Zeitkrankheit Einsamkeit


Referat (Ausarbeitung), 1999

3 Seiten


Leseprobe


ZEITKRANKHEIT EINSAMKEIT

Einsamkeit ist ein Millionenschicksal: Die meisten Erwachsenen kommen tagtäglich nur mit 10 anderen Menschen in Kontakt und jeder vierte Erwachsene hätte gern mehr Kontakt zu anderen Menschen. Es herrscht also eine große Sehnsucht nach mehr Menschlichkeit und Gemeinsamkeit. Soziologen sprechen in diesem Zusammenhang von Massenkultur und Massengesellschaft die, die Vereinzelung des Menschen vorantreibt. Es fehlt an Gemeinschaftsstrukturen, an Orten an denen sich Menschen wirklich begegnen können. Die Massengesellschaft erlaubt Anonymität doch fördert sie den Trend zur Individualisierung und zur Isolierung.

Was ist Einsamkeit? Einsamkeit ist ein Mangelzustand. Einsamkeit beginnt schon mit der Geburt, mit der Trennung vom Mutterleib, und endet mit einer Trennung, dem Tod. Dazwischen liegen viele kleine Trennungsschritte, die wir schon als Kinder bewältigen müssen, wie zum Beispiel der erste Schultag die ersten Ferien ohne die Eltern oder der Umzug in eine andere Stadt. Jeder kleine Trennungsschritt den ein Kind bewältigt, macht es nicht nur stolz, sondern läßt es auch ein bißchen einsam zurück.. Wie wir als Kind gelernt haben mit

Trennungen umzugehen, wirkt sich auf unser Erwachsenenleben aus. wenn wir uns als Kind allzu oft allein gefühlt haben, neigen wir auch als Erwachsene dazu uns allein zu fühlen.

Einsamkeit ist kein Phänomen unserer Zeit. Einsamkeit ist ein Grundgefühl des Menschen dem er sich immer neu stellen muß.

Alleinsein und Einsamkeit sind nicht unbedingt dasselbe. Wer allein lebt und wenig Außenkontakte hat, muß sich nicht unbedingt einsam fühlen, und umgekehrt können sich Menschen, die viele Außenkontakte haben trotzdem einsam fühlen. Alleinsein und Einsamkeit wird in unserer Gesellschaft häufig gleichgesetzt da für uns die Quantität und nicht die Qualität sozialer Beziehungen zählt.

Wer einsam ist, der fühlt sich nicht gesellschaftsfähig. Es gilt als ein Makel wenig Freunde und Bekannte zu haben, das paßt nicht zum Bild einer selbstständigen und sozialkompetenten Person.

Menschen die einsam sind, sind an ihrer Isolation selbst schuld. Dieses gesellschaftlich geprägte Bild kann leicht zum Selbstbild werden. Menschen die sich einsam fühlen nehmen Versuche der Kontaktaufnahme anderer Menschen nicht wirklich wahr. Sie begegnen jedem Lob und jedem Versuch der Kontaktaufnahme mißtrauisch.Aus Angst vor Enttäuschungen ziehen sie sich in sich selbst zurück.

Es sind eher junge als ältere Menschen die über Einsamkeit klagen. Ältere Menschen leiden eher unter einer sozialen Einsamkeit während jüngere Menschen von einem Gefühl innerer Einsamkeit sprechen. Obwohl sie äußerlich nicht alleine sind, fühlen sie sich einsam. Der Psychologe Eberhard Eibling fand heraus, daß es immer Umbruchphasen und Trennungen im Leben sind, in denen sich der Mensch seine existenzielle Einsamkeit besonders stark bewußt wird. In jungen Jahren tritt das Gefühl der Einsamkeit also häufiger auf , da besonders in dieser Lebensphase viele Umbrüche und Trennungen stattfinden, wie zum Beispiel die Pubertät oder das Verlassen des Elternhauses. Der junge Mensch muß eigene Wertorientierungen und Lebensentwürfe wagen. Der Soziologe Oskar Negt meint, daß, die Einsamkeit junger Menschen vor allem dadurch ausgelöst wird daß Perspektiven und eine langfristige Lebensplanung verlorengegangen sind. Alte Normen der Tradition gelten nicht mehr aber neue Handlungsorientierungen sind noch nicht gefunden.

Eberhard Eibling bezeichnet die heutige Einsamkeit jüngerer sowie älterer Menschen als eine 'Sinneinsamkeit'. Eibling meint es gäbe zu wenig Wertorientierungen; daß das Leben so beliebig, ja fast sinnlos erscheint. Die intensive Suche junger Menschen nach neuen Orientierungen und Sinngebungen, ob in der Medienszene oder im Trend der Esoterik, scheinen Eduard Eiblings Theorie zu bestätigen.

"Die Selbstfindung", so Eberhard Eibling, "ist ein sehr wichtiger Faktor in der Betrachtung der Einsamkeit. Die Suche nach der eigenen Identit ä t kann einen Menschen sehr einsam machen. Er mu ß sich heute mehr denn je von ü berkommenen Bezugspunkten und Wertorientierungen trennen und hat zun ä chst nichts Eigenes nichts Neues."

Einsamkeit in verschiedenen Alters- und Gesellschaftsgruppen:

Männer und Frauen erleben Einsamkeit verschieden. Männer stellen die zwischenmenschliche Isolation in den Vordergrund. Außerdem beschreiben sie eine ungewöhnlich starke Entfremdung der eigenen Person und Verleugnung. Für Männer kommt Einsamkeit einem sozialen und persönlichen Versagen gleich.

Frauen sind weniger bereit ihre Einsamkeit zu verbergen oder sich selbst deswegen abzuwerten.

Singles beklagen besonders ein Gefühl sozialer Unzulänglichkeit, betonen jedoch durch diese Erfahrung persönlich gewachsen zu sein. Einsamkeit zu zweit kann besonders quälend sein, da das Glück zu zweit in unserer Gesellschaft einen sehr hohen Stellenwert genießt. Fast jeder fünfte in einer Paarbeziehung lebende, fühlt sich einsam und von anderen isoliert. Doch auch aus dieser Gruppe berichten noch viele von persönlichem Wachstum. Einsamer als Singles und Paare fühlen sich Geschiedene, getrennt Lebende, und Verwitwete. Sie berichten häufiger von seelischem Leiden und vermissen vertrauensvolle Beziehungen.

Es macht einen großen Unterschied ob Einsamkeit als Dauerzustand oder als eine Episode, die vorübergeht, erlebt wird. Chronisch Einsame suchen die Schuld für ihren Zustand nicht bei sich selbst und heben die positiven Aspekte ihrer Einsamkeit hervor.

Menschen die die Einsamkeit nur als kurze Episode ihres Lebens sehen neigen dazu sich als unzulänglich einzustufen.

Jeder Mensch erfährt im Laufe seines Lebens Einsamkeit. In den verschiedenen Lebensphasen wird Einsamkeit jedoch unterschiedlich erlebt. Jugendliche beklagen vor allem die Abwesenheit von Freunden und Gefühle der Isolation, berichten jedoch von einem Gefühl des persönlichen Wachstums. Einsamkeit wird in dieser Lebensphase eher zugestanden deshalb berichten Jugendliche weniger von einem Gefühl des Versagens.

Die 31-49 jährigen empfinden Einsamkeit zum größten Teil als schmerzliche Erfahrung und nur jeder zehnte gewinnt ihr positive Aspekte ab. Im Alter zwischen 50 und 79 wird Einsamkeit vor allem als soziale Entfremdung empfunden. Positive Aspekte zählen in keinem anderen Alter so wenig wie in diesen späteren Lebensjahren.

Strategien zur Überwindung von Einsamkeit:

Kontakte knüpfen:

Der wichtigste Schritt zur Überwindung von Einsamkeit ist die Erkenntnis daß, man nicht selbst schuld an seiner Lage ist. Man muß die Angst vor Neuem verlieren um seine Einsamkeit zu überwinden. Einsame Menschen kapitulieren häufig von vornherein vor der Aufgabe auf andere Menschen zuzugehen. Freundschaften entstehen durch regelmäßigen Kontakt und einer gemeinsamen Aufgabe. Einsame Menschen sollten darüber nachdenken wie sie diese Bedingungen schaffen können. Am naheliegensten ist es sich dazu in der nächsten Umgebung umzuschauen, um sich zum Beispiel Initiativen in der Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz anzuschließen. Man sollte sich für die Sache um die es geht wirklich interessieren und den Mut nicht verlieren, denn es kann zwischen sechs Monaten und einem Jahr dauern bis sich engere Beziehungen.

Einsame Menschen trauen sich oft nicht ihr Interesse am Anderen deutlich zu zeigen. Sie stellen zu wenig Fragen und hoffen dass sie ihr Gegenüber aus ihrer Isolation herauslockt. Auf Dauer wirkt das jedoch auf den aktiven Teil ermüdend und er zieht sich zurück. Man sollte also Interesse zeigen, indem man kontaktfördernde Fragen stellt. Ängste vor Zurückweisungen muß man überwinden.

Wie man sich mit sich selbst nicht mehr einsam fühlt:

Einsame Menschen verlieren schnell die positive Bedeutung ihrer Einsamkeit aus den Augen und vergessen, dass es Aktivitäten gibt, die sie ohne Begleitung anderer genießen können. Man sollte also Dinge, die man gerne mit anderen täte alleine in Angriff nehmen. Man muß lernen sich selbst gesellschaft zu leisten.

Ende der Leseprobe aus 3 Seiten

Details

Titel
Zeitkrankheit Einsamkeit
Autor
Jahr
1999
Seiten
3
Katalognummer
V95987
ISBN (eBook)
9783638086646
Dateigröße
329 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zeitkrankheit, Einsamkeit
Arbeit zitieren
Johanna Fitzinger (Autor:in), 1999, Zeitkrankheit Einsamkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/95987

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Zeitkrankheit Einsamkeit



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden