Caesar Augustus, legitimer Alleinherrscher - oder "Retter der Republik"?


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

12 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Imperator Caesar Divi Filius Augustus, Pontifex maximus, Consul XIII, Imperator XXI, Tribunicae potestatis XXXVII, Pater patriae

Caesar Augustus, legitimer Alleinherrscher - oder ,,Retter der Republik"?

Der wohl berühmteste Historiker der römischen Kaiserzeit, P. Cornelius Tacitus (55-125 n. Chr.)

schrieb über den als Kaiser Augustus bekannten Gajus Octavius in seinen Annalen:

,,Er habe viel dem Antonius, da er im Begriff war, seinen Vater an seinen Mördern zu rächen,

viel dem Lepidus eingeräumt: und - da endlich dieser durch Unthätigkeit gealtert, jener durch Wohlüste gesunken sey: so wäre für das zerrüttete Vaterland kein Heilmittel gewesen, als - Alleinherschaft. Denoch habe er nicht als König, nicht als Dictator, sondern

als Fürst dem

Staate Festigkeit gegeben. Er habe mit dem Ocean oder fernen Strömen, des Reichs Grenzen

gesichert: Legionen, Provinzen, Flotten, alles - mehr unter sich verkettet: Gerechtigkeit gegen

Bürger, Bescheidenheit gegen Bundsgenossen (bewiesen): die Stadt selbst aufs prächtigste aufgebaut: wenig mit Gewalt betrieben, und nur, wo die Ruhe des Ganzen es heischte."

Tacitus beschreibt ihn als ,,Fürst", Augustus muß also eine besondere Art von Alleinherrschaft ausgeübt haben.

Doch inwieweit weicht die von Augustus ausgeübte Alleinherrschaft von anderen uns bekannten Formen (z.B.: der konstitutionellen Monarchie, der Diktatur, dem Absolutismus usw.) ab?

Wie kam Augustus an die Macht und inwieweit wurde diese später gestützt und ausgebaut?

Welche Auswirkungen hatte seine Herrschaft auf das gesamte römische Reich und wo sind Lehrpunkte für uns?

Um Antworten auf diese Fragen zu geben muß man in der Geschichte graben, wie ein Goldgräber nach dem edlen Metall. Das Forschen ist mit Anstrengungen und Fleiß verbunden, denn man muß nicht nur das augusteische Zeitalter betrachten, sondern auch noch die Zeit vor und danach.

Nur so kann man ein gutes Verständnis über das Verhältnis zwischen dem Kaiser, dem Senat und dem gewöhnlichen Volk erlangen; um dann die Ausdrucksformen dieser Alleinherrschaft auch richtig beurteilen zu können.

Der Überlieferung zufolge, die von archäologischen Befunden bestätigt wird, konnte Rom bereits auf eine siebenhundertjährige Geschichte zurückblicken, als Augustus an die Macht kam.

In den ersten beiden Jahrhunderten wurde es von Königen regiert. Der letzte war ein gewisser Tarquinius Superbus, der 510 v.Chr. mit der Wandlung Roms zur Republik vertrieben wurde.

Nach langjährigen Verfassungskämpfen wurde die Macht aufgeteilt - zwischen dem Senat, einem Rat aus römischen Bürgern, die nach Geburt oder Rang die Führungsschicht bildeten und einer Volksversammlung, zu der alle freien männlichen Bürger gehörten. Der Senat besetzte die wichtigsten Ämter der Republik und stellte die beiden Konsuln, die jährlich neu ernannt wurden.

Die Volksversammlung wurde von Tribunen vertreten, die theoretisch über ein Vetorecht gegen jedes erlassene Gesetz verfügten.

Dieser bewährten Verfassung wurde dann im nachhinein das Amt des Kaisers aufgepropft. Das wechselnde Kräfteverhältnis zwischen Volk und Senat hatte im letzten Jahrhundert der römischen Republik zu ernst zunehmenden Krisen geführt. Die führenden Köpfe dieser Auseinandersetzungen waren durchweg Senatoren, doch einige nahmen Partei für die besitzende Klasse, während andere ihren Einfluß dadurch zu vergrößern suchten, indem sie zur Sache des Volkes hielten.

