Reihengestaltung von Jahreszeitengedichten der Jahrgangsstufe 6 eines Gymnasiums


Akademische Arbeit, 2020

31 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einführung

Fachliche Erkundung der Schule

Unterrichtsreihe

Unterrichtsstunde
Unterrichtsplanung
Bedingungsanalyse
Sachanalyse
Methodisch-Didaktische Analyse
Durchführung
Reflexion

Schluss

Literaturverzeichnis

Anhang
Unterrichtsreihe Jahreszeitengedichte
Verlaufsplan Unterrichtsstunde 07.01.20
Gedicht „Der Winter ist ein rechter Mann“
Material Unterrichtsberatung

Einführung

Dieser Praxissemesterbericht beschäftigt sich mit der Reihengestaltung von Jahreszeitengedichten der Jahrgangsstufe sechs an einem Gymnasium in Wuppertal. Genauer wird eine Stunde zum Thema „Gedichte lassen Bilder entstehen – Eine Einführung des sprachlichen Mittels der Personifikation anhand eines Entwurfs des Frühlings als Frau parallel zu dem Bild des Winters als Mann“ beschrieben und reflektiert. Die Fragestellung, welche untersucht wird, lautet: Wie kann SuS einer sechsten Jahrgangsstufe eines Gymnasiums ein Zugang zur Bildlichkeit von Gedichten im Deutschunterricht ermöglicht werden?

Für die Erstellung der Unterrichtsreihe wurde sich an den Kernlehrplänen der Sekundarstufe I des Gymnasiums in NRW (aufsteigend ab 2019/20) orientiert, da diese seit dem 1. August 2019 für die Klassen 5 und 6 gelten. Denn diese Jahrgangsstufen durchlaufen wieder den neunjährigen Bildungsgang (G9) der Sekundarstufe I am Gymnasium. Im Kernlehrplan Kapitel 2.2 Kompetenzerwartungen und inhaltliche Schwerpunkte bis zum Ende der Erprobungsstufe, unter dem Inhaltsfeld 2: Texte, ist als inhaltlicher Schwerpunkt das „verdichtete Sprechen und sprachliche Bilder von Gedichten“ genannt (vgl. KLP Sek I Deutsch 2019, S. 18). Hier lässt sich die Reihe Jahreszeitengedichte und die Stunde zum Thema „Gedichte lassen Bilder entstehen – Eine Einführung des sprachlichen Mittels der Personifikation“ verankern.

Der Praxissemesterbericht ist so aufgebaut, dass zunächst ein Überblick darüber gegeben wird, inwiefern das Unterrichtsfach Deutsch an der Schule vertreten ist. Daraufhin wird die Planung, Struktur und das Fachwissen der Unterrichtsreihe „Jahreszeitengedichte“ genauer fokussiert und im Weiteren die Planung, Durchführung und Reflexion der Unterrichtsstunde zum Thema „Gedichte lassen Bilder entstehen – Eine Einführung des sprachlichen Mittels der Personifikation“ beschrieben. Zum Schluss wird ein Fazit gezogen und zur Ausgangsfragestellung Stellung genommen. Wie schon beschrieben, ist Kern dieses Praxissemesterberichts, wie SuS ein Zugang zur Bildlichkeit von Gedichten ermöglicht werden kann.

Fachliche Erkundung der Schule

Das Unterrichtsfach Deutsch ist an der Schule auf verschiedene Weisen vertreten. Es gibt eine große und gut ausgestattete Bibliothek, welche den SuS von 8:45 Uhr bis 14:30 Uhr für Unterricht, Freistunden oder Projektarbeiten zur Verfügung steht. Die Bibliothek ist in einen Unterstufen- und in einen ruhigeren Oberstufenbereich eingeteilt. Im Unterstufenbereich befinden sich 30 Sitzplätze und den SuS stehen ca. 3850 Jugendbücher (Jugendliteratur, Sachkunde, Comics etc.) sowie Lernhilfen und ca. 190 Hörspiele (Audiokassetten und CDs) zur Verfügung. Der Oberstufenbereich verfügt über 20 Sitzplätze und bietet einen Bestand von ca. 7250 Fachbüchern, DVDs und eine Präsenzbibliothek an. Zudem stehen den SuS neun Computer-Arbeitsplätze in der Bibliothek zur Verfügung, an denen sie jederzeit selbstständig oder unterrichtsbegleitende Internet-Recherchen durchführen können und auch über einen verbundenen Drucker drucken können. Zu Beginn jedes neuen Schuljahres findet für die fünften Klassen eine Einführung in die Bibliothek statt. Dort wird ihnen alles wichtige erklärt, z.B. welche Bücher vorhanden sind und wie sie ausgeliehen werden können. Dadurch ist die Bibliothek für die SuS ein selbstverständlicher Bestandteil des Schullebens und wird gerne von ihnen genutzt. (vgl. Internet 1)

