Der Zerfall von Jugoslawien


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

4 Seiten


Leseprobe


Der Zerfall von Jugoslawien

Jugoslawien, die frühere sozialistische föderative Republik in Mittel- und Südosteuropa bestand aus den heute selbständigen Staaten Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Makedonien, Montenegro, Serbien (mit den ehemals autonomen Provinzen Kosovo und Vojvodina) und Slowenien. Die Staatsfläche betrug etwa 255000 km², Hauptstadt war Belgrad. Jugoslawien wurde von Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Albanien und der Adria begrenzt.

Im 20. Jahrhundert wurde der serbische König Alexander I. Obrenovic 1903 ermordet und durch Peter I. Karaooroevic ersetzt. Dieser entzog Serbien dem österreichisch-ungarischen Einfluss, und unter ihm wurde wieder die Idee eines südslawisch-serbischen Staates entwickelt.

1907 forderten serbische Nationalisten , die ein großserbisches Reich errichten wollten, den Anschluss Bosniens an Serbien. Österreich eroberte daraufhin Bosnien und Herzegowina und provozierte damit eine Verschärfung des Gegensatzes zu Serbien. Als das osmanische Reich wegen innerer Unruhen, Aufständen in Albanien und dem Krieg gegen Italien geschwächt war, schlossen sich Serbien und Bulgarien 1912 zum Balkanbund gegen das Osmanische Reich zusammen. Griechenland und Montenegro traten dem Bündnis ebenfalls bei.

Aus dem ersten Balkankrieg zwischen der Türkei und den Mitgliedern des Balkanbundes ging das Bündnis als Sieger hervor. Gestärkt durch den Sieg forderte Serbien einen Zugang zur Adria, der aber von Italien und vor allem von Österreich-Ungarn verwehrt wurde, was die Feindschaft zwischen Serbien und Österreich-Ungarn noch vertiefte. Das Osmanische Reich mußte im Frieden von London alle Gebiete westlich der Linie Enos-Midia abtreten. In der Auseinandersetzung um die teritoriale Neuordnung des Balkans griff Bulgarien nun im zweiten Balkankrieg 1913 Serbien an, das von Rumänien, Montenegro, Griechenland und der Türkei unterstützt wurde.

Der Friede von Bukarest entspannte die Lage nicht, da Serbien der Zugang zur Adria weiterhin verwehrt blieb und die Fronten auf dem Balkan verfestigten.

Die instabile Lage wurde schlimmer, als am 28. Juni 1914 ein serbischer Nationalist den österreichischen Tronfolger Franz Ferdinand und dessen Frau Sophie in Sarajevo erschoß. Daraufhin erklärte Österreich-Ungarn nach Ablauf eines Ultimatums Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg. Daraus entstand der erste Weltkrieg. Nach dem Zusammenbruch der Österreichisch-Ungarischen Doppelmonarchie am Ende des ersten Weltkrieges bildet sich aus Serbien, Montenegro und den ehemals österreichisch-ungarischen Gebieten Kroatien, Slowenien, Bosnien und Herzegowina 1918 das "Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen" unter Alexander I. Das neue Königreich zeichnete sich durch eine großserbische Einheit aus. Der Autonomiegedanke hinsichtlich nichtserbischer Kultur- und Lebensgemeinschaft einer Volksgruppe und anderer Religionen blieb weitgehend unbeachtet, die ethnischen und religiösen Spannungen blieben bestehen und verschärften sich z.T. noch. Am 6. Januar 1929 hob Alexander I. die Verfassung auf und benannte den Staat in "Königreich Jugoslawien" um.

Nach der Besetzung Jugoslawiens durch deutsche Truppen im April 1941 während des 2. Weltkrieges bildeten sich verschiedene Widerstandsbewegungen, deren stärkste die der Kommunisten unter dem Kroaten Josip Broz, genannt Tito, war. In Kroatien errichtete die faschistische Ustascha (rechtsradikale Bewegung in Kroatien) unter deutschem Schutz den "Unabhängigen Staat Kroation". Die Ustascha betrieb eine brutale Politik der "ethnischen Säuberung", auf die Tito mit ähnlichen Mitteln reagierte. Im November 1943 errichtete der "Antifaschistische Rat zur Nationalen Befreiung Jugoslawiens" (AVNOJ) unter dem Vorsitz Titos eine provisorische Regierung, die von den Alliierten unterstützt wurde.

Am 10. August 1945 wurde der AVNOJ in ein provisorisches Parlament umgewandelt, das mit Gesetzen zur Bodenreform die wirtschaftliche und soziale Umstrukturierung des Landes einleitete. Die Wahlen zur Verfassung gebenden Versammlung gewann am 11. November 1945 Titos kommunistische Volksfront mit deutlicher Mehrheit, und am 29. November rief die Verfassung gebende Versammlung die Republik aus. Unter der neuen Verfassung wurde Jugoslawien in die Föderative Volksrepublik Jugoslawien umgewandelt; Bosnien und Herzegowina bildeten eine "Volksrepublik" innerhalb der Föderation, die 1963 in "Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien" umbenannt wurde. Gleichzeitig mit der Umbenennung wurden Bosnien und Herzegowina, Kroation, Slowenien, Serbien, Montenegro und Makedonien sozialistische Republiken.

1948 kam es zwischen der Sowjetunion und dem Ostblockstaat Jugoslawien zum Bruch, da Tito als Staatschef Jugoslawiens einen eigenen, von nationalem Bewustsein geprägten Kommunismus und ein eigenes Sozialismusmodell entwickelt hatte und sich die Ein- mischung der Sowjetunion in die inneren Angelegenheiten Jugoslawiens verbat. Tito näherte sich den blockfreien Staaten (lockerer Zusammenschluß von Staaten, die während des kalten Krieges keinem der beiden von den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion angeführten Machtblöcken angehörten)an, hielt gute Kontakte zum Westen und verfolgte insgesamt nach Innen und Außen einen unabhängigen Kurs.

Obwohl Jugoslawien formal ein sozialistischer Bundesstaat war, dominierten doch in Partei, Wirtschaft und Armee die Serben. Es kam wiederholt zu ethnischen Spannungen, denen u.a. durch den Ausbau von Föderalismus und Selbstverwaltung in der Ver- fassung von 1974 entgegengewirkt werden sollte.

Nach dem Tod Titos am 4. Mai 1980 übernahm das Präsidium der Republik die Regierungsgeschäfte. Die acht Mitglieder setzten sich aus je einem Vertreter der sechs Teilrepubliken und der zwei autonomen Provinzen zusammen. Nach dem Tod Titos, der dank seiner integrativen Persönlichkeit den Vielvölkerstaat zusammengehalten hatte, traten die alten Rivalitäten zwischen den Ethnien wieder stärker hervor, und die Bundesstaaten forderten ein stärkeres Mitspracherecht in der von Serben dominierten Zentralregierung.

1980 kam es zunächst zu Unruhen im Kosovo. Wie die nördliche Vojvodina war der überwiegend von Albanern bewohnte Kosovo 1974 als autonome Provinz den sechs Republiken gleichgestellt worden. Demonstrationen der albanisch-muslimischen Bevölkerung für die Unabhängigkeit wurden von Sondereinheiten der Polizei gewaltsam aufgelöst. Als die Serben versuchten, die Autonomie des Kosovo einzuschränken, verschlechterten sich die Beziehungen der einzelnen Republiken zueinander. 1989 verweigerte Slowenien, das sich auf die Seite des Kosovo gestellt hatte, Zahlungen an die jugoslawische Bundeskasse, worauf Serbien einen Handelsboykott gegen Slowenien verhängte.

Die Bestrebungen Kroatiens und Sloweniens nach staatlicherUnabhängigkeit wider- sprachen den Plänen des serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic, der ein groß- serbisches, zentralistisches Reich verwirklichen wollte. Als im Juni 1991 nach ver- schiedenen erfolglosen innerjugoslawischen Gipfeltreffen Slowenien und Kroatien ihre Unabhängigkeit erklärten, war die Jugoslawische Republik faktisch aufgelöst.

Die Auflösung Jugoslawiens war begleitet von massenhaften Menschenrechts- verletzungen. Hierzu gehörten insbesondere die ethnischen Säuberungen. Den größten Anteil an solchen Untaten hatten die von Serben dominierte "Jugoslawische Volksbefreiungsarmee" und die serbischen Milizen. Die kroatischen und bosnisch- muslimischen Kräfte hielten sich aber auch nicht an die internationalen Normen.

Es wird schwer werden, die sehr unterschiedlichen Kultur- und Lebensgewohn- heiten anzugleichen bzw. die weiterhin bestehenden konfessionellen Spannungen abzubauen. Die Vorderungen der einzelnen Republiken nach Unabhängigkeit und Selbständigkeit können meiner Meinung nach nicht durch Waffengewalt geregelt sondern müssen politisch ausdiskutiert werden.

Ende der Leseprobe aus 4 Seiten

Details

Titel
Der Zerfall von Jugoslawien
Autor
Jahr
2000
Seiten
4
Katalognummer
V97241
ISBN (eBook)
9783638099165
Dateigröße
360 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Zerfall, Jugoslawien
Arbeit zitieren
Mario Pehlmann (Autor:in), 2000, Der Zerfall von Jugoslawien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97241

Kommentare

  • Gast am 9.10.2002

    !!???.

    zuerst...wie alt bist dU?du hast den anfang gut gemacht aber gegen ende wird es immer schlechter!!!du hast keine ahnung....ich war im krieg, habe miterlebt wie menschen getötet werden und kinder misshamdelt werden!ich bin eine bosnerin!in diesem kreig ging es rein darum die bosnier zu vernichten und einen staat namens großjugoslawien zu machen!wir sind auch heute eines der ärmsten länder in ganz europa!du solltest dir mal filme über bosnien ansehen und dann sagen wie es wircklich ausgegangen ist!bosnien ist nicht schuld am krieg!nur weil wir weg woolten müssen die serben gleich morden!ich habe fast alle aus meiner familie verloren!und wenn jetzt irgendwelche leute zu mir kommen und fragen od ich serben mag oder gar aus jugo komme dann drehe ich durch!ich hasse alle serben auf diese welt und werde sie immer hassen!würde mich freuen wenn du mir antworten würedst!!

  • Gast am 28.5.2002

    der zerfall von jugoslawien.

    bast scho

  • Gast am 7.2.2001

    Encartapassage mit Kommentaren.

    Naja, ganz hilfreich... für Menschen ohne MS Encarta Lexikon *ggg*

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Titel: Der Zerfall von Jugoslawien



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