Sandra Werthmann
Die Wirtschaftsverfassung in den 50er Jahren
+ Zeittabelle der 50er Jahre
Deutschland ist ein Trümmerhaufen. Häuser und Fabriken sind ebenso zerstört wie das Vertrauen in die alten Mächte, Traditionen und Strukturen. Man weiß nicht wie die Wirtschaftsverfassung eines künftigen Deutschlands aussehen wird, ist sich aber sicher das da kapitalistische Wirtschaftssystem den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden ist. Die Auffassung nahezu aller Gruppen: Deutschland braucht eine sozialistische Wirtschaftsordnung. Nur über das ,,WIE" ist man unschlüssig.
In den Westzonen haben die USA das eindeutige Übergewicht. Sie wollen ein kapitalistisches Wirtschaftssystem auf der Basis des Privateigentums. Durch private Hilfsaktionen und dann durch den Marshallplan fließen Güter und Geld nach Europa, es ist klar welchem Wirtschaftssystem die Entwicklung zusteuert.
Am 02.März 1948 ernennen die Allierten Ludwig Erhard zum Wirtschaftsdirektor (der Bizone). Er ist Verfechter der sozialen Marktwirtschaft und kommt den Amerikanern so entgegen.
Die Versorgungslage der 47 Mio. Westdeutschen schwankt jedoch zwischen schlecht und katastrophal. Zar fallen nach der Währungsreform die meisten Preis- und Rationierungsvor- Schriften, die Lebensmittelkar6e regiert jedoch immer noch den Alltag. Kaum sind die Preise losgelassen, steigen sie. Der Nachholbedarf ist noch zu groß und die Löhne wachsen nicht mit.
Gewerkschaften werden gebildet. Enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmern und Gewerkschaften, denn man hat einen gemeinsamen Gegner: die Besatzungsmächte die auf eine Zerschlagung der deutschen Wirtschaftsmacht aus sind. Es kommt zum ersten Generalstreik. Nun folgen Gesetze umd er Not beizukommen, denn auch die soziale Komponente soll sich durchsetzen. Die Wohnungssituation ist beispielsweise katastrophal. 12 Mio. Menschen wohnen zur Untermiete, also wurde ein Gesetz zum sozialen Wohnungsbau erlassen.
März 1950: Die Lebensmittelrationalisierungen laufen endgültig aus, die Lebensmittelmarken werden kaum noch verwendetet, da die Waren in allen Geschäften und zum Preis auch ohne Markenerhältlich sind. Damit steht die BRD besser da als ein Siegerland des 2.ten Weltkriegs - in Großbritannien werden sie erst 1952 beendet.
Die 50er Jahre zeichneten sich vor allem durch das große Wirtschaftswachstum, der wirtschaftlichen Produktivität, der hohen Investitionen, der Beschäftigung und des Konsums aus. Der wirtschaftliche Erfolg übertraf alles, was die Bürger nach dem Zusammenbruch 1945 und zu Beginn der Bundesrepublik erwartet und erhofft hatten. Erst in den 60er Jahren kam die stürmische Aufwärtsentwicklung langsam zum Abklingen und die Rezession (Inflation) machte klar, dass die Auftriebs-Faktoren nicht unbegrenzt anhielten.
Die Ursachen dieses ,,Wirtschafswunders" sind eine Kombination verschiedener günstiger Faktoren:
-die erfolgreiche Rekonstruktion der Weltwirtschaft unter amerikanischer Führung (1945)
-die schnelle Wiedereingliederung der westdeutschen Wirtschaft in den Wletmarkt
-die hohen Exportüberschüsse der deutschen Industrie seit 1951
-und eine Stabilisierung des Wachstums durch steigende Einkommen und Massenkonsum
Deutschland hatte, auch nach Abtrennung der Ostgebiete und der sowjetischen Zone, durchaus ökonomische Kapazitäten behalten ahtte, die einen Aufschwung begünstigen konnten. Durch den Ausbruch des Korea-Krieges im Juni 1950 befreite die westdeutsche Wirtschaft von Schwierigkeiten. In der ganzen Welt wuchs die Nachfrage nach Investitionsgütern sprunghaft an. Dank ihrer freien Kapazitäten konnte die deutsche Wirtschaft auf dieser Basis ihren Aufschwung einleiten.
