Die Geschichte des Ordens der Templer


Ausarbeitung, 2000

9 Seiten


Leseprobe


Inhalt

1. Gründung

2. Struktur

3. Die Rolle der Templer in den Kreuzzügen

4. Die Aktivitäten des Ordens in Europa

5. Das Ende des Ordens

6. Spekulationen um ein Fortbestehen des Ordens

1. Gründung

Den meisten Autoren zufolge wurde der Orden um 1118 von Hugo de Payens, einem Ritter aus der Champagne, ins Leben gerufen. Im Beisein des Patriarchen von Jerusalem, Balduin II, legten acht weitere Ritter mit ihm einen Eid ab, mit dem sie ihr Leben der Bekämpfung der Feinde der Christenheit und besonders der Verteidigung der Pilgerwege widmeten.

Balduin II stellte der ,,militia christi", so der ursprüngliche Name, einen Flügel seines Palastes als Ordenshaus zur Verfügung, der angeblich auf den Trümmern des Heiligen Tempels von Salomon erbaut worden war. Daher leitet sich auch der Name ab: ,,Pauperes commilitones Christi templique Salomonici Hierosalemitanis" (,,Die armen Ritter Christi und des Tempels von Salomon").

Jerusalem war zwar seit 1099 wieder in den Händen der Christen, aber die vielen Pilger waren immer noch nicht sicher vor Angriffen. So ist es nicht verwunderlich, daß der neugegründete Orden von Balduin II derart unterstützt wurde.

Hugo de Payens begab sich bald zurück in das Abendland, um die Anerkennung des Ordens durch die kirchlichen Autoritäten zu erreichen, neue Mitglieder anzu-werben und um Schenkungen zu bitten. Auf dem Konzil von Troyes im Jahre 1129 wurde der Templerorden als Kombination aus Mönch und Ritter offiziell anerkannt und war somit der erste dieser Art.

Doch der Orden wurde heftig kritisiert, denn viele Geistliche konnten Religion und Krieg nicht miteinander vereinbaren. Das führte auch innerhalb des Ordens zu einer Identitätskrise, auf die der Großmeister Hugo de Payens mit einem Brief reagierte, in dem er die Ziele des Ordens wieder in Erinnerung rief. Es sei dessen Aufgabe, gegen die Feinde des Glaubens und für die Verteidigung der Christenheit zu kämpfen. Auch der Hl. Bernhard von Clairvaux unterstützte die Templer mit seiner Schrift ,,De laude", in der es hieß, daß der neue Ritterorden weder das Leben noch den Tod fürchte, denn ,,Christus ist sein Leben, Christus ist der Lohn für seinen Tod". Gleichzeitig forderte er alle Ritter Europas auf, in den Orden einzutreten und Gott zu dienen, damit ihnen ihre Sünden vergeben werden.

1139 veröffentlichte Papst Innozenz II die Bulle ,,Omne datum optimum", die den Templerorden von allen weltlichen und geistlichen Würdenträgern unabhängig machte und ihn nur dem Papst selbst unterstellte. Damit waren die Tempelritter vollkommen sicher vor jedweder Einmischung von politischer und kirchlicher Seite. So weigerten sie sich zum Beispiel, an dem von allen maßgeblichen Kräften befürworteten Kreuzzug gegen die Albigenser teilzunehmen.

2. Struktur

Der Orden orientierte sich ganz nach den strengen Regeln der Zisterzienser, deren Novizen ebenfalls ein Gehorsams-, Armuts- und Keuschheitsgelübde ab-legen mußten. Außerdem mußten sie sich verpflichten, dem Orden ihren gesamten Besitz zu vermachen. Wenn die Templer gerade keinen militärischen Auftrag hatten, sollten sie wie Mönche leben. Ihrem Armutsgelübde folgend trugen sie einen einfachen weißen Mantel (das markante achtspitzige rote Tatzenkreuz kam erst 1147 unter Papst Eugen III hinzu) und kurzgeschorenes Haar.

Die Mitglieder wurden in drei Stände unterteilt: Kämpfende, Betende und Arbeitende, wobei die Kämpfenden nochmals unterteilt wurden in Chevaliers (franz.: Ritter) und die dienenden Brüder (die Sergeanten) , die leichter bewaffnet und weniger stark gepanzert waren und in der Regel auch weniger Kampferfahrung besaßen.

