Darstellung bevölkerungsgeographischer Kennzeichen am Beispiel Ruanda


Hausarbeit, 1995

18 Seiten


Leseprobe


1. Vorwort

Innerhalb der Vorlesung und Übung der Einführung in die Bevölkerungs- und Sozialgeographie habe ich mich im Rahmen der abschließenden Hausarbeit für den Bereich der Bevölkerungsgeographie entschieden., da der Bereich der Sozialgeographie sowohl vom Stoff, als auch von der Literatur weniger Möglichkeiten bietet, sozialgeographische Kennzeichen zu untersuchen und darzustellen.

Als Gegenstand meiner Hausarbeit habe ich den Staat Ruanda ausgewählt. Nach meiner Meinung eignet sich dieses Land besonders als Anschauungsbeispiel für bevölkerungsgeographische Untersuchungen. Denn Ruanda ist ein typisches Entwicklungsland in Afrika, das gegen viele Probleme ankämpfen muß. Die größten Mißstände sind dabei das Problem der Überbevölkerung, und damit einhergehend Armut, Hungersnöte, fehlende hygienische und medizinische Versorgung und nicht zuletzt Analphabetismus. Diese Faktoren stürzten das noch junge Land in eine Wirtschaftskrise, aus der es scheinbar keinen Ausweg mehr gibt. Aber Hunger und Not ist auch Ursache für Gewalt und Machtkämpfe. So ist auch Ruanda nicht von dieser Entwicklung verschont geblieben. Der Zerfall der staatlichen Ordnung und Bürgerkriege zerstörten öffentliche Einrichtungen und die wirtschaftliche Grundlage der Bevölkerung. So sind seit Beginn des Bürgerkrieges Hunderttausende von Ruandern aus politischen, ethnischen und wirtschaftlichen Gründen auf der Flucht (vgl. Jubiläumsschrift "10 Jahre Partnerschaft Rheinland-Pfalz - Ruanda" S. 3-5).

Solche oder ähnliche Zustände sind auch in anderen afrikanischen Entwicklungsländer anzutreffen. Meine Entscheidung Ruanda als Beispiel zu wählen, wurde wesentlich durch die Partnerschaft unseres Bundeslandes Rheinland-Pfalz zu Ruanda beeinflußt. Außerdem besuchte ich eine Ausstellung anläßlich des zehnjährigen Bestehens dieser Partnerschaft, die mich sehr beeindruckt hat.

2. Einleitung

Zu Beginn meiner Hausarbeit möchte ich ein landeskundliches Profil von Ruanda erstellen, das die topographische und geographische Lage, Klima, Relief, Böden, Vegetation und die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Landes kurz beschreiben soll. Dieser Einblick in die naturgeographischen Begebenheiten ist die Ausgangslage der Bevölkerung Ruandas und spielt für die bevölkerungsgeographische Entwicklung des Staates eine wesentliche Rolle.

Ruanda liegt am Äquator in der südlichen Hälfte Afrikas und erstreckt sich zwischen 1° und 3° südliche Breite sowie zwischen 28° 50´ und 31° östliche Länge. Ruanda grenzt an die Staaten Zaire, Burundi, Tansania und Uganda. Die Hauptstadt ist Kigali. Die Landmassen besteht überwiegend aus hügeligem Hochland, das im Westen an die Zentralafrikanische Schwelle stößt und im Osten zur Einmuldung des Victoriasees absinkt. Die Landflächen befinden sich in einer durchschnittlichen Höhe von etwa 1600 m über dem Meeresspiegel.

Das Klima wird zum einen durch die innertropische Konvergenz, zum andern durch die Höhenlage geprägt. Es treten jährlich zwei Regenzeiten (März bis Mai und Oktober bis Dezember), die übrigen Monate sind überwiegend arid. Das Jahresniederschlagsmittel liegt bei 2000 mm. Allerdings ist die Dürrewahrscheinlichkeit sehr hoch, denn es tritt alle zwei bis fünf Jahre eine Trockenperiode ein. Die Jahresdurchschnittsemperatur beträgt 18° C, dabei liegen die Minima bei 10° C die Maxima bei 26° C im Westen, bzw. 34° C im Osten.

Die Vegetation Ruandas besteht hauptsächlich aus tropischem Bergwald im Westen, während zum Osten hin übewiegend Feucht- und Trockensavannen vorherrschend sind.

Die wirtschaftliche Situation:

95% der Ruander leben von der Landwirtschaft, dabei wird 70% der Landesfläche, die hauptsächlich aus den wenig fruchtbaren roten Lateritböden besteht, ackerbaulich genutzt. Die Bauern pflanzen überwiegend für den eigenen Lebensbedarf Hirse, Maniok, Jams, Süßkartoffeln, Mais, Gemüse und Hülsenfrüchte an. Außerdem werden noch Cashcrops wie Kaffee und Tee angebaut. Die Ausfuhr dieser landwirtschaftlichen Erzeugnisse macht 90% aller Exportartikel aus. Daneben wurden noch einige Erze wie Kasserit, Wolfram und Zinn abgebaut und exportiert. Allerdings wurde die Förderung der Erze aus Gründen der Wirtschaftlichkeit eingestellt. Somit ist die Landwirtschaft der wichtigste Industriezweig des Lande; der Anteil des primären Sektors am Bruttoinlandsprodukt betrug 1992 45%.

Aber auch die Landwirtschaft birgt große Probleme, da die Ernten der letzten Jahre immer ertragsärmer wurden(vgl. Diercke, Weltatlas, S127-129 und Meyers Enzyklopädisches Lexikon). "Bis ins Jahr 1986 konnte Ruanda seine Bevölkerung selbst ernähren und gleichzeitig die Produktion landwirtschaftlicher Exportkulturen steigern"(Jubiläumsschrift S. 14). Durch das starke Bevölkerungswachstum, das mitten der sechziger Jahre einsetzte, und die Tatsache, daß es kaum Alternativen zur landwirtschaftlichen Produktion gibt, wuchs auch die Zahl der landwirtschaftlichen Familienbetriebe. Inzwischen werden 1,4 Millionen ha bewirtschaftet. Über die Hälfte dieser Fläche wird von Familien subsistenziell und nicht arbeitsteilig bebaut . Dabei verfügen die Kleinbauern, die 60% dieser Fläche bewirtschaften, noch nicht einmal eine Betriebsgröße, die über 0,75 ha liegt. Dadurch werden die Bauern gezwungen ihr Land intensiver zu nutzen, um ihre Lebensgrundlage zu erhalten. Da die Menschen nicht auf Dünger, Pflanzenschutzmittel oder auch verbesserte Anbaumethoden zurückgreifen können, führt dies zur Degradierung der Böden, zum Rückgang der Erträge und immer weiteren unkontrollierten Rodungen der Wälder, die schon sehr dezimiert wurden. Der Anteil der Wälder an der Gesamtfläche Ruandas beträgt nur noch 9%. Durch die Massenarmut der Bevölkerung gehen große Bedrohungen für die Umwelt aus. Durch den Bevölkerungsdruck werden immer wieder neue Gebiete erschlossen und meist sehr spontan besiedelt. Dadurch entstehen schwere, zum Teil nicht mehr gutzumachende Umweltschäden durch die Vernichtung zusammenhängender Waldgebiete, die für den Wasserhaushalt des Landes eine wichtige Rolle spielen. Da das Land für eine landwirtschaftliche Nutzung oftmals ungeeignet ist, verarmen die Böden schnell und sind dann der Erosion freigesetzt(vgl. Jubiläumsschrift S. 16f).

Die Geschichte Ruandas:

An dieser Stelle möchte ich noch einen kurzen Überblick über die geschichtliche Entwicklung Ruandas geben.. Diese Angaben halte ich insofern als sinnvoll, da in der Geschichte des Landes die wesentlichen Ursachen liegen, die zum Ausbruch des Bürgerkrieges führten und damit die großen Flüchtlingsströme ausgelöst haben.

Das heutige Staatsgebiet Ruandas gehörte bis zur Kolonialisierung zu einem der Königreiche des zentralafrikanischen Gebiets der Großen Seen. 1884 wurde das Land auf der Berliner Konferenz dem Deutschen Reich zugeschlagen. Aufgrund der schon damalig hohen Bevölkerungsdichte wurde auf eine Kolonisierung verzichtet. Im ersten Weltkrieg ging das Gebiet durch Eroberung in belgischen Besitz über. Als die Belgier das Land 1959 auf seine Unabhängigkeit vorbereiteten, kam es im Zuge der Demokratisierung zu Unruhen zwischen dem Stamm der Hutus und dem Stamm der Tutsis. Bei diesen Auseinandersetzungen wurde die Tutsiherrschaft durch die Hutus gestürzt. Am 1.7.1962 wurde das Land eine unabhängige Republik. Der erste Staatspräsident wurde Gregoire Kayibanda, der mit seiner Einheitspartei einseitig die Interessen der Hutus vertrat. Da aber die Tutsi die soziale Oberschicht und den Hochadel des Staates bildeten, kam es ständig zu weiteren Unruhen, bis 1973 die Huturegierung durch einen Militärputsch entmachtet wurde. Daraufhin wurde der bisherige Generalstabschef und Verteidigungsminister Juvenil Habyarimana neuer Staatspräsident. Somit wurde Ruanda erneut zu einem Einparteienstaat. Erst 1991 wurde durch eine Verfassungsänderung wieder das Mehrparteiensystem eingeführt. Im folgenden Jahr wurde eine aus fünf Parteien bestehenden Übergangsregierung eingesetzt, die die Regierungsgeschäfte übernehmen soll. Der Bürgerkrieg kam 1994 offen zum Ausbruch, als die Regierungsmaschine des Präsidenten Habyarimana abgeschossen wurde. Bei diesem Attentat, für das Tutsi-Rebellen verantwortlich gemacht werden, kam Habyarimana und sein burundischer Amtskollege ums Leben. Zu den wirtschaftlichen Mißständen bricht nun auch noch politisches Chaos aus. Allen Friedensbemühungen der UNO und vereinbarten Waffenstillstandsabkommen zum Trotz kommt es erneut zu blutigen Auseinandersetzungen und Zusammenstößen zwischen den verfeindeten Volksstämmen. Nachdem die Rebellen auch noch die Hauptstadt Kigali eroberten, startete Frankreich mit Hilfe von senegalesischen Blauhelmsoldaten eine Militäraktion und errichteten im Südwesten Ruandas eine humanitäre Schutzzone. Seit dieser Zeit sind Hunderttausende von Menschen auf der Flucht vor Verfolgung Hunger und Seuchen. Da die Bevölkerung weitere Vergeltungsschläge der Rebellen befürchten, ist eine Ende des Flüchtlingstromes nicht abzusehen(vgl. Jubiläumsschrift S. 40ff, Meyers Enzyklopädie, Fischers Weltalmanach).

Nach diesen einführenden Informationen über das Land Ruanda, an dem ich folgende demographische und bevölkerungsgeographischen Indikatoren darstellen werde, möchte ich abschließend noch einige Grunddaten Ruandas tabellarisch voranstellen Um Vergleichsmöglichkeiten zu haben gebe ich noch zusätzlich die entsprechenden Daten von Rheinland-Pfalz an. (Tabelle1)

Tabelle1):

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Auf den nächsten Seiten werde ich mich dann mit folgenden bevölkerungsgeographischen Themenbereichen befassen und an exemplarisch eingearbeiteten Belegen nachweisen:

- Merkmale für "Unterentwicklung"
- Demographische Bevölkerungsstruktur
- Modell des demographischen Übergangs
- Großräumige Bevölkerungsverteilung
- Räumliche Bevölkerungsbewegung,
- Bildungssituation von Ruanda
- Medizinische und hygienische Verhältnisse

3. Merkmale für Unterentwicklung

Ruanda gehört zweifelsohne zu den ärmsten Staaten dieser Erde. Massenarmut, Hunger und Elend bestätigen diese Aussage. Lange Zeit sprach man auch von einem Entwicklungsland der Dritten Welt. Mittlerweile hat man diesen Begriff aufgrund der verschiedenen Entwicklungsstufen der Entwicklungsländer auf eine Vierte und Fünfte Welt ausgeweitet.

Unter dem Begriff Dritte Welt werden rohstoffreiche Entwicklungsländer mit einer beginnenden Industrialisierung zusammengefaßt. Mit der Vierten Welt bezeichnet man Entwicklungsländer, die weder über Rohstoffe verfügen, bzw. nur über einen geringen Grad an Industrialisierung. Häufig sind aber dennoch wirtschaftliche Aufwärtstendenzen gerade im Handwerksbereich festzustellen. Dagegen werden Entwicklungsländer mit besonders ungünstigen Voraussetzungen und besonders niedrigem Entwicklungsstand in der Fünften Welt eingestuft. In diese Kategorie von Entwicklungsländer wäre auch wohl das Land Ruanda einzuordnen. Die Vereinten Nationen führen für diesen Entwicklungsstand einen eigenen Begriff. Sie sprechen von den besonders armen Entwicklungsländer von den least developed countries (LDC). Zur Abgrenzung werden folgenden Indikatoren aufgeführt(vgl. Fundamente S. 286f):

- Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist kleiner als 355 US-$
- Der Anteil des Bruttoinlandsprodukt beträgt weniger als 10%
- Die Alphabetisierungsquote der Bevölkerung über 15 Jahre liegt unter 20%

In vielen Untersuchungen wird das Bruttosozialprodukt als wesentliches Kennzeichen herangezogen. Auch wenn es pro Kopf umgerechnet wird, sagt es zum Beispiel wenig über die Verteilung des Volkseinkommens aus. Letztendlich wird der Lebensstandard des einzelnen bei dieser Betrachtungsweise nicht berücksichtigt. Denn gerade in den Entwicklungsländer sind oftmals gravierende Disparitäten -egal ob im wirtschaftlichen, infrastrukturellen oder im sozialen Sektor- anzutreffen. Da das Bruttosozialprodukt ausschließlich ökonomische Fakten widerspiegelt, wird die Infrastruktur und der soziale Gesichtspunkt außer Acht gelassen. Der Begriff Unterentwicklung läßt sich aber nicht auf eine wirtschaftliche Ebene reduzieren, sondern bezieht auch noch die beiden anderen Faktoren mit ein. Daher führe ich aus einem kleinem "Katalog" einige Aspekte der Unterentwicklung auf, die auch für Ruanda zutreffend sind:

(siehe Fundamente S. 288)

- rasche Zunahme der Bevölkerung und Verjüngung des Bevölkerungsaufbaus
- Unter- bzw. Mangelernährung bei einem Großteil der Bevölkerung
- unzureichende medizinische Versorgung
- niedrige Lebenserwartung
- unterentwickeltes Bildungswesen und hohe Analphabetenquote
- Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, Lehrern, Ärzten und Führungskräften
- ungleiche Einkommens- und Besitzverteilung
- geringes Pro-Kopf Einkommen
- viele Beschäftigte in der Landwirtschaft wenig Industriebeschäftigte
- geringe Arbeitsproduktivität
- einseitige Produktionsstruktur
- hoher Anteil der Landwirtschaft am Bruttosozialprodukt
- unzureichende Infrastrukturen und schlechte Verkehrslage
- Monokulturen Abhängigkeit von der Ausfuhr weniger Rohstoffe bzw. Exportgüter und der Einfuhr fast aller wichtigen Investitionsgüter
- hohe Auslandsverschuldung
- politische Instabilität

5. Demographische Bevölkerungsstruktur

Die Bevölkerung Ruandas besteht aus drei großen ethnischen Gruppen. Der größte Stamm mit über 90% Anteil an der Gesamtbevölkerung sind die Hutus. Die Hutus bildeten jeher die Schicht der hörigen Ackerbauern, während die Tutsis die aristokratische Oberschicht darstellen. Obwohl das Volk der Tutsi mit 9% nur einen kleinen Teil der Bevölkerung ausmacht, hatte es immer einen großen Einfluß im Land. Durch die Jahrhunderte alte Feindschaft und den Klassenkampf behalten die Stammesfehden bis heute ihre Aktualität. Eine Minorität in der ruandischen Bevölkerung stellen die Twa dar, die mit den Pygmäen verwandt sind. Die Landessprache ist Kinyarwanda, die offizielle Amtssprache Französisch.

Differenzen gibt es dagegen bei den Religionen. Am stärksten ist das Christentum vertreten, wobei sich 56% zum katholischen, dagegen nur 12% zum evangelischen Glauben bekennen. Diese übermächtige Glaubensrichtung ist einerseits auf die Christianisierung zurückzuführen, die mit der Kolonisierung einherging, andererseits auf die Missionstätigkeiten der Entwicklungshelfer, die zumeist von kirchlichen Trägerschaften stammen. Die zweitgrößte Gruppe der Religionen machen mit 23% die traditionellen Naturreligionen aus. Sie sind noch immer tief in den Menschen und den Traditionen verwurzelt und prägen die Menschen in ihren Lebensweisen und Ritualen. Aber auch der Islam ist in Ruanda vertreten, hat aber im Vergleich zu den anderen Religionen mit 9% eine geringere Bedeutung. Die Religonszugehörigkeit spielt gerade bei der Familienplanung eine wichtige Rolle und ist daher auch bevölkerungsgeographisch relevant(vgl. Fischer Weltalmanach).

Betrachtet man den Altersaufbau der ruandischen Bevölkerung, so stellt man fest, daß, die Bevölkerungspyramide einen sehr großen Unterbau aufweist. Leider habe ich für Ruanda keine eigene Alterspyramide finden können. Das Grundmodell der Entwicklungsländer ist aufgrund der ähnlichen Bevölkerungssituation auch für Ruanda repräsentativ. In der untenstehenden Abbildung läßt sich daher die Altersstruktur verfolgen (Quelle: Population today 18(1) 1990):

In dieser Abbildung wird die Bevölkerung je nach Größe der jeweiligen Jahrgänge und nach Geschlechtern dargestellt. Bei dieser Darstellungsweise spricht man von Bevölkerungspyramiden. Allerdings ist die graphische Erscheinungsform der Abbildung vom generativen Verhalten, Sterblichkeitsentwicklung und Wanderungsbilanzen der Bevölkerung abhängig und gilt daher nur für ein bestimmtes Jahr. Mit dieser Momentaufnahme der Bevölkerungssituation lassen sich dann Aussagen über Geburten- und Sterberate sowie über die Lebenserwartungen machen(vgl. Fundamente S. 90).

In der internationalen Statistik wird die Gesamtbevölkerung in drei Hauptaltersgruppen eingeteilt. So werden alle Säuglinge, Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren, in einer Gruppe zusammengefaßt, da diese wirtschaftlich offiziell noch nicht aktiv sind und keinen Beitrag zum Bruttosozialprodukt leisten. Der Bevölkerungsanteil in dieser Gruppe ist in Ruanda mit 48,9% extrem hoch. Der aktive und produktive Bevölkerungsanteil der 15-64 jährigen Menschen beträgt 50,6%. Da die durchschnittliche Lebenserwartung der Ruander bei nur 46 Jahren liegt, wird die dritte Hauptaltersgruppe der über 65 jährigen Menschen nicht mehr berücksichtigt(vgl. Weltalmanach)

In dem erschreckend hohen Unterbau der Bevölkerungspyramide wird das Kernproblem der Entwicklungsländer erkennbar: Durch eine01

6. Natürliche Bevölkerungsbewegung

Unter dem Begriff der Bevölkerungsbewegung versteht man den "Prozeß der Veränderung der Bevölkerung eines bestimmten Raumes nach Zahl und Zusammensetzung"(Diercke Wörterbuch der Allgemeinen Geographie S. 67). Dabei unterscheidet man die natürliche von der räumlichen Bevölkerungsbewegung, auf die ich später näher eingehen werde. Das natürliche Wachstum ergibt sich aus der Anzahl der Geburten und den Sterbefällen eines bestimmten Zeitraumes, der in der Regel mit einem Jahr determiniert ist. Die Wachstumsrate errechnet sich aus der Differenz zwischen der Geburtenrate (Zahl der Lebendgeborenen auf 1000 Einwohner ) und der Sterberate (Zahl der Sterbefälle auf 1000 Einwohner)(vgl. Bähr, Bevölkerungsgeographie S. 179ff). Diese beträgt in Ruanda 3,4%, die Geburtenrate wird in dem Weltbevölkerungsbericht der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen mit 5,2% die Sterberate mit 1,8% angegeben: Allerdings sind diese Werte auf den Zeitraum 1990- 1995 bezogen und nicht wie üblich auf ein Jahr festgelegt. Mit dem Problem steht Ruanda nicht alleine da. Gerade Afrika besitzt die höchsten Progressionsraten der Welt. Derzeit wächst die Bevölkerung Kenias mit 3,9% am schnellsten. "Die dafür ermittelte Wachstumsrate entspricht einer Verdopplungszeit von nur 18 Jahren. Derartige Werte sind das Ergebnis außergewöhnlich hoher Geburtenziffern bei schon verhältnismäßig stark gesunkener Sterblichkeit" (Bähr, Bevölkerungsgeographie S. 248). In Staaten wie Mali, Äthiopien, Niger und Angola, in denen die Sterblichkeitsrate schon gesunken ist, die Geburtenrate aber vergleichbar hoch ist, liegt die demographische Umsatzziffer bei über 7%(vgl. Bähr, S. 248). Bei einem Bevölkerungswachstum, das mit einer solchen Intensität steigt, spricht man auch von einer Bevölkerungsexplosion. Die Bevölkerungsentwicklung Ruandas wird in der Abbildung2 verdeutlicht, in der die Generationenfolge immer kürzer wird.

Ein weiterer Faktor der Bevölkerungsexplosion ist die Fruchtbarkeitsrate. Diese demographische Kennziffer beschreibt die durchschnittliche Zahl der lebendgeborenen Kinder einer Frau im gebärfähigen Alter. In der Regel geht dabei von der Altersgruppe zwischen 15 - 45 Jahren aus. Die derzeitige Fruchtbarkeitsrate liegt in Ruanda bei 8,5%. Da die Geschlechtsreife in den südlichen Regionen um ein vielfaches früher als in den nördlichen Breiten einsetzt, liegt auch das Heiratsalter weit unter dem zum Beispiel europäischen Durchschnitt. Weiterhin wird das generative Verhalten von den jeweiligen wirtschaftlichen, sozialen und religiösen Wertvorstellungen geprägt. Und hier ist nun einmal eine hohe Kinderzahl aus religiösen und wirtschaftlichen Gründen erwünscht, da sie billige Arbeitskräfte in der Landwirtschaft und eine Altersversorgung darstellen.(vgl. Fundamente S. 86)

7. Modell des demographischen Übergangs

Bei der graphischen Darstellung der Mortalität und Fertilität in raumzeitlicher Differenzierung entwarf Thompson ende der 20er Jahre das Modell des demographischen Übergangs. Dieses Modell basiert auf der beobachteten Entwicklung der Bevölkerungszahlen der westeuropäischen Industrieländer und Nordamerikas. Später wurde dieselbe Entwicklung auch in Australien festgestellt. Die Ausgangssituation der sich entwickelnden Gesellschaft trug vor Beginn des Transformationsprozesses die gleichen Kennzeichen:

Sowohl die Sterbe- als auch die Geburtenrate war sehr hoch. Am Ende dieser Bevölkerungsentwicklung liegen diese Kennzeichen auf einem stabilen Niveau, das sehr viel niedriger ist als vor Beginn der gesellschaftlichen Veränderung. Der Verlauf der Entwicklung läßt sich in folgenden Phasen aufgliedern:

- prätransformative Phase: In dieser vorindustriellen Phase ist sowohl Geburten- als auch Sterberate auf einem hohen Grad angesiedelt, der jedoch häufig Schwankungen unterliegt. Dadurch bleibt das Bevölkerungswachstum nahezu konstant.
- frühtransformative Phase: In dieser Phase der beginnenden Industrialisierung bleibt die Geburtenrate unverändert hoch, die Sterberate sinkt jedoch aufgrund der verbesserten Überlebenschancen. Die Wachstumsziffer beginnt zu steigen, die Bevölkerungsschere beginnt sich zu öffnen. Das heißt, bei einer graphische Darstellung der Geburten- und Sterberate gehen in diesem Stadium die Kurven auseinander.
- mitteltransformative Phase: In der industriellen Phase zeichnet sich nun ein Umschwung ab. Nach dem Rückgang der Sterberate, die noch weiter abnimmt, beginnt nun auch die Geburtenrate zu sinken. Dieses Phänomen ist auf eine Änderung des generativen Verhaltens der Gesellschaft zurückzuführen, denn mit zunehmenden Wohlstand nimmt auch die Kinderzahl in den Familien und dadurch nimmt auch die Wachstumsziffer ab.
- spättransformative Phase: Nachdem in der vorangegangen Phase die Geburtenrate schneller sank, als die Sterberate, befindet sich nun in der spätindustriellen Phase beide Raten wieder auf einem gleichen, niedrigen Niveau. Dadurch wird auch die Wachstumsrate wieder konstant.
- Posttransformative Phase: In der nachindustriellen Phase sind die Verhältnisse zwischen der Geburtenrate weiter rückgängig ist, und dadurch ein negatives Bevölkerungswachstum entsteht.

(vgl. Bähr, Bevölkerungsgeographie S. 249ff, Fundamente S. 84f)

Einen idealtypschen Verlauf des demographischen Übergangs ist in der Abbildung3 zu sehen

Dieses Gedankenmodell stellt keine Gesetzmäßigkeit dar, nach dessen Schema jede Bevölkerungsentwicklung automatisch abläuft. Vielmehr gestattet es "eine Typisierung verschiedener Länder hinsichtlich ihres Standes in der demographischen Entwicklung." ...außerdem bildet das Modell die Grundlage für eine Prognose der künftigen Bevölkerungsentwicklung auf der Erde oder in einzelnen Großräumen und Ländern."(Hauser 1974, S. 130, Woods 1979, S. 4 in Bähr, Bevölkerungsgeographie S. 252)

Ruanda selbst befindet sich in seinem Entwicklungsstand in der frühtransformativen Phase, die es nach meiner Ansicht schon fast überschritten hat. Deshalb würde ich das Land zwischen der frühtransformativen und der mitteltransformativen Phase einordnen. Denn 0

8. Räumliche Bevölkerungsbewegung

Der Bevölkerungsstand eines Landes ist ständig Veränderungen ausgesetzt Nicht nur Geburten oder Todesfälle machen die Bevölkerungsdynamik aus, sondern auch Zuzüge und Abwanderungen wirken sich auf die Verteilung und Zusammensetzung einer Bevölkerung aus. Zu- und Abwanderungen haben die unterschiedlichsten Formen und Ursachen. Um alle Möglichkeiten anzusprechen und zu durchleuchten würde hier der Platz nicht ausreichen und den Rahmen dieser Hausarbeit sprengen. Dennoch möchte ich auf einige wichtige Faktoren eingehen und außerdem in tabellarischer Form die wichtigsten aufzeigen, siehe Tabelle2.

Tabelle2 (Petersen, 1958 in Szell, 1972, S. 109)

Den Sachverhalt der Bevölkerungsdynamik läßt sich in einer demographischen Grundgleichung festhalten. Diese Formel beinhaltet alle wesentlichen Inhalte der Bevölkerungsbewegung. Sie lautet:

Pt + n = Pt + Bt,t + n - Dt,t + n +/- NMt,t + n

wobei: Pt = Bevölkerung zum Zeitpunkt t

Pt + n = Bevölkerung zum Zeitpunkt t + n

Bt,t + n = Zahl der Geburten zwischen t und t + n

Dt,t + n = Zahl der Sterbefälle zwischen t und t + n

Nmt,t + n = Nettowanderungsbilanz zwischen t und t + n

Verbal ausgedrückt bedeutet diese Formel folgendes:

"Bei einem gegebenen Bevölkerungsstand für einen beliebigen Zeitpunkt t errechnet sich die Bevölkerungszahl für den Zeitpunkt t + n aus dem Zuwachs durch Geburten und Zuwanderungen sowie der Abnahme durch Sterbefälle und Abwanderungen".(vgl. Bähr, Bevölkerungsgeographie, S. 179)

Die Zu- und Abwanderung bezeichnet man auch unter regionaler Mobilität. Die Differenz faßt man mit dem Begriff Wanderungsbilanz zusammen Dabei unterscheidet man die räumliche Ausweitung (Binnenwanderung und zwischenstaatliche Wanderungen), sowie die Motive der Mobilität. In den meisten zwischenstaatlichen Wanderungen sind die Ursachen politische oder religiöse Verfolgung von Minderheiten oder haben wirtschaftliche Gründe wie Hungerkatastrophen.

Zolberg schreibt zu den Fluchtbewegungen innerhalb der dritten Welt 1986 unter anderem:

Während der Kolonialzeit hat es nur wenige Flüchtlingsbewegungen größeren Ausmaßes gegeben: Die militärische Präsenz der Kolonialherren garantierte den Bestand der Grenzen und gewährleistete die Ruhe im Inneren. Schwelende Konflikte zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen wurden entweder gewaltsam unterdrückt oder zur Stabilisierung der eigenen Position genutzt. Nach dem Abzug der Europäer begannen vielfach Stammesfehden, regionale Machtkämpfe Bürgerkriege und Grenzkonflikte Die Gründe dafür liegen vor allem in der ethnischen und kulturellen Heterogenität der neuen Staaten."

Mit seiner Theorie trifft Zolberg genau die Situation Ruandas. Im Anhang sind auf der Karte1 sämtliche Flüchtlingsströme Afrikas graphisch dargestellt, in einem gesonderten Ausschnitt auch die Wanderungsströme Ruandas(vgl. Bähr, Jentsch, Kuls, Bevölkerungsgeographie, S. 685f)

9. Räumliche Bevölkerungsverteilung

Hinsichtlich der räumlichen Bevölkerungsverteilung zeigt Ruanda ein sehr untypisches Bild. Während in anderen Entwicklungsländern eine Tendenz zur Landflucht hin in die Städte und Metropolen festzustellen ist. In diesen Ländern lösen die sogennanten Pull- und Push- Fakturen große Binnenwanderungen aus. Die Menschen werden durch viele Erwartungen und durch das scheinbar attraktive städtische Leben in die Städte gelockt, in der Hoffnung Arbeitsplätze, bessere Bildungsmöglichkeiten und ein fähiges Sozial- und Gesundheitswesen vorzufinden. Die Anziehungskraft der Städte wird durch die Push-Faktorenweiter gestärkt:

- Bevölkerungsdruck infolge hohen natürlichen Bevölkerungswachstums
- ökologische Grenzen und Hemmnisse der agraren Nutzung
- unzureichende Ernährungsgrundlage
- unzureichende Besitzgrößen in der Landwirtschaft
- fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten außerhalb der Landwirtschaft
- Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung

Obwohl in den Metropolen dieser Entwicklungsländer das Peripherie-Zentrum-Verhältnis besonders deutlich zum Ausdruck kommt, denn das Zentrum ist bevölkerungsgeographisch gesehen ein Ballungsgebiet, wirtschaftlich das Industriegebiet und soziologisch gesehen hat hier die gesellschaftliche Oberschicht ihren Platz, können die Städte die in sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen. Die Auswirkungen auf den städtischen Raum haben schwerwiegende Folgen. Die Menschen bleiben arbeitslos; Der Grad der Arbeitslosigkeit verschiebt sich lediglich vom primären zum tertiären Sektor. Eine andere Folge des Verstädterungsprozeß ist der Wohnungsmangel, der unweigerlich mit den Zuwanderungen in die Städte zusammenhängt, da die Metropole unmöglich für diese Menschenmassen Platz bieten kann. Somit kommt es zu spontanen Bebauungen und Niederlassungen in den Randgebieten der Städte. Das Ergebnis dieser Wanderungsvorgänge ist die Slumbildung.

Die Armut wird durch die rural-urbane Mobilität in die Stadt verlagert. Andererseits tritt dadurch der backwash effect ein, da gerade die dynamische, jüngere Bevölkerung in die Metropolen abwandert. In den Abwanderungsgebieten kommt es in Folge dessen zu einer Schwächung der Investitionskraft, weil die produktivsten Arbeitskräfte fehlen(vgl. Fundamente S. 310ff).

Der Verstädterungsgrad in anderen Entwicklungsländern liegt im Durchschnitt derzeit bei etwa 65%. In den westeuropäischen Industriestaaten und in Nordamerika liegen die Werte sogar noch darüber.

In Ruanda dagegen leben gerade einmal 5% in Städten über 5000 Einwohner. Auch gegenüber anderen afrikanischen Staaten, deren Verstädterungswerte im Schnitt etwa 35% beträgt bildet Ruanda eine seltene Ausnahme. Auf den Karten 2a und 2b, die im Anhang zu finden sein werden, ist die gleichmäßige Bevölkerungsverteilung zu sehen

Diese Bevölkerungsverteilung ist darauf zurückzuführen, daß Ruanda ein reiner Agrarstaat ist; 95% der ruandischen Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. Da sich jede Familie beinahe selbst versorgt und es bislang keine bedeutenden Ansätze von Industrie und Handwerk gibt, hat die Zahl der landwirtschaftlichen Familienbetriebe durch Hofteilung und wilden Neulanderschließungen entsprechend zugenommen, die inzwischen die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche von 1,4 Millionen ha bebauen.

10. Bildungssituation von Ruanda

Die Bevölkerungszunahme stellt das Bildungssystem Ruandas vor fast unlösbare Aufgaben. Die Zahl der Grundschüler hat sich in den vergangenen 20 Jahren auf über eine Million gestiegen und dennoch haben 2/5 der ruandischen Kinder keine Chance auf einen Schulbesuch. Davon sind besonders die Mädchen - deren gesellschaftlicher Status traditionell niedriger als der der männlichen Bevölkerung ist- betroffen, von denen etwa nur ein 1/3 die Schule besuchen können. Zudem war die ruandische Regierung zuletzt gezwungen, ein Schulgeld zu erheben. Diese Maßnahme schließt gerade die sozialschwachen vom Bildungswesen aus, obwohl jeder Mensch ein Recht auf Bildung haben sollte.

Die Zahl der Grundschüler pro Jahrgang wird mit 71% angegeben. Die Alphabetisierugsrate,die auf die Personen über 15 Jahre bezogen ist, zeigt auch hier den ungleichen Bildungsstand zwischen der männlichen und weiblichen Bevölkerung. Während nur 37% der Frauen lesen und schreiben können, sind es bei den Männern doch 64%. Dabei ist das Bildungswesen eines Entwicklungslandes ein wichtiger Faktor um sich aus seiner Notlage zu befreien. Denn die wirtschaftlich und soziale Entwicklung erfordert auch eine qualifizierte Führungsschicht. Allerdings besuchen nur 9% Männer eines Jahrganges eine weiterführende Schule, bei den Frauen sind es 6%, die sich weiterbilden.

Für die industrielle Entwicklung wäre es wichtig, auf qualifizierte Arbeitskräfte zurückgreifen zu können.

Momentan erhalten etwa 0,5% der entsprechenden Jahrgänge eine Hochschulausbildung. Daher wurde im Rahmen der Partnerschaft von der rheinland-pfälzischen Regierung 51 Stipendien für ein Studium an rheinland-pfälzischen Hochschulen vergeben(vgl. Fundamente S. 90f, Jubiläumsschrift, S. 31ff).

11. Medizinische und hygienische Verhältnisse

Über die medizinischen und hygienischen Verhältnisse eines Landes bekommt man Aufschluß durch einige demographische und soziale Indikatoren

Dazu können wir den Prozentsatz der Bevölkerung zu Rate ziehen, dieZugang zu sauberem Wasser hat. Denn diesen Luxus genießen nur 27% der ruandischen Bevölkerung. Diese Tatsache bedeutet nicht nur eine Unterversorgung mit sauberem, keimfreien Trinkwasser, sondern auch eine unzureichende Körperpflege. Obwohl es in Ruanda genügend Wasser gibt , ist dessen Nutzung und Transport auf dem Lande wegen des gebirgigen Geländes erschwert. Durch diese hygienischen Verhältnisse können leicht Krankheiten zum Ausbruch kommen und sich ausbreiten. Häufig sind Körper und Abwehrsystem der Menschen durch Unterernährung derart geschwächt, so daß besonders anfällig gegen Bakterienerkrankungen geworden sind: Das tägliche Kalorienangebot liegt pro Tag bei durchschnittlich 2 364 Kalorien. In der Bundesrepublik Deutschland nehmen wir täglich 3 561 Kalorien zu uns. Zudem ist die Ernährung in Ruanda wie in allen Entwicklungsländern sehr einseitig und besteht fast ausschließlich aus Kohlenhydraten. Fette und tierisches Eiweiß dagegen können sich die meisten nicht leisten.

Aber auch die ärztliche Betreuung ist in Ruanda unzureichend. Jeder ruandische Arzt hat 31 510 Einwohner zu betreuen. Oftmals wohnen die Patienten mehrere Tagesreisen entfernt und sind schon so geschwächt, daß jede Hilfe zu spät kommt. Zum Vergleich: In der Bundesrepublik betreut jeder Arzt etwa 450 Patienten Diese Verteilung bedeutet, daß nur 27% der Bevölkerung die Möglichkeit hat sich medizinisch versorgen zu lassen.

Trotz den großangelegten Impfkampagnen der Weltgesundheitsorganisation und von UNICEF sind durch die Bürgerkriege erneut Malaria und Cholera auf, die sich seuchenhaft ausgeweitet und Tausende Todesopfer gefordert haben. Seit einigen Jahren bereitet das massive Auftreten von AIDS eine unlösbare Aufgabe. Den in diesem Falle ist eine Prävention aus religiösen Gründen und wegen der mangelnden Bildung der Bevölkerung kaum möglich.

Die Säuglingssterblichkeit ist ein weiterer Indikator, der Rückschlüsse auf

- medizinische und hygienische Verhältnisse
- Bildungsstand und technische Entwicklung
- volkswirtschaftliche Situation
- Nahrungsqualität und -menge
- auf die Sozialstruktur und Religion

zuläßt. Unter diesem Begriff werden alle Säuglinge, die vor der Vollendung des ersten Lebensjahres sterben, zusammengefaßt. Diese Rate liegt in Ruanda bei 11,7%, die Kindersterblichkeit bei 19,6%.

Diese Werte entstehen auch deshalb, weil nur 22% der Geburten von medizinischem Personal betreut werden, so daß schon ein Teil der Säuglinge nach der Geburt an Infektionskrankheiten sterben, (vgl. Jubiläumsschrift S. 21-30, Fischer Weltalmanach)

12. Literaturverzeichnis

Bähr, Jürgen

"Bevölkerungsgeographie"

UTB-Verlag

Bähr, Jürgen Jentsch, Christoph Kuls, Wolfgang

"Bevölkerungsgeographie"

de Gruyter-Verlag

Diercke

"Weltatlas 1992" Westermann

Diercke

"Wörterbuch der Allgemeinen Geographie 1995"

dtv/Westermann

Fischer

"Weltalmanach 1995"

Bender, H.-U. Fettköter, W Kümmerle, U Olbert, G

"Fundamente" Geographisches Grundbuch für die Sekundarstufe II 1990

Klett-Verlag

Dr. Molt, Peter

Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz

" 10 Jahre Partnerschaft Rheinland-Pfalz - Ruanda 1982 - 1992

Werum GmbH

Meyers Enzyklopädisches Lexikon

Bibliographisches Institut

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Darstellung bevölkerungsgeographischer Kennzeichen am Beispiel Ruanda
Hochschule
Universität Koblenz-Landau
Veranstaltung
Bevölkerungs- und Sozialgeographie
Autor
Jahr
1995
Seiten
18
Katalognummer
V96262
ISBN (eBook)
9783638089388
Dateigröße
439 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Darstellung, Kennzeichen, Beispiel, Ruanda, Bevölkerungs-, Sozialgeographie
Arbeit zitieren
Steffen Sitter (Autor:in), 1995, Darstellung bevölkerungsgeographischer Kennzeichen am Beispiel Ruanda, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96262

Kommentare

  • Gast am 25.9.2001

    MALI verdammt.

    schreib doch was über Mali verdammt ..Ruanda interessiert doch keinen *lach* ....mfg der Suchende

Blick ins Buch
Titel: Darstellung bevölkerungsgeographischer Kennzeichen am Beispiel Ruanda



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden