Die Methode der Gestützten Kommunikation (Facilated Communication)


Seminararbeit, 1998

35 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. 1. Kommunikation (Peter Schwarze)
1.1 Funktionen der Kommunikation
1.2 Kommunikationskänäle
2. Kommunikationslosigkeit - Kommunikationsstörungen
2.1 Lautsprachengebrauch
2.2 Regeln des kooperativen Prinzips

II. 1. Die Methode der Gestützten Kommunikation (Arne Wessels)
1.1 Die physische Unterstützung
1.2 Die psychische Unterstützung
2. Die Arbeit mit FC
2.1 Bedeutung der stützenden Person
2.2 Die Anbahnung
2.2.3 Das Buchstabieren
2.3 Das Ausblenden der Unterstützung

III. Zielgruppen und die Auswirkung auf die Kommunikation (Jörg Frank)
1. Zielgruppen der FC
2. Auswirkungen der FC
2.1 Bedeutung der FC für die Kommunikation
2.2 Auswirkungen auf die Kommunikationslosigkeit
2.3 Auswirkungen im persönlichen Bereich
2.4 Auswirkungen im Verhalten
2.5 Auswirkungen auf die Familie
2.6 Auswirkungen im pädagogischen Bereich

IV. Kritik (Judith Rademacher)
1. FC in der Öffentlichkeit
2. Argumente der FC-Kritiker
2.1 Experimentelle Studien zur FC
3. Gegendarstellung der FC-Befürworter
3.1 Experimentelle Studien mit alternativen Settings
3.2 Qualitative Studien
4. Eigene Stellungnahme

V. Fallbeispiele anhand von Anne McDonald und Birger Sellin (Angelika Krüger)
1. Annie, sowie kurze Beschreibung von St.-Nicholas
1.1Anfänge einer Kommunikation, Beispiele von Kommunikationsmitteln
1.2 Suche nach besseren Kommunikationshilfen
1.3 Situation heute
2. Birger Sellin, kurzer Aufriß seines Lebens und seiner Kommunikation
3. Folgen einer Kommunikationslosigkeit, sowie die Möglichkeiten durch FC

I

1. Kommunikation

1.1 Funktionen der Kommunikation

Kommunikation ist ein Prozeß, an dem zwei oder mehrere Personen teilhaben, um ihre Umwelt gemeinsam zu gestalten.

Scherer (Scherer 1987 zit. nach: Peuser 1995, S.65) führt sechs Funktionen der Kommunikation auf:

- Kennzeichnung der Identität
- Ausdruck inneren Zustandes
- Herstellen von Interaktion
- Aufforderung
- Wissensvermittlung
- Regulation von Beziehungen

Diese Funktionen werden natürlich nicht nur mit der gesprochenen Sprache erfüllt, sondern auch mit der non-verbalen Sprache (Mimik, Gestik und Körpersprache). Unmöglich ist es dabei (nach Watzlawick 1990) nicht zu kom- munizieren. Das Subjekt verhält sich immer irgendwie und es wird immer (je nach Eindeutigkeit des Verhaltens) irgendwie verstanden (eingeordnet).

Die Sprache (ob verbal oder nonverbal) hat immer einen Mitteilungscharakter, wobei die gesprochene oder die Schriftsprache für die meisten Menschen am eindeutigsten zu verstehen ist bzw. es erschwert jede Kommunikation, wenn die Sprache fehlt. Bei der gesprochenen Sprache dient die Körpersprache, Mimik und Gestik zur Unterstützung und bei der Schriftsprache ist es die Eindeutigkeit und die Vorüberlegung, die hilft, jemanden zu verstehen oder sich verständlich zu machen. Der Mehrzahl der Menschen stehen dafür verschiedene Kommunikationskanäle zur Verfügung.

1.2 Kommunikationskanäle

- Auditiver Kommunikationskanal (Empfänger hört)
- Visueller Kommunikationskanal (Empfänger sieht)
- Thermaler Kommunikationskanal (Empfänger spürt z.B. Wärme)
- Taktiler Kommunikationskanal (Empfänger spürt mit dem Tastsinn)
- Olfaktorischer Kommunikationskanal (Empfänger riecht)
- Gustatorischer Kommunikationskanal (Empfänger schmeckt) (nach Heinemann 1976, S.39ff und K.R. Scherer 1974 in: G. Peuser 1995, S.40)

Nach Peuser (1995) funktioniert Kommunikation, in dem die Quelle (der Sender) einen Kommunikationskanal (meist mehrere) wählt. Das führt zu einem Effekt beim Empfänger und dann zu einem Rückkoppellungsmechanismus ("feedback") zur Quelle. Dabei ist das "richtige" Entschlüsseln beim Empfänger entscheidend, um entsprechend reagieren zu können.

Bei dem auditiven Kommunikationskanal geben z.B. die Stimmhöhe, Stimmstärke, Stimmfülle, Stimmfarbe und das Sprechtempo, die Sprechdauer, die Sprechpausen und die Spechmelodie wichtige Hinweise zum "richtigen" Entschlüsseln einer Botschaft. Der auditive Kommunikationskanal wird dabei für den Menschen als die höchste und differenzierteste Form der Kommunikation und deshalb als das wichtigste Kommunikationsmittel angesehen (vgl. Böhm-Besin 1993, 11; Clausnitzer 1985, 12ff in: Eichel 1996, S.37).

Der visuelle Kommunikationskanal hat nur eine zweitrangige Bedeutung.

Bei Mimik, also der Gesichtsausdruck und Gestik, die visuell aufgenommen werden sind es meist nur Feinheiten die eine Botschaft unterstreichen. Wenn sie im Widerspruch stehen, führen sie zur Verwirrung. Man muß allerdings darauf trainiert sein, oder jemanden gut kennen, um der visuellen Botschaft mehr Glauben zu schenken als der auditiven.

Die thermalen, taktilen, olfaktorischen Kommunikationskanäle haben meiner Meinung nach einen geringeren Stellenwert.

Sie haben eine größere Bedeutung bei Menschen deren autitive und visuelle Kommunikationskanäle gestört sind und bei intimeren Beziehungen. Ansonsten kommt man dem anderen Menschen nicht freiwillig so nahe, daß diese Kommunikationskanäle benutzt würden. Es besteht eine Art Schutzgrenze (ungefähr eine Armeslänge, auf die man fremde Menschen an sich heranläßt), die, wenn sie widerstrebend überwunden wird, z.B. im Gedränge in der U-Bahn, dazu führt, daß sich die Personen versteifen. Es erfolgt vielleicht ein kurzer Blickkontakt, aber meist wendet man sich ab und sucht sich einen Punkt (in der Regel keine andere Person es sei denn man wähnt sich von ihr unbeobachtet), den man fixieren kann.

Die Lautsprache wird als zentralste Form der Kommunikation angesehen, obwohl sie nur ein Teil des Kommunikationsprozesses ist. Dadurch werden Menschen mit anderen Kommunikatiosmöglichkeiten nicht gleichermaßen anerkannt und so noch weiter beeinträchtigt.

Nicht Sprechen können bedeutet nicht, über keinerlei Sprache zu verfügen oder sogar im Denken beeinträchtigt zu sein (vgl. nachfolgende Kapitel).

Daher müssen Wege gefunden werden, die eine andere Art der Kommunikation ermöglichen. Da der Erwerb von kommunikativen Kompetenzen ein jahrelanger Übungs- und Erfahrungsprozeß ist, ist es wichtig, die Kommunikationsfähigkeit so früh wie möglich zu erweitern. Dies gilt sowohl für „sprachlich Behinderte", als auch für „Nicht-Behinderte".

2. Kommunikationslosigkeit - Kommunikationsstörungen

Laut dtv-Lexikon sind geistig Behinderte Personen mit unterschiedlich starker Beeinträchtigung der geistigen Fähigkeiten (Intelligenzquotient von weniger als 79). Gemessen wird dieser mit einem Intelligenztest, der Menschen mit eingeschränkter Kommunikation nicht gerecht werden kann.

In unserer Arbeit geht es um einen Weg aus der Kommunikationslosigkeit: die gestützte Kommunikation (FC, vgl. 2. Kapitel).

Diese wird (nicht nur, aber) vor allem bei Menschen mit autistischer Störung erfolgreich angewandt. Autistische Menschen werden als weitestgehend isoliert "in ihrer Welt" bezeichnet (Wahrnehmungsprobleme, vgl. 3. Kapitel). Oberflächlich, jedoch am einfachsten, läßt sich das Problem folgendermaßen vorstellen:

Wir reisen in einem Land herum, von dem wir weder die Worte noch die Schriftsprache entschlüsseln können. Zeichen, Mimik, Gestik, die gesamte Körpersprache hätte einen andere Bedeutung als wir sie kennen. Wir würden eventuell in ein Heim oder in eine andere Institution weggesperrt, da wir uns "falsch" verhalten. Auch dort würde keiner unserer Wünsche berücksichtigt, würden wir nicht verstanden und könnten unser Gegenüber nicht ver- stehen, weil wir uns anderen nicht mitteilen können und sich andere uns nicht mitteilen können.

Bei Autisten kommt erschwerend hinzu, daß durch die dauerhafte Schädigung ihres zentralen Nervensystems gewisse Lernvorgänge unmöglich geworden sind und somit nur spezifische und individuell extrem unterschiedliche kommunikative Kompetenzen ausgebildet werden können.

So kann beispielsweise die Lautsprache vollständig fehlen, oder hochentwickelt sein (Peuser 1995, S.94) .

