und wenn man sich die James-Lange-Theorie anschaut, dann war James sicherlich auch der Ansicht, daß jede Art von Emotionsausdruck die Emotion intensiviert.

Streng genommen gibt es eigentlich sogar zwei Varianten der Facial Feedback Hypothese, die starke und die schwache.

Die "starke" Variante der Facial Feedback Hypothesis

Die starke Variante geht davon aus, daß der Gesichtsausdruck sowohl Qualität wie Intensität der Emotion bestimmt.

Die "schwache" Variante der Facial Feedback Hypothesis

Die schwache Variante geht davon aus, daß der Gesichtsausdruck zwar die Intensität einer Emotion beeinflussen kann, nicht aber deren Qualität.

Den Unterschied zwischen diesen beiden Hypothesen zu erkennen ist superwichtig!!

Man erinnere sich bitte an die Emotionstheorie von Cannon bzw. dessen Kritik an der James-Lange- Theorie, die zum Experiment von Schachter & Singer geführt hat. Dieser Ansatz geht davon aus, daß das Feedback des Arousals vom autonomen Nervensystem viel zu diffus und langsam sei, um primäre Emotionsquelle für die Qualität der Emotion zu sein. Von daher muß es eine weitere Informationsquelle geben. Nun erinnere man sich bitte auch an die Theorie der Informationssuche in der unmittelbaren und sozialen Umwelt Dann gibt es aber noch eine andere Informationsquelle, die wir in Betracht ziehen können, wenn wir wissen wollen, welche Qualität unsere Emotionen haben, die wir gerade durchleben: Nicht die Gesichter unserer Umgebung, sondern unsere eigenen Gesichter.

Da das Gesicht ja reichlich mit Nerven und Muskeln ausgestattet ist, ist das Gesicht - im Gegensatz zum sympathischen Nervensystem - durchaus eine potentielle Quelle zur Feststellung der Natur einer Emotion. Diese Annahme wird natürlich durch den Befund eines universalen Gesichtsausdrucks, zumindest in Bezug auf einige wenige Basis-Emotionen, unterstützt. Das Gesicht könnte also die Rolle spielen, die Schachter & Singer der Umwelt zuschreiben: Sag` mir, welche Emotion ich fühle.

Hm, und was machen wir jetzt mit der Facial Feedback Hypothesis...?

Der Gesichtsausdruck:

Notwendig oder sogar hinreichend, um Emotionen zu erleben? EX Tourangeau & Ellsworth (1979)

Zeigten ihren Vpn drei versch. Filme:

1) Angst-induzierender Film

2) Traurigkeit-induzierender Film

3) Neutraler Film.

Während sie den Film sahen, mußten sie ihr Gesicht in einer von drei bestimmten Positionen halten:

1) Ängstlicher Gesichtsausdruck

2) Trauriger Gesichtsausdruck

3) Neutraler Gesichtsausdruck

4) Keine Instruktion .

Dann kombinierten sie die Bedingungen so, daß einige Vpn einen Gesichtsausdruck entsprechend dem Film hatten, andere hatten einen entgegengesetzten Gesichtsausdruck.

Wenn jetzt also die starke Version der Facial-Feedback-Hypothese zutreffen würde, sollten die Vpn mit "passendem" Gesichtsausdruck intensivere Emotionen erleben als die der anderen Bedingungen (äh, bei der schwachen Version doch auch, oder?, Anmerkung D.M.)

Ergebnisse

Die Ergebnisse waren recht dramatisch: Obwohl die Filme einen starken Einfluß auf die erlebten

Emotionen hatten (sowohl im Selbst-Bericht als auch in der Beobachtung und in den physiologischen

Reaktionen), hatte der Gesichtsausdruck keinerlei Einfluß auf Art und Intensität der Emotion!! Es war völlig egal, was die Vpn mit ihren Gesichtern anstellten.

Diese Ergebnisse widersprechen vehement beiden Formen der Facial-Feedback-Hypothese!!!

Die Veröffentlichung dieses Experiments von Tourangeau & Ellsworth führte zur einer Vielzahl von

nachfolgenden Kritiken und Untersuchungen, von denen die meisten sich um die "Rettung" der FacialFeedback-Hypothese in irgendeiner Weise bemühten.

