Das Haus des Rundfunks in Berlin


Seminararbeit, 1999

11 Seiten


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Der Expresionismus

2. Planungs- und Baugeschichte

3. Baubeschreibung

Schluß

Abbildungen

Literatur

Einleitung

Das Haus des Rundfunks in Berlin ist eng mit dem Namen des leitenden Architekten verbunden : Hans Poelzig.

Hans Poelzig wurde 1861 in Berlin geboren. Er absolvierte ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule in Berlin Charlottenburg.

Von Hans Poelzig hat man gesagt, er sei zeitlebens ein Expressionist gewesen.

Heute weiß man, das er nie eine bestimmte Stilrichtung bevorzugt hat, auch nicht die des Expressionismus.

Doch kann das Haus des Rundfunks in Berlin dem Expressionismus (Ausdruckskunst) zugeordnet werden. Von 1899 an hat er eine Reihe hervorragender Bauten in Europa geschaffen.

Er starb 1936 im Alter von 67 Jahren in Berlin.

1. Der Expressionismus

Expressionismus ist ein in jeder Hinsicht vielschichtiger und offener, kaum zu bestimmender Begriff. Der Ausdruckswille des Expressionismus findet sich in der Literatur, Schauspiel, Tanz, Film, Bühnenbild und in der Architektur. Von einheitlichen, von typischen Stilmerkmalen kann eigentlich nicht gesprochen werden, da diese schwer zu greifen sind. Der Expressionismus ist der Ausdruck des Lebensgefühls einer jungen Generation nach dem Ersten Weltkrieg, die sich lediglich einig in ihrer Ablehnung gesellschaftlicher und politischer Strukturen war. Aus diesem Protest heraus schloßen sich Künstler zu Interessengemeinschaften zusammen, wie die Dresdner Künstlergemeinschaft ,,Die Brücke", in München ,,Die blauen Reiter" und den um Bruno Taut entstandenen Zirkel ,,Arbeitsrat Kunst" und die ,,Gläserne Kette." Wegen der katastrophalen wirtschaftlichen Lage nach dem Ersten Weltkrieg, kam der architektonische Expressionismus nur selten über das Stadium der zeichnerischen Vision hinaus. Die Architekten ließen sich von Musik, Experimenten in der Lyrik und der bildenden Kunst beeinflußen. Die Architektur sollte mit den Künsten der Malerei, Musik und Plastik zu einem Neuen verschmelzen.

So sollte sich eine Architektur entwickeln, die Auflösung der Städte hin zur gestreuten Siedlungsform in kleineren Einheiten. Vorgeschlagen wurde unter anderem auch eine alpine, kristalline Architektur, die wie Licht über Europa erstrahlen sollte.

Es wurde von der neuen gotischen Baugesinnung gesprochen. Besonders Eckgrundstücke in Großstädten boten Raum für die starke Neigung der prismatischen oder prismatoiden Baukörper. Bis in die dreißiger Jahren blieb der Vetrikalismus bei zahlreichen Büro- und Hochhäusern vorherrschend. Die Fassaden wurden trotz der Möglichkeiten des aufkommenden Stahlbetonbaues streng gehalten. Besonders in den Backstein- und Klinkerbauten hielt sich lange ein gotisierender Exprssionismus mit Spitzbogen und Dreiecksgiebel. Wie auch beim Haus des Rundfunks sind die Bauteile meist in kräftigen Farben gehalten. Bevorzugte Baumaterialien waren Ziegel, Holz, Beton und farbiges Glas.

2. Planungs- und Baugeschichte

Im Laufe des 19. Jahrhundert wurde die drahtlose Telegrafie zur Nachrichtenübermittlung erfunden. Sie konnte sich im 20. Jahrhundert weiter entfalten und führte mit der Nutzung als publizistisches Organ zu dem Begriff ,,Rundfunk", der auch heute noch angewendet wird, wenn die Rede auf dieses Medium kommt. Im Haus Vox an derPotsdamer Straße wurde der erste Sender Berlins mit einer einstündigen Sendung der ,,Funkstunde" am 29. Oktober 1923 in Betrieb genommen.

Doch schon bald reichten die vorhandenen Räumlichkeiten nicht mehr aus. Um allen Ansprüchen einer zukünftigen Erweiterung des Sendeprogramms gerecht zu werden, wollte man ein neues ,,Haus des Rundfunks" errichten. 1923 gab es in Deutschland bereits 1500 Rundfunkempfänger, vier Jahre später waren es schon etwa zwei Millionen, davon standen ca. 600000 in Berlin.