Ungefähr zur selben Zeit begann die Regierungsverantwortung für ein stetig wachsendes Reich mit vielen Provinzen rund um den Mittelmeerraum die Verwaltungsstrukturen mehr und mehr zu überfordern.

Durch die Erfolge des römischen Heeres erlangten eine Reihe von Feldherren bis dahin großen Einfluß, zum Beispiel: Marius, Sulla und auch Pompeius, sowie Julius Caesar. Die beiden letzteren sind uns sicherlich als Mitbegründer des 1. Triumvirats in Erinnerung geblieben.

Eine Zentralisierung der Kräfte,d.h. die Vereinigung der Regierungsgeschäfte in einer Hand war die, möglicherweise unvermeidbare Folge, denn nur so ließen sich in einem von Privatfehden zwischen übermächtigen Generälen erschütterten Reich Frieden und Stabilität wiederherstellen.

Doch auch diese Zentralisierung kam erst unter langwierigen und blutigen Geburtswehen zustande, indem Julius Caesar sich auch noch von seinem letzten Rivalen, Pompeius entledigte und dann Diktator, ein absoluter Herrscher von Rom wurde. Doch Julius Caesar vermochte es nicht sich in seiner Position als Diktator Rückhalt zu verschaffen. Fünf Jahre später, am 15. März 44 v.Chr., fiel er einem Attentat zum Opfer. Ein fürchterlicher Bürgerkrieg war die Folge. Soweit erst einmal der geschichtliche Hintergrund.

Betrachten wir nun einmal kurz die ersten 18 Lebensjahre des Augustus, bis zu jenem Tag, an dem Julius Caesar ermordet wurde, um dann den folgenden Aufstieg zur Macht nachvollziehen zu können und achten wir im besonderen darauf, worauf Augustus seine Macht begründet.

Der uns unter den Namen Kaiser Augustus oder Octavian bekannte Herrscher kam als Gaius Octavius am 23 September des Jahres 63 vor Christus in Rom zur Welt. Sein Vater M. Atius Balbus erlangte den Rang eines römischen Senators, seine Mutter Atia war die Tochter Julias einer Schwester des Julius Caesar. !!!

Julius Caesar zeigte stets Wohlwollen in bezug auf seinen Neffen und zuletzt adoptiert er ihn in seinem Testament.

Er sollte der Nachfolger Caesars werden, doch in Rom hielten Marcus Antonius und Aemilius Lepidus die Fäden in der Hand.

Doch besonders Antonius hatte im Senat viele Feinde und als er dann im November 44 v.Chr. Rom verließ um im heutigen Norditalien das Kommando zu übernehmen, wurde Augustus mit dem Segen Ciceros, dem Anführer der Feinde des Antonius (Philippicae orationes), losgeschickt um ihm den Krieg zu erklären.

Antonius mußte westwärts nach Gallien zurückweichen, doch falls Cicero glaubte, den jungen Augustus kontrollieren zu können, so hatte er sich gründlich geirrt. Dieser führte nämlich im August des Jahres 43 v.Chr. sein Heer nach Rom und zwang den Senat ihn als Konsul einzusetzen.

Am 27 November desgleichen Jahres, also ungefähr 3 Monate später schlossen Augustus, Marcus Antonius und Aemelius Lepidus ein Bündnis bei Bologna, das berühmte Triumvirat, welches den Senat in Rom dann vollständig entmachtete.

Die Triumvirn fingen nun an alle ihre Gegner beiseite zu schaffen. In der Enzyclopædia Britannica heißt es auszugsweise:

,,Sie verfaßten nun eine Liste mit geächteten Bürgern, dies hatte die Ermordung von 300 Senatoren und 2000 Adeligen zur Folge. Desweiteren konfiszierten sie die Gebiete vieler Städte in ganz Italien und teilten sie unter ihren Soldaten auf. Cicero wurde auf Antonius Forderung hin ermordet."

