Freundschaft im digitalen Zeitalter


Hausarbeit, 2020

17 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Aristoteles’ Auffassung von Freundschaft
2.1 Voraussetzungen für Freundschaft
2.2 Arten der Freundschaft
2.2.1 Nutzenfreundschaft
2.2.2 Lustfreundschaft
2.2.3 Tugendfreundschaft

3 Veränderungen von Freundschaft durch die Nutzung sozialer Netzwerke
3.1 Vergleich zwischen Internetfreundschaft und persönlicher Freundschaft
3.2 Anzahl der Freundschaften in sozialen Netzwerken
3.3 Regelmäßigkeit des Kontakts
3.4 Wohlwollen und Gegenliebe in der Freundschaft
3.5 Arten der Freundschaft im digitalen Zeitalter

5 Schlussbemerkung

Literaturverzeichnis
Primärliteratur
Sekundärliteratur

1 Einleitung

Freundschaften spielen für den Menschen und die Gesellschaft eine bedeutende Rolle. Was eine Freundschaft auszeichnet und ab wann man einen sozialen Kontakt als „FreundIn“ betiteln kann, ist nicht einfach zu beantworten. Bereits antike Philosophien wie Aristoteles und Platon haben sich mit der Thematik auseinandergesetzt. Aristoteles hat seine Theorie der Freundschaft in der „Nikomachischen Ethik“ ausführlich behandelt.

In Zeiten der Digitalisierung findet auch der Kontakt unter FreundInnen vermehrt in digitaler Form statt. Die Kommunikation mit anderen Menschen ist einfacher geworden und große Distanzen lassen sich über das Internet leicht überwinden. Das Briefeschreiben unter FreundInnen wurde weitgehend durch das Versenden von Kurznachrichten per SMS, WhatsApp oder andere soziale Medien ersetzt. Telefonate werden häufig durch Sprachnachrichten ausgetauscht. Die Auswahl an sozialen Plattformen ist gigantisch. Außerdem sind sie in der Regel kostenlos nutzbar. Insbesondere für jüngere Leute ist die Nutzung sozialer Medien völlig alltäglich. Grundsätzlich sind jedoch auf vielen Plattformen alle Altersgruppen vertreten. Spätestens seit Beginn der Corona-Krise sind die meisten Menschen auf den digitalen Kontakt mit FreundInnen oder Verwandten angewiesen und nutzen die Möglichkeiten, die das Internet bietet, häufiger.

Trotz der Vorteile, die die Nutzung digitaler Kommunikationswege mit sich bringt, befürchten Kritiker, dass sich der digitale Kontakt negativ auf Freundschaften auswirkt und diese oberflächlicher werden würden. Im Folgenden soll daher untersucht werden, welche Elemente der drei Arten von Freundschaften nach Aristoteles sich in der Freundschaft, die mit der Nutzung sozialer Netzwerke einhergeht, wiederfinden.

Hierzu soll zunächst die grundsätzliche Auffassung Aristoteles' Freundschaftskonzept erfasst werden, indem sowohl die Anforderungen, die er an eine Freundschaft stellt als auch seine drei Arten der Freundschaft beschrieben werden. Darüber hinaus wird herausgestellt, welche Bedeutung die Gleichheit bzw. die Ungleichheit von Personen für die Freundschaft hat.

Anschließend werden die Veränderungen durch das Aufkommen sozialer Netzwerke thematisiert. Hierzu soll zunächst die Internetfreundschaft mit der klassischen „Offline­Freundschaft“ verglichen werden. Da sich die Anzahl der sozialen Kontakte und die Regelmäßigkeit des Kontaktes verändert haben, folgt ein Vergleich der Aspekte mit Aristoteles' Theorie. Ebenso sollen die Voraussetzungen einer Freundschaft sowie die drei Arten der Freundschaft auf Aktualität in der heutigen Zeit überprüft werden. Sind die drei Arten der Freundschaft immer noch in unserer Gesellschaft zu erkennen oder nehmen bestimmte Freundschaftsformen überhand?

2 Aristoteles’ Auffassung von Freundschaft

Freundschaft hat für Aristoteles einen ganz besonderen Stellenwert. Er thematisiert sie vor allem in seiner „Nikomachischen Ethik“. Seiner Meinung nach ist die Freundschaft „äußerst notwendig für das Leben“ (Aristoteles 2006, S. 251). Unabhängig vom eigenen Wohlstand und Alter ist jeder Mensch auf Freunde angewiesen. Jeglicher Wohlstand reicher Leute ist nichts wert, wenn sie keine Wohltätigkeiten gegenüber Freunden verrichten können. Die Armen hingegen finden in Freundschaften Trost und einen Zufluchtsort (vgl. ebd.).

Alte Menschen können sich auf ihre Freundschaften verlassen, wenn ihre Kräfte aufgrund des Alters nachlassen, während junge Menschen durch sie vor Fehlern bewahrt werden können. Auch andere Altersstufen können durch Freunde Unterstützung dabei bekommen, „werthaft (kalon) zu handeln“ (ebd.). Demensprechend ist die Freundschaft sowohl als notwendig als auch als werthaft anzusehen. „Denn diejenigen, die Freunde lieben, loben wir, und es gilt als eines von den werthaftesten Dingen, viele Freunde zu haben“ (ebd., S. 252).

Um herauszufinden, worin sich Freundschaften unterscheiden, überlegt sich Aristoteles in seiner Nikomachischen Ethik, was als liebenswert anzusehen ist: Nur das Liebenswerte - nämlich das Gute, das Angenehme und das Nützliche - ist Gegenstand der Liebe (ebd. 2006, S. 253). Hinsichtlich dieser Gründe der Liebe unterscheidet Aristoteles drei Arten von Freundschaft: Die Nutzenfreundschaft, die Lustfreundschaft und die Tugendfreundschaft, die als die einzige vollkommene Freundschaft anzusehen ist. Bevor er die Freundschaftsarten thematisiert, nennt er Merkmale der Freundschaft, die die Voraussetzung für eine solche sind

2.1 Voraussetzungen für Freundschaft

Eine Voraussetzung, ohne die man nicht von echter Freundschaft sprechen kann, ist die „Erwiderung der Liebe“ (Aristoteles 2006, S. 254). Dementsprechend kann die Liebe zu leblosen Gegenständen nicht als Freundschaft bezeichnet werden. Hier fehlt der Aspekt der Gegenliebe, denn der Gegenstand kann einem selbst gegenüber nichts empfinden. Darüber hinaus wünscht man beispielsweise einer Puppe nicht Gutes, man empfindet ihr gegenüber kein „Wohlwollen“ (ebd.). Man kann lediglich hoffen oder sich wünschen, dass diese Puppe nicht kaputtgeht oder verschwindet.

Um von echter Freundschaft sprechen zu können, muss man dementsprechend dem Menschen gegenüber wohlwollend gesinnt sein, das heißt, ihm „um seiner selbst willen Gutes wünschen“ (ebd.). Außerdem muss das Wohlwollen auf Gegenseitigkeit beruhen.

Die letzte Bedingung ist, dass das gegenseitige Wohlwollen für den jeweils anderen ersichtlich ist (vgl. Aristoteles 2006, S. 154). Es ist vorstellbar, dass zwei Menschen gegenseitiges Wohlwollen füreinander empfinden, ohne, dass beide von dem Verhältnis zueinander wissen. In diesem Fall kann von Freundschaft nicht die Rede sein. Demnach muss eine Freundschaft auf gegenseitigen Wohlwollen beruhen, das beiden Beteiligten ersichtlich ist, unabhängig davon, aus welchem Grund sie sich lieben.

2.2 Arten der Freundschaft

2.2.1 Nutzenfreundschaft

Als Nutzenfreundschaft bezeichnet Aristoteles (2006, S. 255) Freundschaften die aufgrund der Beförderung eines Guts bestehen. Die Freunde lieben einander nicht aufgrund ihrer persönlichen Eigenschaften - der Person an sich - sondern aufgrund des Nutzens, der mit ihr einhergeht. Der Vorteil, der menschlichen Beziehung muss wie in allen anderen Arten der Freundschaft auf Gegenseitigkeit beruhen und das Wohlwollen, das in dem Fall aus der Nützlichkeit des Freunds entspringt, muss vorhanden sein.

Laut Aristoteles ist die Nutzenfreundschaft vor allem unter älteren Menschen verbreitet, da ihre Freundschaft in der Regel seltener auf der Beförderung des Angenehmen als auf der Erfahrung des Nützlichen beruht (vgl. ebd.). Dennoch sind solche Freundschaften auch zwischen jüngeren Menschen möglich, wenn die Beteiligten das Nützliche erstreben. Menschen, die miteinander aufgrund ihres Nutzens befreundet sind, leben laut Aristoteles selten zusammen. „Denn manchmal finden sie einander nicht einmal angenehm“ (ebd. S. 255).

Als Beispiel einer Nutzenfreundschaft nennt er den Zusammenschluss von Staaten, denn auch dieser besteht nur aufgrund der Vorteile, die sich daraus ergeben.

2.2.2 Lustfreundschaft

Ähnlich wie bei der Nutzenfreundschaft sieht es in der Lustfreundschaft aus. In dieser lieben sich die Freunde ebenfalls nicht um ihrer selbst willen, sondern weil die Freundschaft das Angenehme befördert. Sie ist im Gegensatz zu der Nutzenfreundschaft vor allem unter jüngeren Menschen verbreitet, da sie sprunghafter sind und dem nachgehen, was ihnen Vergnügen gewährt.

Das Problem der Nutzen- und Lustfreundschaft ist laut Aristoteles (2006, S. 255), dass sie nicht beständig sind. Sowohl der Nutzen als auch die Lust, die die jeweilige Freundschaft mit sich bringt, kann sich jederzeit verändern und ist nicht dauerhaft. Ist der Grund der Freundschaft durch den Verlust der Nützlichkeit oder des Angenehmen verschwunden, existiert auch die Freundschaft nicht weiterhin. Daher sind beide Freundschaftsformen als „akzidentiell“ (ebd.) anzusehen.

2.2.3 Tugendfreundschaft

Die Tugendfreundschaft ist als die höchste Form der Freundschaft anzusehen. In ihr wird der Freund nicht aufgrund seines Nutzens oder der Förderung von Lust geliebt, sondern um seiner selbst willen, seiner persönlichen Eigenschaften. Sie ist die Freundschaft zwischen guten, tugendhaften Menschen, die beide „gut überhaupt und gut für den Freund“ (ebd., S. 256) sind. Demensprechend hält ihre Freundschaft, solange der Mensch gut ist. Schlechte Menschen können demnach nur die Nutzen- oder Lustfreundschaft erfahren, denn sie freuen sich nicht für einen anderen Menschen, ohne daraus für sich selbst einen Gewinn zu erzielen. Außerdem ist für den Menschen nur mit dem Wissen, dass der Freund einen nicht enttäuschen würde, möglich, das nötige Vertrauen für die Freundschaft aufzubauen (ebd., S. 258f.)

Da der Charakter und damit das Gute des Menschen beständig ist, ist auch die Tugendfreundschaft langlebig. Neben der Tugend des Freunds sind jedoch auch der Nutzen und das Angenehme Aspekte, die die Tugendfreundschaft betreffen, denn, „die Guten sind sowohl gut überhaupt als auch nützlich füreinander und ebenso auch angenehm“ (Aristoteles 2006, S. 256). Zudem müssen sich die Freunde ähnlich sein, um die Tugendfreundschaft aufbauen zu können. Meist werden sie im Laufe der Zeit im Hinblick auf den Charakter immer ähnlicher (ebd., S. 258).

Aufgrund ihrer Eigenschaften sieht Aristoteles die Tugendfreundschaft als die einzige vollkommene Freundschaft an. Sie kommt deutlich seltener vor als die Nutzen- oder Lustfreundschaft und benötigt mehr Zeit, um sich zu entwickeln und Vertrauen aufzubauen, hält dafür aber länger an. Das, was ein Partner in die Freundschaft investiert, bekommt der andere auf ähnliche Weise zurück und umgekehrt (vgl. ebd.). Ist dieses Gleichgewicht auch bei den anderen beiden Arten der Freundschaft gegeben, wirkt sich dies positiv auf die Beständigkeit der Freundschaft aus. Während es möglich ist eine große Anzahl von Nutzen- und Lustfreundschaften zu entwickeln, ist dies im Hinblick auf die vollkommene Freundschaft aufgrund ihrer Zeitintensivität und Seltenheit nicht möglich (vgl. ebd., S. 262).

Darüber hinaus thematisiert Aristoteles die Bedeutung des räumlichen Zusammenlebens. Wer nicht beieinander ist, kann nicht freundschaftlich aktiv werden, was für eine Freundschaft von großer Bedeutung ist. Demnach ist die räumliche Distanz an sich zwar kein Problem, kann aber zu Schwierigkeiten führen, wenn sie über längere Zeit andauert und die Freundschaft dadurch in Vergessenheit gerät (vgl. ebd., S. 260).

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Freundschaft im digitalen Zeitalter
Hochschule
Universität Trier
Note
2,3
Autor
Jahr
2020
Seiten
17
Katalognummer
V972627
ISBN (eBook)
9783346317018
ISBN (Buch)
9783346317025
Sprache
Deutsch
Schlagworte
freundschaft, zeitalter
Arbeit zitieren
Victoria Schackmar (Autor:in), 2020, Freundschaft im digitalen Zeitalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/972627

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