Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Theorie der langen Wellen
2.1 Rolle der Basisinnovationen
2.2 Bisherige Kondratiefffzyklen
3 Die Informationsgesellschaft
3.1 Information als eine Wachstumsressource
3.2 Indikatoren der Informationsgesellschaft
4 Information und Dienstleistungsgesellschaft
5 Dienstleistung mit Wachstumspotential
5.1 Entwicklung der Dienstleistung
5.2 Dienstleistung heute
5.3 Zukunft Dienstleistung
5.3.1 Produkt und Dienstleistung kombinieren
5.3.2 Innovationen und Dienstleistung
6 Gesundheitswesen
7 Fazit
8 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
„Die Welt wird sich bis 2010 mit einem Tempo verändern, das heute noch kaum vorstellbar ist.“1 (Otto Graf Lambsdorf, ehem. Bundeswirtschaftsminister) Immer schneller ändert sich das Umfeld in dem die Menschen leben. Mit der Entwicklung neuer Technologien werden viele Dinge einfacher schneller, bequemer. Der Mensch ist gezwungen, sich dem schnellen Wandel anzupassen. Neue Entwicklungen und Erfindungen ermöglichen schon seit Jahrhunderten Konjunkturaufschwünge, welche wiederum Auswirkungen auf den Wohlstand, die Arbeit und das Leben der Menschen haben.
Zur Zeit steht unser Wirtschaftssystem jedoch vor einer Wende. Einerseits ver- zeichnet Deutschland sowie auch andere Länder steigende Arbeitslosenquoten und anderseits gehen immer mehr Unternehmen an die Börse, um sich Kapital für weitere Investitionen zu beschaffen. Der deutsche Aktienindex DAX ist Ende 1999 auf über 7000 Punkte geklettert und die Gewinne steigen in einigen Branchen e- norm. Diese Tatsache reicht jedoch nicht aus, daß ganze Volkswirtschaften ihr Bruttosozialprodukt steigern können. Was führt zu dieser ungleichmäßigen Vertei- lung? Deutschland hat fast 4 Millionen Arbeitslose und andere Stellen können nicht besetzt werden. Wie kommt es zu diesen Schwankungen?
Nikolai Kondratieff stellte dazu Anfang des 19. Jahrhunderts eine Theorie auf, die unter Punkt 2 und im Verlaufe dieser Arbeit näher erläutert werden soll. Diese Theorie gibt erste Erklärungsansätze für Konjunkturschwankungen, die langwierige Auswirkungen auf unser Wirtschaftssysteme haben.
Kondratieff geht dabei von drei Gesellschaften - der Agrargesellschaft, der Industriegesellschaft und der Informtionsgesellschaft - aus, die sich in den letzten 200 Jahren nacheinander herausbildeten. Es stellt sich die Frage, wie diese Entwicklung weiter geht und welche Kapazitäten die Gesellschaft noch hat, um ein weiteres Wirtschaftswachstum zu ermöglichen.
So gibt es die verschiedenen Aussagen und erste Prognosen, welche Branchen sich zukünftig so entwickeln werden, daß eine ganze Volkswirtschaft davon profitieren kann. Zu nennen wären in diesem Zusammenhang z. B. Dienstleistungen, Biotechnologie, Gesundheitswesen.
In der folgenden Arbeit werden zunächst die bisherigen Kondratieffzyklen kurz dargestellt. Daran anschließend soll auf die Informationsgesellschaft näher einge- gangen werden, die zum Teil auch als „dritte industrielle Revolution“ bezeichnet wird.
2 Theorie der langen Wellen
Nikolai Kondratieff veröffentlichte im Jahre 1926 einen Artikel über „Die langen Wellen der Konjunktur“ und erklärte daß die wirtschaftliche Entwicklung Westeu- ropas und der USA nicht allein von kurzen und mittleren Konjunkturschwankungen gekennzeichnet ist. Somit war Kondratieff`s Erkenntnis der Auslöser für eine neue Forschungsrichtung, die bis heute unter dem Begriff „Theorie der langen Wellen“ bekannt ist. Damit ist es möglich, den Strukturwandel ganzheitlich zu thematisie- ren und einen komplexen Zugang zu den Problemen der Zeit zu finden. Die „lan- gen Wellen“ werden auch, nach seinem Entdecker, Kondratieffzyklen genannt. Diese Kondratieffzyklen sind nicht allein ökonomische Vorgänge. Diese stellen einen gesamtwirtschaftlichen Vorgang dar und sind ein Reorganisationsprozeß der gesamten Gesellschaft mit dem Ziel, Knappheitsfelder zu erschließen, um ei- nen Konjunkturaufschwung zu erzielen. So sind die Kondratieffzyklen durch lange periodische Phasen von Prosperität und Rezession gekennzeichnet. Diese langen Phasen werden von marktwirtschaftlich organisierten Nationen in einem Abstand von 40 bis 60 Jahren durchlaufen und stellen tiefgreifende Reorganisationspro- zesse, die einem bestimmten Ordnungsprinzip folgen, dar. Wird dieses Muster frühzeitig erkannt und verwirklicht, so kann am meisten von dem Aufschwung der Welle profitiert werden.
Eng im Zusammenhang mit den Konjunkturzyklen stehen besonders die jeweiligen Innovationsprozesse, Entwicklungen, Erfindungen durch welche erst ein Wachs- tum ermöglicht wurde. Die technisch - wirtschaftlichen Innovationen, die die soge- nannten Auslöser für eine Prosperität waren, werden Basisinnovationen genannt. Demnach ist in jedem Kondratieffzyklus eine Basisinnovation feststellbar.
2.1 Rolle der Basisinnovationen
Basisinnovationen sind Auslöser und Träger von Kondratieffzyklen, die wiederum umfassende Wirkungen z. B. neue Arbeitsplätze, Produktionsverbesserungen etc. auslösen. Wird die Basisinnovation technologisch betrachtet, so bestanden diese bisher aus drei Komponenten:
- Einem Kern, der die praktische Anwendung eines allgemein gültigen Na- turgesetzes darstellt, wie z. B. Gesetz der Thermodynamik bei der Dampfmaschine.
- Aus einem Bündel neuer Technologien, die aus dem Kern hervorgingen.
- Sowie einem Bündel älterer Technologien, die im Zusammenhang mit der neuen Technologie transformiert wurde und somit ein neues Technolo- giesystem bildet.
