Tabaluga - Weg zur Vernunft


Referat / Aufsatz (Schule), 1998

6 Seiten


Leseprobe


Interpretation des Hörspiels ,,Tabaluga" - der kleine Drache auf der Suche nach der Vernunft

von Peter Maffay

_ Strukturiere das musikalische Hörspiel und erarbeite die Stationen zum ,,Erwachsen werden" (zum Erreichen der Vernunft)!
_ Definiere das Ziel der Reise!
_ Gehe dabei auf die Symbolik ein!

Vorspann: Vater

Das musikalische Hörspiel ,,Tabaluga" von Peter Maffay gliedert sich in einen Vorspann und neun Reisestationen. In dem Hörspiel geht es um einen jungen Drachen namens Tabaluga, der von seinem Vater einen Ring geschenkt bekommt und dann auf eine Reise geht, um die Vernunft (=das Vermögen, aus eigenen Grundsätzen zu urteilen und zu handeln) zu erreichen.

Auf dieser Reise lernt er viele Geschöpfe kennen, die alle verschiedene Eigenschaften verkörpern. Das Ziel dieser, für Tabaluga aufschlussreichen, Reise ist es, dass Tabaluga vernünftig und erwachsen wird.

Diese Komposition, Vernunft und Erwachsensein, ist für mich persönlich nicht akzeptabel. Die vielen Krisen unserer Erde zeigen, dass leider noch nicht alle erwachsenen Menschen zur Vernunft fähig sind.

Der Ring, den Tabaluga von seinem Vater geschenkt bekommt, steht für eine in sich geschlossene Einheit. Kinder werden oft mit Ringen assoziiert, da sie im Allgemeinen als abgerundet (=ohne eine fortgeschrittene Entwicklung der Selbstkompetenzen) gelten. Bezogen auf die Moral- bzw. Gewissensentwicklung des Menschen stellt der Vorspann des Hörspiels die erste Stufe ,,Triebbestimmtes Verhalten - Gewissenlosigkeit" dar. Wenn Kinder in ihren ersten beiden Lebensjahren von einem unwillkürlichen, triebhaften ,,Es" geleitet werden, dessen einziges Ziel die sofortige Wunschbefriedigung ist, dann sagt man, diese Kinder handeln ausschließlich nach dem Lustprinzip. Dabei soll außerdem Unlust (z. B. Hunger oder Strafe) so weit wie irgend möglich vermieden werden.

Der Vater Tabalugas beschreibt ihm die Phantasie, die er als sehr bedeutend ansieht. Für ihn ist Phantasie die Kraft, die alles bewege und für das allgemeine Wohlbefinden sehr wichtig sei.

Tabaluga solle in seiner Kindheit jeden Tag genießen und dadurch eine positive Einstellung bzw. Kreativität erlangen. Dieser Rat des Vaters erinnert mich an das Sprichwort ,,carpe diem" von Horaz, einem römischen Dichter und Zeitkritiker des ersten vorchristlichen Jahrhunderts.

Übersetzt heißt dieser Spruch ,,nutze (pflücke) den Tag". Mit ihm kann man aussagen, dass man jeden einzelnen Tag seines Lebens sinnvoll für sein Leben nutzen sollte, als wäre das Leben unendlich, aber auch genießen, als wäre es der letzte Tag des Lebens.

Beginn der Reise

Erste Station: Mond

Da Tabaluga sich nicht mehr so stark an seinen Vater gebunden fühlt, beginnt er seine Entdeckungsreise. Diese Entdeckungsreise kann auch mit dem Begriff Enkulturation beschrieben werden. Als Enkulturation bezeichnet man das Erlernen einer bestimmten Kultur (Moral und Normen). Die erste Station auf Tabalugas Reise ist eine Scheibe, die sich als Mond vorstellt. Bei jeder Station macht der kleine Drache neue Erfahrungen und wird am Ende seiner gewinnbringenden Reise näher seinem Ziel, vernünftig zu werden, sein. Der Mond stellt die Zeit der Welt dar, er ist immerwährend, auch wenn man ihn nicht sieht (z. B. bei Neumond).

Er zeigt auch einen natürlichen Lebensrhythmus (Hochphasen = Vollmond und Phasen geringerer Aktivität = Neumond). Dieser Ablauf zeigt sich in den Jahreszeiten und in einem Drachen- oder Menschenleben. Der Mond könnte aufgrund seiner immerwährenden Präsens auch als eine Art Gewissen gedeutet werden, da das Gewissen einen anerzogenen Gehorsam sich selbst und auch anderen gegenüber verlangt.

Zweite Station: Ameisenstaat

Nach dem Tabaluga den Mond verlassen hat, trifft er wieder zurück auf der Erde auf einen Ameisenstaat mitten im Wald, der ihm die Wichtigkeit von Staat, Gemeinschaft und Arbeit erklärt. Der Staat und die Gemeinschaft sind für die Königin des Ameisenstaates die Grundlage des Erfolges im Leben. Man sei nur gemeinsam stark und könnte auch nur gemeinsam große und schwere Aufgaben bewältigen. Arbeit sei das halbe Leben, Ordnung die andere Hälfte, so die Königin. Jedoch müsse ein Staat von einer fähigen Führung organisiert werden, damit alle ihre Fähigkeiten einbringen könnten. Der kleine Tabaluga ist aufgrund dieser Thesen etwas nachdenklich geworden, da er sich über diese Lebensweise noch zu wenig Gedanken gemacht hat.

Dritte Station: Riese

Als er den Ameisenstaat verlässt, begegnet er bald darauf einem Riesen, mit dem er sofort Freundschaft schließt, denn Angst sei schlecht und schaffe keine Freundschaft, so der Riese. Er erzählt Tabaluga Geschichten von den ängstlichen Menschen, die nicht sehr mutig seien und es somit auch schwer falle, mit ihnen Freundschaft zu schließen. Diese Erfahrung des Riesen ist subjektiv, da er nur von seinen Erfahrungen ausgehen kann. Ein Riese ist aufgrund des Größenunterschiedes zwischen Mensch und Riese ein Angst erregendes Ungeheuer für den Menschen. Das ist der Grund dafür, dass der Riese keine Freundschaften zu den Menschen aufbauen, verschweige denn pflegen kann. Da der kleine Drache Tabaluga auch ein ungewöhnliches Wesen ist, das im Gegensatz zu den Menschen nicht durch Vorurteile belastet ist und keine Angst vor dem Riesen hat, können diese beiden Naturen überhaupt Freundschaft schließen.

Vierte Station: Baum

Nach dieser schönen Begegnung, der Tabaluga einen neuen Freund verdankt, schläft er unter einem großen Baum ein und hört in seinem Traum eine Melodie. Als er wieder aufwacht hört er jemanden mit ihm sprechen, weiß jedoch erst nicht, wer das sein könnte. Der Baum stellt sich als Baum des Lebens vor und erklärt ihm, dass er für alle da sei. Er brauche nur Erde, Luft und Wasser zum Leben und spüre die Ewigkeit. Mit dem Begriff Ewigkeit meint er vielleicht die unendliche Dauer, die Unvergänglichkeit bzw. die Zeitlosigkeit einer Sache oder bezogen auf den christlichen Sprachgebrauch den Zustand nach dem natürlichen Tod. Außerdem wird sich Tabaluga irgendwann und irgendwo sesshaft machen und Wurzeln schlagen wie ein Baum.

Fünfte Station: Salamander

Nach dem Treffen mit dem Baum begegnet er einem Feuersalamander, von dem er sehr begeistert ist und mit dem er sofort Freundschaft schließen möchte. Der kleine Tabaluga möchte ihm sein Feuer zeigen, doch der Salamander bekommt Angst und erklärt ihm, dass das Feuer zu heiß für ihn sei. Er macht ihm den pazifistischen Vorschlag, wenn sie schon keine Freunde sein könnten, dann sollten sie wenigstens keine Feinde werden und relativ neutral miteinander umgehen. Diese Lebenserfahrung könnte für Tabaluga wichtig sein, um mögliche spätere Konflikte vermeiden zu können und ungestörter durchs Leben zu gehen.

Sechste Station: Frosch (Schule)

Als Tabaluga vor einem Teich steht, redet er mit einem Frosch, der Schulleiter einer Kaulquappenschule ist. Der Frosch rät ihm, in seinem ganzen Leben standhaft zu bleiben, da das Leben manchmal zum Weinen aber auch zum Lachen sei. Er solle seinen eigenen sicheren Weg finden und gehen.

Die Schule ist für Kaulquappen und für Menschen sehr wichtig, da sie neben der Familie und den Freunden eine grundlegende Instanz der Sozialisation ist. Dieser Rat, standhaft zu werden, lässt sich auch mit Individuation beschreiben. Individuation bedeutet eine eigene Persönlichkeitsstruktur zu entwickeln und dadurch unabhängig und selbständig zu werden. Die Selbständigkeitsentwicklung impliziert den Erwerb sowohl von Selbstkompetenz als auch von Sozialkompetenz (z. B. Anpassungsfähigkeit).

Jemand der eine Schule besucht hat, sollte die dritte Stufe der Gewissensentwicklung erreicht haben. Die Stufe ,,Selbstbestimmtes Verhalten" erfordert außerdem ein Einfühlungsund Einsichtsgewissen, das nur durch ein gutes Mittelmaß von autoritärer und antiautoritärer Erziehung erlangt werden kann. Die Vorgabe der Verhaltensweisen (Werte) führt zur Folgerung auf das eigene Handeln und dadurch werden die Verhaltenserwartungen (Normen) anerkannt. Jede einseitige Erziehung kann sich negativ auswirken. Kinder (kleine Drachen) müssen geführt werden, aber sie müssen auch die Gelegenheit zur Selbstentfaltung erhalten. Auch das Tragen von gewissen Verantwortungen (Haustier) ist ein wichtiger Punkt, da die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, in kleinen Schritten erlernt werden muss und ein Teil der völligen Selbstverantwortung darstellt.

Siebte Station: Storch

Während Tabaluga noch am Teich steht, begegnet ihm ein Storch, der die Frösche allein durch seine Anwesenheit zum Tauchen bewegt. Dieser Storch berichtet ihm von seinen Erfahrungen. Tabaluga solle die Vernunft nicht im Trüben suchen, sondern den Dingen auf den Grund gehen und alles erklärbar machen. Dies könne er nur im Klaren. Diese Metapher bezieht sich auf das Sprichwort: ,,Glaube nur was du siehst!" und soll Tabaluga vor Naivität schützen. Gutgläubigkeit wird oft ausgenutzt und kann dadurch zum seelischen wie auch finanziellen Ruin führen. Für den Storch sind Freunde relevant, da man von ,,richtigen" Freunden nicht ausgenutzt und betrogen wird. Tabaluga wird von dem Storch ans Meer geführt, wo er eine 200-jährige Schildkröte suchen soll, die sehr weise sei.

Achte Station: Delphine

Die Delphine, die Tabaluga trifft, sind sehr fröhlich und sehen in dem Storch ein übertrieben mißtrauisches Wesen. Tabaluga solle ihren Rat befolgen und sein Leben in vollen Zügen genießen. Er solle sich auch nicht so viele Sorgen um das Ergründbare und die Vernunft machen, denn dafür sei das Leben zu kurz. Die Delphine haben eine sehr gelassene Lebenseinstellung, da sie kaum natürliche Feinde haben und somit ohne Ängste leben können. Ihre Lebensart lässt sich auch mit dem Sprichwort: ,,Von der Hand in den Mund" beschreiben.

Tabaluga setzt sich unter eine Palme und schläft erschöpft von der langen Reise ein.

Neunte Station: Schildkröte

Als Tabaluga wieder aufwacht, sieht er erst einen grauen Felsen, erkennt dann jedoch eine Schildkröte. Die Schildkröte ist sehr freundlich und spricht mit Tabaluga über sein Problem die Vernunft zu finden. Die Schildkröte sagt, dass das Alter (die Lebenserfahrung) nicht viel bedeute, da fast jeder tief in sich selbst ein Kind geblieben sei. Es sei für das glückliche Leben zu spät, wenn man das Kind in sich nicht mehr spüren könne. Die Schildkröte wirkt sehr verspielt, daher kann man das ,,Kind-in-sich-spüren" als eine Erinnerung an eine glückliche Kindheit sehen. Man kann das aber auch mit einem Rückfall auf die erste Entwicklungsstufe ,,Triebbestimmtes Verhalten - Gewissenlosigkeit" deuten, da die jeweilige Person dann meistens unbekümmert und dranghaft ihre Lust befriedigen will und nicht die Folgen ihrer Taten sieht. Die Schildkröte ist außerdem sehr tolerant, was an ihrem Sprichwort: ,,Ich bin ich und du bist du!" deutlich wird. Sie möchte, dass sich jeder ungestört entwickeln kann und nicht in irgendwelche Erziehungsmuster gedrängt wird. Diese Ansicht widerspricht der der Schule, da die Schule die Anerkennung der Normen als eine ihrer Aufgaben sieht.

Ergebnis: Tabaluga hat Erfahrungen gesammelt

Tabaluga hat auf dieser langen Reise sicherlich viel für sein weiters Leben gelernt, ob er jedoch sein Ziel, die Vernunft zu erlangen, erreicht hat, lässt sich nicht eindeutig sagen. Dies könnte man nur beurteilen, wenn man mehr über sein späteres Handeln und Urteilen wüsste. Für mich ist es außerdem sehr schwer vorstellbar, dass jemand die Fähigkeit besitzt, eine 100-prozentige Selbstbestimmung zu gestalten und dann nach dieser uneingeschränkt entscheiden und leben zu können.

Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Tabaluga - Weg zur Vernunft
Hochschule
Real Centro Universitario Maria Cristina
Autor
Jahr
1998
Seiten
6
Katalognummer
V97371
ISBN (eBook)
9783638958233
Dateigröße
382 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Tabaluga, Vernunft
Arbeit zitieren
Markus Gottschalk (Autor:in), 1998, Tabaluga - Weg zur Vernunft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97371

Kommentare

  • Gast am 9.4.2001

    Schöne Hausarbeit.

    Hallo! Ich finde die Hausarbeit sehr gelungen. Klar, dass für eine Arbeit im Bereich der Musikwissenschaft andere Kriterien gelten, aber die vorliegende Arbeit an sich ist super! Mich würde nur interessieren, wie alt der Autor zu dieser Zeit war!?!

    Gruß
    David

  • Mathias Horwath am 24.8.2000

    Kommentar.

    Die Handlung des Hörspiels "Tabaluga" wird in der vorliegenden Arbeit nacherzählt.
    Eine reine Textinterpretation gelingt M. Gottschalk dabei ansatzweise.
    In der Kategorie "Musikwissenschaft" ist die Arbeit völlig unbrauchbar, da M.G. in keiner Weise auf die Musik P. Maffay´s eingeht. Gerade die vielen verschiedenen Musikstile - bezogen auf die handelnden Tiere/"Personen"- sind für die Interpretation jedoch unerlässlich.

    M.Horwath
    TU Dresden

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Titel: Tabaluga - Weg zur Vernunft



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