Das Leben unter nationalsozialistischer Herrschaft


Seminararbeit, 1999

28 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Der Wahlkampf 1932

Der Wahlkampf begann Ende 1931. Es war der größte Wahlkampf, den es bisher gegeben hatte. So hingen auch in den allerkleinsten Dörfern Wahlplakate. Die Wahlplakate der Nationalsozialisten waren auffälliger als die der anderen Parteien. Die SPD buhlte mit dem Slogan, ,,Wer Hitler wählt, wählt den Krieg", um die Stimmen der Bevölkerung.

Die Aufmärsche

Nach dem Wahlsieg der NSDAP gab es zahlreiche Aufmärsche von der SA und der Rotfront. Bei diesen Aufmärschen waren viele junge Menschen dabei, die die Parolen auch schon mitgrölten. Dieses Erscheinen von Dazugehörigkeit sprach Jugendliche an, die das Gefühl hatten, zu nichts nutze zu sein, und das waren nicht wenige. Sie traten der Hitlerjugend bei, weil sie dort das Gefühl hatten, gebraucht zu werden. Sie waren begeistert von der Gemeinschaft, der Verantwortung, und den Führungsaufgaben. Bald riefen die Neumitglieder schon: ,,Deutschland erwache, Jude verrecke." Die NSDAP-Anhänger trugen nun öffentlich Hakenkreuze, und in Bürgerhäuser vermehrten sich die Hakenkreuzfahnen. Am Jahrestag der Machtübernahme waren die Städte voll davon. Die SPD-Wähler waren für Recht, Ordnung, Privateigentum und Religion, außerdem fanden sie die Nationalsozialisten (NS) geistig primitiv und die NS galten als Radaubrüder. Die Bevölkerung glaubte den Versprechen der NSDAP, wie z.B. für mehr Arbeitsplätze zu sorgen. Sie hofften, dass als Menschen aus allen Schichten miteinander leben würden wie Geschwister. Die Nazis wollten für ihre Fahne sterben.

Die Hitlerjugend

Die Jugendlichen wollten aus dem kindlichen Leben hinaus und sich an etwas Großes binden. Sie glaubten den Versprechen der NSDAP ebenso. Die Freizeitangebote der Hitlerjugend (HJ) waren für Jungen und Mädchen interessant. In der Schule hatte man als HJ-Mitglied Vorteile, so brauchte man an zwei Tagen keine Hausaufgaben machen, und fehlende Aufgaben konnten mit Dienst in der HJ entschuldigt werden. Hatte man keine Lust die Hausaufgaben zu machen, gab man vor, Dienst gehabt zu haben. Führer der HJ waren Jugendliche, die sogar Lehrern in Dingen der HJ Be- fehle erteilen durften. Die HJ war in mehrere Teile unterteilt. 10-14 jährige Jungen ge- hörten zu dem Jungvolk, Mädchen im gleichen Alter zu den Jungmädeln. Die nächsten 4 Jahre waren die Mädchen dem ,,Bund Deutscher Mädel" angeschlossen, die männliche Bevölkerung waren Hitlerjungen. Nach Abschluß dieser Zeit machten Mädchen einen Arbeitsdienst, Jungen machten zudem noch einen Wehrdienst.

Die Führer der HJ trugen als Auszeichnung Sterne, Litzen und Schnüre. Lehrer bemühten sich um die Aufnahme in die NSDAP, sie waren Werber für die Hitlerjugend. Wer der HJ nicht beitrat, galt nicht als richtiger Deutscher. Die Kundgebungen der HJ waren nur darauf ausgerichtet, die gesamte Jugend zur erobern. Andere Jugendverbände wurden angegriffen, verboten oder aufgelöst. Verboten wurde die sozialistische Arbeiterjugend (SAJ) der SPD. Die Jugendorganisation der KPD, die KJDV, war vorher abgeschafft worden. Am 17.06.1933 hatte die NSDAP das Kommando über sämtliche Jugendorganisationen übernommen. Die verbotenen Gruppen trafen sich allerdings weiterhin illegal. Schulen bekamen eine Auszeichnung, wenn über 90% der Schüler in der HJ waren. So warben Lehrer noch mehr dafür. Der Beitritt in die HJ galt bald darauf als deutsche Pflicht, trat man nicht ein, mußte man eine Nichteintrittserklärung abgeben. Nun gab es weitere Maßnahmen zur Förderung des Eintritts in die HJ. So blieb eine Beamtenlaufbahn HJ-Mitgliedern vorbehalten. Ehemalige und jetzige Gegner durften nicht in Behörden arbeiten. Lehrlingen und Jungarbeitern wurde gekündigt, falls sie nicht in der Deutschen Arbeiterfront (DAF) Mitglied wurden. Zur DAF- Mitgliedschaft mußte man Mitglied in der Hitlerjugend gewesen sein. Die HJ zählte 1933 3 Millionen Mitglieder. Ende 1933 standen der Hitlerjugend nur noch die Gruppen der evangelischen und katholischen Jugend gegenüber. Seit Mitte 1933 wurde allerdings auch gegen diese vorgegangen. Anfang 1934 wurde die Eingliederung der ev. Jugend in die HJ beschlossen. Nichtmitglieder der HJ durften nun nicht mehr Mitglied des ev. Jugendwerkes sein, und das ev. Jugendwerk trug nun den Dienstanzug der HJ. Die Jugendwerksmitglieder hatten nur 4 Tage im Monat Dienst. 70% der Jugendlichen traten zur HJ über. Die Jugendwerkstracht wurde ebenso verboten wie ihre Abzeichen. Als geheimes Abzeichen galt daraufhin ein grüner Taschenkalender mit gelbem Bleistift. Für Freizeiten der Bekennenden Kirche (Bewegung der evangelischen Kirche, die die Zusammenarbeit mit den Nazis ablehnte) mußten ab 1935 Urlaubsscheine mitgeführt werden. Hatten Freizeitteilnehmer keine Urlaubsscheine, wurde die Freizeit aufgelöst. Durch Gesetze (welche die Gestapo kontrollierte) wurde die Kirchenarbeit eingeschränkt. Die katholische Jugend sollte durch Verbote mürbe gemacht werden. Vorher hatte der katholische Jungmännerbund den Nazis die Zusammenarbeit angeboten, die aber abgelehnt wurde. Im Februar 1934 wurde die kath.

Jugend von Fahrpreisermäßigungen bei der Reichsbahn ausgeschlossen. Im April wurden ihr öffentliche Auftritte untersagt. In der Presse wurden Katholiken schlecht dargestellt. Führer der Kath. Jugend wurden getötet. Katholiken bekamen in der Schule Extrahausaufgaben, wenn sie Veranstaltungen der HJ fernblieben. Sie bekamen auch Prügel angedroht. Ihnen wurde ebenfalls damit gedroht, dass sie nicht versetzt würden. Die HJ-Mitglieder wurden in der Schule bevorzugt. Die katholischen Jugendverbände wurden bis in die Kriegszeit verfolgt, in der sie sich dann auflösten. Nicht alle HJ-Mitglieder fanden die HJ gut, einige wenige fanden sie inhaltslos und langweilig. Die Wochenendfahrten waren sehr beliebt. Dort gab es bei Geländespielen mit anderen Hitlerjugendgruppen auch Schlägereien. In der HJ wurden Kinder aus besseren Häusern von Kindern aus Arbeiterfamilien ausgestoßen (schlecht behandelt). Die Zehnjährigen mußten vor dem Dienst im Jungvolk zur Musterung. Sie mußten auch die Verpflichtungsformel sprechen: ,,Ich verspreche in der HJ allzeit meine Pflicht zu tun, in Liebe und Treue zum Führer und unserer Fahne." Im ersten Jahr mußten sie sich der Pimpfenprobe unterziehen. Dabei galt es, sechzig Meter in zwölf Sekunden zu sprinten, 2,75 Meter weit zu springen und den Schlagball 25 Meter weit zu werfen. Außerdem mußte man Lieder und Parolen kennen, sowie über den Aufbau des Fähnleins Bescheid wissen. Nächstes Ausbildungsziel war das Leistungsabzeichen der deutschen Jugend. Für dieses Zeichen mußte man folgendes absolvieren bzw. beherrschen: Sprung, Lauf, Wurf, Klimmzüge, Schwimmen, Bodenrollen, Radfahren, 1000Meter-Lauf, Schießübungen, den Lebenslauf des Führers kennen, 6 HJ- Lieder kennen, 5 Fahnensprüche kennen, Feiertage kennen, sich Anschleichen, sich Tarnen, Karte lesen und eine Kochstelle bauen können. Bevor man alt genug fürs Jungvolk war, wurde man schon bei Altpapier-, Altmetall- und Heilkräutersammlungen eingesetzt. Man bastelte und führte Theaterstücke auf. Außerdem wurde man bei den Sammlungen des Winterhilfswerks eingesetzt. Die Jungvolkstunden bestanden fast nur aus militärischem Drill. Die Pimpfe gehorchten, um den Unterführern zu imponieren und vielleicht befördert zu werden. Die Pimpfe waren vom Ehrgeiz gepackt und machten Dauerläufe, Liegestützen usw. mit. Wenn man aufmuckte, wurde man vom Zugführer mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten geschliffen (Liegestützen, in den Dreck legen...). Sie hatten auch sonntags Dienst. Bei einer Beförderung bekamen sie auch Schnüre und Litzen wie ihre Unterführer. Fähnleinführern die aussteigen wollten, wurde mit der Verfrachtung ins Konzentrationslager gedroht (erst nach 1939). 1936 gab es einige Veränderungen in der HJ. Sie wurde nach Ortsbezirken gegliedert, so war der Wohnbezirk leichter zu kontrollieren und der Weg zum Dienstort war für die Mitglieder kürzer. Anfang Dezember wurde die HJ zur Staatsjugend. Ab sofort mußten alle zehnjährigen zur HJ angemeldet werden, sonst drohten Strafen von 150 Reichsmark oder Gefängnis für die Eltern. Die Reichsjugendführung wurde Oberste Reichsbehörde, und Adolf Hitler direkt unterstellt. 1939 wurde die Jugenddienstpflicht eingeführt. Das bedeutete Arbeits- und Wehrdienst für Jungen bzw. Arbeitsdienst für Mädchen. Durch Würfelspiele wie ,,wir fahren gegen England" sollten Kinder auf die Kriegsgegner eingeschworen werden. Bei diesen Spielen konnten die Deutschen allerdings nur gewinnen. Dies sollte die Angst vor dem Krieg mindern. Die HJ hatte nun 12 Millionen Mitglieder. Bald wurden auch Dienstverweigerer eingezogen, erschien man weiterhin nicht zum Dienst, flog man von der Schule. Viele ältere Jugendliche trugen nun eine Führerschnur. Das Disziplinarrecht der HJ sorgte für Gehorsam. Das Disziplinarrecht: -Befehle sind ohne Wenn und Aber auszuführen, -Disziplin und Ordnung sind die Grundtugenden, -Fahrten ohne Uniform sind verboten, -der Haarschnitt soll kurz sein, - Rauchen ist verboten, und nur über 18-jährigen in Lokalen gestattet, -Trampen ist verboten. Als 1939 der Krieg ausbrach wollten viele Hitlerjungen Soldaten werden, der Heldentod gehörte für sie zum Krieg, das hatte man ihnen in der HJ in jahrelanger Arbeit eingeflößt. HJ-Lieder handelten von der Ehre fürs Vaterland zu sterben. Die Wut auf die Feinde wurde durch Zeitungsartikel verstärkt. Es wurde immer so getan, als sei Deutschland kurz vorm Endsieg. So wurden aus Rückschlägen (wie Zerstörung der Wasser- und Stromversorgung) nur erfreuliche Dinge, wie abgeschossene Flieger vermeldet. Auch starke Bombardierungen regten keine Zweifel am Endsieg. Die Hitlerjungen mußten die Straßen aufräumen und den Schutt bei Seite schaffen. Taschenlampen waren verboten, denn sie hätten den gegnerischen Fliegern das Ziel zeigen können. 1940 wurden Kinder aus bombengefährdeten Großstädten aufs Land geschickt, dies hieß Kinderlandverschickung (KLV). Die Lager in Deutschland waren 1942 nicht mehr ausreichend, deswegen wurden auch Lager in der Slowakei und Ungarn aufgebaut. Diese KLV wurde von der NSDAP finanziert und organisiert. In diesen Lagern waren die Schule und die HJ für die Beaufsichtigung und den Unterricht zuständig, allerdings waren einige der Kinder bei volksdeutschen Pflegeeltern untergebracht. Diese Aufenthalte dauerten bis zu einem Jahr. Die Tagebücher und Briefe an die leiblichen Eltern wurden zensiert und benotet. Der Lageraufenthalt bestand hauptsächlich aus Kriegsübungen wie Handgranaten werfen, Bunkerstürmen, Tarnen, Kniebeugen, Laufen, Werfen und Liegestütze. Als Weihnachtsgeschenke gab es in den Lagern Bücher über deutsche Kriegshelden. Auch Geschichten über diese Helden wurden häufig vorgelesen. Das Heimweh einiger Kinder war nicht erwünscht. Den Kindern wurden ebenfalls nur erfreuliche Kriegsereignisse mit-geteilt.

