Sprachentwicklung


Seminararbeit, 2000

13 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2.Hauptaspekte der Sprache

-Struktur und Bedeutung

3.Theorien der Sprachentwicklung
3.1. Skinner
3.2. Chomsky
3.3. Bandura

4.Anfänge des Sprechens
4.1. Vorsprachliches Stadium - Frühe Vokalisation
4.2. Sprachliches Stadium - Merkmale des Sprechens

5.Stimmentwicklung

6.Eigentümlichkeiten der kindlichen Sprache

7.Zusammenfassung

„ Jeder Gegenstand, jede Sache, jedes Ding wird gleichsam erst für das Kind durch das Wort.

Vor dem Wort war es für das Kind, wenn auch das Auge es wahrzunehmen schien, noch gar nicht vorhanden!“

Friedrich Fröbel

1. Einleitung

Die Nutzung einer symbolischen Sprache ist des Menschen charakteristischste und komplexeste Errungenschaft. Keine andere Spezies versteht es sich so untereinander zu verständigen. Keine Tiergesellschaft hat jemals eine solche Sprache entwickelt. Sprache ist ein beliebiges System von Symbolen. Auch die menschliche Gesellschaft könnte ohne Sprache nicht funktionieren. Dank der Sprache können wir zahllose Botschaften, Bedeutungen, Absichten, Gedanken, Forderungen und Informationen weitergeben. Wir können komplexe, schwierige Sätze, die wir nie zuvor gehört haben, hören und verstehen und sie interpretieren und beurteilen.

Kultur, der aufgebaute Schatz der Gesellschaft an Kenntnissen, Weisheiten, und Anschauungen, werden zum größten Teil mit Hilfe von geschriebener oder gesprochener Sprache von Generation zu Generation weitergegeben.

Sprache spielt bei allen geistigen Vorgängen, wie zum Beispiel Denken, Erinnern, Schlussfolgern, Problemlösen und Planen eine wichtige Rolle. Unser Wissen wurde uns durch Worte und Symbole vermittelt und so können wir erkennen, das Sprache alle Aspekte des menschlichen Verhaltens beeinflusst.

Der Erwerb der Sprache ist einer der dramatischsten Stufen der kindlichen Entwicklung. Alle „normalentwickelten“ Kinder können etwa mit 4 Jahren sprechen, unabhängig vom Kulthurkreis. Durch Sprache öffnet sich für das Kind eine ganz neue Welt des Lernens. Durch verbale Vermittlung reagieren Kinder auf bekannte Dinge entsprechend, wenn sie nur deren Namen hören.

Die Entwicklung der Sprache ist ein sehr komplexer Prozess, der nur teilweise erforscht ist und deshalb aus Theorien besteht, die nicht in allen Fällen als Lernprozess zu verstehen sind.

2. Hauptaspekte der Sprache

Jede Sprache hat zwei Hauptaspekte - Struktur (fundamentale Einheit von Wörtern und Lauten, sowie Regeln nach denen sie zu ordnen sind) und Bedeutung (konventionelle, willkürliche Zeichen für gemeintes, für Objekte und Ereignisse)

Die Struktur besteht aus einem Lautsystem (Phonologie), Bildern in Worten aus Lauten (Morphologie) und Wortverbindungen (Syntaxen). Sprache besteht aus elementaren Lauten, sog. Phoneme. Dies sind zumeist Vokale und Konsonanten, die ungefähr Buchstaben eines alphabetischen Schreibsystems entsprechen (lautliches Segment als kleinste bedeutungsunterscheidende sprachliche Einheit). Aus Phonemen entsteht eine größere Einheit, ein Morphem (kleinste linguistische Einheit zur Analyse von Sprachphänomenen). Jede Sprache hat ihre eigenen Regeln für Phonemkombinationen. CHOMSKY, der prominente Linguist und Sprachtheoretiker, behauptet, dass jeder Satz eine Oberflächenstruktur und eine Tiefenstruktur hat. Die Oberflächenstruktur bezeichnet das, was wir tatsächlich vernehmen. Die Tiefenstruktur meint die logische Grundbeziehung, die in dem Satz ausgedrückt wird. Sie ist abstrakter und hängt von der Bedeutung ab.

Beispiel: gleiche Oberflächen- aber unterschiedliche Tiefenstruktur

1. John is eager to please. - John ist bemüht, zufriedenzustellen.
2. john is easy to please. - John ist leicht zufriedenzustellen.