Eine weitere Verankerung des Faches Deutsch an der Schule, sind Aufbaukurse in den Bereichen Lesen und Deutsch. Diese zielen verstärkt auf eine basale Förderung der SuS der Jahrgangstufen 5-7 in den Kernkompetenzen ab, „um von vornherein soziale Nachteile auszugleichen, Kindern mit Migrationshintergrund eine höhere Bildungsbeteiligung zu ermöglichen und ihre soziale Integration unter Wahrnehmung der kulturellen und sprachlichen Identität zu sichern“ sowie die Schullaufbahn für mehr SuS zu öffnen (Internet 2).

Zudem findet Anfang Dezember der alljährliche Vorlesewettbewerb des Deutschen Buchhandels für die Jahrgangsstufe 6 statt. Zunächst werden zwei Kandidaten aus jeder Klasse bestimmt, die dann alle gegeneinander antreten. Der Schulsieger, die Schulsiegerin vertritt dann die Schule bei den Wettbewerben auf der städtischen und vielleicht sogar auf der Landes- bzw. Bundesebene. Für die Auswertung ist die SV der Schule zuständig, wodurch diese lernen sollen, Verantwortung für jüngere SuS zu übernehmen.

Auch kann in der Mittelstufe die Theater AG von SuS besucht werden, welche ein gemeinsames Projekt von Kollegen und Eltern ist. Dort wird SuS frühzeitig die Möglichkeit geboten, ihre schauspielerischen Talente zu entdecken, weiterzuentwickeln und vor einem größeren Publikum aufzuführen.

Für das Fach Deutsch gibt es zudem an der Schule schulinterne Curricula. Für die Sekundarstufe I gibt es ein auf der Grundlage der offiziellen Kernlehrpläne entwickeltes Curriculum. Für die Oberstufe orientieren sich die Unterrichtsinhalte an den Vorgaben für das Zentralabitur in NRW.

Begleitet habe ich an der Schule eine zehnte Klasse und eine sechste Klasse. In der zehnten Klasse stand eine Projektarbeit an, aus diesem Grund habe ich mit dem Lehrer eine Projektmappe mit Aufgaben zu der Novelle „Das Fräulein von Scuderi“ von E.T.A. Hoffmann für die SuS entworfen. Im Unterricht mussten die SuS dann selbstständig die Aufgaben bearbeiten, da die Projektmappe wie eine Klausur bewertet wurde.

In der sechsten Klasse habe ich mit der Lehrerin zwei Unterrichtsreihen gestaltet. Einmal die Reihe „Fantastische Erzähltexte (vor-)lesen und gestalten“ und eine Reihe zu „Jahreszeitengedichten“. In der Reihe „Fantastische Erzähltexte (vor-)lesen und gestalten“, hat sich jeder Schüler, jede Schülerin einen fantastischen Kinder- und Jugendroman ausgesucht, gewählt wurden z.B. Tintenherz, Harry Potter, Drachenreiter, Alea Aquarius, Die unendliche Geschichte, Krabat etc. Passend zu ihrem Roman sollten die SuS eine Lesekiste anfertigen, das heißt, einen Schuhkarton von innen und außen passend zu ihrem Buch gestalten. Zudem wurden Einleitungssätze, Charakterisierungen und Inhaltsangaben geschrieben. Auch wurde in dieser Reihe das Vorlesen geübt und schließlich zwei SuS für den Vorlesewettbewerb ausgewählt.

In der zweiten Reihe „Jahreszeitengedichte“ wurde zunächst die Form von Gedichten wiederholt. Danach wurden den SuS sprachliche Mittel wie die Personifikation, Vergleiche und Metaphern nähergebracht. Anschließend sollten sie auch das Metrum eines Gedichtes bestimmen können. Zu jeder Reihe, haben die SuS auch jeweils eine Klassenarbeit geschrieben. Meine Unterrichtsberatung habe ich in einer Stunde der Reihe „Jahreszeitengedichte“ durchgeführt zum Thema Personifikation.