Die neuen Technologien, die aus dem Kern hervorgehen, haben darüber hinaus zweierlei Wirkungen. Zum einen eröffnen sie neue Märkte und zum anderen bie- ten sie traditionellen Märkten, die im vorhergehenden Kondratieffzyklus ausgereift waren, neue Entwicklungsmöglichkeiten. „Die Gegenseitige Befruchtung und die zahlreichen Wechselwirkungen zwischen den Gliedern der Basisinnovationen und dem gesellschaftlichen Umfeld führen zur Entwicklung zahlreicher neuer Produkte, neuer Dienstleistungen, neuer und verbesserter Produktionsverfahren sowie zu weitreichenden organisatorischen, sozialen und mentalen Veränderungen.“2
Die Länder die die Basisinnovation und die geistigen Strukturen eines Kondratieff- zyklus beherrschen, sind wirtschaftlich und technologisch erfolgreich. Bestes Bei- spiel hierfür ist Japan. Die Japaner erkannten sehr früh die strategische Bedeu- tung der Informationstechnik und lenkten gezielt deren Entwicklung. So gelang es Ihnen bis zum Jahre 1980 den Vorsprung der Amerikaner einzuholen. Im Gegen- satz zu den Europäern nahmen sich die Japaner mit Hilfe der Informationstechnik neuen Produktionstechniken an und stellten z. B. Autos wesentlich günstiger her.
Basisinnovationen und ihre zahlreichen Anwendungen bringen einen enormen Produktionsschub, mit dem sie das Wachstum der Weltwirtschaft über mehrere Jahrzehnte tragen. Japan wurde zur wirtschaftlichen Großmacht, weil es den Schwung des derzeitigen Kondratieffzyklus, den fünften, voll ausschöpfte.
Basisinnovationen können sich dabei gegenseitig in einem Zyklus ergänzen oder unabhängig voneinander auftreten. So sind durchaus mehrere Basisinnovationen in einem Kondratieffzyklus zu finden.
Ein wirtschaftlicher Erfolg läßt sich nicht allein über die Geldmenge und Staatsausgaben lenken, wie es die Keynesianer glaubten und eine Vollbeschäfti- gung wird der Markt auch nicht einpendeln. Für die weiteren Langzyklen wird die Qualifikation des Menschen und die Art seiner Tätigkeit immer mehr an Bedeutung erlangen und für das Wachstum, auch eines einzelnen Landes, entscheidend sein.
Die Kondratieffzyklen werden erst seit der Entstehung der Marktwirtschaft im 18. Jahrhundert beobachtet und seitdem hat die Gesellschaft bis heute fünf Zyklen durchlaufen.
2.2 Bisherige Kondratiefffzyklen
Erster Kondratieffzyklus
(Basisinnovationen: Dampfmaschine, Baumwolle)
Der Erste Zyklus beinhaltet vor allem den Übergang von der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft und war in der Zeit, Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, ausschlaggebend für die wirtschaftliche Entwicklung in Westeuropa und den USA. Basisinnovation dieses ersten Zyklus war die Entwick- lung der Dampfmaschine und damit im Zusammenhang die Entwicklung der Fab- rik und grundlegende Erneuerungen in der Textilindustrie. Durch diese Erfindungen waren Massenproduktionen möglich und ein Aufschwung des Textilgewerbes war die Folge. Aus der Konzentration der Arbeiter in Fabriken heraus entstand eine neue soziale Klasse, die der Arbeiter.
Mitte des 19. Jahrhunderts lief der erste Zyklus aus. Die Fabriken konnten ihre Produktion nicht weiter voran treiben, da der örtliche Bedarf abgedeckt war und Transportkosten zu hoch waren um die Produktion auszuweiten. Somit kam es zu einer Rezession der Konjunktur und einer damit verbundenen Massenarbeitslo- sigkeit sowie Armut.
Zweiter Kondratieffzyklus
(Basisinnovationen: Stahl, Eisenahn)
Die Rezession Mitte des 19. Jahrhunderts wurde mit der Erfindung der Eisenbahn überwunden und es entstanden somit neue Wachstumsmöglichkeiten. Der Zweite Zyklus wird auch als die große Zeit des Stahls bezeichnet. Der Stahl bot nun die Möglichkeit durch Brücken, Maschinen und Lokomotiven die Infrastruktur auszuweiten und die Produktivität enorm zu steigern.
Dritter Kondratieffzyklus
(Basisinnovationen: Elektrotechnik, Chemie)
Im dritten Kondratieffzyklus wurden Elektrizität und Chemie zu Trägern des Wandels. Somit reorganisierte sich die Gesellschaft und neu entstandene Potentiale konnten die Produktion von Produkten voran treiben. Ein enormer Massenkonsum setzte ein und fast alle Produktionstechniken wurden auf Elektroenergie umgestellt. „Es war der erste Langzyklus, der von der direkten Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse abhing (genauere Kenntnisse des Aufbaus der Materie und der Elektrodynamik).“3
Vierter Kondratieffzyklus
(Basisinnovationen: Petrochemie, Automobil)
In den USA und Deutschland begann dieser Zyklus nach der Weltwirtschaftskrise, in anderen Ländern erst nach dem zweiten Weltkrieg. Der individuelle Massenverkehr wurde durch die billige Petrochemie erschlossen und Automobilhersteller wurden als „leading sectors“ bezeichnet. Rund um diesen Sektor bildeten sich eine Vielzahl andere Branchen als z. B. Zulieferer oder Hersteller. Erstmals gewann auch das Dienstleistungsgewerbe einen bedeutenden Stellenwert.
„Im vierten Kondratieff erreicht und überschreitet die Industriegesellschaft ihren Höhepunkt. Die über die Jahrhunderte akkumulierten Umweltprobleme stellen die Zukunft der Industrie erstmals ernsthaft in Frage.“4
Fünfter Kondratieffzyklus
(Basisinnovation: Informationstechnik)
Erstmals wird nicht mehr ausschließlich die Verwertung von Bodenschätzen und Stoffumwandlungsprozessen in den Mittelpunkt gestellt. Mit dem kreativen Umgang mit Information wurde zu Beginn der 70er Jahre ein weltweiter technologischer, wirtschaftlicher und sozialer Wandel vollzogen.
Die Informatik stellt durch die Informationstechnik das wissenschaftliche Funda- ment dar, denn keine andere Branche kann eine überdurchschnittliche Wachs- tumsrate mit einem Produktionswert von ca. 1500 Mrd. US-Dollar aufweisen.
Bis in die frühen 70er Jahre verliefen Energieverbrauch und Wirtschaftswachstum nahezu proportional zueinander. Mit dem Beginn des fünften Zyklus drohte die enorme Entwicklung des Rohstoff- und Energieverbrauches die Umwelt zu überfordern und es mußte eine Möglichkeit gefunden werden, Wirtschaftswachstum ohne Steigerung des Energieverbrauches anzustreben. Nach der Systemtheorie gibt es nur zwei Inputgrößen „Energie“ und „Information“, die ein Wachstum ermöglichen. Die Energiequellen ist im Gegensatz zur Information in ihren Nutzungsmöglichkeiten begrenzt. Für diese Informationsnutzung sind heute jedoch noch keine Wachstumsgrenzen erkennbar.
3 Die Informationsgesellschaft
3.1 Information als eine Wachstumsressource
Die Wachstumsgrenzen in der Industriegesellschaft sind bald erschöpft und es gilt, neue Wachstumsquellen zu erschließen. Ausgangspunkt waren bisher überwie- gend Hardeware, Materialien und natürliche Rohstoffe. In der Informationsgesell- schaft ist in erster Linie der Umgang mit Information (Daten, Texte, Nachrichten, Bilder, Musik, Wissen, Ideen, usw.) für wirtschaftliche Entwicklung bedeutsam.