Um der räumlichen Enge zu entgehen, begannen 1927 Verhandlungen mit der Stadt Berlin, der Reichsrundfunkgesellschaft und der Funkstunde AG über den Erwerb eines Grundstückes zum Bau eines Rundfunkgebäudes.

Schließlich fiel die Wahl auf einen Platz an der Masurenallee zwischen Bredtschneiderstrasse und Soorstrasse. (vgl. Abb. 1) Die mehr als 14000 Quadratmeter schienen ausreichend für ein derart großes Gebäude zu sein. Das Baugelände hatte nach einer Änderung der Strassenführung ungefähr die Form eines gleichschenkeligen Dreiecks, das nach Osten um drei Meter abfällt.

Die Bauherren wollten Hans Poelzig, der über Berlin hinaus bekannt war, als Architekten gewinnen. Leider war er gerade mit dem Stadtbaurat Martin Wagner an der Planung des Messegeländes beschäftigt. Er empfahl, da er zu Zeit zu sehr in Anspruch genommen sei, und wohl auch hoffte der Zusammenarbeit mit anderen Architekten entgehen zu können, einen Wettbewerb auszuschreiben.

Neben dem Berliner Poelzig nahmen noch Paul Bonatz mit Friedrich und Eugen Scholer aus Stuttgart sowie der Kölner Richard Riemerschmid, der später in München das Rundfunkgebäude baute, am Wettbewerb teil.

Auf dem Grundstück sollten die Teilnehmer des Wettbewerbs ein vorgegebenes Raumprogramm erfüllen. Das Programm sah folgendes vor: Zwei große Sendesäle in Hoflage zur Fernhaltung des Straßenlärms mit der Grundfläche von je 30 x 45 Metern, sowie einer Höhe von 10 Metern; Räume für Proben, Garderoben für Solisten und Chor, technische Einrichtungen, kleinere Studios und möglichst viele Büros für Ein- und Zweimannbetrieb. Weiter galt es als Sonderauflage zu beachten, daß das Funkhaus maximal drei Obergeschosse und den Haupteingang an der Masurenallee haben sollte.

Poelzig und Wagner, die wie schon beschrieben, an der Planung des nahegelegenen Messegeländes arbeiteten, legten Wert darauf, in dem noch kaum geprägten Stadtbereich einen stadträumlichen Akzent zu setzen. Der Bau sollte den nördlichen Abschluß des neu erschloßenen Gebietes außerhalb des Stadtbahnringes bilden.

In der kurzen Zeit des Wettbewerbs war es schwierig, das Raumprogramm in Einklang mit dem Grundstück zu bringen. Insbesondere die Einmündung der Bredtschneiderstrasse in die Masurenallee wurde als hinderlich empfunden. Der Verlauf der Bredtschneiderstr. bestimmt in allen drei Entwürfen die Gebäudeform.

Poelzig machte aus dieser Gegebenheit eine gestalterische Tugend, indem er die östliche Begrenzung des Bauwerks ähnlich formte. (vgl. Abb. 2, 3) Anschaulich stellt Paul Bonatz seine Auseinandersetzung mit der Planungsaufgabe vor: "Wenn man sich die Zerrissenheit undUneinheitlichkeit der gesamten Umgebung, auch die zuerwartende Bewegtheit der gegen ü berliegenden Ausstellungshallen vergegenw ä rtigt, so w ü nscht man f ü r den Neubau des Funkhauses gr öß te Ruhe, gr öß te einheitliche L ä nge der Front und m ö glichst wenig Zergliederung der Masse. Das waren die f ü hrenden Gedanken bei unserem Entwurf. Die Hauptfront hat bei einer H ö he von nur drei Geschossen eine L ä nge von 192 m, eine Baumasse, die dem bisherigen Durcheinander Halt und Richtung geben w ü rde. Eine Achsenbeziehung auf das zu erwartende Ei der Ausstellung erscheint unn ö tig ( gemeint ist das geplante Oval des Messegel ä ndes - d.Verf. ). Bei der Bearbeitung konnten wir der Versuchung nicht widerstehen, die lange Baumasse einmal senkrecht und waagerecht zu gliedern. Trotz der Steigung von 4 m von einem Ende zum anderen, ist beides m ö glich und beides gibt Wirkung. In beiden F ä llen war an starke waagerechte Schichtung mit Wechsel von breiten Ziegelfl ä chen und schmalen Hausteinb ä ndern gedacht. Besonders bei der horizontalen L ö sung k ö nnte in der Fl ä che durch Strukturwechsel und Materialwechsel eine au ß erordentliche Lebendigkeit erzielt werden. Die horizontale Gliederung mit den zusammengefa ß ten Erdgescho ß fenstern, hinter denen gr öß ere R ä ume liegen, und den gro ß en freien Fl ä chen beim Mittelportal ist wohl der vertikalen Gliederung vorzuziehen."1

