Tucholsky, Kurt


Referat / Aufsatz (Schule), 1999

5 Seiten


Leseprobe


Kurt Tucholsky

Daniel Marting

Kurt Tucholsky wurde am 9.1.1890 in Berlin geboren. Er stammt aus einem wohlhabenden jüdischen Elternhaus und verbringt seine Jugend in Berlin und Stettin. Aber schon früh bröckelt die Beziehung zu seiner Mutter, spätestens zum Tod seines Vaters im Jahre 1905, also mit 15 Jahren sagt Tucholsky, dass seine Mutter eine herrschsüchtige Frau ist. Er ist sehr viel allein und beginnt nun auch zu schreiben.

Im zartem Alter von 17 veröffentlicht er im "Ulk", einer satirischen Beilage des "Berliner Tageblatt" ein Märchen. In diesem Märchen geht es um einen wohlhabenden Kaiser der im Besitz einer Flöte ist. Wenn man durch eines der Löcher in die Flöte hineinsieht, dann sieht man wunderbare Landschaften, Bauern und ein wunderbaren blauen Himmel, und was tat der Kaiser mit der Flöte? Er pfiff drauf,... Mit diesem Gedicht wollte er drauf hinweisen das der damalige Kaiser, Willhelm der II nichts für Kunst und der Gleichen übrig hatte. An den Beruf des Schriftstellers dachte Tucholsky vorerst jedoch nicht., obwohl das Gedicht bei den Zeitgenossen Anklang gefunden hatte. 1911 hatte er dennoch einige Artikel im sozialdemokratischen "Vorwärts" veröffentlicht und 1913 schrieb er auch für die "Schaubühne". Zu der Zeitung die "Schaubühne" ist nur soviel zu sagen, dass sich die Autoren als Repräsentanten des Geistigem gegenüber der politischen Macht verstehen. Tucholsky hat nun ein sehr gutes Verhältnis zu Siegfried Jacobsohn, dem Herausgeber der "Schaubühne", er bezeichnet diese Beziehung als eine Art "Vater-Sohn Beziehung". Tucholsky verachtet nun auch einen materialistischen Lebensstill der Gesellschaft, trotzdem legt er großen Wert auf sein Äußeres und läst sich nur Anzüge nach Maß schneidern. In den Jahren 1993 und 1994 beschäftigt Tucholsky sich hauptsächlich mit Kabaretts, ein Kabarett ist eine Art der Theateraufführung, Revue, eine Mischung aus Show und Theater mit Tanzeinlage, Theater selbst und mit Filmen. Aber schon wenige Monate später beginn Tucholsky unter Pseudonymen zu schreiben. Es wird sehr oft gesagt das dass ein Ausdruck einer zerrissenen Persönlichkeit ist, aber es hat auch durchaus einen sehr praktischen Nutzen:

1. Eine Wochenschrift mag nicht 4-5 Artikel eines Schriftstellers vorweisen.

2.Wer in Deutschland traut einen politischem Schriftsteller Humor zu, wer dem Satiriker

Ernst und wer dem Verspielten Kenntnis des Strafgesetzbuches ??? Wohl niemand... Seine Pseudonymen sind: Theobald Tiger, der für alle Arten von Versen zuständig ist, Peter Pan, der vor allem Feuilletonist, Literaturkritik und Städteschilderer war und Ignaz Wrobel der fast ausschließlich politische Aufsätze schrieb. Nach 1918 kommt in der "Weltbühne" noch Kasper Hauser hinzu weil Theobald Tiger an den "Ulk" verkauft ist, nach Tigers Rückkehr wird Hauser Verfasser von in Umgangsprache verfassten Satiren. Die literarische Produktion von Tucholsky läuft auf Hochtouren, er schreibt nun für ca. 15 Zeitungen. Seinen großen Durchbruch erzielt er jedoch nicht mit den Zeitungsartikel sondern mit dem 1912 erschienen Buch "Rheinsberg", in dem es um ein Liebespaar namens Claire und Wolfgang geht die ein romantisches Wochenende auf dem Land verbringen. Dieses Buch lässt alle Moralvorstellungen des Spießbürgertums weg, da er völlig unbeschwert über das ausgeprägte Sexualleben der Zwei berichtet. 1911 besuchte Tucholsky Franz Kafka in Prag, nach Kafka ist Tucholsky ein "ganz einheitlicher Mensch", der allerdings "Angst vor einer "Verwandelung ins Weltschmerzliche" hat. Tucholskys stark ausgeprägter Pessimismus wird durch die Lektüre Schoppenhauers, von der er vor dem Krieg "jede Zeile" ließt. Tucholsky hat, wie er selber sagt, "keinen blassen Schimmer vom politischem Instinkt und weiß auch gar nichts". Der Erste Weltkrieg beginnt... "und da versank die ganze Welt". "Ich habe mich 3, 1/2 Jahre im Krieg gedrückt", Tucholsky Kriegsschicksal ist nicht sehr spektakulär, 1915 in den Krieg eingezogen, ausgebildet, in dem Stellungskrieg eingesetzt, 1916 zum Unteroffizier der Fliegerschule befördert, 1916 wird er Herausgeber der Heereszeitschrift "Der Flieger" und 1918 wird er in die Polizeistelle nach Rumänien versetzt, dort bleibt er bis zum Kriegsende. Tucholsky reagiert auf den Krieg nicht politisch, sondern mit einer Kapitulation, er kehrt ganz tief in sein Inneres. Von dem Kriegsbeginn an veröffentlicht er 2 Jahre keinen einzigen Satz. Der Krieg hat Tucholsky sehr zu schaffen gemacht, nicht nur seine literarische Karriere litt unter den Folgen des Krieges sondern auch seine Psyche, Kurt Tucholsky ist bis zu dem Krieg der festen Überzeugung gewesen, dass der Geist über der Macht überlegen ist, aber nun ist seine gesamte Weltanschauung in Frage gestellt.

Tucholsky wendet sich nun von Deutschland ab und schreibt Kunstmärchen wir "Die Einsiedlerschule" oder "Walpurgisnacht" die 1920 im Band ""Träumereien an preußischen Kaminen" erscheinen. Tucholsky schreibt immer noch für "Den Flieger", aber wie er sagte, mit "größtem Wiederwillen", Tucholsky veröffentlicht seine Werke anonym. Tucholsky scheint nun politisch uninformierter und desorientierter denn je zu sein, er konnte nicht auf die Frage, ob es für Deutschland besser wäre aufzugeben oder den Krieg weiter zu führen, antworten.

1918 kehrt Tucholsky nach Berlin zurück und wird Chefredakteur des "Ulk". Tucholsky arbeitet wieder, er arbeitet richtig hart, in jeder Ausgabe der "Weltbühne" kann man im Jahre 1919 mindestens 3-4 Veröffentlichungen Tucholskys lesen. Nach dem Novemberumsturz tritt Tucholsky für Geist und Demokratie ein, was Tucholsky jedoch unter Demokratie versteht lässt sich irgendwo bei einer "Sache des Herzen" definieren. Tucholsky schreibt nun sehr viele politisch orientierte Aufsätze, er kritisiert das Militär und die politische Justiz, die seine Aufsätze, sowie die Aufsatzreihen ebenfalls angreift. Tucholsky hat immer noch ein sehr großes politisches Problem, er kann sich einfach nicht orientieren, er schwankt ziellos zwischen den Linken und Rechten, er ist für und gegen alles und gar nichts... In der jetzigen Nahkriegszeit wird die Unterhaltung der Gesellschaft durch Kabaretts, er gilt als einer der, wenn nicht der, gefragtesten und besten Kritiker in Berlin. Aber der Schein trügt, jeder würde denken das ein so hoch angesehener und gefragter Schriftsteller glücklich sein müsste, aber Tucholsky war todunglücklich. Ohne seine Briefe wüssten wir das heute nicht wie und warum er unglücklich war. 1919 schrieb er dass diese "gottverlassene Stadt" ihn lähmt und er "je eher, je lieber aus Berlin fort, in die Einsamkeit" will. Aber auch mit seinen schriftstellerischen Arbeiten ist er sehr unzufrieden, er fühlt sich zum "Handwerker degradiert" und berichtet 1922 von schweren Depressionen. Kurt Tucholsky hat einen Fehler gemacht, er hat eine Publikationsverpflichtung unterschrieben, das heißt, dass er eine gewisse Anzahl von Artikel oder Aufsätzen pro Woche veröffentlichen muss, das hatte zwar finanzielle Vorteile, aber es hat auch seiner Kreativität einen schweren Schlag versetzt. 1923 kam die Inflation und kein Schriftsteller konnte nun mehr von Schreiben allein leben, auch Tucholsky nicht, er wurde Privatsekretär in einer Berliner Bank und verstummte als Schriftsteller. 1924 geht Tucholsky als Korrespondent der "Weltbühne", der "Vossischen Zeitung" und des "Prager Tageblatt" nach Paris. Er hofft mit dem Ortswechsel auch seine privaten Probleme zu lösen, aber seine Frau lässt sich von ihm scheiden, aber schon im September heiratet er Mary Gerold, die er seit 9 Jahren kennt. Tucholsky war erst von Frankreich fasziniert, aber schon bald kam die Ernüchterung, Dadaismus und Surrealismus hält er für "Chichi". Tucholskys wichtige literarische Erfolge zur Zeit des Frankreichaufenthalts waren unter anderem das Pyrenäenbuch und eine Menge von größeren und kleineren Skizzen der Umgebung. Tucholsky fängt nun an sogenannte Schnipsel in der "Weltbühne" loszulassen, diese Schnipsel waren kurze Sätze mit einer sehr unerwarteten Pointe "Der Mensch ist ein Wesen, das klopft, schlechte Musik macht und seinen Hund bellen lässt. Manchmal gibt er auch Ruhe - aber dann ist er tot." Tucholsky befasst sich von Frankreich aus stärker denn je mit der deutschen Politik, er schenkt den Verträgen von Rapallo und Locarno kein Vertrauen. Nach der Wahl Hindenburgs 1925 strukturiert Tucholsky seine politische Strategie völlig neu, aber schon in den 30'ern gibt er auf.

Um 1939 etwa ist Tucholsky zu der Einsicht gelangen, dass die Weimarer Republik weder auf revolutionärem Wege zu verändern noch in bestehender Form zu retten ist. Tucholsky scheint wieder depressiv zu werden, er rutscht immer mehr in die Rolle des objektiven Beobachters, seinem Bruder teilt er mit dass er kaum noch politische Beiträge liefert "weil mich das ganze nicht mehr interessiert. Ich habe es satt." Tucholsky hat sich kaum mit den NS beschäftigt, die einzige Ausnahme ist "Der Hellseher" und ein Kommentar: "Satire hat eine Grenze nach oben: Buddha entzieht sich ihr. Satire hat auch eine Grenze nach unten. In Deutschland etwa die faschistischen Mächte. Es lohnt nicht- so tief kann man nicht scheißen." Tucholsky schwere psychische Kreise vertieft sich nun durch das Gefühl, versagt zu haben da er die Gesellschaft nicht zu einer revolutionären Veränderung der WR bewegen konnte. Am 3. Dezember 1926 stirbt sein "Beinahe-Vater" Siegfried Jacobsohn, die Mitarbeiter der "Weltbühne" drängen Tucholsky nun Chefredakteur zu werden. Tucholsky akzeptiert das Angebot auch wenn er es wahrscheinlich nur für den verstorbenen Jacobsohn getan hat. Schon 2 Wochen später schreibt er zu seiner Frau "Ich werde da in Sachen gedrängt, die ich längst überwunden habe- ich mag nicht mehr". Mitte 1927 gibt Tucholsky die Chefredaktion an Carl von Ossietzky ab. Als er nach Frankreich zurückkehrt macht er eine erschreckende Bemärkung: "Ich bin leer wie ein altes Faß", zu seiner schweren Produktionsriese kommt noch eine private Kreise hinzu, seine bereits 2. Ehe, diesmal mit Mary Gerold, zerbricht. 1929 gibt Tucholsky seine Wohnung in Paris auf und wählt seinen ersten Wohnsitz in Hindas. In dem Werk "Ab durch die Mitte" denkt er über den Ausstieg aus seinem bisherigen Leben nach. Aber er findet den lang ersehnten Ausstieg nicht, er flieht vor sich indem er viel reist und immer neue Bekanntschaften macht. Zu seiner angeschlagenen Psyche kommt nun auch ein physischer Angriff, eine schwere Stirnhöhlenvereiterung, die ihn trotz zahlreicher Operationen bis zu seinem Tod begleiten wird, macht ihm zu schaffen. Doch ironischerweise ist die Zeit seines Leidens die Zeit seiner größten literarischen Erfolge, die Werke "Mit 5 PS", "Das Lächeln der Monalisa" und "Lerne lachen ohne zu weinen" verkauften sich jeweils im Erscheinungsjahr ca. 30 000 mal. 1929 erscheint das Buch "Deutschland, Deutschland über alles", dieses Buch war ein Bilderbuch mit vielen Fotographien von John Heartfield und verkaufte sich im ersten Jahr ca. 50 000 mal. Doch sein größter Erfolg sollte noch kommen, "Schloß Gripsholm" , Tucholsky bezeichnet sich selbst als einen "der bestbezahltesten deutschen Journalisten", und er hat Recht.

Doch auch seine grandiosen Erfolge können ihn nicht aufmuntern, er misst seinen Erfolg nach eigenen Angaben nicht am Erfolg des Schriftstellers sondern an der Wirkung auf die Leser.

Ab 1932 beginnt Tucholsky zu schweigen, er veröffentlicht nichts mehr, aber er schreibt sehr viele Briefe, die wichtigsten an Walter Hasenclever, an Mary Gerold und an "Muuna". Die Briefe von Tucholsky sind wohl die wichtigsten Fundstücke für die Nachwelt, da man aus ihnen ganz klar und deutlich lesen kann, wie er gerade denkt, fühlt und was er plant. Er schrieb Unmengen an Briefen zwischen den zwei Weltkriegen, einige veröffentlichte er zu Lebzeiten in der "Weltbühne", z.B. den an eine Katze namens Mingo: "an alles was schön ist und rätselhaft, überflüssig und geschwungen, unergründlich und einsam und ewig getrennt von uns: also an Katzen und das Feuer und das Wasser und die Frauen." Am 25.8.1933 wir Kurt Tucholsky ausgebürgert, seine Bücher werden verbrannt und verboten, Tucholsky beschäftigt sich mit dem dänischen Philosophen Kierkegaard und politischen Werken, rutscht aber immer tiefer in Depressionen. "Die Welt, für die wir gearbeitet haben und der wir angehören, existiert nicht mehr." schreibt er an Walter Hasenclever.

Am 21.12.1935 nimmt der am 9.1.1890 in Berlin geborene, 45 Jahre alt gewordene, vielfältigste und beste Autor seiner Zeit, sich wegen, so besagt eine Theorie, seinen "Leiden an Deutschland" mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben...

Ende der Leseprobe aus 5 Seiten

Details

Titel
Tucholsky, Kurt
Veranstaltung
Deutschunterricht
Autor
Jahr
1999
Seiten
5
Katalognummer
V96504
ISBN (eBook)
9783638091800
Dateigröße
365 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tucholsky, Kurt, Deutschunterricht
Arbeit zitieren
Daniel Marting (Autor:in), 1999, Tucholsky, Kurt, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96504

Kommentare

  • Robert Kampf am 3.5.2001

    Sehr ausführlich.

    Tucholsky betitelte Dr. Hedwig Müller mit „Nuuna“. Deine Darstellung Tucholskys geht mir persönlich nicht detailliert genug auf die charakterliche Vielfalt und den inneren Konflikt des Autors ein. Ansonsten ist deine Ausarbeitung sehr umfangreich und informativ.

  • Gast am 25.6.2000

    Sehr gut gelungen.

    Sehr gut gelungen, ich selber lese seit Jahren gerne Bücher und Schnipsel von K.T. und mich hat dein Referat sehr beeindruckt, wie alt bist du und welchen Note hast du für das den Aufsatz bekommen? Alles ehre von mir

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Titel: Tucholsky, Kurt



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