Im darauffolgendem Jahr besiegten die Triumvirn bei Philippi (Nordgriechenland) Brutus und Cassius, die Mörder Julius Caesars.

Im Oktober des Jahres 40 v.Chr. trafen die Sieger von Philippi eine neue Vereinbarung, wobei sie das Römische Reich unter sich aufteilen.

Antonius übernahm das östliche -, Augustus das westliche Reich und Lepidus, der kein gleichberechtigter Partner mehr war, erhielt die Provinz Africa (das heutige Tunesien und die libysche Nordküste). Um diesen Pakt zu besiegeln heiratete Antonius Octavia, die Schwester des Augustus.

Dessen Stellung war schon im Januar des Jahres 42 v.Chr. bei der Vergöttlichung des Caesar gestärkt worden; da er selbst bereits Caesar genannt wurde, konnte er sich nun als ,,Divi filius" oder ,,Sohn des zu den Göttern Entrückten" bezeichnen.

In den nun folgenden Jahren festigte Augustus seine Herrschaft über die Westprovinzen und befreite sie von den Piraten des Sextus Pompeius (ein Sohn von Pompeius dem Großen, Gnaeus Pompeius (dem Vater des Tiberius)), denen Sizilien als Flottenbasis diente. Ein fähiger Befehlshaber und enger Vertrauter des Augustus, Marcus Vipsanius Agrippa brachte durch den Sieg einer Seeschlacht bei Mylae, den Kampf mit den Piraten zum siegreichen Ende.

Lepidus war von Africa herbeigesegelt, um mitzukämpfen, führte jedoch seinen eigenen Untergang herbei, als er Augustus das Kommando über die siegreichen Truppen zu entreißen versuchte.

Er wurde als politische Macht danach ausgeschaltet, obwohl er bis zu seinem Tod 13 v.Chr. ,,Pontifex maximus", was soviel wie ,,oberster Priester" heißt, bliebt. Danach bekleidete Augustus dieses Amt.

Wie nicht anders zu erwarten kam es nun zu einem Kampf um die absolute Macht, zwischen Augustus und Antonius.

Während Augustus sich im Westen Ruhm erwarb, lebte Antonius ganz offen mit Kloeopatra der ägyptischen Königin zusammen.

Er vertauschte den Lebensstil eines römischen Feldherrn mit dem eines hellinistischen Herrschers.

Orientalische Despoten waren in Rom, seit Julius Caesar bekanntlich nicht gut angeschrieben. Im Jahre 32 v.Chr. führte die Verstoßung von Octavia, der Schwester des Augustus und die Veröffentlichung des Testaments des Antonius, indem umfangreiche Legate für die Kinder vorgesehen waren, die Kleopatra ihm geboren hatte, sowie auch der Wunsch bei einem Tod in Italien nach Ägypten überführt zu werden, dazu, daß der römische Senat ihm den Krieg erklärte.

Man hatte Angst, das aus den Gerüchten, das Kleopatra ein griechisch - orientalisches Reich gründen möchte, Wirklichkeit wird und man so die Macht über das Ostreich verlieren könnte. Die Entscheidungsschlacht fand am 2. September 31 v.Chr. bei Actium(siehe Detailauszug), einer Halbinsel an der Westküste Griechenlands, an der Mündung des Golfs von Ambraica statt.

Das Werk ,,Römische Geschichte" beschreibt das Aufeinandertreffen der beiden Herrscher wie folgt:

,,Dann kam der Tag der großen Auseinandersetzung zwischen dem Caesar und Antonius, bei dem sie ihre Flotten ausfahren ließen, der eine für das Wohl des Reiches, der andere für den Untergang der Welt."

Antonius schlug sein Lager an der Südseite auf, während Augustus im Norden der Halbinsel, in etwa acht Kilometer hinter der Golfmündung, Stellung bezog. Die Landheere waren ungefähr gleichstark, doch zur See hatte Augustus den Vorteil einer kampferprobten Flotte unter Marcus V. Agrippa.

