Ist das Deutsche Reich durch seine „feindlichen Nachbarn" systematisch in den II. Weltkrieg getrieben worden? Haben Hitler und die nationalsozialistische Staatsführung zunächst am Aufbau eines wie auch immer gearteten friedlichen Deutschlands gearbeitet? War zum Schutz des eigenen Territoriums der 1939 von Deutschland begonnene „Präventivkrieg" unvermeidlich? Es gibt kaum ein Beispiel, mit der sich diese Fragen besser beantworten lassen als mit dem planmäßigen Ausbau der Sprengstoffproduktion im ehemaligen Deutschen Reich. Bereits 1933 (!) begannen die ersten Planungen für einen massiven Ausbau der Spreng- und Kampfstoffproduktion. Entscheidend an diesen gezielten Kriegsvorbereitungen beteiligt war Carl Krauch, Repräsentant des IG Farben-Konzerns. Nach Göring avancierte Krauch zum mächtigsten Mann im Reichswirtschaftsministerium. Im August 1938 wurde ihm von Göring "die Gesamtleitung der Durchführung des für den Ausbau von Pulver-, Sprengstoff- und K-Stoffabriken sowie ihrer Vorprodukte befohlenen wehrwirtschaftlichen neuen Erzeugungsplanes" übertragen. In seiner Stellung als Generalbevollmächtigter für Sonderfragen der chemischen Industrie war er die höchste Instanz zur Begutachtung und für die Verteilung der erforderlichen Arbeitskräfte. Das Reichsarbeitsministerium sandte ihm die Anforderungen an Arbeitskräften von den Betrieben zur endgültigen Entscheidung zu. Krauch, der 1939 zusätzlich Leiter des Reichsamtes für den Wirtschaftsausbau wurde, war somit verantwortlich für die Durchführung der von der Regierung vorgebenen Programme des Rüstungsausbaues, d.h. für die Planung und Zuweisung der entsprechenden Geldmittel und Arbeitskräfte.
Inhaltsverzeichnis
- Die Sprengstoffabrik „Tanne\" in Clausthal-Zellerfeld
- Der früh geplante Weltkrieg
- Standortwahl und Aufbau von „Werk Tanne“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Text beleuchtet die Planung und den Aufbau der Sprengstoffproduktion im Deutschen Reich, insbesondere im Kontext des Zweiten Weltkriegs. Er untersucht die Rolle der Industrie, des Militärs und der staatlichen Akteure bei der Vorbereitung und Durchführung des Krieges.
- Die systematischen Kriegsvorbereitungen des Deutschen Reiches
- Die Rolle der IG Farben und Carl Krauchs im Rüstungsausbau
- Das "Rüstungsviereck" als organisatorisch-rechtliches Konstrukt
- Die Bedeutung der MONTAN und die Verwertung von Rüstungsgütern
- Die Standortwahl von "Werk Tanne" und die Bedeutung von strategischen Faktoren
Zusammenfassung der Kapitel
Die Sprengstoffabrik „Tanne\" in Clausthal-Zellerfeld
Dieses Kapitel beschreibt den planmäßigen Ausbau der Sprengstoffproduktion im Deutschen Reich ab 1933. Es zeigt die zentrale Rolle von Carl Krauch, der für die IG Farben die Planung und Umsetzung der Kriegsvorbereitungen vorantrieb. Der Text stellt das "Rüstungsviereck" als organisatorisch-rechtliches Konstrukt vor, das die Zusammenarbeit von Industrie und Militär ermöglichte.
Der früh geplante Weltkrieg
Der Abschnitt beleuchtet die strategischen Hintergründe des frühen Kriegsausbaus. Er untersucht die Rolle der MONTAN als Verwertungsgesellschaft und die Verflechtung von privaten Unternehmen und dem Militär im Rüstungsgeschäft. Der Text verdeutlicht die weitreichenden Auswirkungen des Rüstungsvierecks auf die rechtliche und wirtschaftliche Situation der Nachkriegszeit.
Standortwahl und Aufbau von „Werk Tanne“
Das Kapitel fokussiert auf die Standortwahl und den Aufbau der Sprengstoffabrik "Werk Tanne" in Clausthal-Zellerfeld. Es werden die strategischen, logistischen und personellen Faktoren erläutert, die den Oberharz als Produktionsort prädestinierten. Der Text betrachtet auch die politische Situation in Clausthal-Zellerfeld und die frühzeitige Unterstützung der NSDAP.
Schlüsselwörter
Sprengstoffproduktion, Rüstungsausbau, Kriegsvorbereitungen, IG Farben, MONTAN, Werk Tanne, Clausthal-Zellerfeld, "Rüstungsviereck", Zwangsarbeit, Umweltschäden.
- Arbeit zitieren
- Friedhart Knolle (Autor:in), Dr. Michael Brädt (Autor:in), Hansjörg Hörseljau (Autor:in), Frank Jacobs (Autor:in), 1999, Die Sprengstoffabrik „Tanne“ in Clausthal-Zellerfeld, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96112