Nichts Neues unter der Sonne- Kleidung früher und heute
Leute machen Kleider, Kleider machen Leute- eine schon lange geltende Richtlinie für alle Epochen der Weltgeschichte!
Kaum zu glauben, dass sie auch in unserem Zeitalter des Fortschritts und der Innovationen mit modebewusstem, kreativem Luxus noch zutrifft. Werfen wir einen 2000 Jahre weiten Blick zurück zu den Römern, denn unsere Konsumgesellschaft hat Tradition! Schon in unserem Römervicus an der Blies gab es eine überdachte Einkaufsstraße, die mittlerweile wieder originalgetreu errichtet ist, in der sich Geschäftchen an Geschäftchen reihte. Und wer weiß, vielleicht ging der Herr Augenarzt, der berühmte Sextus Aiacius Launus, mit Gemahlin schon damals „shoppen“, um eine Toga von Hugos Bossus oder Ralphus Laurenus zu erwerben. Jedoch war es auch in jenen Tagen nicht jedem möglich, sich so exklusiv zu kleiden. Die Masse der armen Leute konnte es sich nicht leisten und den Sklaven war es sowieso verboten. Schließlich war man um einen standesgemäßen Umgang bemüht und wollte auch sehen, wem man die Hand gab und mit wem man besser jeden Körperkontakt vermied.
Springen wir nun wieder mit beiden Markenhosenbeinen in unsere verwöhnte Gegenwart! Der aufmerksame Beobachter sieht, dass diese Abgrenzungen noch immer allgegenwärtig sind- von wegen „Bei uns gibt’s keinen Limes“! Wer heute in die Schule geht und keine überteuerten, stylischen Sir- Benni- Miles- Hosen trägt, schließlich bezahlen wir den Namen und nicht die Qualität- wen wundert’s, dass er sich den „Sir“ leisten kann- , ist und bleibt einfach out. Frei nach dem Motto „homo homini lupus est“ , wird, wer sich dem Modediktat nicht unterwirft, in der Luft zerrissen, was die No- Name- Klamotte aushält.
Genug davon, gehen wir nun auf Trends ein, ein Schlagwort, wenn es um Kleidung geht. Vor allem bei der äußeren Erscheinung modebewusster junger Damen ist festzustellen, dass keine Neuheit aufkommt, die nicht uralt ist. Von der Caprihose der Fünfziger bis zur Schlaghose der Sechziger und Siebziger, die charakteristischerweise von „Miss Sixty“ vertrieben wird, gibt es wenig, was in unseren modernen Neunzigern nicht wieder aufgewärmt wird. Oder wie Salomo es ausgedrückt hätte:“ Nihil novi sub sole.“ Und dann nennt man sich fortschrittlich! Schließlich will man die Zukunft repräsentieren und nicht die überholten Trends von vor vierzig Jahren.
Bei all den modischen Wiederholungen- wo bleibt da die so lange getragene Tunika? Klar, im Winter könnte es gelegentlich ziehen, aber von nichts kommt nichts, und Schönheit muss leiden. De facto ist der Rock für den Mann bereits im Anmarsch; da ist der nächste Schritt doch schon in Sicht. Und was gäbe es Schöneres als in passendem Outfit durch das Freilichtmuseum von Schwarzenacker zu schlendern und das Wirtshaus des Capitolinus zu begutachten? Oder noch besser, wo wir des Einkaufens im regengeschützten Talzentrum schon fast überdrüssig sind, warum nicht einen Original- Pash- Freeman T. Porter- TogaShop im Museum selbst eröffnen? Na, wenn das nicht innovativ ist!
Auch beim Schuhwerk ist ein Wandel bemerkbar, was bei einer Zeitspanne von etwa 2000 Jahren nicht weiter verwunderlich ist. Was die Ledersandalette bei den Römern war, ist heute der „fette“ Turnschuh, natürlich mit Markennamen wie „Osiris“ oder „és“ versehen, der einen glauben macht, die gesamte Einheit der Halbstarken sei mit Klumpfüßen geboren worden. „Klumpfuß kommt- graziöses Gehen geht!“- der Werbeslogan einer dekadenten Fortschritts- gesellschaft mit Zukunft? Auch die Beinbekleidung der modernen jungen Männer ist eher unpässlich, um den Eindruck eines Knackpopos zu vermitteln- aber schon ab 250 Kilogramm aufwärts sitzt sie wieder „sexy“.
Leicht zu verstehen ist die Entwicklung in manchen Bereichen nicht, aber wer findet heutzutage Kniebundhosen noch attraktiv? „Geschmack“ ändert sich eben oder „quod libet“, wie der Römer zu sagen pflegte. Werden wir doch „in“, unterstützen „Fräulein Sechzig“, geben 200 anstatt 70 DM für einen Pullover aus und warten auf die nächste ausgelaugte Neuerscheinung... Warum auch lange um den „heißen Wühltisch“ reden, schließlich lassen wir uns längst alle von modischen Trends mitreißen und geben lieber ein paar Mark mehr aus, als „out“ zu sein! Letztlich will auch Mr. Porter von etwas leben, selbst wenn es nur 250 DM im Winterschlussverkauf sind... Man gönnt sich ja sonst nichts!
Häufig gestellte Fragen zu "Nichts Neues unter der Sonne- Kleidung früher und heute"
Worum geht es in dem Text?
Der Text ist eine Betrachtung über Kleidung und Mode von der Römerzeit bis in die 1990er Jahre. Er argumentiert, dass viele moderne Modetrends lediglich Wiederholungen älterer Stile sind und kritisiert den Konsumismus und den Druck, sich dem Modediktat zu unterwerfen.
Welche historischen Epochen werden im Zusammenhang mit Kleidung erwähnt?
Der Text bezieht sich auf die Römerzeit (inklusive des Römervicus an der Blies), die 1950er, 1960er, 1970er und 1990er Jahre.
Was kritisiert der Text bezüglich moderner Mode?
Der Text kritisiert die Wiederholung alter Trends, den übermäßigen Konsum, die Konzentration auf Markennamen statt Qualität und den sozialen Druck, teure Kleidung zu tragen, um "in" zu sein.
Welche Marken werden im Text erwähnt?
Hugo Boss, Ralph Lauren, Sir Benni Miles, Miss Sixty, Osiris, és, Pash Freeman T. Porter werden erwähnt.
Was ist die Hauptaussage des Textes in Bezug auf Modetrends?
Die Hauptaussage ist, dass es im Grunde nichts Neues gibt ("Nihil novi sub sole") und dass viele aktuelle Modetrends lediglich aufgewärmte Versionen vergangener Stile sind.
Welche Beispiele für wiederkehrende Modetrends werden genannt?
Die Caprihose der Fünfziger und die Schlaghose der Sechziger und Siebziger werden als Beispiele für wiederkehrende Trends genannt.
Was schlägt der Text ironisch in Bezug auf das Freilichtmuseum Schwarzenacker vor?
Der Text schlägt ironisch vor, einen Original-Pash-Freeman T. Porter-Toga-Shop im Museum zu eröffnen.
Wie wird das Schuhwerk im Text beschrieben?
Der Text vergleicht die Ledersandalette der Römer mit den "fetten" Turnschuhen moderner Zeiten, die oft Markennamen tragen und als unbequem kritisiert werden.
Welche gesellschaftlichen Aspekte werden im Bezug auf Kleidung angesprochen?
Der Text thematisiert gesellschaftliche Abgrenzung durch Kleidung, Konsumverhalten und das Urteilen über andere auf Basis ihrer Kleidungswahl.
- Arbeit zitieren
- Christina Klein (Autor:in), 2000, Mode - Nichts neues unter der Sonne, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96534