Als der Sommer sich dem Ende nährte, hatte die Blockade Antonius` Stellung entscheidend geschwächt, und er versuchte, auf dem Seeweg zu entkommen. Kleopatras Verband durchbrach die feindlichen Linien, und Antonius konnte ihr mit ein paar Schiffen folgen, doch der Großteil seiner Flotte ergab sich kampflos. Wenige Tage später kapitulirten dann auch die Landstreitkräfte.

Antonius und Kleopatra flohen nach Ägypten, doch am 1. August des folgenden Jahres nahm Augustus den Kampf erneut auf und eroberte Alexandria. Antonius beging daraufhin Selbstmord und Kleopatra folgte seinem Beispiel.

Der Sieg von Actium machte Augustus zum unangefochtenen Herrn der römischen Welt, doch das löste nicht das Problem seiner verfassungsrechtlichen Stellung, eine Verfassungsänderung war notwendig.

Eine freiwillige Beschränkung seiner Macht hätte ihm ferngelegen, doch das warnende Beispiel der Ermordung Caesars veranlaßte ihn sich gütlich mit dem Senat zu einigen.

Ganz auf sich allein gestellt konnte er ohnehin nicht regieren, denn für die Verwaltung und auch Staatsführung waren erfahrene Männer nötig.

Im Januar des Jahres 27 v.Chr., nachdem er zwei Jahre zuvor mit großer Freude in Rom willkommengeheißen wurde, gab Augustus seine Vollmachten pro forma an den Senat zurück, um sie sogleich zum größten Teil wieder zurückzuerhalten.

Die gesamte Komödie war von seinen Mittelsmännern und Verbündeten sorgfältig inszeniert worden. Zunächst wurde Augustus für zehn Jahre die Oberherrschaft über Ägypten, Zypern und die militärisch wichtigen Provinzen Spanien, Gallien und Syrien verliehen. Zwischen 31 und 23 v.Chr. wurde er alljährlich zum Konsul ernannt. Ein Titel der alljährlich den beiden neu ernannten obersten Würdenträger der römischen Republik verliehen wurde. In der späteren Kaiserzeit behielten die Konsuln zwar noch einen Teil ihres Prestiges und einige offizielle Funktionen, aber wirkliche Macht besaßen sie nicht mehr, und so wurde dieses Amt dann oft als Belohnung an treue Anhänger verliehen. Außerdem wurde Oktavian der Titel ,,Augustus" vom Senat verliehen, der soviel wie ,,heilig" oder ,,verehrt" bedeutet. In der griechisch dominierten Reichshälfte wurde er mit ,,Sebastos" übersetzt und in dieser Form zum Titel aller späteren Kaiser.

Die Römer nannten ihn ,,Augustus", den Verehrungswürdigen, die Provinzialen feierten ihn als Gott. Als wollte Augustus diese Ansichten bestätigen, ließ er Siegelringe mit seinem Porträt und dem des Alexander anfertigen, der vor ihm verstorben war. Augustus wurde später vom römischen Senat zu den Göttern erhoben, und im ganzen Reich baute man ihm zu Ehren Schreine. Es enstand der Kaiserkult, eine römische Staatsreligion.

Der römische Herrscher wurde göttlich verehrt. Besonders in den Provinzen spielte der Kaiserkult eine bedeutende Rolle. Es entstanden dort Tempel, in denen dem Kaiser Opfer dargebracht wurden wie einem Gott. George Botsford schreibt in dem Werk ,,A History of Rome":

,,Bis zur Annahme des Christentums war der Kaiserkult die bedeutendste Kraft, die der

Religion der römischen Welt innewohnte."

In einer Inschrift, die in Kleinasien gefunden wurde, wird über den Kaiser gesagt: ,,Er ist der väterliche Zeus und der Retter des ganzen Menschengeschlechts, der alle Gebete erfüllt, ja noch mehr tut, als wir erbitten. Land und Meer haben Frieden; die Städte blühen;überall herrschen Harmonie, Wohlstand und beglückende Zufriedenheit."

