GLIEDERUNG
1. Vorwort
1.1 Die Themenwahl
1.2 Warum dieses Thema?
2. William Shakespeare
2.1 Shakespeares Leben
2.2 Shakespeares Werke
2.3 England im Zeitalter Elisabeths I.
2.4 Das Theater zur Zeit Shakespeares
3. Macbeth
3.1 Die handelnden Personen
3.2 Handlungszusammenfassung
3.3 Die wichtigsten Charaktere
3.4 Die Sprache des Stückes
3.5 Über das Werk
3.6 Verdis Macbeth
4. Nachwort
5. Quellenangaben
5.1 Literaturverzeichnis
5.2 Bildverzeichnis
6. Erklärung zur eigenständigen Abfassung der Facharbeit
1. Vorwort
1.1 Die Themenwahl
Die Themenwahl zu einer Jahresarbeit ist schwieriger, als es am Anfang den Anschein hat. Zuerst einmal sollte es ein Thema sein, an dem man Interesse hat. Es muß aber auch einen konkreten Bezug zum Unterricht haben. Mindestens zu einem Fach müssen sich Parallelen ziehen lassen. Außer den inhaltlichen Ansprüchen muß man sich natürlich auch etwas aussuchen, zu dem einem genug Material zur Verfügung steht, da sich fünfzehn bis zwanzig Seiten nicht einfach aus den Fingern saugen lassen. Das alles mußten wir berücksichtigen, bevor jeder einzelne im Herbst seine Wahl getroffen hat. Es ist nicht unbedingt logisch, daß man bei einem so langfristigen Projekt am Ende noch mit dem Thema einverstanden ist, daß man sich vor einigen Monaten ausgesucht hat. Ich persönlich hatte damit aber noch keine Probleme. Das Thema, das ich gewählt habe, scheint zuerst zwar ziemlich trocken, aber wie bei so vielem ist es auch hier so, daß etwas richtig fesselnd ist, wenn man sich nur ausführlich genug damit beschäftigt.
1.2 Warum dieses Thema?
Im Sommer 1997 habe ich an einem Schüleraustausch teilgenommen. Ich war für drei Monate in Sherwood Park (in der Nähe von Edmonton in Alberta, Kanada) bei der Familie meiner Austauschschülerin zu Gast. Mit ihr bin ich auch dort zur Schule gegangen, in der ich mir einige Fächer zum Teilnehmen aussuchen durfte. Für das Fach Englisch habe ich mich eigentlich nur aus rationalen Gründen entschieden, und es war auch bestimmt nicht das Aufregendste. Die Themen, die wir dort bearbeitet haben, waren aber fesselnder, als ich zuerst gedacht hatte. Neben einigen anderen Themen und Büchern, die wir dort behandelt haben, stand auch ein Werk Shakespeares auf dem Plan. Jetzt muß man natürlich wissen, daß ich zwar gut Englisch spreche und verstehe, aber eben doch nur so weit, wie einen der Englischunterricht hier in Deutschland und einige Wochen in einer kanadischen Familie vorbereiten können. Ich habe mir einfach nicht zugetraut, mich an etwas so anspruchsvolles wie Shakespeare heranzusetzen. Einige Texte waren mir schon vom Deutschen her bekannt, und ich muß gestehen, daß ich sie schon in meiner Muttersprache als schwer verständlich angesehen habe. Nun saß ich aber dort im Unterricht und mußte wohl oder übel mein Bestes geben. Die ersten Kapitel von ,,Macbeth" haben wir zusammen in der Schule gelesen, uns ein Hörspiel angehört und einen Film gesehen. Wir mußten Fragebögen ausfüllen und Essays (engl.: Aufsätze) zu dem Text verfassen. Beim ersten Durchlesen war mir auch nicht mehr von dem Stück bekannt als die Rahmenhandlung, denn so schlecht man die Details auch versteht: Etwas bekommt man immer mit. Beim zweiten Lesen und beim Erarbeiten im Unterricht aber fiel mir dann nach und nach auf, daß ich gefallen an bestimmten Textpassagen fand, und die Dialoge ein unerklärliches Eigenleben bekamen. Manchmal ertappte ich mich dabei, wie ich einige Passagen zu Hause wie einen Singsang vor mich her plapperte, weil sie sich mir so fest ins Gedächtnis eingeprägt hatten. Es kam gar nicht darauf an, daß man von jeder Vokabel im Stück die genaue Bedeutung kannte. Es war sogar so, daß ich einige Worte nicht einmal in meinem Wörterbuch fand, da sie aus einer längst vergangenen Zeit stammten. Der Zusammenhang an sich sprach Bände, ein Satz zog den anderen nach sich mit einer Bestimmtheit, die nichts anderes zugelassen hätte. Ich war begeistert von Shakespeare und seiner Art zu schreiben!
Später habe ich, wieder in Deutschland, weitere seiner Werke gelesen und war immer wieder begeistert von seinen Komödien, Historien und Tragödien. Und dazu gebracht hat mich allein diese Geschichte über den ,,Thane of Glamis" der seinen König ermordet, selber König wird und sein Seelenheil auf immer verliert.
2. William Shakespeare
2.1 Shakespeares Leben
Wenn man Shakespeares Stücke liest und sich von ihnen begeistern läßt, fragt man sich früher oder später gewiß: ,,Was war das für ein Mensch, der all diese Stücke geschrieben hat? Wann hat er gelebt? Hatte er Familie, Freunde und Sorgen wie alle anderen auch? Wie kann man so viele Stücke schreiben, virtuos und begeisternd?" Ich jedenfalls habe es mich schon bald gefragt und war enttäuscht, daß so wenige Informationen über Shakespeare erhalten waren. Alles, was man über ihn weiß, beschränkt sich auf Formalitäten; Daten, die nichts weiter über seine Persönlichkeit aussagen und nur dazu da sind, um zu bestätigen, daß es ihn gab. Dieses Wissen läßt sich auf wenigen Seiten zusammenfassen:
William Shakespeare wurde am 23. April 1564 in einem Haus in der Henley Street in Stratford-upon-Avon geboren und am 26. April des gleichen Jahres getauft (selbst diese Daten sind strittig, aber unter mehreren wurden diese am häufigsten genannt). Stratford-upon-Avon war ein kleiner Markflecken in der Nähe von Birmingham, der zur Zeit seiner Geburt etwa 1500 Einwohner zählte. Er war das dritte von acht Kindern und der erste Sohn von John Shakespeare und Mary Arden. Sie besaßen ein kleines Landgut, einige Häuser und spielten im öffentlichen Leben ihrer Heimatstadt eine gewisse Rolle. Nach einer Weile in der Gemeindeverwaltung stieg John sogar zum Bürgermeister von Stratford auf. William besuchte aller Wahrscheinlichkeit nach die ,,Grammar School" (Grundschule) seiner Heimatstadt, was seine (beschränkten) Kenntnisse in verschiedenen Fremdsprachen erklären würde. Sein Interesse für das Theater könnte von den fahrenden Schaustellern dieser Zeit hergerührt haben, die von Ort zu Ort zogen und ihre Stücke zum Besten gaben. Ab 1574 kam es auf einmal zu einem Abstieg John Shakespeares. Er verlor im Laufe der nächsten Jahre sein Amt und wurde von Gläubigern verfolgt. Er war gezwungen, seinen ältesten Sohn von der Schule zu nehmen und eine Lehre machen zu lassen. Was das genau für eine Lehre war, ist wie vieles andere ebenfalls umstritten. Manche reden von einer Schlachterlehre, aber auch Schankwirt- und Pagendienste sind möglich. Das nächste genaue Datum in Williams Leben ist seine Heirat mit Anne Hathaway am 27. oder 28. November 1582. Ein halbes Jahr später, am 26. Mai 1583 wurde ihre Tochter Susanna getauft. (Ob sie wohl der Grund für diese hastig geschlossene Ehe war?) Am 12. Februar 1585 folgte eine weitere Taufe; diesmal die von ihren Zwillingen Hamnet und Judith. 1587 verließ Shakespeare seine Heimatstadt und ging nach London. Über die Gründe dieses Aufbruchs gibt es wieder einmal viele Vermutungen: Entweder mußte er unter Wildereiverdacht fliehen, oder er war in einen Prozeß, der seinen Vater betraf, zu tief verwickelt, oder ihm wurde in London eine einträgliche Stellung angeboten, oder es war ein einfacher Ehekrach, der ihm das Fortgehen schmackhaft machte. Die nächsten Jahre versinken wieder in der Dunkelheit der Vermutungen einiger Historiker. Vielleicht bereiste er Europa, vielleicht arbeitete er aber auch nur in London... Sicher ist aber, daß er sich 1592 in der Hauptstadt aufhielt und schon seine Karriere begonnen hatte. In den nächsten Jahren brachte er seine ersten Stücke unter der Schirmherrschaft von Henry Wriothesley, Earl of Southampton, heraus. Ab 1594 spielte er in der Schauspielergruppe ,,Chamberlain's Men", die im Dienste des Lord Chamberlain standen und sogar am Hofe auftraten. 1596 indes zog sein Heimatort noch mal seine Aufmerksamkeit auf sich: In diesem Jahre starb sein einziger Sohn Hamnet. Ob dieses Ereignis ihn allzusehr traf, ist nicht sicher. Jedenfalls schien sein Erfolg auch wirtschaftliche Früchte zu tragen. So ist es bekannt, daß sein Vater John, der ebenfalls wieder zu Geld gekommen war, für seine Familie das Recht erwarb, ein eigenes Wappen zu führen. Dieses wird wie folgend beschrieben: ,,[...]<golden mit einem schwarzen Schrägbalken, einer goldenen Lanze mit schräger Spitze und als Helmstutz oder Attribut einen Falken mit ausgebreiteten silbernen Flügeln, der auf einer Borte in gleichen Farben sitzt und eine goldene Lanze hält, die geschärft ist wie oben beschrieben>. Der Wappenspruch lautete: Non sans droict (<Nicht ohne Recht>)."1