Unterrichtsreihe

Das Thema der behandelten Unterrichtsreihe war „Jahreszeitengedichte“. Dies ist so in den schulinternen Curricula verankert. Die Naturlyrik ist eine mit der wichtigsten Untergattungen der Lyrik und somit auch ein wichtiger Unterrichtsgegenstand. Spinner warnt jedoch, dass das Interesse der SuS an Jahreszeitengedichten oft zu wünschen übriglässt und sie eher Texte mit einer spannenderen Handlung bevorzugen. Zudem ist die Naturlyrik mit ihrem Stimmungsgehalt meist mehrschichtig, was für SuS erstmal schwer zu verstehen ist. Er wendet zudem ein, dass die Naturlyrik recht weit von der Erfahrungswelt der SuS entfernt ist, da die zunehmend von städtischer Zivilisation gekennzeichnet ist. Jedoch hat das Thema „Natur“ in den letzten Jahren durch den Klimawandel und das Umweltbewusstsein an Aktualität gewonnen. (Vgl. Spinner 2015 b, S. 86)

Die genannten Aspekte können helfen, sich für oder gegen die Unterrichtsreihe Jahreszeitengedichte zu entscheiden. Aufgrund der begrenzten Zeit, bis zur nächsten Klassenarbeit, konnte das Thema Umweltbewusstsein jedoch nicht mit in die Unterrichtsreihe aufgenommen werden. Dies wäre jedoch, meiner Meinung nach, ein sehr spannender und schülerorientierter Aspekt, der auch gut fächerübergreifend unterrichtet werden könnte.

Für die gemeinsame Planung der Unterrichtsreihe „Jahreszeitengedichte“ brachte die Lehrerin zwei verschiedene Kinder- und Jugendbücher mit Gedichten in die Schule. Aus diesen Büchern entschieden wir uns für vier Gedichte, „Der Eislauf“ von Hoffmann von Fallersleben, „Der Winter ist ein rechter Mann“ von Matthias Claudius, „Wenn es Winter wird“ von Christian Morgenstern und „Ein Seufzer lief Schlittschuh“ auch von Christian Morgenstern. Wir haben uns aus dem einfachen Grund für diese Gedichte entschieden, da die Lehrerin diese schon mal im Unterricht angewandt hat und wir fanden, dass sie für SuS gut zugänglich sind und „Bilder in den Köpfen der Kinder hervorrufen“. Denn in der Unterrichtsreihe kam es der Lehrerin vor allem darauf an, dass die SuS die Bildlichkeit von Gedichten erfahren. Dieser Aspekt ist auch, wie in der Einleitung schon geschildert, so in den Kernlehrplänen verankert. Es war bekannt, dass die SuS schon einmal in der fünften Klasse das Thema Gedichte hatten und deswegen etwas an Vorwissen besitzen. Wir entschieden uns deshalb dazu, den Aufbau und die Form von Gedichten nur noch einmal kurz zu thematisieren. Bis zu der letzten Klausur, welche über Gedichte sein sollte, in diesem Halbjahr waren es noch sechs Doppelstunden (6 x 90 min) die für die Unterrichtsreihe zur Verfügung standen.

Was sagt uns die Literaturdidaktik zur Unterrichtsgestaltung? Paul Nentwig schrieb schon 1962, dass der Zugang zu Gedichten vorwiegend über das Hören und Sprechen der Texte geschieht. Aus diesem Grund schlug er die folgenden Schritte als Grundform für die Unterrichtsgestaltung vor: (1) Ein Unterrichtsgespräch über die Überschrift des Gedichtes, (2) Einen Vortrag des Gedichtes durch den Lehrer, (3) Ausdrucksgestaltung durch die SuS. Durch das Hören und Sprechen sollen die SuS für den Zusammenhang von Form und Inhalt des Gedichtes sensibilisiert werden. (vgl. Spinner 2015 b, S. 1) Die neuste Entwicklung der Lyrikdidaktik setzt den Fokus jedoch auf den produktionsorientierten Unterricht. Dort heißt es, dass das Lesen und Verstehen von Gedichten am besten durch operative und kreative Verfahren gefördert werden kann. Anstatt nur zu analysieren sollen die SuS z.B. selber Bausteine von Gedichten ergänzen, Umformungen, Erweiterungen usw. an Gedichten vornehmen. Durch solch produktive Methoden treffen analytische Reflexion und emotionale Betroffenheit aufeinander. Anhand dieser Vorschläge zeigt sich, dass der Zugang zu Gedichten ganz unterschiedlich gestaltet werden kann. Die Deutschlehrerin der 6C findet einen Zugang über das Hören und die dadurch entstehenden Bilder in den Köpfen der SuS als zentral.

