Exerpt zu Durkheim


Ausarbeitung, 2000

7 Seiten, Note: 1.7


Leseprobe


Durkheim, Emile

Warum ist Durkheim Dualist ?

Durkheim unterscheidet zwischen individueller Natur und sozialer Natur des Menschen.

Individuelle Natur

- Die individuelle Natur ist im Sinne Durkheim die menschliche „originale Natur".

- Aufgrund seiner ursprünglichen, individuellen Natur verfolgt der Mensch ausschließlich egoistische Ziele.

- Die Gesamtheit seines Handelns ist ich - bezogen.

- Die individuelle Natur ist eine egoistische, die durch ihre Un - willigkeit und Unfähigkeit mit anderen individuellen Wesen Kontakt zu pflegen, gekennzeichnet ist.

Soziale Natur

- Die soziale Natur pflegt prinzipiell Kontakt mit anderen sozialen Wesen.

- Die Tätigkeit dieser sozialen Natur ist grundsätzlich moralisch, das heißt nicht mehr ich - bezogen; sie verfolgt überpersönliche Endziele

Allgemein

- Die so gearteten Bewußtseinspole (individuelle versus soziale Natur) im Menschen sind wesentlich antagonistisch: sie lösen notwendigerweise Konflikte aus.

- Die Konflikte entstehen zwischen den sinnlichen Empfindungen und Bedürfnissen (individuelle Natur) einerseits und dem intellektuellen und moralischen Leben (soziale Natur) andererseits.

- Die Gesellschaft kann sich nur in und durch Individuen verwirklichen, da sie nichts anderes ist als versammelte und organisierte Individuen ist.

- Eine Lösung des Konfliktes zwischen individueller und sozialer Natur können die

Individuen nur in einer sinnvollen Abstimmung ihres ursprünglichen (individuellen) und ihres sozialen Wesens finden; das heißt in einer Eingliederung in die Gesellschaft, die jedoch den einzelnen nicht unterdrückt.

- Durkheim ist wegen dieser Zweiteilung des Menschen in individuelle und soziale Natur Dualist.

- Die Gesellschaft entsteht aus dem Zusammenschluß von Menschen. Jedoch bilden diese durch jene Vereinigung ein Gebilde ganz neuer Art, das eine andere Gefühls- und Denkweise besitzt.

- Durch die Vergesellschaftung erfolgte Fusion heben sich die individuellen Merkmale auf und die allgemein verbreiteten Eigenschaften bleiben übrig.

Institution

- Für Durkheim sind Institutionen; „alle Glaubens- und Verhaltensweisen, die durch Kollektivität eingesetzt sind". Dem Individuum sind diese Institutionen zum größten Teil vorgeschrieben, es kann sie nicht unterdrücken, es ist folglich gezwungen, ihnen Rechnung zu tragen und es ist ihm desto schwerer (nicht unmöglich) sie zu verwandeln, je stärker der Anteil die materielle und moralische Übermacht der Gesellschaft über ihre Mitglieder ist.

- Aus dieser Übermacht bzw. Autorität leitet sich auch der Zwang ab, den die kollektiven Vorstellungen auf das Individuum ausüben, ein Zwang, der solange nicht spürbar ist, wie sich das Individuum nach diesen Vorstellungen richtet; versucht es, ihnen zu entgegen zu handeln, so verspürt es sofort seine Kraft. (Sitten, Bräuche, Konventionen)

Heterogenität zwischen Individuum und Gesellschaft

1. „die durch die assoziierten Individuen gebildete Gruppe ist eine Wirklichkeit eigener Art als jedes Individuum für sich".
2. „die kollektiven Bewußtseinslagen existieren in der Gruppe, aus deren Natur sie abgeleitet werden, bevor sie das Individuum als solches beeinflussen und sich in einer neuen Form, in einer rein internen Existenz, in ihm organisieren.

Das Kollektivbewußtsein
- Darunter versteht Durkheim; „ die Gesamtheit der Glaubensvorstellungen und Gefühle, die dem Durchschnitt der Mitglieder ein und der selben Gesellschaft gemeinsam ist und die ein bestimmtes System mit eigenem Leben verbindet.
- Dieses Kollektivbewußtsein ist nicht in der gleichen Intensität in allen Individuen vorhanden, es sind Differenzierungen je nach Individuum möglich und auch vorhanden.
- Das Kollektivbewußtsein kennzeichnet den Typus einer Gesellschaft mit ihren Eigenschaften, Lebensbedingungen und Entwicklungsmodus.

Solidarität

- Entscheidend für die Einteilung der Gesellschaft ist die Intensität der interindividuellen Beziehungen, oder anders ausgedrückt, die Art der Solidarität, die in dieser Gesellschaft herrscht.

Mechanische Solidarität

- Mechanische Solidarität tritt nur da zu Tage wo sie verletzt wird.
- Aus diesem Grunde nutzt Durkheim das Verbrechen zur Erfassung dieser Verletzung.
- M. S. heißt diejenige Form von S. welche auf „Gleichheit" oder „Ähnlichkeit" der Lebenslagen und Erfahrungen und damit auf die Gesamtheit der Interessen der Mitglieder einer Gesellschaft „ beruht".

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Organische Solidarität

- O. S. heißt nach E. D. diejenige Form von S., Kooperation in (oder trotz) der Verschiedenheit ermöglicht.
- O. S. ist nur da möglich wo der einzelne genügend Raum zum individuellem Verhalten hat.
- Das Kollektivbewußtsein muß einen Teil des individuellen Bewußtseins freilassen, damit sich spezielle Funktionen etablieren können.
- Einerseits hängt jeder desto mehr von der Gesellschaft ab, je größer die Arbeitsteilung ist und andererseits ist die Tätigkeit des einzelnen desto individueller je spezialisierter sie ist.
- Die Individualität nimmt mit der Verbreitung der O. S. zu.

Wandel der Solidarität

- Ursprüngliche Gesellschaft war stark segmentiert
- Die einzelnen Familien, Sippen, Clans waren räumlich von anderen getrennt, jedes Segment hatte sein eigenes Wirtschafts- und Wertesystem, seine eigene „Moral" · Zwischen den einzelnen Gesellschaften bestehen „moralische Leerräume" · Jedes Mitglied beherrscht prinzipiell jede anfallende Tätigkeit (Ausnahme sind geschlechterspetzifisch Aufgeteilte Bereiche)
- Die Ursache für einen Wandel. sieht Durkheim in den besseren Mobilitätschancen (z.B. Ausbau der Straßen)
- Hierdurch kam es zu größeren Ansammlungen und zu einer größeren „dynamischen und moralischen Dichte"
- Durch die größere Dichte kommt es zwischen den einzelnen Gruppenmitgliedern in immer stärkerem Maß zum Konkurrenzdruck, dies führt dazu das Nischen gesucht und besetzt wurden Der eine kann besser schustern, der andere besser backen usw. . · Jeder versucht dem Konkurrenzdruck zu entgehen und übernimmt spezialisierte Aufgaben. Dadurch kommt es zur Arbeitsteilung.
- Durkheim spricht in diesem Zusammenhang von organischer Solidarität

Voraussetzung für das Funktionieren eines solchen Gesellschaftsform sind:

- Verinnerlichung eines einheitlichen Normen und Wertesystems
- Chancengleichheit ohne Sanktionen und äußeren Zwang

Soziologischer Tatbestand

- Ein soziologischer Tatbestand ist jede mehr oder minder festgelegte Art des Handelns, die die Fähigkeit besitzt, auf den einzelnen einen äußeren Druck auszuüben; oder auch, die im Bereiche einer gegebenen Gesellschaft allgemein auftritt, wobei sie ein von ihren individuellen Erscheinungen unabhängiges Eigenleben besitzt.
- Versucht man, die Normen des Rechts zu übertreten, so wenden sie sich gegen einen.
- Inhalt des soz. Tatbest. sind die Glaubensvorstellungen, die Neigungen, die Gebräuche einer Gruppe als ganzes genommen.
- Hier liegt also eine Klasse von Tatbeständen von sehr speziellem Charakter vor: sie bestehen in besonderen Arten des Handelns, Denkens und Fühlens, die außerhalb der Einzelnen stehen und mit zwingender Gewalt ausgestattet sind, Kraft derer sie sich ihnen aufdrängen. · Da ihr Fundament nicht im Individuum gelegen ist, so liegt es in der Gesellschaft.

Moral

- Alles das was eine Quelle der Solidarität darstellt, ist moralisch,
- alles, was den Menschen dazu bringt, andere Menschen mir in Betracht zu ziehen, ist moralisch,
- alles, was ihn dazu bringt, sein Verhalten durch etwas anderes regulieren zu lassen als das streben des eigenen Ichs, ist moralisch,
- und Moralität ist so fest wie diese Bindungen zahlreich und stark sind.
- Moralische Handlungen sind solche, die sich nach Regeln richten, nach Regeln, die nicht das Projekt einzelner Personen oder Intressengruppen sind, sonder das Ergebnis „kollektiver Bewustseinszustände" und aufgrund dessen Einfluß auf die Autorität haben.