Drei Jahre später kaufte William das Haus ,,New Place" in Stratford-upon-Avon, in dem er sich dann später zur Ruhe setzte. Ebenfalls erwarb er Anteile an dem neugegründeten ,,Globe" in London, in dem er von nun an mit seiner Truppe spielte. Nur gelegentlich traten sie noch im ,,Blackfriars Theater", das ihnen ab 1608 zur Verfügung stand, oder am Hofe auf. Nach dem Tode Königin Elisabeths I. in 1603 förderte der neue König, Jakob I., Shakespeares Gruppe und verhalf ihnen unter ihrem neuen Namen ,,King's Men" zu noch größerer finanzieller Unabhängigkeit und zu noch größerem Erfolg. Ab 1904 erlebte ihre Karriere einen Höhenflug, der mit der Charaktertragödie ,,Hamlet" begründet wurde. ,,Macbeth" stellte aber alle anderen Triumphe der letzten Jahre in den Schatten. Die Anspielung auf die Geschichte der Vorfahren des Königs (bevor er König von England wurde, war er Jakob VI. von Schottland), die Berücksichtigung seiner Vorliebe für Okkultes und Zauberei und insbesondere die geistige Größe des Stückes sorgten dafür, daß es diesem Triumph nur noch ein anderes Stück gleichtun konnte: ,,König Lear", das als das zauberhafteste seiner Werke galt.
Nachdem in seinen Stücken seine Sehnsucht nach einem ruhigen Lebensabend immer deutlicher zum Ausdruck kam, kehrte er 1607 nach Stratford zurück. Am 5. Juni des gleichen Jahres heiratete seine Tochter Susanna den Arzt John Hall. Ein Jahr später starb seine Mutter. In den ersten Jahren seiner Rückkehr nach Stratford pendelte er noch immer zwischen London und seiner Heimat, zwischen Karriere und Privatleben. Als aber während einer Aufführung von ,,Heinrich VIII." das ,,Globe" in Flammen aufging, kehrte Shakespeare London endgültig den Rücken. Am 10. Februar heiratete seine zweite Tochter Judith ebenfalls. Shakespeare spürte sein Ende nahen und verfaßte am 25. März sein Testament. Seine Tochter Susanna und ihr Mann wurden zu Universalerben eingesetzt, Judith erhielt 300 Pfund, und auch viele andere wurden bedacht. Seine Frau Anne bekam indes nur ein Bett und wurde somit schlechter bedacht als die Armen der Stadt, denen Shakespeare 10 Pfund zukommen ließ. Er starb am 23. April 1616, also an seinem 52. Geburtstag. Am 25. April wurde er im Chor der Kirche St. Trinity beigesetzt, in der er auch getauft worden war. Auf seinem Grabstein sind heute noch folgende Zeilen zu lesen: good friend for jesus sake forbeare to digg the dust encloased heare blessed be the man who spares these stones and curst be he who moves my bones
,,Du guter Freund, tu's Jesus zu Gefallen Und wühle nicht im Staub, der hier verschlossen.
Gesegnet sei der Mann, der schonet diese Steine. Und jeder sei verflucht, der stört meine Gebeine."2
2.2 Shakespeares Werke
Wie sich für mich herausstellte, ist es äußerst schwierig, Shakespeares Stücke in einen genauen Zeitrahmen zu fassen. Eine genaue Datierung der einzelnen Werke ist nicht erfolgt, da zu Shakespeares Lebzeiten nach ,,William Shakespeare in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, dargestellt von Jean Paris" zwanzig seiner Werke und seiner Sonette, nach ,,Meyers Handbuch Literatur" nur insgesamt 16 Stücke als sogenannte ,,gute und schlechte Qartoausgaben" erschienen sind. Diese Qartoausgaben waren häufig nur von Druckereien aufgegeben und in Schnellschrift während der Aufführung mitgeschrieben und deshalb häufig unvollständig und fehlerhaft wiedergegeben. Die erste zuverlässige Veröffentlichung seiner Werke war die nach seinem Tod in 1623 von zwei Schauspielerkollegen (John Heminge und Henry Condell) herausgegebene erste Folioausgabe, in dem 36 Stücke Shakespeares niedergeschrieben waren. Leider ordneten sie die Stücke nicht chronologisch, sondern faßten sie nach den drei Gattungen Komödien, historischen Stücken und Tragödien ein. Deshalb war ich auf die Zeittafeln zweier Shakespeare-Forscher angewiesen, die sich aber in einigen Punkten widersprechen. Der Einfachheit halber drucke ich hier beide Zeittafeln ab, da sie schwer auf einen Nenner zu bringen sind3:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Was man aber, wenn auch die genaue Reihenfolge der Werke nicht bekannt ist, mit Sicherheit sagen kann, ist, daß man Shakespeares Werke in vier Perioden unterteilen kann: · Die Zeit von 1590 bis 1594 umfaßt seine 1. Periode, deren Werke eher experimentell und stark an den Werken anderer Künstler orientiert sind (z.B. Seneca).
- Die 2. Periode geht von 1594 - 1599, in der seine Stücke eine tieferen Einblick in die Wirklichkeit und die einzelnen Charaktere geben.
- Die 3. Periode von 1600 - 1609 spiegelt eine gewisse Reife wieder, die seinen Stücken eine schwermütige Ernsthaftigkeit verleiht, und die sogar in den Komödien dieser Zeit wieder auftaucht. Diese Veränderung wird von manchen Shakespeare-Forschern dem Einfluß von Montaigne auf Shakespeare zugeschrieben.
- In der 4. und letzten Periode, zu der man die Zeit von 1610 bis 1612 zählt, entstanden vor allem romantische Stücke, in der Shakespeares Genie nun vollends seine Blüte fand, da er finanziell abgesichert war, und nicht mehr nur auf den Erfolg vor der Menge zugeschnittene Stücke schreiben mußte.
2.3 England im Zeitalter Elisabeths I.
Wenn man das Zeitalter verstehen will, unter dessen Einfluß Shakespeare lebte und seine Werke schrieb, muß man etwas weiter ausholen: Das Zeitalter, das dem Mittelalter folgte, nannte sich Renaissance, was soviel wie ,,Wiedergeburt" bedeutet. Im Mittelalter war ganz Europa in einem ,,dunklen Zeitalter" begraben; der menschliche Geist wurde seiner Freiheit beraubt und viele hundert Jahre lang war es so, als ob in den Geisteswissenschaften, der Kunst, Architektur und Bildung die Zeit still stände. In der Renaissance entdeckten die Menschen ihr Interesse an den klassischen Kulturen der Griechen und Römer wieder und versuchten, ihren geistigen Errungenschaften zu neuem Ansehen zu verhelfen und die so lange stillstehenden Entwicklungen weiterzuführen. Von Italien breitete sich diese Welle der Wieder- und Neuentdeckungen im 14. und 15. Jahrhundert über ganz Europa aus: Die Buchdruckerkunst erleichterte das verbreiten von Wissen, in den frühen Jahren des 16. Jahrhunderts entwickelte der deutsche Astronom Copernicus (1452-1543) seine Theorie über das Sonnensystem, in dem die Sonne den Mittelpunkt bildet und alle Planeten um sie kreisen, Christopher Columbus (1451-1506) entdeckte die ,,Neue Welt" und Vasco da Gama (1460- 1524) fand die neue Route nach Indien um das Kap der guten Hoffnung. Bis die Welle der Renaissance England erreichte, dauerte es allerdings etwas länger. Genauer gesagt bis zum Sieg der englischen Flotte über die spanische Armada in 1588 und damit der Beendigung des jahrzehntelangen Krieges zwischen Spanien und England. Diese Erfolge erfüllten das englische Volk mit Mut und Neugier auf eine neue Welt voller Entdeckungen und neuer Errungenschaften, auf die sie bis dahin verzichten mußten. Diese Entwicklungen brachten Persönlichkeiten wie Sir Francis Drake, Seemann und Entdecker, Sir Francis Bacon, Staatsmann, Philosoph und Wissenschaftler, Shakespeare, das literarische Genie und natürlich Elisabeth I. hervor.
