In dieser Arbeit wird angenommen, dass die Koralle als Motiv fungiert, um einen naturkundlichen Text ästhetisch zu gestalten und gleichzeitig zeitgenössische Probleme abzubilden. Somit gilt als Forschungsfrage für diese Hausarbeit: Wie wird das Thema der Korallen in zeitgenössischen Texten in den gesellschaftlichen Fokus gerückt? Als Untersuchungsgegenstand dient hierzu Jutta Persons Buch "Korallen: Ein Portrait". Daher ergeben sich für die literatur- und kulturwissenschaftliche Analyse weitere Untersuchungsfragen: Wie erscheinen die Korallen in den Texten? Welche (rhetorischen) Mittel werden genutzt? Wie wird die Beziehung zwischen Wissen und Darstellung plausibel gemacht? Welche Wirkungen haben die genannten Aspekte auf den/die Leser*in?
Da sich diese Arbeit insbesondere auf die Aspekte von Nature Writing bezieht, ist zunächst ein an die Analyse vorangehender, theoretischer Einblick über Nature Writing erforderlich. Hierzu wird auf Fischers Natur im Sinn Bezug genommen, der in seinem teils empirisch, teils theoretisch angelehntem Werk Merkmale und gesellschaftliche Aufgaben von Nature Writing benennt. Es soll gezeigt werden, wie in Korallen (natur-)wissenschaftliches und geschichtliches Wissen ästhetisch dargestellt werden, um der/dem Rezipient*in/en die Symbolik der Korallen sinnlich zu vergegenwärtigen und gleichzeitig über gesellschaftspolitische Probleme aufmerksam zu machen.
"Korallen haben die mächtigsten Bauwerke errichtet, die je von Lebewesen geschaffen wurden." Bei den Versuchen, die Unterwasserlebewesen besser zu verstehen, "verschwimmen die Grenzen von Natur und Kultur bis hin zum Mystischen". Während die Korallenmythologie vor allem die Ambiguität und die kulturelle Symbolik der Koralle behandelt, wird sich in der Korallenforschung in den letzten Jahrzehnten vermehrt mit den Wechselwirkungen zwischen Klima(-wandel) und Korallen auseinandergesetzt. Somit ist Nature Writing als besondere Schnittstelle zu betrachten, die (vermeintlich) wissenschaftliche Erkenntnisse bzw. Theorien für die Gesellschaft fruchtbar machen kann. Oder mit den Worten von Ludwig Fischer: "[L]iterarische Texte [machen] in der Imagination ein ‚bewegendes‘ Nacherleben von Naturerfahrungen möglich und [sie können] auch andere als die faktisch vorherrschenden Bezüge zur Natur sinnlich vergegenwärtigen, ‚vor die Sinne stellen‘."
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Natur medialisiert
- Persons, Symbiose von Wissen und Ästhetik
- Zwischen Mythologie, Literatur und Wissenschaft: Die Geschichte der Korallen
- Der Realgrund der Imagination: Die Beschaffenheit und Funktion von Korallen
- Eine Kooperation mit der Natur?: Korallen in Zeiten des Klimawandels
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit setzt sich zum Ziel, die Darstellung des Themas Korallen in Jutta Persons Buch „Korallen: Ein Portrait“ (2019) zu untersuchen. Dabei liegt der Fokus auf der Verknüpfung von naturwissenschaftlichem Wissen und ästhetischer Gestaltung, sowie auf der Vermittlung gesellschaftspolitischer Problemstellungen.
- Die Rolle der Koralle als Motiv in der ästhetischen Gestaltung eines naturkundlichen Textes
- Die Symbolik der Korallen und ihre Verknüpfung mit zeitgenössischen Problemen
- Die Beziehung zwischen Wissen und Darstellung in der naturkundlichen Literatur
- Die Auswirkungen der Korallendarstellung auf den/die Leser*in
- Die Analyse von rhetorischen Mitteln und erzähltechnischen Strategien in Persons' Text
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Korallen ein und stellt die Forschungsfrage der Arbeit vor: Wie wird das Thema der Korallen in zeitgenössischen Texten in den gesellschaftlichen Fokus gerückt? Sie beleuchtet die Ambiguität und kulturelle Symbolik der Korallen und thematisiert die Bedeutung von Nature Writing für das Verständnis von Natur und ihren Mechanismen.
Das Kapitel „Natur medialisiert“ stellt den Begriff des Nature Writing vor und definiert dessen Merkmale. Es werden dabei die Aspekte „Inhalt“, „Authentizität“ und „Ästhetik“ näher beleuchtet und die Bedeutung der sprachlichen Mittel für die Vergegenwärtigung von Naturerfahrungen hervorgehoben.
Das Kapitel „Persons, Symbiose von Wissen und Ästhetik“ analysiert die Darstellung der Korallen in Jutta Persons „Korallen: Ein Portrait“. Es wird die Korallenmythologie, die Beschaffenheit und Funktion von Korallen sowie der Zusammenhang zwischen menschlichem Handeln, Klima(-wandel) und Korallen beleuchtet.
Schlüsselwörter
Korallen, Nature Writing, Jutta Person, „Korallen: Ein Portrait“, Naturkundliche Literatur, Ästhetik, Wissenschaft, Klimawandel, Symbiose, Mythologie, Rhetorik, Erzähltheorie
- Quote paper
- Alexander Bärtl (Author), 2020, Die polymorphen Wunderwesen in Jutta Persons "Korallen" (2019). Natur (wieder) achten lernen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/977885