Die Kritiken bezogen sich meist auf methodische Aspekte, v.a. mit dem Argument, daß die Vpn ihre Gesichter vermutlich sowieso nicht in der gewünschten Position gehabt hätten, die dem natürlichen, spontanen Ausdruck von Emotionen entspreche (so z.B. Hager & Ekman, 1981; Izard, 1981; Tomkins, 1981).

Tourangeau & Ellsworth erwiderten darauf, daß ihre Studie, wie jede andere, weit davon entfernt sei, perfekt zu sein, aber daß sie dennoch unwiderlegbare Beweise dafür liefere, daran zu zweifeln, daß der Gesichtsausdruck notwendig oder sogar hinreichend sei, um Emotionen zu erleben (Ellsworth & Tourangeau, 1981).

Gesichtsausdruck und Intensität von Emotionen

Ein zentrales Problem der Facial-Feedback-Hypothese liegt darin, daß der Vl die Vpn dazu kriegen muß, eine Gesichtsposition einzunehmen, ohne daß die Vpn den Gegenstand der Studie vermutet.

Strack, Martin und Stepper haben diese Herausforderung allerdings mit viel Kreativität angenommen. EX Strack, Martin & Stepper (1988)

Studie 1

Der Versuchsaufbau

Erzählten ihren Vpn, in dem Experimente gehe es um die Probleme, den Leuten mit frischen

Behinderungen z.B. nach einem Unfall in ihrem Alltag begegnen, nämlich altbekannte Dinge wie z.B. das Schreiben auf eine neue Art ausführen zu müssen, z.B. mit den Füßen oder mit dem Mund. Dann wurde die Vpn aufgefordert, mit einem Stift zu schreiben, ohne ihre dominante Schreibhand zu benutzen.

1) Einige Vpn wurden gebeten, ihre nicht-dominante Hand zu benutzen ==> keine Manipulation des Gesichtsausdrucks

2) Einige Vpn wurden gebeten, den Stift zwischen den Zähnen zu halten, ohne ihn mit den Lippen zu berühren ==> Lächeln

3) Einige Vpn wurden gebeten, den Stift mit den Lippen festzuhalten, ohne ihn mit den Zähnen zu berühren ==> Stirnrunzeln

Die abhängige Variable

Die Vpn sollten auf einer Rating-Skala angeben, wie lustig sie bestimmte Cartoons finden. Das Ergebnis

- Die "stirnrunzelnde Lippenhalter" schätzten die Cartoons weniger lustig ein als die KG.

- Dir "lächelnden Zähnehalter" schätzten die Cartoons lustiger ein als die KG

==> Also ein Beleg FÜR die Facial-Feedback-Hypothese!!!

Studie 2

Der Versuchsaufbau und die AV´s

Die Vl baten die Vpn um eine Beurteilung, wie

1) objektiv lustig sie die Cartoons fanden und wie

2) sie persönlich sich über die Cartoons amüsierten. Das Ergebnis

Die Ratings, wie objektiv lustig der Cartoon sei wurden von der "Stift-Halte-Bedingung" nicht beeinflußt,

wohl aber, wie stark die Vpn sich persönlich über den Cartoon amüsierten!!!

==> Dies unterstützt die (schwache Version der) Facial-Feedback-Hypothese:

Das Feedback des Gesichts liefert also Informationen über die Intensität einer Emotion. EX Stepper & Strack (1993)

Der Gesichtsausdruck ist nicht die einzige Informationsquelle, auch andere Körperpositionen spielen eine Rolle.

Der Versuchsaufbau

Er erzählte seinen Vpn, sie nähmen an einer Studie zur Ergonomie teil, weshalb sie das Experiment in einer bestimmten Körperhaltung zu absolvieren hätten:

1) normal aufrecht sitzend

2) streng gerade aufrecht sitzend

3) in sich zusammengesunken sitzend

Dann mußten die Vpn eine Aufgabe bearbeiten und allen wurde gesagt, sie seien in der Aufgabe erfolgreich gewesen.

Die abhängige Variable

Beeinflußte die Körperhaltung den Stolz, den sie auf die Lösung der Aufgabe empfanden? Das Ergebnis

Ja! Stolz führt also nicht nur dazu, daß man seine Nase hoch in der Luft trägt, sondern die Nase hoch in der Luft zu tragen führt auch dazu, daß man sich stolz fühlt!