Elisabeth war eine hochgebildete Frau, sie laß und sprach Griechisch, Latein, Italienisch und
Französisch fließend und verkörperte somit den Geist der Renaissance, der auch an ihrem Hof und in ihrer Regierung zum Ausdruck kam. Die Bildung in England erreichte unter ihrer Herrschaft eine neue Blüte, Universitäten wie Oxford und Cambridge erlebten einen immer größer werdenden Andrang von Studenten, und die normale Schulbildung war nun nicht mehr ein Privileg der Oberklasse, sondern auch den Kindern der Mittelklasse wurde so zu einer Allgemeinbildung verholfen. Sie lernten in den neu gegründeten Schulen Latein, da sehr viel Wert auf die Werke der klassischen Dichter gelegt wurde. An manchen Schulen wurde auch Griechisch angeboten, aber der antike Geist selber war überall in den Klassenräumen der elisabethianischen Klassenräume zu finden. In solch einer Schule wurde auch Shakespeare seine Grundausbildung zuteil, und dort entwickelte er wohl schon seine Liebe zu den klassischen Dramen.
Das England dieser Zeit hatte ungefähr fünf Millionen Einwohner, von denen aber 80% auf dem Land lebten und arbeiteten. Es gab nur wenige Städte, die eine Population von mehr als 20000 Einwohnern erreichten. Häufiger waren kleine Marktflecken und Kleinstädte auf dem Land mit nicht mehr als vier- oder fünftausend Einwohnern, die auch den engen Bezug aller Untertanen Elisabeths zum Landleben erklären. Auch Shakespeare wuchs in einer solchen Umgebung auf, und seine Liebe zum Landleben ist immer wieder durch seine bildliche
Darstellung von bezaubernden und einen in seinen Bann schlagenden Landschaften zu erkennen. Wälder, Pflanzen und Blumen, Hügel und Täler, Vögel und Tiere, Sonnenaufgänge, Sonnenuntergänge und auch das Mondlicht spielen immer wieder eine bedeutende Rolle in seinen Stücken.
Aber ebenso wie die Engländer verbunden zur Natur, zu Musik, Kunst und Amüsements wie Bällen und Picknicks waren (besonders die Mitglieder des königlichen Hofes), nahmen sie den Tod als etwas normales, alltägliches hin. Viele setzen ihr Leben tagtäglich bei Schlägereien aufs Spiel, Hinrichtungen waren eine mit Freuden angenommene Volksbelustigung und auch Duelle, bei denen es allein um die persönliche Ehre ging, waren nichts ungewöhnliches. Das Ereignis, das aber am meisten Todesopfer forderte, war mit grausamer Gewißheit die Pest. Zwischen 1593 und 1594 starben in England mehr als zehntausend Menschen am ,,schwarzen Tod". Manchmal gab es fünfzig, manchmal aber auch hundert Tote pro Tag, und die Totenglocken läuteten ohne Unterbrechung. Wenn in einer Woche mehr als dreißig Tote gemeldet wurden, schlossen die Theater in London auf königliches Geheiß ihre Tore. Die Schauspieler zogen in dieser Zeit mit ihren Gruppen durchs Land, um an anderen, von der Pest verschonten Orten, ihre Stücke aufzuführen. Jeden neuen Ausbruch der Pest sahen die Leute als das Wirken einer höheren Macht an.
Dieser Glaube an das Übernatürliche war nicht nur in den unteren Volksschichten verbreitet: Selbst die höher Gebildeten und sogar die Königin waren nicht von diesem Aberglauben befreit. Auf jedem Friedhof wimmelte es von Geistern und verlorenen Seelen, und auch in Shakespeares Stücken haben übernatürliche Wesen immer wieder einen Gastauftritt: Richard III. wird von den Seelen seiner Opfer verfolgt, Hamlet trifft den Geist seines verstorbenen Vaters, in der Nacht vor Caesars Tod geschehen unheimliche Dinge, Feen und Elfen spielen den Menschen in ,,Ein Sommernachtstraum" immer wieder ihre Streiche, und auch Macbeth bleibt von den Weissagungen dreier Hexen nicht verschont.
Wie man sieht, lebte Shakespeare nicht nur in diesem Zeitalter: Es prägte ihn selber und auch seine Stücke.
2.4 Das Theater zur Zeit Shakespeares
Die Geschichte des Theaters geht weit in die Vergangenheit zurück, und schon die Barden und fahrenden Schausteller der frühen Jahrhunderte muß man wohl zu dieser Zunft zählen. Im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts fanden die geistlichen Dramen, die zunächst nur die Liturgie (gottesdienstliche Handlungen) abgewandelt hatten, ihren Weg in das öffentliche, weltliche Leben, und die Spiele wurden nach und nach von den Kirchen auf die Vorplätze und dann in die Städte verlegt. Später faßten dann andere Zünfte die Idee auf und veranstalteten Schauspiele: Die Goldschmiede schilderten die Anbetung des Jesuskindes durch drei heiligen Könige samt Schätzen und Kostbarkeiten, und die Bäcker und Winzer spielten gerne das heilige Abendmahl und die Verwandlung von Wasser in Wein vor. Diese Mysterienspiele nahmen aber unwillkürlich weltliche Formen an, weil die Gunst des Publikums immer mehr gefragt war und immer mehr umworben werden wollte. Es entstanden fahrende Schauspielergruppen, die am Ende des 15. Jahrhunderts immer öfter auf den englischen Landstraßen und in den Dörfern am Wegesrand anzutreffen waren. Zuerst galten diese Schauspieler als Gauner und Vagabunden, aber 1572 ermöglichte es ihnen dann ein neues Gesetz unter der Schirmherrschaft hoher Würdenträger ihrer Berufung nachzugehen. Die Schauspieler wurden nun von reichen Aristokraten gefördert: Sie traten an Festtagen vor ihnen auf und zogen sonst weiter von Stadt zu Stadt. Auch Williams Vater, der Bürgermeister von Stratford-upon-Avon, unterstützte fahrende Schauspielergruppen und stellte ihnen gerne das städtische Gasthaus für ihre Aufführungen zur Verfügung. Wahrscheinlich machte Shakespeare seine ersten Begegnungen mit dem Theater bei solch einer Gelegenheit. Die Vorführung einer solchen Schauspielertruppe in einem Gasthaus der damaligen Zeit muß man sich folgendermaßen vorstellen: Zwei Wagen der Schausteller wurden zu einer Bühne im
Hof des Gasthauses zusammengeschoben, so daß eine Bühne entstand, die genügend Platz für die Handlung bot. An den Enden der Wagen waren zwei Aufbauten, die für die Szenen auf dem Balkon, am Fenster, auf der Burgmauer usw. gedacht waren. Die Fläche dazwischen war für die Handlung in Räumen und Hallen gedacht. Die Garderoben der Künstler waren unter dem ganzen untergebracht, und einige Treppenstufen ermöglichten den Schauspielern von dort aus das Betreten der Bühne. Die Gasthäuser in London boten aber schon bald nicht mehr genug Platz für die zusammenströmenden Menschenmassen. Unruhe brach unter den Zuschauern aus, und auch Infektionskrankheiten hatten in der eng gepackten Menge die Möglichkeit, sich schnell zu verbreiten.
