Der Wertekosmos der Jugendgeneration im 21. Jahrhundert


Seminararbeit, 2000

21 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definition Wert

3. Definition Jugend

4. Bild der Jugend in der Gesellschaft

5. Der Wertekosmos der Jugendgeneration im 21. Jahrhundert
5.1. Wertdimension Autonomie: Kreativität und Konfliktfähigkeit
5.2. Wertdimension Menschlichkeit: Toleranz und Hilfsbereitschaft
5.3. Wertdimension Selbstmanagement: Disziplin und Einordnungsvermögen
5.4. Wertdimension Attraktivität: Gutes Aussehen und materieller Erfolg
5.5. Wertdimension Modernität: Teilhabe an Politik technischem Fortschritt
5.6. Wertdimension Authentizität: Persönliche Denk- und Handlungsfreiheit
5.7. Wertdimension Familienorientierung: Partner, Heim und Kinder
5.8. Wertdimension Berufsorientierung: Gute Ausbildung und interessanter Job

6. Wie kam es zum Wertwandel

7. Resümee

1. Einleitung

,,Werte legt erst der Mensch in die Dinge, sich zu erhalten, - er schuf erst den Dingen Sinn, einen Menschen-Sinn! Darum nennt er sich, Mensch`, das ist: der Schätzende." (Nietzsche) 1

Eine radikale Kritik aller objektiven und subjektiven Wertsetzungen und Umwertung aller Werte findet sich in der Philosophie Friedrich Nietzsches. Er zerstörte die in der abendländischen Tradition überlieferten Werte und Normen und führte bis zu seinem geistigen Zusammenbruch, einen Kampf gegen die überlieferte Philosophie, Religion und Moral. Zu den Hauptthemen seiner Moralkritik gehört die Frage nach der Herkunft, dem Ursprung der Wertbegriffe Gut und Böse. Dies ist für Nietzsche gleichbedeutend mit der Frage, unter welchen Bedingungen sich der Mensch jene Werturteile erfand. Ursprünglich, das ist seine Hauptthese, wird alles Geschehen von den Instinkten beherrscht, die sich als Wille zur Macht manifestieren. Das Leben selbst wertet in den zwei Kategorien: Stärke und Schwäche. Die aus dem nach Macht strebenden, lebenserhaltenden Instinkt hervorgehenden Wertsysteme sind gekennzeichnet durch Stärke, Gesundheit und Macht. Im Unterschied zu allen anderen Lebewesen ist der Mensch das ,,abschätzende Tier an sich". Schätzen und Werten gehört zu den Grundtätigkeiten des Menschen und unterscheidet ihn vom und erhebt ihn über das Tier. Dadurch ergibt sich für den Menschen eine moralische Interpretation der Welt, die den Wert ,,gut" setzt um das Schlechte und das Schwachen zu überwinden. Moral und Werte sind für Nietzsche die Lehre von den Herrschaftsverhältnissen, unter denen das Phänomen Leben entsteht. Er geht davon aus, daß es keine angeborenen Werte und Normen gibt, sondern, daß als Maßstab der Beurteilung die Tatsache gilt, ob moralische Normen und Werte die menschliche Entwicklung hemmen oder fördern, ob sie Zeichen von Notstand, Verarmung oder Entartung des Lebens sind, oder ob sich umgekehrt in ihnen Kraft, Reichtum, der Lebenswille, des Lebens Mut, Zuversicht und Zukunft widerspiegelt.2

Gerade in jüngster Vergangenheit wird immer häufiger über den Wertverfall unter Jugendlichen geklagt. Konsumverwöhnt, drogenabhängig, gewalttätig, unhöflich und frech! Mit diesen Vorurteilen müssen die Jugendlichen von heute kämpfen. Aber die Vorwürfe der Erwachsenen an die heranwachsende Generation sind in abendländischer Tradition seit mehr als 2000 Jahren zu hören. Griechische und römische Dichter und Philosophen sprechen von einem erschreckenden Wertverfall und beklagen unter anderem die Ziellosigkeit, Rücksichtslosigkeit, Gleichgültigkeit, Respektlosigkeit und Genußsucht dieser Generation. ,,`Noch keine Generation` so der Bremer Soziologe Gerhard Amendt, `mußte sich so früh eigene Grenzen und Werte suchen.`"3 Welche Zukunftsperspektiven haben die Jugendlichen von heute, von welchen Werten und inneren Motivationen werden ihre Handlungen beeinflußt? Immer häufiger werden sie als Nofuture-Kids bezeichnet.

Da ich tagtäglich mit Jugendlichen zu tun habe, und mich selbst auch noch zu der Generation der Jugendlichen zähle, möchte ich mich näher mit den Orientierungsleitlinien und den Zielvorstellungen dieser Generation beschäftigen.

2. Definition Wert

Zuerst muß der Begriff Wert genauer definiert werden, wenn sinnvoll über die Werte der Jugendlichen des 21. Jahrhunderts diskutiert werden soll.

,,Werte sind Bestandteile von Codices oder Standards, an denen über einen längeren Zeitraum lang festgehalten wird"4 Werte sind Zielvorstellungen und Orientierungsleitlinien für jedes menschliche Handeln und sozialem Agieren innerhalb einer Kultur, Gesellschaft und Subkultur, so daß jedes menschliche Individuum von individuellen und persönlichen Werten geleitet wird. Jeder bildet sich so seine individuelle Lebensbiographie. Werte entstehen als Ergebnisse von soziokulturellen Entwicklungs- und Wandlungsprozessen innerhalb einer Gesellschaft und unterliegen einem stetigen Wandel, dem Wertwandel. Sie entstammen nicht dem Geist eines Individuums oder etwa aus einem Reich ewiger Werte, sondern werden durch die Gesellschaft einem Individuum vermittelt. Deshalb sind sie abhängig von der Geschichte, Kultur und Lebenssituation, in der sich ein Individuum befindet und sind auch bewußt wandelbar. ,,Sie sind kulturspezifisch typisiert und wiederum maßgeblich an der Prägung der Eigenart der jeweiligen Kultur beteiligt."5 Der Einfluß, den Werte auf eine Kultur ausüben, sowie der Einfluß einer Kultur auf die Werte innerhalb einer Gesellschaft, ist bedeutend. ,,Werte wirken als Standards selektiver Orientierung für die Richtung, Ziele, Intensität und für die Auswahl der Mittel des Handelns von Angehörigen einer bestimmten Kultur und Gesellschaft."6 Ordnen sie Handlungsgegenstände, Verhaltensweisen und auch Handlungsziele einem Kontinuum von Zustimmung und Ablehnung zu, ,,organisieren" Werte ein Handlungssystem. Daraus ergibt sich eine für die darauf folgende empirische Wertforschung bedeutende und richtungsweisende Begriffsdefinition des Wertbegriffs: ,,Ein Wert ist ein (implizites oder explizites) unterscheidendes Konzept (conception) für die Unterscheidung von Individuen oder Gruppen, für das Wünschbare (desirable), das die Auswahl der verfügbaren Handlungsweisen (modes), Handlungsmittel (means) und Handlungsziele (ends) beeinflußt."7 Ein Wert ist also das