Der Kaiserkult war später einer der wichtigsten Gründe für die Verfolgung der Christen, worüber der oben erwähnte Schriftsteller sagt:

,,Ihre Weigerung, den genius oder Schutzgeist des Kaisers zu verehren, wurde selbstverständlich als Mangel an Ehrfurcht und als Hochverrat ausgelegt."

Die Stadt Pergamon erstellte einen prächtigen Tempel zur Anbetung von Caesar Augustus. Sie war somit die erste Stadt mit einem Tempel, der dem Kaiserkult geweiht war. In den Tagen der Kaiser Trajan und Severus baute man dort zwei weitere derartige Tempel, weshalb die Encyclopædia Britannica Pergamon als ,,das Hauptzentrum des Kaiserkultes in der Frühzeit des Reiches" bezeichnet. Die Verehrung des römischen Kaisers diente zweifellos dem politischen Zweck, all die verschiedenen unterworfenen Länder des Reiches unter einem gemeinsamen Gott zu vereinen; jeder konnte seine einheimischen oder nationalen Götter anbeten, aber alle mußten außerdem den Kaiser verehren.

Augustus selbst bevorzugte es allerdings ,,Princeps" oder ,,erster Bürger" genannt zu werden, obwohl er auch den Imperatorentitel beibehielt.

Der Titel Imperator war ein traditioneller Ehrenname, der einem siegreichen römischen Feldherrn von seinen Soldaten verliehen wurde. Augustus war der erste, der ihn als ständigen Bestandteil des Namens trug, um seine einzigartige und unangefochtene militärische Autorität zu unterstreichen.

Die Soldaten wurden auf Augustus vereidigt, nicht auf den Senat oder den römischen Staat. Um seine Stellung auch weiterhin abzusichern, schuf Augustus die Prätorianergarde: eine Ellitetruppe von neun Kohorten, jede fünfhundert (vielleicht auch tausend) Mann stark, die in Rom und Umgebung Stationiert waren. Ihre einzige Aufgabe bestand darin, den Kaiser zu beschützen.

Augustus behauptete, mit dieser sogenannten ,,Ersten Regelung" oder ,,Ersten Verfassungsregelung" von 27 v.Chr. die Republik wiederhergestellt zu haben, ein ,,Retter der Republik" zu sein.

Für eine Einzelperson waren seine Machtbefugnisse, die er vom Senat bekommen hatte, beispiellos, selbst wenn jede für sich genommen an die republikanische Tradition anknüpfte.

Doch seine größte Leistung bestand darin, daß er die Senatoren dazu bewegen konnte, seine Stellung als oberster Staatslenker zu akzeptieren, und ihren Ehrgeiz auf Ziele zu lenken, die seiner eigenen Politik nicht unmittelbar gefährlich werden konnten oder im Weg standen. Weltliche Geschichtsschreiber setzen hier den Beginn der römischen Kaiserzeit an. In jenem Jahr wurde Oktavian der Titel ,,Caesar Augustus" verliehen. Augustus regierte dann noch 40 Jahre, also von 27 v.Chr. bis 14 n.Chr.

Im Jahr 23 v.Chr. beschloß Augustus, nach einer schweren Krankheit, seine verfassungsrechtliche Position zu ändern. Er trat vom Amt des Konsuls zurück, das er in späteren Jahren nur noch zweimal innehatte. Im Gegenzug verlieh ihm der Senat den Rang eines Tribunen auf Lebenszeit.

Damit erhielt er das Recht, den Senat einzuberufen, der Volksversammlung Gesetze vorzuschlagen und gegen jeden Beschluß sein Veto einzulegen.

Gleichzeitig wurde seine Macht über die Provinzen um eine weitere Periode verlängert, wenn auch mit einer wichtigen Änderung: Sie galt nun formell als ,,maius"(übergeordnet), was ihm jedem anderen Statthalter gegenüber Weisungsbefugnisse verlieh.

