Passiv und Reflexivkonstruktionen in den romanischen Sprachen Französisch und Italienisch. Eine kontrastive Analyse


Hausarbeit, 2020

14 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Untersuchung im Italienischen
2.1. Zur Definition des Passivs
2.2. Passivkonstruktionen im Italienischen
2.2.1. Das Passiv mit essere
2.2.2. Das Passiv mit venire
2.2.3. Das Passiv mit andare
2.3. Reflexivkonstruktionen im Italienischen
2.3.1. si-impersonale
2.3.2. si-passivante
2.3.3. Weitere Typen von si

3. Kontrastive Untersuchung
3.1. Passivkonstruktionen im Französischen
3.2. Reflexivkonstruktionen im Französischen

4. Fazit

5. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Das Aktiv und Passiv sind zwei Kategorien des Genus verbi, die in Opposition zueinanderstehen. In dieser Arbeit soll lediglich das Passiv analysiert werden. Neben dem Passiv fügen sich auch die Reflexivkonstruktionen mit in die Analyse ein, da die Reflexivkonstruktionen, so könnte man sagen, als eine Alternative für das Passiv gelten. Es soll in dieser Arbeit eine sprachvergleichende Untersuchung bei den Phänomenen der Passiv- sowie Reflexivkonstruktionen im Französischen und Italienischen gemacht werden. Die Analyse beginnt mit der Definition des Passivs und stellt zu Anfang die jeweiligen Konstruktionen im Italienischen vor. Eine interessante Darlegung erfolgt allerdings bei den verschiedenen Typen vom italienischen si, die eine Ambiguität mit sich bringen. Darauf folgt die kontrastive Analyse zum Französischen und zum Schluss der Ausblick der Analyse. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt dabei auf der sprachvergleichenden Untersuchung beider Konstruktionen, da sie alle für wichtig gehalten werden, da meistens die Interpretation der Konstruktionen eine schwere sein kann auf Grund des Phänomens der Ambiguität. In der Tat können die Reflexivkonstruktionen nicht vom Passiv ganz ausgeschlossen werden, weil sie eine Alternative für das Passiv darstellen. Dadurch, dass eine große Vielfalt an Passiv- und Reflexivkonstruktionen existiert, werden nicht alle möglichen Varianten diskutiert, sondern nur die wichtigsten vorgestellt. Das Ziel dieser Arbeit ist es darzulegen, dass die Reflexivkonstruktionen wegen ihrer Funktion einer passiven Handlung nicht ganz vom Passiv ausgeschlossen werden können.

2. Untersuchung im Italienischen

2.1. Zur Definition des Passivs

Bevor die ausführliche Analyse der Passivkonstruktionen erfolgen kann, ist es wichtig die Definition des Passivs zu kennen. Da das Passiv sowohl im Französischen als auch im Italienischen untersucht werden soll, ist es wichtig zu erwähnen, dass das Passiv auf syntaktischer, morphologischer sowie kommunikativer Ebene definiert werden muss. „Aus funktional pragmatischer Sicht sind Aktiv und Passiv als zwei eigenständige Formen aufzufassen, denen je spezifische Funktionen in der Kommunikation zuzuordnen sind.“ (Polzin 1998: 21). Das Passiv ist neben dem Aktiv eine Kategorie des Genus verbi und zeichnet sich in Opposition zum Aktiv durch die passiv ausgeführte Handlung aus. Anders als im Aktivsatz ist es im Passivsatz weniger relevant wer oder was eine Sache ausführt, sondern was ausgeführt wird und passiert. Auf syntaktischer Ebene wechseln die rhematischen und thematischen Satzbestandteile untereinander ihre Plätze und tauschen somit ihre Funktionen aus, sodass sich die Satzgliedstellung im Aktivsatz von Subjekt- Verb- Objekt (SVO) zu Objekt- Verb- Subjekt (OVS) im Passivsatz ändert. Kurz gesagt, ist der Passivsatz ausschließlich der Umkehr des aktivischen Satzes. Auf morphologischer Ebene repräsentiert das Passiv eine Form des finiten Verbs (Vgl. Weinrich 1982: 133). Bezogen auf das Verbalsyntagma, wird das Passiv durch ein Auxiliarverb und dem Partizip gebildet. Dieses Rückpartizip ist mit dem Subjekt des Passivsatzes kongruent in Numerus und Genus (Vgl. Weinrich 1982: 129). Das Passiv wird nur durch transitive Verben gebildet, da diese ein Objekt zulassen und das Objekt für die Passivbildung notwendig ist, da es zum Subjekt des neuen Satzes wird (Vgl. Karasch 1982: 90f.). Ein weiteres Merkmal für das Passiv macht sich dadurch erkennbar, dass auf der Ebene des Sachverhalts, die der Kommunikation dient, eine andere Darstellungsperspektive gegenüber der Rollenverteilung auf der Satzebene vorliegt (Vgl. Polzin 1998: 28). Das Subjekt des Aktivsatzes ist weniger relevant, kann aber dennoch als Adjunkt zum Passivsatz ergänzt werden, sofern es notwendig für den Kontext ist. Eine wichtige Differenzierung, die beim Passiv gemacht werden sollte, ist die, dass Zustands- und Vorgangspassiv existieren. Das Zustandspassiv beschreibt, wie der Name bereits verdeutlicht, den Zustand und das Endergebnis einer Handlung, während das Vorgangspassiv den Vorgang und das Geschehnis präzisiert. Die Bildung des Passivs beschränkt sich auf keinem spezifischen Tempus, denn sie ist in den einfachen sowie zusammengesetzten Zeiten möglich. Die Funktionen des Passivs sind laut Confais (21980: 130f.) die Verbergung des Urhebers sowie die Veränderung der Wortfolge.

