Der folgende Text behandelt das Thema der Elektrifizierung Deutschlands von Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges. Dabei werde ich besonders auf die ungleichen zeitlichen Entwicklungen und die strukturellen Unterschiede in den Städten und den ländlichen Räumen eingehen. Im wesentlichen stehen zwei Thesen im Mittelpunkt, an denen sich der Text orientiert.
Die erste These lautet:
· Eine höhere Dichte von Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen und Bevölkerung ist an eine größere Innovationsbereitschaft gekoppelt. Die technische Neuerung Elektrizität schreitet in der Stadt ohne jegliche Hemmnisse voran, und findet dort somit wesentlich schneller als in peripheren Räumen statt.
Die zweite These lautet:
· Die Verbreitung der Elektrizität wurde in entscheidenden Maße durch die Geschäftspraktiken und die Werbemaßnahmen der Produzenten gelenkt und so den Verbrauchern aufgezwungen. Die Bedürfnisse der privaten Abnehmer spielten dabei keine Rolle.
Ich betrachte die Thesen getrennt voneinander und überprüfe sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln der Forschung. In einer abschließenden Stellungnahme werde ich die einzelnen Punkte der beiden Thesen bewerten und ihre Tatsächlichkeit begründen bzw. widerlegen.
Zuerst gehe ich jedoch auf den Forschungstand der Elektrizität in der Geschichtswissenschaft ein: Die Geschichtswissenschaft hat nicht von Anfang an das Phänomen der Elektrifizierung untersucht. Zuerst wurde dieses Gebiet durch die Technikgeschichtsschreibung abgedeckt, jedoch wurde hier der Blick lediglich einseitig auf die Durchsetzung technischer Errungenschaften gelenkt, was zu einer "bilderbuchartigen Technikgeschichte" führte . Oft waren die Autoren solcher Veröffentlichungen Techniker oder Ingeneure jener Zeit, die ihre Leistungen auf diesem Gebiet darstellten. Die Konsequenz war eine einseitige Beschreibung der technischen Entwicklungen und der Verbreitung der Elektrizität, die aber die sozialen Auswirkungen nicht beachtete. Auch nach dem ende des zweiten Weltkrieges wurde noch immer der Schwerpunkt auf diesen Bereich gelenkt, wobei vermehrt auf technische Daten sowie ihre Bedeutung für die Industrie wertgelegt wurde. Der entscheidende Wandel in der Geschichtsschreibung fand mit den gesellschaftlichen Umbrüchen der siebziger Jahre statt. Neben den zuvor schon behandelten technische Einzelheiten der Elektrizität wurden nun zunehmend auch andere Faktoren berücksichtigt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zu These 1: Die Stadt als Zentrum des Fortschritts – das Land als peripherer Raum
- Zu These 2: Die Produzenten der Elektrizität als Verbreiter des Stroms
- Schlussbemerkung mit Beurteilung der beiden Thesen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die Elektrifizierung Deutschlands vom späten 19. Jahrhundert bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs. Dabei werden die unterschiedlichen zeitlichen Entwicklungen und strukturellen Unterschiede in Städten und ländlichen Regionen betrachtet. Die Arbeit fokussiert sich auf zwei zentrale Thesen, die die Verbreitung der Elektrizität in diesem Zeitraum erklären sollen.
- Die Bedeutung der urbanen Zentren als Motoren für technologischen Fortschritt
- Der Einfluss der Elektrizitätsproduzenten auf die Verbreitung und den Konsum von Strom
- Die Rolle gesellschaftlicher und kultureller Faktoren bei der Elektrifizierung
- Die Einordnung der Elektrifizierung in den Kontext der Technik- und Wirtschaftsgeschichte
- Die Analyse der unterschiedlichen Perspektiven auf die Elektrifizierung in der historischen Forschung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die beiden zentralen Thesen der Arbeit vor und erläutert den Forschungsstand der Elektrifizierung in der Geschichtswissenschaft. Sie beleuchtet die unterschiedlichen Perspektiven auf die Elektrifizierung und hebt die Bedeutung von technischen, sozialen und kulturellen Faktoren hervor.
- Zu These 1: Die Stadt als Zentrum des Fortschritts – das Land als peripherer Raum: Dieses Kapitel untersucht die These, dass die Stadt aufgrund ihrer höheren Dichte an Unternehmen, öffentlichen Einrichtungen und Bevölkerung eine größere Innovationsbereitschaft aufweist. Es wird analysiert, wie die technische Neuerung der Elektrizität in Städten schneller Fuß fasste als in ländlichen Regionen.
- Zu These 2: Die Produzenten der Elektrizität als Verbreiter des Stroms: Das Kapitel befasst sich mit der These, dass die Verbreitung der Elektrizität maßgeblich durch die Geschäftspraktiken und Werbemaßnahmen der Produzenten beeinflusst wurde. Es wird untersucht, inwieweit die Bedürfnisse der privaten Verbraucher bei der Verbreitung von Strom eine Rolle spielten.
Schlüsselwörter
Elektrifizierung, Deutschland, 19. Jahrhundert, 20. Jahrhundert, Stadt, Land, technische Innovation, Wirtschaftsgeschichte, Sozialgeschichte, Kulturgeschichte, Technikgeschichte, Stromerzeuger, Konsum, Werbung, Forschungsstand, Thesen, Perspektiven.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2002, Wirtschaftsgeschichte: Die Elektrifizierung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9611