Beim Vergleich der Wettbewerbsarbeiten würdigte Werner Hegemann diese Planungsgedanken: ,, Bonatzs und Scholers Forderung eines m ö glichst ruhigen langen Bauk ö rpers ist ü berzeugend. Poelzig verzichtete bei seiner Hauptfront auf ein Drittel der L ä nge, und Riemerschmid zerrei ß t seine Massen in schwer begreiflicher Weise. Schw ä chlich wirken bei Poelzig die Eck ü berg ä nge, die vorne scharf und nach hinten abgerundet sind. Etwas spielerisch ist bei Poelzigs Entwurf auch der mehrfache Wechsel von waagerechten und senkrechten. Fensterzusammenfassungen. W ä hrend Poelzigs Entwurfs an ein Warenhaus erinnert, k ö nnte Bonatzs und Scholers senkrechte Variante ein B ü romagazin sein, wo 1000 Leute in ununterbrochenen Reihen arbeiten. Der andere Entwurf von Bonatz und Scholer zeigt nicht nur gro ß artige Ruhe, sondern auch einen gl ü cklichen Ausgleich zwischen Waagerechten und Senkrechten. Die Stuttgarter Bahnhofst ü rme an beiden Enden stehen wenigstens vorteilhaft am Ende langer Blickachsen. Vom Standpunkt Poelzigs mu ß betont werden, da ß die von ihm gew ä hlte (und von Bonatz f ü r unn ö tig erkl ä rte) achsiale Beziehung des Verwaltungsgeb ä udes zu seinem eigenen Plane f ü r die benachbarte Ausstellung sehr nahe lag und da ß die Zusammenfassung der Treppenh ä user (auch in der Fassade), die Konzentration des Geb ä udes um die Treppenh ä user, und sogar die Aufl ö sung der ä u ß eren Ecken des Baues zu Erziehlung erkerhafter Fensterwirkung und Helligkeit im Innern der Ecken sachliche Vorteile haben." 2

Auf die Hauptfront des Rundfunkhauses legten die Wettbewerbsteilnehmer an meisten wert. Poelzig und Bonatz / Scholler zeigten im Wettbewerb eine symmetrische Fassade, während Riemerschmid sich für einen Versatz im Grundriß und der Höhe des Baukörpers entschied. (vgl. Abb. 4 und 5) Der Entwurf Poelzigs zeigte eine Betonung der Horizontalen mit seiner streifenförmigen Fensterfolge. An den Treppenhäusern, die mit der Höhe des Mittelbaukörpers im Einklang stehen, und im Eingangsbereich ist die Betonung der Horizontalen zu Gunsten der Vertikalen aufgegeben. (vgl. Abb. 6 und 7) Eine eher ausgewogene horizontal-vertikale Gliederung stellten sich Bonatz und Scholer vor.

Riemerschmid, der eine versetzte Gliederung der Baukörper vorschlug, kam damit nicht in die engere Auswahl.

Als Sieger des Wettbewerbs ging Hans Poelzig hervor, dessen Entwurf mit 155 m Länge die kürzeste Bauausdehnung hatte. Diese erreichte er dadurch, daß er die Nutzflächen mehr in die Tiefe des Grundstückes verlagerte und somit eine Konzentration der Baumasse erzielte.

Anfang 1929 erhielt Poelzig den Auftrag zum Bau des Haus des Rundfunks. Der Entwurf mußte jedoch noch einmal geändert werden, da von den Bauherren inzwischen drei statt wie vorher nur ein Sendesaal gefordert wurden. Fast unverändert ließ er den Frontbau, führte aber die beiden geschwungenen Randbauten zu einer Spitze zusammen. Durch diese Änderung gewann er drei radial angeordnete, aber von einander getrennte Sendesaalbauten, die durch den nahtlos herumgebauten Bürobau vom Außenlärm abgeschirmt wurden. Der große Lichthof erhielt einen trapetzförmigen Grundriß, der kleine an der Bredtschneiderstraße wurde dagegen dreieckig. Der Dachgarten über dem großen Sendesaal mit dem überdeckten Podium und seiner über drei Seiten angelegten Pergola wurden aus dem ersten Entwurf Poelzigs übernommen. Die Baupolizei untersagte aber die Genehmigung für den Großteil des Dachgartens sowie für das nachträglich geplante Kasino.