Diese Verfassungsänderung ging als ,,Zweite Regelung" oder ,,Zweite Verfassungsregelung" in die Geschichte ein. Im darauffolgendem Jahr brachen Pest und Hungersnot über Rom herein.

Das Volk bot Augustus zunächst das Diktatorenamt an, später die jährlich erneuerte Konsulswürde.

Im Jahr 19 v.Chr. akzeptierte Augustus schließlich die Konsulatsbefugnis, nicht jedoch das entsprechende Amt. Auf diese Weise erhielt er die gleiche Macht wie die römischen und italischen Konsuln und eine noch weit größere in den Provinzen. Damit war er in einer unangreifbaren Machtposition, die sich unter anderem auch auf die immense moralische Autorität stützte, die er erworben hatte. Im Jahre 2 v.Chr. erreichte die augusteische Politik ihren Höhepunkt, als Augustus in Anerkennung seiner wohltätigen Tyrannei einen weiteren Ehrentitel: ,,Pater patriae"(,,Vater des Vaterlandes") erhielt.

Die Herrschaft des Augustus war durch eine feste und respektvolle Behandlung des Senates gekennzeichnet. Er stärkte seine Herrschaft unter anderem dadurch, daß er bewußt nicht nur im eigenem, sondern auch im Interesse der Öffentlichkeit handelte. Sein ausgeprägter Sinn für Humor machte ihn unter seinen Untertanen beliebt.

Er konnte Kritik vertragen und gewann die Herzen seiner Untertanen oft damit, daß er Spiele veranstaltete, für das Gemeinwohl sorgte und große Bauten errichtete. Bekannt ist Augustus` überheblicher Ausspruch, er habe ein Rom von Ziegelsteinen vorgefunden und eine Stadt aus Marmor hinterlassen. Sueton schreibt über ihn:

,, Ö ffentliche Bauten errichtete er in großer Zahl, namentlich die folgenden: das Forum mit dem Tempel des rächenden Mars, das Apolloheiligtum auf dem Palatin und den Altar des Donnergottes Jupiter auf dem Kapitol."

(siehe Anhang(Augustusforum))

Ein Gebäude wurde in seiner Regierungszeit allerdings nicht errichtet: ein Kaiserpalast.

Augustus vermied es, den Pomp der Monarchie unverblümt zur Schau zu stellen, wie wir es aus einer anderen späteren Epoche, dem Absolutismus kennen. Augustus bewohnte ein wenn auch geräumiges, doch aber bescheidenes Haus auf dem Palatin.

Ebenso vorsichtig war er in der Frage der Kaiserverehrung. In den Ostprovinzen waren es die Untertanen schon seit langem gewohnt, ihre Herrscher schon zu Lebzeiten als Götter zu verehren.

Augustus verbot die allein auf ihn fixierte Huldigung, hatte aber auch nichts dagegen, außerhalb der Hauptstadt einen Kult zu fördern, der zugleich Rom und dem Kaiser galt und so die Geschicke des Staats mit seinem Namen verknüpfte. Dieser Kult verbreitete sich dann auch in den Westprovinzen.

Offiziell wehrte Augustus jedoch jeden Versuch entschieden ab, ihm schon zu Lebzeiten göttliche Ehren zu erweisen. Obwohl er über absolute Macht verfügte, regierte er gewissermaßen in der Rolle eines konstitutionellen Monarchen.

In seinen letzten Lebensjahren zog sich Augustus aus der Öffentlichkeit zurück und ließ sich bei Banketten und routinemäßigen Senatssitzungen wegen seines hohen Alters entschuldigen Zum letzten Mal verließ er Rom im Sommer des Jahres 14 n.Chr., als er mit Tiberius, seinem Nachfolger nach Capri und weiter nach Beneventum, ins Hinterland von Neapel, fahren wollte.

Unterwegs erkrankte Augustus jedoch an Diarrhö. Er starb infolgedessen am 19. August 14 n.Chr. in Nola, 44 Jahre nach der Schlacht von Actium und nur einen Monat vor seinem 76. Geburtstag.

Seine Leiche wurde nach Rom überführt und mit großem Pomp auf dem Marsfeld verbrannt. Die Asche kam in das nahegelegene Mausoleum und auf zwei Bronzesäulen am Eingang wurden die Res gestae eingraviert, ein offizieller Bericht über die Leistungen der Augusteischen Regierung - so, wie sie der Kaiser für die Nachwelt darstellen wollte. Dort können wir unter anderem folgendes lesen:

,, In meinem sechsten und siebten Konsulat (28-27 v.Chr.), als ich die Flamme des Bürgerkriegs ausgetreten und mit allgemeiner Zustimmung die Kontrolleüber sämtlicheöffentliche Angelegenheitenübernommen hatte, gab ich die Führung der Republik wieder ab

und vertraute sie dem Senat und Volk von Rom an."

Ja, Augustus gab sich wirklich alle Mühe, nicht als erobernder General, sondern als konstitutioneller Monarch zu erscheinen.

Sein wahres Vermächtnis war jedoch die Institution des römischen Kaisertums. Mit Takt und Diskretion hatte er weit dauerhaftere Fundamente einer imperialen Regierung gelegt, als es mit nackter Gewalt allein zu erreichen gewesen wäre.

Am Ende, auf dem Sterbebett, machte Augustus Witze über das gerüttelt Maß an Schauspielerei, das dazu notwendig gewesen war und bat die Umstehenden, ihm Applaus zu spenden beim Abgang von der Bühne des Lebens.

Sueton gibt in seinem Werk ,,Leben des vergöttlichten Augustus" folgende Worte des Augustus wieder:

,, Möge es mir vergönnt sein, die Republik auf gesunde und sichere Grundlagen zu stellen und dafür den Lohn zu empfangen, nach dem ich strebe; der Schöpfer der bestmöglichen Verfassung genannt zu werden und die Hoffnung mit ins Grab nehmen zu können, daßdie von mir errichteten Fundamente des Staats nie wanken werden."

Augustus steht wie der doppelgesichtige Gott Janus zwischen der römischen Republik und dem Kaiserreich. Als letzter der übermächtigen Heerführer verkörpert er zugleich das Ende der alten Ordnung und den Beginn einer gänzlich neuen Epoche. Daß es ihm gelang, eine neue Staatsform zu schaffen, ist zum Teil der Tatsache zu verdanken, daß er fast ein halbes Jahrhundert regierte und eines natürlichen Todes starb. Doch er war auch ein geschickter Politiker, der wußte, wie wichtig es war, seine Machtstellung mit dem Mäntelchen traditioneller republikanischer Formen zu kaschieren.

Wir können ihn zwar nicht als ,,Retter der Republik" feiern, und es versteht sich auch von selbst, daß dem Senat die absolute Herrschaft eines einzelnen nicht sonderlich geschmeckt haben dürfte; dennoch gelang es Augustus, das von Jahrzehnten des Bürgerkriegs erschütterte Reich zu befrieden, und sein Aufstieg war für die meisten römischen Bürger sicherlich ein Segen.

Lehrpunkte für uns heute

Will Durant schreibt:

,,Das freie Leben und Denken der Griechen zur Zeit des Perikles oder der Römer zur Zeit des Augustus erfüllte manche Humanisten mit tiefem Neid, und dieses Gefühl zertrümmerte in ihren Herzen die christlichen Begriffe und Regeln von Demut, Weltflucht, M äß igkeit, Keuschheit."