Im Gegensatz zu Rohstoffen, ist Information nicht an einen bestimmten Stand- punkt gebunden und somit von überall her verfügbar. Nun kommt es darauf an, ein dichtes Informationsnetz aufzubauen um den direkten Kontakt zum Kunden zu haben. So tritt erstmals auch der Mensch in seinen verschiedenen Rollen als Er- zeuger, Träger, Benutzer und Konsument von Informationen in den Mittelpunkt des Strukturwandels.
Die Informationsgesellschaft kann allerdings nie losgelöst von der Industriegesell- schaft betrachtet werden, denn nur mit einer Weiterentwicklung von Produkten und Techniken, kann Information besser und schneller zum Kunden gelangen. Der gleiche Zusammenhang ist zwischen Industrieprodukten (materielle Güter) und Dienstleistungen (immaterielle Güter) zu beobachten. Darauf soll jedoch erst spä- ter eingegangen werden.
Der entscheidende Anstoß zum Aufschwung in den fünften Kondratieffzyklus war mit der Entwicklung des Computers vollzogen, der die wichtigste technische Innovation darstellte und mit dessen noch andere Aspekte wie soziale, politische sowie geistige verändert wurden.
Die Entwicklung der Informationsgesellschaft hat ebenso Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und somit ist eine ganzheitliche Betrachtung des Wirtschaftssystems erforderlich. „Die Modernisierungsimpulse. Die von der Diffusion der Informations- gesellschaft ausgingen, auch heute noch ausgehen, haben zur Folge, daß sich die Gesellschaft in nahezu allen Bereichen reorganisiert. Dabei kommt es zu synerge- tischen Wechselwirkungen zwischen wissenschaftlichen, technischen, psychologi- schen und geistigen Veränderungen. Das Ganze wirkt wie ein sich aufschaukeln- der Regelkreis, als Ergebnis entsteht die Informationsgesellschaft.“5 Auf welcher Basis baut die Informationsgesellschaft auf? Was sind die entscheidenden Indikatoren, die eine Entwicklung der Informationsgesellschaft ermöglichen, daß eine ganze Weltwirtschaft davon profitieren kann.
3.2 Indikatoren der Informationsgesellschaft
Leo A. Nefiedow nennt in seinem Buch „Der sechste Kondratieff“ wesentliche Indi- katoren, die im Vergleich zur Industriegesellschaft, einen produktiven Umgang mit Information ermöglichen. Im folgenden sollen die Faktoren aufgeführt und näher erläutert.
Kriterium Investitionen
Nicht die Fabrik ist die Antriebskraft der Wirtschaft und Entwicklung sondern zum Teil weltweite Konzerne und Informationsbetriebe wie Netzbetreiber, Software- häuser, Medienkonzerne Beratungsunternehmen. Die hierarchische Organisation, die sich in der Industriegesellschaft und Massenproduktion aufgebaut hat, werden zunehmend durchbrochen und das Lean-Management mit kurzen Informations- wegen tritt mehr und mehr in den Vordergrund. Ebenso hat sich das Investitions- verhalten wesentlich geändert. Immer weniger wird in Fabrikbauten und Lagern investiert, sondern vielmehr in Forschung und Entwicklung sowie in die Infrastruk- tur der Telekommunikation.
Kriterium Arbeit und Arbeitsorganisation
In den strengen hierarchisch organisierten Industriebetrieben wurden die Produkte durch Weisungen der Mitarbeiter kontrolliert, die nur als Befehlsempfänger fun- gierten. Jeder Mitarbeiter nahm nur kleinere Arbeitsschritte an einem Produkt vor und hatte kaum eine Möglichkeit sich mit dem Produkt zu identifizieren oder Ver- besserungen vorzuschlagen. Mit der Informationsgesellschaft änderten sich die Arbeitsbedingungen, Anforderungen und Einstellungen der Führungskräfte und der Arbeiter.
Zunehmend bilden Büros, Konferenzräume, Heimarbeitsplätze u. a. den wichtigs- ten Dreh- und Angelpunkt im Arbeitsleben vieler Menschen die verkaufen, austau- schen, aufbewahren, verwalten und nicht mehr nur herstellen. Der Präsident des deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW) Professor Lutz Hoffmann sag- te gegenüber der Zeitschrift Impulse: „Ein Drittel der Erwerbstätigen arbeitet 2010 von zu Hause aus oder von unterwegs“.6 Somit nimm die Bedeutung der Fabriken enorm ab. Sicher rührt diese Tatsache auch daraus, daß mit weniger Personal und durch eine hohe Mechanisierung wesentlich mehr produziert werden kann.
Mit dem Wandel zur Informationsgesellschaft nimmt die Anzahl der sogenannten Kopfarbeiter erheblich zu. Mit diesem Wandel gingen auch Änderungen in der Arbeitsorganisation einher. So war es notwendig, die starr organisierten Strukturen mit ihren langen Informationswegen zu verändern und unter zu Hilfenahme der Informationstechnik effizienter zu gestalten.
Die Schlagworte lauten seither Dezentralisierung, Gruppenarbeit, Lean- Management, Workflow- Systeme, usw. Die Arbeiter sind mehr nur Befehlsempfänger, sondern aktive Mitgestalter und auch Partner.
So wird zum Beispiel in einigen Dienstleistungsunternehmen in den USA der Mitarbeiter ganz bewußt als ein Partner gesehen, deren Personalien nicht in einer Personalverwaltung, sondern in der Personalentwicklung verwaltet werden. Mit der Entwicklung der Arbeitsorganisation stehen auch andere Entwicklungen eng im Zusammenhang, unter anderen das strategische Management und die Unternehmensplanung. Zu diesem Punkt allerdings später. In der folgenden Abbildung soll der Unterschied der betrieblichen Informationsflüsse der Industrie- und Informationsgesellschaft einmal vereinfacht dargestellt werden.
Kriterium Qualifikation
Arbeiter in der Industriegesellschaft waren nicht hoch qualifiziert. Die oft einfachen Arbeiten konnten in wenigen Tagen erlernt werden und durch eine strenge Füh- rung und Befehlsgewalt der Führungskräfte war es nicht notwendig, daß Arbeiter kreativ sind und mitgestalten. Es war durchaus üblich, daß Arbeiter umlernten, die bisher auf dem Land arbeiteten und nun an der Maschine tätig waren. Dies war allerdings nur aufgrund der sehr einfachen Arbeiten notwendig und kann durchaus als ein positiver Faktor des Überganges von der Agrargesellschaft zur Industrie- gesellschaft angesehen werden. Dieser Tatbestand ist im Wandel zur Informati- onsgesellschaft nicht gegeben, denn die Anforderungen an einen Abeiter sind er- heblich gestiegen und ein kurzes Anlernen ist nicht mehr ausreichend.
