Das Bahnhofsviertel in Münster als hybrider Freiraum. Didaktisch-methodische Planung einer Exkursion


Hausarbeit, 2016

19 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe

Inhalt

1 Einleitung

2 Hauptteil
2.1 Theorie
2.2 Praktisch-Didaktischer Teil

3 Fazit

4 Literaturverzeichnis:

5 Abbildungsverzeichnis:

1 Einleitung

„Sie haben das Bahnhofsumfeld erlebbar und zu einem dynamischen Quartier im Herzen der Stadt gemacht.“ (vgl. ETZKORN 2014)

Mit diesem Satz würdigt Münsters Bürgermeister Markus Lewe im November 2014 die bisherigen Fortschritte im Bahnhofsviertel der Stadt Münster. Schon seit vielen Jahren ist die Neugestaltung des Hauptbahnhofes in Planung. Anfang 2015 begann dann der Abriss und Wiederaufbau des Hauptgebäudes. Auch schon zuvor kann man im Gebiet eine Umbruchsituation erkennen: Weitere Gebäude im Umfeld werden abgerissen, neugebaut oder renoviert. Neben dem großen Schwerpunkt im Bahnhofsviertel – dem Neubau des Hauptbahnhofs – ist ebenso im gesamten Gebiet der Fokus auf eine neue Quartiersgestaltung ganz aktuell ein Gesprächsthema. Mitte Februar 2016 werden nochmals neue Planungskonzepte vorgestellt. Es solle kein totes Viertel geben, sondern eines mit vielen gemischten Nutzungen, heißt es.

Somit bietet dieses aktuelle Thema und für die Region Münster auch ein räumlich nahes Gebiet, ein gutes praktisches Beispiel neben dem theoretischen Unterricht in der Schule. Das Ziel dieser Hausarbeit soll es sein, eine mögliche Exkursion zu diesem Standort anzufertigen und didaktisch aufzuarbeiten. Somit werden zwei Teilziele verfolgt: Zum einen sollen die nötigen theoretischen Grundlagen für das Thema dargestellt werden. Und in einem zweiten Schritt soll auf der anderen Seite ein mögliches Resultat der Exkursion skizziert werden. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Darstellung der möglichen Analyse des Quartiers. Auf diesen beiden Bausteinen aufbauend soll im Anschluss eine Prognose und Einschätzung über die Zukunft des Bahnhofsviertels getroffen werden: Welche Veränderungen wird es dort in Zukunft noch geben und welchen Wert hat das Bahnhofsviertel für die Stadt Münster?

Durch die zwei Ebenen der Hausarbeit stützt sich die Literatur zum einen auf einen ausgewählten didaktischen Apparat, wobei vor allem G. Rinschede mit dem Werk Geographiedidaktik die Basis des didaktischen Teiles darstellt. Der fachliche Teil der Arbeit stützt sich auf ganz unterschiedliche Literatur. Das Thema ist erst eine neuere Entwicklung, sodass es bisher nur wenige Sekundärliteratur gibt und mehrere Quellen aus dem Internet bezogen werden müssen.

2 Hauptteil

2.1 Theorie

2.1.1 Theoretischer Teil: BID und ISG

In Deutschland sind Immobilien- und Standortgemeinschaften (ISG) inzwischen bundesweit verteilt, sie sind die deutsche Version der nordamerikanischen Business Improvement Districts (BID). BIDs entwickeln sich dort in den 70er Jahren, als sich einige Akteure zusammen schließen, um einen drohenden wirtschaftlichen Niedergang ihrer Region entgegen zu wirken. In der Zeit davor scheiterten geplante Projekte oftmals durch fehlendem Engagement vieler Geschäftsleute oder den vorhandenen finanziellen Mitteln. Dank dieser neuen Entwicklung wird von allen Anliegern eine bestimmte Abgabe bezogen. Diese Abgaben bieten eine stabile Finanzierungsgrundlage und alle Immobilienbesitzer werden in die Verantwortung gezogen. Dabei wird ein Gebiet in den Blickwinkel genommen, welches zuvor räumlich abgegrenzt wird und sich meist als ein innerstädtischer Bereich charakterisieren lässt. (vgl. VOGEL, S. 33f.)