2) Evolution und Gesichtsausdruck

Paul Ekman hat viele Beweise angeführt, die für die Universalität und Erblichkeit oder "Angeborenheit" einiger menschlicher Gesichtsausdrücke sprechen.

Dies führt unweigerlich zu der Frage, warum diese sich im Laufe der Phylogenese durchgesetzt haben, wo sie herkommen.

Auf diese Frage gibt es im Prinzip 2 Antworten, die beide auf Darwin zurückgeführt werden können.

Der Direct Readout View < -- >

Die sozialpsychologische Kommunikationstheorie Der Direct Readout View (zurückgehend auf Darwin)

Der Direct Readout View des emotionalen Ausdrucks geht davon aus, daß der emotionale Ausdruck auf eine andere Art entstanden ist, nämlich dadurch, daß eine mechanische Verbindung zwischen bestimmten Gesichtsausdrücken und Emotionen entstanden ist und daß der spontane emotionale Ausdruck immer den aktuellen emotionalen Zustand des Organismus reflektiert (Bsp.: Gänsehaut).

(Wo ist der Unterschied zum Principle of Serviceable Associated Habits ?, Anmerkung, D.M.) Die sozialpsychologische Kommunikationstheorie (Sir Julian Huxley)

Die sozialpsychologische Kommunikationstheorie des emotionalen Ausdrucks geht davon aus, daß der emotionale Ausdruck deshalb entstanden ist, weil sie das Verhalten anderer Organismen auf eine bestimmte Art beeinflussen (Bsp.: Bowling).

Gesichtsausdruck, wenn wir allein sind, tritt dann auf, wenn wir uns in Gedanken in einer sozialen

Situation befinden (Fridlund: Film mit Freund zusammen anschauen, Freund schaut Film im anderen Zimmer, Freund macht Aufgabe im anderen Zimmer, kein Freund).

Beide Theorie gehen von der Annahm aus, daß wir unseren Gesichtsausdruck im Laufe der Phylogenese entwickelt und von unseren Vorfahren geerbt haben.

Täuschungen entdecken

Unsere alltäglichen Erfahrungen mit Emotionen legen nahe, daß der emotionale Ausdruck nicht völlig unter unserer Kontrolle ist. Immerhin müssen wir uns beim Poker-Spiel gehörig zusammenreißen, wenn wir unsere Stellung nicht verraten wollen.

Ist es möglich, die offensichtliche Tatsache, daß wir unsere Emotionen nicht völlig unter Kontrolle haben, mit der sozialpsychologischen Kommunikationstheorie unter einen Hut zu kriegen?

Dazu sollte man sich die Signalisierungssysteme aus evolutionärer Perspektive betrachten. Signalisierungssysteme

Aus dem Blickwinkel des Senders

Man stelle sich vor, man würde ein Signalisierungssystem erstellen, um den internalen Status eines Individuums darstellen zu können. Und man stelle sich weiterhin vor, man wäre nur daran interessiert, die Interessen des Individuums darzustellen. Was würde das System signalisieren?

Man stelle sich vor, es wäre wie die "Gänsehaut" programmiert, so daß das System immer den

wahren inneren Zustand reflektiert. Wie schon bereits erwähnt, ist das etwas problematisch. Es könnte Situationen geben, in denen es im Interesse des Individuums läge, falsche Signale abzugeben, um den Gegner bzw. den Konkurrenten in die Irre zu führen. Um dieses Problem zu lösen, muß man dem Individuum Kontrolle über das Signalisierungssystem verleihen, so daß es signalisieren kann, was gerade in seinem Interesse Aus dem Blickwinkel des Empfängers

Man stelle sich dieses System nun aus dem Blickwinkel des Empfängers vor. Wenn das

Signalisierungssystem nun nur das signalisiert, was der Sender auch will, welchen Grund hätte der Empfänger dann, auch nur einen Bruchteil dessen zu glauben, was ihm signalisiert wird?

Das Dilemma

Kommunikationssysteme entwickeln sich unter Berücksichtigung dieser Spannung zwischen den

Interessen des Senders und den Interessen des Empfängers. Wenn so ein System zu gut an die

Interessen des Senders angepaßt ist, dann besteht die Gefahr, daß der Sender es mißbraucht und im Laufe der Phylogenese vom Empfänger ignoriert wird. Ein Signalisierungssystem, das bestehen will, muß sowohl den Interessen des Senders als auch denen des Empfängers entsprechen.