Aus diesen Gründen beschloß ein Schauspieler aus London das erste Schauspielhaus unter offenem Himmel außerhalb der nordöstlichen Stadtmauern zu bauen. So entstand 1576 Londons erstes öffentliches Theater, daß unter dem einfachen Namen ,,The Theatre" so große Erfolge feierte, daß 1578 ein zweites erbaut wurde: ,,The Curtain". In den nächsten dreißig Jahren folgten weitere Neubauten auf der Südseite der Themse: ,,The Rose" und ,,The Swan" waren zwei von ihnen. In 1599 wurde das alte ,,Theatre" abgerissen, und Shakespeare errichtete an gleicher Stelle mit einigen anderen Mitgliedern seiner Truppe das ,,Globe", in dem von nun an die meisten seiner Stücke ihre Uraufführung erlebten. Die Theater der damaligen Zeit waren alle nach einem bestimmten Muster aufgebaut: Ein sechs- oder achteckiger Rundbau umschloß einen Hof, in dem das Publikum dicht gedrängt herumstand. Den Innenhof umgaben zwei oder drei übereinandergestufte und überdachte Galerien, in denen die höherrangigen Besucher Platz nahmen. Die Bühne, die sich in den Innenhof erstreckte und sich auf Kopfhöhe der Zuschauer im Hof befand, wurde teilweise von einem Dach bedeckt und war acht Meter breit und zehn Meter tief. Die Bühne war in drei Bereiche unterteilt: Im vorderen wurden Schlachten, Duelle und Feste dargestellt, im hinteren Bereich, dem Alkoven, spielten sich Ehebruchs- und Sterbeszenen ab. Darüber erhob sich ein überdachter Balkon, der ein Mädchengemach ebenso wie die Wälle einer Burg darstellen konnte. Das Bühnenbild beschränkte sich stets auf das Notwendigste: Ein Baum symbolisierte einen Wald, ein Stein eine Felswand; der Ort der Handlung wurde zusätzlich noch angegeben, um der Phantasie der Zuschauer auf die Sprünge zu helfen.4 Frauen traten auf solchen Bühnen nicht auf; weibliche Charaktere wurden stets von jungen Männern dargestellt. In dieser Umgebung entfaltete sich der volle Reiz der Stücke Shakespeares, wenn vor Beginn einzelne Händler Bier, Früchte und Nüsse verkauften, Leute in Gespräche vertieft waren oder sich die Zeit mit Kartenspielen vertrieben, wenn sich dann die Augen zur Bühne hoben und plötzlich alles still wurde, und das Stück begann...
3. Macbeth
3.1 Die handelnden Personen
D u n c a n König von Schottland M a l c o l m
D o n a l b a i n seine Söhne M a c b e t h
B a n q o u Anführer des königlichen Heeres M a c d u f f
L e n o x
R o s s e
M e n t e t h schottische Edle A n g u s
C a t h n e ß
F l e a n c e Banqous Sohn
S i w a r d Graf von Norhtumberland, Führer der englischen Truppen Der junge S i w a r d sein Sohn
S e y t o n ein Offizier in Macbeth` Gefolge Macduffs kleiner Sohn
Ein englischer Arzt und ein schottischer Arzt Ein Soldat, ein Pförtner, ein alter Mann L a d y M a c b e t h
L a d y M a c d u f f
Eine Kammerfrau der Lady Macbeth H e k a t e und drei Hexen
Lords, Edelleute, Anführer, Krieger, Mörder, Gefolge, Boten, Banqous Geist und andere Erscheinungen
Ort der Handlung: Das Schottland und das England des 11. Jahrhunderts
3.2 Handlungszusammenfassung
Erster Aufzug:
Erste Szene: Drei Hexen treffen sich auf einem offenen Gelände; sie planen ein Zusammentreffen mit Macbeth.
Zweite Szene: König Duncan begibt sich mit einigen Vertrauten in ein Lager bei Fores, nicht weit vom Kampfgeschehen. Ein verwundeter Krieger berichtet ihnen von den Heldentaten des Macbeth und des Banqou auf dem Schlachtfeld. Darauf berichtet Rosse, daß der Than von Cawdor zum Verräter geworden ist, die Schlacht aber von ihnen - vor allem wegen Macbeth - gewonnen wurde. Darauf will der König Macbeth den Titel des Than von Cawdor verleihen. Dritte Szene: Die Hexen treffen sich bei Gewitter auf der Heide wieder und warten. Als Macbeth und Banqou ankommen, grüßen sie Macbeth mit drei verschiedenen Titeln: als Than von Glamis, der er schon ist, als Than von Cawdor und als König von Schottland. Macbeth ist verwirrt, da diese Titel seines Wissens schon rechtmäßige Besitzer haben. Banqou prophezeien sie, daß er selber ein Geschlecht von Königen Zeugen wird. Dann verschwinden die Hexen. Rosse und Angus treten auf. Diese Überbringen Macbeth die Botschaft des Königs, in der ihm der Titel des Than von Cawdor verliehen wird. Macbeth ist besorgt: Unweigerlich fragt er sich nun, ob auch die dritte Prophezeiung sich erfüllen wird. Er ist jedenfalls entschlossen, die Sache dem Schicksal zu überlassen und selber nicht nachzuhelfen. Vierte Szene: Duncan befindet sich mit seinen Söhnen und seinem Gefolge in einem Saal des Palastes in Fores; ihm wird von der Hinrichtung des verräterischen ehemaligen Than von Cawdor berichtet. Es fällt ihm nicht leicht, davon zu hören, da der Than sein Vertrauen besessen hatte. Dann betreten Macbeth und Banqou den Saal und werden vom König mit Freundschafts- und Vertrauensbeweisen überhäuft. Danach gibt Duncan öffentlich bekannt, daß er seinen Sohn als den rechtmäßigen Thronfolger eingesetzt hat, und daß dieser nun den Titel des Prinzen von Cumberland besitzt. Macbeth sieht in ihm nun ein Hindernis zur Erfüllung der letzten Prophezeiung.
Fünfte Szene: Lady Macbeth erhält auf Schloß Inverneß einen Brief von ihrem Mann, in dem er ihr von den Vorkommnissen der letzten Zeit berichtet. Die Lady kennt Macbeth gut, und sie weiß, daß er zwar gerne König wäre, aber einfach zu anständig ist, um den kürzesten und leichtesten Weg zu wählen. Sie selber ist sich aber schon sicher, wie man handeln muß: Sie ruft sogar Dämonen und Geister an, die ihren Willen stärken sollen. Macbeth kommt unterdessen an und berichtet ihr, daß der König ihnen über nacht einen Besuch abstatten will. Der Mordplan ist für sie schon so gut wie gefaßt.
Sechste Szene: Duncan erreicht mit seinem Gefolge Schloß Inverneß. Die Reisegesellschaft ist froh und genießt die gute Luft und die schöne Umgebung. Lady Macbeth heißt sie auf dem Schloß als gerngesehene Gäste willkommen.
Siebte Szene: Macbeth geht mit sich selbst zu Rate: Er hat Angst vor den folgen des Mordes und zweifelt am gelingen der Tat. Außerdem scheint Duncan vor einem Mord sicher zu sein: Macbeth ist sein Vetter und ein bisher treuer Untertan, und als Gastgeber sollte er für die
Sicherheit der Gäste sorgen, und nicht selber morden. Duncan ist auch ein weiser und würdiger König voller Tugenden, und Macbeth sieht es ein. Er will die Sache vergessen.
Dann kommt Lady Macbeth und erinnert ihn an sein Versprechen ihr gegenüber, daß er ihr indirekt durch das festhalten an der Prophezeiung gab. Sie überzeugt ihn mit ihrer eigenen Entschlossenheit, und sie planen den Mord.
Zweiter Aufzug:
Erste Szene: Banqou wacht mit seinem Sohn Fleance vor dem Schloß. Dann kommt Macbeth: Banqou bemerkt, daß die ,,Zauberschwestern" Macbeth ja nun doch einen Teil wahres erzählt haben, Macbeth aber behauptet, nicht weiter daran zu denken, obwohl er doch in Wirklichkeit nur auf das Zeichen seiner Frau wartet, um die schändliche Tat zu begehen. Als Banqou und Fleance ihn verlassen, wird Macbeth von der Vision eines blutigen Dolches heimgesucht. Sein Gewissen plagt ihn, aber er ist doch entschlossen, die Tat durchzuführen. Zweite Szene: Nachdem Lady Macbeth die zwei Bediensteten Duncans mit einem Schlaftrunk außer Gefecht gesetzt hat, hat Macbeth die Tat vollbracht. Nun kehrt er zu ihr zurück, gequält von seinem Gewissen, immer noch blutbesudelt und mit den Dolchen in der Hand. Lady Macbeth ruft ihn zur Ordnung, und da er nicht noch einmal zurückkehren will, um den Dienern die Dolche in die Hand zu drücken und sie mit Blut zu besudeln, damit sie ihnen die Schuld anhängen können, muß es die Lady selber machen. Dann klopft es ans Tor. Die Beiden wollen sich schnell das Blut von den Händen waschen und ihre Schlafgewänder anziehen, um keinen Verdacht auf sich zu lenken.