Wünschbare, das die Entscheidungen eines Individuums beeinflußt. Dabei muß man jedoch das Wünschbare vom Gewünschten unterscheiden. Das Werthafte einer Entscheidung macht nicht das Erwünschen von Gütern für sich aus, sondern die Verfügung über Maßstäbe, nach denen etwas Erwünschtes bevorzugt wird. Werte sind der Spiegel des Wünschenswerten einer Kultur und eines einzelnen Individuums, und stellen somit die entscheidenden Elemente einer Kultur dar. Sie entscheiden, was für eine Kultur und für die einzelnen Individuen erstrebenswert und sinnhaft, sowie von Bedeutung ist. Da der Mensch im Laufe der Evolution seine Instinkte immer mehr reduziert hat, zeigt er Verhaltensunsicherheiten. Werte dienen dazu, diese Unsicherheiten zu kompensieren und zu entlasten. Sie geben dem Individuum Sicherheit und Halt in der Gesellschaft und dienen dazu, die in der Gesellschaft vorhandenen zahlreichen und konkret ausgeprägten sozialen Normen sinnhaft zu legitimieren und zu fundieren. Normen wiederum rechtfertigen und stimmen das Verhalten des Einzelnen innerhalb der Gesellschaft in unterschiedlichen Situationen des Alltags ab. Da soziale Normen mit Sanktionen verbunden sind, sind auch Werte indirekt sozial sanktioniert. Werte werden als weltanschaulich-ideologische Legitimationsinstrumente unter anderem zur Gewinnung, Festigung oder zur Senkung von Herrschaft und Macht eingesetzt. Werte sind entscheidend an der Determination und Bestimmung der Herausbildung und Gestaltung von sozialen und kulturellen Institutionen und Objektivationen beteiligt und wirken wiederum festigend oder natürlich auch wandelnd auf vorhandene Werte zurück. Während der Sozialisation werden Werte im Zusammenhang mit Normen und Rollen verinnerlicht und kommen in persönlichen Wertorientierungen zum Ausdruck. Sie beeinflussen entscheidend wiederum konkretere, lebenspraktisch ausgerichtete Auffassungen, Interessen, Sinnvorstellungen, Präferenzen Wünsche und Hoffnungen. Die Wenigsten erkennen auf Grund dieser Verflechtung und Internalisierung, daß seine eigenen individuell- subjektiven Zielvorstellungen und seine persönlichen Motivationen mehrheitlich durch erfahrene und erlernte Werte geprägt worden sind. Eben durch diese ,,Wertbewußtlosigkeit" wird die Steuerungs- und Einflußkraft von Werten oft nicht wahrgenommen, ignoriert und unterschätzt.

Die Werte einer Gesellschaft und Kultur bringen ein bisher nicht rational und präzis gebundenes System, mit Merkmalen einer hierarchischen Struktur hervor. Die höchsten Werte, die Ideal- oder auch Grundwerte, sind identisch mit den ,,terminal values" (M. Rokeach), den Terminalwerten, die nur auf die angestrebten Endziele und Ziele der Menschheit ausgerichtet sind, wie zum Beispiel ein annehmbares Leben, Weltfrieden und Gleichheit. Darauf folgen die ,,instumental values", die instrumentellen Werte, die als Sollvorstellungen auf Mittel und Handlungsweisen zur Erreichung von Terminalwerten gerichtet sind. Diese instrumentellen Werte decken sich mit moralischen Werten und Tugenden und sind weniger abstrakt und ausgedehnt als die Terminalwerte. Instumentelle Werte sind zum Beispiel Ehrgeiz, Verantwortung, Logik und Hilfsbereitschaft. Eine andere Kategorie von Werten setzt sich aus objektgerichteten Wertschätzungen zusammen, die sich auf konkrete Aspekte und Gebiete des sozialkulturellen Lebenszusammenhangs beziehen, wie zum Beispiel der Umweltschutz, Gesundheit oder Familie.8

Im Alltag üben bestimmte intrumentelle Werte, wie berufliche Leistung, betriebliche Effizienz und das in der Gesellschaft bedeutsame wirtschaftliche Wachstum, die der Realisierung der Terminalwerte dienen müßten, im Zusammenhang mit gefestigten Interessen und Anspruchshaltungen nicht selten eine stärkere Wirkung auf das tatsächliche Verhalten aus. ,,Insbesondere das Vorherrschen ökonomisch ausgeprägter Werte in der modernen Leistungs- und Wohlstandsgesellschaft trägt maßgeblich dazu bei, daß oft proklamierte Ideal- und Grundwerte keineswegs anspruchsgerecht vorgelebt und verwirklicht werden: Unterschied bzw. Widerspruch zwischen dem proklamierten Wertsystem auf der verbal- ideellen Ebene und dem verhaltensbestimmenden Wertsystem auf der Ebene alltäglicher Lebenspraxis."9

Die heutige Gesellschaft setzt sich aus verschiedenen Gegen- und Subkulturen, Subsystemen, Regionen, sozialen Schichten, ethnischen Minderheiten, sozialen Bewegungen, Lebensstilgruppen und Milieus zusammen. Dies und auch die Bestrebungen nach individueller Autonomie und Persönlichkeitsentfaltung tragen zu der Pluralisierung und zum Teil auch gegensätzlicher Aufgliederung des Wertsystems bei. Damit lassen sich die Schwierigkeiten erklären, ein für die Gesamtgesellschaft bedeutendes Wertsystem empirisch- analytisch zu ermitteln.

,,Da das dominante und zugleich sub- oder sogar kontrakulturell kritisierte Wertsystem selbst innerhalb der (mittelschichtgeprägten) Mehrheitskultur bereichsspezifisch, sozialkulturell und individuell mannigfaltig variiert wird, kann ein zentrales Wertsystem allenfalls auf kognitiver Ebene als ein abstrakter Durchschnittstypus dargestellt werden."10

Aus der Zunahme der Zerfallserscheinungen, des Pluralismus, und den Widersprüchen des Wertsystems resultieren wachsende Spannungen, Konflikte und desitegrative Prozesse innerhalb der Gesellschaft und einer Kultur. Orientierungsschwierigkeiten und die zunehmende psychische Belastung der Persönlichkeit sind weitere problematische Folgen. 11,,Um so größer wird die Notwendigkeit der Herausbildung eines Minimalkonsenses hinsichtlich allgemein akzeptabler und verpflichtender Grundwert"12

3. Definition Jugend

Die Altersphase Jugend beginnt zeitgleich mit dem Einsetzen der Pubertät (ca.13. Lebensjahr), durch das Einsetzen der Sexualreife nach dem Abschluß der Altersphase Kindheit. In der Altersklasse der 13- bis ca.25jährigen gibt es typische ,,jugendliche" Verhaltensweisen und Einstellungen, und diese Altersgruppe grenzt sich eben dadurch von anderen Altersgruppen ab. Die Lebensphase Jugend ist biologisch mitbestimmt, aber sozial sowie kulturell ,,überformt", und ist die Phase der Persönlichkeitsentwicklung, in der das Individuum lernt, selbständig in allen gesellschaftlichen Bereichen zu handeln. Man bezeichnet Jugend als Subkultur mit bestimmten Auffassungen, Werten, Normen, sozialen Strukturen und Verhaltensweisen, die von denen der Mehrheitskultur oder dominanten Kultur deutlich und oft auch in konfliktträchtiger Weise abweichen. Jugend ist aber auch etwas begehrenswertes. Jugendlichkeit ist ein begehrtes Gut und wird in den Medien und der Werbung angepriesen und eingesetzt. Darüber, wann diese Lebensphase endet, und das Erwachsensein einsetzt, ist schwer zu bestimmen, außer, daß sie mit dem endgültigen Finden der persönlichen und sozialen Identität abgeschlossen ist. Durch die ökonomische Selbständigkeit der Heranwachsenden, kennzeichnen Merkmale, wie eigenes Einkommen, eigener Haushalt oder eigene Familie nicht mehr den Abschluß der Jugendphase. ,,Jugend ist in der Definition der Kultur-Anthroprologin Margaret Mead (1901-1978) eine ,,Als-ob-Periode", in der Höhen der Erwartung und tiefe Enttäuschungen gemacht werden können, ohne mit endgültigen ökonomischen, sozialen oder psychologischen Konsequenzen verknüpft zu sein."13 Aber ob die Jugendphase ein Schonraum oder eine Phase der besonderen Belastung darstellt, hängt im wesentlichen von allen Bezugspersonen und Bezugsgruppen ab, und ist auch empirisch schwer entscheidbar. Die ältere Generation hat Probleme, die heutige Jugend zu verstehen, da sie ja auf Grund härterer Lebensbedingungen, kürzerer Schulzeit und oft harte Lehrzeit, keine vergleichbare Jugendzeit erlebt hat.14

