Wertewandel in Deutschland. Überblick, Generationsunterschiede und Trends


Hausarbeit, 2019

17 Seiten, Note: 1,7

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

II. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Werte und Wertewandel in Bezug auf soziale und politische Veränderungen Deutschlands
2.1 Generationsmodell im Überblick
2.2 Beschreibung des Wertewandels anhand des Generationsmodells
2.3 Rückblick des Wertewandels in Deutschland
2.4 Die Bedeutung von Megatrends für den Wertewandel
2.4.1 Demographischer Wandel
2.4.2 Gesundheit
2.4.3 Individualisierung

3. Fazit

IV. Literaturverzeichnis

II. Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Die Bedürfnispyramide nach Maslow Quelle: Wikipedia – Maslowsche Bedürfnishierarchie

Abbildung 2: Soziologische Generationen im Überblick Quelle: Soziologische Generationen – Abgrenzung: in Anlehnung an Mangelsdorf 2014

1. Einleitung

Wo unterschiedliche Generationen aufeinandertreffen, treffen sich auch immer Charaktere mit unterschiedlichen Lebenseinstellungen, Ansichten und Kompetenzen. Werte wie Disziplin, Solidarität und Pflichtbewusstsein, die für die eine Generation einst noch an oberster Stelle standen, wurden durch den Wunsch nach Selbstentfaltung, Unverbindlichkeit und Flexibilität abgelöst. Doch was sind Werte überhaupt, wodurch verändern sie sich und welche Werte sind heute besonders wichtig?

Das Ziel dieser Arbeit ist es, einen Überblick über die Entwicklung des Wertewandels in Deutschland zu schaffen, Unterschiede verschiedener Generationen hervorzuheben und zu verdeutlichen, welche Trends aktuell die Wertehaltung der Gesellschaft beeinflussen.

Der Wertebegriff kann auf unterschiedliche Arten definiert werden. Jung beschreibt einen Wert beispielsweise als „Sozial determiniertes Verständnis von etwas wünschenswertem“ (Jung 2011, S.838). Da der Mensch nach wünschenswertem strebt, haben Werte somit Auswirkungen auf das Handeln jedes einzelnen und dienen als Orientierungshilfe bei Entscheidungen.

Zu Beginn werden zwei bekannte Modelle vorgestellt: Ingleharts These, die versucht den Wertewandel zu beschreiben und die Mangelhypothese, die versucht die Entstehung eines Wertewandels zu erklären. Daraufhin wird der Wertewandel anhand des Generationsmodells dargestellt. Dadurch soll deutlich werden, welche Ereignisse und Gegebenheiten die Wertehaltungen der Menschen besonders beeinflussten. Danach wird anhand drei ausgewählter Megatrends: Demographischer Wandel, Gesundheit und Individualisierung verdeutlicht, welche Aspekte unsere Gesellschaft aktuell und in Zukunft beschäftigen werden.

In Hinblick auf das Generationsmodell ist zu erwähnen, dass nicht alle Menschen einer Generation immer die gleiche Sichtweise teilen. Es geht vielmehr darum, Gemeinsamkeiten und Übereinstimmungen eines Kollektivs zu betrachten, was nicht daran vorbeiführt Schlussfolgerungen zu verallgemeinern. (Mangelsdorf 2014, S.21)

Da es keinesfalls möglich ist, alle Ereignisse, Werte, Thesen und Modelle mit einzubeziehen, soll diese Arbeit eine Übersicht schaffen und lediglich ausgewählte Aspekte hervorheben.

2. Werte und Wertewandel in Bezug auf soziale und politische Veränderungen Deutschlands

Unsere Gesellschaft ist sich ständig verändernden Rahmenbedingungen ausgesetzt. Diese Veränderungen können beispielsweise die Politik, die gesellschaftliche Struktur, die Technologie, oder die Wirtschaft betreffen und beeinflussen die Wertehaltungen der Menschen und damit auch deren Persönlichkeit. (Jung 2011, S.837ff)