Neuerste Arbeiten befassen sich mit der semantischen Absicht des Kindes und seinen Mitteln zur Entzifferung dessen, was andere sagen. Die Semantik (=Bedeutung) erkennt, das die Sprache das wichtigste Medium für soziale Interaktionen und kognitive Funktionsweisen ist.

3 wesentliche Punkte der Sprache:

1. Durch die sprachliche Benennung ist es möglich, sich mit Dingen zu beschäftigen die hier und jetzt nicht vorhanden sein müssen.
2. Durch die Sprache haben wir eine große Bereicherung der menschlichen Beziehung. Wir können uns Mitteilen.
3. Mit Hilfe der Sprache kann man etwas unternehmen, ohne praktisch tätig zu sein.

3. Theorien der Sprachentwicklung

Wie Sprache funktioniert und entsteht, wie Kinder die Fähigkeit erwerben Sätze zu sprechen und Bedeutung und Gedanken mitzuteilen, damit beschäftigten sich folgende Theoretiker:

3.1. SKINNER

Der Lerntheoretiker Skinner erforschte das Aneignen von Sprache im Sinne von Assoziationen zwischen Stimulus und Reaktion und Belohnung oder Verstärkung. Eine Theorie die auf Forschung über Lernen mit Tieren zurückgeht.

Nach Skinner wird Sprache durch operante Konditionierung gelernt. D.h. dem Versuchsobjekt wird ein verstärkter Reiz unmittelbar nach dem Vollzug einer bestimmten Reaktion dargeboten. Operant deshalb, weil das Tier eine Handlung vollziehen muss, um den Reiz zu erhalten. Die Konditionierung ist vollbracht, wenn das den Reiz hervorbringende Verhalten schneller, nachdrücklicher oder häufiger erfolgt. Dieser Theorie zufolge basiert operantes Konditionieren verbalen Verhaltens auf selektivem Verstärken von Lauten und Lautkombinationen durch die Umwelt. Babys äußern Laute spontan und Eltern oder andere Umweltpersonen verstärken Laute in differenziert Weise. Mit wachsender Reife des Kindes werden Annäherungen an seine Wörter stärker belohnt. Nach dieser Theorie lernen Kinder durch Bekräftigung, die sprachliche Reaktion der Eltern zu imitieren. Doch unterliegt es keiner „Reizkontrolle“ und bei Belohnung wird das Kind auch in unpassenden Momenten das Verhalten wiederholen. Wenn das Kind mit der Zeit erkennt, dass es die Belohnung nur bekommt, wenn der Umweltreiz auch präsent ist, dann spricht man von kontrollierter operanter Konditionierung. Diese Theorie berücksichtigt allerdings nicht den Beitrag des Kindes zum Erlernen und Meistern der Sprache und hat deshalb nicht wesentlich zur Erforschung der Sprachentwicklung beigetragen. Es lassen sich nach ihrer Ansicht weder die erstaunlich rasche Entwicklung des kindlichen Sprachverständnisses noch die frühzeitigen Beherrschungen syntaktischer Regeln erklären.

3.2. CHOMSKY

Während Verstärkung und Imitation beim Spracherwerb zweifellos eine wichtige Rolle spielen, reichen sie nicht als Erklärung für den Prozess selbst aus.

Chomsky hält auch die Fähigkeit für nötig, andere Sprachdaten, das sog. Input, zu verarbeiten und daraus korrekte, annehmbare grammatische Formen zu schließen. Chomsky nimmt ein von der Natur vorgegebenes System an, das „language acquisition device“ (LAD), zu Deutsch, Spracherwerbsvorrichtung. Eine Struktur die von vornherein so angelegt ist, dass es dem Kind ermöglicht Sprache zu verarbeiten, Regeln zu konstruieren und Sprachäußerungen zu verstehen sowie selbst hervorzubringen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Durch komplexe, noch unbekannte Mittel verarbeitet das Kind das sprachliche Input. Das LAD muss universell einsetzbar sein und in jeder Sprache erworben werden können.

Ein Beweis für die Existenz des Sprachverarbeitungsmechanismus ist die vorhandene Neurologie des Menschen für Sprache.