Mit dem dritten dann zur Ausführung kommenden Entwurf vom Mai 1929 war damit der neue Bautyp des Rundfunkhaues entstanden .

Die Grundsteinlegung für das Gebäude fand bereits am 29 Mai 1929 statt. (vgl. Abb.8 und 9) Zur Poelzigs Mitarbeitern, die erheblich zu den planerischen und organisatorischen Leistungen beigetragen hatten, zählten Max Berling, Karl Berliz, Curt Liebknecht, Carl Otto, Fritz Rechenberger, Ernst Scholz, Rambald von Steinbüchel-Rheinwall, sowie für die Innenarchitektur Asta Berling und die Ehefrau von Poelzig Marlene. Mit der Statik wurde der erfahrene Statiker und Konstrukteur Schieritz aus Lichtenberg beauftragt. Der Regierungsbaumeister Bauder und die Architekten Mundorf und Hempel übernahmen die Bauleitung des Funkhauses.

Die endgültige Baugenehmigung wurde erst nach Baubeginn am 10. Mai 1930 erteilt. Am 26. Mai 1930, ca. ein Jahr nach der Grundsteinlegung erfolgte bereits die Abnahme des Rohbaus. Die Baupolizeiliche Gebrauchsabnahme wurde am 2. Dezember 1930 vollzogen. Nach der Fertigstellung der technischen Einrichtung konnte das Haus am 22. Januar 1931 den Sendebetrieb aufnehmen.

Die dominierende Wirkung des Rundfunks als Nachrichtengeber und Propagandainstrument führte am 30. Januar 1933 zur Übernahme des Runfunkgebäudes durch die Nationalsozialisten. Unterstellt wurde es dann dem Propagandaministerium, das dort den Sitz des Reichssendeleiters und den Reichssender Berlin einrichtete. Ab 1938 war es dann offiziell die Zentrale des Großdeutschen Rundfunks. Durch die Zunahme der Dienststellen am Anfang des Krieges wurden zusätzlich provisorische Büroräume auf den seitlichen Galerien der Eingangshallen eingebaut.

Erstaunlicherweise überstand das Funkhaus die Kriegsjahre ohne gravierende Schäden, obwohl die nähere Umgebung sehr gelitten hatte und überwiegend aus Ruinen bestand. Das fast unbeschädigte Gebäude wurde an 2. Mai 1945 von der Sowjetarmee besetzt. Der regelmäßige Sendebetrieb unter der Leitung von Sowjetbehörden konnte bereits am 13. Mai 1945 wieder aufgenommen werden. Die Sowjetischen Behörden sendeten trotz der Teilung der Stadt nach 1948 noch aus dem nun Britischen Sektor. Heimlich und in aller Stille demontierten sie jedoch allmählich die technischen Einrichtungen und brachten diese nach Ostberlin. Ein neuer Sender wurde mit der demontierten Technik im Ostbezirk Adlershof aufgebaut. Die Belegschaft des Ostsenders räumte im Juli 1952 das Funkhaus an der Masurenallee. Generalmajor Tschamow von der sowjetischen Armee übergab ohne Vorankündigung am 5. Juli 1956 das Haus an den Senat von Westberlin.

Als Nachlaß der ehemaligen Reichsrundfunk-Gesellschaft übernahm es zunächst die Deutsche Bundesregierung, vertreten durch die Sondervermögensverwaltung. Mit einer Option auf das Rundfunkgebäude konnte es der Sender Freies Berlin zunächst für 20 Jahre nutzen und später erwerben. Nach der Wiederherstellung der technischen Einbauten in den Sendesälen sowie der Rückbau der provisorischen Einrichtung wurde der Sendebetieb wieder aufgenommen. Der Eintrag des Funkhauses in die Liste der Baudenkmäler von Berlin erfolgte am 1. Dezember 1958.