In Nord-Rhein Westfalen besteht, seit dem Gesetztes Abschluss im Juni 2008, die Möglichkeit eine gesetzliche ISG zu gründen. In diesem Gesetz ist verankert, dass alle Grundeigentümer im Gebiet eine Abgabepflicht gegenüber der ISG haben. So wird verhindert, dass sich die Immobilien Eigentümer aus quartiersbezogenen Prozessen herausziehen können. (vgl. MINISTERIUM FÜR BAUEN/WOHNEN/ STADTENTWICKLUNG/VERKEHR: Gesetz zur ISG) Gleichzeitig wird mit dem Gesetz bewirkt, dass nur die Kommune bzw. die Stadt selbst aktiv an den Stadtentwicklungsprozessen arbeiten. Neue Entwicklungen in vielen Regionen bewirken, dass die Stadt die finanziellen Mittel für Aufwertungsprozesse nicht aufbringen kann. Diese sind aufgrund von gegebenen demographischen Veränderungen aber eine zentrale Rolle, um den Niedergang der Stadt nicht zu beschleunigen. (vgl. PREY, S. 299)

Da der Zusammenschluss zu einer ISG auf freiwilliger Basis beruht und aus verschiedenen Akteuren wie Grundeigentümern, Einzelhändlern oder Dienstleistern besteht, werden privative Initiativen gestärkt. Im Vordergrund steht dabei – nach dem nordamerikanischem Vorbild der BIDs – eine gezielte wirtschaftliche Förderung des Gebietes. Auf der anderen Seite wird auch eine attraktive Stadtgestaltung und nachhaltige Quartiersentwicklung fokussiert, dazu gehört neben Sauberkeit und

Ordnung, auch eine gute Infrastruktur. Somit sind die Akteure der Prozesse gleichzeitig auch die Parteien, die von der Viertelsaufwertung profitieren und daraus resultierend von einer verbesserten Standortqualität. (vgl. INNOVATIONSAGENTUR STADTUMBAU NRW, S.7) Ein wichtiger Vorteil für die Mitglieder und Akteure liegt in der Möglichkeit zur Mitbestimmung ihrer Umgebung. Außerdem kann durch die gemeinsame Zielsetzung eine verbesserte Aussagekraft der Projekte erzielt werden. Ebenso kann durch die gesteigerte Viertelqualität eine Wertsteigerung der Grundstücke eintreten, wovon die Immobilieneigentümer profitieren. (vgl. KELLER) Dabei ist die Zusammenschließung zu einer Interessengemeinschaft auch in Deutschland keine neue Entwicklung, bereits in den 50er Jahren engagierten sich Einzelhändler, Gastronomen und Dienstleister vor Ort mit dem Ziel ihr Quartier zu erhalten und zu fördern. Eine aktive Beteiligung an der Stadtentwicklung gab es also auch schon vor dem jüngsten Entwicklungen, nur ohne die Gesetzesgrundlagen. (vgl. PREY, S. 295)

Obwohl die ISGs ein gewisses Finanzbudget selber aufbringen, sind weitere Fördermittel für die Durchführung erfolgreicher Maßnahmen hilfreich. Sei es von Land, Kommune oder anderen städtischen Kooperationspartnern. Um den Zuschlag für die Fördermittel zu erhalten, ist die Vorlage der Maßnahmenkonzepte erforderlich. Bis es zu einer Durchführung von Maßnahmen kommt und im Gebiet eine Veränderung zu sehen ist, sind im Vorfeld umfangreiche Planungen notwendig. Die Durchführung von Maßnahmen ist also ein sehr komplexer Vorgang. (vgl. VOGEL, S.38)

2.1.2 Vorstellung der ISG Bahnhofsviertel Münster e.V.

Die Immobilien- und Standortgemeinschaft Bahnhofsviertel Münster e.V. wurde im Mai 2005 gegründet, wobei zuvor bereits seit 2003 eine IG Bahnhofsviertel existierte. Auf der Basis einer freiwilligen Mitgliedschaft besteht der Zusammenschluss inzwischen aus über 70 Mitgliedern der verschiedensten Sparten. Neben Einzelhändlern, Dienstleistern und Gastronomen gibt es auch kulturelle Einrichtungen (z.B. GOP, Lackmuseum) und mehrere Hotels mit einem gehobenen Standard.

