Wortbedeutung im Gedächtnis


Seminararbeit, 1996

14 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. EINLEITUNG

2. GRUNDVERSTÄNDNIS VON BILDUNG, ERZIEHUNG UND UNTERRICHT
2.1 Begriffsdefinition
2.1.1 Bildung
2.1.2 Erziehung
2.1.3 Unterricht
2.2 Synthese von Bildung, Erziehung und Unterricht

3. THEORIE DER SCHULE
3.1 Helmut Fends Theorie der Schule
3.2 Verknüpfung mit dem Grundverständnis von Bildung, Erziehung und Unterricht.

4. ZEHN KENNZEICHEN GUTEN UNTERRICHTS NACH HILBERT MEYER

5. FAZIT

6. LITERATURVERZEICHNIS

1. Einleitung

In dieser Arbeit soll ein grundlegendes Verständnis der pädagogischen Begriffe Bildung, Erziehung und Unterricht dargestellt werden, indem die Begriffe zunächst etymologisch und alltagssprachlich analysiert werden, um in einem weiteren Schritt begriffstypische Merkmale herauszuarbeiten und sie abschließend zu definieren. In einem zweiten Schritt wird dieses Grundverständnis mit der Theorie der Schule nach Helmut Fend verknüpft. Abschließend werden unter Herausarbeitung von Beispielen die „Zehn Kennzeichen guten Unterrichts“ nach Hilbert Meyer vorgestellt.

2. Grundverständnis von Bildung, Erziehung und Unterricht

Um ein Grundverständnis von Bildung, Erziehung und Unterricht zu entwickeln, muss sich zunächst ein Begriff davon gemacht werden, wer der Mensch ist, der „im Mittelpunkt [...] pädagogischen Denkens und Handelns steht“ (Zierer, 2016, S. 20). Fundamental ist der Mensch als Person zu sehen. Dieses Personsein ist anthropologisch in zwei Bereiche unterteilt, Personalität und Individualität. Die Personalität des Menschen umfasst jene Bestimmungsmerkmale, die ihn von seiner Umwelt unterscheiden. Diese Merkmale, wie Würde, Freiheit, Selbstbestimmung, Offenheit und das Bedürfnis nach Austausch (ebd., S. 21) sind für jeden Menschen ohne Unterschied gültig, unveränderbar und unumstößlich. Demzufolge sind sie von grundlegender Bedeutung für Erziehung und Unterricht. Als zweiten Bereich des Personsein umfasst die Individualität „alle leiblichen, seelischen und geistigen Besonderheiten, durch die sich jeder einzelne Mensch von seiner Mitwelt unterscheidet“ (ebd., S. 22). Diese spezifischen und individuell veränderbaren Besonderheiten, die jeder Mensch im Laufe seines Lebens entwickelt und entfaltet bilden zugleich „Fundament als auch Ergebnis [menschlicher] Einzigartigkeit“ (ebd., S. 22). Anhand der sich stets entwickelnden individuellen Entfaltung von Wissen, Können, Wertungen, Haltungen und Einstellung eines Menschen, die Individualität ausmachen, lässt sich nach Schröder (1999) ein Reifegrad bestimmen, den er als Persönlichkeit bezeichnet (S. 98). Auch im schulischen Kontext ist demnach der Lernende immer sowohl als menschliches Wesen als auch als Individuum, das sich von seinen Mitmenschen in seinen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Einstellungen unterscheidet, zu begreifen. Die menschliche Persönlichkeit steht hiermit im Zentrum erzieherischen und unterrichtlichen Handelns. Daraus ergibt sich eine grundlegende Notwendigkeit von Bildung, Erziehung und Unterricht, denen der Mensch gleichermaßen bedarf aber auch fähig ist (von Hentig, 1996, S.59; Zierer, 2016, S. 22).

2.1 Begriffsdefinition

Um ein holistisches Verständnis der pädagogischen Handlungsfelder Bildung, Erziehung und Unterricht herstellen zu können, sollen zunächst die einzelnen Begriffe hinreichend definiert werden. Dafür wird, in Anlehnung an Zierers Conditio Humana, zunächst ein Blick auf den etymologischen Ursprung sowie den alltagssprachlichen Gebrauch der Begriffe geworfen, um dann in einem weiteren Schritt kennzeichnende Bestimmungsmerkmale herauszuarbeiten, anhand derer die Begriffe abschließend definiert werden können.