3. Baubeschreibung

Die Fassade des Rundfunkhauses ist mit einem in seiner Helligkeit lebendig variierenden, naturfarbenem und lasierten Klinker verkleidet. Die vertikal gegliederte Fassade an der Masurenallee ist 150 Meter lang und 17 Meter hoch. Der fünfgeschoßige Mittelteil mit seinem 32 Achsen ist um ein Geschoß höher als die Seiten mit je 14 Achsen. Auf gleicher Höhe schließen sich an diese Seiten die geschwungenen rückwärtigen Flügel an. Flache Dächer bedecken das Gebäude.

Durch geschoßhohe Pfeiler ist der Hauptzugang an der Masurenallee dreiteilig gegliedert.(vgl. Abb. 10) Über Stufen sind die zurückgesetzten Eingangstüren zu erreichen. An der Schauseite sind die Fensterachsen durch dunkel glasierte Klinker und abgesetzte Lisenen vertikal zusammengefaßt. Die Felder unter den nahezu quadratischen Fenstern sind ebenfalls mit dunkel glasierten Keramikplatten in weißer Verfugung gefüllt. Das schmale Kranzgesims, aus den gleichen Klinkern, setzt sich durch einen dunkleren Ton vom Gebäude ab. Die zwei innen hellgelb gestrichenen Nebentreppenhäuser sind außen am erhöhten Mittelteil durch je drei durchgehende Fensterstreifen ablesbar.(vgl. Abb. 11)

Aus schlichtem nicht glasierten Klinkermauerwerk bestehen dagegen die rückwärtigen Flügel, die gleichzeitig den Lärm der Straße von den innenliegenden Sendesälen fernhalten und als Büroräume dienen.(vgl. Abb. 12)

Durch die dreigeteilte Eingangsöffnug betritt man sogleich den vorderen Lichthof, der durch alle fünf Geschosse hochreicht.(vgl. Abb. 13) Die horizontalen Fugen der mit schwarz glasierten Tonplatten verkleideten Pfeiler sind weiß gefüllt. Dagegen wurden bei den Klinkerbändern entlang der Geschoßebenen die vertikalen und die horizontalen Fugen betont. Das gitterartige Brüstungsgeländer aus gelb glasierter Keramik mit schwarzem Handlauf verläuft zwischen den tragenden Stützen.

Im großen Lichthof standen nacheinander verschiedene Plastiken u. a. die von Georg Wiedenbrock für die Große Funkausstellung 1933 geschaffene Gruppe ,,Volk ringt sich empor zum Licht". Zur Zeit hat Andreas Oldörp eine den architektonischen Vorgaben des Raumes angepaßte Klanginstallation, mit den Titel ,,VERR (Für meine Brüder)" eingerichtet.

Neben den beiden kleinen und dem großen Sendesaal befinden sich im Gebäude verschiedene kleinere Studios mit den dazugehörigen technischen Anlagen. Arbeits- und Büroräume verteilen sich über sämtliche Stockwerke. Im Saal III ist der originale Einbau aus Akustikplatten, die zur Dämpfung mit verschiedenen Werkstoffen bespannt sind und nach Bedarf herunter geklappt werden können, erhalten. Saal II ist nach der zeitgemäßen Tontechnik neu ausgestattet. Der Große Sendesaal (auch Saal I genannt) mit den Abmessungen, 47,50 m Länge, ca. 38 m Breite und 12 m Höhe, ist den heutigen Akustik- bzw. Produktionanforderungen angepaßt. So wurden Poelzigs Akustik-Schlitzplatten, die für den jeweiligen Zweck entsprechend ausgetauscht wurden, durch unregelmäßig angeordnete Kastenvorbauten aus Holzplatten ersetzt. Die Rasterdecke in Holzgitterwerk blieb dagegen erhalten, der trapezförmige Grundriß jedoch wurde geringfügig umgestaltet. Die Anordnung der ca. 1100 Sitzplätze wurde nur leicht verändert.

Im Keller befinden sich die Räume für die Künstler. Im Dachaufbau mit dem davor angelegten Dachgarten über dem Großen Sendesaal befindet sich die neu eingerichtete Kantine. Früher stand auf dem Rasen des Dachgartens eine Gruppe von drei Putten, die scherzhaft ,,Die Direktion" genannt wurde.

Poelzig plante den Bau so vorausschauend, daß nur die technischen Einrichtungen geändert werden mußten. Das Haus des Rundfunk mit seinem internen Betrieb gilt heute noch als vollkommene Anlage dieser Art. Die so verwirklichte neue Bauaufgabe des Rundfunksbaus, mit seinen baulichen und technischen Anforderungen ist heute noch ein Musterbeispiel für Rundfunkbauten.