3.3. BANDURA

Bandura vertritt dir Theorie, dass das soziale Lernen sich aus Beobachtung und Nachahmung das Verhaltens eines Vorbildes ergibt, und zwar ohne viel Bekräftigung. Das Nachahmen spielt eine wesentliche Rolle für das Zunehmen des Wortschatzes, sowie für das Bekannt werden mit grammatischen Strukturen. Nach Ansichten von Theoretikern ist für das soziale Lernen und den Spracherwerb, ein gewisses Maß an Vorbildwirkung notwendig. Diese Theorie kann aber nicht erklären, wieso sprachliche Entwicklung so bemerkenswert rasch fortschreitet und so außerordentlich schöpferisch ist.

Merkmale der menschlichen Sprache:

- Schnelles Schwinden (Signal ist vorübergehend)
- Austauschbarkeit (jede gesprochene Mitteilung kann reproduziert werden)
- Totales Feedback (Sprecher kann seien eigen Äußerung verstehen und hören)
- Semantizität (Äußerung ist nicht notwendig mit der Anwesenheit des Bezeichneten verbunden)
- Traditionelle Überlieferbarkeit
- Produktivität (noch nie gehörte oder geäußerte Ausdrücke sind möglich)
- Diskretheit (einzelne Töne besitzen für den Hörer eine Identität)
- Spezialisierung (Mittel für die Kommunikation dienen nur dazu)
- Ersetzbarkeit (man kann über räumlich oder zeitliche entfernte Dinge sprechen)
- Der vokal-auditorische Kanal
- Ausbreitende Übertragung und gerichteter Empfang (als Folge der Verwendung des vokal-auditorischen Kanals)
- Dualität der Muster (eine kleine Menge bedeutungsloser Elemente kann durch Regeln zu einer größeren Menge von übergeordneten Elementen kombiniert werden)

4. Anfänge des Sprechens

In den ersten Phasen des Lallens, Gurgelns oder Plapperns sind alle Kinder in den unterschiedlichen Sprachkulturen gleich. Zu den ersten Lauten zählen k, g, x, i und a. Unabhängig von der Sprache, die das Kleinkind in seiner Umwelt vernimmt, werden die ersten sinnvollen Laute mit der Zungenspitze, vorne im Mund, hervorgebracht. Das frühe Auftreten der Sprachlaute m und p mag wohl der Grund sein, dass Mama und Papa die ersten Worte sind. Die kindliche Sprachentwicklung ist in zwei Phasen unterteilt:

4.1. Vorsprachliches Stadium

Die Stimmbänder sind sofort nach der Geburt fähig Laute von sich zu geben àder 1. Schrei! Im Grunde sagt man, das Kind schreit nur in Situationen in denen es Hilfe, Nahrung oder körperliche Nähe braucht. Jedoch behaupten Moses und Ringel, dass der Schrei einer Urform zu Grunde liegt - Urschreitheorie!

Nach wenigen Wochen entwickelt das Kind einen Ruf. Die „Wenn-Dann“ Situation tritt ein: “Wenn ich schreie, dann kommt die Mutter“. Dies ist die 1. absichtliche Intelligenz- und Willenshandlung und erscheint die Mutter erlebt das Kind Erfolg. Diese Verhaltensweise wird wiederholt und so bildet diese Assoziation die Grundlage für die Entwicklung von Intelligenz. Bei guter Förderung werden bis zum 3. Lj., 70% der Intelligenz ausgebildet.

Wenn der Schrei zum Ruf wird, ist das der erste Schritt zur Sprache. Mit 6 - 8 Wochen beginnt das Kind mit zunächst unbewussten Gurgel und Schnalzlauten. Erst mit der Zeit macht das Kind dieses Geräusche bewusst nach. Man kann mit dem Kind in Dialog treten, indem man diese Laute zurückgibt. Dies erfolgt meist automatisch und unbewusst. Mit etwa 3 - 4 Monaten erfolgt die Lallphase. Das Kind begreift das es den Mund öffnen und schließen kann und dabei durch Verwendung von Vokalen, Laute nutzt. Welche Laute das Kind produziert, ist eher zufällig und von der Mundöffnung abhängig. Die Kinder lallen, wenn sie glücklich und zufrieden sind. Sie hören ihren eigenen lauten zu und so ergeben sich Lallmonologe. Lallmonologe sind sogenannte Echolalien.

Dies ist ein Experimentieren mit Lauten und Buchstaben. Bei tauben Kindern verschwindet das Lallen nach kurzer Zeit, da sie die Rückmeldung nicht wahrnehmen können.

Ab dem 4. Monat ist das Kind daran interessiert Vorgesagtes nachzuahmen. Deshalb ist es gerade hier wichtig mit dem Kind richtig und nicht in der „Baby-Sprache“ zu sprechen, sonst lernt das Kind nämlich nie sich richtig zu äußern.

Mit ungefähr 6 Monaten beginnt das Kind Dinge anzuplappern.

4.2. Sprachliches Stadium

(0,6 - 1)

Einwortsatz: Kinder bilden Begriffe aus, und Dinge zu erkennen und reagieren auf Fragen mit Gesten und einzelnen Worten, das sog. holophrastische oder synkretische Sprechen, bei dem einzelne Wörter einen Gedankenkomplex wiedergeben werden. Gegen Ende des ersten Lebensjahres werden eigne Namen für Personen, Objekte oder Handlungen entwickelt. Mit Stimme, Mimik und Gestik wird ein Begriff variiert àEinwortsatz! So bedeutet ein Wort, einen ganzen Satz. Die Bezugspersonen sollten nicht immer sofort reagieren, damit das Kind sich sprachlich ausdrückt, was es will und rückfragt und anfordert. Wenn das Kind nicht zum Reden kommt, resigniert es oder redet zu schnell und laut.

(1 - 1,5)

Mit ca. 11 Monaten stagniert die kindliche Sprachentwicklung, da das Kind meist in diesem Alter zu laufen beginnt.

Das Fragealter: Begriffe werden erfragt und durch 100maliges wiederholen merkt sich das Kind diesen.

Individuellbegriff: z.B. Mama

Pluralbegriff: z.B. Personen die weiblich sind, werden auch als Mama bezeichnet Konzeption: Ein Konzept für das begriffliche Erfassen von Aspekten, Eigenschaften oder Relationen von Gegenständen oder Sachverhalten. Im Alter von 13. Monaten kann in etwa gesagt werden, das das Kind 80 - 100 Wörter sinngemäß erfassen kann.

(1, 5 - 2)

2- Wortsätze: Wörter und Aktionen werden verbunden und kombiniert, z.B. backe Kuchen, wo Papa, .., auch Eigenschaftswörter werden verwendet. Das wichtigere Wort wird voran gestellt, da so die Bedeutsamkeit unterstrichen wird. Diese Phase wird unter anderem Aktionsphase genannt, da die Kinder sehr aktiv sind und einen starken Entdeckungsdrang haben. 2-Wortsätze werden aneinander gereiht und so können einfache Geschichten erzählt werden. Für das Erlernen einer grammatikalisch richtigen und schönen Sprache ist es wie auch in der Lallphase wichtig, dass die Bezugspersonen langsam, schön, viel und in Schriftsprache sprechen. Wenn Kinder Ketten von mehr als zwei Wörtern zu fügen beginnen, werden ihre Sätze komplizierter und gewinnen eine hierarchische Struktur. Das heißt, sie können den Sinn von Satzelementen und Untereinheiten analysieren.

(2 - 2, 5)

Der geformte Mehrwortsatz ist der Grundstein für die Kommunikationsebene im späteren Leben. Das Kind durchschaut nun schon, dass die Sprache nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten abläuft. Es kann Hauptsätze bilden und erlernt die Grammatik. Das Aneignungsalter für diese Form schwankt bei Kindern, aber die Reihenfolge der Aneignung ist bemerkenswert einheitlich. Die Kinder haben auch ein frühes semantisches Verständnis in diesem Alter, dies bedeutet sie kennen den Unterschied zwischen Ortsunterschieden. Wieder wurde ein Grundsatz oder eine Regel erworben und angewendet. Die Kinder sprechen mit vielen und gleichen Bindewörtern und stellen mit ihren Aussagen immer Tatsachen fest. Sie dokumentieren ihre Handlungen oder fragen danach. Mit etwa 2 Jahren hat das Kind einen Wortschatz von 200 - 300 Wörtern.

(2,5 - µ)

Hypotaxen bestehen aus Haupt- und Nebensätzen. Diese Satzunterordnungen dauern seine Zeit, bis sie gefestigt sind. Ab diesem Zeitpunkt verfügt das Kind bereits über ein Vokabular von 1000 Wörtern. Zwischen dem 3. und 5. Lj. erweitert das Kind seinen Wortschatz durchschnittlich im Monat um über 5o Wörtern. Das Vokabular eines Kindes ist konkreter eines Erwachsenen, aber es fehlen ihm die Abstraktionen die unsere Sprache so bildhaft gestalten.

5. Stimmentwicklung

Die Sprache entsteht durch Artikulationsorgane, die aus Stimmbändern, Zunge, Lippen und Gaumen bestehen.

Nach MOSES gliedert sich die Stimmentwicklung in 3 Phasen:

1. Schreiphase: Diese findet in den 1. drei Lebensmonaten statt. Das Kind schreit um sich „frei“ zu schreien. Urschreitheorie nach A. JANOV. Dieser behauptet der Urschrei ist ein Verzweiflungsschrei und Ausdruck dessen, dass sich der Mensch nicht nach seinen eigenen Gesetzen entwickeln darf. Der Urschrei muss relativ oft wiederholt werden, um zu seinem eigenen Ich zu kommen. In der Urschreitherapie schreit man seien Probleme heraus.
2. Rufphase: findet zwischen dem 2. und 4. Monat statt. Es wird eine Beziehung zu den im Umfeld befindlichen Menschen aufgebaut und kann so durch das „Rufen“ Hilfe holen. Das Kind erwartet durch sein Schreien Antwort und Rückmeldung. Erfolgt dies nicht und wird das Kind schreien gelassen, erfährt das Kind keinen Dialog. Dies kann schlimme soziale Störungen hinterlassen.
3. Lautbildungsphase: Die Sprache bildet sich erst schrittweise vom 4. Lebensmonat bis zum 2. Lebensjahr aus. In der Lallphase bilden sich bei einem gesunden Kind drei Genüsse aus: 1. Erotischer Genuss 2. Ansprechung des Rhythmus und der Motorik 3.Bezug und Spaß an der eigenen Stimme beim Zuhören. Menschen hören sich selbst gerne reden.

Echolalie in der Lallphase ist sehr wichtig. Wenn das Kind selbst mit sich redet, lernt es die Sprache besser kennen. Es ist voller Aufnahmebereitschaft und Tatendrang. Können die Kinder sich selbst nicht hören, stellen sie das Sprechen bald ein. Durchlebt ein Kind die Phase der Echolalie nicht, ist es entweder seiner Evolution voraus oder in seiner Entwicklung gestört.

6. Eigentümlichkeiten der kindlichen Sprache

a) Ich bezogenen sprachlichen Äußerungen des Kleinkindes

-Das Kind spricht, auch wenn ihm niemand zuhört - Monologe. Das Kind kann noch nicht leise denken!
-Es hat gerne Zuhörer braucht sie aber nicht unbedingt. Es sind, ab dem 1. Lj., ca. 100 Wiederholungen eines Wortes notwenig, um es zu festigen.
-Ab 1, 5 Jahren ist der Monolog und die damit verbundenen Sprache mit einer Tätigkeit verbunden.
-Das Kind kann seinen Sprache nicht verinnerlichen und spricht Gegenstände an. Mit dem Mitsprechen kann sich das Kind vom Material ablösen. Es kann über Gegenstände sprechen ohne diesen sehen zu müssen.
-Fabulieren: ist das Monologisieren zu einem Gegenstand. Die erste Form dessen ist das Rollenspiel.
-Kollektivmonolog: wenn Kinder nebeneinander spielen und nicht miteinander reden. Es ist egal was die anderen reden. Anweisungen von Erwachsenen werden aufgenommen, bei Streit hören sie auch zu und in diesem Alter werden diese immer handgreiflich gelöst. Sie gehen nur auf Erwachsene ein, Gleichaltrige werden nicht geachtet.

b) Sozialbezogenen sprachliche Äußerung

-Angepasste Informationen: wünsche werden ausgedrückt. Informationen sind sachbezogenen Behauptungen und Feststellungen, die Kinder nicht begründen können. Den Sachverhalt im eigenen Ermessen abändern, bedeutet Lügen. Die Kinder können aber erst dem 5 Lj. bewusst die Unwahrheit sagen.

Sprachfehler nehmen in den letzten Jahren zu.

Gründe: Fernsehen, Eltern beschäftigen sich zu wenig mit den Kindern.

Symptome (Syndrom ist eine Mehrzahl vom Symptomen) dabei sind:

1. verringerter Wortschatz: 1 jährige haben Konzept für Benennung von Dingen oder Personen - Oberbegriffe. Wenn das Kind nicht fragt was das ist oder wie das ist, dann wird es nicht sprachlich gefördert. Diese Kinder werden nie wissen was sie reden.
2. Erschwerte Wortbildung: Wenn einem Kind DAS Wort für einen Begriff oder eine Handlung nicht einfällt, dann muss es bis zum 5. Lj. perfekt umschreiben können. Sie beginnen erst ab dem 3. Lj. mit dieser Stufe.
3. Fehlerhafte grammatische Durchgliederung:

-Stammeln (Dyslalie): Artikulationsfehler, manche Laute können nicht ausgesprochen werden und werden umgangen, z.B. statt R ein L = Rhotazismus; Schwierigkeiten mit dem S à Zischlaute = Sigmatismus; statt K ein T = Kapathismus; statt G ein D = Gammazismus
-Lispeln: Anstoß an den Zähnen mit der Zunge
-Stottern: ist eine Redeflussstörung durch Laut-, Silben-, Wort und/oder Satzteilwiederholungen. Jedes Kind durchläuft eine Stotterphase aber nur für 4 - 5 Monate im Alter von 2,5 - 5 Jahren. Das Denken und Sprechen sind inhaltlich, in dieser Phase nicht einheitlich.
-Poltern: überhastetes, schnelles Sprechen mit wenigen Pausen, undeutlicher Aussprache und ungeordneter Erzählweise in bezug auf den Inhalt.

Bis zum 5. Lebensjahr sollten diese Fehler verschwunden sein, ansonsten sind sie pathologisch und haben psychische oder physische Gründe. Kinder mit Sprachfehlern kommen mit ihrer sozialen Umwelt oft nicht zurecht und resignieren durch Verhänselungen in der Sprachbereitschaft. Das Selbstwertgefühl ist geschwächt und das Sprechen wird vermieden oder nur sehr leise ausgeführt. Dies führt dann meist zu großen sozialen Schwierigkeiten!!

Der Sprachpädagoge SEEMANN sieht die Ursprünge für Sprachfehler in einer Störung der motorischen Funktion. Einerseits in der Verkürzung der Pausen zwischen den Wörtern andererseits durch die Beschleunigung des Redeflusses.

7. Zusammenfassung

Die Sprache ist die charakteristischste Errungenschaft des Menschen, da sie in sozialen Interaktionen sowie im kognitiven Funktionsgeschehen von bedeutsamer Rolle ist. Wie die Sprache im Kind entsteht, hängt laut einiger Theoretiker entweder vom Umfeld, der Belohnung oder einer eingebauten Sprachentschlüsselungsmaschine (LAD), ab. All diese Faktoren sind wahrscheinlich verantwortlich, für das schnelle und grammatikalisch richtige Erlernen der Sprache. Das Vorbild der Bezugspersonen ist dabei auch wesentlich, für die sprachliche Entwicklung des Kindes, so wie das soziale Umfeld indem es aufwächst.

Literaturnachweis:

1. P.H: Mussen/J.J. Conger/J. Kagan: Sprache und kognitive Entwicklung. Lehrbuch der Kinderpsychologie. 1981
2. H. Hörmann: Psychologie der Sprache. 1967
3. Rainer Zwisler: Sprachentwicklung. 1999
4. Ernst Nowotny: Psychologie: Denken - Sprache - Sprechen. 1980

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Sprachentwicklung
Autor
Jahr
2000
Seiten
13
Katalognummer
V96647
ISBN (eBook)
9783638093231
Dateigröße
407 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sprachentwicklung
Arbeit zitieren
Natascha Sentesch (Autor:in), 2000, Sprachentwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96647

Kommentare

  • Gast am 8.3.2005

    Schriftsprache vs. gesprochene Sprache!.

    Gute Arbeit, nur eine Sache ist mir aufgefallen:
    Eltern sollten gerade _nicht_ mit ihrem Kind in 'Schriftsprache' reden, denn dadurch lernt das Kind 1. die Worte falsch (gehen statt gehn) und 2. wird es verwirrt, da ja alle anderen Leute inklusive der Eltern, wenn sie mit anderen Leuten sprechen, ganz anders reden. Deutliches Sprechen ist wichtig, aber bloß nicht gekünstelt und hyperkorrekt! Schriftsprache und gesprochene Sprache sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe, was in der Didaktik leider oft vergessen wird.
    Grüße
    KR

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Titel: Sprachentwicklung



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