Dritte Szene: Macduff und Lenox sind angekommen. Sie haben den Auftrag, den König zu wecken, da dieser noch am selben Tag wieder aufbrechen wollte. Als der Mord entdeckt wird, sind alle schockiert, und Macbeth ersticht die zwei Verdächtigen. Keiner verdächtigt Macbeth und seine Frau, alle denken, daß er die beiden aus Liebe zum König und aus den Emotionen des Augenblicks heraus umgebracht hat. Malcolm und Donalbain, die Söhne des Königs, befürchten nun auch einen Anschlag auf ihr Leben, und fliehen nach England und Irland. Vierte Szene: Rosse und ein alter Mann unterhalten sich über die seltsamen Geschehnisse: Dieser Tag ist dunkel wie die Nacht, und es wird berichtet, daß die Pferde des Königs rasend geworden wären, aus dem Stall ausgebrochen seien und sich gegenseitig aufgefressen hätten. Auch schlechte Träume sind unheilverkündende Vorzeichen. Da die Söhne des Königs geflohen sind, denkt man nun, daß sie die Diener angestiftet haben und nun aus Furcht vor der Entdeckung geflohen sind. Damit fällt die Königswürde an Macbeth, der als Vetter der nächste Verwandte des Verstorbenen ist.
Dritter Aufzug:
Erste Szene: Banqou wartet im Saal des Schlosses in Fores auf den neugekrönten König. Er fragt sich, ob nun, da Macbeth König ist, sich auch seine Prophezeiung erfüllen wird. Außerdem ahnt er, daß es bei Macbeth nicht alles mit rechten Dingen gelaufen ist. Dann tritt Macbeth samt Gefolge auf. Sie planen ein Fest für den Abend, und wollen auch Banqou als Ehrengast mit dabei haben. Dieser muß davor aber noch etwas zusammen mit seinem Sohn erledigen. Als alle außer Macbeth den Saal verlassen haben, läßt er zwei Mörder rufen, die wegen früherer Vergehen Banqous Feinde sind. Er trägt ihnen auf, Banqou samt seinem Sohn noch an diesem Abend zu ermorden, da er Angst vor der Erfüllung der Banqou betreffenden Weissagung hat.
Zweite Szene: Lady Macbeth und Macbeth führen ein Gespräch: Er wird von Schuldgefühlen zerfressen und sehnt manchmal den Tod herbei, auch hat er Angst vor Banqou und dem, was geschehen könnte. Sie will ihn beruhigen. Er soll endlich aufhören und auch am Abend ein frohes Gesicht beim Fest machen.
Dritte Szene: Die Mörder warten im Schloßpark auf die Rückkehr Banquos und seines Sohnes. Sie bringen Banqou um, aber Fleance kann entfliehen.
Vierte Szene: Das Fest ist bereits im Gange und Macbeth ist bester Laune, als der Mörder eintrifft und ihm von der vollbrachten Tat berichtet. Dann taucht Banqous Geist auf und setzt sich auf Macbeths Platz. Niemand außer ihm kann die Erscheinung sehen. Er redet für die anderen schwer Verständliches daher, und seine Frau versucht sein merkwürdiges Benehmen zu erklären, indem sie es als eine Art Anfall hinstellt. Als der Geist zum Schluß verschwunden ist, schickt er alle anderen nach Hause. Nachdem er sich beruhigt hat, fragt er sich, warum Macduff nicht bei dem Fest aufgetaucht ist. Er nimmt sich vor, sich am nächsten Tag zu erkundigen und schon in aller Frühe die ,,Zauber-" oder ,,Schicksalsschwestern" aufzusuchen.
Fünfte Szene: Hekate trifft die drei Hexen in der Heide. Sie wirft ihnen vor, daß es um Macbeth nicht schlimm genug steht. Er bekam das, was er wollte. Nun will sie sich auch selber darum kümmern und alles noch schlimmer machen, wenn Macbeth kommt und noch mehr über sein Schicksal erfahren will.
Sechste Szene: Lenox und ein Lord unterhalten sich. Man erfährt, daß sie nicht zufrieden mit Macbeths Diktatur sind, und daß sie vermuten, daß Macbeth bei Duncans und Banqous Tod seine Hand im Spiel hatte. Außerdem berichtet Lenox, daß Macduff nach England zu Malcolm gereist ist, der sich zur Zeit am Hofe des englischen Königs aufhält. Dieser will zum Krieg gegen Macbeth rüsten.
Vierter Aufzug:
Erste Szene: Die drei Hexen bereiten in einer finsteren Höhle alles für Macbeths Ankunft vor, als Hekate mit drei weiteren Hexen auftaucht. Sie beginnen mit einer Beschwörung und Macbeth taucht auf. Die erste Erscheinung, ein bewaffnetes Haupt, steigt aus dem Kessel empor und warnt Macbeth vor Macduff, dem Than von Five. Dann steigt die zweite Erscheinung, ein blutendes Kind, aus dem Kessel. Es sagt, daß Macbeth sich vor niemandem fürchten muß, der von einer Frau geboren worden ist. Macbeth ist beruhigt, möchte Macduff aber doch vorsichtshalber lieber umbringen. Schließlich folgt die dritte Erscheinung, ein gekröntes Kind mit einem Baum in der Hand. Macbeth soll nie besiegt werden, bis der große Birnams Wood nach Dunsinan emporsteigt. Macbeth ist wiederum beruhigt, da ein Wald ja schließlich fest verwurzelt ist und selten in der Gegend herumwandert. Auf einmal folgt eine weitere Erscheinung: Acht Könige gehen an ihm vorüber, einige sogar mit zwei Reichsäpfeln und drei Zeptern, und der letzte trägt einen Spiegel. Dann folgt Banqous Geist, der auf die Könige weist und Macbeth so verständlich macht, daß dies alles Banqous Nachkommen sind. Die Hexen verschwinden und Lenox kommt herein. Er berichtet Macbeth von Macduffs Flucht nach England. Darauf beschließt Macbeth, das Schloß Five zu erstürmen und Macduffs Frau und Kinder zu töten.
Zweite Szene: Rosse berichtet Lady Macduff und ihrem Sohn, daß der Than nach England geflohen ist. Die Lady versteht nicht, wie er das tun konnte. Er hat sein Schloß und seine Familie alleine gelassen, und nun, da Macbeth der König ist, gilt eine Flucht wie Verrat und bringt alle in Gefahr. Rosse verläßt sie. Kurz darauf kommt ein Bote und warnt Mutter und Sohn, doch bevor diese noch fliehen können, erscheinen die Mörder und stechen sie beide nieder.
Dritte Szene: Macduff trifft Malcolm in England vor dem königlichen Schloß. Er will ihn zum Kampf gegen Macbeth aufrufen. Doch Malcolm ist verzagt und läßt Furcht erkennen. Macduff will schon aufgeben; er hält Malcolm für einen Angsthasen. Malcolm macht sich immer weiter vor Macduff schlecht. Er erklärt, daß selbst Macbeths Herrschaft nichts gegen seine eigenen Laster und Sünden wären. Macduff ist verzweifelt. Endlich gesteht Malcolm, daß dies nur eine Vorsichtsmaßnahme war, um Macduffs Treue zu prüfen. Er berichtet ihm, daß schon bereits ein Heer aufgestellt ist, um nach Schottland zu marschieren. Dann kommt Rosse. Er berichtet den Beiden, wie schlimm es in Schottland steht. Unter Macbeths Herrschaft werden immer mehr ehrliche Leute ermordet, und auch Macduff muß erfahren, daß seine Familie nicht mehr lebt. Alle drei brechen zusammen mit den Truppen nach Schottland auf.
Fünfter Aufzug:
Erste Szene: Eine Kammerfrau und ein Arzt wachen in Dunsinan im Gemach der Königin. Diese schlafwandelt nach dem Bericht der Kammerfrau jede Nacht. Auch diesmal erhebt sie sich wieder, und während sie versucht, imaginäre Blutflecken von ihren Händen zu reiben, redet sie über Blut, Duncans und Banqous Tod. Der Arzt meint, daß hier wohl eher eine Beichte als eine ärztliche Behandlung angebracht wäre. Er fürchtet sich ebenso wie die Kammerfrau, weiter darüber zu reden.
Zweite Szene: Auf einem Feld vor Dunsinan treffen sich einige Untergebenen Macbeths. Sie warten auf die Engländern und Malcolm, die sich vom Birnams Wood aus nähern. Alle sind sich einig, daß sie nur Eideszwang und nicht aus Liebe dem Tyrannen gedient haben, und wollen sich nun mit Malcolm und seinem Heer verbünden.