4. Bild der Jugend in der Gesellschaft

Ein babylonischer Schreiber urteilte vor Jahrtausenden über die damalige Jugend, sie sei gottlos, faul und böse, sie werde nie wieder so werden wie die Jugend vorher, und es werde ihr nie gelingen, die Kultur zu erhalten.

Auch die vorherrschende Meinung in den Medien von heute stimmt diesem Zitat übertragen auf die heutige Jugend zu und ergänzt sie durch weitere negative Zitate. Auch in der Schulumfrage des Instituts für Demoskopie beschreiben 900 befragte Lehrer ihre Schüler als ausgeprägt materialistisch eingestellt und als kaum sozial engagiert. Neugierde und

Fröhlichkeit werden von den Lehrern in dieser Altersstufe vermiß. Das politische Interesse sei unter Jugendlichen gering, ebenso die kaum noch erkennbare Religiosität.15 Opaschowski verkündet, daß aus den Kindern von Karl Marx und Coca-Cola die Kinder von Walt Disney und Bill Gates geworden sind und prophezeit schreckliche Folgen: Die Jugendlichen werden in einer reizüberfluteten Umwelt groß und werden zu ,,Scannern", die nur noch registrieren, was ihnen wichtig ist. Aber gerade in jüngster Zeit werden in den Medien auch positive Bilder der Jugend publiziert, die dieser negativen Pauschalisierung entgegenwirken. ,,Frißt die elektronische Revolution unsere Kinder? Wächst eine Generation von aggressiven und verhaltensgestörten Cyber-Zombies heran? Ein Sternartikel kommt zu ganz anderen Ergebnissen:16 Familien sind in und die deutschen Jugendlichen unheimlich normal"

Früher, so meinen nicht nur ältere Pädagogen, hatten Jugendliche Vorbilder wie Albert Schweitzer oder Mahatma Gandihi. Heute würden viele Jugendliche sie gar nicht mehr kennen, wüßten dafür die unglaublichsten Details über ihre Lieblingsstars von Kelly-Family bis Leonardo di Caprio. In den Wirren der heutigen Gesellschaft mit neuen Werten und neuen Anforderungen, kommen hauptsächlich die Erwachsenen nicht mehr zurecht und setzt die eigene Ratlosigkeit dann gerne in Jugenddebatten um und projizieren die eigenen Probleme auf die Jugendgeneration. Der oft diagnostizierte Wertverfall, die wachsende Gewaltrate, und die wachsende Orientierungslosigkeit führen dazu, daß die Gesellschaft mit und an den Jugendlichen leidet. Die Jugendlichen werden dabei als Projektionsfolie mißbraucht und damit zum schwarzen Schaf der Gesellschaft. Dabei ist es nicht angebracht, Jugendliche für die mangelnde gesamtgesellschaftliche Anpassungs-, Integrations- und Entwicklungsleistung verantwortlich zu machen. Außerdem ist es nicht erwiesen, daß Jugendliche an dem leiden, was die Erwachsenen für leidenswert erachten.17

Thesen

- Die Medien transportieren ein Bild von der Jugend, das sich hauptsächlich an extremen Gruppierungen, seien es positiv oder negativ beurteilte, orientiert. So prägen Drogen, Techno und Sieger bei ,,Jugend forscht" die Jugendbilder der Gesellschaft.
- Die fortschreitende Differenzierung und die kürzeren Halbwertzeiten von Jugendkulturen erschweren die Vermittlung eines Bildes von Jugend. Damit einher geht der Verlust eines einheitlichen Bewußtseins der Jugendlichen als gesellschaftliche Gruppe Jugend.
- Auch die Tatsache, daß Jugend zum knappen Gut der Gesellschaft wird, trägt nicht dazu bei, realistische Bilder entstehen zu lassen. So schwanken Bemühungen relevanter, gesellschaftlicher Institutionen hilflos zwischen Ausgrenzung und Vereinnahmung.
- Ohnehin scheint nicht Erkenntnisinteresse der wesentliche Grund für das Entstehen von Jugendbildern zu sein. Vielmehr gewinnt man den Eindruck, daß die ,,erwachsene" Gesellschaft am Beispiel Jugend ihre eigenen Probleme diskutiert. Es sei hier nur an die Bilder der ,,no-future-Generation"; der ,,Null-Bock-Mentalität" und der ,,Aussteigergeneration" der 1980er Generation erinnert.
- Das Bild der Jugend in der Gesellschaft reflektiert das Problembewußtsein und den Stand des Nachdenkens der Gesellschaft über sich selbst.18

5. Der Wertekosmos der Jugendgeneration im 21. Jahrhundert

Ich werde mich im folgenden Kapitel näher mit den einzelnen Wertdimensionen beschäftigen, die von Jugendlichen im 21. Jahrhundert vertreten werden. Es handelt sich um folgende Dimensionen:

Autonomie

Menschlichkeit

Selbstmanagement Attraktivität

Modernität Authentizität

Familienorientierung Berufsorientierung

Ich werde im Folgenden die Wesensarten der einzelnen Wertdimensionen genauer untersuchen, beschreiben und Interpretationsmöglichkeiten aufzeigen.

5.1.Wertedimension Autonomie: Kreativität und Konfliktfähigkeit

Die Wertdimension Autonomie beschreibt die Wichtigkeit von selbständigem und selbstbestimmten Handeln. Es ist für Jugendliche von großer Bedeutung, eigene Ideen zu entwickeln, eigene Meinungen und Standpunkte zu kreieren und diese selbstsicher zu vertreten, ohne dabei den Konflikt zu scheuen. Das moderne Autonomiebewußtsein grenzt den Einzelnen gegenüber den Ansprüchen und Handlungserwartungen der Gesellschaft oder anderen Mitbürgern ab und mißt den Vorrang von individueller gegenüber kollektiver Identität. I. Kant definierte Autonomie, als die Bestimmung des Willens und der Maßstäbe des Handelns allein durch die persönliche Vernunft.19 Autonomie ist ein Gradmesser für die persönliche Selbständigkeit, Originalität und auch Selbstachtung des einzelnen Jugendlichen innerhalb der sozialen Ordnung der Gesamtgesellschaft. Es ist in der Wertdimension ein enger Zusammenhang zwischen Zivilcourage und Konfliktbereitschaft zu erkennen. Das weist darauf hin, daß es mindestens die gleiche erhebliche Menge an psychischer Energie bedarf, in der heutigen globalisierten Gesellschaft die individuelle Persönlichkeit zu finden, wie in der Vergangenheit zur Zeit des Wirtschaftswachstums, als noch weniger Anpassungsanforderungen bestanden.20