Das Profil der Arbeitskräfte erfordert Fachausbildung, selbständiges Arbeiten und Teamfähigkeit. Hier muß besonders die Rolle des Staates erwähnt werden, der das Bildungssystem auf die neuen Anforderungen anpassen muß. So ist leider festzustellen, daß auch jetzt im 21. Jahrhundert die Ausbildungsplätze noch sehr stark an die Anforderungen der Industriegesellschaft ausgerichtet sind. Insbeson- dere für Deutschland wird dies zunehmend ein Thema bleiben an dem Staat und Privatwirtschaft intensiv arbeiten müssen, denn Deutschland ist nicht reich an Rohstoffen und kann nur durch hoch qualifizierte Arbeitskräfte am Weltmarkt kon- kurrieren.
Das daß Bildungssystem zur Zeit nicht ausreichend ist, zeigen die ungleiche Ver- teilung der offenen Arbeitstellen. So sind einerseits fast vier Million Menschen ar- beitslos und anderseits sind im Multimediabereich tausende Stellen unbesetzt. Die höherqualifizierten Tätigkeiten werden quantitativ stärker zunehmen. Diese Entwicklung soll in der folgenden Abbildung einmal veranschaulicht werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Entwicklung der qualifizierten Arbeiten7
Kriterium Motivation
Unternehmensziele waren überwiegend in der Industriegesellschaft auf Gewinn ausgerichtet und Mitarbeiter mit materiellen Dingen zum arbeiten zusätzlich moti- viert. So waren Geld, Prestige, Macht die Dinge, die zusätzliche Anreize schaffen sollten. In der Informationsgesellschaft wurde es notwendig, die Motivationsfakto- ren zu erweitern die auch für „Kopfarbeiter“ einen zusätzlichen Anreiz zur Arbeit und zu unbezahlten Überstunden darstellen. Dies kann zum Beispiel in Form ei- nes gemeinsamen täglichen Frühstücks im Team stattfinden, durch das indirekt Teamarbeit, Kooperation und Austausch das betriebliche Klima stärken. Eine wei- tere Möglichkeit die Mitarbeiter zu motivieren, ist diesem die bedeutende Rolle die dieser für das Unternehmen hat, sei es auch nur der Pförtner, zu verdeutlichen. So gibt es Unternehmen, in dem Der Partner (Mitarbeiter) des Monats sein Auto vor dem Haupteingang parken darf, wo sonst nur die Führungskräfte parken.
Kriterium Wettbewerb
Je günstiger ein Produkt war, um so wettbewerbsfähiger war es. Nach diesem Motto lief der Wettbewerb in der Industriegesellschaft. Hauptbestandteil der Gesamtkosten eines Produktes waren die Produktionskosten, die durch Massenherstellung und effiziente Maschinen gering gehalten wurden.
Mit der Informationsgesellschaft kommen zum Preis noch zwei weitere Wettbe- werbsfaktoren hinzu: Zeit und Qualität. Nun ist es entscheidend wer mit einer Idee am schnellsten auf dem Markt ist und so nah wie möglich am Kunden orientiert ist. Dies erfordert nicht nur qualifizierte Arbeiter sondern auch Flexibilität in der Ar- beitszeit. Die Informationsgesellschaft zeigt bis heute noch keine Grenzen auf, jedoch sind in Deutschland die Unternehmen durch Tarifgesetze u. a. Regelungen in ihrer Flexibilität eingegrenzt, was die Behauptung am Weltmarkt erschwert.
Um Raum und Zeit immer mehr zu durchbrechen und die Kundennähe rund um die Uhr zu gewährleisten, rückt das Internet als auch Electronic -Commerce immer stärker in den Mittelpunkt des Welthandels. Ein billige Produktkopie des Originals zu produzieren ist schnell möglich, jedoch ist Kreativität und Qualität gefordert um langfristig am Markt Bestand zu haben. So stiegen die Investitionen der Unternehmen im Bereich Forschung und Entwicklung in den letzten zehn Jahren enorm. In der folgenden Abbildung sind einige Firmen mit der Höhe der Investitionen für Forschung und Entwicklung im Jahre 1993 aufgezeigt .
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der Privatwirtschaft 1993 in Mrd. US-Dollar8
Kriterium Produktivität
Der Einsatz von Kapital und Maschinen ist zur Bestimmung der Produktivität in der Informationsgesellschaft nicht mehr ausreichend. So hatten die Änderungen der Anforderungen an die Mitarbeiter und Unternehmensstrategie das Einbeziehen weiterer wichtiger Einflußfaktoren zur Folge. Demnach spielen die sogenannten „weichen Faktoren“ wie Kooperationsfähigkeit und Einsatzbereitschaft eine ent- scheidende Rolle. Ebenso wird immer mehr die Kundenzufriedenheit als ein weite- rer Faktor mit einbezogen. Dies ist zunehmend Ende des fünften Kondratieffzyklus zu beobachten und wird ein wesentlicher Bestandteil des kommenden sechsten Kondratieffzyklus sein, was eng im Zusammenhang mit der rasanten Entwicklung des Dienstleistungsektors steht. Dazu jedoch in einem späteren Abschnitt.
Kriterium Wirtschaftspolitik
Auch wenn einige Länder ein Wirtschaftswachstum zu verzeichnen haben, werden die bisherigen Instrumente der Makroökonomie und mit einer Globalsteuerung nicht mehr ausreichend sein, um den Anforderungen der modernen Märkte ge- recht zu werden. Die Märkte verändern sich in einem immer schnelleren Tempo und dies macht es notwendig, die Wirtschaftspolitik ebenso flexibel und kreativ zu gestalten. Die hohe Zahl der Arbeitslosen und anderseits eine Unterbesetzung von Stellen sowie die wachsenden Probleme der Umweltzerstörung zeigen deutlich, daß die Wirtschaftspolitik in ihrer Funktion noch nicht genügend ist, um die Infor- mationsgesellschaft aktiv mitzugestalten und für das eigene Land zu nutzen.
Kriterium Recht
Zentrales Anliegen der Industriegesellschaft war der Schutz technischer und mate- rieller Erfindungen, Daten sowie die Durchsetzung von Menschen- und Bürger- rechten.
In einer Informationsgesellschaft in der Zeit und Raum keine Rolle spielen, ist es um so schwerer die Rechte anderer zu schützen und die Anforderungen an die Legislative wächst zunehmend. So verschiebt sich der Schwerpunkt zu immateriellen Gütern, wie Ideen, Programme, Konzepte, etc. und dies muß auf Grund der Globalisierung weltweit geschehen. „ Mit der Dematerialisierung des Rechts wird teilweise juristisches Neuland betreten“9, was das Anliegen von einem Rechtsstaat noch erschwert.
Kriterium Politische Macht
Der Konzentration politischer Macht in den Händen des Staates und einiger Großorganisationen wird der Boden nach und nach entzogen. Machtmonopole basieren heute auf der Manipulation von Informationen und sind auf die Unterdrückung des freien unabhängigen Informationsflusses angewiesen.