2.1 Lautsprachengebrauch

Wendeler (vgl. Wendeler 1984, S. 37ff) unternahm folgende Unterteilung der großen Spannweite des Lautsprachengebrauchs autistischer Menschen:

- kein aktiver Sprachgebrauch: Verständigung über Bewegung, Laute, Gesten, Hinführen usw.
- Einwort- und stereotype Mehrwortäußerungen: aktive Sprache in geringem Umfang, für Außenstehende schwer verständliche nichtsprachliche Mitteilungen
- Mehrwortäußerungen mit grammatikalischen Problemen
- normale, grammatikalisch korrekte Sprache: hohes Sprachvermögen, z.T. Eigenheiten, wie Fixierung auf eigene Interessen

Ca. die Hälfte der autistischen Menschen besitzen keine aktive Lautsprache, und die Sprache sprechender Autisten ist oft nur schwer verständlich. Aber Lautsprache ist keine Voraussetzung für Schriftsprache, die sich (einige) Autisten autodidaktisch angeeignet haben. Auf jeden Fall können sie (z.B. mit Hilfe der FC) darin unterrichtet werden.

Zusätzliche Probleme entstehen durch unterschiedliche Sprachkompetenzen.

So kann es beim kompetenteren Sprecher (nach Peuser 1995, S.94) zu einer falschen Einschätzung der Sprachkompetenz seines Gegenübers kommen. Durch diese Fehleinschätzung wählt dann der kompetentere Sprecher ein zu niedriges Sprachniveau z.B. den "Behindertentalk". Dieses Phänomen nennt Watzlawik eine Pseudokommunikation, welche wiederum zu einer Kommunikationsstörung führen kann. Gerade bei Autisten die ein (teilweise) hohes Sprachniveau (Schriftsprache) besitzen, muß sich der Kommunikationspartner vor einer Fehleinschätzung und einer damit verbundenen Niveausenkung der Sprache hüten. Es ist verständlich, daß jeder Mensch (nicht nur mit einer autistischen Störung) sich gedemütigt fühlen wird und die Kommunikation (womöglich) abbricht.

Aber auch der "behinderte" Kommunikationspartner kann ein "normales" Kom- munikationsangebot des "nichtbehinderten" Gegenübers falsch interpretieren und so eine Störung der Kommunikation verursachen. Wichtig für einen günstigen Ge- sprächsverlauf ist gegenseitiges Verständnis und gemeinsame Information der Gespächspartner untereinander.

Ein Ziel der Geistigbehindertenpädagogik ist es diese Störungen zwischen "behinderten" und "nichtbehinderten" Kommunikationspartnern aufzeigen und abbauen, um eine Verständigung bzw. um Gemeinsamkeiten herzustellen.

2.2 Regeln des kooperativen Prinzips

Um eine erfolgreiche Kommunikation zu ermöglichen, müssen die von Grice entwickelten (vgl. Grice 1975) und Peuser erweiterten (vgl. Peuser 1995) folgenden Regeln des kooperativen Prinzips von beiden Kommunikationspartnern beachtet werden:

1. Regel: Sei aufrichtig !
D.h. nicht, daß man immer allen das sagt was man für wahr hält, sondern, daß man nicht bewußt etwas Unwahres sagt.
2. Regel: Sei relevant !
Diese Regel ist situationsbezogen. D.h. sie gilt nicht z.B. beim small-talk.
3. Regel: Sei klar und eindeutig !
4. Regel: Stelle dich auf deinen Gesprächspartner ein !
5. Regel: Veringere eine bestehende Asymmetrie !
D.h. eine Dominanz überlegener sozialer oder situativer Rollen soll nicht ausgespielt werden.

Diese Regeln sind nicht leicht in die Praxis umzusetzen, sollten aber berücksichtigt werden. Der nicht behinderte Kommunikationspartner trägt bei einer Kommunikation die größere Verantwortung, weil er (meist) die größere Palette der allgemein gültigen Kommunikationsregeln besitzt. Er muß die Kommunikationsangebote "richtig" deuten, denn der behinderte Kommunikationspartner ist oft nicht dazu in der Lage. Wie bereits erwähnt, kann man nicht nicht kommunizieren. Der nichtbehinderte Kommunikationspartner kann, wenn er auf sein Gegenüber eingeht, lernen, was der Behinderte ausdrückt wenn er z.B. schreit, sich oder andere schlägt, aufgeregt herum- läuft, seine Körperhaltung ändert usw.. Daß solche Botschaften "richtig" entschlüsselt werden ist eine wichtige Voraussetzung für die gelungene Kommunikation und damit für das Zusammenleben von Behinderten und Nichtbehinderten.

II

1.Die Methode der „Gestützten Kommunikation“(Facilitated Communication)

Die Methode der „Gestützten Kommunikation“ ist erst seit etwas mehr als sechs Jahren in Deutschland bekannt und steht daher in Bezug auf ihre Entwicklung noch in den Anfängen.

Unter den Menschen, die von der Gesellschaft als „geistig behindert“ eingestuft werden, gibt es eine Gruppe von Menschen, deren geistige Fähigkeiten vollkommen unterschätzt werden. Diese Tatsache entdeckte man bei Birger Sellin mit Hilfe von FC (Facilitated Communication), worauf im letzten Kapitel dieser Hausarbeit noch genauer eingegangen wird.

Bei vielen geistig behinderten Menschen zweifelt man aufgrund ihres Verhaltens bzw. aufgrund ihrer sprachlichen Schwierigkeiten oft an ihren kognitiven Fähigkeiten.

Durch FC wurde vielen dieser Menschen die Möglichkeit gegeben, sich mitzuteilen, und dabei stellte man fest, daß einige „geistig behinderte“ Menschen Fähigkeiten haben, die man vorher niemals erahnt hätte, worauf im Verlaufe dieser Arbeit aber noch genauer eingegangen wird.

Die gestützte Kommunikation soll für den Benutzer dieser Methode eine physische und psychische Unterstützung darstellen.

1.1 Die physische Unterstützung

Ziel dieser Methode ist es, daß der FC- Benutzer es schafft, durch Zeigen bzw. Tippen auf Buchstaben, Zahlen, Bild oder Symbolfelder, zu kommunizieren. Die unterstützende Person (der Facilitator) setzt sich, je nachdem ob der FC- Benutzer rechts oder links bevorzugt, auf die entsprechende Seite und faßt dessen Handgelenk so an, daß der Zeigefinger isoliert ist. Je nach Bedürftigkeit verwendet der Facilitator seine zweite Hand, um daß Handgelenk oder den Unterarm des FC- Benutzers zusätzlich zu stützen.

Die Hand des FC- Benutzers sollte ungefähr 20 cm über dem Schreibgerät gehalten werden.

Wichtig ist, daß es in der gewählten Haltung für den FC- Benutzer möglichst wenig Mühe kostet, die einzelnen Buchstaben zu erreichen. Motorisch ist es für den FC- Benutzer einfacher, die Hand nach unten zu drücken, als eine Seitwärtsbewegung auszuführen.

Wenn der FC- Benutzer dann mit dem Schreiben beginnt, ist es wichtig, daß der Facilitator einen leichten Gegendruck auf dessen Arm ausübt. Durch diesen leichten Gegendruck wird eine Gegenbewegung des FC- Benutzers provoziert. Wenn man diese Gegenbewegung spürt, löst man den Gegendruck ein wenig, um dem FC-Benutzer das Gelangen zu dem gewünschten Buchstaben zu ermöglichen. Die Gegenbewegung des FC- Benutzers ist für den Facilitator ein Zeichen, in welche Richtung der FC-Benutzer gehen möchte.

Der Facilitator darf die Hand des FC- Benutzers nicht in eine Richtung lenken, die er für die Richtige hält, da er meiner Meinung nach dadurch das Schreiben des FC- Benutzers evtl. in starkem Maße beeinflussen würde und darüber hinaus den Benutzer in seinem eigenständigen Denken einschränken könnte, was gerade durch diese Methode verhindert werden soll.

Damit anfänglicher Frust und damit eine eventuell zu schnelle Resignation verhindert werden, sollte man in der ersten Zeit eindeutig falsche Buchstaben verhindern, indem man die Hand zurückhält und dem FC- Benutzer etwas Bedenkzeit gibt. Außerdem sollten hastige Bewegungen gebremst werden. Nachdem der FC- Benutzer erfolgreich auf einen Buchstaben getippt hat, bringt man seine Arm wieder in die Ausgangsposition, da er von dort erneut auf Buchstaben tippen kann, ohne dabei eine schwierige Seitwärtsbewegung machen zu müssen.

Die Intensität der Stützung ist bei den FC- Benutzern je nach Bedürftigkeit sehr unterschiedlich, aber wichtig ist , daß immer das Ziel verfolgt wird, die Stütze möglichst weit auszublenden, um dem Benutzer eine möglichst hohe Selbständigkeit zu ermöglichen.

1.2 Die psychische Unterstützung

Bei der psychischen Stütze ist es wichtig, daß man dem Benutzer immer wieder Mut zuspricht, ihn lobt und Vertrauen in ihm weckt, um sein Selbstbewußtsein zu stärken. Autisten beispielsweise, bei denen FC im Vergleich zu anderen geistig Behinderte sehr häufig angewendet wird, sind oft von einer sehr starken inneren Unruhe geplagt und neigen gerade während der Anbahnung an FC dazu, Aussagen abzubrechen. Hier ist es die Aufgabe des Facilitators, den Benutzer zum Weitermachen aufzufordern bzw. ihn zu motivieren.

Ich denke, daß diese psychische Stütze für die Anbahnung an FC ein sehr wichtiger Aspekt ist, weil geistig behinderte Menschen durch die gestützte Kommunikation vor eine vollkommen neue Lebenssituation gestellt werden, die gerade am Anfang mit sehr viel Verzweiflung, Frustration und Angst verbunden ist. In dieser neuen Lebenssituation (der Anbahnung an FC) braucht solch ein Mensch, aus meiner Sicht, besonders viel Unterstützung, um das Selbstbewußtsein und den Mut zu erlangen, sich auf diese Methode einzulassen.