Binnen 3 Monaten, während des Korea-Krieges, wächst die Produktion um 20%. Allerdings steigen auch die Presie rasant an, es kommt zu Hamsterkäufen. Die Inflation wird angeheizt, Bundeskanzler Adenauer und die Westallierten fordern eine Modifikation der ,,freien Marktwirtschaft". Doch Erhard beugt sich nicht - mit Erfolg. Die Arbeitslosenzahl sinkt, die Löhne steigen. Einzig West-Berlin liegt wegen seiner besonderen Lage drastisch zurück.
Mitte der 50er Jahre war die Vollbeschäftigung praktisch erreicht. Der beginnende Arbeits- Kräftemangel wurde durch das Anwerben von Gastarbeitern gesättigt. Gleichzeit stieg der Anteil der erwerbstätigen Frauen kontinuierlich an. Zu Beginn der 60er Jahre gehörte die gewandelte Rolle der Frau im Beruf und in der Familie zu dem intensivsten diskutierten gesellschaftlichen Themen. Die Auseinandersetzungen über die in den Anfangsjahren der Bundesrepublik noch stark kritisierte ,,soziale Marktwirtschaft" waren längst beendet, sie hatte ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt.
Die 50er Jahre zeichneten sich durch...
Günstige Energie- und Rohstoffpreise, billige Nahrungsmittel, Massenproduktion und Technologischer Fortschritt Küchengeräte, deutsches Fernsehen, Autos, Telefone, Kühlschränke, Waschmaschinen & Atomkraftwerke steigende Gehälter, Tourismus (Auslandsreisen), Serienfertigung, Eßgewohnheiten (besser), Raumfahrt, Chemie, neue Architektur, Documenta Medizin: Insulin, Hormone, Autoimmunkrankheiten, Plasmazellen, Impfungen Med.-Tech.:künstliche Niere, Plastikstoffe (z.B. Herzklappen) Umweltverschmutzung - Luft, Wasser und Böden -> mehr Autos, Dünger und Atom- Kraftwerke
Das enorme Wirtschaftswachstum war zugleich das Fundament für die schnelle und erfolgreiche Eingliederung der Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, die Durchführung des Lastenausgleichs und Ausbau der Sozialpolitik.
Quellenangabe:
-Lexikon ,,Unser Jahrhundert in Wort und Bild - die 50er Jahre"
-Die Bundesrepublik Deutschland 1949-1963/66 - ,,Die Ära Adenauers"
-Ulrich Harbecke - ,,Abenteuer Bundesrepublik"
-Dietrich Tränhardt - ,,Geschichte der Bundesrepublik Deutschland"
-Abiturwissen - Deutschland nach 1949
Die 50er Jahre
Zeittabelle
1951Die Bundesrepublik Deutschland wird Vollmitglied des Europastaates
England, Frankreich und die USA erklären den Kriegszustand mit Deutschland für beendet.
1952Der ,,Deutschlandvertrag" regelt die Beziehung der drei Westmächte Zur Bundesrepublik Deutschland.
195317.Juni: Aufstand in Ostberlin und Mitteldeutschland gegen das
kommunistische Regime. Sowjetische Besatzungstruppen unterdrücken die Volkserhebung.
1954Viermächtekonferenz in Berlin zur Wiederherstellung der deutschen Ein-
Heit an der Weigerung der UdSSR, freie Wahlen durchzuführen. Die Sogenannte DDR wird von der Sowjetunion zu einem souveränen
-alleinigen- Staat erklärt.
1955Die Bundesrepublik Deutschland wird souveräner Staat und Mitglied der NATO.
Die Bevölkerung des Saarlandes lehnt das vom deutschen und französischen Parlament gebilligte Saarstatut ab, das eine wirtschaftliche Bindung an beide Länder vorsieht.
