Neuroanatomie in Superkurzfassung
von Stefan Noller
Was aus einem harmlosen Besuch bei Dr. G. wurde...
Zusammenfassung aus Birbaumer, Kolb/Whishaw, Kahle und Galley-Skript. Natürlich ohne jegliche Haftung. Es ist nichts mit irgendjemandem abgesprochen oder korrekturgelesen. Korrekturen und Verbesserungen jederzeit willkommen!
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Hirnteile und ihre Funktionen
Hypothalamus: enge Verbindungen mit limbischem System; "Kopf-Ganglion des ANS"; verantwortlich für Motivation und Emotion; beeinflußt über unspezifischen Thalamus auch sensorische, motorische und kognitive Funktionen; oberstes Hormonsteuersystem durch Hypophyse; besteht aus einer Reihe von Kernen die Körperfunktionen überprüfen (Durst, Hunger, Temperatur etc.)
Thalamus: enge Verbindungen mit Cortex cerebri; schaltet fast alle Afferenzen zum Cortex um!; "das Tor zum Cortex"; Aufmerksamkeitsverhalten; alle Efferenzen aus dem NeoCortex geben eine "Kopie" an den Thalamus ab (Efferenzkopie); ventrale Kerne - Verbindung zu Basalganglien und Zerebellum (motorische Aufmerksamkeit und Planung); nucleus anterior ist Teil des limbisches Systems;
Limbisches System: kreisartige Verbindung aus: Hippokampus-Mammilarkörper-Vicqd'Azursches Bündel-nucleus anterior-G.cinguli; Grundlage von Emotionen; Steuerung aller Verhaltens- und Denkprozesse; wichtige Funktion für das Gedächtnis
Amygdala (Mandelkern): mehrere Kerne im vorderen Temporallappen; basolateraler Kern: kognitive u. emotionale Bewertung der sens. Info's; olfaktorischer Kern: verbindet bulbus olfaktorius mit dem temporalen Geruchscortex; zentromedialer Kern: Projektionen vom Hippokampus, Insel und orbifrontalem Cortex; projeziert in Hypothalamus und Hirnstamm
Hyppokampus (Seepferdchen): Teil der neokortikalen Assoziationskortizes. Vergleich ankommender und gespeicherter Infos (Kurzzeitgedächtnis, Habituation etc.); Infos kommen aus entorhinalem Cortex; Efferenzen kommen aus Subikulum;
Basalganglien: enge Verbindung mit motorischen Kernen des Thalamus; auch kognitive Funktionen und Aufmerksamkeit; bestehen aus: N. caudatus u. N. lentiformis (Putamen und Globus pallidus); Putamen und N. caudatus bilden zusammen das Striatum; Striatum ist die zentrale Eingangsstation der Basalganglien; selektive Aufmerksamkeit;
Substantia innominata: besteht aus: ventrales Striatum, N. basalis, Meynert u. zentro-mediale Amygdala; für Schwellenregulation von Erregung zuständig; große Rolle bei Gedächtnis und Aufmerksamkeit; entscheidend bei Alzheimer und evtl. Schizophrenie
NeoCortex: zwei Haupttypen von Neuronen: Pyramiden (80% aller Neurone)- und Sternzellen (Interneurone); Axone laufen entweder kontralateral (Kommisurenfasern über Balken) oder ipsilateral (Assoziationsfasern); 6 Schichten: spezifische (sensorische) thalamische Fasern Zellkörper der Pyramidenzellen in II, III, V, VI; Assoziations- und Kommisurenfasern in Schicht I und II; Schichten I-IV empfangen primär Afferenzen, Schichten V und VI sind Ausgangsschichten (deshalb ist Schicht V im motorischen Cortex vi el dicker als z.B. im sensorischen); Kolumnen sind die kleinsten Organisationseinheiten der Neuronen, vertikale Anordnungen von mehreren Neuronen, die gemeinsam Info erhalten (Apikaldendrit) und verarbeiten; Neurotransmitter: biochemische Botenstoffe zur Info-übertragung in der Synapse; Pyramidenzellen verwenden Glutamat, erregende Sternzellen Neuropeptide, hemmende evtl GABA (- Aminobuttersäure), afferente Fasern Noradrenalin und Dopamin, andere Acetylcholin, Serotonin und Histamin; Acetylcholinsystem (cholinerges System): für Schwellenregulation kortikaler Erregung notwendig, allgemeines Aktivierungssystem; Dopaminsystem: nigrostriatales System ist für den Wechsel motorischer Programme wichtig,- bei Mangel evtl. Parkinsonsche Krankheit; mesolimbisches System hat positive Verstärkerfunktion,- bei Fehler evtl. Schizophrenie; Noradrenalin- und Adrenalinsystem: locus coeruleus-System und laterales tegmentales System; beide wichtig für psychische Funktionen und Motorik; Serotonerges System: dämpfende Wirkung auf das Verhalten (d.h. vorwiegend inhibitorisch); Glutamat und Aspartat sind die wichtigsten erregenden Transmitter des ZNS;
Hirnlappen und ihre Funktionen:
1. Occipitallappen: Brodmann Area 17, 18, 19; 17 ist primäres visuelles Feld; Ansicht:
- superior
- middle
- inferior
- cuneus
2. Parietallappen: anteriore Zone Area 1, 2, 3, 43 (Somatosensorik); posteriore Zone Area 5, 7, 39, 40 (Kontrolle der visomotorischen Steuerung von Bewegungen)
Ansicht:
- superior
- angular
- supramarginal
3. Temporallappen: auditorische Felder Area 41, 42, 22 (Verarbeitung von Sprache und Musik); ventrale visuelle Verarbeitungsbahn Area 20, 21, 37, 38 (Erkennung von Formen etc.)