Hauptziel dieser Unterrichtsreihe sollte es sein, die SuS für die Lyrik zu begeistern, da SuS oft Hemmungen vor der Auseinandersetzung mit Gedichten haben. Auch Paul Nentwig schrieb 1962 „Ziel des Umgangs mit Dichtungen im Unterricht kann also nur sein, den Kindern und Jugendlichen Augen, Ohren und Herz zu öffnen für die Schönheit und Wahrheit der Dichtung, damit sie ihren Anruf vernehmen und zu dem ‘Besseren’ in sich geführt werden.“ (Spinner 2015 b, S. 1) Aus diesem Grund soll der Einstieg in die Unterrichtsreihe die Begeisterung der SuS wecken. Zugleich soll aber auch das Vorwissen der SuS überprüft werden. Der Einstieg soll aus diesen Gründen so gestaltet werden, dass die Lehrkraft den SuS das Gedicht „Der Eislauf“ von Hoffmann von Fallersleben laut vorliest (mehrmals) und diese dazu etwas malen. Danach sollen die SuS alles nennen, was sie schon über Gedichte wissen und, wenn sie können, es anhand dieses Gedichtes erklären. Als nächstes könnten die SuS zu einer frei wählbaren Jahreszeit eine eigene Strophe schreiben. Mit diesem Einstieg hätten die SuS einen Zugang über das Hören eines Gedichtes bekommen und könnten gleichzeitig schon produktiv tätig werden, indem sie einmal etwas malen und des Weiteren eigene Strophen schreiben könnten.

Auch der Einstieg in die zweite Doppelstunde soll schüler- und produktionsorientiert sein. Die SuS sollen sich erstmal mit dem Gedicht „Der Winter ist ein rechter Mann“ vertraut machen, indem sie die Endreimwörter in das Gedicht einsetzten. Danach sollen sich die SuS die Form und den Inhalt anhand von Arbeitsblättern erarbeiten. Die Arbeitsblätter enthalten Leitfragen und Lernboxen zu den Themenbereichen Strophen, Verse, Reimschema, Thema des Gedichtes, Stimmung des Gedichtes etc.

In der nächsten Doppelstunde sollen die SuS das sprachliche Mittel der Personifikation „entdecken“. Dies soll über einen bildlichen Zugang (Bild zum Einstieg) geschehen. Auch danach soll der Unterricht wieder durch produktionsorientierte und kreative Aufgaben geprägt sein, um die Begeisterung für Gedichte bei den SuS aufrecht zu erhalten. Die induktive Herangehensweise in dieser Unterrichtsstunde soll außerdem die Motivation der SuS fördern. Zum Schluss der Stunde sollen die SuS ein Bild des Frühlings als Frau entwerfen. Diese Aufgabe soll dazu dienen, festzustellen, ob die SuS das Prinzip der Personifikation verinnerlicht haben.

In der vierten Doppelstunde sollen die SuS ein weiteres Gedicht kennen lernen. Zur ersten Auseinandersetzung sollen sie die Strophen des Gedichtes „Wenn es Winter wird“ von Christian Morgenstern in die richtige Reihenfolge bringen. Danach sollen die SuS einen Einleitungssatz für eine „Analyse“ verfassen. Die Regeln für einen Einleitungssatz haben sie schon in der Reihe zuvor gelernt. Danach soll das Verschriftlichen von der Beschreibung der Form des Gedichtes, des Inhalts und der Stimmung geübt werden, da dies zentral ist, für die anstehende Klassenarbeit.