1956Die Bundesrepublik führt die allgemeine Wehrpflicht ein.
1957Das Saarland wird aufgrund des deutsch-französischen Saarvertrages der Bundsrepublik politisch eingegliedert.
Die volle wirtschaftliche Angliederung folgt am 06.Juli 59
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Text "Die Wirtschaftsverfassung in den 50er Jahren"?
Der Text gibt einen Überblick über die wirtschaftliche Situation und Entwicklung in Deutschland in den 1950er Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Er behandelt den Wiederaufbau, die Einführung der sozialen Marktwirtschaft unter Ludwig Erhard, das Wirtschaftswunder, die Rolle des Marshallplans und des Korea-Kriegs, sowie die sozialen Auswirkungen und Herausforderungen dieser Zeit.
Was waren die Ausgangsbedingungen für die Wirtschaftsentwicklung in den 50er Jahren?
Deutschland war ein Trümmerhaufen, die Infrastruktur war zerstört und das Vertrauen in alte Strukturen war erschüttert. Es herrschte eine katastrophale Versorgungslage, hohe Arbeitslosigkeit und Wohnungsknappheit.
Welche Rolle spielte Ludwig Erhard?
Ludwig Erhard war Wirtschaftsdirektor (der Bizone) und ein Verfechter der sozialen Marktwirtschaft. Er spielte eine entscheidende Rolle bei der Einführung und Durchsetzung dieses Wirtschaftssystems in Westdeutschland.
Was war das "Wirtschaftswunder"?
Das Wirtschaftswunder bezeichnet das enorme Wirtschaftswachstum und die rasche wirtschaftliche Erholung Deutschlands in den 1950er Jahren. Es war geprägt von hoher Produktivität, Investitionen, Beschäftigung und Konsum.
Was waren die Ursachen für das Wirtschaftswunder?
Die Ursachen waren eine Kombination aus Faktoren wie die Rekonstruktion der Weltwirtschaft unter amerikanischer Führung, die schnelle Wiedereingliederung in den Weltmarkt, hohe Exportüberschüsse und steigende Einkommen und Massenkonsum. Der Korea-Krieg sorgte zusätzlich für eine sprunghaft ansteigende Nachfrage nach Investitionsgütern.
Wie wirkte sich der Korea-Krieg auf die deutsche Wirtschaft aus?
Der Korea-Krieg führte zu einer sprunghaften Steigerung der Nachfrage nach Investitionsgütern weltweit. Die deutsche Wirtschaft konnte dank freier Kapazitäten von dieser Entwicklung profitieren und ihren Aufschwung einleiten.
Welche sozialen Veränderungen gab es in den 50er Jahren?
Es gab eine Verbesserung der Lebensbedingungen, eine steigende Beschäftigung, die Integration von Heimatvertriebenen und Flüchtlingen, den Ausbau der Sozialpolitik und eine wachsende Rolle der Frau im Berufsleben.
Welche Probleme gab es trotz des Wirtschaftswunders?
Es gab anfänglich Probleme mit steigenden Preisen und Inflation. Später kam es zu Arbeitskräftemangel, der durch Gastarbeiter gedeckt wurde. Auch die Umweltverschmutzung durch zunehmenden Konsum und Industrie wurde zu einem Problem.
Was waren die wichtigsten politischen Ereignisse in den 50er Jahren?
Die wichtigsten politischen Ereignisse waren die Vollmitgliedschaft der Bundesrepublik Deutschland im Europastaat (1951), das Ende des Kriegszustands mit Deutschland durch England, Frankreich und die USA (1951), der Deutschlandvertrag (1952), der Aufstand in Ostberlin und Mitteldeutschland (1953), die Viermächtekonferenz in Berlin (1954), die Souveränität der Bundesrepublik Deutschland und die Mitgliedschaft in der NATO (1955), die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht (1956) und die Eingliederung des Saarlandes (1957/59).
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- Sandra Werthmann (Author), 2000, Wirtschaftsverfassung in den 50ern, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97910