2.1.1 Bildung

Obwohl der Bildungsbegriff eine zentrale Rolle in der Politik, der Gesellschaft und vor allem auch in der Schule spielt, herrscht oft Uneinigkeit über seine genaue Bedeutung und Definition. Doch gerade als Lehrperson ist es wichtig klares Verständnis von Bildung und ihrer Stellung im Kontext Schule zu haben.

Auf den etymologischen Ursprung des Begriffs zurückgehend bedeutet Bildung soviel wie „gestalten, Form geben, prägen“ (Zierer, 2016, S.57), während sie im heutigen alltagssprachlichen Gebrauch auf den Menschen bezogen wird und oft „gleichbedeutend wie „Erziehung“, „Ausbildung“ oder „Wissen“ benutzt wird“ (ebd., S. 58). Von Hentig (1996) spricht auch von „sich bilden“ (S. 37) und spricht dem Menschen damit Eigeninitiative zu und schließt gleichzeitig eine Fremdbildung aus. Bildung ist also als intrapersonaler Prozess begreifbar und gewährt dem Menschen gleichzeitig sowohl die Freiheit als auch die Verantwortung sich diesen Prozess zur lebenslangen Aufgabe zu machen. Zierer (2016) versteht Bildung als Vorgang und Aufgabe der Menschwerdung und damit als „wesensgemäße Verwirklichung des Menschen“ (S. 60). Allerdings dürfen die Erkenntnisse zur Individualität des Menschen bei der Betrachtung des Bildungsbegriffs nicht außen vor gelassen werden. Jeder Mensch entfaltet seine Persönlichkeit, indem er individuelle Kenntnisse, Fähigkeiten, Einstellungen und Haltungen entwickelt und durch seine eigene Geschichte und Kultur geprägt ist (Paulsen, 1895, S. 415). Nach Zierer (2016) umfasst Bildung also auch „das Hineinwachsen in eine Gemeinschaft, die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und Weiterentwicklung des Lebensraumes, was bei jedem Menschen unterschiedliche Aufgaben mit sich bringt ,, (S. 63) und versteht sich somit als eine „seinsgerechte Verwirklichung des Menschen“ (ebd., S. 63) In Bezug auf Bildung stehen Wesensgemäßheit und Seinsgerechtheit in wechselseitiger Beziehung zueinander und bedingen sich gegenseitig.

Abschließend kann Bildung nach Zierer (2016) als „ein intrapersonaler, lebenslanger Prozess, der den ganzen Menschen als „Leib-Seele-Geist-Einheit“ umfasst und in dem er seine Persönlichkeit wesensgemäß und seinsgerecht entfaltet“ (S. 68) definiert werden.

2.1.2 Erziehung

Der Erziehungsbegriff geht zurück auf das althochdeutsche Wort „irziohan“ was soviel wie „aufziehen, großziehen, bilden“ bedeutet. Allgemeinhin wird Erziehung oft als Einflussnehmen auf Kinder und Jugendliche verstanden, welches „ein normenkonformes Verhalten“ zum Ziel hat (Zierer, 2016, S. 27). Für den pädagogischen Erziehungsbegriff muss der Begriff allerdings weitreichender definiert werden. Wie bereits schon in Bezug auf den Bildungsbegriff aufgezeigt wurde, soll der Mensch immer ganzheitlich als „Leib-Seele-Geist-Einheit“ (ebd., S.30) betrachtet und Personalität und Individualität als Grundlage berücksichtigt werden. Des Weiteren ist der Erziehungsbegriff durch Interpersonalität geprägt, da es immer „eine Begegnung von Mensch zu Mensch“ (ebd., S. 30), wie etwa zwischen Mutter und Kind oder Lehrenden und Lernenden ist. Erst der dialogische Austausch zweier Menschen lässt sie sich in ihrem Gegenüber erkennen und reflektieren und „am Du zum Ich“ (Buber, 1958, S.29) werden. Diese positive Beeinflussung, gegenseitige Förderung und Unterstützung gilt als weiteres Kennzeichen des Erziehungskonzepts. Hierbei versucht „ein Mensch absichtlich und wertorientiert einem anderen [Menschen] seine Hilfe [anzubieten], mit dem Ziel, ihn in seiner Persönlichkeitsentfaltung zu unterstützen“ (Zierer, 2016, S. 42). Brezinka (1971) spricht in diesem Sinne auch von „Erziehung als Lebenshilfe“ (S. 189). Daran anknüpfend stellt Erziehung auch immer ein Wagnis dar, da seitens des Erziehenden zwar durchaus eine gewisse Absicht verfolgt wird, der sich der zu Erziehende allerdings jederzeit (absichtlich oder unabsichtlich) entziehen kann (Bollnow, 1958, S. 337).