Ein bekanntes Modell, das den Wertewandel beschreibt, ist beispielsweise Ronald Ingleharts These eines Wandels weg von materialistischen Sicherheitswerten, hin zu post-materialistischen Selbstentfaltungswerten. (Inglehart 1971, S.991ff) Diese These löste in den Sozialwissenschaften eine präsente Debatte aus, die fast 30 Jahre andauerte. Die Hauptaussage Ingleharts ist, dass sich die grundlegenden sozialen Bedingungen der Nachkriegsgenerationen so verändert haben, dass eine neue Ausrichtung der Wertpräferenzen erfolgte. (Roßteutscher 2013, S.939) Während bei Älteren sogenannte Pflichtwerte wie Gehorsam und Fleiß an oberster Stelle standen, präferierten Jüngere eher Anpassungswerte wie den Wunsch nach Selbstentfaltung und Mitbestimmung. (Jung 2011, S.838) Jedoch ist diesem Modell, das sich vor allem auf die 1960er- und 1970er- Jahre bezieht entgegenzuhalten, dass die Studien Ingleharts auf sehr einfachen Umfragen basieren und heute kaum den Mindestanforderungen wissenschaftlichen Arbeitens genügen. (Heinemann 2012, o.S.) Obwohl dieses Modell nicht allein existiert und auch auf zahlreiche Kritiker stößt, prägte es dennoch die Soziologie und beschreibt einen bedeutenden Wandel, der sich im Verlauf der deutschen Geschichte vollzogen hat.

Die sogenannte Mangelhypothese ist eines der Modelle, die versuchen zu erklären, wie es überhaupt zu einem Wertewandel kommt. Dieses Erklärungsmodell beruht auf der Annahme, dass Menschen stets Bedürfnisse priorisieren, die besonders knapp sind. Abraham Maslows Pyramidenmodell (siehe Abbildung 1), in dem die Priorität der Bedürfnisse von unten nach oben kategorisiert ist, spiegelt die Idee dieses Modells wider. Die Kernaussage dabei ist, dass Menschen sich erst dann der Befriedigung höherer Bedürfnisse widmen können, wenn die physiologischen Grundbedürfnisse gestillt sind. Nach der Befriedigung elementarer, materieller Bedürfnisse, können Menschen also nach etwas höherem, „postmaterialistischem“, wie beispielsweise der Selbstverwirklichung streben. (Hradil 2002, S.40) Obgleich auch diese Hypothese auf viele Kritiker stößt, lässt sich das Verhalten der Generationen oft sehr gut anhand dieses Modells beschreiben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Die Bedürfnispyramide nach Maslow

2.1 Generationsmodell im Überblick

Eine Generation definiert Menschen einer Altersstufe, die sich durch ähnliche soziale Orientierungen und Auffassungen auszeichnen. Zugehörige einer Generation haben dieselben prägenden Ereignisse erlebt und deshalb auch eine vergleichbare Einstellung gegenüber bestimmten Werten. Als beeinflussende Zeit gilt laut Soziologen vor allem die, zwischen dem 11. Und dem 15. Lebensjahr, da der Mensch in diesem Lebensabschnitt seiner Kindheit entwächst und Einflüsse von außen erstmals bewusst wahrnimmt. Vor allem politische und gesellschaftliche Veränderungen beeinflussen die Entwicklung von Werten. (Mangelsdorf 2014, S.10ff) Anzunehmen ist außerdem, dass auch die häusliche Situation und die Erziehung der Eltern eine große Rolle spielt, wodurch die Einstellung und das damit verbundene Verhalten einer Generation also auch immer Einfluss auf die darauffolgende hat.

2.2 Beschreibung des Wertewandels anhand des Generationsmodells

Das Modell teilt die Gesellschaft in 5 Generationen ein, die jeweils prägende Jahre und Geburtszeitraum teilen (siehe Abbildung 2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Soziologische Generationen im Überblick

Die Traditionalisten, auch Veterane genannt, sind zwischen 1922 und 1945 geboren und durch die Zeit von 1933 – 1960 geprägt. Diese Generation, die die Nachkriegszeit und die Weltwirtschaftskrise erlebte, erlebte eine Zeit, die von Trauma gekennzeichnet war. (Bund 2014, S.99) Die Umgebung, in der sie aufwuchsen, zeichnete sich durch klare Regeln, Disziplin und Respekt vor Autoritäten aus. Der Fokus dieser Generation lag vor allem auf dem Wiederaufbau Deutschlands, weshalb Solidarität und Pflichtbewusstsein einen hohen Stellenwert hatten. (Mangelsdorfer 2014, S.27) Das Sprichwort: „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!“, spiegelt die Einstellung der Traditionalisten sehr gut wider. Diese Generation zeichnet sich außerdem durch eine Vielzahl an Geburten aus, den sogenannten “Babyboom“. Ein Grund dafür ist unter anderem der wirtschaftliche Aufstieg der Nachkriegszeit und der damit verbundene Trend der Eheschließung und Geburten. Außerdem wurden Geburtenausfälle der Kriegszeit kompensiert und aufgeschobene Familiengründungen nachgeholt. (Hoffmann, Menning 2009, S.10f) Menschen dieser Generation war es auf Grund der Umstände wichtig, dass ihre Kinder in einem besseren und behutsameren Umfeld aufwachsen als sie selbst, was sich unter anderem in der Erziehung der nächsten Generation bemerkbar machte. (Mangelsdorfer 2014, S.27)

Geboren zwischen 1946 und 1964 ist die Generation „Babyboomer“, die zahlenmäßig allen anderen überlegen ist. Der Name leitet sich von der bereits erwähnten, hohen Geburtenrate der vorherigen Generation ab. Die prägenden Jahre der Babyboomer liegen zwischen 1957 und 1979. Im Gegenzug zu der sehr traumatischen Jugend der Traditionalisten war die der Babyboomer sehr viel optimistischer, was auf den steigenden Wohlstand, die zunehmende politische Stabilität und die behutsame Erziehung zurückzuführen ist. (Mangelsdorfer 2014, S.31)

Aufgrund der zahlreichen Konkurrenten auf dem Arbeitsmarkt, bedingt durch die hohe Geburtenrate, musste diese Generation jedoch auch lernen, dass Ziele nur mit dem entsprechenden Durchsetzungsvermögen erreicht werden können und es darum geht, sich im Wettbewerb zu beweisen. (Mangelsdorfer 2014, S.31) Angesichts der Masse an Kontrahenten, konnte diese Generation ihre Karriereleiter nur mit hoher sozialer Kompetenz erklimmen. (Oertel 2007, S.26ff) Noch heute nehmen die Babyboomer einen Großteil der Führungspositionen ein, was neben der hohen Geburtenrate auch mit dem Ehrgeiz dieser Generation begründet werden kann. (Klaffke 2014, S.13)

Auch erschütternde Erlebnisse sind Teil der Erfahrungen dieser Generation. Die Berliner Mauer, die Kubakrise und der kalte Krieg sind lediglich Beispiele von Ereignissen, die die Weltpolitik beherrschten. In Anbetracht der kontrastreichen Ereignisse wie den Konflikten, oder der Gewalt einerseits und der Friedensbewegung, oder dem Wohlstand auf der anderen Seite, wird offensichtlich, dass diese Generation von dramatischen Veränderungen betroffen war. (Mangelsdorfer 2014, S.33)

Die Generation X, geboren zwischen 1965 und 1979, erlebte ihre prägende Zeit zwischen 1976 und 1994. Die in den 1950er Jahren vorherrschende Selbstverständlichkeit einer Ehe und Familie, wurde durch plurale Lebensformen abgelöst: Die Gesellschaft besteht neben traditionellen Familien immer mehr aus unverheirateten Lebensgemeinschaften, Singles, oder alleinerziehenden Müttern und Vätern. Dieses, früher undenkbare Phänomen, wird immer mehr akzeptiert und als sozial üblich angesehen. (Klaffke 2014, S.62) Ein Grund für diese Entwicklung könnte darin bestehen, dass Familie und Beruf, im Gegensatz zu früheren Generationen, nicht mehr als Werte per se gelten, sondern eher als Mittel zum Zweck gesehen werden, sich selbst zu verwirklichen und sich somit einen eigenen Nutzen zu verschaffen. (Schanz 1977, S.172) Gleichzeitig verloren materielle Güter zugunsten von Werten wie der persönlichen Sinnstiftung, einer positiven Umgebung und Wissenserwerb, zunehmend an Bedeutung. (Knebel, Mihovilovic 2017, o.S.)

Auf den Zerfall des klassischen Familienbildes einerseits und politische, sowie gesellschaftliche Instabilität andererseits, folgten Unsicherheit und Zweifel. Das Vertrauen in die Politik litt unter Vorfällen wie dem Reaktorunglück von Tschernobyl, der Explosion der Challenger und dem Terrorismus. Auch die Ölkrise, das Wettrüsten zwischen Ost und West und der Watergate Skandal verunsicherten die Gesellschaft. Die Verunsicherung und fehlende Struktur führten zu Orientierungslosigkeit. (Mangelsdorf 2014, S.35f) Auf Grund fehlender Rollenbilder und Skepsis gegenüber der Wirtschaft und Politik, entstand als logische Konsequenz der Wunsch nach Unabhängigkeit und Selbstständigkeit.

Außerdem erlebte die Generation X auch eine Zeit, die von aufkommenden Technologien geprägt wurde, wodurch der Aspekt Kommunikation einen neuen Stellenwert erlangte. Auch der Computer war bald Bestandteil des Alltags dieser Generation. Ein weiteres einschneidendes Ereignis ist außerdem der Berliner Mauerfall, denn durch diesen wurden neue Möglichkeiten und kulturelle Vielfalt in das Leben der Generation X integriert. (Mangelsdorf 2014, S.37)

Die prägenden Jahre der Generation Y, geboren zwischen 1980 und 1993, liegen in dem Zeitraum zwischen 1999 - 2010. Der Buchstabe Y grenzt nicht nur an die vorherige Generation an, sondern steht auch für das englische Wort „why“ (deutsch: warum) und repräsentiert damit eine Generation, die Fragen stellt. (Klaffke 2014, S.31) Eine präsente Frage, die diese Generation beispielsweise bewegt, ist die, ob sie überhaupt noch eine Zukunft haben wird. Die Gründe dafür sind zahlreich: Bedrohungen durch die Klimaerwärmung, Umweltverschmutzung, Naturkatastrophen, Attentate und Terrorismus waren präsenter denn je und prägten diese Generation. Der oft als Synonym verwendete Begriff „Spaß-Generation“ mag deshalb im ersten Moment unpassend wirken, spiegelt jedoch die Lebenseinstellung, die diese Generation größtenteils miteinander teilt, wider: Menschen dieser Zeit entschlossen sich dazu, das Leben solange zu genießen, wie es ihnen noch möglich ist. Werbeslogans dieser Zeit wie „live for the moment“, oder „just do it“ reflektieren die Einstellung der Generation Y. (Mangelsdorfer 2014, S.39)

Da die Generation X nicht mit Aufmerksamkeit von ihren Eltern verwöhnt wurde, versuchte diese es nun besser zu machen und verwöhnte ihre Kinder mit Anerkennung und Wertschätzung. Die Kinder wurden beschützt, unterhalten und gefördert. Die extreme Umsorgung der Eltern sorgte für den Namen „Helikopter-Eltern“. (Mangelsdorfer 2014, S.43) Womöglich wollten Eltern ihren Kindern in einer Zeit, in der es keine Antworten auf existenzielle Fragen gab, durch das behutsame Zuhause eine gewisse Sicherheit bieten.

Ein weiteres Motto dieser Generation lautet: „Man arbeitet, um zu leben, man lebt nicht, um zu arbeiten.“ Menschen dieser Zeit binden sich nicht mehr zwingend an einen Arbeitgeber, sondern suchen nach einem Job, der zu der jeweiligen Lebenssituation passt, denn sie sehen die Arbeit nicht mehr als Pflicht, sondern als Möglichkeit der Selbstverwirklichung. Ein weiterer prägender Aspekt dieser Generation ist das Internet. Eine Welt ohne Handy, Laptop, oder Email war nicht mehr vorstellbar und unmittelbare Rückmeldungen, sowie eine konstante Flut an Informationen wurden zum Standard. (Mangelsdorfer 2014, S.43) Durch die neuen Wege der Kommunikation, die Globalisierung und soziale Netzwerke eröffnete sich ein Wettbewerb mit neuen Möglichkeiten und Chancen.

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Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Wertewandel in Deutschland. Überblick, Generationsunterschiede und Trends
Hochschule
IU Internationale Hochschule
Note
1,7
Jahr
2019
Seiten
17
Katalognummer
V974653
ISBN (eBook)
9783346324504
ISBN (Buch)
9783346324511
Sprache
Deutsch
Schlagworte
wertewandel, deutschland, überblick, generationsunterschiede, trends
Arbeit zitieren
Anonym, 2019, Wertewandel in Deutschland. Überblick, Generationsunterschiede und Trends, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/974653

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