„Über Sprache entwickeln wir eine Vorstellung davon, was für uns „wahr“ ist.“ Hinter dieser unproblematisch wirkenden Aussage von Brosda verbirgt sich die Thematik einer komplexen Verwicklung von Sprache und Wirklichkeit, die Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit bildet.
Indem der Mensch in erster Linie mit sprachlichen Zeichen auf seine Umgebung referiert, kommt dem Medium Sprache eine zentrale Rolle bei unserer Wahrnehmung sowie Wissenskonstitution zu. Bedenkt man darüber hinaus, dass Sachverhalte vor allem durch allgemeingesellschaftliche Diskurse und somit durch Sprache vermittelt werden, erscheint eine Analyse der Bedeutung von Sprache für die Konstitution der Wirklichkeit von besonderer Relevanz. Aus diesem Grund ist das Ziel linguistischer Untersuchungen in erster Linie, den Prozess der Wissenskonstitution unter Betrachtung von sprachlichen Oberflächen in Teilen offen zu legen.
Vor diesem Hintergrund bieten sprachliche Auseinandersetzungen mit dem Werk „Der Einzige und sein Eigentum“ von Max Stirner wegen der enthaltenen radikalen Thesen Stirners reichlich Konfliktpotential und können somit eine produktive Untersuchung fundieren. Anhand von „agrégations“, die sich mit dem Werk beschäftigen, sollen Themengebiete mit Konfliktpotential eruiert und konträre Perspektivierungen auf Sachverhalte in Form von agonalen Zentren definiert werden.
In diesem Sinne wird in einem ersten Teil der Arbeit eine Definition von agonalen Zentren nach Felder vor dem Hintergrund der Verwicklung von Sprache und Wirklichkeit erarbeitet. Zur Nachvollziehbarkeit der Analyse wird anschließend die Vorgehensweise bei der Eruierung von agonalen Zentren sowie der Untersuchungsgegenstand der agrégations expliziert. Die darauffolgende Analyse legt den Schwerpunkt auf vier agonal verhandelte Konzepte, die einerseits das Konfliktpotential der Thematik und andererseits Varianten der sprachlichen Manifestation von Agonalität aufzeigen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Agonalität und agonale Zentren
- Vorgehen der Analyse und Untersuchungsgegenstand
- Analyse
- Agonale Thematisierung von Heteronomie: >Heteronomie ist notwendig< vs. Heteronomie muss überwunden werden
- Agonale Thematisierung von Politik: >Politik als Form von Unterdrückung< vs. >Politik als Form von Freiheit
- Agonale Thematisierung von Moral: >Moral ist unverzichtbar < vs. >Moral ist entbehrlich
- Agonale Thematisierung von Egoismus: >Egoismus hat negative Konsequenzen< vs. >Egoismus hat positive Konsequenzen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Konfliktpotential sprachlicher Perspektivierungen von Wirklichkeit. Das Ziel ist es, den Prozess der Wissenskonstitution durch die Analyse von agonalen Zentren zu beleuchten. Agonale Zentren, die konkurrierende Perspektiven auf die Wirklichkeit in sprachlichen Äußerungen offenlegen, spielen eine wichtige Rolle in gesellschaftlichen Diskursen und Kommunikationssituationen. Der Fokus liegt auf der Erforschung von Konfliktpotentialen in Bezug auf Thesen des Werks „Der Einzige und sein Eigentum“ von Max Stirner, anhand von agrégations, die sich mit dem Werk auseinandersetzen.
- Die Rolle von Sprache bei der Konstitution von Wirklichkeit
- Die Bedeutung von Diskursen für die Wissensformation
- Die Analyse von agonalen Zentren als Methode, um konkurrierende Perspektiven zu identifizieren
- Das Konfliktpotential sprachlicher Perspektivierungen in Bezug auf Thesen von Max Stirner
- Die sprachliche Manifestation von Agonalität in konkreten Texten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der sprachlichen Perspektivierungen von Wirklichkeit ein und verdeutlicht die Bedeutung von Sprache für die Wissenskonstitution. Die Analyse von agonalen Zentren wird als Methode zur Erforschung von Konfliktpotentialen vorgestellt, wobei der Fokus auf dem Werk „Der Einzige und sein Eigentum“ von Max Stirner liegt.
Die Kapitel der theoretischen Grundlagen bieten eine Definition von agonalen Zentren und erläutern die Verbindung von Sprache, Wissen und Sachverhalten. Die Vorgehensweise der Analyse und der Untersuchungsgegenstand der agrégations werden ebenfalls vorgestellt.
Die Analyse konzentriert sich auf vier agonal verhandelte Konzepte: Heteronomie, Politik, Moral und Egoismus. Diese Konzepte illustrieren das Konfliktpotential der Thematik und zeigen Varianten der sprachlichen Manifestation von Agonalität auf.
Schlüsselwörter
Agonale Zentren, Sprache, Wirklichkeit, Wissenskonstitution, Diskurs, Max Stirner, „Der Einzige und sein Eigentum“, Perspektivierung, Konfliktpotential, Heteronomie, Politik, Moral, Egoismus, agrégation.
- Quote paper
- Miriam Kohl (Author), 2019, Das Konfliktpotential sprachlicher Perspektivierungen von Wirklichkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/975830