2.2. Passivkonstruktionen im Italienischen

Das Passiv im Italienischen wird durch die Auxiliarverben essere, venire, andare und dem participio passato gebildet. Die Analyse dieser Konstruktionen beginnt mit dem essere- Passiv und folgt der Reihenfolge mit den aufgelisteten Auxiliarverben.

2.2.1. Das Passiv mit essere

Das Passiv mit essere kann als Standardpassiv gesehen werden. Das Verblexem essere verliert die eigene lexikalische Bedeutung und nimmt Auxiliarverb - Status an zur Kennzeichnung der grammatischen Verbalkategorien von Person, Numerus, Tempus und Modus (Vgl. Milan 1985: 214). Dabei ist das Partizip kongruent zum Subjekt des Passivsatzes. Auf semantischer Ebene ist dieses Passiv neutral (Vgl. Schwarze 1995: 180). Zugleich hat essere als Passivauxiliar keine distributionellen Beschränkungen, das bedeutet, dass das Passiv mit essere in allen Tempora gebildet werden kann (Vgl. Schwarze 1995: 181). Es kann jedoch bei einigen transitiven 2 Verben eine Mehrdeutigkeit entstehen, da deren Partizipien einen Zustand repräsentieren können, die sich aus den durch das Verb bezeichneten Handlungen ergeben, da essere auch als Kopulaverb „sein“ verstanden werden kann (Vgl. Schwarze 1995: 181).

(1) La porta è chiusa. (Salvi :32)

Die mehreren Bedeutungen, die sich aus dem Satz erschließen, beschreiben, dass entweder eine Veranschaulichung einer Aktion geschieht, wie beispielsweise, dass die Tür geschlossen wird. Diese Interpretation ist die passive Ausführung der Handlung der beiden möglichen Bedeutungen. Die zweite Bedeutung drückt aus, dass ein Zustand beschrieben wird, wie das die Tür geschlossen ist. Es ist wichtig die sogenannten Zustände so zu interpretieren, dass das Partizip als Adjektiv und nicht als Verb interpretiert werden sollte (Vgl. Salvi 1992: 31f.). In der Sprachproduktion werden solche Sätze vermieden, da die Interpretation des Passivs unklar ist und sie vielmehr als Kopulasätze gedeutet werden (Vgl. Schwarze 1995: 181). Diese Ambiguität wird durch essere erzeugt und kann allerdings durch die Angabe eines Urhebers als Adjunkt wieder eindeutig gemacht werden, welche die passive Variante von beiden möglichen Interpretationen repräsentiert. Auch die Angabe eines Adverbs verspricht die passive Variante, da diese auf zeitliche Dauer hinweisen kann. Im folgenden Beispiel ist diese zeitliche Dauer mittels violentemente markiert. Hier bedeutet „gewaltsam“ die Tür schließen, schnell und stark die Tür schließen, wohingegen beispielsweise „leicht“ die Tür schließen stattdessen weniger schnell bedeutet.

(2) La porta è chiusa da Giovanni. (Salvi 1992: 32)
(3) La porta è chiusa violentemente. (Ebd.)

