Analyse des Ehernen Lohnsystems


Referat / Aufsatz (Schule), 1999

4 Seiten, Note: 11 Punkte


Leseprobe


Erläutern Sie die Auswirkungen am Arbeitsmarkt bei steigendem bzw. sinkendem Arbeitsangebot, wenn die Regeln des ehernen ökonomischen Gesetzes gelten.

Der Arbeitsmarkt wird grundlegend über Arbeitsangebot (abhängig von Bevölkerungsentwicklung, der Zahl der Erwerbsfähigen und der zu erwartenden Arbeitszeit und Arbeitslohn) und Arbeitsnachfrage (abhängig von der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen, den Zukunftserwartungen der Unternehmen, den Lohnnebenkosten und den Lohnvorstellungen der Arbeitnehmer) reguliert.

Bei dem Ehernen Lohngesetz wird idealtypisch wie in der Freien Marktwirtschaft der Arbeitsmarkt kapitalistisch über Angebot und Nachfrage an Arbeitskräften reguliert. Es erfolgt kein staatlicher Eingriff in das Arbeitsmarktsystem.

Angenommen in wirtschaftlich expansionistischen Zeiten mit erhöhtem Konsum, zunehmenden Investitionen und steigendem Einkommen beteiligen Unternehmen ihre Arbeiter am Gewinn, z.B. in Form von Gehaltserhöhungen. Der Arbeitslohn wird nun über das Existenzminimum bzw. den vormals vereinbarten Lohn steigen. Es kommt durch das Mehr an dem der Haushalte zur Verfügung stehenden Geld zu einer Verbesserung der sozialen Lage der Arbeitnehmer und deren Familien (Eheschließungen, Geburten), sowie zu einer erhöhten Nachfrage und erhöhtem Konsum durch Belebung der Binnennachfrage an Gütern. Langfristig kommt es damit zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Familien und einem Geburtenschub, der ein Mehr an erwerbsfähigen Menschen hervorbringt.

Das Mehr an Arbeitern, das ein steigendes Arbeitsangebot darstellt, sucht nun Arbeit. Die Unternehmen versuchen nun nach den Gesetzen des Marktes, da sie mit anderen Unternehmen in Konkurrenz und Leistungswettbewerb stehen, eine Gewinnmaximierung anstreben und es ein Überangebot an Arbeitskräften gibt (und insbesondere auf Grund dessen), den Lohn für die Arbeiter auf Grund der freien Lohnbildung zu minimieren und auf dem Markt bestehen zu können (Diagramm unten stehend).

Die Lohnentwicklung bei steigendem Arbeitsangebot auf dem Arbeitsmarkt Lohn

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Lohn verringert sich und wird an das Existenzminimum angeglichen, was wiederum einen Verlust der Arbeitsmotivation und weniger verfügbares Einkommen für die Arbeitnehmer, die ihre Ansprüche zurückschrauben müssen, bedeutet, und den Unternehmen mehr Kapital für Investitionen zuspricht. Die soziale und wirtschaftliche Lage der Arbeiter verschlechtert sich wieder und der Konsum der Haushalte und damit die Nachfrage nach Gütern nimmt ab, da die Haushalte zu sparen.

Hinzu kommt, dass es auch Zeiten depressiver wirtschaftlicher Lage mit schwacher Produktion, hoher Arbeitslosigkeit und Konkursen gibt, in denen die Unternehmen tatsächlich gezwungen sein können, den Lohn unter das Existenzminimum der Arbeitnehmer abzusenken um ihre eigene Existenz zu sichern. Die wirtschaftliche, soziale, finanzielle Stellung und die Arbeitsmotivation der Arbeitnehmer verschlechtert sich dann noch extremer und führt zu einer Verarmung der Familien. Langfristig führt dies zu einer Verelendung des Arbeitsmarktes, zu einem Geburtenrückgang und weniger Eheschließungen, was wiederum zu einem geringeren Arbeitsangebot und einer dieses übersteigenden Arbeitsnachfrage führt.

Die Lohnentwicklung bei sinkendem Arbeitsangebot auf dem Arbeitsmarkt

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Insbesondere Unternehmen, die qualifizierte Mitarbeiter suchen, werden die Löhne zumindest auf dem primären Arbeitsmarkt anheben, um wieder qualifizierte Arbeiter zu werben oder diese in dem Unternehmen zu erhalten, da jenes Angebot an diesen auf dem Arbeitsmarkt rar ist. Generell wird ein erhöhter Lohn für Arbeitssuchende und schon vorhandene Arbeitnehmer angeboten, was Arbeit wieder attraktiv macht. Der Lohn steigt wieder zum Existenzminimum oder über dieses hinaus.

Der Arbeitsmarkt, der ständiger Dynamik durch Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage ausgesetzt ist, pendelt nach dem Ehernen Lohnsystem also (mehr oder weniger zyklisch) immer wieder um das Existenzminimum, wobei da Fehlen staatlicher und sozialer Sicherungsinstanzen auf diesem eine ständige unkontrollierte Schwankung verursacht.

5.2. Beschreiben Sie die Auswirkungen eines veränderten Arbeitsangebots für die soziale Marktwirtschaft.

Das Eherne Lohngesetz ist in einer sozialen Marktwirtschaft nicht vorhanden, da in dieser staatliche Institutionen den Arbeitsmarkt und damit auch Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage stimulieren, um so ein Gleichgewicht zu erzeugen, das den Wettbewerb und die soziale Absicherung der Arbeitnehmer verantwortet.

Ein verändertes Arbeitsangebot, ob steigend oder sinkend, führt in einer sozialen Marktwirtschaft also in jedem Fall zu einem Eingreifen des Staates, der die Arbeitnehmer und deren Lohn, Arbeitsplatz sichert und folglich Engpässe in Angebot und Nachfrage durch Arbeitsmarktpolitik ausgleichen muss.

Um eine Diskrepanz zwischen Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage auszugleichen würden sich die Erweiterung der Kurzarbeit, Umschulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen, beschäftigungspolitisch gezielte Subventionen wirtschaftsschwacher Regionen und Industriezweige, der Ausbau von Teilzeitarbeitsplätzen und die Schaffung von Arbeit im öffentlichen Bereich als hilfreich erweisen.

Wenn beispielsweise in Zeiten schlechter wirtschaftlicher Lage Arbeiter entlassen würden, d.h. ein sinkendes Arbeitsangebot entstehen würde oder auf Grund eines Überangebots an Arbeitskräften die Löhne gesenkt würden, könnte der Staat durch eine Einschränkung der Lohnbildung dafür Sorge tragen, dass ein gesicherter Minimallohn für den Arbeiter vom Unternehmen gezahlt wird, der mindestens sein Existenzminimum sein dürfte und der Arbeitnehmer vor ungerechtfertigter Kündigung geschützt ist. Dies führt wiederum zu erhöhten wirtschaftlichen Schwierigkeiten des Unternehmens auf dem Markt, da jenes Geld, das für Lohn gezahlt werden muss, nicht für den direkten Wettbewerb mit anderen Unternehmen eingesetzt werden kann.

Gleichzeitig könnte der Staat den entlassenen Arbeiter Arbeitslosengeld/hilfe zahlen, sodass der Arbeitslose sein soziales Niveau vorerst beibehalten kann. Eine soziale Marktwirtschaft bedeutet in diesem Fall auch eine finanziell Belastung des Staates, der wiederum Geld, das er für seine sozialen Leistungen benötigt, z.B. über Steuern einnehmen muss. So werden wiederum Arbeitgeber und Arbeitnehmer finanziell durch Steuern belastet, was wieder zu einer minimalen Absenkung des Lebensstandards der Arbeitnehmer durch Steuern führt und die Kosten der Arbeitgeber für die Arbeitnehmer z.B. durch den Rentenversicherungsbeitrag erhöht, was für diesen wieder eine wirtschaftliche Einschränkung darstellt. Letztlich erhält der Arbeitnehmer durch diese steuerliche Belastung aber eine direkte staatlich finanzielle Hilfe, wenn er seine Arbeit verlieren sollte.

Der Staat blockiert also die wirtschaftliche Freiheit der Unternehmen und hindert sie am ungehinderten Wirtschaften, schützt aber gleichzeitig die Arbeitnehmer, belastet sich dabei selbst finanziell, wobei er die Kosten wieder auf die Arbeitgeber und - nehmer abwälzt, was zu einem Teufelskreislauf führt, der besonders für den Staat und die Unternehmen eine zunehmende finanzielle Belastung durch die Arbeitnehmer darstellt.

Herrscht in diesem Staate mit sozialer Marktwirtschaft ein steigendes Arbeitsangebot vor, kann dieser präventive Maßnahmen ergreifen und zum Beispiel Teilzeitarbeitsplätze fördern und ausbauen, Unterstützungsmittel für Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Strukturanpassungsmaßnahmen bereitstellen, sowie Arbeit im öffentlichen Dienst schaffen. Dies führt zu einer Verzögerung bzw. Ausbleiben eines zu großen Defizits zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt, aber zu einer finanziellen Belastung des Staates, die durch erhöhte Steuereinnahmen beglichen werden muss.

5.3. Vergleichen Sie die Vor- bzw. Nachteile der in den Fragen 5.1. und 5.2. beschriebenen Auswirkungen.

Ein Vorteil des Eingreifen des Staates in der sozialen Marktwirtschaft gegenüber dem Ehernen Lohnsystem ist, das der Staat durch Maßnahmen zum Schutze der Arbeiter versucht ihr Existenzminimum durch Maßnahmen nicht zu unterschreiten und ihr soziales Gefüge zu schützen. Dies stellt allerdings eine finanzielle Belastung für den Staat dar, wobei sich bei dem Ehernen Lohnsystem der Staat aus dem wirtschaftlichen Geschehen heraushält, was einer freien Marktwirtschaft gleichkommt. Zwar reguliert sich hier der Arbeitsmarkt von selbst, wie es schon Adam Smith erkannte, doch kommt es immer wieder zu Schwankungen des Lohngefüges und Arbeitsmarktes, welche eine Verschlechterung bzw. Verbesserung des Lebensstandards der Arbeiter je nach Marktlage mit sich zieht. Die Unternehmen werden dabei in ihrer wirtschaftlichen Freiheit im Gegensatz zur sozialen Marktwirtschaft nicht eingedämmt.

Ein Vorteil des Systems der freien Marktwirtschaft wäre auch, dass der Lohn auf Grund der staatlichen Eingriffe immer über dem Existenzminimum läge und es so theoretisch zu einem konstanten Bevölkerungswachstum kommen müsste, da die soziale Situation der Familien beständig sein würde. Im Ehernen Lohnsystem hingegen hat man eine ständig wechselnde Situation zwischen Geburtenschub und Geburtenrückgang.

Im Ehernen Lohnsystem wird eine Verschuldung des Staates und eine Mehrbelastung der Wirtschaft z.B. durch Steuern wie erwähnt dadurch entgangen, das soziale Sicherungsinstanzen für den Arbeitnehmer fehlen, was dessen Position gleichzeitig aber nicht genau definiert und ihn in Unsicherheiten wägen lässt, die ein Arbeitnehmer in der sozialen Marktwirtschaft nicht haben muss.

Eine soziale Marktwirtschaft ist insgesamt gesehen ein stabileres System für den Arbeitnehmer, sichert dessen Existenzminimum und führt zu einer stabilen Arbeitsmarktsituation. Das Eherne Lohnsystem bezieht sich mehr auf die freie Marktwirtschaft, bietet dem Arbeitnehmer keinen Schutz und sorgt für einen instabilen Arbeitsmarkt.

Sascha Walther 11 12 P.

Ende der Leseprobe aus 4 Seiten

Details

Titel
Analyse des Ehernen Lohnsystems
Hochschule
Real Centro Universitario Maria Cristina
Veranstaltung
11. Klasse, BWL
Note
11 Punkte
Autor
Jahr
1999
Seiten
4
Katalognummer
V97233
ISBN (eBook)
9783638099080
Dateigröße
339 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Analyse, Ehernen, Lohnsystems, Klasse
Arbeit zitieren
Sascha Walter (Autor:in), 1999, Analyse des Ehernen Lohnsystems, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97233

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