In der nächsten Doppelstunde sollen die SuS eine schriftliche Erklärung des sprachlichen Mittels der Personifikation üben. Dazu liest die Lehrkraft das Gedicht „Ein Seufzer lief Schlittschuh“ vor. Die SuS sollen dabei ein Bild vom Seufzer malen, so wie sie sich ihn vorstellen. Durch diesen Einstieg sollen die SuS die Personifikation erkennen und einen Zugang zu dem Gedicht finden. Der Zugang ist durch das Hören und durch die produktive Aufgabe gegeben. Danach soll noch das schriftliche Verfassen einer Erklärung und Funktion des sprachlichen Mittels gemeinsam geübt werden. Sie SuS sollen genau herausarbeiten, an welchen Stellen im Gedicht (mit Versangabe) die Personifikation stattfindet.

In der letzten Doppelstunde soll noch das Metrum von Gedichten eingeführt werden. Dies ist noch insofern wichtig, da „der Rhythmus in vielen Gedichten unmittelbar zur Bedeutungsbildung beiträgt; indem etwa schwere trochäische Rhythmen je nach Inhalt des Textes zum Ausdruck der Ruhe oder Trauer werden, der Jambus dagegen z.B. zum Ausdruck des Aufbruchs usw.“ (Spinner 2015 b, S. 8). Für die Klassenarbeit ist dies nur insofern relevant, dass die SuS die Stimmung des Gedichtes „besser“ herausfinden können.

Wie auch die Literatur beschreibt, gibt es keine allgemeingültigen Vorgehensweisen, wie man SuS am besten lyrische Texte näherbringt, sondern es wird für methodische Abwechslung plädiert. Die Methodenvielfalt, sollte vom „betonten Vorlesen und Anhören von Gedichttexten bis zur literatursoziologischen Analyse, vom Textvergleich bis zur Eigenproduktion, von der Versanalyse bis zur Problemdiskussion reichen“ (Spinner 2015 b, S. 30). Mit Methodenvielfalt ist hier jedoch nicht Beliebigkeit gemeint, sondern dass die Methoden bedacht und passend gewählt werden.

Unterrichtsstunde

Das Thema der Stunde für die Unterrichtsberatung hieß: Gedichte lassen Bilder entstehen – Eine Einführung des sprachlichen Mittels der Personifikation anhand eines Entwurfs des Frühlings als Frau parallel zu dem Bild des Winters als Mann.

Wie dem Verlaufsplan der Unterrichtsreihe entnommen werden kann (siehe Anhang), wurde in der Unterrichtsstunde vor der Unterrichtsberatung Form und Inhalt des Gedichtes „Der Winter ist rechter Mann“ von Matthias Claudius thematisiert. Die SuS erarbeiteten sich mit Hilfe eines ABs und der Lesemethode für Gedichte die Form des Gedichtes (Strophen, Verse, Reimschema) sowie den Inhalt der einzelnen Strophen. Da den SuS Form und Inhalt des Gedichtes nun bekannt waren, konnte in der Stunde der Unterrichtsberatung gut darauf aufgebaut werden.

Das Kernanliegen der Stunde der Unterrichtsberatung hieß: Indem die SuS ein paralleles Bild des Frühlings als Frau zu dem Gedicht „Der Winter ist ein rechter Mann“ von Matthias Claudius entwerfen, erarbeiten sie sich das Prinzip des sprachlichen Mittels der Personifikation.

Unterrichtsplanung

Im Einstieg der Unterrichtsstunde soll eine Reaktivierung des Inhalts vom Gedicht „Der Winter ist ein rechter Mann“ der letzten Stunde stattfinden und eine Verknüpfung des Inhalts zur Bildlichkeit hergestellt werden. Dazu soll passend zum Gedicht von der Lehrkraft ein Bild erstellt und auf Folie kopiert werden (siehe Anhang Einstieg). Die Leitfrage an die SuS, wenn die Folie aufgelegt wird, könnte heißen, „Was seht ihr auf dem Bild?“. Daraufhin sollen erstmal Assoziationen der SuS gesammelt werden. Vermutlich beschreiben die SuS erstmal was sie sehen, erkennen aber schnell, dass es sich um „den Winter“ aus dem Gedicht der letzten Stunde handelt. Wurde das Bild soweit beschrieben, soll das Gedicht „Der Winter ist ein rechter Mann“ von letzter Stunde nochmal vorgelesen werden. Danach sollen die SuS genau beschreiben, welche Elemente sie aus dem Gedicht auf dem Bild auf der Folie wiedererkennen. Die Lehrperson kann dabei die Elemente auf der Folie beschriften. In dieser Phase der Unterrichtsstunde sollen die SuS schon einmal die Verbindung der Sprache und der Bildlichkeit erfahren. In der Gelenkstelle, zwischen dem Einstieg und der Erarbeitungsphase I, sollen die SuS in einem Unterrichtsgespräch erkennen, dass es sich bei dem Gedicht, um eine Vermenschlichung des Winters handelt, also um eine Personifikation. Leitfragen könnten z.B. sein, „was ist das Besondere an dem Gedicht?“, „was hat der Matthias Claudius hier mit dem Winter gemacht?“, „warum habe ich dieses Bild gemalt und nicht eine Landschaft?“ (Habt ihr schon mal den „Winter“ auf der Straße getroffen?). Mithilfe dieser Leitfragen werden die SuS in die Richtung gelenkt, dass der Winter in diesem Gedicht als eine Person dargestellt wird. Vor Beginn der Stunde sollte die Lehrkraft die Definition der Personifikation, welche auch auf dem Arbeitsblatt II der SuS steht, an die Tafel schreiben, diese dann vorlesen und nochmals von den SuS erläutern lassen.

In der Erarbeitungsphase I sollen die SuS sich das Arbeitsblatt I bearbeiten. Dieses Arbeitsblatt dient dazu, dass die SuS das sprachliche Mittel der Personifikation verinnerlichen, sie sollen ein paralleles Bild zum Winter vom Frühling entwerfen; auf sprachlicher wie auf bildlicher Ebene. Dazu haben sie auf dem Arbeitsblatt verschiedene Fragen, wo sie ihre Ideen sammeln können. Des Weiteren haben sie Platz, um ihre Vorstellung vom Frühling als Frau zu zeichnen (siehe Anhang Arbeitsblatt I).

In der ersten Sicherungsphase, können dann mündlich ein paar Ideen und Vorstellungen vom Frühling als Frau gesammelt werden, damit die Kreativität der SuS weiter angeregt wird. Als Übergang zur zweiten Erarbeitungsphase, könnte die Lehrkraft sagen, „jetzt haben wir alle ein Bild vom Frühling vor Augen, in einem weiteren Schritt wollen wir dieses Bild einmal als Gedicht verschriftlichen“.

Auch für die zweite Erarbeitungsphase soll es ein Arbeitsblatt geben, auf dem die SuS eine parallele Strophe über den Frühling zum Winter schreiben (siehe Anhang Arbeitsblatt II). Die SuS sollen versuchen das Bild, welches sie nun vom Frühling entworfen haben, in Worte zu fassen in Form eines Gedichtes. Hier soll nochmal die Verknüpfung von Sprache und Bildlichkeit hergestellt werden. Als didaktische Reserve können die SuS weitere Strophen über ihren Frühling als Frau schreiben. In der abschließenden Sicherung sollen die SuS erst einmal ihren Sitznachbar ihre Strophe(n) vorlesen, dieser soll darauf achten, ob das sprachliche Mittel der Personifikation umgesetzt wird, also ein Bild vom Frühling in ihrem Kopf entsteht. Zum Stundenende, können dann SuS ihren Sitznachbar vorschlagen, dass dieser seine Strophe(n) der ganzen Klassen vorliest.

Bedingungsanalyse

Zu Beginn einer Reihe sollte immer eine „Überprüfung“ des aktuellen Lernstandes der SuS bestimmt werden. Dabei sollte man herausfinden, was die einzelnen SuS bereits können und wissen. Denn davon hängen alle weiteren Planungsschritte ab, da Inhalte, Methoden, Geschwindigkeit, Lernziele auf das Vorwissen der SuS abgestimmt werden sollten. In der ersten Stunde der Reihe „Jahreszeitengedichte“, wurde eine indirekte Überprüfung des Vorwissens der SuS eingeplant. Die Lehrkraft liest ein Gedicht vor und die SuS sollen dazu etwas malen, was sie sich bei dem Gedicht vorstellen. Danach sollen Merkmale von Gedichten thematisiert werden.

In unserem Fall stellte sich dabei heraus, dass die SuS schon einiges an Vorwissen mitbringen. Die SuS wussten, wie Gedichte aufgebaut sind (aus Strophen und Verse) und dass sie ein Reimschema besitzen, da wurde der Paarreim und Kreuzreim genannt. Sprachliche Mittel und die Bildlichkeit von Gedichten war den SuS nicht bewusst bekannt. Anhand dieser Diagnose konnten dann die weiteren Unterrichtsschritte genauer geplant werden. Es ergab sich daraus, dass der Aufbau von Gedichten nur noch einmal kurz wiederholt werden muss und dass die Reimschemata ergänzt werden sollten. Sprachliche Mittel wie die Personifikation, Vergleiche, Metapher und die Bildlichkeit von Gedichten muss neu eingeführt werden und somit dafür auch mehr Zeit eingeplant werden.

Sachanalyse

Gegenstand der Unterrichtsstunde der Unterrichtsberatung war das Gedicht „Der Winter ist ein rechter Mann“ von Matthias Claudius (siehe Anhang) und das sprachliche Mittel der Personifikation. Das 1782 erschienene Gedicht fand schon im 19. Jahrhundert bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts als Schullied Verwendung. Zunächst wurde das Gedicht unter dem Titel „Ein Lied hinterm Ofen zu singen“ veröffentlicht.

Der Winter wird in diesem Gedicht als ein „rechter“ (V. 1) und „kernfester“ (V. 2) Mann bezeichnet, der nur Frost mag (V. 9). „Blumen und Vogelsang“ (V. 4) hingegen mag er nicht und überhaupt hasst er „alle warmen Sachen“ (V. 8). Er wohnt entweder in seinem „Schloss aus Eis“ (V. 13) am Nordpol oder in seinem „Sommerhaus“ (V. 15) in der Schweiz.

Matthias Claudius gehört zu den Dichtern des ausgehenden 18. Jahrhunderts, die im Sinne des Volkes und der Zeit schreiben wollten, also einfach und anschaulich. Seine Zielgruppe war das bürgerliche Lesepublikum. Zudem gibt es auch verschiedene Vertonungen dieses Gedichtes. Im 19. Jahrhundert fand das Gedicht vor allem als Jahreszeitenlied im schulischen Gesangsunterricht Verwendung. (vgl. Internet 3)

Wir haben dieses Gedicht ausgewählt, da wir fanden, dass es das sprachliche Mittel der Personifikation besonders anschaulich darstellt. Personifikationen sind sprachliche Mittel der Rhetorik und finden besonders in der Lyrik und Epik Anwendung. Ableiten kann man den Begriff Personifikation von dem griechischen Wort Prosopopöie sowie von dem lateinischen Wort Fictio personae, was beides so viel wie Vermenschlichung bedeutet. Durch die lateinischen Begrifflichkeiten persona (Person, Mensch) und ficare (machen) wird deutlich, dass Tiere, Pflanzen oder Gegenstände vermenschlicht werden. Das heißt also, dass sie menschliche Eigenschaften oder Handlungen zugesprochen bekommen. In der Regel handelt es sich bei der Personifikation um ein Stilmittel, welches für SuS in Texten eher leicht zu finden ist. Wie bereits genannt, finden sich Personifikation vor allem in der Lyrik und Epik wieder, das liegt daran, dass dieses sprachliche Mittel Texte besonders lebendig darstellt und man sich die Beschreibung bildlich gut vorstellen kann. Für den Leser oder Zuhörer bedeutet dies, dass der Inhalt leichter greifbar wird. Abschließend ist zu erwähnen, dass die Personifikation mit den beiden Stilmitteln der Allegorie und Metapher verwandt ist. Die Personifikation kann als eine bestimmte Form der Metapher dargestellt werden und zeigt außerdem Eigenschaften der Allegorie auf. Meistens sind die Unterschiede fließend und nicht immer ist eine eindeutige Unterscheidung auszumachen. (vgl. Internet 4)

Das Besondere bei dem Gedicht „Der Winter ist ein rechter Mann“ ist, dass die Personifikation nicht nur in einem Vers vorkommt, sondern eigentlich das ganze Gedicht als Personifikation gesehen werden kann. Schon der Titel und somit der erste Vers zeigen eindeutig, dass es sich um eine Personifikation des Winters bei diesem Gedicht handelt. In Vers 3 wird die Personifikation dann des Weiteren aufgegriffen, „sein Fleisch“, also sein Körper werden hier beschrieben. Auch in der zweiten und dritten Strophe kann die Vermenschlichung des Winters ausgemacht werden, da dort beschrieben steht, was der Winter mag und was nicht; und etwas zu mögen ist eine menschliche Eigenschaft. In Vers 12 steht sogar geschrieben, dass der Winter lacht. In der 4ten Strophe wird dann davon berichtet, wo der Winter „wohnt“. Auch hier wird die Personifikation wieder deutlich, denn Jahreszeiten könnten nicht „wohnen“, dies ist ein menschliches Verhalten, welches hier beschrieben wird. In der letzten Strophe wird die Personifikation dadurch deutlich, dass der Winter als „er“ bezeichnet wird und gut Regiment führen kann, was auch nur Menschen tun. Somit kann zusammenfassend gesagt werden, dass an den verschiedensten Stellen in dem Gedicht deutlich wird, dass es sich bei dem ganzen Gedicht um eine Vermenschlichung des Winters handelt.