Egoistischer Selbstmord

„Wenn man einen Zustand, in dem das individuelle Ich sich mit Erfolg gegenüber dem sozialem Ich und auf kosten desselben behauptet, mit Egoismus bezeichnen will, dann können wir diesen besonderen Typ von Selbstmord, der aus einer übermäßigen Individuation hervorgeht, als egoistisch bezeichnen".

- Der Selbstmord variiert im umgekehrten Verhältnis zum Grad der Integration der sozialen Gruppen, denen der einzelne angehört.
- Wenn die innere Verbundenheit einer Gruppe aufhört, dann entfremdet sich im gleichen Maße, daß Individuum dem Gemeinschaftsleben, und seine Ziele gewinnen Vorrang vor denen der Gruppe; mit einem Wort, die Einzelpersönlichkeit stellt sich über das Kollektiv. · Wenn der einzelne sich der Gesellschaft entzieht und die geforderte Unterordnung nicht mehr als legitim anerkennt, kann sie auch keine Herrschaft auf das Individuum ausüben. · Solange das Individuen solidarisch mit einer Gruppe sind, die sie lieben, halten sie viel eigensinniger am Leben fest aus Furcht, Interessen zu verletzen, denen die eigenen unterzuordnen sie sich gewöhnt haben.

Altruistischer Selbstmord

- Der altruistische Selbstmord ist Merkmal mechanisch solidarisierter Gesellschaften.
- Der gesellschaftliche Druck wirk so stark auf das Individuum ein, das die Individualität und Selbstbestimmung der gesellschaftlichen Unterordnung unterliegt.
- Die Gesellschaft löst einen Druck auf das Individuum aus sich selbst zu töten.
- Selbstmorde werden z. B. begangen in Gesellschaften in denen es eine Schande ist, an Altersschwäche zu sterben, oder in solchen wo ein gesellschaftlicher Zwang für Witwen besteht sich zu töten nachdem ihr Mann gestorben ist.
- Selbstmorde von Gefolgsleuten oder Dienern beim Tode ihres Herrn. · Der altruistische S. läßt sich unterteilen in:

1. obligatorischen altruistischen Selbstmord: Diese besondere Art des altruist. S. wird durch den gesellschaftlichen Druck der auf das Individuum ausgeübt wird gekennzeichnet.
2. fakultativer altruistischer Selbstmord: Dieser S. wird nicht wie die vorhergehende Art des altruist. S direkt von der Gesellschaft gefordert, jedoch steht er im ähnlichen Verhältnis zum obligatorischen S., da auch hier die Individualität des Akteurs sehr gering ist und es als Tugend gilt sich aus Gründen der Ehre selbst zu töten. z. B. Harakiri bei den Japanern.

Anomischer Selbstmord

- Der anomische Selbstmord, ist ähnlich dem egoistischen, beiden ist die Gesellschaft nicht gegenwärtig genug, doch muß er vom egoistischen unterschieden werden. · Er Unterscheidet sich dadurch, daß er nicht dadurch erwächst durch welche Art und Weise der einzelne mit der Gesellschaft verbunden ist, sondern dadurch wie die Gesellschaft ihre Mitglieder reguliert.
- Der anomische Selbstmord kommt dann auf, wenn das Handeln der Einzelnen regellos wird und darunter leiden sie.

Der Selbstmord

In seinem Werk „Der Selbstmord", versucht Durkheim die Existenz sozialer Tatbestände nachzuweisen.

Dabei kommt er zu folgendem Schluß:

1. Daß die durch eine Vereinigung von Individuen entstandene Gruppe eine andere Realität hat, als jedes Individuum für sich.
2. Daß die Kollektivzustände in der Gruppe aus deren Eigenheit sie hervorgegangen sind unter einer neuen Form ein rein innerliches Dasein führen, bevor sie das Individuum als solches Erfassen und sich in ihm organisieren.

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Details

Titel
Exerpt zu Durkheim
Note
1.7
Autor
Jahr
2000
Seiten
7
Katalognummer
V97433
ISBN (eBook)
9783638958851
Dateigröße
389 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Durkheim
Arbeit zitieren
Ingo Kleinschnittger (Autor:in), 2000, Exerpt zu Durkheim, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97433

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