Geländepraktikum Greetsiel


Hausarbeit, 1998

8 Seiten


Leseprobe


INHALT

1. Das touristische Potential

1.1. Erholungsrelevante, naturgegebene Landschaftselemente
1.2. Erholungsrelevante, kulturlandschaftliche Infrastruktur
1.3. Wahrnehmung / Bewertung für die Erholung
1.4. Werbung und touristisches Image

2. Die touristische Nachfrage
2.1. Quantitative Struktur der Nachfrage
2.2. Qualitative Merkmale der Nachfrage
2.3. Motive / Wünsche / Entscheidungen
2.4. Aktionsräumliches Verhalten am FV-Ort

3. Zusätzliche Einflußfaktoren

4. Konfliktfelder

5. Ökonomische Bedeutung des Tourismus für die

Gemeinde Salzwiesen - "Überleben zwischen Land und Meer"

1.1. Erholungsrelevante, naturgegebene Landschaftselemente

- das Meer (mit seinen typischen Erscheinungsformen): 1. Wasser 2. Gezeiten 3. Watt, mit den unterschiedlichen Lebensräumen Schlickwatt, Mischwatt, Sandwatt und Prielen 4. Salzwiesen, durch starke Sedimentation teilweise schon verlandeter Übergang von Meer zu Land, durch die fast tägliche Überflutung ergibt sich ein hoher Salzgehalt im Boden, der zu einer Ansiedlung von spezialisierter Flora und Fauna geführt hat (Bsp. Halophyten: Queller, Andelgras)
- die Marsch, durch Eindeichung gewonnenes Land, welches teilweise unter dem

Meeresspiegel liegt und daher ein besonderes Gewässernetz zur Entwässerung der Marsch erforderlich macht · Reizklima, aufgrund der Häufigkeit von starken Winden landeinwärts, mit Salzgehalt und Jodpartikeln, hohe bio- u. heilklimatische Bedeutung pot

1.2. Erholungsrelevante, kulturlandschaftliche Infrastruktur

- Hafen · Deich, mit dazugehörigem Vorland · Historische Elemente, z.B. Wasserburg, Zwillingsmühlen und Sieltore · Ferienhäuser bzw. Ferienwohnungen, Pensionen · Infrastruktur: Radwege, Straßen, Gaststätten, Geschäfte für die tägliche Versorgung, spezialisierte Geschäfte

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1.3. Wahrnehmung / Bewertung für die Erholung

Wahrgenommen werden vom Betrachter unterschiedliche Ensembles, die sich zum einen auf die Landschaftselemente und zum andern auf die kulturlandschaftlichen Merkmale beziehen:

1. Watt, Salzwiesen, Wind, Deich, Deichnase 2. Hafen, Krabbenkutter, Sieltore, alte Häuser in den Deich gebaut 3. Marktplatz mit Kirche und den umliegenden (Fisch)Restaurants 4. Katrepel, Einmaligkeit als "Kunstviertel" 5. Einkaufszentrum, "Tourist-Information", Gesundheitsoase 1. + 2.: Elemente, die vom Betrachter direkt wahrgenommen werden, wobei die

Gunstlage am Meer der Erholung dient 3. - 5.: Elemente die vom Besucher direkt genutzt werden und nicht in dem Maße der Erholung dienen sondern "nützliche" Randerscheinungen sind oder gezielt geplant wurden

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1.4. Werbung und touristisches Image

- Anspruch und Niveau: Greetsiel wird als staatlich anerkannter Erholungsort in der Ferien-, Kunst-, und Kulturlandschaft Krummhörn dargestellt. Aufgebaut wird ein vor allem ruhiges und erholsames Ambiente in dem man die unterschiedlichen Facetten der Naturgegebenheiten erleben kann, sich an Traditionen, kulinarischen Spezialitäten und auch sportlichen Einrichtungen erfreuen soll. Geworben wird mit Schlagworten wie: "Erholung und Entspannung", "Kutter, Krabben und Kultur", "Weite, Wind und Wattenmeer", "Kur- und Gesundheitsurlaub", "Kinderträume werden wahr" und "Aktiv im Gesunden Nordseeklima" (was die in 1.3. festgestellten Ensembles widerspiegelt).

Es läßt sich feststellen, daß hier laut Werbung ein bestimmtes Potential an landschaftlichen und kulturellen Möglichkeiten geboten wird, das an bestimmte Zielgruppen gerichtet ist, die vor allem ältere Leute bzw. Rentner und Familien mit Kindern sind.

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2.1. Quantitative Struktur der Nachfrage

- Anzahl der Betten, Gäste und de r Übernachtungen in Greetsiel in den Jahren 1980, 1985 und 1989 (wie man erkennt kommt es zu einem stetigen Ansteigen der Werte)

- die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Touristen beträgt ca. 8-9 Tage
- die Anzahl der Tagestouristen wird auf 600.000 geschätzt, wobei diese an den Wochenenden besonders zahlreich erscheinen
- die Anzahl der Übernachtungen erreicht ihren Höhepunkt in den Monaten Juni bis September. Ein weiteres Hoch läßt sich im April feststellen während im Februar und November die Zahl der Übernachtungen fast gegen Null läuft

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2.2. Qualitative Merkmale der Nachfrage

Tagesgäste Rentner / Ausflüge von Organisationen (Bsp. Altenheim) / Familien aus der Umgebung / "normale Ausflügler" den Ort kennenlernen, Sehenswürdigkeiten, kurz am Meer sein Ruhrgebiet, Großstädte, "näheres Hinterland ohne feste Termine, von der Witterung abhängig

Langzeit-Urlauber Rentner (über das ganze Jahr verteilt) / Familien mit Kindern ( meist in den Sommer- o. Osterferien) Ruhe, Erholung, gut "Essen" Wanderungen / Erholung, Ausspannen, Abwechselung für die Kinder NRW, Ruhrgebiet / gesamtes Bundesgebiet übe rs ganze Jahr verteilt / während der Schulferien

Kurzzeit-Urlauber ältere Ehepartner die ohne Kinder anreisen / junge Paare Erholung, Fahrradtouren, gut "Essen", Umgebung erkunden Ruhrgebiet, NRW, Großstädte je nach Laune, über lange Wochenenden, unabhängig von den Ferien

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2.3. Motive / Wünsche / Entscheidungen

- Erholung · Ruhe · Sport (Wanderungen/Radtouren/Schwimmen) · Kultur · Naturnähe · Gesundheit · Atmosphäre · Fischerdorf / "Fisch essen" · Natur und Landschaft · dem Alltag entfliehen · Technikinteresse (Deichnase) · Verwandtenbesuch

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2.4. Aktionsräumliches Verhalten am Fremdenverkehrsort

1. Örtlich bezogene Aktivitäten (kleiner Aktionsradius) · Wanderungen auf dem Deich · Wanderung und Besichtigung des Deichnasen-Projekts · Nutzung der Gesundheitsoase mit Schwimmbad und Sauna · Mühlenmuseum · Veranstaltungen im Haus der Begegnung nutzen, wie z.B. Heimatabende, Diavorträge, Theaterabende, volkstümliche Konzerte, klassische Konze rte, Folkloreveranstaltungen, Ausstellungen und Nutzung des Kinderprogramms · Minigolfanlage · Ortsführungen · Geführte Wattwanderungen · Geführte Wanderungen des Nationalparkhauses (z.B. Salzwiese) · Kanalfahrten · Schiffahrten · Kanalfahrten · Buddelschiffmuseum · Künstlertreff
2. Außerörtliche Aktivitäten (großer Aktionsradius, alle als Tagesfahrten durchführbar) · Leuchtturmbesichtigung · Nutzung des Hallenbads in Pewsum · Schiffahrten nach Holland · Busexkursionen · Radtouren auf dem Deich entlang der Küste · Angelfahrten · Museen die außerhalb gelegen sind (Bsp. Landwirtschaftsmuseum Campen) · Reiten · Besichtigung des Windenergieparks · Besichtigung eines der Warfendörfer (Bsp. Rysum, "das" typische Runddorf) · Außerdem gibt es im Bereich der Krummhörn zahlreiche Sonderverantaltungen (Bsp. Drachenfest)

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3. Zusätzliche Einflußfaktoren

Einflußfaktor: Die Planungen der Kommunalpolitik auf den Tourismus und den Umweltschutz beziehen Aufstellung des Bebauungsplans Suche nach Investoren Sicherung der Arbeitsplätze Nationalpark

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4. Entstandene Konfliktfelder

Konfliktfeld: Deichnase im Konflikt mit dem Naturschutz , Schiffsverkehr und

Entwässerung sicherstellen Einheimischen verlieren zu viel Land an Auswärtige die 2. Wohnsitz anmelden, diesen aber dann vermieten, daher Aufteilung des Baulands (60% für Einheimische; 40% für Auswärtige); Unterschriftenaktion gegen "Überfremdung"); Ortsteiltypisierung; junge Greetsieler haben später kein Bauland mehr: Bauunternehmen kommen von Außerhalb; Überalterung ; Marschland erschwert die Abwasserentsorgung Entwicklung touristischer Großprojekte (Bsp. Ferienhof am Siel; ca. 500 Betten), steht aber der gewachsenen Ortsstruktur entgegen; Veränderungssperre für den Ortskern; Großprojekte zerstören das Ambiente, wegen dem zur Zeit viele Touristen kommen 16 % Arbeitslose; Abhängigkeit vom Emdener VW-Werk, daher muß man weiterhin auf zunehmenden Tourismus setzten (vgl. Problem Auswärtige/ Tour. Großprojekte); durch die Wiedervereinigung sieht der Tourismus eine Gefahr durch die neu entstehenden Ostseebäder Einzigartiger Lebensraum muß geschützt werden steht aber teilweise im Konflikt mit dem Tourismus, da z.B. kein Küstenbadeort vorhanden ist, Greetsiel bekam keine Genehmigung für eine Badestelle

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5. Die Ökonomische Bedeutung des Tourismus für die Gemeinde

(die aufgeführten Daten beziehen sich auf die Gemeinde Krummhörn, Stand 1994, und liegen wissenschaftlichen Berechnungen zugrunde)

- Bruttoprimärumsatz: 46,8 Mio. DM · Davon Umsatzsteuer an das Land 6,4 Mio. DM · Dies bedeutet einen Nettoprimärumsatz von 40,4 Mio. DM · Das Steueraufkommen beträgt 1,01 Mio. DM · Hiervon gehen 300 000 DM an die Fremdenverkehrs -GmbH · Die Arbeitsplatzwirksamkeit des Tourismus (indirekt und direkt vom Tourismus abhängige Arbeitsplätze) liegt bei ca. 1000 Arbeitsplätzen

Laut Berechnungen der Gemeindeverwaltung Krummhörn beträgt die Wertschöpfung (netto) im Bereich Fremdenverkehr: 24.102.620 DM Womit der Stellenwert des Tourismus in dieser Gemeinde vor der Landwirtschaft und der chemischen Industrie liegt und gleichzusetzen ist mit dem Maschinenbau und der Automobilindustrie.

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" Ü berleben zwischen Land und Meer" Salzwiesen

Salzwiesen nennt man den Bereich, in dem es durch starke Sedimentation zu einer Verlandung kommt, die nicht mehr bei jeder Sturmflut überflutet wird und wo das abgelagerte Material nicht mehr durch Wasser, Wind und Eis abgetragen wird. Durch erste Ansiedlungen von Queller und Schlickgras verfestigt sich der Untergrund weiter und liegt schließlich höher als die mittlere Tidehochwasserlinie. Nun können sich neue Pflanzen ansiedeln, wie zum Beispiel die Strandaster, der Strandflieder und das Andelgras. Es bilden sich unterschiedliche Bereiche einer Salzwiese, die Seegraszone, die Quellerzone, die Andelzone und die Schwingelzone. Die wesentlichen Unterschiede dieser Zonen voneinander liegen in der Höhe unter bzw. über der mittleren Tidehochwasserlinie, der Anzahl der Überflutungen pro Jahr und im unterschiedlich hohen Salzgehalt des Bodens. In jeder dieser Zone siedeln sich nur bestimmte Pflanzengesellschaften an.

Eigenschaften der Salzpflanzen (Halophyten) In de n Salzwiesen der Nordseeküste kommen ca. 45 verschiedene Arten von Blütenpflanzen vor. Aufgrund der besonderen Verhältnisse der Salzwiesen, wie der Salzgehalt im Boden und die Überflutungen, mußten sich die Pflanzen im Bereich der Salzwiesen ihrer Umgebung anpassen. Je höher der Salzgehalt ihres Standortes ist, je kleiner sind die Blätter der Pflanzen, dies geht soweit, daß überhaupt keine Blätter mehr vorhanden sind. Die Blätter und Pflanzen sind sehr fleischig (vgl. Kakteen), was einer schnellen Verdunstung entgegen wirkt. Trotz allem nehmen die Pflanzen zu viel Salz auf, welches sie abgeben müssen. Hierbei hat die Natur mehrere Möglichkeiten gefunden: n der Queller zum Beispiel sammelt bis zum Herbst das Salz in seinen Blättern und stirbt dann ab n andere Pflanzen sammeln das Salz in den Blättern und werfen diese ab wenn sie mit Salz gefüllt sind und bilden diese neu n die Salzmelde hat bestimmte Blatthaare zur Salzspeicherung, die sie abwirft n der Strandflieder hat besondere Blattdrüsen aus denen er das Salz ausscheidet, dieses kann man im Sommer an Salzkristallen auf den Blättern erkennen

Daraus wird ersichtlich, daß es einer enormen Spezialisierung erfordert, um in diesem Lebensraum existieren zu können. Man kann dies mit Pflanzen in den Tropen und Wüstengegenden vergleichen.

Lebewesen der Salzwiesen

Die besonders hohe Zahl an Blütenpflanzen sorgt dafür, daß sich in den Salzwiesen eine sehr große Menge von Insektenarten angesiedelt hat. Es hat sich hier die größte Artenvielfalt im Lebensraum Wattenmeer gebildet. Man findet etwa 1500-2000 verschiedene Insektenarten, die speziell auf die Pflanzen der Salzwiese angewiesen sind und sich in unterschiedlichster Weise spezialisiert haben, wie zum Beispiel der Rüsselkäfer, der völlig vom Strandflieder abhängig ist. Diese hohe Zahl an Insekten sind wiederum bedeutsam als Nahrungsgrundlage für die zahlreichen Vogelarten, die den Bereich Wattenmeer als Brut- und Rastplatz nutzten.

Besonderheiten der Salzwiese

Die Salzwiesen der Nordseeküste nehmen in unseren Bre iten eine Sonderstellung ein, vergleicht man sie mit den Wiesen des Festlandes. Dort entstehen Wiesen nur durch den Einfluß des Menschen, durch Beweidung und stetiges abmähen. Es würde sich im Laufe der Zeit, je nach Standort, ein spezifischer Wald entwickeln. An der Küste sorgt jedoch die unregelmäßige Überflutung und der Salzgehalt dafür, daß die Salzwiesen ohne menschlichen Einfluß als Endgesellschaft ohne Büsche und Bäume bestehen. Dieser Aspekt und die Einzigkeit der Pflanzen und die enorme Artenvielfalt machen die Salzwiesen als Übergangszone von Meer zu Land so besonders wichtig.

Problemzone Salzwiese

Durch die lange Geschichte der Eindeichung an der Nordseeküste haben sich eine Reihe von Problemen für die Salzwiesen ergeben. Früher gab es einen fließenden Übergang von Auenwäldern, Niederungsmooren, Brackröhrichten zu den Salzwiesen und schließlich ins Watt und Meer. Mit der Eindeichung ist dieser Bereich allerdings verschwunden und es kommt zu einem Übergang von Weideland und Ackerfläche zu Deich und Salzwiese. Der Bereich der Salzwiese ist aber nur noch ein schmaler Streifen vor den Deichen, meistens noch künstlich gewonnen, der Steil ins Watt übergeht, doch ohne menschliche Unterstützung, vom Meer her unter zunehmender Erosion zu leiden hätte. In diesem Übergangsbereich kommt es zu Abbruchkanten bei Sturmfluten, die durch Steinpackungen geschützt werden müssen. In den Wintermonaten werden zu viele Samen des Quellers weggespült, um im Sommer die Salzwiesen zu vergrößern. Da der Tourismus die alten Erwerbstätigkeiten wie Fischerei und Landwirtschaft überflügelt hat und der Mensch solche Naturräume wie das Wattenmeer und die Salzwiesen sehen möchte, wird der Tourismus die treibende Kraft für den Erhalt solcher Flächen und den Naturschutz sein. Man ist der Meinung, daß man den Übergang zwischen Land und Meer wieder fließender gestalten sollte, dort wo das eingedeichte Marschland noch nicht besiedelt ist, sollte man den Außendeich abflachen und den Binnendeich verstärken, damit diese Gebiete bei Sturmflut voll laufen und auf diese Weise neue Salzwiesen entstehen. Wie man sagt, leide unter solchen Prozessen zwar die Landwirtschaft , doch könne dies durch einen attraktiveren Tourismus wieder ausgeglichen werden. (von Sascha Traft u. Henning Schwarze)

Literatur: Heft "Nationalpark Niedersächsische Wattenmeer"; Geogr.

Rundschau Heft 7/8 96 S. 442-449; dtv-Atlas zur Ökologie S. 130/131;

Artikel "Gesalzene Probleme", Sammlung N4; B. Heydemann: Die biologische Grenze Land-Meer im Bereich der Salzwiesen; Unterricht Biologie 136/12 Jahrg. Juli 1988

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Links:

- Greetsiel

- Schutzstation Wattenmeer e.V.

Copyright 1998 by Henning Schwarze

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Details

Titel
Geländepraktikum Greetsiel
Autor
Jahr
1998
Seiten
8
Katalognummer
V96266
ISBN (eBook)
9783638089425
Dateigröße
415 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Geländepraktikum, Greetsiel
Arbeit zitieren
Henning Schwarze (Autor:in), 1998, Geländepraktikum Greetsiel, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96266

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