Einige Signalisierungssystem, die von Primaten benutzt werden, werden tatsächlich vom Sender

kontrolliert. Die menschliche Sprache ist bsp.w. so ein System. Aber auch andere Primanten haben

solche Systeme. Robert Seyfarth & Dorothey Cheney haben z.B. gezeigt, daß es bei den Vervet-Affen (? ***, D.M.) eine komplexes System von Rufen gibt, die eine Vielzahl von sozialen Funktionen aufweisen, wie z.B. die anderen Mitglieder vor einem Feind zu warnen. Diese Signale scheinen vom Sender kontrolliert zu werden.Die Lösung

1. Möglichkeit

Eine Möglichkeit, diesen unvermeidlichen Interssenkonflikt zwischen Sender und Empfänger zu lösen, ist es also, daß der Empfänger lernt, diese Signale eines unzuverlässigen Senders einfach zu ignorieren. Aber diese Lösung ist mit einem großen Aufwand verbunden. Zum einen kann es nur bei solchen Spezies funktionieren, die über stabile soziale Beziehungen verfügen: Wenn die meisten Signale, die man empfängt, von fremden Individuen kommen, die man mit "an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" ;-) nicht 2. Möglichkeit

Die andere Lösung liegt darin, dem Sender nur eine begrenzte Kontrollmöglichkeit über seine Signale zu geben, also das System so zu konstruieren, daß es Informationen über den wahren emotionalen Status durchsickern läßt, sogar dann, wenn der Sender versucht, diesen Status zu verbergen oder wenn er versucht, etwas ganz anderes zu signalisieren.

Ein "leckes" System, das weder voll unter der Kontrolle des Senders liegt noch sich voll seiner

Kontrolle entzieht, stellt einen Kompromiß zwischen den Interessen des Senders und denen des Empfängers dar.

Das Gesicht und das Verbergen von Emotionen

Ekman`s FACS: "Wahres" Lächeln vs. maskiertes Lächeln

Welche Lösungsmöglichkeit entspricht nun dem menschlichen Gesichtsausdruck? Ist es ein "leckes" System? Neuere Studien legen nahe, daß das Gesicht unsere "wahren" Emotionen "durchsickern" läßt; das künstliche Lächeln, daß wir anderen gegenüber zeigen, wenn wir versuchen, unsere Emotionen zu verbergen kann tatsächlichen vom "echten" Lächeln unterschieden werden; zumindest können das sorgfältig geschulte Beobachter. Paul Ekman konnte zeigen, daß Beobachter, die sein FACS1 zur Kodierung verwenden, ein maski

Das EMG verrät alles!

Wenn du vorhaben solltest, Poker zu spielen, solltest du es deinen Gegnern nicht erlauben, daß sie dein Gesicht mit EMG-Elektroden vollpflastern, denn es gibt recht eindeutige Beweise dafür, daß die zugrundeliegende neurale Aktivität an spezifischen Punkten in deinem Gesicht eine recht präzise Wiedergabe deiner affektiven Reaktion leisten kann.

(z.B. Cacioppo, Bush & Tassinary, 1992).

Diese Belege sprechen dafür, daß trotz unseres besten Bemühens, unseren emotionalen Ausdruck zu verbergen, eben dieser Ausdruck dennoch von unserem Gesicht abgelesen werden kann.

Aber das bedeutet nicht, daß wir unter normalen Umständen echte Emotionen einfach so aus dem Gesicht ablesen können!

Es gibt in der Tat auch Nachweise dafür, daß wir diesbezüglich sogar ziemlich schlecht sind: EX Ekman & Friesen (1974)

baten den Dekan einer Krankenpflegeschule, 16 weibliche Anfänger für eine Studie zur Täuschung in der Kommunikation auszuwählen. Sie erzählten den Krankenpflege-schülerinnen, daß eine der wichtigsten Fähigkeiten in ihrem Beruf das Verbergen von emotionalen Reaktionen vor Patienten und deren Angehörigen sei. Schließlich könne niemand eine Krankenschwester brauchen, die mit Entsetzen auf potentiell entsetzliche Tatsachen reagiere; Kranken-schwestern müßten beruhigend sein, unabhängig von den offensichtlichDie Vpn sahen 4 Filme und wurden danach zu ihren Gefühlen befragt. 2 Der Filme bestanden im wesentliche aus angenehmen Szenen, aber die anderen beiden medizinische Lehrfilme, die Amputationen und die Versorgung schwerer Brandverletzungen zeigten. Die Vpn wurden instruiert, beim Berichten ihrer Gefühle zu den angenehmen Filmen und zu einem der stressigen Filme ehrlich zu sein, aber bei dem anderen Lehrfilm sollten sie sich geben, als hätten sie diesen als sehr angenehm empfunden!

Die Interviews wurden auf Video aufgezeichnet, und die besten der 16 Interviews wurden einer Jury vorgestellt. Einige Beobachter sahen auf dem Band nur das Gesicht der Vpn, aber nicht ihren Körper; andere Beobachter sahen nur den Körper, aber nicht das Gesicht.

Den Beobachtern wurde gesagt, daß einige der Interviews ehrlich waren, einige seien es nicht. Ihre Aufgabe bestand darin, diese Interviews voneinander zu unterscheiden.

Das Ergebnis

Die Beobachter konnten die getäuschten Videos mit größerer Genauigkeit erkennen, wenn sie nur den Körper und nicht das Gesicht der Interviewten sahen. Bezüglich der ehrlichen Interviews hingegen ergab sich dieser Unterschied nicht.

Die Interpretation

Warum dies so war, ergab sich aus den Antworten der Krankenpflegeschülerinnen:

Die Vpn wurden gefragt, auf was sie während der getäuschten Interviews besonders geachtet hätten - und dies war, wie die Autoren erwarteten, natürlich das Gesicht: Sie strengten sich sehr an, ihren Gesichtsausdruck zu kontrollieren, wenn sie Emotionen vortäuschten, bezüglich ihres Körpers waren sie weniger aufmerksam. Also gingen die Vpn davon aus, daß ihr Gesicht die wahren Emotionen durchsickern lassen würde und arbeiteten deshalb daran, dieses unter ihre Kontrolle zu bekommen.

Die Resultate zeigen, daß das Gesicht, obwohl es eine gute Informationsquelle über die Emotionen der Person ist, nicht so gut geeignet ist, um Täuschungen zu entdecken, weil die Menschen wissen, daß ihre Gesichter Täuschungs-Cues zeigen und deshalb eine sehr starke Kontrolle über ihren Geschichtsausdruck ausüben. Auf der anderen Seite kontrollieren die Menschen die Bewegungen ihres Körpers und insbes. ihrer Beine weniger (z.B. sich krümmen), wenn sie versuchen, jemanden zu täuschen.

Das Gesicht und der Körper sind jedoch nicht die einzigen Informationsquellen, wenn man einen Täuschungsversuch als solchen erkennen will: Die Stimmlage kann die betreffende Person auch verraten.

Eine Täuschung entdecken < -- > Das Verborgene entdecken

Es ist natürlich ein Unterschied, ob man entdeckt, daß eine Person ihre wahren Emotionen verbirgt oder ob man entdeckt, welche Emotionen sie verbirgt.

Es gibt Forschungsergebnisse, die belegen, daß wir wesentlich besser sind, wenn es darum geht, zu erkennen, daß jemand etwas zu verbergen versucht als wenn es darum geht, zu erkennen, was nun konkret verborgen wird. Diese Ergebnisse belegen auch, daß Menschen, die recht gut im Erkennen eines Täuschungsmanövers sind, nicht unbedingt auch gut darin sind, die eigentlichen, wahren Gefühle zu erkennen (DePaulo & Rosenthal, 1979).

EX DePaulo & DePaulo (1989)

haben erfahrene Verkäufer auf Video aufgezeichnet, wie sie gerade ihre Waren anpriesen. In einigen Fällen machten sie ihre Angebote für Konsumartikel, die sie tatsächlich mochten, in anderen Fällen mochten sie den Artikel nicht (???).

Studenten aus dem Grundstudium sahen diese Videos und sollten die eigentlichen Intentionen des Verkäufers bestimmen.

Die Ergebnisse legen nahe, daß die Vpn sich nicht durch die Anpreisungen völlig zum Narren halten ließen, denn sie vermuteten, daß die ausgedrückten Einstellungen nicht den wahren Einstellungen entsprachen. Aber die Vpn waren nicht in der Lage, die Artikel zu bestimmen, die die Verkäufer mochten und welche sie nicht mochten.