Ansicht:
- superior
- middle
- inferior
- insula
- parahippocompal
- fusiform
4. Frontallappen: motorischer Cortex Area 4 (Ausführen von Bewegungen), pämotorischer Cortex Area 6, 8, 44=Brocasche Region (Auswahl von Bewegungen); präfrontaler Cortex Area 9, 46 (Kontrolle kognitiver Prozesse, zeitliche Steuerung von Handlungen), inferiorer präfrontaler Cortex Area 11, 12, 13, 14; mediofrontaler Cortex Area 25, 32;
Ansicht:
- straight
- orbital
- superior
- middle
- inferior
12 Hirnnerven und ihre Funktion
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Läsionserkenntnisse im Tierversuch
Rückenmarkstier: kann nicht: stehen, spontan bewegen, Temperatur regulieren; spinale Reflexe werden aus dem Rückenmark gesteuert (Wischreflex, Wegziehreflex etc., ebenso Organfunktionen für Verdauung etc.)
Rautenhirntier: Berührungs- und Geschmacksempfindung intakt, mimische Antwort; kann mit Streckungsstarre stehen; diese Starre bleibt bei intakten Basalganglien (durch hemmenden Einfluß) aus; Tier ist inaktiv, reagiert aber auf Stimulation; Schluckreflex aktiv; keine emotionale Reaktion; Instinktmotorik teilweise aktiv
Mittelhirntier (Sehnerv intakt): zielorientiertes Verhalten; kann großflächige Reize akustisch und visuell orten und ihnen folgen; keine spontane Aktivität; keine Gewöhnungsreaktion; Instinktmotorik (z.B. Sättigungsverhalten) komplett intakt; keine Affekte, kein Lernverhalten
Zwischenhirntier (d.h. ohne Basalganglien/Cortex): Riechnerv ist nun vorhanden; hormonelle und vegetative Regulation aktiv (Hypothalamus/Hypophyse); Wutreflex der Katze ist jetzt emotional "unterfüttert";
Althirntier (zusätzlich Hippocampus, Palaecortex); wichtigster Unterschied: Fehlen der dauerhaften Unruhe des Zwischenhirntieres; zielorientiertes/willkürliches Verhalten wird sinnvoll mit instinktmotorik verbunden; Lernen am Erfolg eingeschränkt möglich; simples Assoziationslernen funktioniert im Tierversuch ohne Cortex sogar besser!; Habituation; Tier kann aber z.B. kein Nest bauen, keinen Nachwuchs aufziehen etc.; die Organisation der zugehörigen Verhaltensweisen, der übergeordnete "Plan" fehlt;
Häufig gestellte Fragen zu "Neuroanatomie in Superkurzfassung"
Was ist der Hypothalamus und welche Funktionen hat er?
Der Hypothalamus hat enge Verbindungen zum limbischen System und wird als "Kopf-Ganglion des ANS" bezeichnet. Er ist verantwortlich für Motivation und Emotionen und beeinflusst sensorische, motorische und kognitive Funktionen über den unspezifischen Thalamus. Zudem steuert er als oberstes Hormonsteuersystem die Hypophyse und überprüft verschiedene Körperfunktionen wie Durst, Hunger und Temperatur.
Welche Rolle spielt der Thalamus im Gehirn?
Der Thalamus ist eng mit dem Cortex cerebri verbunden und schaltet fast alle Afferenzen zum Cortex um, weshalb er als "das Tor zum Cortex" bezeichnet wird. Er ist wichtig für das Aufmerksamkeitsverhalten. Alle Efferenzen aus dem NeoCortex geben eine "Kopie" an den Thalamus ab (Efferenzkopie). Ventrale Kerne verbinden ihn mit den Basalganglien und dem Zerebellum (motorische Aufmerksamkeit und Planung), und der Nucleus anterior ist Teil des limbischen Systems.
Was ist das limbische System und welche Funktionen hat es?
Das limbische System ist eine kreisartige Verbindung aus Hippokampus, Mammilarkörper, Vicqd'Azursches Bündel, Nucleus anterior und G. cinguli. Es ist die Grundlage von Emotionen, steuert Verhaltens- und Denkprozesse und hat eine wichtige Funktion für das Gedächtnis.
Welche Funktionen hat die Amygdala (Mandelkern)?
Die Amygdala besteht aus mehreren Kernen im vorderen Temporallappen. Der basolaterale Kern bewertet sensorische Informationen kognitiv und emotional, der olfaktorische Kern verbindet den Bulbus olfaktorius mit dem temporalen Geruchscortex, und der zentromediale Kern erhält Projektionen vom Hippokampus, der Insel und dem orbitofrontalen Cortex und projiziert in den Hypothalamus und den Hirnstamm.
Welche Rolle spielt der Hippokampus (Seepferdchen)?
Der Hippokampus ist Teil der neokortikalen Assoziationskortizes und vergleicht ankommende und gespeicherte Informationen (Kurzzeitgedächtnis, Habituation etc.). Informationen kommen aus dem entorhinalen Cortex, und Efferenzen kommen aus dem Subikulum.
Woraus bestehen die Basalganglien und welche Funktionen haben sie?
Die Basalganglien haben eine enge Verbindung zu motorischen Kernen des Thalamus und sind auch an kognitiven Funktionen und Aufmerksamkeit beteiligt. Sie bestehen aus dem N. caudatus und dem N. lentiformis (Putamen und Globus pallidus). Putamen und N. caudatus bilden zusammen das Striatum, die zentrale Eingangsstation der Basalganglien, welche für selektive Aufmerksamkeit wichtig ist.
Was ist die Substantia innominata und welche Funktionen hat sie?
Die Substantia innominata besteht aus dem ventralen Striatum, dem N. basalis, Meynert und der zentro-medialen Amygdala. Sie ist für die Schwellenregulation von Erregung zuständig und spielt eine große Rolle bei Gedächtnis und Aufmerksamkeit. Sie ist entscheidend bei Alzheimer und möglicherweise auch bei Schizophrenie.
Was sind die Haupttypen von Neuronen im NeoCortex?
Die zwei Haupttypen von Neuronen im NeoCortex sind Pyramidenzellen (80% aller Neurone) und Sternzellen (Interneurone).
Welche Neurotransmittersysteme werden im Text erwähnt und welche Funktionen haben sie?
Der Text erwähnt das Acetylcholinsystem (cholinerges System) für die Schwellenregulation kortikaler Erregung, das Dopaminsystem (nigrostriatales System für motorische Programme und mesolimbisches System für positive Verstärkung), das Noradrenalin- und Adrenalinsystem (psychische Funktionen und Motorik) und das Serotonerges System (dämpfende Wirkung auf das Verhalten). Glutamat und Aspartat werden als die wichtigsten erregenden Transmitter des ZNS genannt.
Welche Hirnlappen werden beschrieben und welche Funktionen haben sie?
Der Text beschreibt den Occipitallappen (visuelle Verarbeitung), den Parietallappen (Somatosensorik und visomotorische Steuerung), den Temporallappen (auditorische und ventrale visuelle Verarbeitung) und den Frontallappen (motorische Ausführung, Bewegungsplanung und Kontrolle kognitiver Prozesse).
Was zeigen Tierversuche mit Läsionen in verschiedenen Hirnbereichen?
Tierversuche mit Läsionen in verschiedenen Hirnbereichen zeigen, welche Funktionen von den jeweiligen Hirnbereichen übernommen werden und welche Auswirkungen ein Ausfall dieser Bereiche hat, z.B. Rückenmarkstier (kein Stehen, keine spontane Bewegung), Rautenhirntier (Streckungsstarre, keine Emotionen), Mittelhirntier (zielorientiertes Verhalten), Zwischenhirntier (hormonelle Regulation, Wutreflex), Althirntier (eingeschränktes Lernen, Habituation) und Neuhirntier (Mustererkennung, Symbolgebrauch).
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- Stephan Noller (Author), 1998, Neuroanatomieskript in Superkurzfassung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96336