Durch die Lagerführer wurde den Kindern befohlen die Juden zu hassen. Sie lernten auch viel über die Geschichte der NSDAP und über das Leben des Führers, sowie über die Kriegs- feinde. 15-jährige waren schon Kriegshelfer, sie mußten später auch in Gefangenschaft. Je länger der Krieg dauerte, desto jünger wurden die Wehrdienstpflichtigen. Die Hitlerjugend richtete Wehrertüchtigungslager (WE) ein, dies war die Vorstufe zur Front. In den WEs machten die Jugendlichen viele Kriegsübungen und sie hatten oft Lagerwache. Es wurden auch der Kampf ohne Waffen trainiert. Ab 1943 sollten sich dann ältere Jugendliche freiwillig zur SS melden. Die SS-Kämpfer wurden besser behandelt als die Wehrmachtskämpfer, dies traf bei der Bevölkerung auf Unverständnis, da ja beide für den deutschen Sieg kämpften. 1943 mußten auch die Gymnasiasten von den Schulbänken weg an die Front, sie dienten hauptsächlich als Marinehelfer. Vor ihrem Einsatz bekamen sie eine Ausbildung, die sich mit der Marine und der Artillerie beschäftigte. Die Schule wurde schnell vergessen, denn jeder wollte möglichst schnell ein ,,Seekämpfer" sein. Bei der Marine gab es für Offiziere und Kriegshelfer das gleiche Essen, das sollte den Eindruck machen, dass alle gleich behandelt würden, und es sollte den Gemeinschaftssinn fördern. Mit der Zeit wurde man gefühllos und abgestumpft wie ein Panzer. Ende Februar 1945 wurde einige der Marinehelfer nach Dresden abkommandiert. Dort sahen sie, dass das Leben der Zivilisten schrecklicher war als das der Kriegshelfer, und das man nichts gegen die Angriffe tun konnte. Sie kamen mit den Aufräumarbeiten nicht mehr nach. Schließlich mußten sie Anfang März einen riesigen Graben um den Kern von Dresden graben, in ihn wurde eine breite Kalk- und Schwefelschicht gestreut, damit sich keine Seuchen ausbreiteten, den Dresden war durch die unzähligen Bombardierungen mittlerweile zu einem Massengrab von mehr als 200.000 Toten geworden.

Bund Deutscher Mädel (BDM)

Der Bund Deutscher Mädel war der weibliche Teil der Hitlerjugend. Die 10-13jährigen gehörten zu den ,,Jungmädeln". Die 14-17jährigen waren Mitglieder im eigentlichen Bund Deut- scher Mädel. Bei diesen Mädchen sollte der Gedanke an einer ,,gesunden und dem Volk wertvollen Ehe" geschult werden. Allerdings wurde die meiste Zeit mit dem Einkassieren der Beiträge und dem Einstudieren von Texten verbracht, so dass Aussprachen über politische Texte nicht stattfanden. Die Mädchen sollten dumm bleiben und nur auf die kommende Mutterrolle vorbereitet werden, des- wegen wurde die Organisation im Volks- mund zu ,,Bald Deutsche Mütter" umgetauft. Die vom BDM veranstalteten Wochenendfahrten, Wanderungen, Lagerfeuer und Übernachtungen in der Jugend- herberge waren sehr beliebt. Außerdem wurde, wie bei den Jungen auch, viel Sport getrieben. Für über 18jährige gab es die Unterorganisation ,,Glaube und Schönheit". Hier standen Sport, Gesundheits- und Haushaltskunde auf dem Vereinsprogramm. Die Infos über Mode und Schönheitspflege waren sehr beliebt. Man beschäftigte sich auch mit der Wahl des Ehemannes, für die es zehn Gebote gab. Auszug aus den Geboten:

1. Gedenke, dass du ein Deutscher bist. 2. Du sollst, wenn du erbgesund bist, nicht ehelos bleiben. 5. Wähle als Deutsche nur einen Gatten gleichen oder nordischen Blutes.

10. Du sollst dir möglichst viele Kinder wünschen.

Die Gebote zeigen, dass die Nationalsozialisten nur darauf aus waren ihre eigene Rasse fortzupflanzen, um für den Krieg und die Zeit danach genug Soldaten zu haben. Ihnen war es auch wichtig, dass die Nachkommen aus reinem nordischem Blut bestehen, und nicht aus Mischblut.

NS-Frauenschaft & Deutsches Frauenwerk

Diese Vereine beschäftigten sich mit der politischen Beeinflussung und der praktischen Schulung der Frauen. Die Frauen halfen kinderreichen Familien bei der Instandhaltung ihrer Wäsche, und sie organisierten Kurse in Sachen Nähen, Kochen und Babypflege. Während des Krieges halfen sie in Lazaretten und machten Kindern gefallener Soldaten durch Geschenke ein Freude. Die Aufgabe der Frauenschaft war es, die Familie für den Nationalsozialismus zu erobern. Sie sollten den NS-Gedanken in alle Häuser tragen und in den Köpfen der Frauen verankern.

Schule im Nationalsozialismus

Nach der Machtübernahme durch die Nazis änderte sich die Schule stark. Ab März 1933 hoben Schüler und Lehrer die Hand zum Hitlergruß, die Schülermützen wurden ebenfalls abgeschafft. Die Lehrer wurden auf NS-Kurs gebracht; ihnen wurde beigebracht, das Judentum als politisches Problem zu verstehen. Lehrer, die sich dem NS-Denken widersetzten, wurden gegen ehemalige Soldaten und Frontkämpfer ausgetauscht. Lehrer die nicht voll hinter den Forderungen der Partei standen, wurden durch Kasernenhof- und Wehrsportübungen überzeugt. Die NSDAP entschied nun, wer welche Position besetzte, so gingen die Lehrerstellen nur an Nazis. Diese neuen Lehrer verstanden allerdings nichts von dem Unterrichtsstoff, so dass die Schulleistungen bald zu wünschen übrig ließen. Die Schüler wurden nur für den 2. Weltkrieg präpariert, so wurde der Unterricht immer wieder für Kriegsgeschichten und Ereignisse unterbrochen. Über Kritik am Nationalsozialismus wurde natürlich nicht gesprochen. Ab 1935 wurden die Schulbücher zensiert, und die Lehrer hatten regelmäßige Schulungen in Schulungslagern zu besuchen. Mitte 1935 hatte die NSDAP über 50% der ehemaligen Schulleiter ausgetauscht, darunter waren viele Frauen, von ihnen durften diese Stellen nicht mehr besetzt werden, denn sie hatten nach Meinung der Nazis keine Führerqualitäten. Bis Ende 1935 waren 637 Lehrer aus dem Schuldienst entfernt worden. Die vielen neuen Lehrer fühlten sich dem Regime zu Dank verpflichtet. Wer allerdings nicht für nationalsozialistische Zucht und Ordnung garantieren konnte drohte ein Berufsverbot. Aufgrund der guten Beziehung zwischen der Lehrerschaft und der HJ wurden fehlende Hausaufgaben durch Dienst in der HJ entschuldigt. So gaben viele Schüler bei nicht erledigten Aufgaben vor, am Vortag Dienst in der HJ gehabt zu haben. Strafen wurden für Mitglieder der HJ abgeschafft. Lehrer die trotz des Dienstes ihrer Schüler die Hausaufgaben sehen wollten, wurden entlassen. 1936 fiel das 13. Schuljahr weg, und der Geschichtsunterricht beschränkte sich auf deutsche Geschichte. Der Mathematik- und Physikunterricht wurde in den Dienst der Partei gestellt, so wurde ausgerechnet, wie viele Bomben zur Vernichtung von London nötig sind, und erklärt, wie ein Zünder funktioniert. In Biologie sprach man hauptsächlich über die Rassenkunde. Die Schüler lernten, dass die Arier nach den Nürnberger Gesetzen keine artfremden Menschen heiraten durften, und dass die nordischen Menschen als schön, intelligent, fähig, einsatzbereit, führungsfähig, arbeitswillig und leistungsbereit galten. Deswegen wurde auf Stammbäume viel gehalten. Die Schule hatte nur ein Ziel: Sie sollte körperlich harte, charakterlich feste, geistig elastische arische Menschen hergeben. 1937 gab es erste Anzeichen von nachlassenden Schulleistungen. Da jeder deutsche Arbeiter ein Facharbeiter sein sollte, wurden die Fach-, Techniker- und Ingenieurschulen sehr gefördert. Außerdem sollten Ausleseschulen eine stramme Führungselite für später sichern. Diese Bildungsstädten hießen Adolf-Hitler-Schulen, an ihnen gab es keine Zeugnisse, sondern eine Beurteilung für die Parteiakten. Der Abschluß dieser Schule wurde allerdings mit dem Abitur gleichgestellt, damit den Absolventen keine Steine in den Weg gelegt wurden. Die Kinder hatten keine Vorstellung von den Schulen, wußten aber, dass ein Besuch als Auszeichnung galt. Der Unterricht bestand auch aus politischer Schulung, so wurden die Schüler darauf vorbereitet hohe politische Ämter zu übernehmen. Körpertraining sowie militärischer Drill und Einübung der Naziideologie hatte Vorrang vor geistiger Bildung. Während der militärischen Ausbildung wurden auch viele Lieder gelernt. Schüler die von dieser Schule flohen, wurden verfolgt und wieder eingefangen. An diesen Schulen wurde der Religionsunterricht vollständig abgeschafft. Seit Anfang 1934 wurde auf jüdische Schüler an allen Schulen keine Rücksicht mehr genommen, so wurde z.B. aus ,,Mein Kampf" vorgelesen. Die Lehrer mußten Beurteilungen über jüdische Schüler schreiben. Die antijüdische Haltung der Lehrer hatte Folgen. So wurden die Schüler wie folgt beschrieben:

sie würden stören, sie hätten einen schlechten Einfluß, sie würden deutsche Schüler ausnutzen, sie würden versuchen deutsche Schüler vom NS abzubringen und sie würden auch versuchen sie auf ihre Seite zu ziehen.

Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Anweisungen von der Regierung, die jüdischen Schüler zu verdrängen. Allerdings wurden ihnen schon Förderungen und Unterstützungen entzogen. Seit 1935 wurden Lehrer die Rücksicht auf Juden nahmen, oder ihnen etwas zukommen ließen gefeuert. Juden nahmen ihre Kinder nun von den öffentlichen Schulen und schickten sie auf jüdische Schulen. Im Herbst 1935 wurden die Volksschulen nach Rassen getrennt. Die meisten Juden nahmen diese Schikanen hin oder flüchten ins Ausland.

Das in vielen Schulen Kasernenton herrschte, wird auch an diesem Bild deutlich.

Im November 1938 wurden die letzten jüdischen Schüler von den Schulen verbannt. Als Anlaß wurde der Mord von einem Juden an einer deutschen Botschaftsmitarbeiterin in Paris genommen. Am 15.11.1938 wurde die Schulpflicht für Juden abgeschafft, die Schulen waren nun vollkommen judenfrei. Im Krieg wurden die jüdischen Schulen geschlossen und die jüdischen Schüler und Lehrer wurden in Vernichtungslager transportiert. Anfang des Jahres 1937 sollte die deutsche Gemeinschaftsschule eingeführt werden, damit die katholischen und evangelischen Bekenntnisschulen endlich verschwanden. In ihr sollte es einen getrennten Religionsunterricht geben, die Schüler aber gleich behandelt werden. Die Pfarrer waren streng dagegen und die Bevölkerung wußte nicht wie sie abstimmen sollte. Dadurch das nicht abgegebene Stimmen als ja zur Gemeinschaftsschule gewertet wurden, konnte sie 1938 trotz heftigen Widerstands eingeführt werden. Rassenkunde wurde zum Hauptfach, Kruzifixe verboten und Hitlerbilder aufgehängt. Die Entfernung der Kruzifixe war jahre-lang sehr umstritten, so dass in Bayern bis 1941 noch keine entfernt worden waren. Dieser Streit erregte die Bevölkerung mehr als der Einmarsch in Rußland. Aufgrund dieses Streits verloren die Lehrer ihr Vertrauen, und wurden wirtschaftlich boykottiert. Als Bürgermeister schließlich mit Amtsniederlegungen drohten, wurde der Kruzifixerlaß Ende des Jahres 1941 wieder aufgehoben. Der Religionsunterricht sollte 1940 eingestellt werden, es setzte sich allerdings nicht durch. Trotzdem war der Reliunterricht einigen Problemen ausgesetzt, -so wurden Geistliche von der Erteilung ausgeschlossen, -Hitlerjugendmitgliedern wurde die Abmeldung nahegelegt, -die Unterrichtsstunden in Eckstunden verlegt um die Abmeldung zu fördern -und der Religionsunterricht in den höheren Klassen abgeschafft.

Die Kirchen bauten daraufhin ihren eigenen Unterricht stärker aus. Die Gemeinschaftsschule endete schon um 14 Uhr, damit um 16 Uhr auch alle pünktlich beim Hitlerjugenddienst erscheinen konnten. Außerdem gab es Beurlaubungen für Parteiveranstaltungen. 1941 schlug sich der Unterrichtsausfall aufgrund von vielen Wanderungen und sportlichen Veranstaltungen merklich in schlechten Schulleistungen nieder. Während des Krieges ließen die Leistungen noch mehr nach. Viele Schulen wurden zu Hilfskrankenhäusern, andere waren in einem miserablen Zustand, denn Geld für Reparaturen gab es nicht, da Luftschutzkeller gebaut werden mußten. Viele Schulen wurden durch Bomben zerstört. 1943 wurden die Lehrer zu Soldaten und die Schüler zu Kriegshelfern, zum Beispiel an Flakgeschützen. Jüngere Schüler wurden nun in Lagern untergebracht.

Zurück in Küche und Kammer

Frauenemanzipation, Gleichberechtigung und Selbstständigkeit gegenüber dem Mann waren nach Meinung der Nazis Mittel der Frauenbewegung, in der Frauen gegen Männer aufgehetzt wurden. Hitler sagte, dass die Welt der Frau ihr Mann, ihre Kinder und ihr Haus sei. Am 6.1.1937 teilte das Rassenamt der NSDAP mit, dass jede Frau zur Haltung der Bevölkerungszahl und zu Rettung des Volkes vor dem Untergang mindestens vier Kinder zur Welt bringen müsse. Diese Aufgabe wurde ab 1939 mit dem Mutterkreuz gewürdigt, das am Muttertag 1939 3.000.000 Frauen bekamen. Frauen wurden gebeten nicht zu rauchen und geschminkten Frauen wurde der Zutritt zu NSDAP-Veranstaltungen untersagt. Die Frauen sollten nicht rauchen, weil sie nur kern- gesunde Kinder gebären sollten.

Förderung von Eheschließungen

Laut Hitler mußte eine Frau, um den Heldenmut ihres Mannes, den er ihn einer Kriegsschlacht beweist, beweisen zu können, viele Kinder gebären. Jede Geburt galt deshalb als Schlacht, die über Sein und Nichtsein des Volkes entschied. Viele ältere Männer suchten junge arische, hartarbeitende, sparsame Frauen, die ihnen Kinder gebären sollten. Nicht zu heiraten oder kinderlos zu bleiben, galt als volksverräterisch wenn man gesund war. Es wurde gesagt, dass diese Frauen dem Volk gesunde und geistig fähige Nachkommen vorenthalten würden. Kurz nach der Machtübernahme begannen die Nazis Hitlers Familienwunschbild, das aus vielen Kindern bestand, zu fördern. Seit Sommer 1933 erhielten Jungverheiratete ein zinsloses Darlehen von durchschnittlich 600 Reichsmark, das waren immerhin 4 Monatslöhne eines Industriearbeiters. Für jedes geborene Kind wurde die Darlehenslast um ¼ gekürzt, so dass nach vier Kindern aus dem Darlehen ein Geschenk wurde. Vor der Auszahlung dieses Darlehens wurden der Gesundheitszustand und die politische Sichtweise der Betreffenden überprüft; auch die wirtschaftlichen Verhältnisse waren ein Kriterium. Die junge Ehefrau mußte zum Empfang des Darlehens mindestens sechs Monate gearbeitet haben und ihre Stelle bei der Hochzeit aufgeben. Diese neuen Arbeitsplätze wurden Männern zugeteilt; aus Sichtweise der Nazis war die Berufstätigkeit einer Frau nur eine Ersatzbeschäftigung für Nichtverheiratete. Verheiratete Frauen sollten natürlich überhaupt nicht beschäftigt sein. Nichtverheiratete sollten auch nur in Frauenberufen arbeiten, wie z.B. als Krankenschwester oder Hausgehilfin. Frauen in gehobenen Positionen und Beamtenstellen wurden entlassen. Zwischen August 1933 und Januar 1937 hatten 700.000 Ehepaare, das entspricht 25%, das Darlehen erhalten. Diese Darlehen wurden in Gutscheinen ausgegeben, die zum Kauf von Haushaltseinrichtungen berechtigten. 1933 wurde das 1.000.000ste Darlehen bewilligt. Die NS-Familienpolitik hatte allerdings nur mäßigen Erfolg. Die Zahl der Junggesellen ließ zwar zwischen 1933 und 1938 um 70.000 nach, allerdings blieben 31% der Ehen, die in dieser Zeit geschlossen wurden, kinderlos. In 27% gab es nur ein Kind. 5 Jahre vorher waren nur 26% kinderlos, und 36% bestanden aus einem Kind. Aufgrund dieses Rückschlages wurden im Februar 1938 Strafsteuersätze für Verheiratete erhoben, die mehr als fünf Jahre kinderlos blieben. Beamte sollten auch in der Familienpolitik ein Vorbild sein, so wurde von ihnen eine frühe Heirat und viele Kinder erwartet. Dadurch steigerten sich ihre Karrierechancen, sie bekamen mehr Gehalt und mußten weniger Lohnsteuer bezahlen. Neue Stellen gingen fortan nur noch an verheiratete Beamte.

Sanktionen gegen die Abtreibung

Ab Mai 1933 verschärften die Nazis die Bestimmungen, um die Zahl der Abtreibungen, die vor 1933 bei durchschnittlich 600.000 bis 800.000 gelegen hatte, kräftig zu senken. Die Abtreibung galt nun als Sabotageakt gegen die rassische Zukunft Deutschlands. Alle Klinken für die Geburtenkontrolle wurden geschlossen. Die Zahl der Gerichtsverfahren wegen Abtreibung stieg von 4539 im Jahre 1934 auf 6983 im Jahre 1938. Ärzten drohte eine 15jährige Gefängnisstrafe, in der Weimarer Republik drohte ihnen ein Bußgeld von 40 RM. Schwangere wurden von der nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) betreut. 1933 wurden 60.000 Schwangere beraten. Es wurden Ernährungshilfen, Plätze in Mütterheimen und Kindertagesstätten sowie Haushaltshilfen für kinderreiche Familien geboten. Allerdings mangelte es an Hilfskräften um das Fürsorgesystem überall zu realisieren.

Förderung von kinderreichen Familien

Große Familien mit geringem Einkommen erhielten zur Anschaffung von Möbeln, Geräten und Kleidung, Geld vom Staat. Hierzu berechtigt waren Familien mit vier Kindern unter 15 Jahren. Ausnahmen wurden für Witwen, Geschiedene und ledige Mütter gemacht. 1934 wurde bei einer Familie für jedes Kind im schulpflichtigen Alter der Steuerfreibetrag verdoppelt. Ab September 1935 konnte eine kinderreiche Familie einen einmaligen Zuschuß von 100 RM beantragen. Dieser Zuschuß wurde bevorzugt an Familien mit mehr als fünf Kindern ausgezahlt. Ab Juli 1936 gab es 10 RM für das fünfte und jedes weitere Kind einer Arbeiter- oder Angestelltenfamilie, die Einkommensgrenze lag bei 185 RM. Ab Oktober waren auch Selbstständige berechtigt. Ende 1937 wurde die Grenze zunächst auf 200 RM, im April 1938 schließlich auf 650 RM angehoben. Nun gab es außer für Selbstständige für das dritte und vierte Kind 10 RM und für die weiteren 20 RM. 1936 profitierten nur 300.000 Haushalte von der Kindergeldregelung, 1938 waren es schon 2.800.000.

Erziehung zur Ehe

Die Erziehung für die Eheaufgaben konnte nach Sicht der Nazis nicht früh genug beginnen, wie auch an den Mädchenorganisationen der NSDAP deutlich wird. Hauswirtschaft, Handarbeiten, Säuglingspflege und Rassenbiologie waren für Mädchen Pflichtfächer. Für die Zulassung an der Oberstufe an einer höheren Schule mußte eine Hauswirtschaftsprüfung abgelegt werden. Die Höchstzahl an weiblichen Studentinnen wurde auf 10% beschränkt. Außerdem mußten alle Mädchen nach der Schulentlassung ein hauswirtschaftliches Jahr (oder ein halbes Jahr) absolvieren. Nach Einführung des Pflichtjahres 1938 mußten alle Frauen unter 25 die eine Tätigkeit in einem bestimmten Beruf ausüben wollten vorher ein Jahr in der Haus- oder Landwirtschaft tätig gewesen sein. Für das Pflichtjahr wurde auch sehr viel Werbung gemacht, so hieß es, dass man die Vorbereitung auf den Hausfrauenberuf über alles stellen sollte, und man dadurch auch frischer, jünger und gesünder bliebe.

Das Mutterkreuz

Das Mutterkreuz wurde jedes Jahr am Muttertag in einer Feierstunde verliehen. Der Muttertag war damals nicht wie heute der erste Sonntag im Mai, sondern der 12.8, der Geburtstag von Adolf Hitlers Mutter. Das Mutterkreuz gab es in drei Varianten:

in Bronze für Mütter von vier und fünf Kindern, in Silber für Mütter von sechs und sieben Kindern, und in Gold für Mütter von acht und mehr Kindern.

Diese Kreuze trugen die Aufschrift: ,,Das Kind adelt die Mutter". Das Kreuz sollte die jungen Frauen anspornen viele Kinder zu bekommen.

Wohnungsbau

Einer der wichtigsten Faktoren jeder Bevölkerungspolitik ist der Wohnungsbau, doch auch hier haperte die Politik der Nazis. Es wurden zwar zu Beginn der Nazizeit mehr Wohnungen durch Umbauten geschaffen, allerdings verringerte sich die Zahl der Reinzugänge deutlich, so dass viele Menschen in alten Wohnungen leben mußten. Erst 1936 wurden annähernd so viele Wohnungen geschaffen wie 1930 - trotz schwerer Wirtschaftskrise- obwohl die Zahl der Umbauten deutlich gesunken war. Es war zwar schon zu Ende der Weimarer Republik ein Rückgang an neuen Wohnungen zu sehen, doch mit Abstand am wenigsten wurden 1940 geschaffen. Das lang daran, dass sich Hitler 1939 dazu entschlossen hatte, das Bauprogramm um ein Drittel zu kürzen. Er hatte sich für Panzer entschieden.

Sterilisation

Am 1.1.1934 trat das ,,Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" in Kraft, dadurch war es erlaubt Menschen die an Taub- und Blindheit, Epilepsie, Alkoholismus, Schwachsinn und angeborenen Behinderungen litten, zu sterilisieren. Die Unfruchtbarmachung war auch gegen den Willen des Betroffenen, und notfalls mit Gewalt durchzuführen. Menschen der politischen Gegenseite, wurden in Nervenkliniken gebracht, dort wurden sie mit Tabletten, Spritzen und Schlägen gefoltert, so dass ihnen Nervenkrankheit eingeredet werden konnte. Diese Frauen und Männer wurden ebenfalls gegen ihren Willen sterilisiert, außerdem wurden an ihnen neue Medikamente getestet. Zwischen 1934 und 1945 wurden 180.000 Frauen und Männer sterilisiert. Während des Krieges waren auch zur Zwangsarbeit verschlepte Frauen aus den Länder der Kriegsgegner betroffen. 80% kamen aus der Sowjetunion und Polen. Die Schwangerschaften dieser Frauen wurden abgebrochen, weil sie dann weiter arbeiten konnten, und man sich nicht um die Kinder kümmern brauchte. Deutsche ,,Problemfrauen", die bis zur Geburt arbeiteten und ein gesundes, rassisch ,,brauchbares" Kind zur Welt brachten, wurde dieses direkt nach der Geburt weggenommen, in Heimen aufgezogen und zur Adoption freigegeben. Säuglinge, die in Kindersammelstellen kamen, litten an mangelnder Ernährung, da es noch Meinungsverschiedenheiten gab ob die Kinder als Arbeitskräfte aufgezogen werden, oder getötet werden sollten, und so nur unzureichend Nahrung ausgeliefert wurde.

Scheidungspolitik

1938 verwirklichten die Nazis das Scheidungsreformgesetz. Nun gab es folgende Scheidungsgründe: Ehebruch, Verweigerung von Nachwuchs seitens der Frau, unehrenhaftes und unmoralisches Verhalten, Geisteskrankheit, ernste ansteckende Krankheiten, drei- jährige Trennung der Ehepartner und Unfruchtbarkeit (wenn vorher ein Kind gezeugt oder adoptiert wurde galt dieser Grund nicht). Mangelndes parteipolitisches Engagement war ebenfalls ein Scheidungsgrund. Die Nationalsozialisten sagten, dass es die Pflicht jedes Ehemannes sei, an NS-Aktivitäten teilzunehmen, und die Ehefrau, die deswegen Schwierigkeiten mache, auch einen Anlaß zur Scheidung gebe. Sie hatte es zu dulden, dass sich der Mann an zwei Abenden wöchentlich, und gelegentlich auch sonntagsvormittags, der politisches Betätigung widme. Allerdings fanden auch Ehemänner den ständigen Einsatz für die Partei als Belastung für das Familienleben.

Winterhilfswerkssammlungen

Zur Linderung der Not der Arbeitslosen veranstalteten die Nazis große Sammelaktionen, in denen die Bevölkerung aufgefordert wurde Kleider, Lebensmittel und Geld für sie zu spenden. Zur Finanzierung sollte man einmal im Monat auf den Sonntagsbraten verzichten. Die bekannteste dieser Einrichtungen war das Winterhilfswerk. Bei der Kleidersammlung half die Hitlerjugend. Die Geldsammlungen wurden überwiegend durch SS-Männer durchgeführt. 1933 sollte an einem Sonntag im November in Göttingen nur Eintopf gegessen werden, die dadurch gesparten Beiträge wurden einkassiert. Als Quittung zur Bezahlung des Betrags wurden Narzissen ausgegeben, die angesteckt werden mußten. Ohne diesen Ausweis durfte niemand angetroffen werden, sonst wurde man bestraft. Ab 1935 wurde das gesammelte Geld ohne Wissen der Bevölkerung zu Rüstungszwecken verwendet.

Säuglingssterblichkeit

Die Nazis konnten auch Erfolge ihrer Politik feiern, so wurde die Zahl der Totgeburten und der im ersten Lebensjahr gestorbenen Säuglinge in den Jahren der Naziherrschaft rapide gesengt. Nun waren nur noch 2,4% (vorher 3,1%) aller Geburten Totgeburten. Es starben auch nur noch 6,5% der Babys in ihrem ersten Lebensjahr (9%). Diese Zahl betrug bei Nichtehelichen 10%. In bestimm- ten Gebieten war die Zahl der un- ehelich Gestorbenen doppelt so hoch. Die Zahl der nichtehelich Geborenen konnte auf 7,7% aller Geborenen gesenkt werden.

Zerschlagung der Gewerkschaften

Nach einer riesigen Demonstration am 1. Mai 1933, der zum Tag der Arbeit wurde und die Verbundenheit des deutschen Volkes und den Arbeitern zeigen sollte, wurden einen Tag später durch die SA und SS die Gewerkschaftshäuser besetzt. Das Vermögen wurde beschlagnahmt, und die Führer wurden verhaftet. Bei dem Vorgehen hatten sie nicht mit polizeilicher Gegenwehr zu rechnen, da der preußische Innenminister ein Eingreifen untersagt hatte. Die Nazis waren der Ansicht durch Übernahme der Gewerkschaften auch die anderen Parteien und Organisationen vernichten zu können.

Verbot der Gewerkschaftsarbeit

Nach der schon lange geplanten Zerschlagung der Gewerkschaften, wurde den Arbeitern per Gesetz die gewerkschaftliche und partei-politische Arbeit in den Betrieben verboten. Der neu geschaffene NS-Vertrauensrat war völlig machtlos, und es galt das Führerprinzip. Durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo) wurde auch in den Betrieben Terror ausgeübt. Wer sich bei der Arbeit abfällig über die NSDAP äußerte, oder Werbung für eine andere Partei machte, wurde in Konzentrationslager überführt. Diese Maßnahmen wurden von der Führungsspitze der meisten Betriebe unterstützt, da diese alle nationalsozialistisch eingestellt waren. Nun mußte jeder Arbeitnehmer machen, was der Chef wollte und ihm gehorchen.

Überwachung und Unterhaltung

Die Nazis versuchen durch Auflösung aller privaten Vereine und Berufsverbände die Bürger gleichzuschalten, dazu schufen sie die jeweilige Unterorganisation der Partei damit jeder Bürger erfaßt werden konnte. Haus- und Blockwarte sorgten für die Überwachung jedes Einzelnen auch im Privatleben.

Die Deutsche Arbeitsfront (DAF)

An die Stelle der Gewerkschaften trat die Deutsche Arbeitsfront, die aber im Gegensatz zu den Gewerkschaften keinen Einfluß auf die Betriebe hatte. Ende 1933 hatte sie 8 Millionen Mitglieder, 1934 schon 14 Millionen. Die DAF beschäftigte sich nicht mit materiellen Fragen des täglichen Arbeitslebens, sondern mit der Erziehung der Arbeiter zum NS-Staat und zur NS-Gesinnung, deswegen traten die Unternehmer ihr bei. Den Arbeitgebern wurde in ihren Betrieben fast alles erlaubt, sie galten als Betriebsführer, und entschieden über betriebliche Angelegenheiten. Aus Betriebsräten wurden Vertrauensräte, die durch vom Betriebsführer und DAF-Obmann bestimmten Vertrauensmännern gebildet wurden. Diese Vertrauensmänner sollten durch Wahlen der Arbeiter, die nun Gefolgschaft hießen, bestätigt werden. Da diese Männer meistens abgelehnt wurden, begingen die Betriebe Wahlfälschung. Durch ein Gesetz wurde die Amtszeit der Vertrauensmänner immer um ein Jahr verlängert. 1938 wurde ihnen das Amt auf Lebenszeit übertragen. Die Arbeiter waren sehr empört, weil die DAF in den Betrieben nichts zu sagen hatte, sondern nur die Treuhänder der Arbeit, die auf der Seite der Unternehmer standen. Den Arbeitern brachte es nichts der DAF beizutreten, da man für keine sichtbare Leistung auch noch einen Mitgliedsbeitrag zahlen mußte. Auch zahlreiche Werbeaktionen brachten 1936 nicht den gewünschten Erfolg, es gab nur 16 Millionen Mitglieder. Durch Sanktionen gegen Nichtmitglieder (Kündigung) stiegen die Mitgliederzahlen bis 1930 auf 30.000.000. Bis zum Kriegsende konnten sich erstaunlicherweise 10% der Arbeiter einer Mitgliedschaft entziehen. Die Unterorganisation der DAF, die ,,Kraft durch Freude" (KdF), war sehr beliebt und sorgte für die Freizeitgestaltung. Zur Entschädigung der politischen Entmündigung wurden Urlaubs- und Wanderfahrten, Theateraufführungen, Konzerte, Frauennachmittage, Kinderfeste, fröhliche Samstagnachmittage, Gymnastikkurse, Leichtathletik, Sportspiele, Schwimmkurse, Reitunterricht, Segelsportfahrten, Vorträge, Fachkurse, Kochkurse und für einige wenige Arbeiter auch Schiffsreisen organisiert. Die Teilnehmerzahl der Schiffsreisen stieg von 2,3 Millionen 1934 auf 10,3 Millionen 1938. An Freizeitveranstaltungen nahmen jetzt nicht nur 9,1 Millionen, sondern 54,6 Millionen Menschen teil. Diese Veranstaltungen konnte sich jeder leisten, da sie billiger waren als ein Privatbesuch. 1937 wollte die DAF langsam in die Betrieb eingreifen, so forderten sie Verbesserungen, wie eine Feiertagszulage und mehr Urlaub. Die Unternehmer waren deswegen sauer. DAF und Treuhänder stritten sich immer mehr, die DAF hielt zu den Arbeitern, die Treuhänder zu den Arbeitgebern. Die Arbeiter honorierten die Versuche der DAF nicht, weil nicht klar war, was für Rechte und Pflichten ein DAF-Mitglied hatte. Die DAF erschien den Arbeitnehmern nur als verpflichtende

Organisation (Beitragszahlung), da Verbesserungen von der Einsicht des Betriebsführers abhingen. Die Arbeiter wandten sich bei Lohnfragen nicht an die DAF, sondern an die alten Funktionäre der SPD-Arbeiterbewegung. Dies ist ein Zeichen für das schlechte Vertrauen zwischen DAF und den Arbeitern.

Nur 2 Mark für Rock und Hose

1934 hatte die Familie (Eltern und 2 Kinder) eines niedrig bezahlten städtischen Arbeiters 25 Reichsmark pro Woche zur Verfügung. Nach Berechnung der Nazis gingen 54% für das Essen drauf, 30% für Miete, mit 11% wurde Bekleidung gekauft und 2% (73 Pfennige) standen zur freien Verfügung. Diese Kalkulation zeigt wie arm viele Menschen waren, denn bei den Lebensmittelausgaben, waren nur die Kosten für 2 Pfund Fett und 2,5 Pfund Fleisch eingerechnet. Davon konnte man nicht vier Menschen eine Woche lang sättigen. Eier, Käse, Obst und Gemüse wurden in der Statistik nicht aufgeführt. Wie man vier Personen von 2 Mark bekleiden sollte, ist auch ein Rätsel. 1935 war die Situation nicht viel besser. Sehr viele Leute mußten mit 25 Reichsmark auskommen. Zu 1.000.000 notleidenden Arbeits-losen kamen im Winter noch 800.000 beschäftigungslose Saisonarbeiter.

Kurzarbeit

Die Lebensbedingungen der Kurzarbeiter waren ebenfalls schlecht, weil nur der Lohn einer 45-stündigen Arbeitswoche halbwegs ausreichte. Zwischen 1934 + 1936 waren die Kohle-, Eisen-, Metall-, Textil-, und 1937 + 1938 auch die Bauindustrie durch Absatz- und Rohstoffmangel in der Krise. Dadurch waren viele Menschen unterbeschäftigt und erhielten noch weniger Lohn. 1934 wurde zur Senkung der Arbeitslosenzahl die 36-Stundenwoche eingeführt, allerdings arbeiteten die Menschen trotzdem mehr als 36 Stunden, da die Stunden- löhne gesenkt worden waren. Nun gab es zahlreiche Arbeiterproteste wegen geringem Lohns, die allerdings nur sehr mäßigen, meistens aber gar keinen Erfolg hatten. Viele Menschen hatten Angst vor dem kommenden Winter. Erst 1938 erhielten die Arbeiter mehr Geld als 1928, dafür arbeiteten sie auch eine halbe Stunde mehr. Facharbeiterinnen bekamen nur 65% des Lohns eines Facharbeiters. Nach Ansteigen der Konjunktur zeigte sich die Armut und Arbeitslosigkeit in den Grenzgebieten. Dort wurde aus Angst vor feindlichen Angriffen keine Rüstungsindustrie aufgebaut. Außerdem gab es Absatz- und Transportprobleme. Wohnungsnot und die unsichere Lebensmittelversorgung prägten den Alltag im Osten stärker als im übrigen Deutschland.

Arbeitslosenzahlen

Die Nazis hatten zu Beginn ihrer Regierungszeit mit den hohen Arbeitslosen- zahlen zu kämpfen. 1928 waren in der Weimarer Re- publik nur 1,391 Millionen Menschen (6,3% der abhänigen Erwerbspersonen) arbeitslos, von den Gewerkschaftsmitglieder waren es 8,4%. 1932 gab es schon 5,603 Millionen Arbeitslose (29,9% der abhängigen Erwerbspersonen), und 43,7% arbeitslose Gewerkschaftsmitglieder. Als Hitler im Januar 33 an die Macht kam, waren 6,000 Millionen Menschen und 46,3% der Gewerkschaftsmitglieder ohne Beschäftigung. Das bedeutet, dass Hitler viele Stimmen von Gewerkschaftsmitgliedern bekommen hatte, die auf eine Linderung der Arbeitslosenzahl hofften. Damit das die Gewerkschaften schließlich zerschlagen wurden hatten sie nicht gerechnet. Die Politik der NSDAP zeigte Wirkung, so dass 1936, bedingt durch die Rüstungsindustrie, nur noch 1,593 Millionen (7,4% der abhängigen Erwerbspersonen) und 1938 gar nur noch 0,429 Millionen Menschen (1,9% der abhängigen Erwerbspersonen) ohne Arbeit waren.

Arbeiter werden Mangelware

1936 ging die Zahl der Arbeitslosen aufgrund der Rüstungsindustrie stark zurück, die Beschäftigung war fast so hoch wie 1929. Allerdings war sie in einigen Bereichen, wie der Verbrauchsgüterindustrie, dem Bergbau, der Elektroindustrie, der holzverarbeitenden Industrie, der Lederindustrie, der Kautschukindustrie, der papierverarbeitenden Industrie der Textilindustrie und in der Bekleidungsindustrie geringer. Es wurden aber auch 11 neue Industrien (Stahl- und Eisenbau, Fahrzeugbau, Werkstoffverfeinerung, Eisen-, Stahl- und Blechwarenindustrie, Metallwarenindustrie, Feinmechanik und Optik, Chemische Industrie, Keramische Industrie, Glasindustrie, Papiererzeugende Industrie und das Vervielfälltigungsgewerbe) geschaffen. In der Bauindustrie, Maschinenbauindustrie und der Eisen- und Metallgewinnung nahm die Beschäftigung deutlich zu. Bis 1939 hatte sie in allen Bereichen, außer dem Bergbau, der Lederindustrie und der Textilindustrie den Wert des Jahres 1929 übertroffen.

Die Löhne stiegen nach 1936 kontinuierlich an. Durch die vielen neuen Stellen herrschte schon 1938 ein Arbeitermangel in der gesamten Wirtschaft. Die Arbeiter nutzten ihre Position aus, und forderten Lohnerhöhungen von bis zu 60%. Andernfalls drohten sie mit Arbeitsniederlegungen. Der Widerstand der Betriebe war sehr gering, denn viele andere Firmen lockten mit hohen Gehältern. Bei ihren Lohnforderungen wiesen die Arbeiter auch auf die höheren Löhne in den Nachbarbetrieben hin. Arbeitern war es durchs Gesetz nicht gestattet den Arbeitgeber zu wechseln. Also versuchten sie entlassen zu werden. Sie arbeiteten schlecht, erschienen betrunken zur Arbeit oder streikten. Zwischen Dezember 1935 und Juni 1939 stieg der durchschnittliche Stundenlohn um 11% an. Durch Verlängerung der Arbeitszeit, stieg der Wochenlohn um 17,5% an. Da die Lebenshaltungskosten nur um 4% stiegen, hatte die Bevölkerung deutlich mehr Geld zur Verfügung. Nun stiegen auch die Konsumausgaben. So stieg der Verbrauch von Genußmitteln wie Bier, Tabak, Eiern und Geflügel steil, teilweise auch über den Stand von 1930, an. Um die Steigerung der Löhne zu verlangsamen, wurde am 25.6.1938 eine ,,Verordnung über Lohngestaltung" erlassen, also waren Lohnerhöhungen nicht gestattet. Die Betriebe köderten oder stellten die Arbeiter mit Mietzuschüssen, Wegegeldern, verbilligtem Kantinenessen und 200 Stundenlöhnen Weihnachtsgeld ruhig. Außerdem finanzierten sich auch Reisen durch die KdF nach Madeira. Die Menschen hatten nun noch mehr Geld, die Verordnung hatte nicht gewirkt. Im September 1939 wurden die Zuschüsse verboten, und die Einkommenssteuer auf 50% angehoben. Die Arbeiter legten zum Protest gegen den Beschluß die Arbeit nieder, und stellten den alten Zustand wieder her. 1941 hatten die Arbeiter keine großen Vorteile mehr, da der Wert der Löhne durch die gestiegenen Lebensmittelpreise gemindert wurde. Ab 1942 wurden Lohnerhöhungen für Lebensmittelersatzkäufe auf dem Schwarzmarkt verwendet, denn die Lebensmittelversorgung war mittlerweile sehr schlecht geworden.

Reichsnährstand & das Leben der Bauern

Der Reichsnährstand war die Deutsche Arbeiterfront für Bauern. Seit Juni 1933 wurden durch seine Marktordnungen die Preise, der Anbau und der Absatz der Agrarprodukte bestimmt. Für die Kriegszeit sollte die Versorgung mit Erzeugnissen aus heimischer Erde gesichert werden, außerdem sollten die Bauern mehr Geld in ihre Taschen bekommen. Die Bauern waren von den vorigen Regierungen enttäuscht worden, und hielten nun über-wiegend zu den Nazis. Diese versprachen ihnen unter anderem höhere Erlöse und eine staatliche Förderung. Hitler hatte ihnen vor allem aber einen Schutz gegen Importe von Holz, Getreide, Fetten und Vieh zugesichert. Allerdings war die Landwirtschaft vor der Machtübernahme mit einigen Problemen konfrontiert gewesen, Okt.29 Absatzprobleme von Getreide Apr.30 sehr lange Trockenheit, deswegen Ernteausfall Okt.30 die Schweinepreise fallen in den Keller, die Bauern bekommen weniger als 50% des Endverbraucherpreises Okt.31 die Bauern haben kein Geld für Investitionen, ihre Häuser mußten teilweise versteigert werden und die Bauern hatten jetzt noch Schulden aus der damaligen Zeit, da sie zur Anschaffung von Geräten und Saatgut Kredite aufgenommen hatten. Die Bauern erwarteten nun eine Streichung ihrer Schulden. Als im Frühjahr 1933 die Vieh- und Holzpreise leicht anzogen, wurde dies als Erfolg der NSDAP gewertet.

Viele Landwirte traten der nationalsozialistischen Bauernschaft bei, obwohl sie über deren Entschuldungsprogramm im Unklaren waren. Am 1. Juni 1933 wurden alle Schulden der Bauern halbiert, und der Zinssatz für Kredite auf 4,5% festgesetzt. Im September wurde, zur Gesundhaltung von Volk und Staat, die Höchstgröße eines landwirtschaftlichen Betriebes auf 125 Hektar beschränkt, damit sich viele kleine Betriebe über das ganze Land verteilen. Fortan durften nur noch Deutsche Ackerbau betreiben. Außerdem durften auf die Ländereien keine Hypotheken mehr aufgenommen werden, und das Erbrecht wurde Ende des Jahres geändert. Nun bekam immer das älteste Kind die Ländereien, die anderen teilten sich das Vermögen und die übrigen Wertgegenstände. Die Bauern waren gegen die neue Kredit- und Erbregelung. 1935 zeigten sich die Folgen des Erbgesetzes, denn nur noch das erste Kind besuchte die Landwirtschaftsschule. Die Bauern mußten ihrer Erzeugnisse an einer zentralen Stelle, dem Reichsnährstand, abliefern. Sie waren froh über die hohen Preise, waren aber mit der schleppenden Bezahlung unzufrieden. Nun waren allerdings die Verbraucher wegen der höheren Preise sauer. In den Jahren 1934 und 1935 war die Produktion immer noch gering, da noch viele Betriebe Schulden hatten. Ab 1937 gab es staatliche Zuschüsse für Neu- und Umbauten, weil der Weg zum normalen Kredit den Bauern ja versperrt war. Die Bauern lieferten nun nicht mehr alle Produkte ab, sondern verkauften sie schwarz, weil sie dabei höhere Preise erzielen konnten. Ende des Jahres wuchs die Unzufriedenheit der Bauern, weil das Getreide sehr billig, Mägde und Knechte aber teuer waren. Die Bauern waren mit dem Reichsnährstand und seinen Leistungen unzufrieden und dachten über einen Wechsel in einen Industrieberuf nach. 1939 fielen die Schweinepreise. Obwohl die Nutzfläche von 1932 bis 1937 um 700.000 Hektar sank, stieg die Versorgung aus dem eigenen Land im gleichen Zeitraum von 75% auf 81%. Die Nazis waren dem Ziel die Landwirtschaft kriegsfähig zu machen, sehr nahe gekommen. Allerdings waren sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden, denn es wurden weiter Importe benötigt. 1935 war die allgemeine Wehrpflicht eingeführt worden. Wegen kargen Lohns und wenig Verpflegung, gab es einen Erntehelfermangel. Knechte und Mägde liefen davon und viel Arbeit blieb liegen. Seit Mitte des Jahres 1935 wurden sie an die Bauernhöfe zurückgebracht, und bei einer erneuten Flucht ins Gefängnis gesteckt. Auch 1936 herrschte noch akuter Arbeitermangel. Durch die schlechteren Bedingungen in der Landwirtschaft, wie geringe Bezahlung und die dadurch erst später möglich werdende Haushaltsgründung, gingen immer mehr junge Leute in die Fabriken und wurden Industriearbeiter. Seit 1936 kamen Bauern, die Berufskollegen die Arbeitskräfte abjagten, hinter Schloß und Riegel. Die armen Bauern blieben ohne Arbeiter und hatten eine schlechtere Ernte. Der Wochenlohn von 1933 (6 RM) für Dienstboten, so hießen Knechte und Mägde, wurde bis 1938 auf 18 RM erhöht. Trotzdem war in der Industrie mehr zu verdienen, und die Arbeit war leichter und die Arbeitszeit geringer, so die Zahl der Abwanderer dorthin blieb konstant. Die verbliebenen Dienstboten hatten nun noch mehr Arbeit, und sie neigten zur Abwanderung.

Frauen raus aus der Arbeitswelt

Die Frauen sollten sich aus der Arbeitswelt zurückziehen, ,,ihr Platz war das Heim". Adolf Hitler hatte die Geringeinschätzung des weiblichen Geschlechts nie verheimlicht. In ,,Mein Kampf" schilderte er den - nie verwirklichten - Plan, den deutschen Mädchen nach der Geburt nur die Staatsangehörigkeit und erst nach der Heirat die Staatsbürgerschaft zu verleihen. Die Frauen hielten nicht viel von den Naziparolen, denn 80% mußten aus wirtschaftlicher Not Geld dazuverdienen. Auf Litfaßsäulen wurde für einen Rückzug aus der Berufswelt geworben: ,,Dein Platz ist das Heim!". Die Nazis verboten die Frauenarbeit nicht, da sie die Reaktion fürchteten, denn die Unternehmer wollten nicht auf die billigen Arbeitskräfte verzichten. 1934 waren über 50% der Belegschaft der Textil- und Papierindustrie weiblich. 1932 gab es 4,6 Millionen, 1933 4,75 Millionen und 1934 5,05 Millionen krankenversicherte Frauen. Dies bestätigt, dass viele Frauen aufgrund von wirtschaftlicher Not etwas dazuverdienen mußten. Um die Zahl der arbeitenden Frauen zu mindern, entließen die Nazis verheiratete Frauen aus dem öffentlichen Dienst, und vernichteten die Bewerbungen von Frauen auf offene Stellen. Seit 1938 durften Frauen keine Richterinnen und Staatsanwälte mehr sein, dazu wurde die Zahl der Studentinnen auf 10% aller Studenten beschränkt. Zwar waren 1939 noch 11,2% der Studenten weiblich, die Maßnahme hatte aber trotzdem gewirkt, denn 1932 waren es noch 15,8%.

Zurück an die Arbeit

Die Meinung der Nazis zur Frauenarbeit änderte sich bei der Umstellung der Wirtschaft auf die Kriegsvorbereitung. Nun sollten Frauen in der Verwaltung und in der Wirtschaft eingesetzt werden, um wehrfähige Männer für den Kampf an der Waffe abzustellen. Auch aufgrund des, wegen der Rüstungsindustrie 1936 herrschenden Arbeitermangels, sollten Frauen wieder arbeiten. Die Zahl der regelmäßig arbeitenden Frauen wurde mehr, allerdings blieb die Gruppe, der für den Krieg wichtigen Industriearbeiterinnen bis weit in den Krieg hinein klein. 13% der weiblichen Beschäftigten (1,48 Mio. von 11,6 Mio. im Okt 1936) gaben das Hausfrauenideal nicht auf, weil der männliche Arbeiter 50% mehr verdiente. Außerdem waren sie nur angelernt (50%) oder ungelernt(45%) und mußten unqualifizierte und unter- bezahlte Arbeiten erledigen. Ging eine verheiratete Frau arbeiten, war sie starkem Streß ausgesetzt, denn der Weg zur 10-stündigen Ar- beit war anstrengend, man kam spät nach Hause, und hatte Probleme die Hausarbeit zu erledigen und das Essen zu kochen. Die Schutz- und Sicherheitsbestimmungen waren bei Kriegsbeginn gelockert oder aufgehoben worden, so durften Frauen nun auch nachts arbeiten. Laut eines Beschlusses des Reichsarbeitsministers sollten Frauen nicht mit Tätigkeiten beschäftigt werden, die Geistesgegenwart, Entschlußkraft, schnelles Handeln, technisches Verständnis und technische Kenntnisse erfordern. Dies zeigt, dass die Nazis die Arbeitskraft der Frauen nur ausnutzen wollten, denn sie konnten sich nicht hocharbeiten. Trotz der Lohnsteigerungen blieben viele Frauen zu Hause. 1939 zogen 948.000 ledige und 5.400.000 verheiratete kinderlose Frauen den Kochlöffel der Werkbank vor. Im Krieg blieb Frauenarbeit unerläßlich, aber sie blieb unpopulär. Im Winter 1939 sank die Zahl der Arbeiterinnen um 300.000. Das lang daran, dass Frauen, deren Männer beim Heer standen, Familienunterhalt bekamen, und wenn man nun arbeiten ging, hatte man so hohe Abzüge, dass der Mehrverdienst nur gering ausfiel und kein Arbeitsanreiz war. Auch Propagandamaßnahmen wie ,,deutsche Frauen helfen siegen", brachten 1941 keinen Erfolg. Frauen die vorm Krieg gearbeitet hatten wurden Mitte 1941 zur Arbeit herangezogen. Darüber waren die Frauen sauer, denn nur die armen gingen arbeiten, die reichen hatten sich vor dem Krieg zu Hause ausgeruht und mußten auch jetzt nicht arbeiten. Anfang des Jahres 1943 mußten alle Frauen zwischen 17 und 45 arbeiten. Ausnahmen gab es für: Mütter mit zwei Kindern unter 14 Jahren, Mütter mit einem noch nicht schulpflichtigen Kind und Frauen mit schlechtem Gesundheitszustand. Viele Frauen holten sich Atteste von ihren Ärzten, nur 30% gingen wirklich in landwirtschaftlichen oder kriegswichtigen Betrieben arbeiten. 1944 sollten dann ausnahmslos alle Frauen arbeiten. 1939 wurden zunächst Fach- danach auch Hilfsarbeiter aus weniger bedeutenden Firmen in Rüstungsbetriebe versetzt. 1944 mußten Behörden und Verwaltungen 30% ihrer Kräfte an die Kriegswirtschaft abgeben. Auch andere kriegsunwichtige Betriebe mußten einen Teil der Belegschaft abgeben, so mußten Theater und Restaurants geschlossen werden. Frauen wurden nun auch in die Wehrmacht aufgenommen. Seit Oktober 1944 wurden die Scheinwerferbatterien von Frauen bedient. Durch begründete Unabkömmlichkeitserklärungen konnten Unternehmer Arbeiter in ihren Betrieben halten, und vor dem Dienst an der Front bewahren. Außerdem wurden Anträge von Zurückholung von Arbeitskräften aus dem Waffendienst gestellt, die auch zu 80% erfüllt wurden. Schlechten und ungeeigneten Arbeitern wurden die Unabkömmlichkeitsstellungen seit 1940 vom Betrieb aus gestrichen, und sie mußten ins Feld. Arbeitsunwillige wurden übers Wochenende eingelocht, das half. 1941 waren die Arbeiter sauer, weil die Löhne konstant blieben, die Preise aber stiegen. Außerdem beschwerten sie sich 1942 über die Arbeitszeit von 60-70 Stunden in der Woche. 1943 litten sie auch noch unter der schlechten Lebensmittelversorgung und den ihnen aufgebrummten Luftschutzwachdiensten. Ende 1943 wurden die, nach Kriegsangriffen nicht mehr zur Arbeit erschienen Arbeiter, mit Polizeigewalt zu ihrem Betrieb gebracht. 1944 flüchteten sie dann nach Bombardierungen aufs Land und es dauerte Monate, die dort nach Arbeit suchenden Menschen, wieder einzufangen und in die Betriebe zurückzubringen. Die Betriebe waren teilweise zerstört, und man wußte nicht wo man die Arbeiter unterbringen sollte. Kurz vor Kriegsende entschloß sich Hitler zur Aufstellung eines Frauenbataillons, er versprach sich davon eine Beschämung der nicht mehr kämpfen wollenden Soldaten.

Versorgungsverpflichtungen, ihre Einhaltung & Arbeitermangel in der Landwirtschaft Den Landwirten wurden 1939 die Pferde entzogen, und dem Heer zugeteilt, ihr Treibstoffkontingent wurde ebenfalls beschnitten. Die Bauern hatten nun große Probleme den Ackerbau zu betreiben, da dies ohne die wichtigen Pferde nur sehr schlecht möglich war. Die ländliche Bevölkerung hatte schon früh Inflationsbefürchtungen, so wurde aller Krimskrams auf Vorrat gekauft, wie zum Beispiel Regenschirme, Gummireifen, Düngergaben, nur Lebensmittel nicht. Besonders in Bayern waren die Menschen aufgrund der befürchteten Geldentwertung nun sauer, da sie sich eh nie für den Krieg und die Rechten begeistern konnten. Die bayrischen Bauern versuchten, viel öfter als ihre Kollegen aus dem übrigen Deutschland, die Heuablieferungspflichten zu umgehen. Nun mußte die Gendarmerie für die Einhaltung der Pflichten sorgen. Wer für seinen Viehbestand zu wenig Milch oder Butter ablieferte, wurde unter Zwangsaufsicht gestellt. Den Bauern wurden alle Söhne zur Wehrmacht abgezogen, deswegen gab es nicht genügend Arbeitskräfte. Als nun auch noch eine Steigerung der Erzeugnisse gefordert wurde, zürnten die Bauern. Die Bäuerinnen versuchten mit Unabkömmlichkeitsstellungen ihre Männer aus der Wehrmacht zu holen, was teils auch gelang. Bäuerinnen denen dieser Versuch mißlang waren körperlich und seelisch völlig fertig, und nahmen nun mehr Medikamente. Ab 1940 wurden polnische und französische Gefangene zur Arbeit in der Landwirtschaft eingesetzt. Ab 1942 wurden Waren auf dem Land wegen der Inflationsangst nur noch getauscht. Schleichhandel, Hamstertum und Wucherpreise stiegen mit Fortdauer des Krieges immer mehr an. Teilweise verkauften Bauern bis zu 95% ihrer Produkte. Bald wollten auch Geschäfte und vor allem Handwerker aus größeren Städten nur noch Tauschgeschäfte machen. Auch Industriearbeiter benötigten Medikamente zum Ausgleich der Belastungen. 1944 wurde der Arbeitermangel in der Agrarwirtschaft noch größer. Den Bauern ging es im Vergleich zur Stadtbevölkerung noch gut, da sie als Selbstversorger von der Lebensmittelrationierung unabhängig waren und nicht hungern mußten. Außerdem erhielten sie auf dem Schwarzmarkt hohe Preise für ihre Erzeugnisse. Dies ist auch der Grund, warum viele Bauern ihre Felder bis Kriegsende beackerten und einen Teil ihrer Ernte ablieferten, obwohl sie oft über die Nazis fluchten. Die Bauern litten erst seit 1943 unter Bombeneinschlägen auf ihren Felder, denn vorher waren keine Luftangriffe auf Deutschland geflogen worden, da es ja vorher noch kein Kampfgebiet war.

Versorgung des Volkes

Seit September 1939 war die Versorgung mit Kleidung, Hausbrand und Waren des alltäglichen Bedarfs schrittweise eingeschränkt worden. Es gab schon bald Engpässe in der Lebensmittelversorgung. Im letzten Kriegsjahr wurden die Rationen so klein, dass ohne eigene Reserven so mancher hungrig ins Bett gemußt hätte. Seit Kriegsbeginn wurden Textilien und Schuhe nur noch gegen Bezugsscheine ausgegeben, die bei den Wirtschaftsämtern zu beantragen waren. Bezugsscheine waren behördliche Bescheinigungen über die Bezugsberechtigung der Verbraucher. Diese Scheine waren zur Sicherstellung einer gerechten Verteilung eingeführt worden. Für folgende lebenswichtigen Güter galt die Bezugsscheinpflicht: Brot und Mehl, Kartoffeln, Fleisch und Fleischwaren, Milch, Milcherzeugnisse, Öle und Fette, Eier, Zucker und Marmelade, Hülsenfrüchte, Graupen, Grütze, Grieß, Sago, Kaffee, Tee, Kakao und deren Ersatzmittel, Seife, Seifenpulver und andere fetthaltige Waschmittel, Hausbrand- kohle, Spinnstoffwaren, Schuhwaren und Le- der zur Ausbesserung und Besohlung von Schuhen. Der Einzelhandel mußte diese Produkte wenn sie vorhanden waren liefern, und Preiserhöhungen aller Art waren verboten, allerdings konnte man seinen Anspruch nicht gerichtlich geltend machen. Im Nov.1939 gab es Mäntel, Schuhe und Berufskleidung weiter durch Bezugsscheine, allerdings gab es die Kleiderkarte, die dem Verbraucher durch ein Punktsystem die Wahl ließ, welche Gegenstände er kaufen wollte. Mit diesen Punkten mußte man einen bestimm- ten Zeitraum auskommen. Besonders im Winter warteten die Menschen sehnsüchtig auf die Ausgabe dieser Kleiderkarten. Die Bezugsscheine für Schuhe usw. wurden nur unzureichend ausgeteilt, und die Landbevölkerung hatte keine Arbeitskleidung. Die Ernährungsämter wurden daraufhin bedroht und Verwaltungsstellen gewaltsam angegriffen. Aus Industriegebieten häuften sich die Klagen über die karge Lebensmittelzuteilung. Kinderreiche Familien litten stark, weil für Kinder unter 6 Jahren nur sehr wenig zugeteilt wurde. (Die nun abgelaufenen Geschehnisse kann man gut in chronologischer Weise darstellen:)

Dez.39 Der Einzelhandel wurde aus Angst vor einer Inflation aufgekauft. Möbel, Porzellan, Pelze und ähnliche Dinge gingen als Vorrat für Tauschgeschäfte über den Ladentisch.

Jan.40 In einigen Städten herrschte akuter Kohlenmangel, die Bevölkerung ohne einen Kohlevorrat versuchte wiederholt die Kohlenwagen zu stürmen.

März.40 Die Bevölkerung war sauer über die Probleme beim Kauf von bezugsscheinpflichtigen Waren, welche immer sofort aus- verkauft waren. Zum Erhalt von Obst, Gemüse und Südfrüchten mußte man eine ungeheure Zeit (bis zu 10 Stunden) an- stehen. Berufstätige Frauen mußten so ohne die Genußmittel bleiben, da sie die Zeit nicht aufbringen konnten. Apr.40 In Großstädten und Industriegebieten war die Kartoffelzuteilung unzureichend, es gab weniger als ein Pfund pro Kopf und Woche.

Juli.40 Die Obstversorgung war mangelhaft. Obst und Gemüse kostete doppelt so viel als im Vorjahr.