2.2.2. Das Passiv mit venire

Das venire- Passiv drückt einen Vorgang aus, dass etwas in dem Moment passiert. Infolgedessen kann dieses Passiv nur in den einfachen Tempora gebildet werden (Milan 1985: 224). Daher arrangiert die Konstruktion mit venire, anders als essere, eine Desambiguierung auf inhaltlicher Ebene und erfüllt daher eine bedeutungsunterscheidende Funktion in der Passivbildung. Demgemäß unterscheidet venire das Vorgangspassiv deutlicher vom Zustandspassiv. Auf semantischer Ebene ist auch diese Konstruktion neutral wie beim Passiv mit essere (Vgl. Schwarze 1995: 180). Im folgenden Beispiel erkennt man gut, wie venire den Vorgang ausdrückt und die Doppeldeutigkeit, die essere als Auxiliar hervorrufen kann, bricht.

(4) La porta viene chiusa. (Salvi 1992: 33)

2.2.3. Das Passiv mit andare

Das Passiv mit andare unterstreicht die Notwendigkeit, dass eine Handlung ausgeführt werden muss und wird daher auch nur in der Hinsicht angewendet. Auch dieses Passiv wird wie venire nur in den einfachen Zeiten gebildet. Anders als bei den anderen obigen Passivkonstruktionen, wird bei andare kein Agens ergänzt (Vgl. Salvi 1992: 33). Der zweite Satz im folgenden Beispiel (6) markiert einen ungrammatischen Satz wegen der Angabe des Agens, die nicht mit der Notwendigkeit korrelieren kann.

(5) La porta va chiusa. = ‘deve venire chiusa' (Salvi 1992: 33)
(6) *La porta va chiusa da Piero.

2.3. Reflexivkonstruktionen im Italienischen

Die Reflexivkonstruktionen bieten andere Alternativmöglichkeiten, um ein Passiv zu umschreiben. Zunächst sind die Verwendung und Rolle der Reflexivpronomen zu erwähnen, die dadurch die Reflexivität begünstigen, um anzugeben, dass es sich beim Subjekt oder Objekt um denselben Referenten handelt. Hier wird eine Verschmelzung der Handlungs- und Gesprächsrollen hervorgerufen, welche durch das Reflexivpronomen eine Identitätsbeziehung zwischen dem direkten oder indirekten Objekt und dem Subjekt herstellt (Vgl. Weinrich 1982: 142f.). Die reflexiven Pronomina können verschieden angewendet werden. Zum einen lässt sich dies an der originalen, also reflexiven Verwendung zeigen, und zum anderen an anderen Konstruktionen, doch das Reflexivpronomen kann niemals als freies Pronomen stehen (Schmitz 2012, zitiert nach Salvi 1988: 101). Dabei wird von Schmitz laut Salvi angemerkt, dass ein Teil dieser Verwendungen lexikalisiert ist, und zwar bei der intransitiven Variante eines Teils der ergativen Verben und aller inhärent reflexiven Verben. Eine weitere dieser anderen Verwendungen ist die Alternative zum Passiv. Im Italienischen stellen sich in dieser Hinsicht das si-impersonale sowie das si-passivante in den Vordergrund, welche im Folgenden untersucht und verglichen werden. Darauf folgen die verschiedenen Typen der sogenannten si- Konstruktionen.

2.3.1. si-impersonale

Das si-impersonale spiegelt laut Schmitz (zitiert nach Salvi 1988: 101f.) eine der nicht- lexikalisierten derivierten Verwendungen des reflexiven Pronomens wider, die somit einer syntaktischen Konstruktion gleichen. Das Klitikon si kann zufolge Schmitz (zitiert nach Salvi 1988: 101f.) als indefinites Subjekt vor jedem Verb, das ein Subjekt zulässt, verwendet werden. Dieses si entspricht dem deutschen „man“ und dem französichen on und repräsentiert damit eine unpersönliche Reflexivkonstruktion, die im Sprachgebrauch häufig benutzt wird. Ein wichtiges Merkmal dieser Konstruktion ist erkennbar daran, dass das Verb nur in der dritten Person im Singular stehen kann und nicht mit dem Subjekt in Numerus kongruent sein kann. Das Objekt behält hier seine Funktion bei, da diese unpersönliche Konstruktion ein undefiniertes Subjekt repräsentiert und zusätzlich durch transitive und intransitive Verben gebildet werden kann (Vgl. Curcio 1999: 74).

(7) Lo si mangia. (Salvi 1992: 36)
(8) Ci si compra molte cose inutili. (Salvi 1992: 37)

Bei Beispiel 8) tritt das Phänomen des doppelten si ’s auf. Um dies zu vermeiden wird ein ci oder uno bei reflexiven Verben hinzugefügt. Das unpersönliche si unterscheidet sich syntaktisch von allen anderen Verwendungen des klitischen Reflexivpronomens.