Obwohl die Ordensstatuten jeglichen Besitz verbaten, entschied doch die Mitgift eines neuen Rekruten darüber, welchem Stand er zugeteilt wurde. So konnten meist nur Adelige die erforderlichen Mittel aufbringen, um ein vollwertiger Ritter zu werden.

An der Spitze stand der Großmeister, der auf Lebenszeit vom Generalkapitel gewählt wurde und den Orden leitete. Sein Vertreter, der Seneschall, war für die zivilen und administrativen Angelegenheiten zuständig. In der Hierarchie unter ihm stand der Marschall, der sich um Disziplin, Arbeitsaufteilung, Rüstung und Pferde zu kümmern hatte. Er führte zwar im Kampf die Truppen an, stand aber immer unter dem Oberbefehl des Großmeisters. Wurde dieser gefangengenommen oder getötet, wählte ein Kapitel einen sogenannten Grand Commandeur, der bis zum Antritt eines neuen Großmeisters die Angelegenheiten des Ordens regelte. Der Commandeur du Royaume hatte die Position des Schatzmeisters inne und war für die Einweisung der gerade aus Europa eingetroffenen Ritter zuständig. Der Turcopolier führte das Kommando über die einheimischen Soldaten, die Torcopolen, die keine Ordensmitglieder waren und einen regelmäßigen Sold bezogen.

Die Templer teilten ihr Einflußgebiet in Provinzen ein, denen jeweils ein eigener Meister vorstand. Trotzdem das Verwaltungsprinzip auf die Beschlüsse des Generalkapitels in Jerusalem ausgerichtet war, wurde den Provinzen doch ein gewisser Grad an Unabhängigkeit in lokalen Angelegenheiten gewährt.

3. Die Rolle der Templer in den Kreuzzügen

Seit Jahrhunderten beanspruchten drei Weltreligionen, nämlich Moslems, Juden und Christen, die Stadt Jerusalem. Die andauernden Auseinandersetzungen gipfelten in mehreren Kreuzzügen, deren Anfang das Konzil von Clermont darstellte, in dem Papst Urban II alle Christen aufforderte, die ,,Heilige Stadt von den Ungläubigen zu befreien". Den Mitstreitern in diesem heiligen Krieg wurde erzählt, daß ihnen alle Sünden erlassen würden und ihnen ein Platz im Paradies sicher sei; außerdem versprachen sie sich eine reiche Beute. Auch viele junge Adelige, die aufgrund des Erstgeborenenrechtes in ihrer Heimat nicht zu Grundbesitz kommen konnten, lockten die Ländereien im Orient.

Am 7.6.1099 erreichten die Kreuzfahrer, von denen die meisten nicht militärisch geschult waren, Jerusalem und nahmen die Stadt nach einigen Wochen Belagerungszeit ein. Das eroberte Gebiet teilte sich in die vier neu gegründeten Staaten Antiochia, Edessa, Jerusalem und Tripolis.

Die Hauptgründe für die stabile Position der Christen während des ersten Kreuzzugs waren sowohl der religiöse Eifer, der sie zusammenhielt, als auch die Feindschaft zwischen den muslimischen Lagern. Doch als die beiden wichtigsten Anführer der Christen, der Kaiser von Byzanz und der König von Jerusalem, im Jahre 1143 starben, fiel die Festung Edessa in die Hände der Moslems. Aus Angst vor einer neuerlichen Bedrohung verkauften viele Fürsten ihre Ländereien, von denen die meisten an die Templer gingen. Der Orden war aber auch politisch tätig und war für sein diplomatisches Geschick bekannt. Er unterhielt sogar Verbindungen zu den Assassinen, der für ihre Militanz und ihren Fanatismus bekannten Sekte, die sozusagen das islamische Gegenstück zu den Tempelrittern darstellte. Aufgrund ihrer Kontakte zum islamischen und jüdischen Kulturkreis hatten die Tempelritter Gedankengut in sich aufgenommen, das der orthodoxen katholischen Kirche fremd war.

1147 bereitete man sich für einen weiteren Kreuzzug vor, der aber nicht von Erfolg gekrönt war. Papst Eugen III gewährte den Templern das Recht, das rote Tatzenkreuz auf dem Mantel zu tragen, um zu zeigen, daß sie sich auf einem permanenten Kreuzzug befanden. Im Juni 1187 kam es zu einer schweren Niederlage der Christen gegen Sultan Saladin bei Hattin. Die gefangengenommenen Templer ließen sich lieber foltern, als ihrem Glauben abzuschwören, doch der Großmeister, Gérard de Ridefort, befahl, um sich freizukaufen, den Templern in der belagerten Festung Gaza, sich zu ergeben. Sie mußten ihrem Großmeister gehorchen, obwohl dies einen schweren Verstoß gegen die Ordensregeln darstellte.

Noch im selben Jahr eroberte Saladin Jerusalem, was in Europa zu einem neuerlichen Aufleben des Kreuzzugsgedanken führte. 1191 traf Richard Löwenherz in Akkon ein und eroberte die Stadt. Nach weiteren Diskussionen um den Thron von Jerusalem schloß man einen Friedensvertrag, da sowohl die Templer als auch die Hospitaliter das aussichtslose Unterfangen, Jerusalem zu belagern, abgelehnt hatten.

Der vierte Kreuzzug hatte in der Eroberung von Byzanz Erfolg, die jedoch von den grausamen Taten der christlichen Eroberer überschattet wurde. Von 1204 bis 1210 wurde ein Waffenstillstand vereinbart, doch als dieser auslief, konnten sich Johanniter, Deutschherren und Templer nicht einigen, ob er verlängert werden sollte. Die Johanniter und die Deutschherren waren dafür, da ihnen der Friede materiellen Wohlstand eingebracht hatte, doch die Templer befürchteten einen neuerlichen Zusammenschluß der Moslems. Nur durch die Eroberung neuer Ländereien könne man die Menschen aus Europa dazu bewegen, in den Orient zu kommen.

Der Kreuzzug von 1228 bis 1229 war geprägt von Friedrich II und seinem Konflikt mit den Templern. In Akkon beschimpfte er den Großmeister Pierre de Montaigu und versuchte sogar, die Templerfestung Chateau Pélerin zu erobern. Auf eine Drohung der Templer hin schickte Friedrich ein Schreiben an alle Herrscher Europas, in dem er den Templern vorwarf, mit den Moslems gemeinsame Sache zu machen und die Kirche zu verspotten.

1948 eroberten die Kreuzritter Damietta und rückten gegen Mansura vor. König Ludwig IX hatte zwar befohlen, auf Verstärkung zu warten, doch sein Bruder, der mit den Templern die Vorhut bildete, begann trotzdem mit dem Angriff. Nach Verlust des gesamten Templercouvents und des Großmeisters nahm Ludwig den Vorschlag eines Waffenstillstands an. Das gesamte fränkische Heer wurde gefangengenommen und Ludwig befahl dem Marschall und dem Schatzmeister der Templer, das Lösegeld zur Verfügung zu stellen.

Später verbündete sich Ludwig mit den Mamelucken aus Ägypten, was die Templer dazu zwang, ihren alten Bund mit Damaskus zu brechen. Das führte dazu, daß sich Ägypten und Damaskus gegen die Franken verbündeten. Ludwig zwang den neuen Großmeister Renaud de Vichier zur öffentlichen Abbitte, da die Templer wieder versucht hatten, mit Damaskus zu verhandeln.

Die folgenden Jahre waren geprägt von den Konflikten der Hafenstädte Genua, das von den Hospitalitern unterstützt wurde, und Venedig, auf dessen Seite die Templer und die Deutschherren standen, sowie dem Kampf zwischen Mongolen und Mamelucken. Die Mongolen wurden 1260 besiegt, und als die Mamelucken begannen, die Ländereien der Christen zu erobern, sahen sich die Templer gezwungen, ihre armenischen Festungen aufzugeben, da sie weder Hinterland noch genügend Besatzung hatten. Die laut den Templerstatuten vorgeschriebene Anzahl an Gegnern, bei der man sich ergeben durfte - eins zu drei - war anscheinend erreicht. 1291 fiel der Großmeister beim Kampf um Akkon, und nachdem weitere wichtige Standpunkte erobert worden waren, war das Ende der christlichen Kreuzritterstaaten besiegelt und die verbliebenen Kreuzfahrer kehrten nach Europa zurück.

4. Die Aktivitäten des Ordens in Europa

Obwohl das ursprüngliche Betätigungsfeld der Templer in der Verteidigung der Heiligen Stadt und im Schutz der Pilger lag, war ihr Einfluß auch in der Politik sehr groß. So waren die Beziehungen zwischen den Templern und dem französischen Königshaus nie eng wie in England. Besonders dort genossen sie großes Ansehen und viel Einfluß. Unter der Herrschaft von König Stephen, der 1135 an die Macht kam, breiteten sich die Ordenshäuser der Templer über ganz England aus, was den unzähligen Schenkungen von Adeligen zu verdanken war. Der Hauptsitz des Ordens lag ursprünglich in Holborn, wurde aber später zum ,,neuen Tempel" verlegt; das Gebiet an der Themse heißt heute noch ,,Temple".

Heinrich II führte die guten Beziehungen zum Orden fort, und sein Sohn Richard Löwenherz wurde sogar als Ehrentempler angesehen, da er in ihren Festungen residierte und auf ihren Schiffen reiste. Der Meister von England, Aymeric de St. Maur, war sein engster Berater und übte großen Einfluß auf die Entscheidungen des Königs aus. Des weiteren hatte er im Parlament den Platz des obersten Barons inne.

Da fast nur Ritter aus dem vermögenderen und einflußreicheren Adel aufgenommen wurden, war der Orden über die Geschehnisse auf höchster Ebene stets bestens informiert. Doch auch durch seine Besitzungen, seinem diplomatischen Geschick und seiner Kriegskunst übten die Tempelritter großen militärischen und politischen Einfluß aus. Doch der profitabelste Faktor war die finanzielle Macht der Templer. Trotz des Kanonischen Gesetzes, das Christen verbot, theoretische Zinsen einzunehmen, verlieh der Orden gewaltige Summen und verlangte auch ent-sprechende Zinsen. Die englische Monarchie war derart verschuldet, daß Heinrich III sogar die Kronjuwelen verpfänden mußte.

Die Einführung einer Art von bargeldlosem Verkehr war eine der wichtigsten Neuerungen der Templer. Da Reisende jederzeit Überfälle zu befürchten hatten, war es sehr riskant, Geld oder andere Wertgegenstände bei sich zu tragen. Deshalb führte man Kreditbriefe ein. Man konnte in einem Tempel eine bestimmte Summe einbezahlen und bekam dafür eine Art Gutschein. Diesen konnte man in jedem anderen Tempel wieder in Bargeld umtauschen. Durch ein Codesystem wurden Diebstähle verhindert. Die Tempel dienten auch vielen Herrschern als Tresorvor-richtungen; der Pariser Tempel zum Beispiel war sowohl die Schatzkammer des gesamten Templerbesitzes als auch die des Königs. In England war der Orden auch als Steuereintreiber für Papst und König, als Makler, als Vermittler bei der Zahlung von Lösegeldern und anderen Transaktionen tätig.

5. Das Ende des Ordens

Nach dem Fall vom Akkon wurde Zypern zum neuen Sitz der Templer, wo sie versuchten, einen selbständigen Staat zu errichten, doch sie hatten keinen Erfolg. Erst nach zwei Jahren traten sie mit dem Großmeister Jaques de Molay wieder an die Öffentlichkeit, um vergeblich für einen neuen Kreuzzug zu werben. Die weltlichen und geistlichen Würdenträger begannen bald, laut über die Möglichkeit eines Zusammenlegens der Templer und der Johanniter zu einem einzigen Orden nachzudenken. Auf Anfrage des Papstes schrieb Jaques de Molay ein Gutachten, in dem er die Vor- und Nachteile eines Zusammenschlusses abwog und die Idee verwarf.

Seit einiger Zeit waren Gerüchte über die Templer im Umlauf, die den Orden der Ketzerei und der Götzenverehrung beschuldigten. Der Berater des französischen Königs, Guillaume de Nogaret, nutzte die Gelegenheit, um die Auflösung des Ordens einzuleiten. Der Schatz der Templer in Paris schien geradezu prädestiniert gewesen zu sein, alle Finanzprobleme Frankreichs zu lösen. Nur Papst Clemens reagierte 1307 mit der Ankündigung, eine Untersuchung der Gerüchte in Auftrag zu geben, die aber zu spät anzulaufen begann.

In einer Staatsratsitzung wurde beschlossen, unter dem Vorwand der Inquisition der Templeraffäre ein Ende zu setzen, denn der französische Großinquisitor Wilhelm Imbert habe den König aufgefordert, gegen die ketzerischen Templer vorzugehen. Alle Seneschalle des Landes erhielten ein versiegeltes Schreiben, das erst an einem bestimmten Tag geöffnet und befolgt werden sollte. Überall in Frankreich wurden zur gleichen Zeit die Templerbesitzungen beschlagnahmt und die Ordensbrüder verhaftet. Manches deutet jedoch darauf hin, daß die Templer davon gewußt hatten, denn sie leisteten keinen Widerstand und der Großmeister hatte zuvor alle wichtigen Bücher und Dokumente des Ordens verbrennen lassen.

Nogaret ließ die Gefangenen zuerst von seinen eigenen Leuten verhören, bevor er sie der Inquisition übergab. Wie es zu dieser Zeit üblich war, wurden die Geständnisse mittels Folter erzwungen, was als sichere Methode zur Beweiserlangung galt. Dabei wurden die seltsamsten Beschuldigungen erhoben. So wurde dem Orden vorgeworfen, sich der Ketzerei, Homosexualität und der Verehrung eines Götzen, des sogenannten Baphomet, schuldig gemacht zu haben. Außerdem wurde behauptet, sie würden sich nachts im geheimen treffen und jeden Zuschauer töten und würden nur auf die Bereicherung des Ordens aus zu sein.

Alle diese Anschuldigungen waren nicht neu; es war schon früher Nogarets Taktik gewesen, seinen Gegner als Ketzer zu beschuldigen. Dann mußte er nur noch die Panik ausnutzen, die der bloße Hinweis auf Ketzerei bei den Menschen im Mittelalter auslöste.

Dem Großmeister wurde gesagt, daß die meisten Ordensbrüder schon alles gestanden hätten und daß es nur noch an ihm läge, ein Ende der Untersuchung herbeizuführen. Außerdem lag ein Geständnis eines Knappen von Molay vor, der zugegeben hatte, vom Großmeister mißbraucht worden zu sein. Mit diesen Anschuldigungen wurde Molay gezwungen, die Schuld der Templer einzugestehen und auch seine Ordensbrüder zu einem Geständnis zu bewegen. Doch als er 1314 bei einer öffentlichen Gerichtssitzung zum Tode verurteilt worden war, erklärte er den Orden für nicht schuldig. Dem Vorbild des Großmeisters folgend widerriefen auch viele andere Templer ihre Geständnisse und sagten aus, daß sie nur aufgrund der Folter die Vorwürfe zugegeben hätten. Doch sie galten als Relaps (als rückfällige Ketzer) und wurden mit ihrem Großmeister auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Das Schicksal der Tempelritter war damit, zumindest in Frankreich, besiegelt. Der König forderte vom Papst immer einschneidendere Maßnahmen gegen die Templer, und schließlich veröffentlichte dieser die Bulle ,,Vox in excelso", in der der Orden offiziell aufgelöst wurde.

Der französische König versuchte, die Herrscher der anderen europäischen Länder davon zu überzeugen, ihn bei seinem Kampf gegen die Templer zu unterstützen, hatte dabei aber nur wenig Erfolg. Sein eigener Schwiegersohn, Eduard II von England, ergriff zunächst Partei für den Orden, bevor er auf die von Papst und französischem König vertretene Linie einlenkte. Nur wenige Templer wurden daraufhin verhaftet und erhielten zumeist milde Strafen.

Da Schottland unter päpstlichem Bann lag, wurde die Bulle mit der Auflösungsverfügung nicht verkündet und der Orden dort folglich nie aufgelöst. Viele Tempelritter aus England und auch aus Frankreich fanden hier Zuflucht.

Der Herzog von Lothringen ließ nur wenige Templer vor Gericht stellen, die aber freigesprochen wurden. Die meisten folgten dem Rat ihres Präzeptors, sich in Aussehen und Kleidung ihrer Umgebung anzupassen, und schlossen sich den Johannitern oder den Deutschherren an.

Der Besitz der Templer außerhalb der iberischen Halbinsel ging an die Johanniter über, in Spanien wurden die Besitztümer auf die Hospitaliter und den neugegründeten Orden von Montesa überschrieben.

6. Spekulationen um ein Fortbestehen des Ordens

Zwar fand der Orden nach dem Prozeß sein offizielles Ende, doch im Laufe der Jahrhunderte entstanden in Europa und Amerika viele esoterische (Geheim-) Orden und Gesellschaften, die den Anspruch erhoben, direkte und auch indirekte Nachfolger der Templer zu sein und sich in ihren Regeln und Werken auf die des berühmten Ordens beriefen. Im 19. und 20. Jahrhundert schmückten sich vor allem esoterische Vereine mit dem Templer-Etikett. Auf jeden Fall könnte eine eventuelle Neubelebung des Templerordens, was theoretisch möglich wäre, nur durch den Heiligen Stuhl zustande kommen.

In Portugal wurde der Orden von jedem Verdacht freigesprochen und änderte seinen Namen: aus den Tempelrittern wurde der Christusorden. Unter dieser Bezeichnung bestand er bis weit ins 16. Jahrhundert hinein und widmete sich vornehmlich der Seefahrt. Die Schiffe der Bruderschaft segelten unter dem bekannten Tatzenkreuz, unter dem auch die drei Karavellen Christoph Columbus' den Atlantik überquert hatten. Auch Vasco da Gama war ein Ritter Christi und Prinz Heinrich der Seefahrer ein Großmeister.

Die spanischen Templer hatten sich ebenfalls den Verfolgungen widersetzt und fanden bei anderen Orden Unterschlupf. Der Orden von Montesa wurde hauptsächlich für diesen Zweck gegründet. Das Kreuz der Ritter von Montesa ist dem der Templer sehr ähnlich, wen es auch einige Veränderungen aufweist.

Eine Verbindung zwischen den Freimaurern und den Templern wurde von einem deutschen Adeligen namens Gotthelf von Hund propagiert, der für eine neue Freimaurerei warb, die sich direkt von den Tempelrittern ableite. So wurde 1743 der sogenannte ,,Rache" - Grad eingeführt, wo der Tod Jaques de Molays gerächt werden sollte, und der höchste Grad ist der eines Tempelritters.

Quellen

Alain Demurger: Die Templer - Aufstieg und Untergang, C.H. Beck Verlag, München 1999

Monika Hauf: Der Mythos der Templer, Walter-Verlag, Düsseldorf 1995

Ende der Leseprobe aus 9 Seiten

Details

Titel
Die Geschichte des Ordens der Templer
Autor
Jahr
2000
Seiten
9
Katalognummer
V97229
ISBN (eBook)
9783638099042
Dateigröße
406 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Templer
Arbeit zitieren
Sabine Grossbauer (Autor:in), 2000, Die Geschichte des Ordens der Templer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97229

Kommentare

  • Alexander Berner am 27.1.2003

    Ich hätte dafür einen Einlauf bekommen....

    Zu viele sachliche Fehler...Balduin ist zur Zeit der informellen Gründung des Ordens König von Jerusalem, mitnichten Patriarch. Außerdem "Hierosolymitanis".
    Die Ordensregel orientiert sich des Weiteren mehr an der Benediktiner- als an der Zisterzienserregel (Wortlaut!).
    Richard eroberte nie Jerusalem. Die Rolle Clemens muss als ANJOU-Papst stärker betont werden.
    Als Klausur ne 2,0?! Wer macht denn so was?
    ACHTUNG! So heute nicht mehr zu gebrauchen!

  • Gast am 10.4.2002

    König Balduin II. von Jerusalem.

    14.05.1119: Ankunft in Jerusalem. König Balduin II. von Jerusalem stellte den Templern die ehemaligen Stallungen Salomons im Jerusalemer Tempel zur Verfügung. Daher kommt der Name Tempelritter.

  • Gast am 3.4.2002

    Balduin 2..

    Ich habenoch ein wenig nachgeforscht
    und habe infos über Balduin 2. gesucht.
    Den einzigsten Balduin 2. den ich gefunden habe kommt jedoch erst 1217 auf die Welt also kann er schlecht 1118 dabeigewesen sein!!!!!?!

  • Gast am 23.2.2002

    Nachtrag.

    Diese Arbeit verdient ein "sehr gut", weil sie alle wesentlichen Aspekte der Templer in ansprechender Form umreisst. Wer sich mit den Templer beschäftigt kennt die einschlägigen Bücher. Die Autorin hat es verstanden das Thema in bestmöglicher Kurzform auszuarbeiten.
    Glückwunsch. Und weiter so.

  • Gast am 23.2.2002

    sehr gut.

    Sehr gute und übersichtliche Arbeit. Herzlichen Glückwunsch. Die Templer sind eins Spezialgebiete.

  • Gast am 13.2.2001

    Naja.

    Da hätte man mehr draus machen können, sorry, das ist Müll.

    Schönen Tag, Paul

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