2. Die Arbeit mit FC

2.1 Bedeutung der Stützenden Person:

Die stützende Person sollte der Methodik gegenüber aufgeschlossen sein und eine hohe Bereitschaft besitzen, den evtl. auch sehr anstrengenden Weg der Anbahnung gemeinsam mit dem Benutzer auf sich zu nehmen. Der Facilitator sollte mit dem Behinderten respektvoll umgehen und ihn seinem Alter entsprechend behandeln. Es hat sich häufig gezeigt, daß Benutzer, die unterfordert werden, sehr schnell die Motivation verlieren. Wobei natürlich gerade anfangs das Problem besteht, daß der Facilitator die Fähigkeiten des FC- Benutzers nicht richtig einschätzen kann. Das sollte er dem Benutzer mitteilen, um eventuelle Frustration zu verhindern. Außerdem ist es wichtig, dem Benutzer auch schon bei kleinen Erfolgen Anerkennung zu geben, um sein Selbstbewußtsein und sein Vertrauen in die Methodik zu stärken. Sobald man als stützende Person Druck auf den Benutzer ausübt, weil es nicht gut voran geht, löst das höchstens eine innere Blockade beim FC-Benutzer aus, und er glaubt es nicht zu schaffen.

Ungeübte Facilitators zweifeln bei den ersten Versuchen mit FC häufig an ihrer eigenen Wahrnehmung und geraten schnell in Versuchung, sich ein Wort lieber noch einmal bestätigen zu lassen. Wenn der Facilitator das tut, wird dadurch die bereits vorhandene Unsicherheit noch mehr verstärkt und der Benutzer könnte das als Zweifel an seinen Fähigkeiten auffassen. Das wird durch ein Zitat von Birger Sellin verdeutlicht: „die allerwichtigste sache ist intensive anerkennung“(Birger Sellin am 13.3.92),( Nagy 1993, S.9)

Wenn anfängliche Erfolge beim Wortkarten-zeigen abnehmen, ist das häufig ein Zeichen von Unterforderung seitens des Benutzers, auf die er mit Frustration reagiert. In diesem Falle sollte man das Niveau anheben.

2.2 Die Anbahnung:

Es gibt keine festgelegte Weise oder Schnelligkeit, in der die Anbahnung durchgeführt wird, aber bestimmte Aspekte finden sich in jeder Anbahnung wieder.

Man muß sehr offen mit dem Benutzer umgehen. Zunächst sollte man ihm die Methodik genau beschreiben und ihm auch erzählen was andere Menschen bisher für Erfahrungen mit dieser Methode gemacht haben, denn es gibt viele positive Beispiele von Menschen die erfolgreich mit FC kommunizieren. Von einem solchen Fall wird auch im weiteren Verlauf dieser Arbeit noch berichtet. Ich denke, diese positiven Beispiele sind eine gute Möglichkeit, den anfangs meist noch sehr unsicheren und zweifelnden FC-Benutzer zu ermutigen, und ihm die gestützte Kommunikation als erreichbares Ziel und Verbesserung der Lebensqualität vor Augen zu führen.

Aufgrund der bisherigen Erfahrungen hat man festgestellt, daß sehr viele Menschen mit Kommunikationsstörungen bereits über ein hohes Maß an Grundkenntnissen, wie z.B. Lesen und Schreiben, verfügen, die sie autodidaktisch erworben haben. Auf diese Menschen werden wir auch vorwiegend in dieser Arbeit eingehen.

Zunächst ist es wichtig, mit dem FC-Benutzer in kurzen aber regelmäßigen Zeitabständen zu arbeiten, Nagy schlägt vor zu Beginn nicht mehr als 5-10 Minuten pro Tag zu üben (Nagy 1993, 9), da es sonst schnell zu Überforderung und Frustration kommen könnte.

Im weiteren Verlauf der Anbahnung sollte das Pensum des Übens dann langsam immer weiter gesteigert werden . Der Facilitator sollte darauf achten, daß bei der Anbahnung zunächst die reine Kommunikation im Vordergrund steht, d.h. der Benutzer soll lernen, sich zu artikulieren.

Wenn man dabei anfangen würde, sofort Rechtschreibfehler zu korrigieren, könnte das äußerst demotivierend für den Benutzer sein, der während der Anbahnung sowieso große Unsicherheit gegenüber der Methode empfindet. Wenn man die Kommunikation des Benutzers so annimmt wie sie ist , ist das aus meiner Sicht auch ein Zeichen des Respekts ihm gegenüber. Wenn die Anbahnung etwas fortgeschrittener ist, kann man nach anfänglichem Ignorieren der Rechtschreibfehler beginnen, an einer „allgemeinen Ausdrucksweise“ zu arbeiten. Das Problem ist, daß Rechtschreibfehler oft auch die Ausdrucksweise und Originalität des Benutzers widerspiegeln. Hier schlägt Nagy vor, die schulischen Aufgaben und die persönliche Kommunikation zu trennen (vgl. Nagy, 1993, S. 17f). Bei schulischen Aufgaben sollte die Sprache möglichst korrigiert werden und bei der persönlichen Kommunikation, wie z.B. Briefen, sollte man nicht korrigieren, was den Benutzer aus meiner Sicht auch in seiner Privatsphäre treffen bzw. verletzen könnte. Laut Nagy reagieren Benutzer häufig aggressiv auf solche Korrekturen: „Dabei muß man darauf gefaßt sein, daß viele FC- Benutzer auf Korrekturen oder Nachfragen mit Aggression reagieren, die für uns nicht immer nachvollziehbar ist.“ (Nagy 1993, S.18)

Ebenfalls wichtig bei der Anbahnung ist die „diagnostische Phase“ (so benannt von Fr. Sellin).

In dieser Phase wird festgestellt, ob bei dem Benutzer Buchstabenkenntnisse und Lesefähigkeit vorhanden sind. Diese Phase sollte möglichst nur sehr kurz andauern, da bei Unterforderung eine große Gefahr von Motivationsverlust besteht.

Zu Beginn muß der Facilitator dem Benutzer erst einmal die Art und Weise zeigen, wie er ihn anfassen bzw. stützen möchte. Dann sollte der Facilitator ihn auffordern, auf bestimmte Gegenstände zu deuten, was dazu dient, zunächst mal das Zeigen zu erlernen. Danach fängt man mit konkretem Zeigen an, um seine Fähigkeiten zu prüfen. Dazu schlägt Nagy folgende Methoden vor:

a) Man legt drei oder vier verschiedene Namenskärtchen auf einen Tisch und dazu nur eine Photographie, zu der ein Name paßt und auf diesen muß der Benutzer zeigen.
b) Man legt mehrere Wortkarten vor den Benutzer und schreibt auf eine das Wort Schokolade (vorausgesetzt er mag Schokolade). Danach schlägt man ihm vor, die „Schokolade“ für ihn zu holen, sobald er auf das richtige Wort zeigt.
c) Man verwendet „Ja“ und „Nein“ Karten, mit denen der Benutzer etwas entscheiden kann, wie z.B. welches Getränk er möchte oder ob er noch weiter arbeiten möchte. Ich würde sagen, das ist ein wichtiger Schritt, um die Gefahr der Bevormundung auszuschließen, die sonst bei kommunikationsbehinderten Menschen besteht. (vgl. Nagy 1993, S. 8f)

2.2.3 Das Buchstabieren

Beim Buchstabieren geht es nicht nur um das Erkennen von Wortbildern, wie es in der „diagnostischen Phase“ beschrieben wird sondern, um das Zusammensetzen von Buchstaben zu einzelnen Wörtern. Zu diesem Zweck kann man z.B. eine Alphabettafel, Einzelbuchstaben oder einen Canon Communicator (ein mobiler Schreibcomputer, der in den USA an Schulen verwendet wird) verwenden.

Zu Beginn kann man beispielsweise den FC- Benutzer seinen Namen buchstabieren lassen. Wenn es Verständnisschwierigkeiten seitens des FC- Benutzers gibt, macht der Facilitator ihm einfach an der eigenen Person vor, wie es funktioniert. Später sollte das Buchstabieren dann inhaltlich immer freier werden.

2.3 Das Ausblenden der Unterstützung

Nachdem der FC- Benutzer mit der Methodik vertraut ist und sich das Kommunizieren mit FC gefestigt hat, ist nun das nächste Ziel die körperliche Unterstützung durch den Facilitator möglichst weit auszublenden. Laut Nagy könnte eine Ausblendung in folgenden Schritten ablaufen:

„ 1. Der Facilitator stützt mit seinen beiden Händen Hand (Zeigefinger isoliert) und Unterarm des FC- Schreibers
2. Feste Stütze an der Hand, Isolierung des Zeigefingers
3. Die Hand des FC- Benutzers ruht auf der geöffneten, nach oben gewandten Handfläche des Facilitators
4. Festes Umfassen des Handgelenks des FC- Schreibers von oben oder unten
5. Das Handgelenk des FC- Benutzers ruht auf der nach unten gewandten Handfläche des Facilitators
7. Der Unterarm des FC- Benutzers ruht auf der Handfläche des Facilitators
8. Der Facilitatorübt auf den Oberarm oder die Schulter des FC- Schreibers einen leichten Druck aus. “ (Nagy 1993,S. 21)

Die Ausblendung ist natürlich auch mit Problemen verbunden:

Je weniger Unterstützung der FC- Benutzer erhält, desto anstrengender wird es für ihn.

Hinzu kommt, das mit dem Verschwinden der körperlichen Unterstützung, FCBenutzer häufig auch das Verschwinden der emotionalen Stütze befürchten. Deshalb ist es wichtig, daß man bei der Ausbildung mit dem FC- Benutzer immer im Gespräch über die einzelnen Schritte bleibt und auch auf seine Ängste eingeht. Man sollte sich immer bewußt sein, daß die Ausblendung ein flexibler Prozeß ist, d.h., daß die Unterstützung auch innerhalb eines Gesprächs immer je nach Schwierigkeit von Worten usw. variiert.

III.

In meinem Text beziehe ich mich größtenteils auf Elisabeth Eichels Buch „Gestützte Kommunikation bei Menschen mit autistischer Störung“, 1996, Dortmund

1. Zielgruppen der FC

Die Methode der Gestützten Kommunikation ist für die verschiedensten Personenkreise geeignet. Es ist jedoch zu betonen, daß diese Aussage auf Erfahrungswerte beruht, da die Aspekte WARUM und WIE die FC funktioniert, noch nicht wissenschaftlich abgesichert sind. Untersucht man die entsprechenden Zielgruppen, so stellt man fest, daß die FC bei völlig unterschiedlichen Diagnosen angewandt wird, wie Autismus, Down-Syndrom, Rett-Syndrom, Cerebralparese und Menschen mit geistiger Behinderung unklarer Genese ( vgl. C. Nagy 1996).

Daraus ist zu schließen, daß der Gebrauch von FC nicht von der Diagnose abhängig ist, sondern vielfach eingesetzt wird. Wichtig ist auch, daß niemand von der Methode auszuschließen ist, nur weil eine negative Intelligenzdiagnose vorliegt. Diese ist ohnehin sehr kritisch zu betrachten, da sie bei Menschen mit Kommunikationsstörungen schwierig und ungenau ist.

Die FC ist mit Sicherheit nicht die geeignetste Kommunikationsmethode bei Menschen mit Kommunikationsstörungen, da meistens unabhängige und systematisierte Kommunikations- mittel (Gebärden, Laute, etc.) effektiver sind (Eichel 1996, 34) .

Elisabeth Eichel stellt in ihrem Buch folgende Personengruppe vor:

- Menschen mit schweren Kommunikationsstörungen, die kein flüssiges alternatives Kommunikationssystem ( AAC) besitzen;
- Menschen, die in einer Umgebung leben, in der andere AAC-Systeme keine angemessene Kommunikation ermöglichen;
- Menschen, deren neuromotorische Fähigkeiten nicht ausreichen, um alternative AAC- Systeme zu erwerben oder selbständig zu zeigen, da sie zum Beispiel Handfunktionsstörungen aufweisen. ( vgl. Eichel 1996, 59)

Der letzte Punkt ist für Elisabeth Eichel der Bedeutendste, da die meisten Benutzer von FC motorische Störungen aufweisen, die ihnen das Erlernen eines alternativen AACSystems verwehren.

Das Alter der Gestützten spielt keine große Rolle. Elisabeth Eichel schreibt, daß die FC in Australien und den Vereinigten Staaten schon bei dreijährigen angewandt wird. Einige Dinge sind nur zu beachten: Je älter die möglichen Benutzer werden, um so schwieriger wird ihre soziale Situation. Sie werden von der Gesellschaft oft völlig verkannt, sei es bezüglich ihrer Fähigkeiten, oder sie werden als Geistigbinderte einfach nicht beachtet. Diese enormen Negativerfahrungen zerstören das Vertrauen des Menschen in sich selbst und auch das Vertrauen in die Umwelt. Unter diesen Umständen wird es schwierig, dem möglichen Gestützten das nötige Selbstvertrauen zuzuführen, um die FC auszuprobieren.

Die älteste Gestützte, der Eichel begegnete, war 92 Jahre alt. Trotzdem ist es mit zunehmendem Alter schwieriger, die FC zu erlernen, da die Motorik sich oft verschlechtert und sich der Erwerb neuer Bewegungsmuster erschwert (Eichel 1996, S. 45).

Bei Menschen mit eingeschränkten lautsprachlichen Fähigkeiten wird die FC oft nicht als Alternative akzeptiert. Dieses kann man vermeiden, indem den lautsprachlichen Fähigkeiten auch weiterhin höhere Bedeutung angemessen wird.

Wichtigste Voraussetzung zum Erlernen der Gestützten Kommunikation bleibt jedoch eine manuelle Fähigkeit und ein gewisses Potential zur Verbesserung, um später das selbständige Schreiben zu ermöglichen.

2. Auswirkungen der FC

Die Gestützte Kommunikation wird in Australien bei einer ganzen Bandbreite an Behinderungen genutzt. In den USA und in Deutschland wird sie hauptsächlich bei Menschen mit Autismus angewandt (Eichel 1996, 12).

Die Anwendung der FC bei Menschen mit autistischen Störungen ist auch insofern sehr interessant, da sie das bisherige Leben der Betroffenen sehr stark verändert. Aus diesem Grund werde ich die Auswirkungen der FC im besonderen bei Autisten beschreiben.

Die autistische Störung ist als Folge einer, durch verschiedene Risikofaktoren hervorgerufenen, Schädigung des Zentralen Nervensystems zu erklären, die Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörungen mit sich führt. Dies führt zu einer massiven Entwicklungsstörung (vgl. Eichel 1996, 70).

2.1 Bedeutung der FC für die Kommunikation

Probleme im lautsprachlichen Bereich (z.B. Echolalie u. a.) bleiben weiterhin bestehen. Interessanterweise zeigen sich diese Schwierigkeiten nicht oder kaum in der Schriftsprache. Sie werden anscheinend überwunden.

Störungen im nonverbalen Kommunikationsbereich bleiben ebenfalls erhalten. Die FC zeigt beispielsweise, daß oft die Mimik der Menschen mit Autismus fehlinterpretiert wird. Elisabeth Eichel beschreibt ein Mädchen, daß beim Memory anfing zu schreien und weglief. Daraus schloß Frau Eichel, daß das Kind kein Interesse an dem Spiel hat. Später schrieb das Mädchen jedoch bei ihrer Mutter, daß ihr das Spielen sehr viel Freude bereitet hat.

Dies führt auch die enorme Bedeutung der FC als alternative Kommunikationsform auf: · FC hilft uns, die nichtsprachlichen Ausdrucksmittel besser zu verstehen · Allgemein besseres Verständnis des Phenomens Autismus durch Aussagen der Betroffenen selber.

„... ohne schreiben war das leben eine hölle“ (Sellin, 1993, 79). „... ich bin ohne schreiben kein richtigen mensch denn es ist die einzige ausdrucksweise die ich habe und außerdem der einzige weg zu zeigen wie ich denke“ (Sellin, 1993, 81)

2.2 Auswirkung auf die Kommunikationsmöglichkeit

Autisten haben einen starken Wunsch nach Kommunikation und Interaktion. Im verbalen und nonverbalen Bereich sind die Gegenstände der Kommunikation oftmals nur Personen, Situationen und Objekte. Hingegen werden differenzierte Äußerungen wie zum Beispiel über Gefühle, Gedanken und Wünsche kaum gemacht. Ohne funktionierendes Kommunikationssystem sind Menschen mit Autismus extrem abhängig und von der Außenwelt noch stärker isoliert, als sie es ohnehin schon sind. Es erfolgt keine Umweltbeeinflussung, keine soziale ntegration, kein Selbstbild, es fehlt einfach die komplette Ich-Bezogenheit.

„Ohne adäquates Sprachsystem befinden sie (die Autisten) sich in extremer Abhängigkeit und Isolation. Sie erfahren nicht, daß sie ihre Umwelt beeinflussen und sich selber darstellen können. Sowohl ihre psychische Befindlichkeit, ihr Selbstbild, als auch die soziale Integration werden hierdurch beeinträchtigt“ (Eichel, 1996, 133). (aus: E. Eichel, 1996, 133)

Die FC eröffnet mehr Wahlmöglichkeiten. Selbst so banal wirkende Kommunikationsmittel wie eine Ja/Nein-Bildkarte hat für den Betroffenen eine große Bedeutung. Man kann das erste Mal wirkliche Entscheidungen treffen („Nein, ich mag keine Wurstbrote“).

Durch die FC können Autisten Informationen austauschen und Freundschaften aufbauen.. Diese Möglichkeiten führen zu einer enormen Freude an Kommunikation, die wiederum Entspannung und Engagement führen. Jede Art von Kommunikation fördert das Selbst, und der individuelle Mensch kommt zum Vorschein.

„Kommunikation fällt in die gleiche Kategorie wie Essen, Trinken und Schutz - sie ist lebenswichtig. Ohne sie wird Leben wertlos.“ Anne McDonald (1993, 65)

2.3 Auswirkungen im persönlichen Bereich

Die FC ermöglicht dem Gestützten eine Zunahme der Eigenkontrolle über sein Leben. Dinge werden diskutiert, und Entscheidungen werden getroffen. Es entsteht eine neue Möglichkeit des Verstehens, ein Einblick in das Innere eines unbekannten Menschens. Dies ist die Grundlage für alle folgenden Veränderungen (Schulprogramm, pädagogische Förderung, Familienleben). Autistische Menschen wollen mehr, als nur kommunizieren.

Zu beachten ist dennoch, daß das Leben nicht „rosig“ wird. Die Behinderung bleibt weiterhin bestehen, Vehaltenskontrolle und Handlungsfähigkeit bleiben gestört. Für den Betroffenen ist es auch schwer zu verstehen, wenn seine Wünsche nicht respektiert oder anerkannt werden:

„IT`S OFTEN BETTER TO NOT DO ANYTHING; TO GET PEACE OF MIND BY BEEING STUPID“ (Biklen, 1993, 105 zit. in Eichel 1996, 136)

2.4 Auswirkungen auf das Verhalten

Dadurch, daß das Kommunikationspektrum erweitert wird, entsteht bei manchen Gestützten eine Verminderung des aggressiven Verhaltens. Außerdem ist wichtig, daß wir Informationen über das Verhalten selber erlangen. Dies erleichtert uns ein Interpretation desselben (s.o.).

2.5 Auswirkungen auf die Familie

Oft wirkt es auf die Familienmitglieder „beglückend“ endlich mit dem Kind zu kommunizieren. Andererseits ist man aber auch oft geschockt über die unbekannten Fähigkeiten des vermeindlich geistigbehinderten Kindes. Es muß ein Umdenken erfolgen. Viele Eltern plagen auch Schuldgefühle, daß sie ihr Kind so massiv verkannt haben.

2.6 Auswirkungen im pädagogischen Bereich.

Im Unterricht werden autistisch gestörte Menschen oft unterschätzt und unterfordert. In den USA ist man mittlerweile soweit, daß man die Unterrichtsinhalte entsprechend der FC modifiziert. In Deutschland wird diese Unterrichtsform bis jetzt kaum angewendet. Um der weiteren Unterforderung in Sonderschulen ein Ende zu setzen, müßten Autisten auch Regelschulen besuchen dürfen. Dies wird jedoch erschwert durch das weiterhin bestehende „Problemverhalten“.

IV. Kritik

1. FC in der Öffentlichkeit

Durch das mit Hilfe von FC geschriebene Buch von Birger Sellin kam die Methode an die Öffentlichkeit. „ich will kein inmich mehr sein“ wurde 1993 in Deutschland zum Bestseller.

Im Spiegel werden Sellins Texte als „mysteriös“ und „voller Rätsel“ beschrieben (Spiegel 35, 1993, S.118), die aus einer „mit Düsternis überladenen Welt“ herrüberdrängen. Der Artikel beschreibt die Wandlung des stummen, schwer autistischen Menschen, der, nachdem seine Mutter die Gestützte Kommunikation für ihn entdeckt hat, zum großen Dichter wird. Der vom äußeren Eindruck her eindeutig geistig Behinderte schreibt anspruchsvolle Gedichte und beschreibt damit das düstere Innenleben eines Autisten.

„wer dem optischen Eindruck folgt hält diesen Menschen für wahnsinnig. Aber wer auf den Computerbildschirm schaut, erblickt dort Texte , die von bizarrer Schönheit sind. (...) „bestürzende Texte in einer ungemein kompakten Sprache, die seine Notschreie in den Rang des Literarischen erhebt. Die deutsche Gegenwartslyrik kennt nichts dergleichen.“( Der Spiegel 35, 1993 S.118 ff)

Kein halbes Jahr später erschien im Spiegel ein völlig gegenteiliger Artikel. Die Echtheit von Birgers Texten wird in Frage gestellt, seine Mutter verdächtigt, ihn beim Stützen manipuliert zu haben.

„Fragt sich nur ob es wirklich Birger ist, der hier um sein Leben schreibt. Denn Buchstaben reihen sich nur sinnvollen Sätzen, wenn Mutter Annemarie ihrem Sohn assistiert.“ (Spiegel 5, 1994, S. 94)

Die Vorwürfe beziehen sich auf die Ergebnisse amerikanischer Studien, die FC als unwirksame, manipulierte Methode „entlarven“. Hier wurde die Kritik ausgelöst, als FC Schreiber ihren Stützern anvertrauten, daß sie sexuell mißbraucht würden und die gestützt geschriebenen Aussagen als Beweis vor Gericht gelten sollten.

2. Die Argumente der FC-Kritiker

Bei den Kritikern wird FC als wissenschaftlich unerwiesene Methode abgelehnt. Zu ihren Argumenten zählt in erster Linie, daß sich FC nicht mit der heutigen Autismusforschung vereinbaren läßt. Herman Cordes (1996) beschreibt in seinem Artikel in der Zeitschrift „Autismus“, Autismus als „tiefgreifende umfassende Entwicklungsstörung“ (ebd., 29-36) mit Defiziten vor allem im Sozialverhalten und der Kommunikationsfähigkeit. Die kommunikativen Leistungen Birger Sellins liegen seiner Meinung nach auf einem Niveau, das sich für einen Menschen mit schwerer autistischer Störung nicht erklären ließe. Hier würde die Zusammenarbeit verschiedener Hirnregionen verlangt, was beim Autismus eigentlich schwer beeinträchtigt sei. Menschen, die jahrelang durch keine Therapie zum kommunizieren gebracht werden könnten, seien auf einmal in der Lage, kreative Texte auf hohem Niveau zu schreiben, nach dem FC-Training aber nicht mal mehr dazu, mit nicken oder Kopfschütteln, ja oder nein zu antworten. Andererseits kommunizierten leichter behinderte autistische Menschen, die ohne Stütze dazu in der Lage sind so wie sie denken, fühlen und handeln, beeinträchtigt durch ihre Behinderung (vgl. Cordes 1996, S. 32).

Für die Kritiker ist klar, daß FC keine Kommunikation zwischen Stützer und Schreiber ist, sondern der Stützer den Schreiber unbewußt manipuliert. Das wird unter anderem ersichtlich daraus, daß der Schreiber im Gegensatz zum Stützer gar nicht auf die Tastatur schaut und trotzdem immer die richtigen Tasten trifft. In den Texten würden fast immer, so Prof. Kehrer (1996): „ Vorstellungen und Wünsche von Eltern, zum Teil mit nicht kindgerechtem Ausdruck und komplizierten Wörtern, ausgedrückt.“ (Kehrer 1996, S. 40/41) Diese würden unbewußt, durch motorische Impulse von der Hand des Stützers auf Hand, Arm, oder Schulter des Schreibers übertragen, ähnlich wie beim Pendeln oder Tischrücken. So verändert Gestützte Kommunikation autistisches Verhalten nicht. Es fügt den Betroffenen eher noch Schaden zu. Bei Eltern werden falsche Hoffnungen geweckt. Sie sehen FC als die einzig wahre Therapie für ihr Kind, bis sich herausstellt das alles nur Manipulation ist. Die Patienten, vor allem schwer autistische Menschen, verstehen gar nicht was mit ihnen passiert und können sich nicht wehren, wenn sie „als Sprachrohr anderer Personen“ (ebd., S. 87) benutzt werden.

2.1 Experimentelle Studien zu FC

Seit 1991 versuchen FC Kritiker, hauptsächlich in den USA, durch quantitative, experimentelle Studien zu beweisen, daß FC eine „manipulative Methode mit gravierenden Negativkonsequenzen“ (Eichel, 1996, S.87 ) ist.

In der Testsituation wird der Stützer daran gehindert die an den Schreiber gegebene Aufgabe oder Information zu erfassen. Er erhält gleiche, überschneidende, oder andere Informationen, weiß das aber nicht. Die Aufgaben bestehen in der Benennung von Objekten oder Bildern, Vokabeltests und Fragen auf unterschiedlichem Niveau. Sie werden, durch den Versuchsleiter direkt, oder über Kopfhörer an den Benutzter herangetragen. Die Versuchsteilnehmer waren in der Regel Autisten, mit mehr oder weniger Erfahrung mit FC. Die Stützer erhielten meistens nur eine Kurzeinführung in die Methode. Die Untersuchungen ergaben das alle Versuchspersonen nicht in der Lage sind zu kommunizieren und von den Stützern beeinflußt wurden.

Beispiel: Die Studie von S.Blight & P. Kuperman (1993) (vgl. Eichel 1996, S.89) dreht sich um ein 10jährigem Mädchen, das über sexuellen Mißbrauch geschrieben hat. Während des Versuches durfte der Stützer nicht auf den Bildschirm sehen und kannte die Antworten auf die Fragen, die dem Mädchen gestellt wurden, nicht. Das Mädchen konnte keine Informationen mitteilen, die dem Stützer unbekannt waren und machte schon Fehler bei einfachen Informationen. Das Geschriebene enthielt außerdem Wissen, Grammatik und Punktion, die oberhalb der normalen Fähigkeiten eines 10jährigen Kindes liegen. Das Ergebnis lautet, daß das Mädchen nicht in der Lage ist selbständig zu kommunizieren und vom Stützer manipuliert wird. Aus diesem Ergebnis folgte der Abbruch von FC für dieses Mädchen.

3. Gegendarstellung der FC- Befürworter

FC-Befürworter, wie Nagy und Sellin bemängeln vor allem, daß die Vorwürfe der Kritiker nur auf Literatur beruhen und nicht auf praktische Erfahrungen, die meisten Kritiker also nie selber FC in der Praxis gesehen, geschweigedenn selbst gestützt haben.

Das grundlegende Mißverständnis beruht wohl darauf, das die Kritiker in der FC eine Therapieform sehen, deren Wirksamkeit nicht erwiesen ist, die Befürworter aber eine alternative Kommunikationsform, wie es auch die Gebärdensprache ist. FC ermöglicht Kommunikation bei Menschen, die sich nicht mit Sprache äußern können. Es verhindert die mündliche Sprachentwicklung nicht sondern unterstützt sie. Genauso wie andere Therapien nicht ausgeschlossen, sondern durch FC unterstützt werden. Wie Nagy (1996, S.43) sagt, kann Gestützte Kommunikation Autismus nicht heilen, aber doch erheblich zur Lebensqualität des Schreibers und seiner Familie beitragen. Nach Berichten von Fachleuten und Eltern seien die Schreiber durch FC ruhiger und ausgeglichener geworden, zeigten weniger Aggression und Autoaggression, seien selbstbewußter, offener, interessierter, konzentrationsfähiger und zufriedener. A. Sellin sieht dazu noch die Möglichkeit, das Verhalten des Schreibers zu reflektieren und so die gleichen Einflußmöglichkeiten zu haben , wie bei der gesprochenen Sprache bei redenden Menschen. Stützen ist für sie eine Form des Zuhörens.

„Gestützte Kommunikation ist für die Menschen ohne mündliche Sprache der Weg zu ihren Mitmenschen und der Weg zu einem Leben , das sie mitbestimmen und mitgestalten können. Sie wollen nicht nur von uns verwaltet werden.“ (Sellin 1996 S.36ff) Zu dem Verdacht der Manipulation durch den Stützer sagt C. Nagy, daß schwer Autistischen Menschen wohl kaum dabei mitspielen würden, wenn man ihnen jahrelang etwas vormachte. Sie hält es auch für unrealistisch, daß der Stützer allein durch Berührung der Schulter entscheiden kann, welche der 29 Tasten am Computer gedrückt werde. Unerwartete Aussagen, von denen der Stützer gar nichts wissen kann, beweisen außerdem noch die Echtheit des Geschriebenen. Daß die meisten Autisten beim Schreiben nicht auf die Tastatur sehen, liegt an ihren besonderen Eigenarten des Sehens ,die A. Sellin wie folgt beschreibt: Erstens ist das periphere Sehen bei ihnen stärker ausgerichtet als das direkte Sehen, so daß sie ein weiteres seitliches Blickfeld haben. Direktes Sehen fällt auch vielen Autisten besonders schwer. Zweitens haben sie die Fähigkeit ihre Umgebung schneller wahrzunehmen als andere Menschen. Drittens besitzen viele autistische Menschen ein fotografisches Gedächtnis. Die Buchstabentafel ist so in ihrem Kopf gespeichert, daß sie sich orientieren können ohne hinzusehen (ebd. S.37).

Das Stützen klappt nicht nur mit Müttern oder anderen vertrauten Personen wie, Kehrer behauptet hat. Die wichtigste Voraussetzung zum Stützen sei Erfahrung, sagt Nagy (1996, S.43). Die meisten Stützer seien auch Fachleute, wie Therapeuten, Lehrer und Psychologen, die meist mit mehreren Schreibern arbeiten. Sellin (1996, S.37) meint , jeder könne schreiben lernen, mit dem der Schreiber bereit sei zu schreiben. Das der Inhalt der Texte den Wünschen und Vorstellungen der Eltern entspräche, trifft für Nagy (1996, S.43) auch nicht zu. Sie sagt in den Texten kämen genauso gut Beschimpfungen des Stützers vor, sowie schwer erträgliche, depressive Gedanken, unerwartete Ideen oder Ansprüche und peinliche Fragen. Das für Kinder ungewöhnlich hohe Niveau der Sprache ist außerdem für FC-Schreiber nichts ungewöhnliches, da bei Autisten die Sprache auch nicht kindgemäß entwickelt ist. Sellin (1996) bemerkt, daß Menschen, die ohne Sprache aufwachsen, sich das Lesen selber als „ Kompensationsprozeß ihrer Stummheit“ (S.37) beibringen.

Die Aussagen der negativen, experimentellen Tests der FC Kritiker hält Sellin (1996, S.38f) für unkorrekt, da die Versuchspersonen unter, den für sie ungewohnten Testbedingungen, gar nicht kommunizieren konnten.

3.1 Experimentelle Studien mit alternativen Settings

Bei den Tests der FC Kritiker sind grundlegende Aspekte zur FC nicht beachtet worden. Vor allem fehlt die Kontrolle interner und externer Störvariabeln. Daher haben viele Testpersonen, die vorher mit FC kommunizieren konnten, bei den Tests versagt. Bei folgenden Studien wird versucht, Störvariablen auszuschalten, mit dem Ziel herauszufinden, unter welchen Testbedingungen es FC-Benutzern möglich ist, ihre Fähigkeiten zu beweisen.

1994 führte R. Crossley (vgl. Eichel 1996, S.100f) eine solche Studie durch. Hierbei wurde das Testmaterial individuell angepaßt. Die Teilnehmer durften den Aufbau mitbestimmen. Die Fähigkeit zum Buchstabieren war bei den Aufgaben nicht nötig. Durch eine visuelle Abschirmung wurde verhindert , daß der Stützer die Items sehen konnte. Die Stützer und die Schreiber hatten langjährige FC- Erfahrung. Die Teilnehmer wußten, daß das Testergebnis in keinem Fall negative Konsequenzen für sie haben würde und es gab keine Zeitlimits zur Beantwortung der Fragen. Außerdem wurde die Testsituation mit den Teilnehmern vorher geübt. Das Ergebnis war, daß die Leistungen der Schreiber bei zunehmender Übung besser wurden, aber auch je nach Stützer, Tagesform und Aufgabe schwankten. Sechs von sieben Teilnehmern konnten so ihre Fähigkeit zur FC beweisen.

3.2 Qualitative Studien

Bei qualitativen Feldstudien sollen verschiedene Validitätskriterien Aufschluß über die Kommunikationsfähigkeit eines Schreibers geben ohne einen Test durchzuführen.

Eine dieser Kriterien ist die Ausblendung der körperlichen Stütze. Wenn der Benutzer ohne körperliche Berührung schreiben kann, oder nur noch an Ellenbogen, Schulter oder Pullover gestützt werden muß, ist eine direkte Manipulation nicht mehr möglich und so ist der Beweis für die Fähigkeit der Person zu kommunizieren erbracht. Dieses Ergebnis kommt allerdings erst bei sehr wenigen Schreibern vor, da es sehr lange dauert, bis jemand frei schreiben kann.

Ein weiteres Validitätskriterium ist das der „strukturellen Validität“, d.h. des persönlichen Ausdrucks. Dieser zeigt sich in folgenden Erscheinungen:

- Typische Fehler, gleichbleibende Fehlermuster bei unterschiedlichen Stützern
- phonetisches und kreatives Buchstabieren das einzigartig für den Schreiber ist
- Verwendung ungebräuchlicher Ausdrücke
- unangenehme Aussagen Für den Stützer
- Offenbarung verschiedener Persönlichkeiten durch den Schreiber beim gleichen Stützer
- Arbeit eines Stützers mit verschiedenen Schreibern auf unterschiedlichem Niveau
- Eigeninnitiative des Schreibers

Ein weiteres Validitätskriterium ist die „ inhaltliche Validation“. Hier geht es um die inhaltliche Mitteilung unbekannter Informationen und Inhalte zum Beispiel durch „information sharing“ (= Stellen von offenen Fragen auf die der Stützer die Antwort nicht kennt ) oder das „ message passing“ ( Schreiber erhält eine Information, die der Stützer nicht kennt und gibt Sie an ihn weiter) (vgl. Eichel 1996, S.101).

4. Eigene Stellungnahme

Meiner Meinung nach ist FC eine Möglichkeit für Menschen, die sonst nicht in der Lage sind sich auszudrücken, aus ihrer Kommunikationslosigkeit herauszukommen. Ich denke nicht jeder Autist wird so ein „literarisches Talent“ sein wie Birger Sellin, aber die Möglichkeit zu haben äußern zu können , wenn sie etwas haben möchten oder was sie fühlen, ist für Menschen, die bisher ohne Kommunikation leben mußten, ein großer Fortschritt. Allerdings sollte man bedenken, daß FC nicht bei allen Autisten angewendet werden kann, sondern nur bei solchen, die auch geistig in der Lage sind zu schreiben und zu lesen, oder zumindestens Zeichen auf der Zeigetafel zu entziffern. Solchen Menschen sollte die Möglichkeit mit FC zu kommunizieren aber verstärkt gegeben werden, ohne dabei außer Acht zu lassen, daß sie auch noch weitere Wege haben, sich, z.B. durch Körpersprache, auszudrücken. Da ich, aufgrund der wenigen Zeit, die wir für die Hausarbeit hatten, nicht die Möglichkeit hatte, mir selbst einmal eine FC Sitzung anzusehen, kann ich nicht beurteilen, wie weit es sich jetzt um wahre Kommunikation handelt. Ich glaube aber der praktischen Erfahrung der FC- Befürworter. Auch wenn die Gefahr der Manipulation in vielen Fällen bestehen mag, kann ich mir nicht vorstellen, daß Texte, wie z.B. die von Birger Sellin durch Betrug entstehen können und doch so viele Menschen beeindrucken. Hier merkt man, wie man einen „geistig Behinderten“ Menschen unterschätzen kann, nur weil er nicht in der Lage war zu äußern, was er „drauf hat“.

V. Fallbeispiele anhand von Anne McDonald und Birger Sellin

Im folgenden Text möchte ich einen kurzen Abriß des Lebens von Annie McDonald, einer Spastikerin und Birger Sellin, eines Autisten, welche beide FC praktizieren, darstellen, um die Umsetzung der theoretischen FC anhand von Beispielen aus der Praxis anschaulich zu machen.

Hierbei entschloß ich mich für die Geschichte von Annie, da Rosemary Crossley ihre Betreuerin und die Begründerin der FC ist und man daher die allerersten Anfänge von FC am besten verfolgen kann. Außerdem befaßte ich mich mit Birger Sellin, da er durch die Veröffentlichungen seiner Bücher einen relativ hohen Berühmtheitsgrad erreicht hat, und so mit „gestützter Kommunikation „ am ehesten in Verbindung gebracht wird.

Als Quellen benutzte ich ausschließlich die Bücher,

1. Annie, Licht hinter Mauern, R.Crossley / A.McDonald

2. ich will kein inmich mehr sein, B.Sellin

1. Annie, sowie kurze Beschreibung von St.-Nicholas

Anne McDonald wird 1961 in einer Kleinstadt im australischen Bundesstaat Victoria geboren. Aufgrund einer Steißlage kommt es bei ihrer Geburt zu Komplikatzionen und sie ist seit dem durch Zerebralparese schwer behindert. Im Alter von zehn Jahren kommt sie ins St.- Nicholas - Hospital, in dem sie bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr bleibt, bevor sie zu Rosemary Crossley zieht. Über St.- Nicholas an sich äußert Anne: “Das Hospital war der Mülleimer der Nation. Ganz kleine Kinder wurden für immer dort untergebracht, ungeachtet ihrer geistigen Fähigkeiten. Waren sie mißgebildet, entstellt oder behindert, so sollte die Welt sie nicht sehen.” ( Crossley / McDonald, 1993, S.9 )

Aufgrund ihrer angeborenen Stammhirnschädigung kann sie keine kontrollierten Bewegungen ausführen, ihre Muskulatur ist verkrampft, und es ist ihr nicht möglich Wörter zu artikulieren. Da Annie verbal kommunikationsunfähig ist, wird sie von der Hospitalsleitung automatisch als schwerst geistig behindert eingestuft.

1.1 Anfänge einer Kommunikation, Beispiele von Kommunikationsmitteln

Zur Kommunikation hingeführt wird Annie von Rosemary Crossley, welche zu der Zeit im Hospital arbeitet. Zuerst will R.Crossley einen Weg finden, mit dem Annie wenigstens “Ja” und “Nein” äußern kann. Sie wählt dafür eine Art welche bei Spastikern die Rosemary auch kennt, gebraucht wird. Annie soll für “Ja” ihre Zunge herausstrecken und für “Nein” ihre Zunge hinter die Zähne zurücknehmen. Annie begreift sofort, doch Rosemary kommt zu diesem Zeitpunkt selbst noch nicht auf den Gedanken, daß Annie geistig nicht zurückgeblieben sein könnte. Als nächstes beschließt Rosemary Annie das Sprechen mit den Händen beizubringen. Hierfür benutzt Rosemary Venn- Diagramme, welche aus der Mengenlehre Mathematik bekannt sind. Aus diesen lassen sich dann, je nachdem was das Gesprächsthema sein soll, verschiedene Sets zusammenstellen.

“Das Set für Getränke würde zum Beispiel wie in Abbildung 3 aussehen. Der leere Kreis stünde für `Sonstiges`. Wenn der Benutzer Milch oder Wasser oder sonst etwas haben wollte, das im Set nicht vorkam, müßte er auf den leeren Kreis zeigen, und man könnte dann herausfinden , was er sich wünsche, indem man ihm eine Reihe von Ja-Nein-Fragen stellte. Innerhalb der Kreise könnte man Bilder, Symbole oder Wörter verwenden, je nach Benutzer. So würde man allmählich mit Hierarchien von Sets arbeiten, für die man ein Buch anlegte, wie in Abbildung 4. Die Zahlen in den Kreisen sind Seitenangaben. Wenn auf `körperliche Bedürfnisse` gezeigt würde, schlüge man Seite zwei auf und fände ein Set wie in Abbildung 5.usw.”(Crossley,1993, S.58)

Schon bei dieser Art der Kommunikation wird Annie von Rosemary gestützt. Annies Oberarm ruht dabei auf Rosemarys flacher Hand. Sie bewegt ihren Arm nicht von sich aus, sondern unterstützt nur Annies eigene Bewegungen. Annie zeigt ihre Antworten damals wie heute indem sie den Unterarm samt Hand und Fingern vom Ellenbogen aus bewegt. Dadurch ist sicher geklärt, daß Annies Antworten nicht manipuliert sind, da sich der Unterarm schlecht durch eine Stütze am Oberarm beeinflussen läßt. Nachdem Rosemary bemerkt, daß Annie sehr schnelle Fortschritte macht und keine Schwierigkeiten beim Erlernen hat, wollte sie herausfinden, inwieweit Annie in der Lage ist Wörter wiederzuerkennen. Hierfür benutzt Rosemary Holzklötze, schreibt Wörter darauf, liest sie Annie vor und bittet sie Sätze daraus zu bilden. Annie ist dazu durchaus in der Lage. Als klar ist, daß Annie Wörter anhand der Schriftsprache wiedererkennen kann, beschließt Rosemary die nächste Hürde zu nehmen. Sie will ihr das Buchstabieren beibringen. Wenn sie dazu in der Lage wäre, könnte sie anhand einer Alphabetstafel alles sagen was sie wollte.

Rosemary benutzt hierfür einen Satz magnetischer Buchstaben, benennt jeden einzeln zusammen mit einem Beispiel. Nun holt sie die passenden Buchstaben für “Rosie” heraus, mischt diese und fordert Annie auf sie in die richtige Reihenfoge zu bringen.

Ziemlich schnell kann sie mit allen Buchstaben ganze Sätze bilden. Rosemary stützt Annie am Arm, diese deutet auf den gewünschten Buchstaben und Rosemary klebt sie auf die Magnettafel. So entstehen langsam aber sicher interessante Aussagen. Rosemary beginnt bald Annie konkrete Fragen zu stellen. Dadurch wird klar, daß sie sich unbemerkt, durch den Fernseher, das Radio und Gespräche der Schwestern ein doch beachtliches Grundwissen angeeignet hat. So weiß sie zum Beispiel den Namen des Premierminsters und dessen Oppositionsführers. Für Rosemary ist spätestens jetzt klar, daß Annie keineswegs geistigbehindert ist. Deshalb beschließt sie Annie zusätzlich in Mathematik und sonst allgemeinbildend zu fördern. Sie beginnt mit den Zahlen. Alle Buchstaben werden von der Magnettafel entfernt und Rosie malt die Zahlen von eins bis vierzehn in zwei Reihen darauf .(siehe auch Abbildung 6). Beim Schreiben sagt sie Annie wie sie heißen. Danach malt Rosie mit Kreide drei Punkte auf die Tafel. Sie läßt sie zählen und auf die entsprechende Zahl deuten. Dabei hilft sie ihr, indem sie ihre Finger nacheinander auf jeden Punkt legt. Beim Deuten auf die entsprechende Zahl, die drei, unterstützt sie ihren Arm. Bei der nächsten Runde fügt sie drei weitere Punkte hinzu und verfährt genau wie vorher. (siehe auch Abbildung 7 und 8)

Nachdem Rosemary die Punkte weiter aufstockt und Annie immernoch die richtigen Antworten gibt, beginnt Rosie zu erklären was es mit “plus/minus” und “geteilt durch/mal” auf sich hat. So schreibt sie 10 - 8 auf die Tafel und Annie deutet auf 2. Oder 3x 4 und sie zeigt auf 12. Es wird ziemlich schnell klar, daß sie auf diesem Gebiet sehr kompetent zu sein scheint. Rosie lehrt ihr noch das Bruchrechnen, die Potenzen, sowie die Uhrzeiten, doch dann zieht sie einen Mathematiklehrer hinzu, da Annie Rosies Leistungen übersteigt. Annie bekommt nun außerdem jeden Abend Hausaufgaben an ihr Gitterbett gehängt, die sie am nächsten Tag mit Hilfe ihrer Buchstaben- beziehungsweise Zahlentafel beantwortet.

Auf Anfrage an Annie, woher sie denn über solches fundiertes Mathematikwissen verfüge, meint sie schlicht und einfach, die Zahlen kenne sie aus der “Sesamstraße” und was dort nicht kam hat sie sich größtenteils selbst zusammengereimt.

Schließlich habe man ja alle Zeit der Welt, wenn man den ganzen Tag unbeachtet herumliegt, da man als geistigbehindert eingestuft ist.

1.2 Suche nach besseren Kommunikationshilfen

Um Annie mehr Möglichkeiten der Weiterbildung zu geben, bemüht sich Rosemary um eine Methode bei der Annie alleine kommunizieren kann. Sie erfährt von der “Possum”-Schreibmaschine, welche in England entwickelt wurde. Sie besteht aus einer Gitterplatte mit Buchstaben und anderen Zeichen. Wenn darauf das gewünschte Zeichen aufleuchtet, muß ein Schalter gedrückt werden. Mit einer einzigen kontrollierten Bewegung befindet man sich also in der Lage selbständig Sätze zu bilden. Bei Annie besteht jedoch das Problem, daß sie aufgrund ihres Spasmusses nicht in der Lage ist, irgendeine kontrollierte Bewegung durchzuführen. Deshalb ist auch die “Possum” keine Lösung für sie. Daher bekommt Annie als erste elektronische Hilfe einen maschinellen Seitenumwender, wodurch sie endlich ohne Hilfe lesen kann. Eine weitere Erleichterung bringt ein Spezialstuhl mit Tisch kombiniert, welcher extra für Annie angefertigt wurde und sie zum aufrechten Sitzen zwingt. Der fixierte Tisch, sowie die bessere Körperhaltung erleichtern die Kommunikation sehr und Annie buchstabiert ihren ersten, von jeglicher Stützung unabhängigen Satz. Doch für einen Satz ohne Stützung braucht Annie zu dieser Zeit immer noch eine Stunde, für einen Satz mit “Stütze” nur 10 Minuten.

1.3 Situation heute

Heute sitzt Annie meist in einem normalen Rollstuhl, benutzt ihre alte Alphabettafel oder sie einen Stift, der an einem Stirnband befestigt ist, um eine Mini-Schreibmaschine oder einen Stimmensynthesizer zu bedienen. Zur Zeit studiert sie Geisteswissenschaften, womit sie 1983 begann und schreibt an einem Buch über Technik und Behinderte, wofür sie 1983 ein Stipendium bekam. Außerdem machte sie 1981 ein öffentliches Examen in Englisch.

2.Birger Sellin, kurzer Aufriß seines Lebens und seiner Kommunikation

Birger Sellin wurde 1973 in Berlin West geboren. Er ist das erste Kind der Katechetin Annemarie Sellin und des Jurastudenten Dankwart Sellin. Bei der Geburt von Birger gibt es keine Komplikationen, so daß es keinerlei Anzeichen auf einen psychischen Defekt gibt. Birger entwickelt sich als Baby völlig normal. Er ist ein aufgeschlossenes , vergnügtes und allseits beliebtes Kind und beginnt schon sehr früh mit dem Sprechen. Im Oktober 1974 schicken ihn seine Eltern das erste mal probehalber in den Kindergarten. Dort schreit er jedoch ständig und wird wieder nach Hause gebracht. Kurz darauf wird er sehr krank und liegt drei Monate mit Mittelohrentzündung und Brechreiz im Bett. Nach dieser langen Krankheit scheint es als sei birger ein anderer Mensch geworden. Er schreit nun sehr häufig, wenn er seinen Mittagsschlaf halten und wenn er das Haus verlassen soll. Außerdem zeigt er eine zunehmende Angst vor anderen Kindern. Hinzu kommt das seine Sprache nach und nach zu versiegen beginnt und er bald vollständig verstummt. Auf seine Eltern reagiert er nicht , genauso wie auf jeglichen Blickkontakt. Seine Mutter meint, er sei förmlich implodiert.

Ich möchte jedoch noch anmerken, daß keinerlei Beweise dafür stehen, daß ein Zusammenhang zwischen Birgers ausbrechendem Autismus und seiner dreimonatigen Krankheit besteht. Es waren lediglich die äußeren Umstände unter denen es Passierte und über mehr läßt sich wohl nur spekulieren.

Zu dieser Zeit besucht Birger viele Ärzte, doch keiner kommt zu einer zufriedenstellenden Lösung. Letztendlich kommt er in eine halbjährige Therapie in die Kinder - und Jugendpsychiatrie Wiesengrund in Berlin. Dort wird ihm eine postenzephalitische Retardierung ( geistige Rückbildung infolge von Gehirnzellenentzündung ) diagnostiziert. Mit viereinhalb Jahren bringen ihn die Eltern zur Untersuchung in die Klinik der Berliner Freien Universität. Dabei fällt zum ersten mal der Begriff „Autismus“. Er kommt nun in die Frühförderung des Vereins „Hilfe für das autistische Kind“, wo er lernt, sich anzuziehen, alleine zu essen, sich die Zähne zu putzen und zur Toilette zu gehen. Ansonsten beschäftigt sich Birger ausschließlich mit Stereotypen, er läßt stundenlang Murmel durch seine Hände kullern und blättert, anscheinend ziellos, in Büchern. Seine Therapeuten im Hort sind der Meinung, daß sich Birger beharrlich jeder Entwicklung verschließt.

Als er in die Pubertät kommt, wird das Leben mit ihm schwieriger, er scheint nun in einer ständigen, zwanghaften Hektik zu leben. Fast täglich bekommt er unkontrollierte Tobsuchtsanfälle.

Achtzehn Jahre gilt Birger als schwerst geistig behindert, bis seine Eltern 1990 von den Möglichkeiten der „gestützten Kommunikation“ erfahren. Seine Mutter beschließt sofort dieses auszuprobieren. Die Stützung erfolgt durch die Mutter und das Schreiben erfolgt am Computer. Birger muß nicht aufgrund motorischer Fehlleistungen gestützt werden, sonder wegen einer psychischen Blockade. Deshalb braucht er eine Vertrauensperson, die ihm durch Körperkontakt das nötige Selbstvertrauen gibt, um sich äußern zu können. Anfangs ist das Schreiben noch sehr mühevoll, und es gelingen nur einzelne Wortfetzen. Inhaltlich ist jedoch alles fehlerfrei. Durch die FC entstehen für die Eltern ganz neue Erkenntnisse über Birger. Er hat in all den Jahren genauestens registriert, was um ihn herum geschah. Seit dem fünften Lebensjahr konnte er lesen und schreiben. All die Bücher die er scheinbar nur durchblätterte hatte er gelesen. Durch ein sehr gutes photographisches Gedächtnis benötigt er für ein Buch nur ein paar Minuten und merkt sofort wenn eine von seinen hunderten Murmeln fehlt. Außerdem erlebt er mit wachem Bewußtsein, wie er nicht anders kann, als sich in den Augen anderer wie ein Verrückter zu benehmen. Mittlerweile macht er in diese Richtung wohl Fortschritte, doch auch in den ersten Jahren mit FC reagiert er auf Fremde in seiner Umgebung mit aufgeregtem Schnaufen, Schaukelbewegungen und Schreien. Sein äußeres Erscheinungsbild paßt auch heute noch nicht zu seinen intellektuellen Äußerungen. Er wirkt seltsam in sich verkrümmt, hat einen wirren, unruhigen Blick und reagiert nicht auf Ansprache und Blickkontakt, berichtet Michael Klonovsky, Herausgeber des Buches „ ich will kein inmich mehr sein „ (Sellin, 1993 ) nach seiner ersten Begegnung mit Birger.

3. Folgen der Kommunikationsunfähigkeit, sowie die Möglichkeiten durch FC

Besonders gut läßt sich an Annies Beispiel erkennen, daß Kommunikation eine lebensnotwendige Sache ist. Viele von Annies Freunden in St. - Nicholas ( auf die nicht näher eingegangen werden konnte ), welchr die selben Intelligenzpotentiale besaßen, aber nicht die nötige innere Kraft beziehungsweise diese Glück der Einzelförderung hatten, verstarben, da sie nicht verstanden wurden und somit die Hoffnung aufgaben und ein Leben ohne Ausdrucksmöglichkeiten für sinnlos hielten.

Es scheint außerdem wohl ein Problem der Gesellschaft zu sein ( in Australien, wie in Deutschland, wie wohl in den meisten Ländern der Welt ), Menschen, welche nicht auf eine von uns verstandene Art und Weise kommunizieren können, als geistig zurückgeblieben einzustufen. Bei Birger wie auch bei Annie erkannt man, daß sie aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes nicht entsprechend ihrer intellektuellen Fähigkeiten behandelt werden. Birger Wird im Hort auf das Lernniveau eines Kleinkindes eingestuft. Annie wurde vom Staat ihre Volljährigkeit nicht eingestanden, sie bekam einen Vormund. Erst nach langem Kampf vor Gericht bekam sie diese Recht und wurde als „geschäftsfähig“ anerkannt. Ich denke, die „gestützte Kommunikation“ ist eine ungeheure Chance für diese Menschen solche Unterstellungen zu widerlegen und zu zeigen, daß ihre Probleme auf einer körperlichen beziehungsweise psychischen Ebene liegen, nicht auf einer geistigen. Es ist ihre einzige Möglichkeit ihre wirkliche, meist verborgene Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen und so als die behandelt zu werden, die sie sind. Deshalb sollte man die Methodik der FC nicht zu kritisch sehen und den Menschen erst einmal eine Chance geben die Richtigkeit ihrer Kommunikation zu beweisen oder sich mit dem Thema näher beschäftigen, bevor man vorschnell urteilt.

Hierzu Birger:

„es ist für mich so traurig daß mich niemand versteht es ist aber wichtig daß mich viele Menschen verstehen ein bißchen versteht mich Achim aber nicht genug und die anderen geben sich gar keine mühe mehr mit einem wie mir es ist zum verzweifeln“ (Sellin, 1993, S.42)

Resümee

Es war sehr schwer, uns ein umfassendes Bild von FC zu machen, da wir leider keinen Kontakt zu einem Gestützten haben. Unsere einzige Orientierungsmöglichkeit waren Zeitschriften, Bücher und Filme. Trotzdem haben wir versucht, uns mit dem Thema intensiv auseinanderzusetzen. Wir denken, daß wir uns durch unsere Arbeit eine relativ weitreichende Übersicht geschaffen haben, so daß wir uns imstande sehen uns ein eigenes Bild von FC zu machen.

Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß FC Menschen mit eingeschränkter Kommunikationsfähigkeit eine Möglichkeit bietet, mit der Umwelt in Kontakt zu treten. Wir wünschen uns, daß die FC (und andere Kommunikationssysteme) noch mehr Menschen zugänglich gemacht wird, da es viele positive Beispiele gibt, aus denen hervorgeht, daß die Lebensqualität der Betroffenen durch FC gesteigert wird. Wir sind der Meinung, daß jeder Mensch der Kritik an FC übt, sich vorher intensiv mit dem Thema beschäftigen sollte, um vorschnelle Verurteilungen zu vermeiden.

Es sollte jedem Menschen, der mit dieser Methode kommunizieren könnte, die Möglichkeit gegeben werden, selber zu Entscheiden, ob er mit Gestützter Kommunikation arbeiten möchte.

Wir wollen die Intention unserer Arbeit mit folgendem Zitat verdeutlichen:

„ich liebe die sprache über alles sie vermittelt zwischen den menschen eine sprache gibt uns würde und individuallität ich bin ohne sprache ein nichts“ (aus: Birger Sellin, 1993, 153)

Literaturliste

- Cordes, H, „Kommunikationsfähigkeiten autistischer Kinder“, in: im streitgespräch autismus, 10/ 1996 S. 29ff
- Crossley, R./McDonald, A., „Annie, Licht hinter Mauern“, München, 1993 - Dtv, im Brockhaus, Bd. 6,
- Eichel, E., „Gestützte Kommunikation bei Menschen mit autistischer Störung“, Dortmund, 1996
- Kehrer, K., „Kritische Gedanken zur FC“, in: im streitgespräch autismus 10/1996, S. 40ff)
- Nagy, C., „Einführung in die Methode der Gestützten Kommunikation“, München, 1993
- Nagy, C., „zu Prof. Kehrers Artikel - Kritische Gedanken zu FC“, in im
streitgespräch autismus, 10/ 1996, S. 36ff
- Ohne Angabe, „Mitteilungen an die Oberwelt“ in: Spiegel, 35/1993, S. 118ff
- Ohne Angabe, „Hand des Helfers“ in: Spiegel, 5/1994, S.94 - Peuser, G., „Kommunikation“, Köln, 1995
- Sellin, A., „Die häufigsten Fragen zur Gestützten Kommunikation“, in: im streitgespräch autismus
- Sellin, B., „Ich will kein inmich mehr sein“, Köln, 1993 - Watzlawick, P., „Münchhausens Zopf“, Stuttgart 1995

Ende der Leseprobe aus 35 Seiten

Details

Titel
Die Methode der Gestützten Kommunikation (Facilated Communication)
Hochschule
Universität zu Köln
Veranstaltung
Seminar "Einführung in die Geistigbehindertenpädagogik"
Note
1,0
Autor
Jahr
1998
Seiten
35
Katalognummer
V96494
ISBN (eBook)
9783638091701
Dateigröße
420 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Methode, Gestützten, Kommunikation, Communication), Seminar, Einführung, Geistigbehindertenpädagogik, Köln
Arbeit zitieren
Jörg Frank (Autor:in), 1998, Die Methode der Gestützten Kommunikation (Facilated Communication), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96494

Kommentare

  • Gast am 5.4.2002

    Sehr informativ!.

    Eine gute Arbeit, die alle Sichtweisen vertritt, ohne das heikle Thema zu beschönigen, ohne es in den Boden zu loben, sehr gut!

  • Gast am 25.10.2001

    Die Methode der fc.

    Ich wollte nur sagen, dass du mal bei Mall nachlesen solltest, was der unter Kommunikation versteht.
    NUR EIN TIPP!!!

Blick ins Buch
Titel: Die Methode der Gestützten Kommunikation (Facilated Communication)



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