Phänomenologie und Funktionalität devianter Identitäten am Beispiel von Männern im Zuhältermilieu


Seminararbeit, 1998

15 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

ZU DIESER ARBEIT

BEGRIFFSBESTIMMUNG UND ERSCHEINUNGSFORMEN DER ZUHÄLTEREI

3.)INTERVIEWSTRUKTUR / PERSONENBESCHREIBUNG

4.)DAS SELBSTBILD/DIE IDENTITÄT VON ZUHÄLTERN

5.) ERKLÄRUNGSVERSUCHE UNTER VERWENDUNG SOZIOLOGISCHER UND PSYCHOLOGISCHER THEORIEN

LITERATURVERZEICHNIS / ERKLÄRUNG GEM. RAPO

1.)Zu dieser Arbeit

Die Frage nach dem Selbstbild , der Identität ,von bestimmten Gruppen unserer Gesellschaft ist ein sehr komplexes und interessantes Arbeitsfeld . Das Thema der nachfolgenden Studienarbeit wurde von mir gewählt , da es zu den weniger bevorzugten Arbeitsfeldern des Sozialwesens gehört . Hauptproblem war das Recherchieren von geeigneter Literatur , die Masse beschäftigt sich fast ausschließlich mit den Prostituierten , die Beschäftigung mit Zuhältern auf wertfreier und wissenschaftlicher Basis scheint den meisten AutorInnen wenig erstrebenswert , hier mag es auch ideologisch - emotionale Gründe geben . Die Rahmenbedingungen für das Interview mit insgesamt drei Zuhältern waren relativ günstig . Durch die gemeinsame Ausübung des Boxsportes waren die Befragten dem Autor persönlich bekannt , beim Interview selbst waren folgende Auflagen einzuhalten :

- keine Namensnennung , deshalb die Bezeichnung A, B und C für wörtliche Zitate
- Aufzeichnung nur in Stichpunkten, kein Einsatz anderer Medien

Ob der Wahrheitsgehalt der Aussagen wirklich in jedem Punkt hundertprozentig ist kann aus wissenschaftlicher Sicht bezweifelt werden , da gewisse Unsicherheitsfaktoren nicht ausgeschlossen werden können , erhebt diese Arbeit keinen wissenschaftlichen Anspruch , was Reliabilität und Validität der aus dem Interview hervorgegangenen Erkenntnisse betrifft .

Um das Phänomen der Zuhälterei nachvollziehen und die Ansichten der Interviewten einordnen zu können , möchte ich mit einer Definition aus kriminologischer Sicht beginnen.

2.)Begriffsbestimmung und Erscheinungsformen der Zuhälterei

Die Zuhälterei bezieht sich auf die sogenannte gewerbsmäßige Unzucht . Ihre Strafbarkeit ergibt sich aus den Bestimmungen des § 181 a StGB . Sie stellt ein Verhalten dar , welches die Prostitution ausbeutet und fördert1. Ihre Erscheinungsformen können in die ausbeuterische , dirigistische und kupplerische Zuhälterei unterteilt werden , die Grenzen sind jedoch meist fließend .Bei der ausbeuterischen Zuhälterei steht das finanzielle Ausbeutender Prostituierten im Vordergrund , was nur bei einer starken persönlichen Abhängigkeit der Prostituierten vom Zuhälter möglich ist . ,, In diese abhängige Situation kann die Dirne auch zunächst durchaus mit ihrem Willen und sogar auf Grund ihrer Anregung kommen , wenn sie einen Mann fürs Herz , mit dem sie vor ihren Freundinnen prahlen kann , sucht . Der Zuhälter ,der seine Dirne ausbeutet ist ihr gegenüber in einer überlegenen Stellung. Er ist der bestimmende Partner in dieser Beziehung, wobei seine Rolle der eines Arbeitgebers oder Unternehmers nicht unähnlich ist2 ". Die dirigistische Zuhälterei ist der erstgenannten Erscheinungsform weitgehend ähnlich, es werden jedoch durch den Zuhälter stärkere Weisungen für das Verhalten der Dirne erteilt , die Ausübung der Prostitution weist einen höheren Organisationsgrad auf , z.B. Bereitstellung von Unterkunft , Versorgung mit Hygieneartikeln und strikte Überwachung der ,,Arbeitszeiten".Diese Form der Zuhälterei bedingt durch die Einbindung in ein festes Regelwerk eine noch stärkere Abhängigkeit , da die Sanktionierung von Regelverstößen meist mit physischer Gewaltanwendung durchgesetzt wird . In der kupplerischen Zuhälterei liegt der Schwerpunkt mehr auf dem Vermitteln von möglichst vielen Freiern an eine Prostituierte , was auch unter wirtschaftlichen Aspekten geschieht . Die Beziehung zwischen Dirne und Zuhälter ist speziell in dieser Erscheinungsform oft sehr stark emotional bedingt , da es sich bei der Dirne nicht selten um Partnerin oder Ehefrau handelt . Das gängige Bild vom Zuhälter ist von einem wenig gebildeten , dafür umso arbeitsscheueren Mann , der exzessiv zur Gewalt neigt , geprägt . Als Erkennungszeichen werden übertriebener Hang zu Goldschmuck , teueren Autos und Designeranzügen genannt . Ein Indiz für diese Auffassung ist der Umstand , daß eine dicke Goldkette im Volksmund oft ,,Luden- Kette"3 genannt wird . Auch werden Männer mit langen Haaren und Tätowierungen , deren Gesichter durch Schlägereien gezeichnet sind als ,,Zuhältertypen" beschrieben . Als Milieu wird die Halbwelt ( Kiez ) und die Profiboxerszene angenommen . Die verfügbare Literatur , die mehr aus der Sicht der kriminologischen Tätertypen - Beschreibung an das Thema herangeht , bestätigt diese Ansichten durch Zitate aus Vernehmungsprotokollen und Kriminalstatistiken , dabei ist jedoch zu beachten , daß diese Literatur meist auf dem Stand der frühen 80er ist und sich in der Gesellschaft das Bild der Sexualität , der Prostitution und auch der Zuhälterei in einem steten Wandel befindet.