DAS UNDP (Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen) hat einen ,,Freiheitsindex" herausgegeben, der anzeigt, welche Freiheiten die Bürger 88 verschiedener Länder genießen. Gestützt auf die 40 Grundrechte und Freiheiten der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, wird durch den Index einem Land für eine Freiheit jeweils ein Punkt erteilt. Gemäß der von der Europäischen Gemeinschaft herausgegebenen Zeitschrift ,,The Courier" sind einige der vom UNDP bewerteten Freiheiten folgende: Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit; Freiheit von den Pflichtfächern Religion oder staatliche Ideologie an den Schulen; Freiheit der unabhängigen schriftstellerischen Äußerung; das Eigentumsrecht sowie das Persönlichkeitsrecht der freien Religionswahl. Wie schnitten die Länder ab? Obwohl kein Land 40 Punkte erreichte, hatten Schweden und Dänemark immerhin 38 Punkte, und an dritter Stelle kamen die Niederlande mit 37 Punkten. Gegen Ende der Liste standen Länder mit zwei Punkten oder sogar nur einem. Das letzte Land auf der Liste erhielt überhaupt keinen Punkt. Gemäß dem UNDP-Bericht sollte jedoch berücksichtigt werden, daß ,, der Index sich auf die Lage von 1985 bezieht" und daß die Welt seitdem viel mehr Freiheit erlangt hat.

Die niederländische Zeitschrift ,,Internationale Samenwerking" bemerkte, daß

,, Entwicklungsländer wie Costa Rica (18. Platz), Papua-Neuguinea (20. Platz) und Venezuela (22. Platz) besser abschnitten als die europäischen Länder Irland (23. Platz) und Spanien (24. Platz)".

In dem Bericht wird geschlußfolgert, daß im allgemeinen ein Zusammenhang zwischen Freiheit und Entwicklung besteht. Die meisten Länder mit größerer Freiheit scheinen weiter entwickelt zu sein, wogegen Länder mit weniger Freiheit auch unter der Last der Unterentwicklung leiden. In dem Bericht heißt es:

,,Freiheit setzt schöpferische Kräfte frei, um wirtschaftliche Möglichkeiten zum eigenen Nutzen und zum Nutzen des Gemeinwesens auszuschöpfen."

Ich frage: ,,Ist auf dem Gebiet der Freiheit nicht noch viel zu tun?"

Bild- und Zitatnachweis:

1 Marmorbüste des jungen Augustus; heute im British Museum, London

2 Modellrekonstruktion des Augustusforums mit dem Tempel des Mars Ultor (Otto Leggewie, 1991)

3 ,,Tacitus Annalen" herausgegeben vom Greno-Verlag (1.Auflage, März 1987)

4 ,,Encyclopædia Britannica"; Thirteenth Edition (1926,eng.); Volume I; ,,Augustus"; p. 912

5 ,,Römische Geschichte"; Band II; S. 85-86 (Velleius Paterculus)

6 ,,A History of Rome"(1905);p.214,215,263 (George Botsford)

7 ,,Encyclopædia Britannica";(1959); Band 17; S.507

8 ,,Leben des vergöttlichten Augustus XXIX" (Sueton)

9 Auszug aus dem ,,Res gestae" (das bronzene Original ist nicht mehr erhalten geblieben; erhalten geblieben ist nur eine Abschrift des ,,Res gestae" auf der Innenwand des Roma-Augustus-Tempels in Ancyra (dem heutigen Ankara) in der Türkei)

10 ,,Die römischen Kaiser"(1996,deu.);S.10,11,18 (Chris Scarre)

-

12

13 Artikel über das Augustusforum aus dem Internet(http://www.cellarius.de)

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Caesar Augustus, legitimer Alleinherrscher - oder "Retter der Republik"?
Note
1
Autor
Jahr
2000
Seiten
12
Katalognummer
V97632
ISBN (eBook)
9783638960847
Dateigröße
441 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
ganz passabel
Schlagworte
Caesar Augustus; Oktavian; Republik;
Arbeit zitieren
Collin Pein (Autor:in), 2000, Caesar Augustus, legitimer Alleinherrscher - oder "Retter der Republik"?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97632

Kommentare

  • Gast am 25.11.2002

    Wirklich super !.

    Vielen Dank ! Eine wirklich gute und ausführliche Zusammenfassung !

  • Gast am 26.2.2002

    WOW.

    Is wirklich endlos lang hat mir aber eine 1+ gebracht! Meine Lateinlehrerin meinte "So einen Vortrag von einer Schülerin deines Alters..., ich bin begeistert"!!

  • Gast am 11.12.2000

    Augustus.

    Verdammt lang!

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