In dieser Arbeit werden folgende Fragen gestellt: Ob Winogrand, und ebenso andere FotografInnen, sich nicht gerade durch das Fotografieren manifestieren? Schreibt sich möglicherweise mit jedem Foto auch ein ganz individueller Blick, ein persönliches Interesse, ja sogar eine Persönlichkeit auf Dauer ein? Ist letztlich jede Fotografie ein Selbstbildnis? Es tut sich ein Spannungsfeld aus Manifestation und Auflösung auf, welches folgend untersucht werden soll. Dabei ist diese Arbeit keineswegs als abgeschlossen anzusehen. Sie ist vielmehr ein Versuch, die Beziehung von FotografIn und Bild auf verschiedenen Ebenen zu beleuchten. Einige Überlegungen mögen vorerst banal und offensichtlich scheinen, andere rein spekulativ. Die Untersuchung gliedert sich in verschiedene Möglichkeiten, wie KünsterInnenpersönlichkeiten in einer Fotografie manifest sein können. Dabei wird das konträr wirkende Auflösungsbestreben immer wieder mitgedacht. Besondere Aufmerksamkeit bekommen der bereits erwähnte Garry Winogrand sowie die, erst posthum berühmt gewordene, Fotografin Vivian Maier.
In einem filmischen Werkstattgespräch mit Michael Engler beschreibt der amerikanische Fotograf Garry Winogrand seine künstlerische Vorgehensweise. Das Leben um ihn herum beobachtend, führt er ununterbrochen seine Kamera kurz vors Auge, löst unauffällig aus und tut so, als wäre nichts geschehen. „I get totally out of myself. It’s the closest I come to not existing, I think, which is the best - which to me is attractive.“1, konstatiert er. Die Fotografie scheint für ihn ein Auflösungsbestreben zu befriedigen, durch dass er ganz in der Welt aufgehen kann. Winogrand tritt aus sich heraus, ist nicht mehr auf sich zurückzuführen. Dafür spricht, dass die von ihm Fotografierten oft nicht bemerken, dass sie fotografiert werden, bis Winogrand tatsächlich auslöst.2 Auslösen und Auflösen scheinen hier nah beieinander zu liegen. Nichtsdestotrotz muss
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Manifestationsmöglichkeiten im fotografischen Bild
- Von Selbstporträts und Spiegeln
- Vom Leben durch die Kamera
- Von Duktus und Wiedererkennungswert
- Vom Blick durch den Sucher
- Von den Bildern eines Lebens
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht, inwieweit sich die Persönlichkeit von FotografInnen in ihren Fotografien manifestiert. Dabei wird das Spannungsfeld zwischen Manifestation und Auflösung beleuchtet, das in der Fotografie besonders deutlich wird. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die Beziehung von Fotografinnen und ihren Bildern auf verschiedenen Ebenen zu analysieren.
- Manifestationsmöglichkeiten im fotografischen Bild
- Das fotografische Selbstporträt als Ausdruck der Fotografierenden
- Der Einfluss des Blicks der Fotografierenden auf das Bild
- Die Bedeutung der Autorschaft in der Fotografie
- Das Auflösungsbestreben in der Fotografie als Gegenpol zur Manifestation
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in die Thematik der Manifestation und Auflösung in der Fotografie ein. Es werden die Arbeiten von Garry Winogrand und Vivian Maier als Beispiele herangezogen und die Frage nach der Autorschaft in der Fotografie aufgeworfen.
- Das Kapitel „Manifestationsmöglichkeiten im fotografischen Bild“ befasst sich mit verschiedenen Arten, wie die Persönlichkeit von FotografInnen in ihren Bildern sichtbar werden kann. Besonderes Augenmerk wird dabei auf das Selbstporträt gelegt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Manifestation, Auflösung, Selbstporträt, Autorschaft, Fotografie, Bildanalyse und das Werk von Garry Winogrand und Vivian Maier.
- Arbeit zitieren
- Judith Böttger (Autor:in), 2020, FotografInnen im Spannungsfeld zwischen Manifestationen und Auflösung. Jede Fotografie ein Selbstbildnis?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/975594