Schluß

Poelzig baute das Haus des Rundfunks nahezu am Ende der Periode des Expressionismus als nüchternen Zweckbau

Der Typus des Rundfunkhauses war eine völlig neue Bauaufgabe, die bewältigt werden mußte. Das Haus des Rundfunks in Berlin gilt heute noch als wegweisend für die Funktion eines Rundfunkbetriebes. 1979 feierte man die 50 järhrige Wiederkehr der Grundsteinlegung. Dazu sagte Prof.Julius Posner in einer Festansprache ,, wir stehen hier in einem der wenigen Geb ä uden, die von Peolzigs Werken geblieben sind, den einzigen in Berlin, das unverf ä lscht erhalten ist . Wir besitzen im ihn das Dokument eines gro ß en Mannes." 3

Abb.1: Grundstücksplan aus:Schirren, M., S. 146

Abb.2: Vorentwurf

Abb.3: Vorschlag 2 aus:Schirren, M., S. 146

Abb.4: Haus des Rundfunks, Entwurf von Paul Bonatz und Friederich Scholer

Abb.5: Haus des Rundfunks, Entwurf von Richard Riemerschmid aus: Berlin und seine Bauten, S. 127

Abb.6: Haus des Rundfunks, Entwurf von Hans Poelzig. aus: Berlin und seine Bauten, S. 127

Abb: 7 Grundriß des Entwurfs aus: Schirren, M., S. 145

Abb.8: Haus des Rundfunks, Vorderansicht aus: Berlin und seine Bauten, S. 128

Abb. 9: Haus des Rundfunks, Grundriß des Erdgeschosses 1:1000 aus: Berlin und seine Bauten, S. 130

Abb. 10: Detail Haupteingang Masurenalle aus: Ribbe, W:: Von der Residenz zur City, S. 490

Abb. 11: Detail Treppenhaus an der Masurenalle aus: Ribbe, W.: Von der Residenz zur City, S. 491

Abb. 12: Nordspitze des Funkhauses an der Bredtschneiderstraße aus: Ribbe, W.: Von der Residenz zur City, S. 493

Abb. 13: Haupt-Eingangshalle des Rundfunkshauses aus: Ribbe, W.: Von der Residenz zur City, Seite 480

Literatur

Architekten und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil X, Band B: Anlagen und Bauten für den Verkehr, (4) Post und Fernmeldewesen, Berlin 1987.

Hüter, Karl-Heinz: Architektur in Berlin, 1900-1933, Dresden 1987.

Pehnt, Wolfgang: Die Architektur des Expressionismus, Stuttgart 1997.

Pehnt, Wolfgang: Die Erfindung der Geschichte, München 1989.

Posener, Julius: Berlin auf dem Wege zu einer neuen Architektur, Das Zeitalter Wilhelms II .,1890 - 1918, München 1979.

Rave, Paul-Ortwin: Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, Berlin 1961.

Ribbe, Wolfgang: Von der Residenz zur City, 275 Jahre Charlottenburg, Berlin 1980.

Ribbe, Wolfgang und Schäche, Wolfgang: Baumeister, Architekten, Stadtplaner, Biographien zur baulichen Entwicklung Berlins, Berlin 1987.

Schirren, Matthias: Hans Poelzig, Die Pläne und Zeichnungen aus dem ehemaligen Verkehrsund Baumuseum in Berlin, Berlin 1989.

[...]


1 Wasmuths Monatshefte für Baukunst, 1929, S. 300 ff, zitiert nach: Berlin und seine Bauten, S. 129.

2 Wasmuths Monatshefte für Baukunst, 1929, S. 304, zitiert nach: Berlin und seine Bauten, S. 129.

3 SFB-Informationsblatt 3, 1979, S. 33, zitiert nach: Ribbe, W: Von der Residenz zur City, S. 495.

Ende der Leseprobe aus 11 Seiten

Details

Titel
Das Haus des Rundfunks in Berlin
Veranstaltung
"Baugeschichte und Architekturtheorie"
Autor
Jahr
1999
Seiten
11
Katalognummer
V96131
ISBN (eBook)
9783638088084
Dateigröße
413 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Haus, Rundfunks, Berlin, Baugeschichte, Architekturtheorie, Prof, Wolfgang, Schäche, Berlin
Arbeit zitieren
J. Mitterer (Autor:in), 1999, Das Haus des Rundfunks in Berlin, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96131

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