Auf andere sprachliche Mittel, wie die Alliteration in den Anreimen oder Assonanzen von Reimen, entstanden durch die Wiederkehr gleicher Vokale soll in diesem Fall noch nicht eingegangen werden.

Methodisch-Didaktische Analyse

Für die Erschließung dieses Gedichtes und das darin vorhandene sprachliche Mittel der Personifikation eignet sich eine induktive Herangehensweise, damit die SuS „selber“, zwar unter Anleitung, das sprachliche Mittel entdecken. Auch K. Just schreibt in seinem Artikel, dass SuS den Unterschied zwischen der Redeweise des Dichters und ihrer gewöhnlichen Sprechart über den Winter erkennen und zu dem Schluss gelangen, dass der Dichter den Winter hier als einen Mann beschreibt. Den SuS fällt, seiner Aussage nach, schnell auf, dass der Winter eigentlich kein lebendiges Wesen ist, keine Person, sondern eine Jahreszeit und deshalb etwas Lebloses darstellt (vgl. Just 1879, S. 186).

Die Verwendung von Personifikationen in der Lyrik gehört zu dem Bereich der bildlichen Zeichenhaftigkeit, welches der Kernlehrplan der Sek I für die sechste Jahrgangsstufe vorsieht (vgl. KLP Sek I Deutsch 2019, S. 18). Spinner sagt, dass SuS der Sek I schon in der Lage sind, ein Verständnis für metaphorische und symbolische Ausdrucksweisen zu entwickeln. Zudem sollen SuS lernen, dass bildhafte Vorstellungen, welche durch die lyrische Sprache entstehen, nicht immer verschwommen sein müssen, sondern auch von prägnanter Aussagekraft sein können. (vgl. Spinner 2015 b, S.10) Aus diesem Grund soll passend zu dem Gedicht ein Bild von der Lehrkraft entworfen werden, sowie sie sich den Winter aus dem Gedicht vorstellt. Mit diesem Bild lässt sich gut einsteigen, da die SuS wahrscheinlich Elemente wiedererkennen, die auch sie sich bei dem Gedicht vorgestellt haben. Nachdem die SuS erste Assoziationen gesammelt haben, sollen sie konkrete Elemente aus dem Gedicht in dem Bild nennen. Zuvor sollte das Gedicht noch einmal laut vorgelesen werden. Durch das Vorlesen wird außerdem nochmals ein Zugang geschaffen. Schon nach dem Einstieg, sollen die SuS anhand von Leitfragen in einem Unterrichtsgespräch zu der Schlussfolgerung kommen, dass „der Winter“ in diesem Gedicht vermenschlicht wurde. Hier ist ein Unterrichtgespräch angemessen, da der Gedankengang viel Steuerung der Lehrkraft benötigt. Mit Hilfe von Leitfragen, wie „was ist das Besondere an dem Gedicht?“, „was hat der Autor hier mit dem Winter gemacht?“, „Warum habe ich dieses Bild gemalt und keine Landschaft?“, können die SuS so gelenkt werden, dass sie erkennen, dass es sich um eine Vermenschlichung des Winters handelt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Reihengestaltung von Jahreszeitengedichten der Jahrgangsstufe 6 eines Gymnasiums
Hochschule
Bergische Universität Wuppertal
Note
2,0
Autor
Jahr
2020
Seiten
31
Katalognummer
V975455
ISBN (eBook)
9783346333773
ISBN (Buch)
9783346333780
Sprache
Deutsch
Schlagworte
reihengestaltung, jahreszeitengedichten, jahrgangsstufe, gymnasiums
Arbeit zitieren
Ronja Bastian (Autor:in), 2020, Reihengestaltung von Jahreszeitengedichten der Jahrgangsstufe 6 eines Gymnasiums, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/975455

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