Die Brotzuteilung sank von 1900 Gramm auf 1750 Gramm pro Kopf in der Woche. Aug.40 Die Brotration wurde von der Bevölkerung als ungenügend angesehen. Okt.40 Die Butter und Butterschmalzzuteilung sank von 175,63 auf 137,5 Gramm pro Person wöchentlich. Dafür stieg die Menge der Margarine von 46,88 auf 81,88 Gramm. Nov.40 Die Bewohner Deutschlands waren über die schlechte Brot-, Fleisch- und Fettzuteilung, sowie über die Versorgung der Märkte mit Gemüse und Obst besorgt. Wild-, Geflügel-, und Fischlieferungen belieben nahezu vollkommen aus. Die Preise stiegen bei schlechter werdender Qualität der Waren, was den Menschen natürlich noch einen Anlaß zur Unzufriedenheit gab. Feb.41 Die Bevölkerung war nun über die weiter nachlassende Güte der Zuteilungswaren wütend. Die Lebenshaltungskosten waren seit 1933 um 11,6% gestiegen. Lebensmittel waren nun 14% teurer, Bekleidung sogar 39%. Apr.41 Die Leute stellten sich bei Pferdemetzgereien am vorigen Abend an, um am nächsten Morgen Pferdefleisch zu bekommen. Mai.41 Die Frauen und Kinder aßen kaum Fleisch, weil alles dem schwerarbeitenden Mann zugute kam.

Juni.41 Die Fleischzuteilung wurde von 500 auf 400 Gramm gekürzt. Juli.41 Aufgrund der Kartoffel- und Brotknappheit wußten Arbeiterfrauen nicht mehr, was sie noch kochen sollten. März.42 Eine neu einsetzende Kältewelle ließ den immer noch vor herrschenden Kohlenmangel spürbar werden. Die Rationen wurden weiter gekürzt. Fisch von 400 auf 300, Butter von 150 auf 125, Magarine von 96,87 auf 65,62 und die zwischenzeitlich erhöhte Brotmenge wurde auf 2000 Gramm wöchentlich gesenkt.

Juni.42 Wegen Brot- und Milchmangel, sowie viel zu hohen Gemüse preisen, mußten einige Familien hungern.

Juli.42 Die Menschen magerten ab, und Ohnmachtsanfälle während der Arbeit waren keine Seltenheit. Erste Menschen litten unter Gesundheitsstörungen. Aug.42 Kürzung der monatlichen Rationen, 500 statt 575 Gramm Butter, die Zuteilung von 50 Gramm Öl und 62,5 Gramm Schlachtfetten entfiel, statt 325 nur noch 125 Gramm Magarine. In Luftangriffsgebieten gab es einen Fleischzuschlag von 200 Gr. monatlich. Sep.42 Weite Teile der Bevölkerung hatten aufgrund des mangelnden Brot- und Fischverzerrs Gesundheitsschäden davongetragen. Okt.42 Erneute Erhöhung der Brotmenge auf 2250 Gramm wöchentlich, zudem gab es 50 Gramm Fisch mehr. Nov.42 Die Laufzeit einer Kleiderkarte wurde verlängert und die zur Verfügung stehend Punktezahl verringert. Die Bevölkerung war darüber sehr aufgebracht. Sonderzuteilung für Weihnachten (50 Gr. Bohnenkaffee und 0,7 l Spirituosen [für Erwachsene], 200 Gr. Fleisch, 125 Gr. Butter, 500 Gr. Weizenmehl, 250 Gr. Zucker, 125 Gr. Hülsenfrüchte, 62,5 Gr. Käse und 125 Gr. [für Kinder 250] Süßwaren.

Dez.42 Die Bevölkerung kritisiert den Mangel an Waren aller Art.

Durch die Sonderzuteilungen können die Frauen zum ersten Mal seit langer Zeit eine annähernd ausreichende Mahlzeit zubereiten. Mai.43 Der Tauschhandel nahm trotz der angedrohten Strafen stetig zu. Die Menschen versuchten auch Waren per Zeitunginserat zu tauschen. Kürzung der Fleischration von 350 auf 250 Gramm, Erhöhung der Brotration von 2250 auf 2350 Gramm und der Fettration um 12 Gramm wöchentlich. Nov.43 Dieser Monat war durch Kartoffel- und Gemüsemangel geprägt, außerdem wurde die Kleiderkarte für eine kurze Zeit gesperrt. Diese Weihnachtssonderzuteilung fiel in dem Jahr nicht so stark aus wie in den anderen. Es gab 125 Gr. Butter, 500 Gr. Weizenmehl, 250 Gr. Zucker, 0,35 l Spirituosen und 50 Gr. Bohnenkaffee [für Erwachsene], 125 Gr. [für Kinder 250] Süßwaren. Die wesentlich erhöhte Mehlzuteilung wurde mit Jubel begrüßt.

März.44 Die Bevölkerung hatte die Nase nun endgültig voll. Die Menschen waren wegen der kalten Witterung und der sonnenarmen Tagen dauernd krank. Vor allem Kinder waren auf Medizin angewiesen. Die Kleiderkarte wurde vollkommen gesperrt. Apr.44 Die versorgungswichtigen Ostgebiete waren verloren worden, und die Menschen fragten sich, vorher die Nahrung für die Wehrmacht und die zivile Bevölkerung nun kommen sollte. Die Brotmenge wurde von 2350 auf 2150 Gr., die Fettmenge von 212 auf 170 Gramm beschränkt. Jan.45 Die Verbraucher mußten mit den für acht Wochen vorgesehenen Rationen eine Woche länger auskommen.

Feb.45 An die Bevölkerung wurde nun Rohgetreide ausgegeben, da durch die Zerstörung der Getreidemühlen die Mehlversorgung einiger Gebiete völlig ausfiel. Die NS-Frauenschaft lehrte den Arbeiterfrauen die Getreidezerkleinerung per Fleischwolf oder Kaffeemühle.

Die letzten Kriegswochen waren in vielen Städten durch Hunger gekennzeichnet, während die Landbevölkerung hingegen kaum zu leiden hatte.

Kunst

Kunst im Nationalsozialismus

Die Nazis wollten auch im Bereich der Kunst nur ihre Vorstellungen gelten lassen, so beschlagnahmten sie in allen Museen Bilder, die sie als entartet bezeichneten. Die entartete Kunst, auch artfremde Kunst genannt, war das Schlagwort der NS-Kunstpropaganda, unter anderem für die Werke von Emil Nolde, Erich Henkel, Ernst Ludwig Kirchner, Franz Marc, Max Pechstein, Oskar Kokoschka, Otto Dix, Paul Klee, Max Beckmann und Oskar Schlemmer. Ihre und die anderen beschlagnahmten Bilder wurden 1937 auf einer großen Wanderausstellung (in München über 2,5 Millionen Besucher) gezeigt und anschließend ins Ausland verkauft oder verbrannt. Die Ausstellung wurde von Adolf Ziegler, dem Präsidenten der Reichskammer der bildenden Künste, organisiert. Er war der Lieblingsmaler Hitlers. Es wurden nur sehr wenige der Bilder verkauft, denn durch die vorherige Propaganda war das Interesse geringer, allerdings betrug der Preis nur noch 10% des eigentlichen Wertes. Zu den Malern:

Emil Nolde hieß eigentlich Emil Hansen und lebte von 1867-1956. Von 1906-1908 war er ein Mitglied der Künstlervereinigung ,,die Brücke".

Er wurde durch Blumen-, Landschafts-, und Meeresbilder sowie religiösen Darstellungen bekannt und erhielt 1941 Malverbot. Erich Henkel (1883-1970) war Mitbegründer der oben genannten Künstlervereinigung. Ernst Ludwig Kirchner war ebenfalls ein Mitbegründer und brachte sich 1938 nach 58 Lebensjahren um. Franz Marc wurde 1880 geboren und fiel 1916. Er war Mitgründer einer anderen Künstlervereinigung, ,,der blaue Reiter". Er hatte nur 2 Meisterwerke. Den ,,Turm der blauen Pferde", der bis heute verschollen ist, und ,,die roten Pferde". Er malte seine Tierdarstellungen in einem geometisierendem und rhythmisch gegliedertem Bildaufbau.

Max Pechstein (1881-1955) war seit 1906 Brückenmitglied, und malte starkfarbige Aktfiguren, Landschaften und Bildnisse im expressiven Stil. Oskar Kokoscha, geboren 1886 gestorben 1980, war Österreicher und arbeitete mit einer psychologischen Aussagekraft an der Menschendarstellung. Seine Werke waren durch eine sensible Stichführung der Graphik gekennzeichnet. Otto Dix (1891-1969) hatte eigenwillige Synthesen zwischen altmeisterlichem Realismus und moderner Zeitgestaltung. Paul Klee (1879-1940) war Schweizer und hatte sich durch abstrahierenden Bildaufbau einen Namen gemacht.

Max Beckmann (1884-1950) war einer der Hauptmeister des Expressionismus und fand unter dem Einfluß des 1. Weltkriegs zu einer Gestaltung, die die Vereinzelung des modernen Menschen zum Thema hatte.

Oskar Schlemmer lebte von 1888-1943 und schuf geometrisch aufgebaute Figurenkompositionen. Den Nazis waren nur Bilder recht, die den Menschen in seiner objektiven Weise zeigten. Sie waren gegen farbenfrohe Bilder und bevorzugten als Motive familiäre Verhältnisse. Die Werke sollten nicht farbig sein, da sie in schwarzweiß bescheidener aussahen, und die Menschen an eine bescheidene Lebensweise gewöhnt werden sollten. Die farbigen Bilder hätten sie nach Freiheit sehnen lassen können. Sie wollten, dass die Bevölkerung auf Bildern immer eine hartarbeitende kinderreiche Familie sah. Zur Einhaltung dieser Richtlinien erließ die Reichsregierung am 21.5.1938 ein ,,Gesetz über Einziehung von Erzeugnissen entarteter Kunst".

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Das Leben unter nationalsozialistischer Herrschaft
Note
1
Autor
Jahr
1999
Seiten
28
Katalognummer
V97482
ISBN (eBook)
9783638959346
Dateigröße
478 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Dieses Referat zeigt das Leben der Menschen unter der nationalsozialistíschen Herrschaft im dritten Reich
Schlagworte
Leben, Herrschaft
Arbeit zitieren
Daniel Ackermann (Autor:in), 1999, Das Leben unter nationalsozialistischer Herrschaft, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97482

Kommentare

  • Gast am 10.2.2002

    Das leben unter nationalsozialistischer Herrschaft.

    Wenn man das alles ausdruckt, bekommt ma den ganzen Rand gar nicht mehr mit weil es zu weit lienks geschrieben is. Jetzt weiß ich gar nich genau was da stehen soll.
    jessie

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Titel: Das Leben unter nationalsozialistischer Herrschaft



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