Nicht zuletzt kann Erziehung seitens des Erziehenden zwar abgeschlossen werden, so ist sie dennoch für den zu Erziehenden ein lebenslanger und lebensbegleitender Prozess (Zierer, 2016, S. 40). Eine Lehrperson kann die Erziehung ihres Lernenden zwar abschließen, nachdem dieser seinen Abschluss erlangt hat, der Lernende steht jedoch weiterhin im Austausch mit seiner Mit- und Umwelt und ist so ständiger Erziehung ausgesetzt und ihrer auch bedürftig.

Abschließend lässt sich Erziehung, ergänzend zur obigen Definition nach Zierer, als Lebens- und Bildungshilfe und damit als Hilfe zur Persönlichkeitsentfaltung begreifen.

2.1.3 Unterricht

Der Begriff des Unterrichts scheint wohl auf den ersten Blick der für eine Lehrperson bedeutendste zu sein. Etymologisch betrachtet geht er zurück auf das mittelhochdeutsche Wort „underrihten“, was soviel bedeutet wie „einrichten, anweisen, zurechtweisen (Kluge, 1999, S. S. 849). Alltagssprachlich kommen dem Begriff zwei Bedeutungen zu. Zum einen bedeutet er „sich Kenntnis verschaffen“ (Zierer, 2016, 43) und zu anderen wird er synonym für ,, ,lehren‘, .benachrichtigen“, also einen anderen Menschen informieren“ (Zierer, 2016, S. 43) verwendet, wodurch im schulischen Kontext meist die Interaktion zwischen Lehrendem und Lernenden bezeichnet wird. Nach Zierer (2019) kann Unterrichtfolgendermaßen definiert werden:

Unterricht ist eine ausgezeichnete Art der Erziehung, die bestimmt ist durch eine weitgehende Planmäßigkeit, Intentionalität, Professionalisierung und Institutionalisierung. Er dient in erster Linie der Vermittlung von Wissen, Können, Fähigkeiten und Fertigkeiten durch eine Lehrkraft an eine Schülerschaft mithilfe eines Unterrichtsgegenstandes, beschränkt sich aber nicht auf diese Kategorien der Persönlichkeit, sondern hat das Ziel, den ganzen Menschen in seiner „Leib-Seele­Geist-Einheit“ anzusprechen, also das Gesamt seiner Persönlichkeit positiv zu beeinflussen. (S.182)

Demnach ist Unterricht entlang der vier Kennzeichen der weitgehenden Planmäßigkeit, Professionalisierung, Intentionalität und Institutionalisierung graduell vom Erziehungsbegriff zu unterschieden. Er stellt jedoch gleichwohl eine „Sonderform der Erziehung“ (Hubers & Zöpfl, 1990, S. 103) dar und hat damit ebenso das Ziel Bildungshilfe zu leisten und somit in positiver Art und Weise zur Persönlichkeitsentfaltung eines anderen Menschen beizutragen.

2.2 Synthese von Bildung, Erziehung und Unterricht

Im Folgenden soll die Verwobenheit derdrei Begrifflichkeiten Bildung, Erziehung und Unterricht dargestellt werden, indem sie zueinander in Beziehung gesetzt und in einer Synthese zusammengebracht werden.

Obwohl Bildung bereits als intrapersonaler Prozess definiert wurde, kann dieser sich nicht vollständig und nachhaltig vollziehen, ohne den Faktor der Dialogizität und der zwischenmenschlichen Interaktion. Der Mensch ist daher auf seine Mitmenschen angewiesen, die ihm bei der Verwirklichung eines wesensgemäßen und seinsgerechten Leben Hilfe leisten und ihn in seiner Persönlichkeitsentfaltung unterstützen (Zierer, 2016, 71). Erziehung und damit Unterricht wirken damit insofern auf Bildung ein, als dass sie sie zielgerichtet unterstützen.

Stippel (1958) fasst diesen Gedanken passend zusammen, indem er anmerkt, dass „es [...] keine Bildung ohne die notwendige Erziehungshilfe [gibt]; es gibt aber auch keine Erziehung, welche nicht immer und in jedem Fall auf Bildung [...] abzielt[e]“ (S.164)

Auf gleiche Weise herrschen Wechselwirkungen zwischen Erziehung und Unterricht. So spricht Herbart (1806) von „erziehendem Unterricht“ (S. 22) und auch Artikel 131 der Bayerischen Verfassung zeigt auf, dass Schulen „nicht nur Wissen und Können vermitteln“ sollen, „sondern auch Herz und Charakter bilden“ (BayVerf., 2015). Besonders als Lehrperson ist es wichtig, sich der unabdingbaren Verwobenheit dieser drei pädagogischen Handlungsfelder bewusst zu sein. Es kann keinen Unterricht geben, der allein auf die Vermittlung von Wissen und Können ausgerichtet ist, da er auch immer mit einem erzieherischen Wirken, der positiven Beeinflussung notweniger Werte, Haltungen und Einstellungen verbunden ist und somit Hilfe zur Persönlichkeitsentfaltung und damit zu Bildung leistet.

3. Theorie der Schule

Schule als Institution ist etwas, das die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens durchlaufen haben oder durchlaufen werden und somit ständiger Diskussion und häufig auch Kritik ausgesetzt. Um sich über die Funktionen von Schule als Teil unseres Bildungssystems für die Gesellschaft und für das Individuum klarzuwerden, soll ein Blick auf Helmut Fends bekannte Theorie der Schule geworfen werden. Daran anknüpfend ist es von Bedeutung das System Schule in diesem Zusammenhang aus pädagogischer Sicht zu betrachten und es in den Kontext pädagogischen Denkens und Handelns einzubetten. Dafür soll Fends Theorie der Schule anschließend mit dem bereits dargelegten Verständnis von Bildung, Erziehung und Unterricht verknüpft werden.

3.1 Helmut Fends Theorie der Schule

Fend ordnet die Schule als Erziehungs- und Bildungssystem in einen breiteren gesellschaftlichen Kontext ein (Fend, 2006, S.13) und nimmt grundlegend an, dass es als solches als „institutioneller Akteur der Menschenbildung erscheint“ (ebd., S. 13). Das Bildungssystem steht nicht alleine, sondern befindet sich in wechselseitiger Beziehung mit den Subsystemen „politisches System“ und „Wirtschaftssystem“ (ebd., S. 35), die zusammengenommen unsere Gesellschaft ausmachen. So ist das politische den beiden anderen Systemen hierarchisch übergeordnet und setzt ihnen gewisse Rahmenbedingungen. Im Austausch liefert das Bildungssystem beispielsweise durch Qualifikation geschulte Arbeitskräfte und das ökonomische System unterstützt finanziell (ebd., S. 35). Durch dieses interdependente Verhältnis der Systeme ergibt sich ein gesellschaftliches Gleichgewicht.

Im Zuge des gesellschaftlichen Zusammenhangs hat das Bildungssystem gewisse Funktionen zu erfüllen, die sich in einem Spannungsverhältnis zwischen Reproduktion und Innovation bewegen und in gesellschaftliche und individuelle Funktionen untergliedert sind (ebd., S. 52).

In diesem Zusammenhang meint Reproduktion die Weitervermittlung von bereits vorhandenem Wissen und Werten einer Gesellschaft an eine neue Generation. Beispielhaft hierfür sind kulturelle Werte und Normen, wie auch Denk- und Handlungsmuster anzuführen. Innovation hingegen konzentriert sich auf Anpassung an gewisse Veränderungen die innerhalb einer Gesellschaft von statten gehen und bereitet auf Herausforderungen der Zukunft vor. Repräsentativ hierfür sind die epochaltypischen Schlüsselprobleme nach Klafki zu nennen, mit denen sich jeder Mensch im Zuge seiner Allgemeinbildung auseinander setzen und zur ihrer Lösung beitragen soll (Klafki, 1993, S. 21).

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Details

Titel
Wortbedeutung im Gedächtnis
Autor
Jahr
1996
Seiten
14
Katalognummer
V97824
ISBN (eBook)
9783638962759
Dateigröße
472 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Gegenstand dieser Arbeit ist die Frage, wie die Bedeutung von Begriffen im Gedächtnis verankert ist. Was für Gedächtnisinhalte stehen dafür, daß wir wissen, was Begriffe wie "Buch", "Tisch", "Mensch", "Hund" etc. bedeuten. Ausgehend von ei-ner kurzen Einleitung über Gedächtnisprozesse im allgemeinen soll unter Zuhilfe-nahme von psychologischen Experimenten die Vielschichtigkeit und Komplexität der Speicherung von Begriffen im menschlichen Gedächtnis dargestellt werden.
Schlagworte
Wortbedeutung, Gedächtnis
Arbeit zitieren
Heiko Dünnebier (Autor:in), 1996, Wortbedeutung im Gedächtnis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97824

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