Die Fläche des Gebietes beträgt rund 36ha, was einen Anteil von 0,12% an der Gesamtstadt ausmacht. Das Gebiet grenzt im Osten direkt an den Hauptbahnhof der

Stadt Münster, somit ist das Gebiet als sehr stadtzentral mit den wichtigsten Verkehrsknotenpunkten (Bahn, Bus), nicht nur für die Stadt Münster, sondern für die Region Münsterland, zu lokalisieren. Desweiteren wird das Gebiet westlich von der Promenade, südlich vom Ring und nördlich von der Wolbeckerstraße begrenzt. Somit schließt das Gebiet die Verbindungsstraße von dem Hauptbahnhof zur Innenstadt, die Windthorststraße, ein. (vgl. ISG BAHNHOFSVIERTEL MÜNSTER:

Zahlen/Daten/Fakten) Durch die zentrale Lage und die direkte Anbindung an den Hauptbahnhof gibt es täglich eine sehr hohe Personenfrequenz.

Mit den Konzepten und Aktionen macht sich die ISG für die Aufwertung des Standortes stark und fördert eine gezielte Stadtentwicklung. Dabei arbeiten Eigentümer und Geschäftsleute Hand in Hand, um so das Bahnhofsviertel zu stärken. Die Sparten Einzelhandel, Dienstleistung und Wohnen werden mit neuen Ideen zusammengeführt, um einen nachhaltigen Branchenmix zu stabilisieren. Als Ergebnis soll die Wertschätzung des Viertels gesteigert werden. Die ISG übernimmt dabei Aufgaben, wie die Beratung einer passenden gestalterischen Aufwertung, die Suche nach einem geeigneten Ladenlokal oder die Organisationen von kulturellen Events oder anderen Gemeinschaftsaktionen. (vgl. ISG BAHNHOFSVIERTEL MÜNSTER: über uns)

Für die Umsetzung der Ziele gruppiert sich die ISG in verschiedene Projekte, in denen sich zahlreiche Interessierte engagieren. In den Projektgruppen werden neue Maßnahmen erarbeitet, besprochen und schließlich organisiert. Zweimal im Jahr kommt es zu einer Mitgliederversammlung, bei der dann alle Projekte gemeinsam besprochen werden und die Arbeit reflektiert wird. Außerdem gibt es einen sieben köpfigen Vorstand, der die Projekte koordiniert und die ISG leitet. (vgl. ISG BAHNHOFSVIERTEL MÜNSTER: über uns) Die Arbeit des Quartiers stütz sich auf vier Säulen bzw. vier typische Handlungsfelder: Quartiersentwicklung, -gestaltung, - leben und -marketing. (siehe Abb.2.) An diesen Handlungsfeldern orientieren sich die einzelnen Projektgruppen mit ihren Zielen. Folgende Themenfelder sind in Projektgruppen organisiert: Planungsprozess Windthorststraße, Quartiersdienst, Arbeiten und Wohnen, Kunst und Kultur, Schaltschränke – the Moon in Alabama, Soziales Engagement, Mehrwertdienste, Weihnachtsstimmung, Infrastruktur und Lichtquartier. Um einen Einblick in die Tätigkeit der Projektgruppen zu geben, sollen nun beispielhaft zwei Projektgruppen vorgestellt werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb.2: Typische Handlungsfelder der ISG

1. Projektgruppe Infrastruktur: Im Vordergrund stehen die Aspekte Sicherheit, Ordnung und Sauberkeit. Um diese Aspekte zu erfüllen werden Kurzzeitparkplätzen organisiert, eine sichere Radspur eingerichtet und dadurch eine bessere Erreichbarkeit der Geschäfte oder Hotels bewirkt. Auch die Verlagerung der Reisebusparkplätze und eine Kooperation mit der Abfallwirtschaft Münster tragen zu einer besseren Struktur des Verkehrs und der Sauberkeit bei.
2. Projektgruppe Quartiersdienst: Als eine neu organisierte Dienstleistung ist der Quartiersdienst für das Wohlbefinden während des Aufenthaltes der Bevölkerung im Quartier verantwortlich. Neben der Sauberkeit der öffentlichen Plätze und der Straßenzüge, und die gegeben fällige Entfernung von Graffiti und Plakatierungen sorgt der Quartiersdienst auch für eine bestmögliche Auskunft für Besucher. (vgl. ISG BAHNHOFSVIERTEL MÜNSTER: Projekte)