Das Autonomiebewußtsein ist bei deutschen Jungen und Mädchen gleich stark vorhanden, im Gegensatz zu ausländischen Jugendlichen die in Deutschland leben. Hier zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern in bezug auf ihr Autonomiebewußtsein. Gerade türkische Jungs haben ein ausgeprägteres Bewußtsein als türkische Mädchen. Insgesamt zeigen aber die ausländischen Jugendlichen einen geringeren Selbständigkeitsanspruch als die gleichaltrigen deutschen Jugendlichen. Das Alter spielt bei dieser Wertdimension eine geringe Rolle, im Gegensatz zu der Bildung. Je besser und hochwertiger die Schulausbildung ist, desto höher ist auch der Anspruch auf Selbständigkeit. Auch ist das Bedürfnis nach Autonomie auf dem Land geringfügig weniger ausgeprägt als in Großstädten. Ein großer Unterschied ist zwischen Ost- und Westdeutschen Jugendlichen zu erkennen. Die Jugendlichen in den neuen Bundesländern haben ein größeres Bedürfnis nach Autonomie.21 In Anbetracht der politischen Vergangenheit ist dies verständlich. Nach dem fremdbestimmten Leben in einer Diktatur ist das starke Streben nach Autonomie leicht zu erklären.

5.2.Wertedimesion Menschlichkeit: Toleranz und Hilfsbereitschaft

Jugendliche haben ein starkes Bedürfnis nach sozialer Integration und Menschlichkeit bedeutet in der modernen Gesellschaft Kooperativität, Akzeptanz und auch Eigenbeitrag. Das bedeutet aber nicht nur, daß man einen Beitrag zum Gemeinwohl oder zur gesellschaftlichen Entwicklung leistet und andere unterstützt und im Gegenzug unterstützt wird, sondern auch, daß man Fremde akzeptiert, toleriert und zu verstehen versucht. Vielleicht ist in der heutigen Zeit, in der Gewißheit und Autoritäten schwinden, in welcher der Wandel alltäglich ist, ein Relativieren des Selbst, durch Toleranz nötig. In der modernen und pluralistischen Gesellschaft, in der die Jugendlichen aufwachsen, bestehen größere Chancen der Reflexion über die Verursachung menschlichen Handelns und auch Verhaltens. Dadurch wachsen die Möglichkeiten für individuelles, autonomes und normreflexives, innerlich distanziertes und innovatives Handeln.22 Auch hat die Bedeutung der Medien in bezug auf die Sozialisation des Individuums an Bedeutung gewonnen. Die Medien liefern Fremderfahrung und zeigen neue vielfältige Einblicke in die Binnenstruktur fremder Rollen, die dem Individuum ohne die Medien verschlossen geblieben wären. Handlungshintergründe von Interaktionspartnern können durch mediale Eindrücke anders und eventuell auch weniger selbstbezogen interpretiert werden.23

Die Dimension Menschlichkeit ist deutlich geschlechtsbezogen. Hauptsächlich weibliche Jugendliche vertreten diese Werte, wobei das auch nicht weiter verwunderlich ist, da Frauen als das sozial kompetentere und sozial integrativere Geschlecht gelten. Auffällig ist, daß ausländische männliche Jugendliche ein geringeres Interesse an Menschlichkeit bekunden als männliche deutsche Jugendliche. Jedoch haben weibliche ausländische Jugendliche ein stärkeres Bedürfnis nach dieser Wertdimension haben. Zwar sind hier Alter und Ortsgröße unwichtig, jedoch ist der Grad der Bildung entscheidend. Auch diese Wertdimension findet ihre Anhänger eher bei den Bessergebildeten. Auch sind die Ost-West- Unterschiede erwähnenswert. Unter männlichen, ostdeutschen Jugendlichen ist der Wunsch nach Menschlichkeit nicht so deutlich spürbar, wie bei gleichaltrigen männlichen Westdeutschen. Dies könnte man ebenfalls als Reflex auf die Entwicklung in der Gesellschaft und Politik nach der Wende deuten. Jeder muß sich selbst helfen, sonst hilft ihm keiner24.

5.3. Wertdimension Selbstmanagement: Disziplin und Einordnungsvermögen

Gerade in den Phasen wirtschaftlichen Wachstums in industriellen Gesellschaften ist diese Wertdimension häufig festzustellen. Die Werte Einordnungs- und Selbstdisziplinierungsvermögen werden in dieser Dimension beinhaltet. Wie ordentlich, fleißig, beharrlich man ist wird durch diese Werte bestimmt. Diese Dimension schließt das Ausmaß von Berechenbarkeit und auch Ausdauer mit ein. Selbsmanagement ist ein Maß für Anpassungsbereitschaft des Jugendlichen innerhalb der Gesellschaft und verdeutlicht den Grad der persönlichen und individuellen Zuverlässigkeit, Regelmäßigkeit, Dauerhaftigkeit und Sicherheit, den der Jugendliche sich und der Gesellschaft vermittelt.25 Diese Wertdimension hebt auf die klassischen Werte der Mittelschicht ab, und spiegelt dadurch die Idee des Aufstiegs und die Idee der Karriere, gekoppelt an Selbstdisziplin und aufgeschobener Belohnung wieder. Bemühe ich mich, zeige ich Disziplin und Fleiß, dann werde ich Kariere machen. Es ist schwierig in einer Gesellschaft, in der ein gewisser materieller Wohlstand und Sozialstatus schon durch die Eltern erreicht wurde, diesen auch noch zu übertreffen. Da dieses Problem hauptsächlich deutsche Jugendliche betrifft, wird diese Wertdimension verstärkt durch ausländische Jugendliche vertreten. Es gibt zwischen Ost- und Westdeutschen Jugendlichen kaum Unterschiede, bis auf die Gruppe der 22- 24jährigen Männer. In dieser Altersgruppe neigen die westdeutschen Jugendlichen viel stärker zu der Dimension Selbstmanagement als die ostdeutschen Jugendlichen. Dies ist mit der geringeren Anpassungsbereitschaft und dem höheren Grad des Zukunftspessimismus des Ostdeutschen in dieser Altersgruppe zu erklären. Auch gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen türkischen Mädchen in der Altersgruppe der 15-17jährigen und türkischen Jungs im gleichen Alter. Gerade in diesem Alter wirken die geschlechtsspezifisch divergierenden Erziehungsstile des Elternhauses am stärksten auf die Einstellung der Jugendlichen. Von Mädchen werden gerade in türkischen Familien häusliche Pflichten erwartet, ein hohes Maß an Anpassung gefordert, und sie werden oft im Haus sehr streng gehalten, im Gegensatz zu den Jungs, die das Haus ungehindert verlassen können und einen hohen Grad der Freiheit er- und ausleben dürfen.26

5.4.Wertdimension Attraktivität: Gutes Aussehen und materieller Erfolg

Der Wunsch attraktiv und anziehend auf andere und auf sich selbst zu wirken ist in der heutigen Gesellschaft stark ausgeprägt, und dies nicht nur bei den Jugendlichen selbst, sondern gerade bei den Erwachsenen. Noch nie erlebte die kommerzielle Freizeitindustrie mit Fitneß-, Wellness-, Body-Shaping- und Anti-Aging-Angeboten einen solchen Boom. Das Mode- und Markenbewußtsein war noch nie so ausgeprägt wie in letzter Zeit. Ein positives Körpergefühl und Selbstimage stellt sich durch das Hilfsmittel Geld ein, mit dem man sich neue Gestaltungsspielräume eröffnet. Geld ermöglicht, Güter wie Jugendlichkeit und körperliche Attraktivität zu erhalten. Die Medien sind der Wegweiser durch den Dschungel der Trends und wirken verstärkend auf den Jugendkult. Das allgemeine Streben nach Jugendlichkeit, Frische, Gesundheit, immer auf dem neusten Stand, attraktiv, und ,,in" zu sein werden durch die mediale Informationsfülle unterstützt, wenn sie nicht sogar ein Resultat davon sind. Image und persönliche Ausstrahlung, ,,der erste Eindruck" sind in der mediatisierten Gesellschaft, in der Sozialbeziehungen und Komunikationsstrukturen von Oberflächlichkeit und Kurzfristigkeit geprägt sind wichtige Erfolgsfaktoren.27 Diese Dimension wird auf dem Land stärker in Anspruch genommen als in der Großstadt, und sie findet bei Mädchen einen größeren Zuspruch als bei den Jungs. Im Bezug auf das Alter und der Nationalität lassen sich nur geringe Unterschiede feststellen. Auffällig ist, daß weibliche deutsche Jugendliche in allen Altersgruppen, aber besonders in der Altersgruppe der 15-17jährigen, diese Dimension für besonders wichtig erachten, im Gegensatz zu den Jungs. Bei den ausländischen weiblichen Jugendlichen wird der Attraktivitätsanspruch hauptsächlich von den jüngeren Mädchen als wichtiger eingestuft als bei gleichaltrigen ausländischen Jungs. Dieses Verhältnis kehrt sich bei der Gruppe der 18-21jährigen Ausländer um, was damit zu erklären ist, daß ausländische Mädchen oft sehr früh verheiratet werden. Auch stimmen die Jugendlichen in den neuen Bundesländern dieser Dimension vermehrt zu, als westdeutsche Jugendliche. Bei den ostdeutschen Jugendlichen ist das materielle Absicherungsbedürfnis höher als bei den Westdeutschen, was sich mit der schwächeren materiellen Stellung und mit der ehemaligen Systemzugehörigkeit erklären läßt.28

5.5.Wertdimension Modernität: Teilhabe an Politik und technischem Fortschritt

Diese Dimension belegt, wie wichtig es für die Jugendlichen ist, mitreden zu können, immer ,,auf dem Laufenden zu sein", wie stark der Partizipationsanspruch an die moderne Gesellschaft ausgebildet ist. Auffällig ist, daß sich politische Teilnahme und Teilhabe am Technologiefortschritt bei den Jugendlichen in der selben Dimension anzutreffen ist. Den engen Zusammenhang in der Registrierung von Politik und Technologie weist darauf hin, daß diese beiden Bereiche eine Schlüsselrolle im Leben der Jugendlichen darstellen und der Bewältigung von Modernisierungsaufgaben zugeschrieben werden. Die Jugendlichen haben sich der gewandelten Gesellschaft angepaßt und akzeptiert, daß jeder, der an der modernen Gesellschaft teilhaben will, immer auf dem neuesten technischen Stand sein muß und technisch gerüstet sein muß, damit er sich erfolgreich in ihr behaupten kann. Jugendliche beschäftigen sich dennoch verstärkt mit Technik als mit Politik. Das mag daran liegen, daß die Gesellschaft kaum dem technischen Fortschritt folgen kann. Geschlossene und allgemein verbindliche Zukunftsentwürfe sind kaum mehr möglich und die Politik überläßt die Steuerungsaufgaben immer häufiger dem Markt. Der globalisierte Markt bedeutet aber für den einzelnen und für gesellschaftliche Institutionen gleichzeitig Chancenvielfalt und ebenso Bedrohungsdruck.29

Diese Dimension wird hauptsächlich von Männern vertreten, sowohl bei den ausländischen, als auch bei den deutschen Jugendlichen. Sie differenziert weder nach Alter, noch nach Stadt oder Land, jedoch stark nach Bildung. Wieder einmal steigt das Interesse parallel zum Bildungsniveau. Westdeutsche vertreten mehr als ostdeutsche Jugendliche die politische Seite dieser Dimension. Im Gegenzug vertreten die ostdeutschen Jugendlichen die technologische Seite stärker als westdeutsche Jugendliche. Für muslemische Jugendliche bedeutet die Vertretung der Dimension Modernität nicht zwangsläufig ein Traditionsbruch oder Bruch mit der Herkunftsfamilie, sondern daß sie in bestimmten Situationen ,,umschalten".30

5.6. Wertdimension Authentizität: Persönliche Denk- und Handlungsfreiheit

In dieser Dimension wird deutlich, wie wichtig es den Jugendlichen ist, sich selbst sein zu können und seine eigene Integrität wahren zu können. "Ich bin ich!" In einer Welt, in der an das Individuum komplexe und widerstreitende Handlungsanforderungen gestellt werden, muß sich der Einzelne flexibel reagieren und sich Handlungsspielräume vorbehalten und Möglichkeiten offenhalten. Um diese Flexibilität zu erreichen und zu bewahren, muß das Individuum verpflichtende Abkommen verhindern, die Entscheidungen unfrei machen und in Handlungszwänge führen.

Diese Dimension beschreibt nicht, wie die Wertdimension Autonomie, die persönliche Selbständigkeit, sonder den gewünschten Grad der persönlichen Unabhängigkeit und Freiheit. Und diese Freiheit wird nur erreicht, indem das Individuum versucht, möglichst durch viele hohe persönliche Freiheitsgrade ein Maximum an biographischen Optionen in sich zu vereinen. Das bedeutet, er muß Bindungen vermeiden, Mobilitätsbereitschaft zeigen, Bündnisse nur auf Zeit eingehen, sich für klar überschaubare Projekte einsetzen und Ressourcen, zum Beispiel Spezialkenntnisse, erarbeiten, um flexibel zu sein. Die Authentizitätsdimension ist ein Maß für die persönliche Selbstbehauptung innerhalb der Gesamtgesellschaft.31

Der Wunsch nach Unabhängigkeit ist bei Gymnasiasten am schwächsten und bei Realschülern am stärksten ausgeprägt. Die geschlechtsbezogenen Unterschiede sind unwesentlich, außer die jüngeren ausländischen Mädchen, für die diese Dimension besonders wichtig ist. Da auch die Dimension Selbstmanagement einen großen Zuspruch verzeichnet, läßt sich diese Dimension am ehesten mit der Mangelhypothese erklären. Findet nicht jeder genau das am begehrenswertesten, was er nicht hat oder haben kann? Dies ist eine Dimension der jüngeren Jugendlichen, die sich in einem höheren Grad flexibilisieren als es die Älteren überhaupt schon getan haben, oder jemals noch flexibilisieren werden, als Reaktion auf den gesellschaftlichen Zusammenhang. Eventuell handelt es sich aber um einen Kohorteneffekt handelt, das heißt, daß wenn man in einigen Jahren bei einer Umfrage genau das gleiche

Ergebnis erlangt, da genau die Gruppe der 15-17jährigen eine entwicklungspsychologisch erklärbaren Unabhänigkeitsdrang hat. Auf dem Land und in Ostdeutschland kann man dieser Dimension eher zustimmen. Wobei es sich bei dieser Wertdimension ähnlich verhält wie bei der Dimension Autonomie. Auch hier ist das Bedürfnis nach Unabhängigkeit bei weiblichen Jugendlichen in der Altersgruppe der 15-17jährigen in den neuen Bundesländern besonders groß, ebenfalls bei den 22-24jährigen männlichen Ostdeutschen.32

5.7.Wertdimension Familienorientierung: Partner, Heim und Kinder

Diese Dimension verdeutlicht die Stellung, welche die Familie in dem Leben der Jugendlichen einnimmt. Für die Jugendlichen bedeutet Familie und Partnerschaft nicht zwangsläufig das klassische Familienmodell, und dient hauptsächlich als Insel in der von Umbrüchen und biographischen Unsicherheit geprägten Gesellschaft. Eine Insel auf der man Ruhe und Geborgenheit findet, ein Schutzraum vor der kalten Welt. Partnerschaft und Familie dienen nicht materieller Sicherung, sondern nur der Versorgung emotionaler und sozialer Bedürfnisse. Die steigende Scheidungsrate, die sinkende Geburtenrate und die Zunahme der Singelhaushalte zeigen, daß man sich nicht mehr frühzeitig fest binden will, und daß die klassische Familienstruktur als Orientierungsmuster ausgedient hat. Dennoch spielen Kinder eine große Rolle und das Heim muß eine entspannte, häusliche Atmosphäre bieten.33 Bei den 15-21jährigen ausländischen und den 22-24jährigen deutschen weiblichen Jugendlichen ist Familienorientierung am stärksten ausgeprägt. In allen Altersgruppen wird diese Dimension am stärksten von weiblichen Jugendlichen gewünscht. Jugendliche mit Realschulabschluß, Ostdeutsche und bei der Landjugend, ist die Dimension am stärksten vertreten. Bei türkischen Jugendlichen erreicht die moderne Familienorientierung die wenigste Zustimmung. Das klassische Familienmodell wird bevorzugt und die modernen Modelle abgelehnt. Bei ostdeutschen Frauen steigt die Zustimmung mit wachsendem Alter an und ist deutlich höher als bei westdeutschen Frauen.34

5.8.Wertdimension Berufsorientierung: Gute Ausbildung und interessanter Job

Hier wird deutlich, daß für Jugendliche eine Berufsorientierung verbunden mit Bildungvoraussetzungen und Mobilitätserwägungen ist, und eine völlig neue Berufswelt vor den Jugendlichen liegt. Die Zukunft eröffnet neue berufliche Möglichkeiten, birgt aber auch die Gegensätzlichkeit der Globalisierung zwischen einerseits Chancenvielfalt und andererseits Risikodruck. Heutzutage bedeutet der Beruf auf der einen Seite Selbstbehauptung und auf der anderen Seite auch Selbstverwirklichung. Es ist für die Jugendlichen ebenso wichtig, einen Beruf auszuüben, mit dem man den Lebensunterhalt bestreiten kann, der sicher und solide ist, sowie, daß der Beruf interessant ist und Spaß macht. Heute bietet die Gesellschaft eine Fülle an interessanten und begehrenswerten Arbeitsstellen, aber die sicheren, soliden Jobs, die eine

Festanstellung bieten, sind auf dem Arbeitsmarkt selten geworden. Wenn also nicht genügend Anpassungsleistung, z.B. Mobilitätsbereitschaft gezeigt wird, sinken automatisch die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, einen begehrten Job zu ergattern. Da noch keine Generation so qualifiziert war wie die heutige Jugend, waren die Einstiegsbarrieren noch nie so hoch wie zur Zeit. Erwerbswillige mit immer besseren, höheren und tauglicheren Qualifikationen drängen sich um eine kleine Zahl von sogenannten ,,Traumjobs". Also muß der Einzelne sich von Anfang an Zusatzqualifikationen erarbeiten um den eigenen Marktwert zu steigern.35 Die Ausbildung dieser Wertdimension ist stark abhängig vom Bildungsniveau des einzelnen Jugendlichen. In der heutigen Gesellschaft gilt, je höher das Bildungsniveau, desto ausgeprägter die Berufsorientierung. Die Berufsorientierung ist bei Jüngeren stärker ausgeprägt als bei Älteren, bei ostdeutschen mehr als bei westdeutschen Jugendlichen und bei Deutschen stärker als bei Ausländern. Deutsche und auch ausländischen Mädchen im Alter zwischen 15 bis 17 Jahren besitzen eine stärkere Berufsorientierung als gleichaltrige Jungs. Dieser Unterschied kehrt sich in den älteren Altersstufen ins Gegenteil um und so ist die Berufsorientierung bei den 22-24jährigen ausländischen Männern deutlich stärker als bei gleichaltrigen ausländischen Frauen. Sie liegen aber trotzdem unter dem Niveau der gleichaltrigen deutschen Männern und Frauen. Die 15-17jährigen ostdeutschen Mädchen vergeben die höchsten Zustimmungswerte überhaupt, doch leider nimmt diese Euphorie mit zunehmendem Alter ab. Sie erreicht ihren Tiefpunkt in der Altersklasse der 22-24jährigen ost- und westdeutschen Frauen, die Gruppe mit der höchsten Familienorientierung. Auch wenn die Frauen versuchen, Familie und Beruf zu vereinen, verdrängt der Wunsch nach einer Familie die Berufsorientierung, im Gegensatz zu den Männern, bei denen der Beruf immer im Vordergrund bleibt.36

6.Wie kam es zum Wertwandel

Der Wertwandel ist die Bezeichnung für die Veränderung von sozialkulturellen Werten, Wertsystemen und Wertvorstellungen. Je stärker eine Gesellschaft an Traditionen festhält, je sakraler und statischer sie ist, und je mehr sie nach außen abgeschottet ist, desto geringer ist der Wertwandel innerhalb dieser Gesellschaft. Da die moderne Gesellschaft dynamisch, weitgehend säkularisiert, und fortschrittsorientiert ist, findet innerhalb dieser Gesellschaft ein beschleunigter Wandel traditioneller Werte statt, was wiederum auf die Wandlungsfaktoren verstärkend zurückwirkt.

Die moderne Dienstleistungs- und Mediengesellschaft fordert von der Jugend des 21. Jahrhundert mehr denn je. Die Gesellschaft hat sich gewandelt und konfrontiert Jugendliche mit ganz neuen Möglichkeiten, sich die persönliche Lebensbiographie autonom zu suchen und zu gestalten. Diese Möglichkeiten hatten die Erwachsenengeneration in ihrer Jugendphase nicht. ,,Ein klarer und überschaubarer Wertehimmel stand über dieser biographischen Geborgenheit und zeigte, welchen Werten jemand anhängen und welchen (Lebens-) Weg jemand gehen sollte."37

Werte wie Spontanität, Mobilitätsbereitschaft, Risikobereitschaft, Selbständigkeit, Kreativität oder Problemlösungskompetenz sind Werte, die heute die gleiche Priorität erlangt haben wie Heimatliebe, Verläßlichkeit, Vertrauenswürdigkeit, Disziplin oder Gründlichkeit. ,,Tatsächlich stellt unsere Welt der globalen Märkte, der gewandelten Familienstrukturen und der technologischen Revolution vieles auf die Probe, was bisher als gesichert galt."38 Wohlstandswachstum, Wohlfahrtsstaat, Säkularisierung und Bildungsexpansion bilden die Grundlage neuer Werte individueller Selbstverwirklichung.39

Folgte ein Wertwandel früher auf gesellschaftliche Umbrüche, wie Krieg oder Revolution, und wurde mit der dringend notwendigen Neuorientierung nach diesem Umbruch erklärt, so betrifft der Wertwandel der letzten 25 Jahren eine Generation, die weder vom Krieg noch von anderen ernsthaften Krisen betroffen war und ist.40

Der heutige Trend zur Individualisierung wird entscheidend durch die Bildungsbeteiligung beeinflußt. Das Gymnasium ist z. B in Nordrhein-Westfalen die häufigste besuchte Schulform. Die Jugendphase dient also nicht nur dem Übergang in die Erwachsenenwelt, sondern ist ein relativ eigenständiger Lebensabschnitt geworden, und wird auch als solcher von den Jugendlichen gesehen und erlebt. In Deutschland gibt es im Vergleich zum internationalen Ausland relativ lange Ausbildungszeiten. ,,Ein großer Teil der sogenannten ,,jugenspezifischen" Sichtweisen und politisch-gesellschaftlichen Orientierungsmuster wird heute quasi in einem ,,sozio-kulturellen Binnenraum" des Bildungswesens entwickelt und stabilisiert."41

Im Vergleich zu der Jugend in den 50er Jahren besitzt die Rolle der Jugend ein größeres soziales und kulturelles Eigengewicht. Dies wird von dem Jugendforscher Zinnecker mit dem Begriff der ,,Jugend als Bildungsmoratorium" beschrieben. Nach dieser These ist zu erwarten, daß die typischen Lebensformen, die diesem Modell entsprechen, vermehrt bei den höher gebildeten Jugendlichen vertreten sind.

Ein wichtiger Effekt der Bildungsexpansion war auch der Wegfall der geschlechtsspezifischen Unterschiede beim Zugang zu höheren Bildungsabschlüssen. Das Bildungsniveau der weiblichen Bevölkerung ist erheblich gestiegen im Gegensatz zu dem der männlichen Bevölkerung.42

Wertwandel hängt mit der Ausweitung des Wissens, mit einer Veränderung der Weltanschauungen, Ideologien und Herrschaftsverhältnissen oder auch mit dem Einfluß charismatischer, beeindruckender Persönlichkeiten, Eliten und engagierten Vorhutgruppen und sozialer Bewegungen zusammen. Durch die Medien, Migration, die Möglichkeit Reisen in fremde Länder anzutreten und der Globalisierung der Wirtschaft, übernimmt die Gesellschaft Elemente fremder Kulturen, was wiederum auf den Wertwandel fördernd wirkt.43 Die Gesellschaft hat sich hinsichtlich dieser Aspekte erheblich gewandelt und bietet den Jugendlichen völlig veränderte Weltanschauungen und Ideologien und auch völlig neue Möglichkeiten fremde Kulturen wahrzunehmen.

A.H. Maslow unterteilte die Beweggründe menschlichen Handelns in fünf Kategorien:

Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung

Bedürfnisse nach Anerkennung Bedürfnisse nach Kontakt Bedürfnisse nach Sicherung Physiologische Grundbedürfnisse

Die Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung und Anerkennung haben in der heutigen Zeit an Bedeutung gewonnen, und wurden früher kaum verwirklicht. Erst in jüngster Zeit gewannen sie, gerade für die heutige Jugendgeneration, an Bedeutung.

Früher war der Lebensweg größtenteils vorgeschrieben und die Wahl und Ausübung des Berufes diente hauptsächlich der Befriedigung der Grund-, Sicherungs-, und Kontaktbedürfnissen.44

Um 1970 erlebte die Gesellschaft einen ,,Wertwandlungsschub", als die ,,Pflicht- und

Akzeptanzwerte", wie Disziplin, Gehorsam, Pflichterfüllung, Treue, Unterordnung, Fleiß oder Bescheidenheit bis zu einem gewissen Grad durch die ,,Selbstentfaltungswerte", wie Emanzipation, Partizipation, Individualismus, Autonomie, oder Hedonismus zurückgedrängt wurden.

,,Die Herausbildung und Ausbreitung einer rational-reflexiven Einstellung gegenüber Werten sind mit Orientierungsproblemen verbunden: Verlust ,,absoluter", allgemein verbindlich erscheinender Werte, Orientierungskrise, Verhaltensunsicherheit."45

Aber genau diese Prozesse erhöhen die Chancen für eine Autonomie des Einzelnen und für die Findung und Durchsetzung neuer Werte oder der Dominanz anderer Werte, um gegenwärtige, aktuelle Probleme und Krisen zu lösen. Manchmal sind ,,neue" Werte auch einfach wiederentdeckte ,,alte" Werte, die remobilisiert wurden und eine neue Rangstellung im jeweiligen umfassenden Wertsystem erhalten haben.46

7.Resümee

Werte unterliegen einem ständigen kulturellen Wandel und wir verinnerlichen immer diejenigen Werte, die die Entwicklung der Gesellschaft und des Einzelnen fördern und ebenso wie der kulturelle Wandel, ändern sich Hoffnungen, Wünsche und Ansprüche des Einzelnen und der Allgemeinheit.

Der Wertwandel ist eine Reaktion auf die veränderten Umweltbedingungen. Die heutige Jugendgeneration hat es geschafft, sich neue und eigene Werte zu suchen oder alte Werte neu zu definieren um in der heutigen Gesellschaft bestehen zu können. Persönliche Werthaltungen sind zu einem faszinierenden Prozeß geworden und der traditionelle Wertehimmel ist veraltet und der Einzelne schreibt seine eigene individuelle Lebensgeschichte und stellt die alten Werte in Frage um sich selbst eigene, moderne Werte zu verinnerlichen. Dieser Wertwandel ermöglicht die Weiterentwicklung und Mobilität der modernen Gesellschaft. Ich erachte diese ,,Inflation am Wertehimmel" als positiven Wandel, denn wir haben kein anderes Gewissen als das, ,,welches die Zeit, das Beispiel, unser eigenes Temperament und unsere eigenen Überlegungen uns beigebracht haben. Der Mensch wird ohne jeden Grundsatz geboren, aber mit der Fähigkeit, sie alle anzunehmen."47

Die Jugendgeneration nutzt neue Möglichkeiten und versucht mit den neuen Bedingungen zurecht zu kommen, im Gegensatz zur Erwachsenengeneration, welche zum größten Teil nicht mit der Entwicklung der globalisierten Gesellschaft Schritt halten kann und die eigenen Probleme auf die jüngeren Generationen projiziert.

In der Zukunft wird die Jugend auf die Probe gestellt und der Erwachsenengeneration beweisen, wie leistungsfähig und belastbar sie ist, und dies nicht zuletzt durch die modernen Wertvorstellungen dieser Generation.

Es verfallen nicht die Werte an sich, wie die Erwachsenengeneration gerne behauptet, sondern nur deren intrapersonelle Dauerhaftigkeit und die überindividuelle Gültigkeit. Aus der Gesellschaft des ,,Entweder-Oder" rückt die Gesellschaft des ,,Sowohl-als-auch" und ersetzt die statische Entgültigkeit durch das dynamische Offenbleiben. Lebensziele sind nicht mehr vorgegeben, sondern können auch kurzfristig aktualisiert und verändert werden. Starrheit können sich Jugendliche Nicht mehr leisten und wachsen in eine Erwachsenenwelt hinein, in der biographisch improvisiert werden muß, soll und kann.

Nach dem Krieg war es für die damalige Jugendgeneration klar, daß ein Aufschwung kommen muß und auch kommen wird. Die Jugendlichen heute sehen ihre Zukunft nicht so klar und einfach. Sie sind bedroht durch Arbeitslosigkeit, und müssen sich schon in frühen Jahren ,,marktfähig" machen und sich Kompetenzen und individuelle Fähigkeiten aneignen. Sie müssen sich passende Werte zulegen und das ideale Mischungsverhältnis ausarbeiten und dieses an ständig wechselnde Umweltbedingungen anpassen.

Diese Fähigkeiten besitzen ein Großteil der Erwachsenen nicht und auf Grund dessen können sie die moderne Generation nicht verstehen.

8.Literaturverzeichnis

- Bosetzky und Heinrich: Mensch und Organisation, 3.Auflage, 1985
- Hillman, Karl-Heinz, Wörterbuch der Soziologie, 4. Auflage, Stuttgart, 1994 · Nietzsche, Friedrich, Werke in drei Bänden, Darmstadt, 1960 · Langguth, Gerd, Jugend und Wertewandel, Bonn, 1996
- Fischer, Ritzsche, Fuchs-Heinritz und Münchmeier, Jugend 2000, 13.Shell Jugendstudie, Stuttgart, 2000
- Schäfers Bernhard, Soziologie des Jugendalters, 5.Auflage, Stuttgart, 1994 · Regenbogen, Arnim, Sozialisation in den 90er Jahren, Stuttgart, 1998 · Albes, Andreas, Generation Y, S.76, Stern, Ausgabe 13, 1999
- Sandmeyer, Peter, Coole Sehnsucht nach Geborgenheit, S.18, Stern, Ausgabe 52, 1999 · Voltaire, Abbè Beichtkind Cartesianer, Philosophisches Wörterbuch, Leipzig, 1984

[...]


1 Nietzsche, 1960, Band 2, S.323

2 Vergleiche, Nietzsche, 1960

3 Albes:Generation Y, S.76 in Stern vom 25.03.1999

4 Regenbogen, 1998, S.30

5 Hillman, 1994, S.928

6 Hillman, 1994, S.928

7 Regenbogen, 1998, S.30

8 vergleiche Hillman, 1994, S.929

9 Hillman, 1994, S.929

10 Hillman, 1994, S.929

11 vergleiche Hillman, 1994, S.928-930

12 Hillman, 1994, S.929

13 Schäfers, 1994, S. 30

14 vergleiche Schäfers, 1994, S.29-30

15 vergleiche Köcher, Lauter kleine Egoisten, FAZ vom 20.9.1996

16 Sandmeyer: Coole Sehnsucht nach Geborgenheit, S18 in Stern vom 22.12.1999

17 Vergleiche 13. Shell Jugendstudie, 2000, S.94-95

18 Vergleiche ,,Psydata" Institut für Marktanalysen, Sozial- und Medienforschung GmbH, 1996

19 Vergleiche Hillman, 1994, S.63

20 Vergleiche 13. Shell Jugendstudie, 2000, S.99

21 Vergleiche 13. Shell Jugendstudie, 2000, S.107

22 Vergleiche Hillman, 1994, S.544

23 Vergleiche 13. Shell Jugendstudie, 2000, S. 99-100

24 Vergleiche 13. Shell Jugendstudie, 2000, S.107-108

25 Vergleiche 13. Shell Jugendstudie, 2000, S.100-101

26 Vergleiche 13. Shell Jugendstudie, 2000, S.108-109

27 Vergleiche 13. Shell Jugendstudie, 2000, S.101-102

28 Vergleiche 13. Shell Jugendstudie, 2000, S.109-110

29 Vergleiche 13. Shell Jugendstudie, 2000. S.102-103

30 Vergleiche 13. Shell Jugendstudie, 2000, S 110-111

31 13. Shell Jugendstudie, 2000, S.103

32 13. Shell Jugendstudie, 2000, S.111-112

33 13. Shell Jugendstudie, 2000, S.104-105

34 13. Shell Jugendstudie, 2000, S.112-113

35 13. Shell Jugendstudie, 2000, S.105-106

36 13. Shell Jugendstudie, 2000, S.113-114

37 13. Shell Jugendstudie, 2000, S.94

38 Ebd., S.94

39 Ebd., S.97

40 Vergleiche Regenbogen, 1998, S.17-18

41 Langguth, 1996, S.11

42 Vergleich Langguth, 1996, S.11-12

43 Vergleiche Hillman, 1994, S.932

44 Bosetzky, 1985, S.57

45 Hillman, 1994, S.933

46 Vergleiche Hillman, 1994, S.933-934

47 Voltaire, 1878, S.178

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Der Wertekosmos der Jugendgeneration im 21. Jahrhundert
Autor
Jahr
2000
Seiten
21
Katalognummer
V97703
ISBN (eBook)
9783638961547
Dateigröße
491 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Wertekosmos, Jugendgeneration, Jahrhundert
Arbeit zitieren
Bärbel Rehkuh (Autor:in), 2000, Der Wertekosmos der Jugendgeneration im 21. Jahrhundert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97703

Kommentare

  • Gast am 26.6.2001

    Welche Werte hast denn du?.

    Sehr geehrte Frau Rehkuh,

    Also ich habe angefangen die Arbeit zu lesen,bin dann weiter gescrollt um irgendwo eine persönliche Positionierung zu finden und ich denke ich war erfolglos.In der ganzen Arbeit geht es um eine sich gelehrt lesende Ausführung, was man denn alles so zum Thema "Werte" in den Bibliotheken finden kann. Wahrscheinlich hat das gereicht um die Arbeit zu bestehen, doch ausser intelektuellen Relativismus ist gar nichts drin enthalten .Es gehört wahrscheinlich schon Zivilcourage dazu ,sich zu Werten zu bekennen, den man mit intelektuellem Relativismus nicht braucht und man sieht trotzdem gut aus.Es reicht eben nicht die Zitate von Nietzsche,oder Marx,Marcuse oder Fromm abzuschreiben und zu kommentieren,im Leben ist man gefragt und gefordert "wo stehst du" und dann wird es brenzlich, man outet sich und läuft Gefahr, wenn man Standpunkt zeigt, dass man sich festlegt und man gefordert ist, zu zeigen ob der Standpunkt nur Rethorik ist, oder konkrete ,erfahrene und gelebte Wirklichkeit.Wenn man sich auf P.Feyerabend zum Beispiel beruft "theoretischer Anarchismus" ,dann ist es easy, denn sein Fazit der erkenntnistheoretischen Debatte ist "anything goes",doch genau dies ist intelektueller Relativismus.Ich finde es gibt in der Gesellschaft viel zu viel "anything goes",niemand zeigt Persönlichkeit und Format, alles intelektuell sich gebende Drückeberger und Leisetreter,es scheint irgendwie noch immer gefährlich zu sein, über 50 Jahre nachdem das III Reich sein Kreuz über den Kontinent getragen hat ,sich zu Ideen persönlich und konsequent zu bekennen.Genau dies war der Schoss aus dem jener Dämon gekrochen ist,bei so viel Lautstärke und Popanz ist jeder mitgelaufen.Auch heute laufen die meisten der Lautstärke und Popanz nach, die Worte haben sich geändert, die Drückeberger und Leisetreter haben bloss andere Parolen bekommen.Selber denken tut weh, Schmerz und Anstrengung ist nicht gefragt, da es von gestern ist,doch man sollte sich nicht täuschen wenn man jung ist, es gibt ihn noch immer den Zyklus der Reproduktion der gesellschaftlichen Verhältnisse und die Mühen und Kämpfe der Alten sind das Spiegelbild unserer Zukunft.Wir sind eben nicht imstande eine abschliessende Arbeit über Werte abzuliefern ,wir sollten ringen unseren eigenen Werte zu bestimmen mit denen wir die Mühen die auf uns warten meistern werden.

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Titel: Der Wertekosmos der Jugendgeneration im 21. Jahrhundert



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