Diese Ergebnisse zeigen, daß man mit ausreichender Erfahrung durchaus in der Lage ist, seine

Täuschungs-Cues zu verbergen - zumindest so gut, um einen durchschnittlichen Konsumenten zu täuschen.

Geschlecht und nonverbale Cues

Es ist allgemein bekannt, daß Frauen intuitiver sind als Männer, und eine Interpretation, warum dies so sein könnte, ist die, daß Frauen besser nonverbale Signale lesen können als Männer.

Judith Hall konnte in ihrer Review über 75 Aufsätze zu diesem Thema diese Annahme bestätigen. In kontrollierten Studien zeigte sich wiederholt, daß Frauen den Männern im Dekodieren von nonverbalen Signalen, egal ob von Männern oder von Frauen, eindeutig überlegen sind, was die Genauigkeit anbelangt (Hall, 1978).

Hall`s Review beinhaltet alle Studien, in denen Männer und Frauen in ihrer Fähigkeit, nonverbale Signale zu dekodieren, verglichen wurden.

Nun nehme man mal aber an, es seien nur Studien verglichen wurden, in denen Täuschungen am

Werke waren. Sind Frauen auch dann besser als Männer, wenn es darum geht, durchsickernde Cues zu entdecken? Die Antwort scheint "Nein" zu sein. Frau sind besser beim Interpretieren von offenen, unverdeckten Gefühlsausdrücken, aber sind nicht besser als Männer (oder sogar schlechter) beim Erkennen von verdeckten durchsickernden Affekten.

Warum könnten Frauen im Lesen von Gesichtsausdrücken besser sein als Männer? Sara Snodgrass meinte, daß dies eine Konsequenz der Tatsache sein könnte, daß Frauen in unserer Kultur im allgemeinen minderwertigere Positionen einnehmen als Männer und Menschen in einer untergeordneten Position seien den Gemütszuständen der ihr übergeordneten Personen gegenüber besonders empfindsam. Es ist weniger wichtig, daß die Übergeordneten ihren Untergeordneten gegenüber empfindsam sind.

EX Snodgrass, 1992

Und in einem Experiment, in dem Frauen und Männer künstlich eine unter- oder übergeordnete

Position zugeordnet bekamen und dann für ca. 1 Stunde miteinander interagierten, zeigte sich, daß es keine Unterschiede gibt zwischen Männern und Frauen in Bezug auf die emotionale Empfindsamkeit bzw. Sensitivität. Aber es zeigt sich, daß die Untergeordneten, unabhängig von ihrem Geschlecht, empfindsamer waren als die Übergeordneten.

Der Ausgleich der Interessen von Sender und Empfänger

Zumindest im Labor-Setting erkennen die Menschen eine Täuschung aufgrund der nonverbalen Cues besser als es per Zufall sein könnte.

Aber im Alltag scheinen wir im allgemeinen beim Erkennen von Täuschungen das Zufalls-Niveau nicht zu überschreiten. In dem Wettstreit zwischen den Sendern, die ihren Ausdruck kontrollieren wollen, und den Empfängern, die die Wahrheit unter dem kontrollierten Ausdruck herausfinden wollen, gibt es einen minimalen Vorteil zugunsten des Empfängers (Zuckerman, DePaulo & Rosenthal, 1981).

Die evolutionäre Perspektive stimmt mit diesen Befunden überein. Ein großer Vorteil zugunsten des Empfängers würde das System untergraben, indem er den evolutionären Vorteil den wenig ausdrucksstarken Sendern zuspielen würde. Aber ein großer Vorteil zugunsten des Empfängers würde das System ebenfalls untergraben, indem es dazu führt, daß die Empfänger die Signale gänzlich ignorieren.

Kommunikationssystem erfordern also eine sorgfältige Balance zwischen den Interessen von Sender und Empfänger.

1 Facial Affect Coding System

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Gesichtsausdruck von Emotionen
Autor
Jahr
1998
Seiten
12
Katalognummer
V95976
ISBN (eBook)
9783638086530
Dateigröße
352 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
Gesichtsausdruck, Emotionen
Arbeit zitieren
Daniela Müller (Autor:in), 1998, Gesichtsausdruck von Emotionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95976

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Gesichtsausdruck von Emotionen



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden