"Naturerfahrung und Desillusionierung" ist der Titel unserer Untersuchung, in der wir auf die Rolle der Landschaftsrezeption in Senancours Obermann eingehen möchten. In diesem Buch, das als das Hauptwerk Senancours angesehen wird, bereist der Protagonist die Schweiz auf der Suche nach einem ihm und seinen Vorstellungen gemäßen Leben. Bei seinem ersten Aufenthalt ein früher Alpentourist, wird er sich später entscheiden, im Berner Oberland sesshaft zu werden, was seine Naturerfahrung grundlegend verändert.
Diese Arbeit wird sich ihrer Fragestellung in vier Kapiteln nähern: Wir beginnen, anhand der im Text gegebenen Informationen, mit einer Art Bestandsaufnahme. Wie wird die Natur zu Obermanns Zeit allgemein rezipiert? Ist er bei seinen Wanderungen ein Vorreiter, oder fügt er sich in bereits bestehende Zeitströmungen ein?
Das zweite Kapitel widmet sich Obermanns Gedankenwelt: Was sind seine Ideale, gegen was geht er an, und inwiefern findet er in den Schweizer Alpen ein Vorbild für ein Leben nach seinen Anschauungen?
Im dritten Kapitel geht es um die Naturerfahrung Obermanns. Wie nimmt er die Natur wahr, welchen Stellenwert nimmt sie für ihn ein? Wie verändert sich seine Rezeption der Alpenwelt im Verlauf des Buches?
Das vierte Kapitel dient der Betrachtung der Landschaftsbeschreibung. Es wird untersucht, wie Senancour mit den landschaftsästhetischen Paradigmen seiner Zeit verfährt; weiterhin, ob sie ihm zur Beschreibung des Protagonisten genügen und ob er über sie hinausgeht.
Es ist bekannt, dass Obermann ein großer Unbekannter geblieben ist. Zu Lebzeiten wenig erfolgreich, wurde er zwar ab und an wiederentdeckt, nimmt aber gemeinhin keinen großen Platz in der Literaturgeschichtsschreibung ein. Im vierten Kapitel möchten wir der Frage nachgehen, warum dieses Frühwerk Senancours bei seinem Erscheinen gänzlich unbemerkt blieb und erst dreißig Jahre später, noch zu Lebzeiten des Autors, neue Popularität erlebte. Des weiteren versuchen wir eine Deutung des Obermann. Was sind die Gründe seiner Flucht in die Natur, welche Rolle spielt der gesellschaftliche Kontext?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Spuren des zeitgenössischen Naturgefühls in der Schilderung der Schweizer Landschaft
- 2. Obermann: Das Glück, die Gesellschaft und die Natur
- 3. Naturerfahrung und Desillusionierung
- 4. Landschaftsbilder
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der Landschaftsrezeption im Roman „Obermann“ von Senancour. Der Protagonist, Obermann, reist durch die Schweiz auf der Suche nach einem Leben, das seinen Idealen entspricht. Durch die Analyse von Obermanns Naturerfahrungen und seiner Sicht auf die Landschaft beleuchtet die Arbeit die Verbindung zwischen Natur, Desillusionierung und der Suche nach Glück.
- Die Rezeption der Schweizer Landschaft im 18. Jahrhundert
- Obermanns Ideale und seine Kritik an der Gesellschaft
- Die Entwicklung von Obermanns Naturerfahrung
- Die Rolle der Landschaftsästhetik in Senancours Werk
- Die Rezeption des „Obermann“ und die Gründe für seine Popularität
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt die Fragestellung und den Aufbau der Arbeit vor. Sie beleuchtet die Bedeutung von Obermann als Senancours Hauptwerk und die Suche des Protagonisten nach einem ihm entsprechenden Leben in der Schweizer Landschaft.
- 1. Spuren des zeitgenössischen Naturgefühls in der Schilderung der Schweizer Landschaft: Dieses Kapitel untersucht die allgemeine Rezeption der Natur zu Obermanns Zeit und setzt Obermanns Naturerfahrung in den Kontext der zeitgenössischen Zeitströmungen. Es wird gezeigt, dass die Natur in den Augen der gebildeten Oberschicht ästhetische Bedeutung gewonnen hat und das kontemplative Alpentourismus bereits begonnen hatte.
- 2. Obermann: Das Glück, die Gesellschaft und die Natur: Dieses Kapitel konzentriert sich auf Obermanns Gedankenwelt, seine Ideale, seine Kritik an der Gesellschaft und seine Suche nach einem Leben nach seinen Anschauungen in der Schweizer Landschaft. Es geht um seine Idealvorstellung vom Leben und den Gründen seiner Enttäuschung mit der Gesellschaft.
- 3. Naturerfahrung und Desillusionierung: Dieses Kapitel analysiert die Naturerfahrung Obermanns: seine Wahrnehmung der Natur, ihren Stellenwert für ihn und die Veränderungen seiner Rezeption der Alpenwelt im Verlauf des Romans. Es untersucht die Ambivalenz der Naturerfahrung Obermanns - die Natur als Ort der Ruhe und gleichzeitig als Quelle der Desillusionierung.
Schlüsselwörter
Naturerfahrung, Desillusionierung, Landschaft, Senancour, Obermann, Schweiz, Alpentourismus, Landschaftsästhetik, Rezeption, Gesellschaft, Glück, Ideal, Kritik.
- Quote paper
- Philipp Zechner (Author), 2002, Naturerfahrung und Desillusionierung. Zur Rolle der Landschaft in Senancours Obermann, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/9743