Im nachfolgenden Kapitel soll nach einer Darstellung der groben Struktur des Interviews und einer kurzen Personenbeschreibung der Interviewten anhand der Aussagen Rückschlüsse auf die Identität von Zuhältern am Ende der 90er Jahre aufgezeigt werden . Eine Übertragung der gewonnenen Erkenntnisse auf die gesamte Zuhälterszene ist nicht möglich , da diese viel zu sehr in den beschriebenen Erscheinungsformen variiert .

3.)Interviewstruktur / Personenbeschreibung

Das Interview mit den Zuhältern A , B und C wurde in entspannter Atmosphäre nach einem gemeinsamen Boxtraining in einem Bordell im Münchner Norden geführt . Die Dauer betrug fast drei Stunden , da die Herren noch zur Aufsicht über ihre ,,Pferde" ausrücken mussten , wurde kein Alkohol getrunken , was eine Verfälschung der Aussagen aus diesem Grund ausschließt . Das Interview war teilstrukturiert , die meisten der angeschnittenen Themen entwickelten sich zu Selbstläufern . Eine Unterteilung in drei Fragenblöcke erschien mir zweckmäßig :

a.) Warum seid ihr Zuhälter ?

- Aus welcher Schicht kommt ihr ?
- Wie verlief euere Jugend ( Elternhaus , Schule...)?
- Wann hattet ihr den ersten Kontakt zur Szene ?
- Welche Tätigkeiten übt ihr noch aus ?

b.) Wie seht ihr euch in der Gesellschaft ?

- Wie schätzt ihr euer soziales Prestige ein ?
- Welches Verhältnis habt ihr zu Regeln und Normen?
- Wie glaubt ihr , sehen euch andere ?
- Wie löst Ihr private und ,,geschäftliche" Konflikte?
- Was bedeuten für euch materielle Werte ?

c.) Der Zuhälter und seine Prostituierte

- Welchen Stellenwert haben für euch euere Frauen ?
- Gibt es auch emotionale Beziehungen ?
- Habt ihr eine Art Berufsbild , evtl. mit Ehrbegriffen ?
- Wie löst ihr Konflikte mit eueren Prostituierten?

Diese Aufzählung soll als Anhalt genügen ,es wurden natürlich noch Verständnis- und Ergänzungsfragen gestellt ,die aufzulisten jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde . Neben den Aussagen im Interview gibt es auch non-verbale Möglichkeiten seine Identität gegenüber anderen festzulegen , außerdem hat eine bestimmte Art der körperlichen Erscheinung eine Wechselwirkung zwischen der Beurteilung durch die Gesellschaft und dem entsprechenden Verhalten des wahrgenommenen Individuums. Neben der reinen Personenbeschreibung möchte ich zusätzlich noch einige subjektive Einschätzungen hinzufügen . In der Verbindung mit den Aussagen im Interview ergibt sich nach meiner Meinung ein relativ komplexes Gesamtbild der einzelnen Personen .

Zuhälter A ist 1,80 Meter groß und hat auffallend breite Schultern . Die schwarzen Haare trägt er als Pferdeschwanz gebunden bis zur Mitte des Rückens . Sein Gesicht ist durch eine Messerstecherei mit zwei langen Narben gezeichnet , er hat eine klassische Boxernase .Im linken und rechten Ohr trägt er jeweils drei schmale Ohrringe, um den Hals eine nach subjektiven Gesichtspunkten überschwere Goldkette . Der regelmäßige Besuch des Solariums und der Hang zu stark riechenden Aftershave lassen ihn eitel erscheinen . Sein Oberkörper ist mit Figuren tätowiert die ausschließlich kämpfende Wikinger darstellen . Als Statussymbol fährt er eine getunte Version eines Merzedes-Cabrio . Unter seiner Aufsicht arbeiten fünf Prostituierte auf dem Strich an der Ingolstädter Strasse , er selbst lebt seit mehreren Jahren mit einer Frau zusammen und hat einen Sohn ( 3 Jahre ) sein Lebensalter beträgt 32 Jahre , nach der Mittleren Reife fing er als Fahrer in einem Paket-Zustelldienst an . Dieser Arbeit geht er auch heute noch mit stark reduziertem Zeitaufwand nach . Einen erlernten Beruf kann er nicht vorweisen .