2.3.2. si-passivante

Das si-passivante ist eine Reflexivkonstruktion, genauer gesehen eine unakkusative Konstruktion, die sich durch seine Unpersönlichkeit und der passiven Funktion auszeichnet (Vgl. Salvi 1992: 36). Auch hier entspricht das si dem deutschen „man“ und dem französischen on. Eine große Differenzierung zum si-impersonale wird mit dieser Konstruktion allerdings gemacht, denn si bezieht sich, anders wie beim si-impersonale, auf das Subjekt und kann daher sowohl in der dritten Person im Singular als auch im Plural stehen. Infolgedessen ist das Verb mit dem Subjekt kongruent, indem es in Numerus angeglichen wird. Im folgenden Beispiel ist der Plural auch am flektierten Verb zu erkennen.

(9) Si mangiano le mele. (Salvi 1992: 36)

Laut Schmitz (zitiert nach Salvi 1988: 103) kann das si-impersonale als echtes Subjekt des Satzes, in dem es vorkommt, betrachtet werden, während beim si-passivante das si als einfaches Zeichen der Passivität des Verbs betrachtet werden muss. Im Allgemeinen können das si- impersonale und si-passivante nicht mit infiniten Formen des Verbs verwendet werden (Vgl. Salvi 1992: 37). Auf semantischer Ebene ist zu nennen, dass das si eine verallgemeinernde Deutung widerspiegelt, wie in diesem Beispiel (10) zu sehen ist:

(10) In Italia si mangia molta pastasciutta. (Salvi 1992: 38)

Hier meint und repräsentiert das si im Allgemeinen die Italiener. Dies ist erkennbar dadurch, dass in Italia angegeben wurde. Daraus lässt sich schließen, dass sich die Interpretationen solcher Konstruktionen meist auch aus dem Kontext erschließen lassen.

2.3.3. Weitere Typen von si

Es existieren neben dem si-impersonale und si-passivante weitere verschiedene Typen von si, wie zum Beispiel das reflexive (a), reziproke (b), mediale (c), und das si aus dem ethischen Dativ (d). Diese Konstruktionen unterscheiden sich alle untereinander und können stets eine Mehrdeutigkeit hervorrufen.

a) Mario si lava. (Schwarze 1995: 182)
b) Tristano e Isotta si amano. (Ebd.)
c) Il sale si scioglie. (Ebd.)
d) Il re amava molto il suo usignolo, e se lo teneva in una gabbia d’oro. (Ebd. 190)

Bei a) ist das si reflexiv und bezieht sich auf Mario. Diese Reflexivkonstruktion ist „lexikalisiert, d.h. es kann hier nicht durch se stesso/ a se stesso oder ein nicht-reflexives Pronomen (direktes Objekt) bzw. eine Präpositionalphrase mit a ersetzt werden“ (Curcio 1999: 71f.)

Bei b) ist das si reziprok und bezieht sich hier auf Mario und Antonio. Bei den reziproken Verben wird eine Wechselbeziehung oder Gegenseitigkeit ausgedrückt.

Bei der Konstruktion c) fällt auf, dass das Subjekt reduziert wurde und es somit keine Angabe des Agens besitzen kann (Vgl. Curcio 1999: 73).

Der ethische Dativ d) bezeichnet hier eine reflexive Konstruktion, die bei einigen Verben, welche ein Objekt regieren, möglich ist. Das Besondere an dieser Konstruktion ist, dass bei diesen Verben zusätzlich das Reflexivpronomen stehen kann ohne, dass die Valenz reduziert wird (Curcio 1999: 73).

3. Kontrastive Untersuchung

Nun erfolgt die sprachvergleichende Analyse im Französischen. Es sollen zuerst alle Konstruktionen im Französischen präsentiert und analysiert werden. Es finden sich einige Verweise, die auf Unterschiede zum Italienischen hinweisen. Eine Zusammenfassung dieser Analyse findet sich schließlich beim Fazit (S.10).

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Passiv und Reflexivkonstruktionen in den romanischen Sprachen Französisch und Italienisch. Eine kontrastive Analyse
Hochschule
Universität Stuttgart
Note
2,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
14
Katalognummer
V961697
ISBN (eBook)
9783346310637
ISBN (Buch)
9783346310644
Sprache
Deutsch
Schlagworte
passiv, reflexivkonstruktionen, sprachen, französisch, italienisch, eine, analyse
Arbeit zitieren
Bleona Blakaj (Autor:in), 2020, Passiv und Reflexivkonstruktionen in den romanischen Sprachen Französisch und Italienisch. Eine kontrastive Analyse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/961697

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