Psychoanalytisch orientierte Supervision. Grenzen und Möglichkeiten


Hausarbeit, 2011

12 Seiten, Note: 1,0

Anonym


Leseprobe

Inhalt

Einleitung

Grundlagen der Psychoanalyse

Warum Psychoanalyse in der Supervision?

Psychoanalytisches Vorgehen in der Supervision
Umgang mit Widerstand in Supervision

Errungenschaften aus der Psychoanalyse für die Supervision
Kontrollanalyse
Casework
Die Balint- Methode

Formen der psychoanalytisch orientieren Supervision
Psychoanalytische Teamsupervision
Die Arbeit mit Lehrern in der psychoanalytischen Supervision

Grenzen und Möglichkeiten der psychoanalytischen Ansätze in der Supervision

Literaturverzeichnis

Einleitung

Ich gehe in der folgenden Hausarbeit auf die psychoanalytisch orientierte Supervision ein. Zunächst werde ich die klassischen Grundlagen der Psychoanalyse nach Freud vorstellen und dann darauf eingehen, wie die psychoanalytischen Ansätze in der Supervision umgesetzt werden. Anschließend werde ich psychoanalytische Methoden darstellen und zwei Formen der psychoanalytischen Supervision veranschaulichen.

Grundlagen der Psychoanalyse

Um über die psychoanalytischen Ansätze in der Supervision schreiben zu können, werde ich zunächst auf die klassischen psychoanalytischen Grundlagen eingehen. Der Österreicher Sigmund Freud ist der Begründer der Psychoanalyse. Als Erster versuchte er, das Unbewusste des Menschen wissenschaftlich zu erklären und auf diese unbewussten Prozesse Einfluss zu nehmen. Freud unterscheidet zwischen Bewusstem und Unbewusstem. Zum Bewusstsein zählen „Wahrnehmungen, Gefühle, Empfindungen, Fantasien und Denkvorgänge“ (Schibli/ Supersaxo 2009, S. 81). Auf das Unbewusste hingegen kann der Mensch nicht zugreifen, da er darüber keine Kenntnisse hat. Das Bewusstsein wird nach Freud durch drei Instanzen beeinflusst: dem Ich, dem Es und dem Über- Ich. Im Ich ist das bewusste Denken angesiedelt und außerdem vermittelt es zwischen dem Es und dem Über- Ich. Das Es entspricht den biologischen Trieben, wie dem Nahrungs-, Sexual- und Todestrieb, aber auch Gefühlen wie Hass, Neid und Liebe. Das Es ist sehr impulsiv und kann nur durch das Ich reguliert werden. Das Über- Ich besteht aus sozialen Normen und orientiert sich an den gesellschaftlichen Werten. Es stimmt mit dem Gewissen überein und ist verantwortlich für Schuldgefühle, welche auftreten wenn „Gebote und Verbote nicht befolgt werden“ (Schibli/ Supersaxo 2009, S. 82). Für Freud entsteht eine psychische Krankheit aus dem Konflikt zwischen den verschiedenen Instanzen. Ein weiterer wichtiger Begriff in der Freudschen Psychoanalyse ist der „Widerstand“. Unter dem Widerstand wird die Kraft verstanden, mit welcher verbotene Wünsche aus dem Es und Schuldgefühle aus dem Über- Ich verdrängt werden. Zunächst wurde der Widerstand in der psychoanalytischen Arbeit als ein Hindernis angesehen, aber dann erkannte Freud, wie er anhand des

Widerstandes Informationen über die verdrängte Lebensgeschichte der Patienten entschlüsseln und aufzeigen kann. Wenn ein Mensch in seiner Kindheit etwas Traumatisches erlebt hat, verdrängt oder beschönigt er dieses Ereignis. Dadurch werden die die damit verknüpften Gefühle vom Bewusstsein abgeschirmt und der psychische Widerstand sorgt dafür, dass die Erinnerung weiter abgewehrt wird. Die Aufgabe des Psychoanalytikers ist es, die unbewussten Ereignisse bewusst zu machen und damit den Patienten zu heilen. Im Zusammenhang mit der Supervision ist vor allem das Prinzip der Übertragung und der Gegenübertragung zu nennen. Der Patient überträgt alte Verhaltensweisen und soziale Interaktionsmuster auf den Therapeuten. Dabei versucht der Patient unbewusst, einen Konflikt aus der Vergangenheit in der Interaktion mit dem Analytiker zu lösen. Die Gefühle, die der Betroffene während des Konfliktes empfunden hat, werden auf den Therapeut übertragen(vgl. Schibli/ Supersaxo 2009, S. 80 ff.). Es werden verschiedene Formen der Übertragung unterschieden:

- Spontane Übertragungen: Sie entstehen fast täglich, wenn man eine bestimmte Person sieht, die an eine andere Person erinnert. Für einen kurzen Moment ist man mit vergangenen Gefühlen und Erinnerungen beschäftigt. Sehr schnell merkt man jedoch, dass es sich nicht um die alte Bekanntschaft handelt und die spontane Übertragung korrigiert sich von selbst.
- Typologische Übertragungen: Wenn man den Begriff „Arzt“, „Polizist“ oder „Lehrer“ hört, werden bestimmte Rollenerwartungen aktiviert. Allerdings stellt man oft fest, dass die Klischees, die man hat, nicht dem Gegenüber entsprechen.
- Notorische Übertragungen: Sie sind lebensgeschichtlich geprägt und stammen oft von unbewältigten Erfahrungen aus der Vergangenheit. Diese Erlebnisse inszenieren sich immer wieder neu, eben auch in beruflichen Situationen. Ein Beispiel hierfür ist, dass alte Menschen in Altenheimen die jungen Pfleger oft gefühlsmäßig an die eigenen Eltern erinnern (vgl. Belardi 2009, S. 23 f.).

Freud entdeckte, dass eine Übertragung auch im Therapeuten eine Reaktion auslöst. Durch die übertragenen Emotionen wird im Therapeut eine Art Echo ausgelöst, welches dann auch das Verhalten des Therapeuten beeinflusst. Dieses Phänomen nennt man Gegenübertragung. Wenn der Analytiker in der Lage ist, mit den zunächst verwirrenden

Gefühlen einer Gegenübertragung, umzugehen, kann er diese nutzen, um dem Patient die unbewussten Vorgänge deutlich zu machen, (vgl. Schibli/ Supersaxo 2009, S. 80 ff.).

Warum Psychoanalyse in der Supervision?

Die meisten Menschen, welchen in der sozialen Arbeit tätig sind, haben die Motivation, anderen Menschen zu helfen. Trotz dieser anfänglichen Motivation, stellt sich bald eine Ernüchterung ein, die sich in schwindender Sympathie und Misstrauen gegenüber den Klienten äußert. Außerdem treten Ermüdungserscheinungen, psychosomatische Krankheiten und Resignation auf. Durch die finanzielle Knappheit in den sozialen Berufen, hat der Professionelle nicht für jeden seiner Klienten ausreichend Zeit. Dadurch entstehen unbewusst Schuldgefühle und der Helfer fühlt sich überfordert. Er macht sich Vorwürfe und darunter leidet dann das Selbstwertgefühl. Diese Ernüchterung kann bis zum sogenannten „burnout“ führen. Psychoanalytische Supervision kann helfen, die Gründe für diese belastenden Gefühle aufzudecken und dadurch dem Professionellen helfen, seine Arbeit in einem anderen Licht zu sehen.

Desweiteren ist die psychoanalytische Entwicklungspsychologie die einzige Theorie, welche sich umfassend mit der Entstehung pathologischer Störungen und einem gestörten sozialen Handeln beschäftigt. Solche Störungen zeigen sich in Abhängigkeiten, Verhaltensstörungen bis hin zu schweren psychischen Störungen. Die Kenntnis über die Entwicklung und Behandlung psychischer Auffälligkeiten ist notwendig für die Arbeit in der Supervision. Zur klassischen psychoanalytischen Behandlungstechnik gehört das Wissen über Mechanismen der „Übertragung, Gegenübertragung, Abwehr [und] Widerstand“ (Wolf in: Becker 1995, S. 139). Die Technik, mit der die Psychoanalyse vorgeht fördert außerdem die Arbeitsbeziehungen mit Klienten, welche eine psychische Störung haben (vgl. Wölfin: Becker 1995, S. 139 f.).

Psychoanalytisches Vorgehen in der Supervision

Findet eine Supervision in einem psychoanalytischen Kontext statt, teilt der Supervisor dem Supervisand seine Gegenübertragung mit. Der Supervisand erzählt von einer konkreten Situation mit einem Klient und dabei versucht er, sich in die Rolle seines Klienten einzufühlen. Dadurch erlebt der Supervisor die Gefühle, die der Supervisand in seinen Klienten auslöst. Dieser Prozess wird als Spiegelphänomen bezeichnet. In einer Teamsupervision werden alle Gruppenmitglieder in den Prozess mit einbezogen. Nachdem eine Person der Supervisionsgruppe etwas erzählt, werden die anderen Teilnehmer gefragt:

- „Wie hat das Erzählte auf Sie gewirkt?
- Was hat das Erzählte bei Ihnen ausgelöst?
- Mit wem identifizieren Sie sich im gehörten Bericht?
- Welche Einfälle sind Ihnen gekommen?
- Welche Körperreaktionen haben Sie wahrgenommen?“ (Schibli/ Supersaxo 2009, S. 91)

Zusätzlich zu den Meinungen der Gruppenmitglieder, äußert sich auch der Supervisor über das Gehörte. Die Person, welche das Anliegen hat, hört sich die verschiedenen Meinungen und Impulse an und entscheidet gemeinsam mit dem Supervisor, welche Handlungsmöglichkeiten bestehen und inwiefern sie umgesetzt werden können (vgl. Schibli/ Supersaxo 2009, S. 92). Außer der Balint-Methode, auf die ich im Folgenden noch eingehen werde, gibt es keine spezifischen Supervisionsmethoden. Daher passiert es vor allem in der psychoanalytisch orientierten Supervision oft, dass der Supervisor auf therapeutische Methoden zurückgreift. Allerdings haben alle therapeutischen Verfahren die persönliche Entwicklung zum Ziel, was wiederum die Sicht auf die eigene Institution einschränkt (vgl. Pühl/ Schmidbauer 1991, S. 24).

Umgang mit Widerstand in Supervision

Insgesamt ist das Wissen über die Widerstände ein wichtiger Bestandteil der Supervision. Allerdings sollte sich die Supervision nicht nur auf diesen Ansatz stützen, denn das soziale Umfeld des Klienten wird hierbei kaum beachtet. Wird ein Widerstand während einer Supervision angesprochen und dabei negativ bewertet, verhärtet das meist die Fronten zwischen Klient, möglichen Gruppenmitglieder und dem Supervisor. Ein weiteres Problem besteht darin, dass der Klient im Widerstandsverständnis auf seine Triebe und seine Erfahrungen in der Kindheit reduziert wird. Das soziale Umfeld des Klienten wird meist außer Acht gelassen. Widerstände können auch unabhängig von früheren Erfahrungen auftreten. Wenn der Supervisor Interventionen anwendet, die der Klient als unangemessen empfindet, kann das auch zu einer Widerstandshaltung führen. Um den Widerstand eines Klienten im Rahmen einer Supervision erkennen zu können, erfordert es Kenntnis über die Anzeichen. Widerstände können sich beispielsweise durch Schweigen, Zu-spät-Kommen, Abwenden des Blicks oder in einem bestimmten Redestil äußern. Zunächst ist es für den Supervisor wichtig, die Indikatoren eines Widerstandes zu erkennen ohne sie zu interpretieren. Eine Bearbeitung des Widerstandes ist nur sinnvoll, wenn dieser im Zusammenhang mit der Arbeitssituation auftritt (vgl. Schibli/ Supersaxo 2009, S. 89 f.). Bei der Übertragungsanalyse sollte immer der Arbeitsauftrag, also die Klienten des Supervisanden, im Vordergrund stehen. Anzumerken ist, dass ein Supervisor über eine zusätzliche, therapeutische Ausbildung verfügen sollte, wenn er mit unbewussten Prozessen und Übertragungsanalyse arbeiten möchte (vgl. Schibli/ Supersaxo 2009, S. 92 f.).

Errungenschaften aus der Psychoanalyse für die Supervision

Kontrollanalyse

Kurz nach der Jahrhundertwende fingen Freud und seine Schüler an, Psychoanalytiker auszubilden. Die Ausbildung dauert mehrere Jahre an und beinhaltet eine Reflexion über das eigene Leben und die Arbeit. Die angehenden Psychoanalytiker werden dabei von einem Lehranalytiker betreut. Damit eigene Probleme die Therapie mit den Klienten nicht beeinflussen, bedarf es zusätzlich der Funktion eines Kontrollanalytiker. Der Kontrollanalytiker ist ebenfalls ein ausgebildeter Psychoanalytiker, welcher die Analysen anderer Analytiker überprüft und kontrolliert. Die Kontrollanalyse war die erste institutionalisierte Form, in der eine Fachperson von einem erfahreneren Kollegen betreut und angeleitet wird (vgl. Belardi 2009, S. 21 f.).

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Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Psychoanalytisch orientierte Supervision. Grenzen und Möglichkeiten
Hochschule
Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Note
1,0
Jahr
2011
Seiten
12
Katalognummer
V960864
ISBN (eBook)
9783346303783
ISBN (Buch)
9783346303790
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Psychoanalyse, Freud, Supervision, Erziehungswissenschaft, Soziale Arbeit, Teamsupervision Lehrer Team Sigmund psychoanalytisch
Arbeit zitieren
Anonym, 2011, Psychoanalytisch orientierte Supervision. Grenzen und Möglichkeiten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/960864

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