Zuhälter B weist ein Körpermaß von fast zwei Metern auf , er ist ebenfalls sehr athletisch gebaut , seine Muskulatur ist jedoch nicht auf Veranlagung wie bei Zuhälter A zurückzuführen , sondern durch hartes Krafttraining unter zeitweiliger Einnahme von anabolen Steroiden entstanden . Sein Gesicht ist ebenfalls durch mehrere Schlägereien stark gezeichnet, der Umstand , daß er Glatzenträger ist und einen Gesichtsausdruck an den Tag legt , der allgemein als aggressiv empfunden wird , lassen ihn als ständig gewaltbereit erscheinen . Seine vielen Boxkämpfe zeigen bereits Wirkung in Form von anfallartigen Kopfschmerzen , die er durch exzessive Medikamenteneinnahme zu lindern versucht. Er trägt dezenten Goldschmuck , hat aber ein Faible für teure Armbanduhren der Marke Rolex . Sein Körper ist mit Indianermotiven tätowiert und am rechten Hoden ist als Intimschmuck ein Ring eingeführt . Sein Arbeitsbereich erstreckt sich auf drei Prostituierte mit schwarzer Hautfarbe , die er an mehrere Bordelle im Bereich Augsburg , Ingolstadt und München verleiht . Da er den Transport zu den jeweiligen Arbeitsorten selbst durchführt , besitzt er einen sehr luxuriös ausgestatteten 8-Sitzer amerikanischer Herkunft . Er ist 28 Jahre alt , hat ein sehr mäßiges Abitur und keinerlei Arbeits- oder Berufserfahrung vorzuweisen .

Zuhälter C ist 1,80 Meter groß und von der Figur eher als leptosom zu bezeichnen , er ist aber gut durchtrainiert . Obwohl er in seiner Jugend Karate als Leistungssport betrieben hat und in der Szene einen besonderen Ruf als Schläger hat , ist sein Gesicht völlig unversehrt . Kurzer Haarschnitt , verbunden mit dem Fehlen von jeglichen Schmuckgegenständen lassen ihn als Angestellten in einem etablierten Beruf erscheinen . Sein bevorzugtes Outfit sind dezente Kombinationen , was sein Bestreben nach seriösem Auftreten noch unterstreicht . Er hat als einzige Tätowierung eine Kobra in Angriffshaltung auf dem linken Schulterblatt , diese stammt noch aus seinen Karate-Zeiten . Als Statussymbole können ein BMW der 7er-Reihe mit allen erdenklichen Sonderausstattungen und zwei Motorräder der Marke Harley-Davidson angeführt werden . Unter seinem Kommando stehen regelmäßig vier Prostituierte in einer Art festem Arbeitsverhältnis und mehrere Frauen, die nur vorübergehend für ihn arbeiten , bevor er sie gegen entsprechende Ablösesummen an andere Zuhälter weitervermittelt . Er geht einer geregelten Arbeit in einem städtischen Betrieb nach und besitzt den qualifizierenden Hauptschulabschluß. Derzeit hat er keine feste Beziehung.

Neben der gemeinsamen Tätigkeit im Rotlicht-Milieu verbindet das befragte Trio der regelmäßige Besuch eines Fitness-Studios und das Boxtraining . Hier kann bereits der erste Unterschied zum herkömmlichen Bild vom Zuhälter erkannt werden , da die Literatur meist einschlägige Kneipen und Spielhallen als Orte aufführt ,an denen Zuhälter einen großen Teil ihrer Zeit verbringen4. Das Auftreten der drei unterscheidet sich im allgemeinen nicht von dem anderer Besucher des Fitness-Studios , wenn überhaupt , treten sie höchstens durch Anzüglichkeiten gegenüber weiblichen Besucherinnen in Erscheinung , die jedoch meist im Bereich des derben Humors anzusiedeln sind und von den meisten Frauen auch nicht allzu ernst genommen werden . Auf ihr Übermaß an Freizeit mit den damit verbundenen Möglichkeiten angesprochen , lautet die Erwiderung meist :" Hättest auch was gescheites oder nichts gelernt , hättest du auch einen 45er Oberarm". Dazu muss man wissen , daß ein Bizepsumfang über 45 cm in der Bodybuilder - Szene den gleichen Prestigewert hat , wie im Laufbereich eine Marathonzeit unter drei Stunden. Zu keinem Zeitpunkt hat eine der befragten Personen sich offen zur Zuhälterei bekannt , aber die Neugier der anderen und das damit verbundene Interesse an ihrer Person durchaus genossen . Beim Boxtraining gab es keinerlei Auffälligkeiten in Bezug auf übertriebene Härte im Sparring , die Anweisungen des Trainers werden von ihnen diskussionslos befolgt , gegenüber den anderen Vereinsmitgliedern wird eine , im Sport meist übliche , kameradschaftliche Form des Umgangs miteinander gepflegt .

Nach dieser Personenbeschreibung und den aus meiner Sicht wichtigsten Basisinformationen soll nun anhand der gewonnenen Erkenntnisse aus dem Interview die Identität der Zuhälter , die bestimmt nicht ganz milieu-typisch genannt werden darf , ergründet und beschrieben werden .

4.)Das Selbstbild/die Identität von Zuhältern

Es kann ohne Zweifel die Behauptung aufgestellt werden, daß kein Mann als Zuhälter geboren wird . Vielmehr ist der Weg in dieses Milieu aus vielen Blickwinkeln zu betrachten , wobei als Literatur eigentlich nur Soziologien über gewalttätige Männer sich als brauchbar erwiesen haben . Ein Hauptbestandteil der persönlichen Identitätsbildung , die eigene Einschätzung über den Platz in einer Gesellschaftsordnung , beruht auf einer Wechselwirkung . Die drei Interviewpartner sind sich der Tatsache voll bewusst , daß sie außerhalb der in unserer Gesellschaft gültigen Normen leben und auch ihr Ansehen in weiten Teilen der Bevölkerung zumindest in offiziellen Meinungsäußerungen denkbar niedrig ist . Diese Auffassung erhalten sie durch Rückmeldungen der Gesellschaft ,z.B. Berichte und Reportagen in den Medien . Offene negative Bewertungen durch Privatpersonen sind eher selten , was auch damit zusammenhängen dürfte , daß die Chance , dafür mit schmerzhaften Konsequenzen rechnen zu müssen , sehr groß ist . Somit ergibt sich für die Standortbestimmung des Platzes in der Gesellschaft eine Denkweise , die am besten durch Zuhälter B im Interview beschrieben wurde :

,,Eigentlich müssten wir ganz oben stehen , wir haben Geld, stellen offiziell nichts an und erbringen eine Dienstleistung , nach der auch eine Nachfrage besteht . In Wirklichkeit mag uns aber keiner , weil im Fernsehen und in der Zeitung nur über Sachen berichtet wird ,wo einer mal so eine Drecksfotze aufgeklatscht hat oder die Bullen ihn gekrallt haben . Dann sagen natürlich alle , ach die armen Nutten . Daß wir geile Autos fahren und Kohle haben wird aus Neid uns angekreidet ,sagen traut sich aber keiner was , weil er sonst eine fängt."

Der Zuhälter erkennt also an , daß seine Lebensweise von seinem sozialen Umfeld als deviant angesehen wird und arrangiert sich damit . Er genießt seinen ,,Outlaw-Status", da er außer einem schlechten Leumund keinerlei Nachteile bringt und die Bedürfnisse die ihm in seiner Wertordnung am wichtigsten erscheinen ( Geld , Macht ) auch ohne hohes Ansehen erfüllt werden . Dieses Arrangieren geht so weit , daß auf die Verachtung der Gesellschaft mit einem Gefühl der Überlegenheit reagiert wird .Dazu Zuhälter A :

,,Neulich war ich auf dem Amt . Der kleine Arsch hat meine Rolex gesehen und man gemerkt , daß er vor Neid platzt . Ich hab mir gedacht , du Wichser bist doch ein ganz armes Licht ,du wirst nie das haben , was ich habe und für voll nimmt dich Gerippe auch keiner . Mich macht keiner an und ich kann mir und meiner Alten alles kaufen , was ich will." Das Bewusstsein außerhalb zu stehen nimmt einen großen Raum in der Identität der Zuhälter ein . Bei den drei Interviewpartnern wurden die Grundlagen schon in der Jugend gelegt , da alle aus zerrütteten Familien stammen . Dies scheint ein typisches Merkmal für eine mögliche Karriere als Zuhälter zu sein , da in einem solchen Umfeld besonders in der Phase der Prägung Werte vermittelt werden , die eine spätere Devianz in der Lebensweise als attraktiv erscheinen lassen5.Alle drei erklärten übereinstimmend ,daß sie ihre Gewalterfahrungen in der Jugend überzeugt hätten ,Konflikte nur so lösen zu können und als Nebeneffekt die Anerkennung zu erfahren , die ihnen von den Altersgenossen aus sozial besser gestellten Familien versagt geblieben war . Massive Schulprobleme während der Pubertät weckten das Verlangen nach Erfolgserlebnissen auf ausserschulischen Gebieten ,was auch zu einer Cliquenbildung führte . Neben ihrem Ruf als Schläger versuchten sie auch durch Äußerlichkeiten eine Abgrenzung zu erreichen ,z.B. durch die Tätowierungen . Eine Bestätigung dieser Identitätsbildung bekamen sie durch den Umstand , daß sie durch ihr Anderssein bei den Mädchen hoch im Kurs standen und als erste in der Klasse sexuelle Erfahrungen vorweisen konnten . Dazu Zuhälter C : ,,Wir haben uns bewusst von den Reichen abgegrenzt , aber die Weiber standen auf uns , weil wir so anders waren als die Normalos . Die waren natürlich sauer ,das wir schon gefickt hatten und sie noch wichsen mussten . Gleichzeitig haben wir aber eine ganz andere Einstellung zu den Mädels gekriegt , eigentlich waren die ja blöd , daß sie mit uns Assis gepennt haben , aber wir haben gelernt , wenn du anders bist ,gut vögelst und die Alte sich auch noch mit dir wichtig machen kann , tut sie alles für dich ."

Hier dürfte ein entscheidender Anstoß für die spätere Arbeit im Milieu der Prostitution gelegt worden sein , da die Ansicht über die Dummheit von abhängigen Frauen zum beruflichen Selbstverständnis gehört . Das Ausnutzen der Schwächen ist auch ein Feld ,wo Erfolge verzeichnet werden konnten und eigene Defizite überdeckt wurden . Zuhälter B : ,,Natürlich hat es mir gestunken , daß die anderen im Abitur besser waren und ich immer der Depp . Aber es gab auch Weiber die waren noch blöder wie ich , die sind für mich anschaffen gegangen um auch mal von mir gefickt zu werden . So cool waren die anderen nicht ,auch wenn sie in der Schule besser waren ."

Aus der letzten Aussage ergeben sich zwei weitere wichtige Gesichtspunkte für die Identität der Zuhälter . Einerseits der Genuss der Überlegenheit durch Abhängigkeit der Frauen , zum anderen der Drang zur Selbstbestätigung durch bereitwillig gemachte Angaben über die sexuelle Leistungsfähigkeit6. Zuhälter A : ,,Blöd waren wir schon , aber bumsen konnten wir besser." Der Hang zur Beherrschung anderer und zur Erniedrigung wird auch durch die von allen drei geteilte Auffassung deutlich , daß Oralsex schon deshalb gut sei ,weil die Frau dabei vor ihnen knien würde .

Ein weiteres Teil der eigenen Identität ist die Art des Eingehens von Bindungen . Die einschlägige Literatur berichtet oft von Beziehungen zwischen Zuhältern und Prostituierten , die bis zur Eheschließung gehen können . Im Interview wurde jedoch eine Beziehung zu einer Prostituierten von allen abgelehnt , da diese bereits durch den Verkehr mit den Freiern zu verbraucht seien . Bezeichnende Aussagen waren : ,,Da waren ja schon hundert türkische Fernfahrer drin" oder ,,ich mache doch nicht den Schlammschieber". Sexuelle Kontakte gibt es nur im Rahmen des sogenannten ,,Einreitens" ( strafrechtlich betrachtet nichts anderes wie eine Vergewaltigung ) oder bei der Anwerbung von Nachwuchs , wobei die Verbindung von Attraktivität der Statussymbole und der Aussicht auf sexuelle Abenteuer bei den meist etwas naiven Mädchen der Unterschicht voll zur Wirkung kommt . Ihre recht hohe Erfolgsquote führt bei den Zuhältern zu der Ansicht , daß sie eigentlich ganz schlaue Köpfe seien , die mit wenig Arbeit viel Geld verdienen könnten , was bei einem Leben innerhalb der sozialen Normen nicht so leicht zu bewerkstelligen ist . Doch trotz aller Outlaw - Ideologie sind einige Werte und Normen der etablierten Gesellschaft hoch im Kurs , allem voran die Disziplin . Zum einen haben alle drei einen sehr geregelten Tagesablauf und zeigen auch im Sport keinerlei Neigung , aus der Reihe zu tanzen. Das harte Training ist jedoch nicht in einer besonderen Sportleidenschaft begründet , sondern dient vor allem dazu , die selbst aufgestellten Ideale einer körperlichen Erscheinung zu gewährleisten . Es gehört zum Selbstverständnis , einen athletischen Körperbau zu haben , da Leptosome und Pykniker nur als Zielscheibe für spöttische Bemerkungen dienen . Von ihren Prostituierten wird ebenfalls genaues Einhalten der Schichtzeiten verlangt und ich selbst habe mehrfach erlebt , wie die drei ihre Dirnen bei erhöhtem Körpergewicht nachdrücklich dazu anhielten , dieses mit intensivem Fitnesstraining schnellsten wieder abzubauen . Interessanterweise haben die Interviewten große Schwierigkeiten , Disziplin zu zeigen , wenn diese fremdbestimmt ist . Dies zeigte sich in ihrer Wehrdienstzeit , die alle drei bei der Luftwaffe ableisteten . Nun stellt der Dienst in der Luftwaffe keinerlei Anforderungen an Disziplin und die Fähigkeit zur Härte gegen sich selbst , eigentlich ist es die etwas andere Art, den Wehrdienst zu verweigern ( sorry , als ehem. Fallschirmjäger konnte ich mir das nicht verkneifen ) . Dennoch wurden sie in ihrer Militärzeit mehrfach disziplinar belangt , da sie sich nicht in diese Gemeinschaft einfügen konnten .

Ein weiteres Identitätsmerkmal ist der Anspruch auf das Recht zur gewalttätigen Konfliktlösung . Diese Fähigkeit Gewalt gegen andere auszuüben um eigene Ziele zu erreichen spielt im Selbstverständnis des Zuhälters eine zentrale Rolle .Die Anmaßung eines Gewaltmonopols wird auch oft damit begründet , daß sie ja ihre Prostituierten auch vor zu aufdringlichen Freiern beschützen müssten . Diese Beschützerfunktion wird in den Gesprächen auffällig in den Vordergrund gestellt , was die Vermutung zuläßt , daß hier der Tätigkeit als Zuhälter in ihrer negativen gesellschaftlichen Bewertung durch Vorschieben einer an sich positiven Verhaltensweise die Akzeptanz des sozialen Umfeldes verschafft werden soll . Hier wird der widersprüchliche Aspekt in der Identität von Zuhältern besonders deutlich : Outlaw auf der einen , Versuch als normal und gesellschaftlich anerkannt zu gelten auf der anderen Seite .

Es kann jedoch auch festgestellt werden , daß sich das Rotlicht auch eine eigene Gesellschaft erschaffen hat , in der gewisse Regeln und Normen aufgestellt und auch weitgehend akzeptiert werden . Im Interview wurde öfters der Begriff der ,,Ludenehre" geprägt , die jedoch nur für die Mitglieder einer jeweils sehr kleinen Gruppe gilt, deren Ausbreitungsgebiet meist mit den einschlägigen Strassenstrichen übereinstimmt . Einmütig wurden ausländische Zuhälter zu unerwünschten Personen erklärt , da diese als unwürdig angesehen werden , das Zuhältergeschäft auszuüben . Dazu Zuhälter C : ,,Wir sind eine große Familie ,einige sind ja auch berühmt geworden , wie der Neger-Kalle aus Hamburg . Aber diese ganzen Eselficker und Kanakken haben unseren Job überhaupt nicht drauf , die können ja noch nicht einmal zuschlagen , die brauchen immer gleich das Messer , was bei uns absolut verpönt ist." Generell werden von den Interviewten ausländische Menschen als geringwertiger eingeschätzt . Während deutsche Prostituierte als ,,Mädels" oder ,,Pferde" bezeichnet werden , sprachen die drei über ausländische Dirnen nur als ,,Thaischlampen und Niggerfotzen" .Dies kann als Beweis für eine doch recht festgefügte Regel- und Wertordnung innerhalb der Szene angeführt werden .

Die Identität eines Zuhälters wird auch aber von der Angst vor Sanktionen der etablierten Gesellschaft geprägt. ,,Man hat ständig das Gefühl , jetzt machst du einen Fehler und die Bullen holen dich ab . Wenn du mal einen umgehauen oder eine Nutte abgestraft hast ,hast du immer so ein blödes Gefühl im Magen , daß die dumme Sau dich hinhängt . Da geht es dir richtig dreckig , du kannst nächtelang nicht schlafen . Irgendwie möchtest du alles hinschmeißen und ein bürgerliches Leben führen . Aber jeden Tag zur Arbeit für ein lächerliches Gehalt , das ist nichts für mich . Außerdem , was würden die anderen von mir halten wenn ich aus der Szene aussteigen würde ?" Diese Aussage von Zuhälter A wurde von Zuhälter C inhaltlich voll mitgetragen , der jedoch auf seine geregelte berufliche Perspektive und die damit verbundene Möglichkeit zum sofortigen Ausstieg hinwies, während B meinte , er sei in seiner Situation ganz glücklich , die Angst vor der Polizei gab er jedoch auch zu . Diese Facette der Identität lässt den Schluss zu , daß hinter der zur Schau gestellten Härte und Abgrenzung von der Gesellschaft auch Angst vor der eigenen Courage steckt ,da das ruppige Auftreten und das Bedürfnis von anderen ständig als bedrohlich empfunden zu werden auch den Anschein einer Trotzreaktion gleicht , die auf das Erkennen der eigenen Schwächen zurückzuführen sein dürfte . Dieses Bewusstsein , daß man eigene Schwächen hat , passt einerseits nicht in das eigene Selbstbild , andererseits versucht der einzelne , dieses Defizit durch entsprechendes Auftreten so zu kaschieren , daß man sich die Schwäche selbst nicht einzugestehen braucht . Dieses Verhalten gibt es auch in anderen sozialen Gruppen , man braucht hier nur an das martialische Auftreten von US-Marines vor der Verlegung in den Golfkrieg zu denken ( Schlachtgesänge und besonders kurze Bürstenhaarschnitte , kriegsverherrlichende Tätowierungen etc.) das auch die Angst vor dem Einsatz verdecken sollte , da dieser Wesenszug mit der Identität eines Elitesoldaten nicht vereinbar ist . So können auch Zuhälter die Wahrnehmung ihrer eigenen Schwäche und ihrer devianten Lebensweise nur durch Zurschaustellung von Statussymbolen und durch Gewaltbereitschaft überspielen . Jeder , der ihnen ihre negativen Seiten vor Augen führt , wird als Zerstörer ihrer selbstgeschaffenen Identität betrachtet und verstärkt in seinem Aufdecken der Schwächen die Trotzreaktionen . Das ist nach meiner Ansicht einer der Hauptgründe , warum Sozialarbeiter kaum Erfolg haben dürften , bei Zuhältern etwas zu bewirken .

5.) Erklärungsversuche unter Verwendung soziologischer und psychologischer Theorien

Das abweichende Verhalten von Menschen im Zuhältermilieu ist meist einer Beurteilung aus kriminologischer Sicht unterworfen , wobei in der Fachliteratur eine Konkurrenz zwischen Soziologie und Psychologie erkennbar wird . Grundlage für die Anwendung psychoanalytischer Erkenntnisse stellen die Freud´schen Theorien dar , besonders das ÜBER

- ICH erhält eine zentrale Bedeutung .Es ist die Instanz , die die Rolle des sozialen Gewissens übernimmt, die also gegen das ES gerichtet ist .Das ÜBER-ICH kontrolliert das ES im Bestreben , die Triebe zügellos auszuleben und entwickelt sich durch Sozialisation , insbesondere durch die frühkindliche Beziehung zu den Eltern. Dort werden Regeln , Normen und Werte , die auch gesellschaftliche sind , erfahren , erlernt und internalisiert , so daß evtl. nicht erkannt wird , daß es sich um von aussen an das Individuum herangetragene handelt . Durch die Beurteilung von Wünschen , Vorstellungen und Handlungen , die bewußt oder unbewußt erfolgen kann wird das ES an seiner primitiven Entfaltung gehindert . Freud stellt folgenden Zusammenhang zur Kriminalität her :

Ist das ÜBER-ICH unterentwickelt , beispielsweise aus Sozialisationsdefiziten heraus , so verliert es seine regulierende Wirkung . Das ES wird zu stark , Triebe werden Ausgelebt und soziale Normen verletzt . In dieser Abstraktion wird deutlich , daß es die Relation zwischen

ES und ÜBER-ICH ist , die zur Ursache für Angepasstsein oder Abweichung wird . So kann auch bei normaler ÜBER-ICH - Entwicklung das ES so stark sein , daß es dominant wird7.

Ein anderer Ansatz sind SUTHERLANDS Hypothesen zur differentiellen Assoziationstheorie :

- Kriminelles Verhalten ist erlernt
- Der Prozeß des Lernens kriminellen Verhaltens durch Assoziation mit kriminellen und anti-kriminellen Verhaltensmustern, impliziert alle Mechanismen , die auch jedes andere Lernen bestimmen
- Kriminelles Verhalten wird in Interaktion mit anderen Personen in einem Kommunikationsprozeß gelernt
- Kriminelles Verhalten wird hauptsächlich im Rahmen intimer persönlicher Gruppen erlernt
- Erlernen kriminellen Verhaltens schließt ein das Lernen der Techniken zur Ausführung von Verbrechen , die sowohl kompliziert als auch einfach sein können und die spezifische Richtung von Motiven , Trieben , Rationalisierungen und Einstellungen
- Die spezifische Richtung von Motiven und Trieben wird gelernt ,indem Gesetze positiv oder negativ definiert werden
- Eine Person wird delinquent infolge von Definitionen , die die Verletzung eines Gesetzes begünstigen , über jene , die sie nicht begünstigen
- Differentielle Assoziationen variieren nach Häufigkeit , Dauer , Priorität und Intensität
- Obwohl kriminelles Verhalten Ausdruck krimineller Bedürfnisse und Werte ist, wird es durch solche Bedürfnisse und Werte nicht erklärt , da nicht-kriminelles Verhalten Ausdruck derselben Bedürfnisse und Werte ist

Diese Hypothesen können in nachfolgender Grafik veranschaulicht werden ( aus: Lamnek ,,Theorien abweichenden Verhaltens" S. 209)

Besonders die Verfestigung von Einstellungen über den Umgang mit Frauen, die auch das Vorhandensein konsonanter Elemente erfordert , wird im Zuhältermilieu dadurch gefördert , daß die Prostituierten zumindest nach der Statistik ihren Zuhältern geistig oft unterlegen sind8

Ein stärkerer Augenmerk hinsichtlich der Identität und ihrem Zusammenhängen mit devianten Lebensweisen bietet die ,,labeling approach Theorie" von Becker :

Zur Entwicklung abweichender Verhaltensmuster müssen stets auch gewisse Vorbedingungen oder Faktoren gegeben sein , die ein entsprechendes Verhalten ermöglichen , oder wie Zuhälter A bemerkte : ,,Es gibt immer einen der zuhält und eine , die sich zuhalten lässt." Da sich derartige Prozesse als Abfolge von Schritten darstellen lassen, wobei ein Schritt jeweils die notwendige Voraussetzung für den nächsten ist , schlägt Becker den Begriff der Laufbahn oder Karriere vor . Damit eine Person eine nonkonforme Handlung ausführt , müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein; abweichende Impulse allein reichen nicht aus , da diesen auch Konformisten ausgesetzt sind . Weiterhin bedeutsam ist ein gewisses Ausmaß an Entfremdung zur konventionellen Gesellschaft (geringe Bindung , kein guter Ruf zu verlieren). Ungeachtet der starken Betonung von Etikettierungsvorgängen für das Entstehen von Devianz wird auch das Wirken anderer Faktoren anerkannt . Die Sanktionsmaßnahmen informeller und formeller Art , die auf ein als abweichend definiertes Verhalten erfolgen , führen infolge von Stigmatisierungsprozessen zu einer Reduzierung konformer Handlungsmöglichkeiten . Im weiteren Verlauf kann aus dem abweichenden Verhalten eine Lebensform werden , die Identität wird um das abweichende Verhaltensmuster organisiert , und es kommt zur Ausbildung abweichender Motive und Interessen . Der Eintritt in eine organisierte Bande (hier : Zuhälterringe) stellt einen letzten Schritt in dieser Richtung dar , womit dann zusätzliche Rationalisierungen für das abweichende Verhalten verfügbar werden , die zu einer weiteren Stabilisierung der Devianz führen. Das Begehen einer einzigen kriminellen Handlung kann diesen Prozeß initiieren , dabei spielt die selbsterfüllende Prophezeiung eine entscheidende Rolle ,da sie wesentlich zur Etikettierung bzw. zur pauschalen Beurteilung beiträgt . Sie liegt der Etikettierungstheorie des Karrieeremodells zugrunde , ist aber nicht alleinverantwortlich für die Ausgrenzung bestimmter Personen . Vielmehr ist es die Einschränkung der konformen Verhaltensweisen , die dem Betroffenen keine andere Wahl lässt , als sich abweichend zu verhalten , sich damit abzufinden und letztendlich eine entsprechende abweichende Identität zu entwickeln , die mit der Devianz in Einklang steht . Diese Prozesse laufen selektiv ab , einmal können Normen selbst sehr selektiv gesetzt werden , indem die Normsetzer bestimmte Adressaten auswählen . Die Normanwendung kann selektiv als Verstärkung sozialer Ungleichheiten erfolgen und damit neue selektive Normen schaffen . Reaktionen auf Verhaltensweisen geraten in den Blickpunkt des Interesses weil diese selektiv ablaufen können9.

Die Erklärung abweichenden Verhaltens aus soziologischer Sicht weist mehr in die Richtung von gesellschaftlich bedingten Sozialisationsdefiziten und nennt als Ursachen die wachsende Normlosigkeit .DURKHEIM führte den Begriff der Anomie als Bezeichnung der infolge wachsender Arbeitsteilung und Differenzierung , durch Norm- und Regellosigkeit charakterisierten gesellschaftlichen Situation sowie der Diskrepanz zwischen einem überhöhtem Anspruchsniveau und den letztlich begrenzten Gütern . Anomie beschreibt auch die Diskrepanz zwischen kulturell vorgegebenen Zielen und den legitimen institutionalisierten Mitteln. Andere Wissenschaftler begründen das Auftreten von abweichendem Verhalten unter Berücksichtigung soziologischer Erkenntnisse mit der Bildung von Subkulturen, es kann aber von einer Konkurrenz zwischen den Vertretern der psychologischen und der soziologischen Theorien gesprochen werden . Die Erklärungsversuche wären unvollständig , wenn die multifaktoriellen Ansätze unerwähnt blieben . Diese beinhalten neben psychologischen und soziologischen auch biologisch begründete Ansätze für das Entstehen von abweichenden Verhalten . Wegen ihrer Umstrittenheit in der Fachwelt soll jedoch nicht näher darauf eingegangen werden . Aus meiner Sicht kann das Phänomen devianter Lebensweisen im Zuhältermilieu nicht durch Verwendung einer Theorie erklärt werden , da die Mitglieder dieser Gruppe und die Erscheinungsformen ihres Gewerbes einem ständigen Wandel unterworfen sind . Es wäre aus wissenschaftlicher Sicht sehr interessant , wenn sich Autoren , die im Gegensatz zu mir über tiefergehendes Fachwissen verfügen , diesem Thema wertfrei und ohne Betroffenheitsrituale zuwenden würden . Diese Studienarbeit kann nur einen laienhaften Versuch darstellen ,ihre Erstellung war jedoch eine fordernde Aufgabe die durch das nicht alltägliche Thema sehr reizvoll war und zu mehr Arbeitseinsatz motivierte , als dies bei einem 08/15-Thema aus dem Sozialbereich der Fall gewesen wäre .

Literaturverzeichnis / Erklärung gem. RaPO

Michael Bargon : Prostitution und Zuhälterei

Schmidt-Röhmhild Verlag , Lübeck

Siegfried Lamnek : Theorien abweichenden Verhaltens

Uni-Taschenbücher

Ilse Dröge-Modelmog (Hrsg.) : Orte der Gewalt

Westdeutscher Verlag

Alice Frohnert: Dimensionen der Prostitution ,Poly- und

Monogamie

Weidler Buchverlag

Erklärung nach § 31 Abs. 5 RaPo.

Hiermit erkläre ich , daß ich die Arbeit selbständig verfasst , noch nicht anderweitig zu

Prüfungszwecken vorgelegt , keine anderen als die angegebenen Quellen oder Hilfsmittel benützt ,sowie wörtliche und sinngemäße Zitate als solche gekennzeichnet habe.

München , den 10.12.98 Lothar Petzinger

[...]


1 Bargon : Prostitution und Zuhälterei S.129

2 Bargon : S. 131

3 Lude = Umgangssprache für Zuhälter

4 vgl. dazu Bargon S. 182 - 183

5 vgl. dazu Bargon S.234

6 vgl. Bargon S . 246

7 vgl. Lamnek : Theorien abweichenden Verhaltens S. 86

8 Bargon weist auf Seite 209 einen Anteil von bis zu 50 % an Prostituierten mit unterdurchschnittlicher Intelligenz aus

9 Theorie entnommen aus Lamnek , S.226 f

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Phänomenologie und Funktionalität devianter Identitäten am Beispiel von Männern im Zuhältermilieu
Note
1,0
Autor
Jahr
1998
Seiten
15
Katalognummer
V96398
ISBN (eBook)
9783638090742
Dateigröße
431 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Habe diese Studienarbeit im 3. Semester Sozialpädagogik (FH) geschrieben, die Benotung erfolgte durch Dr. Steinböck, seines Zeichens Chefarzt der Forensik im Bezirkskrankenhaus Haar. Zur Verwertbarkeit ist anzumerken, daß die Aussagen der Interviewten nicht verallgemeinert werden können, Literatur ist leiderbis auf Juristen- Bücher Fehlanzeige. Wer sich mit der Identität von Randgruppen beschäftigt kann gerne die Arbeit nutzen. Sollte jemand auf dem bei SozPäds üblichen Betroffenheits- und correctness-trip sein, dann besser nicht lesen, Heulkrämpfe Könnten die Folge sein
Schlagworte
Phänomenologie, Funktionalität, Identitäten, Beispiel, Männern, Zuhältermilieu
Arbeit zitieren
Hans Petzinger (Autor:in), 1998, Phänomenologie und Funktionalität devianter Identitäten am Beispiel von Männern im Zuhältermilieu, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96398

Kommentare

  • Gast am 16.10.2002

    Coach.

    herrlich inkorrekt

Blick ins Buch
Titel: Phänomenologie und Funktionalität devianter Identitäten am Beispiel von Männern im Zuhältermilieu



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