Die Auswirkungen des Informationszeitalters auf die politische Ordnung ist lange unterschätzt wurden. Die Diktatoren und kommunistische Regime konnten zwar einen „eisernen Vorhang“ aufbauen, jedoch hielt dieser nicht den Informationsfluten stand. Nur durch Informationen, war es den Menschen möglich, zu verstehen, wie eingeengt ihr Leben war. Dies führte zunächst zur Aushöhlung und schließlich zum Zusammenbruch des kommunistischen Systems.
Kriterium Bewußtsein
Schon seit Urzeiten ist es üblich, Traditionen zu bewahren und in der Familie wei- ter zu geben. Auch die Kirche hat einen nicht unerheblichen Einfluß auf den Glau- ben der Menschen. Mit Zunahme der Informationsflut wird der Glauben, das Wis- sen und die Einstellungen der Menschen immer stärker durch die Privatwirtschaft beeinflußt, die mehr oder weniger egoistisch nur das Ziel der Umsatzsteigerung verfolgt, ohne an die Folgen zu denken. Ein Blick in die Fernsehzeitung macht das Ausmaß der Entwicklung sehr gut deutlich. Gewalt und Mord sind mehr Thema von Filmen, als Solidarität, Hilfsbereitschaft und Moral. So sind Kirchen und Staat gezwungen, um dem Aufbau von verzerrten Vorbildern, Illusionen und Wertvor- stellungen mit Werbung entgegenzuwirken, ebenfalls Werbung zu betreiben.
4 Information und Dienstleistungsgesellschaft
Der Wachstum im fünften Kondratieffzyklus ist insbesondere der Entwicklung der Computer zu verdanken, die sich seit Mitte der 80er Jahre enorm beschleunigt hat. Immer leistungsfähigere Geräte und Netze und die zunehmende Verknüpfung verschiedener Anwendungen eröffnen ganz neue Perspektiven.
Im Jahre 1994 werden erstmals mehr Personalcomputer als Autos verkauft und wer sich mit dem PC nicht auskennt, hat langfristig keine Beständigkeit am Markt. Vielerorts wird diese Tatsache auch als die „dritte industrielle Revolution“ bezeich- net. Information und Wissen werden in der Informationsgesellschaft zu zentralen Wettbewerbsfaktoren. Somit haben heute Wirtschaftszweige, welche Informatio- nen und Wissen verkaufen, die höchsten Wachstumsraten. Mit dem Wachstum dieser Branchen wurden auch Möglichkeiten gesehen, die Arbeitslosigkeit zu min- dern. So geht die Unternehmensberatung Arthur D. Little davon aus, daß in den nächsten 15 Jahren ca. 210 000 Arbeitsplätze zusätzlich entstehen. Anderseits werden Arbeitsplätze wegfallen, bevor die sogenannten TIME-Branchen10 diesen Abbau auffangen können.
Neue Arbeitsplätze entstehen aber auch in vielen Bereichen, die von der positiven Entwicklung der Informationselektronik profitieren. In einer Umfrage der Zeitschrift „Impulse“ bei 100 namenhaften Politikern sowie Wirtschaftswissenschaftler und Unternehmer welche Branchen in Zukunft die besten Wachstumschancen haben, kam folgendes Ergebnis heraus:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Zukunftsbranchen lt. einer Umfrage11
Von einigen dieser Bereiche wird eine weitere Prosperität ausgehen und „der Motor“ für den nächsten Kondratieffzyklus sein. So sollen im weiteren Verlauf dieser Arbeit zwei dieser Branchen noch einmal näher betrachtet werden; die Dienstleistungsbranche und das Gesundheitswesen.
5 Dienstleistung mit Wachstumspotential
5.1 Entwicklung der Dienstleistung
Im vierten Kondratieffzyklus wird der Begriff „Dienstleistung“ erstmals erwähnt und es finden erste Erhebungen dieser Branche statt. Jedoch wird Dienstleistung schon seit Jahrhunderten in der Gesellschaft angeboten, jedoch in kleinerer Form. „Das Problem „Dienstleistung“, der Dienst von Menschen an und für andere Men- schen ist ein sozial-historisches Phänomen, die Begegnung von Menschen als Dienenden und Bedienten hat die Beziehung von Menschen seit Jahrtausenden - vielleicht seitdem Menschen zusammenleben - gekennzeichnet.“12
Das Bild der Dienstleistenden hat sich im Laufe der Zeit stark verändert. So war bis ins 19. Jahrhundert hinein, ein Dienstmädchen im Haushalt stark abhängig von ihrem Bedienten. Nach der französischen Revolution von 1789 wurde den Dienstboten das Wahlrecht versagt mit der Begründung, sie würden nur wählen wie ihre Herrschaft. Die Gegenwart eines Dienenden stellte in früher Zeit Macht und Wohlhaben dar. Die Dienstboten waren Teil der Lebensgemeinschaft und bekamen als Gegenleistung Unterkunft und Verpflegung.
5.2 Dienstleistung heute
Bis heute hat sich das Bild des Dienstleistenden enorm verändert. Auch wenn ei- nige Begriffe, wie z. B. des Kindermädchen, noch angewendet werden, wird im Gegensatz zu früher ein Dienst nur gegen Bezahlung erbracht. Es findet überwie- gend eine Transaktion auf der Ebene des Tausches statt, also Leistung gegen Geld. Unternehmen die Dienste anbieten oder bereitstellen werden als Dienstleis- tungsunternehmen bezeichnet und in statistischen Datenerhebungen mit einbezo- gen. Dies zeigt, daß die Bedeutung, besonders für den Arbeitsmarkt, erkannt wur- de und auch Fördermittel von Institutionen speziell für Firmengründungen im Dienstleistungsbereich vorhanden sind. Hingegen zur Eröffnung eines Restau- rants kaum Finanzierungshilfen vorhanden sind, da in diesem Bereich keine gro- ßen Wachstumsmöglichkeiten gesehen werden, um speziell auch die Arbeitslosig- keit zu reduzieren.
5.3 Zukunft Dienstleistung
Wenn die Zukunft der Dienstleistung analysiert werden soll, ist es notwendig, an- dere Branchen zu betrachten. Eine eigenständige Entwicklung der Dienstleis- tungsbranche ist nur schwer möglich, denn eine Leistung kann immer nur an einer Sache erbracht werden. Von der Innovation in der Informationsgesellschaft profi- tiert letztendlich auch die Dienstleistungsbranche, denn durch den Einsatz von Internet, Electronic Commerce, Videokonferenzen u. a. Möglichkeiten wurden neue Tätigkeitsfelder eröffnet. Des weiteren sind Wettbewerbsfaktoren Preis, Qua- lität und Marktanteil nicht mehr ausreichend um ein Produkt erfolgreich verkaufen zu können, denn all das sind Faktoren die ohne weiteres nachgeahmt werden können. So kam erstmals ein Computer von der Apple mit transparenten farbigen Gehäuse auf dem Markt und wenige Monate später zogen mit diesem Design an- dere Firmen nach. Der Vorteil des etwas anderen Design war schnell Vergangen- heit. Im folgenden sollen die beiden Möglichkeiten der Entwicklung von Dienstleistungen kurz dargestellt werden.
5.3.1 Produkt und Dienstleistung kombinieren
Die Zeit in der ein Nachfrageüberhang vorhanden war, ist schon lange vorbei. Auch die bisherigen Wettbewerbsfaktoren sind nicht mehr ausreichend, um ein Produkt verkaufen zu können. „Die Wachstumschancen werden von der Service- leistung bestimmt, da dieser Faktor wesentlich schwerer nachzuahmen ist.“(Hermann Cain)13 Besonders wenn es sich um Produkte handelt, die nicht je- den Tag benötigt werden und somit, nach der Bedürfnispyramide von Maslow, an der Spitze stehen, spielen wesentlich mehr Kaufkriterien eine entscheidende Rol- le. In dem Buch „Zur Psychologie der Dienstleistung“ wird eine, leider nicht empiri- sche, Abbildung ( Zeithaml, 1981; zit. nach Kotler & Bliemel, 1991, Seite 670) dar- gestellt. Diese stellt die Sicht der Kunden dar, nach welchem Grad der erlebten Sicherheit der Kunde ein Urteil über das Erworbene (Produkt oder Dienstleistung) fällt.
Demnach wird ein Großteil der materiellen Güter wie Bekleidung, Schmuck, Mö- bel, Häuser, Autos dominierend nach Prüfqualitäten bewertet, die vor dem Kauf beurteilt werden können. Hingegen ein Großteil der Dienstleistungen, wie Kinder- betreuung, Reparaturen, Beratung eine Frage des Vertrauens ist. Diese Trennung vermischt bei der Kaufentscheidung jedoch immer mehr. So kann die Werbung zwar versuchen die objektiven Kriterien, wie Preis, Farbe, Ausstattung, Qualität in geringen Maße eine Kaufentscheidung im Vorfeld vielleicht noch beeinflussen. Jedoch sind diese Kriterien leicht nachzuahmen. „Industrieprodukte lassen sich heute nicht mehr ohne Dienstleistung rund um das Produkt verkaufen.“14 Wenn davon ausgegangen wird, ein Verkaufsgespräch findet auf zwei Ebenen zwischen Verkäufer und Kunde statt. Die sachliche und die emotionale Ebene. Erst durch die emotionale Ebene wird ein Verkaufsgespräch individuell und wenn die Wün- sche, Empfindungen des Kunden wahrgenommen werden und darauf reagiert wird, baut sich schneller ein Vertrauensverhältnis auf. Diese Tatsache ist, wie in der obigen Abbildung dargestellt, teilweise Voraussetzung für eine Kaufentschei- dung, besonders bei Dienstleistungen. So wird ein Kunde, bei gleichen Produkten, bei dem Verkäufer kaufen, der ihm sympathischer war und ein besserer Service vorhanden ist. Alleine die Anforderungen an Bewerber für eine Arbeitsstelle zeigen deutlich, das soziale Kompetenz ebenso entscheidend ist wie Fachwissen. So wird der nächste Kondratieffzyklus stark von der Entwicklung der psychosozialen Kompetenz begleitet werden. Denn der Service und die Dienstleistung, die nicht durch Maschinen ersetzt werden können (noch nicht), machen ein Produkt indivi- duell.
5.3.2 Innovationen und Dienstleistung
„Die modernen Informations- und Kommunikationstechnologien machen Dienst- leistungen raum- und zeitunabhänig und erweisen sich als entscheidender Impuls für die Ausweitung des internationalen Dienstleistungshandels.“15 Eine Dienstleistung kann ohne die Entwicklung in anderen Bereichen nicht entste- hen, denn die eigentliche Leistung besteht nur in den Handlungen der Dienstlei- ster. Diese Handlungen bedürfen einer gewissen Basis. So entstanden mit der rasanten Entwicklung neuer Technologien neue Tätigkeitsfelder für die Dienstleistungsbranche, wie z. B. das Erstellen von Webseiten. Durch diese Ab- hängigkeit von Produkt und Dienstleistung ist es notwendig, daß beide Branchen eng zusammen arbeiten und nicht in Konkurrenz zueinander treten. Entwicklungen, die eine wachsende Zahl von Dienstleistern nach sich ziehen wer- den sind vor allem sein
- Electronic Commerce, das elektronische bei dem der Endkunde bestellt
- Electronic Commerce unter Unternehmen
- Das virtuelle Unternehmen, das nur von wenigen Leuten betrie- ben wird und auf Personal nur bei Bedarf gezielt zugreift und Zeitarbeitsfirmen in Anspruch nimmt16
- Weltraumerforschung und Entwicklung, welche Tourismus im Weltraum ermöglicht17
Im zweiten Kondratieff war es der Stahl und die Erfindung der Eisenbahn, der eine Ausweitung der Produktionskapazitäten ermöglichte, Engpässe beseitigte und für einen wirtschaftlichen Aufschwung sorgte. Die jetzigen Möglichkeiten und beein- flussende Faktoren bei der Herstellung eines Produktes (wie Rohstoffe, Arbeit, Boden) sind jedoch nicht endlos vorhanden und die Unternehmen stoßen an erste Grenzen. Die zunehmenden Umweltbelastungen machen diese Tatsache deutlich. So waren die Anwendungsfelder (Bekleidung, Transport, Massenkonsum, Indivi- duelle Mobilität) der Basisinnovationen der bisherigen Kondratieffzyklen an ihre Grenzen gekommen. Hingegen das Wissen noch keinerlei Grenzen aufzeigt. Be- sonders mit der Ausweitung des Internet spielen Raum und Zeit immer weniger eine Rolle. Die Gefahr bei Wissen und Qualifikation liegt in einem anderen Prob- lemfeld. Diese Probleme gehen einher mit der Überlastung des Menschen, was an den erhöhten Verlusten durch Krankheit und damit resultierenden Arbeitsausfall deutlich wird.
6 Gesundheitswesen
Wie in Abbildung 6 dargestellt, wird das Gesundheitswesen zukünftig zu den Wachstumsbranchen zählen. Einige Überlegungen gehen sogar davon aus, daß dieser Wachstum ein Teil für den Aufschwung in den 6. Kondratieff beiträgt. So wird für die Gesundheit immer mehr Geld ausgegeben und die ungesunde Le- bensweise (Fast Food, wenig Bewegung, fettreiche Ernährung, Umweltbelastun- gen) wird durch die Möglichkeiten der Medizin immer mehr ausgeglichen. So wird z. b. eine Schönheitsoperation immer selbstverständlicher. Im Jahr 2010 werden 50,5 Millionen Menschen in den USA an Fettsucht leiden. In Deutschland werden es ca. 10,5 Millionen sein.18
Die Ausgabe der privaten Haushalte in die Gesundheit und neue Möglichkeiten der Medizin, Krankheiten zu heilen ist die eine Seite, die zu einem Wachstum im Gesundheitswesen führen. Andererseits führen Krankheit der Mitarbeiter zu be- trächtlichen finanziellen Belastungen der Unternehmen. Diese Kostenbelastung steigt weit überdurchschnittlich in fast allen Ländern. „Der Gesamtverlust, den die deutsche Wirtschaft aus krankheits- und unfallbedingter Abwesenheit sowie durch die vorgezogenen Renteneintritte aufgrund von Erwerbs- und Berufsunfähigkeit erleidet, belief sich 1994 auf über 400 Mrd. Mark.“19
Krankheit ist nicht mehr nur ein vorübergehender Zustand, sondern resultiert aus vielerlei Faktoren, wie Arbeit, Familie, Ängste, fehlende Anerkennung usw. So ist es notwendig, daß die Unternehmen für das Wohl ihrer Mitarbeiter mit Sorge tragen und sich eventuelle Probleme des Einzelnen annehmen. Hier ist vor allem die Rolle der Führungskraft ein wesentlicher Bestandteil um Probleme, die sich auf die Qualität der Arbeit des Mitarbeiters auswirken, wahr zu nehmen und darauf zu reagieren. Dafür ist es notwendig, das bestimmte Sektoren (z. B. Psychologie und Medizin) enger miteinander vernetzt werden.
Die Veränderungen und Anforderungen der Umwelt stellen immer höhere Ansprü- che an die seelischen, körperlichen und geistigen Kräfte des Menschen. Die Re- generationsphasen für den Körper werden hingegen immer weniger. Sicher sind nicht allein die Scheidungsraten ein Indiz dafür, denn jeder Mensch ist auch in verschiedenen sozialen Rollen, die jede für sich andere Ansprüche hat. Der Mitar- beiter ist z. B. Führungskraft, Kollege, Freund, Vater, Ehemann, Sohn, Onkel.
Durch die Veränderung der Umwelt (Zunahme der Umweltbelastungen, fehlende Regenerationsphasen usw.) entstehen zunehmend neue Bereiche des Gesundheitssektors. Im herkömmlichen Gesundheitswesen waren
- Medizintechnik,
- Pharmaindustrie,
- Ernährungsindustrie, - Krankendienste,
- Kurbetriebe / Sanatorien, - Tourismus / Freizeit,
- betriebsinterne Gesundheitsdienste integriert. Zu den bisherigen werden nun noch weitere kommen, wie - Umweltschutz,
- Biotechnologie,
- Psychologie / Psychotherapien,
- Personal- und Managementberatung,
- Beteiligung der Krankheitsverursacher an den Behandlungskos- ten.20
Besonders gute Wachstumschancen werden sich dort ergeben, wo der medizini- sche Fortschritt in Wechselwirkungen mit anderen Hochtechnologien und Diszipli- nen tritt.
„Gesundheit im ganzheitlichen Sinne, körperlich, physisch, seelisch, ökologisch, sozial. Gesundheit im ganzheitlichen Sinne wird uns in den nächsten langen Innovationsschub und damit auch wieder eine längere Phase der Prosperität bringen.“(Leo A. Nefiodow)21
7 Fazit
Der Höhepunkt des fünften Kondratieff ist in Europa und Japan (möglicherweise auch in den USA) bereits überschritten. Das bedeutet, das den Ländern eine Häu- fung schlechter Jahre bevorsteht, die nicht mit Hilfe der Informationstechnik zu überwinden sind. Aus diesem Grund ist es notwendig in zukünftige Wachstums- märkte zu investieren und gezielt Arbeitskräfte für diese Bereiche auszubilden. Der Informationsmarkt und das Gesundheitsmarkt sind dabei durchaus nicht die einzigen Märkte mit Wachstumspotential. Denkbar ist auch eine enorme Entwick- lung der optischen Technologie, die schon auf Grund der nicht regenerierbaren Energien (Kohle, Erdöl, Gas) einen immer größeren Stellenwert einnehmen muß. Mit der Entwicklung der Informationselektronik werden auch weiterhin neue Dienstleistungen auf den Markt kommen. Im Vergleich zu den USA ist der Anteil der Beschäftigten in der Dienstleistungsbranche in Deutschland eher gering zu bewerten. Die Gründe dafür können vielschichtig sein. Tätigkeiten, die in erster Linie mit Dienstleistung in Zusammenhang gebracht werden, sind häufig einfache Arbeiten wie Reinigen, bewachen, Telefonservice usw. Nicht selten wird behaup- tet, daß Deutsche diese einfachen Arbeiten nicht gern machen, da zuviel Sozialhil- fe gezahlt wird. Diese Behauptungen sollen an dieser Stelle jedoch nicht weiter ausgeführt werden.
Nach den Theorien der langen Wellen hat sich der Wechsel zur Informationsge- sellschaft um das Jahr 1990 vollzogen. Schon heute ist die Rede vom Ende des 5. Kondratieffzyklus und die Zeiträume von Rezession und Prosperität werden zu- nehmend kürzer. Das bedeutet um so mehr, daß die heutigen Gesellschaftssys- teme immer flexibler werden müssen um eine künftige Prosperität nutzen zu kön- nen. Der Markt allein kann diese notwendige Flexibilität jedoch nicht aufbringen. Hier ist besonders der Staat gefragt, der durch gesetzliche Regelungen indirekt auf die Marktentwicklung Einfluß nehmen kann. Als Beispiel wäre das Bildungs- system zu nennen und auch die Förderung von neuen Ideen zur Existenzgrün- dung.
Auch wenn die Arbeitslosenzahlen zu hoch sind, wird es in Zukunft kaum möglich sein, allen eine Arbeit bieten zu können. Denn der technische Fortschritt brachte den Vorteil mit, daß Menschen durch Maschinen ersetzt werden können und zudem noch i der Bilanz abgeschrieben werden können. Die Arbeitskraft Mensch ist im Verhältnis zur Maschine erheblich teurer.
So wird die Arbeitszeit immer geringer werden und der Freizeitanteil nimmt zu. Vielerorts wird deshalb auch schon von der Freizeitgesellschaft gesprochen. Die Freizeit- oder auch Touristenbranche zählt auch mit zum Dienstleistungsbereich und zählt sicherlich langfristig mit zu den Wachstumsbranchen.
Ob nun Informationsgesellschaft oder Dienstleistungsgesellschaft, diese beiden Begriffe sind nicht zu trennen und auch nicht nacheinander entstanden. Informati- on und Dienstleistung werden auch in Zukunft voneinander abhängig sein. Zum einen, weil der Dienst am Menschen, welcher mit Vertrauen, Emotionen, Sympa- thie verbunden ist, nie durch eine Maschine ersetzt werden kann. Zum anderen, weil Service und Dienstleistung die beiden Faktoren sind, die nicht so leicht von der Konkurrenz nachzuahmen sind wie das Design um das Produkt hervor zu he- ben.
Dienstleister sind zuversichtlich und der Markt ist in diesem Gebiet noch nicht er- schöpft. So kann zusammenfassend festgestellt werden, daß Dienstleistungen auf jeden Fall „ein Standbein“ für den nächsten Kondatieffzyklus darstellen wird.
Berlin, den 01.03. 2000
8 Literaturverzeichnis
Bücher
Nefiedow, Leo A.: Der sechste Kondratieff, Sankt Augustin, 3. Auflage 1999
Nerdinger, Friedmann W.: Zur Psychologie der Dienstleistung, Stuttgart, 1994
Mangold, Klaus (Frankfurter Allgemeine): Die Zukunft der Dienstleistung - Fakten, Erfahrungen, Visionen, Wiesbaden, 1997
Mangold, Klaus (Frankfurter Allgemeine): Die Welt der Dienstleistung, Wiesbaden, 1998
Zeitschriften
Impulse, Ausgabe Dezember 1999
Bild der Wissenschaft, Ausgabe 1 / 2000
Internet
www.bgf-institut.de www.merkur.de
www.managermagazin.de
[...]
1 Impulse, Dezember 1999
2 Der sechste Kondratieff, Seite 215
3 Der sechste Kondratieff, Seite 6
4 Der sechste Kondratieff. Seite 7
5 Die Welt der Dienstleistung, Seite 22
6 Zeitschrift Impulse, Ausgabe 12/99, Seite 29
7 Die Welt der Dienstleistung, Seite175
8 Auszug aus: Der Sechste Kondratieff, Seite 34
9 Seite 37
10 „TIME“ steht für: Telekommunikation, Informationstechnik, Medienindustrie, Elektronik
11 Quelle: Zeitschrift Impulse, Ausgabe 12 / 1999, Seite 28
12 Zur Psychologie der Dienstleistung, Seite 22
13 Die Zukunft der Dienstleistung, Seite 65
14 Die Welt der Dienstleistung, Seite 28
15 Die Welt der Dienstleistung, Seite 79
16 Jürgen Jeske, Die Zukunft der Dienstleistung, Seite 149
17 vgl. bild der Wissenschaft, 1 / 2000, Seite 88
18 Quelle: Bild der Wissenschaft, 1 / 2000, Seite 97
19 Der sechste Kondratieff, Seite 118
20 Der sechste Kondratieff, Seite 120
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt des Dokuments "Language Preview"?
Das Dokument ist eine umfassende Sprachvorschau, die ein Inhaltsverzeichnis, eine Einleitung, eine Diskussion der Theorie der langen Wellen (Kondratieff-Zyklen), die Rolle der Basisinnovationen, die Informationsgesellschaft, die Dienstleistungsgesellschaft, das Gesundheitswesen und ein Fazit enthält. Es werden auch wichtige Schlagwörter und ein Literaturverzeichnis aufgeführt.
Was ist die Theorie der langen Wellen (Kondratieff-Zyklen)?
Die Theorie der langen Wellen, aufgestellt von Nikolai Kondratieff, besagt, dass die wirtschaftliche Entwicklung nicht nur durch kurze und mittlere Konjunkturschwankungen gekennzeichnet ist, sondern auch durch längere periodische Phasen von Prosperität und Rezession, die in einem Abstand von 40 bis 60 Jahren durchlaufen werden. Diese Zyklen sind mit Basisinnovationen verbunden, die als Auslöser für wirtschaftliches Wachstum dienen.
Was sind Basisinnovationen und welche Rolle spielen sie in den Kondratieff-Zyklen?
Basisinnovationen sind Auslöser und Träger von Kondratieff-Zyklen. Sie bestehen aus einem Kern, der die praktische Anwendung eines Naturgesetzes darstellt, einem Bündel neuer Technologien, die aus dem Kern hervorgehen, und einem Bündel älterer Technologien, die im Zusammenhang mit der neuen Technologie transformiert werden. Länder, die Basisinnovationen und die geistigen Strukturen eines Kondratieff-Zyklus beherrschen, sind wirtschaftlich und technologisch erfolgreich.
Was versteht man unter der Informationsgesellschaft und wie unterscheidet sie sich von der Industriegesellschaft?
Die Informationsgesellschaft ist eine Gesellschaft, in der der Umgang mit Information (Daten, Texte, Nachrichten, Bilder, Musik, Wissen, Ideen usw.) für die wirtschaftliche Entwicklung von großer Bedeutung ist. Im Gegensatz zur Industriegesellschaft, die hauptsächlich auf Hardware, Materialien und natürlichen Rohstoffen basiert, ist Information die wichtigste Wachstumsressource.
Welche Indikatoren kennzeichnen die Informationsgesellschaft?
Wichtige Indikatoren der Informationsgesellschaft sind: Investitionen in Informationstechnologie und Forschung und Entwicklung, veränderte Arbeitsorganisation (Dezentralisierung, Gruppenarbeit, Lean-Management), höhere Qualifikationsanforderungen an Arbeitskräfte, veränderte Motivationsfaktoren, Wettbewerb basierend auf Zeit und Qualität, gesteigerte Produktivität durch "weiche Faktoren" und angepasste Wirtschafts- und Rechtspolitik.
Welche Rolle spielt die Dienstleistungsgesellschaft im Kontext der Kondratieff-Zyklen?
Die Dienstleistungsgesellschaft gewinnt im vierten und fünften Kondratieff-Zyklus an Bedeutung. Sie profitiert von Innovationen in der Informationsgesellschaft und trägt zur Individualisierung von Produkten und Dienstleistungen bei. Die Kombination von Produkten und Dienstleistungen wird als wichtiger Wettbewerbsvorteil angesehen.
Welche Wachstumschancen bietet das Gesundheitswesen im Hinblick auf zukünftige Kondratieff-Zyklen?
Das Gesundheitswesen wird als eine der Wachstumsbranchen für zukünftige Kondratieff-Zyklen betrachtet. Steigende Ausgaben für Gesundheit und neue medizinische Möglichkeiten sowie die Notwendigkeit, krankheitsbedingte Kosten für Unternehmen zu reduzieren, tragen zu diesem Wachstum bei. Es werden neue Bereiche des Gesundheitssektors entstehen, die medizinischen Fortschritt mit anderen Hochtechnologien und Disziplinen verbinden.
Was sind die wichtigsten Schlussfolgerungen des Dokuments?
Das Dokument kommt zu dem Schluss, dass der Höhepunkt des fünften Kondratieff-Zyklus in Europa und Japan möglicherweise überschritten ist. Es ist notwendig, in zukünftige Wachstumsmärkte wie Informationstechnologie, Gesundheitswesen und optische Technologie zu investieren und Arbeitskräfte gezielt für diese Bereiche auszubilden. Information und Dienstleistung werden auch in Zukunft voneinander abhängig sein.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2000, Dienstleistungen - eine Wachstumsbranche für den nächsten Kondratieffzyklus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/96886