Dritte Szene: Auf Dunsinan läßt sich Macbeth für den Kampf rüsten. Er hat keine Angst, da ja alle seine Feinde von Frauen geboren sind und er nicht besiegt werden kann, bis der Wald zum Schloß heraufkommt.
Vierte Szene: Malcolm befiehlt seinen Leuten, sich zweige aus dem nahegelegenen Wald abzuschneiden und sie beim Angriff vor sich zu halten, um die wahre Truppenstärke zu verbergen.
Fünfte Szene: Im Schloß erwartet Macbeth ohne Furcht die Angreifer und prahlt, daß nichts ihn mehr schrecken könnte. Dann wird ihm die Nachricht vom Tode seiner Frau überbracht, die ihn auch nicht weiter erschüttert. Als aber schließlich ein Bote ihm berichtet, daß der Birnam Wood sich auf das Schloß zu bewegt, ist es mit seiner Ruhe vorbei. Nun will er nur noch im Kampfe sterben.
Sechste Szene: Die Angreifer sind nun im Schutze ihrer Tarnung nahe genug an das Schloß herangekommen. Sie werfen die Zweige weg, und der Sturm auf das Schloß beginnt. Siebte Szene: Macbeth wartet während dem Kampf auf denjenigen, der nicht von einer Frau geboren wurde. Nur vor ihm hat er Angst. Dann erscheint Macduff. Macbeth will ihn schon niederschlagen wie viele andere auch, als dieser ihm berichtet, daß er ,,vor seiner Zeit aus dem Mutterleib geschnitten worden ist", also ,,nicht von einem Weib geboren" wurde. Das Schloß ist erobert und Macduff hat Macbeth besiegt. Malcolm ist König.
3.3 Die wichtigsten Charaktere
Das Stück beginnt mit dem Auftritt der Hexen, ohne die das Stück nicht zu denken wäre. Sie sind es schließlich, die Macbeth erst auf die Idee bringen, höheres zu erstreben als das, was ihm dank seiner Verdienste von seinem Souverän zugedacht wird. Ihre Auftritte finden immer an düsteren Orten statt: Entweder im Moor oder auf der Heide bei Blitz und Donner, oder in einer Höhle in der finsteren Atmosphäre einer Beschwörung. All das läßt schon erahnen, daß ihnen in diesem Stück eine bedeutende Rolle zugedacht worden ist, die die Handlung zum Schlechteren hinleiten soll. Sie weissagen Macbeth, daß er nacheinander den Titel des Than von Cawdor und dann die Königswürde erlangen wird. Was gut erscheint und Macbeth mit freudiger Hoffnung erfüllen sollte, wird im Laufe dieses Stückes der Grund für Macbeths Ruin. Man erkennt schon daran, wie die Hexen sich gegenseitig von ihren Greultaten berichten,
Wo warst du, Schwester?
Schweine gewürgt. (Erste und Zweite Hexe, Aufzug I, 3. Szene)
- - -
Dürr wie Heu soll er verdorrn, Und kein Schlaf, durch meinen Zorn, Tag und Nacht sein Aug' erquickt,
Leb' er wie vom Fluch gedrückt. (Erste Hexe, Aufzug I, 3. Szene) daß eine Weissagungen von ihnen nur einen Zweck erfüllen kann: Andere ins Unglück zu stürzen. In der deutschen Übersetzung von Reclam wird von den Hexen oft als "Schicksalsschwestern" gesprochen. Passender wäre wie im Aufzug I, 3. Szene die Übersetzung von "Weird Sisters" als "Unheilsschwestern". Später, als Macbeth die Hexen wiederum aufsucht, um etwas von ihnen zu erfahren, stößt Hekate zu ihnen. Sie ist eine Art "Oberhexe" und lobt die anderen Hexen für das, was sie Macbeth angetan haben. Auch die drei Erscheinungen, die von den Hexen heraufbeschworen wurden, sind dazu angetan, Macbeth sich sicher fühlen zu lassen. Nach ihnen lautend scheint es unmöglich, daß Macbeth jemals besiegt wird. Aber genau das Unmögliche geschieht, und Macbeth muß feststellen, daß die Hexen ihm einen schlechten Dienst erwiesen haben.
Daß Shakespeare den Hexen und der Magie in seinem Stück eine so große und bedeutende Rolle zugedacht hat, liegt vor allem daran, daß dieses Thema zu Shakespeares Lebzeiten sehr hoch gehandelt wurde: Alles, was man nicht verstand, wurde der Magie zugeschrieben. Im Volk war die Frucht vor Hexen und der Kraft von Verfluchungen weit verbreitet, die Gabe der Prophezeiung konnte entweder nur von Gott oder vom Teufel kommen. In diesem Stück werden die Hexen ja auch oft als Werkzeuge der Dunkelheit beschrieben. Zu Beginn des Stückes ist Macbeth der Than von Glamis, einer Grafschaft in Schottland. Shakespeare beschreibt ausführlich die gute und menschliche Seite Macbeths, bevor sich sein Charakter im Stück ändert: Seine Tapferkeit und Ritterlichkeit wird immer wieder von allen gerühmt. Als mutiger und treuer Soldat dient er seinem König, bis er den drei Hexen begegnet. Nachdem sich die erste Weissagung der Hexen erfüllt hat und er den Titel des Than von Cawdor verliehen bekommen hat, ist er in seinem Ehrgeiz nicht mehr zu stoppen, alles zu unternehmen, um auch die letzte Prophezeiung zur Wahrheit werden zu lassen. Es ist kaum zu glauben, daß aus einem Mann, von dem seine Frau sagt
Er ist zu voll von Milch der Menschenliebe, Das Nächste zu erfassen. Großmöchtest du sein, Bist ohne Ehrgeiz nicht; doch fehlt die Bosheit, Die ihn begleiten muß. Was recht du möchtest, Das möchtst du rechtlich; möchtest falsch nicht spielen Und unrecht doch gewinnen (Lady Macbeth, Aufzug I, 5. Szene) das Ungeheuer von Tyrann wird, das er zum Schluß verkörpert. Durch die Prophezeiungen der Hexen und durch den unberechenbaren Ehrgeiz seiner Frau wurde der treue Untertan verändert, der bis dahin immer dankend annahm, was ihm von seinem König wegen seiner Verdienste verliehen wurde, aber doch nie mehr erreichen wollte als ihm zustand:
Will das Schicksal mich als König,
Nun, mag das Schicksal mich krönen,
Tu ich auch nichts. (Macbeth, Aufzug I, 3.Szene)
Als sein Gewissen schließlich (vor allem durch das Wirken seiner Frau) ausgeschaltet ist, zählt für ihn selber nicht anderes mehr als die Erfüllung der Weissagung:
Ich bin fest; gespannt
Zu dieser Schreckenstat ist jeder Nerv.
Komm, täuschen wir mit heiterem Blick die Stunde:
Birg, falscher Schein, des falschen Herzens Kunde! (Macbeth, Aufzug II, 1.Szene)
Als die Tat vollbracht ist, kommt Macbeth aber nicht zur Ruhe, sondern er sieht nun seine neu gewonnene Macht immer wieder durch die Taten der Vergangenheit bedroht. Außerdem muß Macbeth immer wieder an die Hexen denken, die Banqous als den Ahnherr einer Reihe von Königen priesen. Damit wäre seine Herrschaft ebenfalls bedroht:
Oh! von Skorpionen voll ist mein Gemüt:
Du weißt, Geliebte, Banqou lebt und Fleance. (Macbeth, Aufzug III, 3.Szene)
Er läßt Banqou töten. An dieser Tat erkennt man, daß Böses immer wieder Böses nach sich zieht.
Sündentsproßne Werke
Erlangen nur durch Sünden Kraft und Stärke. (Macbeth, Aufzug III, 3.Szene)
Es fordert Blut, sagt man:
Blut fordert Blut. (Macbeth, Aufzug III, 4.Szene)
Macbeth ist in einen Teufelskreis hineingeraten, dem er sich nicht mehr entziehen kann. Er muß immer mehr Menschen aus dem Weg räumen, fühlt seine Herrschaft immer mehr bedroht und wird auf diesem Wege zum Tyrann. Auch sein Seelenheil hat gelitten: Er wird von Wahnvorstellungen verfolgt und findet keine Ruhe mehr, bis er am Schluß genau so besiegt wird, wie es ihm die Hexen geweissagt hatten.
Es ist seine Frau, Lady Macbeth, die ihn durch ihr kalt geplantes Handeln zur Tat treibt.
Obwohl sie eigentlich eine liebende Ehefrau darstellt, die sich fürsorglich um den Hof und das Leben ihres Mannes kümmert, ist sie besessen von dem Gedanken, Königin zu werden. Schließlich beschwört sie sogar Geister und Dämonen, um sie für die Tat zu wappnen:
Kommt, Geister, die ihr lauscht
Auf Mordgedanken, und entweibt mich hier; Füllt mich vom Wirbel bis zur Zeh', randvoll,
Mit wilder Grausamkeit! (Lady Macbeth, Aufzug I, 5.Szene)
Sie ist der Meinung, daß ihr Mann zu weich und nicht grausam genug ist, das einzufordern, was er verdient. Deshalb muß sie es auf sich nehmen, ihren Mann zur Tat zu drängen und für eine sinnvolle Durchführung zu sorgen.
Eil hieher,
Auf daßich meinen Mut ins Ohr dir gieße; Und alles weg mit tapfrer Zunge geißle,
Was von dem goldnen Zirkel dich zurückdrängt (Lady Macbeth, Aufzug I, 3. Szene)
Aber auch sie wird nicht glücklich mit der auf so grausame Weise erworbenen neuen Macht. Sie kann die Bluttat nicht aus ihrem Gedächtnis verdrängen und wird wie ihr Mann davon geplagt, nie zur Ruhe kommen zu können. Wenn sie dann doch einmal einschläft, wandelt sie umher und versucht, imaginäres Blut von ihren Händen zu waschen. Zum Schluß ist sie eine gebrochene Frau, und als einziger Ausweg aus der Misere bleibt der Tod. Es wird nicht ausgesprochen, daß sie sich selber das Leben genommen hat, ist aber sehr wahrscheinlich. Außer den beiden Hauptcharakteren Macbeth und Lady Macbeth ist in diesem Stück keine andere Person so detailliert beschrieben. König Duncan ist ein guter alter Mann, der einfach nicht das Böse in einem Menschen sehen kann. Malcolm ist eine etwas ausgekochtere Version seines Vaters. Nur bei seinem Dialog mit Macduff in England kommt etwas Tiefe in den Charakter dieser Person. Dann ist da noch Banqou: Auch ihm wurde von den Hexen großes für seine Nachfahren geweissagt. Aber im Gegensatz zu Macbeth bleibt er sich selber und seinem König treu. Zwar wurde er das Opfer eines Mordanschlages, aber für ihn hat sich die Prophezeiung im Laufe der Zeit im Guten erfüllt. Sogar Macduff, der schließlich zu Macbeths Verhängnis wird, ist nicht näher beschrieben. Man weiß nur, daß er sogar seine Familie verlassen hat, um Hilfe für sein Land aus England zu holen. Alles, in was wir nach dem Tod Macbeths mit Sicherheit vertrauen können, ist, daß Schottland von nun an von diesen Männern weise und gut regiert werden wird.
3.4 Die Sprache des Stückes
Die Originalsprache des Stückes war Englisch, und man darf nicht vergessen, daß Shakespeare vor 400 Jahren gelebt hat, und daß manche Worte im heutigen Sprachgebrauch einfach nicht mehr vorkommen, und daß die Art, wie die Charaktere sprechen, ebenfalls aus einer anderen Zeit stammt. Vielen Leuten fällt es schwer, die Stücke von Shakespeare zu lesen, da sie aufgrund der Sprache die Handlung einfach nicht verfolgen können. Meine eigene Erfahrung ist, daß dieses hilflose Suchen zwischen den Zeilen nach der Handlung nur einigen Seiten andauert. Wenn man erstmal die Systematik der Sprache verstanden und sich daran gewöhnt hat, kann man auch mehr auf die Feinheiten achten, und seine Freude an den Formulierungen Shakespeares finden. Weiter muß man bei dem Lesen einer deutschen Übersetzung daran denken, daß sich manche Ausdrücke und Sätze nicht wortwörtlich übersetzen lassen, und im Vergleich zu der Originalsprache geht auf diese Weise leider ein Teil der Wirkung verloren. Ein gutes Beispiel bietet ein Leitmotiv des Stückes, mit dem die Hexen ihren ersten Auftritt beenden
Schön ist h äß lich, h äß lich schön: Schwebt durch Dunst und Nebelhöhn! (Hexen, Aufzug I, 1.Szene) und das von Macbeth aufgegriffen wird
So schön und h äß lich sah ich nie 'nen Tag. (Macbeth, Aufzug I, 3.Szene)
Es wirkt wie eine Beschwörung, durch die er die Hexen herbeiruft. Im englischen Original
Fair is foul, and foul is fair: Hover through the fog and filthy air. (Hexen, Aufzug I, 1.Szene)
wirkt diese Beschwörungsformel meiner Meinung nach besser, da die Worte eine eigene Melodie haben, die das Geheimnisvolle und die Magie noch besser beschreibt, die in diesen Momenten am Werke ist. Auch Macbeths Part
So foul and fair a day I have not seen. (Macbeth, Aufzug I, 3.Szene) scheint im Englischen besser zu dieser Situation zu passen. Zwar ist der Originaltext wörtlich und auch sinngemäß gut übersetzt, aber die Gegenüberstellung der Worte foul und fair zeigt schon durch den Wortlaut besser, was Shakespeare mit diesem Wortspiel ausdrücken wollte: Das schön und häßlich, gut und böse sehr nahe zusammen liegen, daß sie manchmal sogar ineinander übergehen und der Schritt von der einen zur anderen Seite manchmal sogar unmerklich vonstatten geht, ohne daß man etwas dagegen tun kann. Eben dies ist Macbeth passiert.
Im Stück finden sich noch viele dieser Übersetzungsschwierigkeiten, aber ich denke, diese eine veranschaulicht das Problem ganz gut. Alle anderen Textkritiken aufzuzählen wäre hier an dieser Stelle jetzt zuviel.
3.5 Über das Werk
Shakespeares wichtigste Quellen für dieses Stück waren Raphael Holinsheds "Chronicels of England, Scotland and Ireland" (1577), die bereits den nötigen Stoff für seine Historiendramen hergaben. Die mehr legendären als historisch belegten Ereignisse der Regierungszeit des schottischen Königs Macbeth (1040-1057) drängte er in diesem Werk in einen kaum drei Monate umspannenden Zeitraum zusammen.
Hieran kann man erkennen, daß es Shakespeare nicht so sehr um den historischen Stoff als um die Darstellung des Bösen geht. Während der ganze Tragödie herrscht eine nächtliche, finstere Stimmung vor, die außerordentlich suggestiv ist und sein Darstellungsziel noch weiter unterstützt. Im 18. und 19. Jahrhundert gehörte "Macbeth" zu den beliebtesten Shakespearestücken. In Deutschland übersetzte u. a. Schiller das Drama, und Goethe inszenierte es 1800 in Weimar. Zu den theatergeschichtlich wichtigsten Aufführungen gehört die expressionistische Inszenierung von Max Reinhardt von 1916 in Berlin. In den verschiedensten Inszenierungen regte die Figur des Macbeth zu den vielfältigsten Deutungen an: Er wurde zugleich als Opfer (seiner Frau) und Täter, als Schurke und größenwahnsinniger Träumer, als gefühlloser Barbar und Held gesehen und sogar als grotesker Totentänzer und als eine Art mönchischer Hamlet dargestellt.
In keiner Weise ist das Thema des Macbeth in seiner Aktualität durch die vergangenen Jahrhunderte getrübt worden. Auch in der heutigen Zeit haben viele Diktatoren als mutige Soldaten angefangen und sind als verrückte Zerstörer geendet. Die Grenze zwischen nötiger Kriegsführung und machthungriger Zerstörungswut ist heute noch genauso schmal wie damals. Wegen dieser und einiger anderer Gründe erregt das Stück, das vor vierhundert Jahren geschrieben wurde und von einem Mann handelt, der sechshundert Jahre vor Shakespeare selber gelebt hat, immer noch die gleiche Aufmerksamkeit wie damals. Es fasziniert und erschreckt den Leser gleichermaßen.
Eine andere Bedeutung dieses Stückes liegt im eher spirituellen Geschehen: Zum Schluß hat sich die Weissagung für Macbeth erfüllt, indem er gehandelt hat, und für Banqou, indem er nicht gehandelt hat.
Damit hat Shakespeare im Prinzip in seinem Stück eine Moral versteckt: Auch wenn man seine Zukunft kennt: Woher soll man wissen, ob man sie gerade damit herbeiführt, indem man handelt? Vielleicht ändert sich das Schicksal auch gerade dadurch! Die Zukunft ist nicht festgelegt: Es kommt darauf an, was man daraus macht!
3.6 Verdis Macbeth
Die Oper Macbeth entstand Mitte des 19. Jahrhunderts für das Teatro della Pergola in Florenz. Die Theaterinhaber hatten mit Giuseppe Verdi (1813-1901) ein Werk vereinbart, in dem vor allem die "phantastischen Gattungen" im Vordergrund stehen sollten. Das Publikum wollte Hexen, Erscheinungen, Weissagungen und wilde Schauplätze sehen. Dies war vor allem auf eine neue Mode zurückzuführen, die in Italien Einzug gehalten hatte: Die englische Romantik mit ihren "Gothic Novels", in denen das Böse und Häßliche dem Publikum vorgeführt werden sollte. Die meisten Komponisten, Sänger und das Publikum hatten sich diesem Trend aber noch nicht ganz ausgeliefert: Das Dämonische wurde in die Charakterisierung und die Gestaltung der Partien zurückgedrängt; das Prinzip des schönen Gesangs stand immer noch im Vordergrund. Der Hauptgrund für diese neue Mode war wohl vor allem, daß die mittelalterlichen und schottischen Motive einfach etwas Abwechslung in die italienische Opernproduktion brachten, wie davor schon die Türken und Indianer mit ihrer Exotik begeistert hatten.
Verdi mußte sich zunächst zwischen drei Vorlagen entscheiden: Macbeth, Schillers Die Räuber und Grillparzers Die Ahnfrau. Verdi war zu dieser Zeit mit seinen 33 Jahren schon ein gefeierter Opernkomponist, und so konnte er es sich erlauben, von dem standardisierten Vorbild der romantischen Oper abzuweichen und sich mit Macbeth an eine ganz neue Form des Musikdramas heranzuwagen. Für ihn war die Charakterisierung der Figuren das oberste Ziel: Ihre Entwicklung, ihr Verhältnis zueinander, ihr innerer Zustand sollte dargestellt werden. Im Text sollten keine überflüssigen Worte stehen, damit die Musik ohne weitschweifige Wiederholungen auskam. Er ging sogar so weit, den Sängern und dem Publikum den "schönen Gesang" zu verweigern: Die Lady sollte eine "rauhe, erstickte, hohle Stimme" haben, und auch dem Bariton, der Macbeth darstellen sollte, legte er folgendes nahe: Er sollte nur auf den Text und die Darstellung achten, die Musik käme dann schon von alleine. Verdi wollte es den Sängern außerdem ermöglichen, mit gedämpfter Stimme zu singen, und so wählte er für das Duett zwischen Lady Macbeth und ihrem Gatten, das immer noch einen der Höhepunkte in diesem Werk bildet, eine spezielle Orchesterbesetzung (Flöte, Englisch Horn, Klarinette, Hörner, Fagotte, Pauken und gedämpfte Streicher). Als Verdi die Oper 18 Jahre später für die Pariser Oper überarbeitete, ließ er dieses Duett unverändert. Die Pariser Ansprüche verlangten von ihm, wenigsten noch ein Ballett und einen Schlußchor einzufügen, aber er erkannte, daß er um weitere Veränderungen nicht herumkam. Schließlich führten die Änderungen dazu, daß die Rolle der Lady Macbeth größeres Gewicht erhielt: Ihre Rolle als treibende Kraft und zugleich ihr finster entschlossener Wille, der alle Skrupel beiseite drängt, traten immer mehr in den Vordergrund. Außerdem endete die Neufassung im Gegensatz zu der alten nicht mit Macbeths Tod sondern mit einer Siegeshymne, die den Triumph des Volkes über den Tyrannen ausdrückte. Die Premiere 1847 in Italien war ein großer Erfolg, aber die Pariser nahmen das neue Stück weniger begeistert auf. Auch später gehörte Macbeth zu den weniger bekannten und unterschätzten Werken Verdis, dem diese Oper seinerseits viel bedeutete.
4. Nachwort
"Endlich ist es fertig!!!" Das war das erste, was ich gedacht habe. Es war aber auch echt eine Menge Arbeit. Wahrscheinlich wissen die wenigsten aus unserem Jahrgang, wie viele Stunden sie für diese Jahresarbeit gearbeitet haben. Ich jedenfalls weiß nichts, außer daß es eine ganze Zeit gedauert hat. Jetzt, wo ich fertig bin, macht mir das gar nichts mehr aus. Ich bin nur noch stolz darauf, was ich geschafft habe, und traurig über das, was ich gerne noch mit eingebracht hätte, wofür dann aber die Materialien, die Zeit und die Seiten gefehlt hätten. Zum Beispiel hätte ich noch gerne einige Beispiele über Inszenierungen von Macbeth im heutigen Theater besprochen. Das scheiterte daran, daß ich zwar genug Staatstheater in ganz Deutschland angeschrieben hatte, diese sich aber nicht ganz so kooperativ herausstellten, wie ich es mir gewünscht hätte. Insgesamt bekam ich nur zwei Antworten: Eine vom Staatstheater Cottbus, das mir einiges an Materialien über Verdis Oper zukommen ließ, und das ich auch sehr gut verwenden konnte. Dann bekam ich noch einen Brief vom Staatstheater Kassel, das mir freundlich mitteilte, daß sie Shakespeares Macbeth seit über 30 Jahren nicht mehr aufgeführt hatten, und kein Material dazu mehr vorhanden war. So etwas nenne ich eine Pleite!
Ich habe also das Beste aus dem vorhandenen Material gemacht, und nach einigen (nicht geringen) Schwierigkeiten mit meinem Computer, die aber nicht persönlicher Natur waren ("Der Computer: Mein bester Freund!"), und die hoffentlich nach Fertigstellung dieses Nachworts nicht wieder auftauchen werden, ist die Jahresarbeit nun hoffentlich in einem Zustand, in dem man sie gerne und mit Freude liest.
PS: Vielleicht geschieht ja sogar ein Wunder, und andere Leute finden nach dieser Arbeit gefallen an so einem "trockenen" Stoff wie Shakespeare!!!
5. Quellenangaben
- Bibliographisches Institut, Lexikonredaktion: Meyers Handbuch über die Literatur, Allgemeiner Verlag, Mannheim 1970
- Dale, Vera K. G.: Shakespeare and the Age that made him (engl.), Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1971
- Gibson, Rex: Cambridge School "Shakespeare - Macbeth" (engl.), Cambridge University Press, Cambridge 1993
- Harenberg: Schauspielführer (zugesendete Kopie)
- Internet: Life and Times of William Shakespeare (engl.), http://www.stratford.co.uk/hislife/hislife.html 1997
- Mahoney, John und Martin, Steward: Letts Study Aids "Shakespeare - Macbeth" (engl.), Charles Letts & Co Ltd, London 1987
- Microsoft Encarta - CD-Rom: Shakespeare, William, Microsoft Corporation 1993
- Paris, Jean: William Shakespeare in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowolth Verlag, Leck 1958
- Schirmer, Walter F.: Geschichte der englischen und amerikanischen Literatur, Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1968
- Shakespeare, The Alexander: Macbeth (engl.), Wm. Collins Sons and Co. Ltd., Klett Edition, Glasgow 1972
- Shakespeare, William: Macbeth (engl.), Verlag Lambert Lensing, Dortmund
- Shakespeare, William: Macbeth, Tragödie, Reclam Verlag, Stuttgart 1970
- Spotlight (Zeitschrift): In the Footsteps of the Bard of Avon (engl., Kopie aus dem Englischunterricht)
- Staatstheater Cottbus: Programmheft "Verdis Macbeth", Oper - Konzertant
6. Erklärung zur eigenständigen Abfassung der Facharbeit
Ich versichere hiermit, daß ich diese Facharbeit selbständig verfaßt, keine anderen als die
angegebenen Hilfsmittel verwendet habe und daß sämtliche Stellen, die benutzten Werke im Wortlaut oder dem Sinne nach entnommen sind, mit Quellenangabe kenntlich gemacht wurden.
[...]
1 Diplom des heraldischen Kollegiums, in Paris, Jean: William Shakespeare in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlt Verlag, Leck 1958, Seiten 44-45
2 Paris, Jean: William Shakespeare in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlt Verlag, Leck 1958, Seite 65
3 Paris, Jean: William Shakespeare in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlt Verlag, Leck 1958, Seite 72
4 vergleiche: Paris, Jean: William Shakespeare in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Rowohlt Verlag, Leck 1958, Seite 65
- Arbeit zitieren
- Annika Vey (Autor:in), 1998, William Shakespeare - Macbeth, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97700
-
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