Münster ist nicht die einzige Stadt mit dieser Art der Interessengemeinschaft, jedoch ist der Zusammenschluss in Münster von der Ausprägung her am stärksten. Keine der etwa 50 landesweit verteilten Interessengemeinschaften ist vergleichbar mit der in Münster. Somit kann Münster als Vorbild für andere Städte dienen. (vgl. ETZKORN) Neben Fördergeldern vom Land NRW wird die Gesellschaft auch mit Geldern aus der Städtebauförderung, dem Programm Aktive Stadt- und Orteilszentrum und anderen Verfügungsfonds finanziell unterstützt. (vgl. NETZWERK INNENSTADT NRW, S.37)

2.2 Praktisch-Didaktischer Teil

Um eine gelungene und lernreiche Exkursion durchzuführen, gilt ist es wichtige Elemente zu berücksichtigen. Dazu gehört zum einen, eine Verschriftlichung der relevanten Aspekte und somit die Festigung der Ergebnisse und zum anderen eine angemessene Struktur mit passender Instruktionen, sodass die SuS eigenständig arbeiten können. Somit steht im Mittelpunkt eine handlungsorientierte Bearbeitung der Frage- und Problemstellung. (vgl. OHL U. NEEB: S. 272 f.)

2.2.1 Analyse und Einordnung des Themas

Das Thema der Exkursion Hybride Frei Räume am Beispiel des Bahnhofsviertel Münster bezieht sich auf das Inhaltsfeld 5: Stadtentwicklung und Stadtstrukturen des Kern-Lehr-Plans für die Oberstufe der Gymnasium in Nord-Rhein-Westfalen. In diesem Inhaltsfeld spielen v.a. die Veränderungen von städtischen Prozessen eine zentrale Rolle. Diese werden unter den Gesichtspunkten von soziokulturellen, politischen und ökonomischen Prozessen betrachtet. Bei der Bearbeitung der Thematik und in diesem Zusammenhang die Erkenntnis des Wandels der Stadtstrukturen, soll ein Verständnis für die zukunftsorientierte Stadtentwicklung erbracht werden. (vgl. QUALITÄTS- UND UNTERSTÜTZUNGSAGENTUR: Geographie Kernlehrplan) Die Exkursion ist für Eine Klasse in der Oberstufe ausgelegt. Da Geographie in der Oberstufe ein Wahlfach ist, ist davon auszugehen, dass die SuS eine gute Grundverständnis von geographischen Prozessen haben. In einer vorherigen Unterrichtstunde wurde die theoretische Grundlage BID und ISG besprochen.

Der Erziehungswissenschaftler und Bildungstheoretiker Wolfgang Klafki legt jedem Lehrer vor der Unterrichtsvorbereitung einer Stunde nahe, zu überdenken in wie weit sich das Unterrichtsthema für die SuS lohnt. In diesem Zusammenhang stellt Klafki den Begriff der Bedeutung heraus und entwickelt fünf Grundfragen, die für die didaktische Analyse der Unterrichtsvorbereitung zentral sind: Exemplarische Bedeutung, Gegenwartsbedeutung, Zukunftsbedeutung, Struktur und die Zugänglichkeit (vgl. Klafki, S. 270 f.) Die Didaktische Analyse zu dem Thema zeigt, dass sich das ausgewählte Beispiel gut für die Erarbeitung im Rahmen des Unterrichtes im Fach Geographie eignet.

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Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Das Bahnhofsviertel in Münster als hybrider Freiraum. Didaktisch-methodische Planung einer Exkursion
Hochschule
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Note
2,3
Autor
Jahr
2016
Seiten
19
Katalognummer
V978720
ISBN (eBook)
9783346338310
ISBN (Buch)
9783346338327
Sprache
Deutsch
Schlagworte
bahnhofsviertel, münster, freiraum, didaktisch-methodische, planung, exkursion
Arbeit zitieren
Laura Kriewen (Autor:in), 2016, Das Bahnhofsviertel in Münster als hybrider Freiraum. Didaktisch-methodische Planung einer Exkursion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/978720

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