Die Analyse der Bedingungen und Anforderungen, die durch die Globalisierung und den damit verbundenen gesellschaftlichen
Wandel, speziell der Entwicklungen in den Bereichen Arbeit und Jugend, an die politische Jugend- und junge Erwachsenenbildung gestellt werden, bilden den Begründungszusammenhang dieser Arbeit.
Mein Interesse am Thema Kompetenzentwicklung ist entstanden durch die Auseinandersetzung mit der aktuellen erziehungswissenschaftlichen Debatte zur Kompetenzentwicklung während meines Studiums und durch die praktischen Erfahrungen in meiner Arbeit im Bereich der politischen Bildung mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Besonders die dort entstandenen Kontakte zu Lehrerinnen und Lehrern des Bildungsbereiches Schule und zu Vertretern aus Ausbildungs- und Personalabteilungen der Wirtschaft haben meine Themenwahl beeinflusst. In zahlreichen Gesprächen und Diskussionen wurden die oftmals sehr unterschiedlichen Interessen, die durch die Verwendung des Kompetenzbegriffs verfolgt werden, in Abhängigkeit zur jeweiligen Position und der damit verbundenen Perspektive, deutlich. Die hohe Präsenz des Kompetenzbegriffes in fast allen Bereichen unseres täglichen Lebens täuscht leicht über die oftmals ganz unterschiedlichen Ziele hinweg und es ist nicht immer eindeutig erkennbar, was letztendlich mit dem Begriff Kompetenz gemeint ist.
Aus der Tradition des pädagogischen Denkens und Handelns hat sich die Neigung entwickelt, das bildungspraktische Handeln an den Bildungsbedürfnissen der Lernenden zu orientieren. Die Repräsentanten des Beschäftigungssystems neigen jedoch dazu, ihre bildungspolitischen und bildungspraktischen Maximen aus den Anforderungen abzuleiten, die sich aus ökonomischen, insbesondere aus betrieblichen Strukturwandlungen ergeben. Eine Entgrenzung sowohl der Ökonomie als auch der Pädagogik lässt die grundlegend und notwendig differenten Perspektiven unklarer werden.
In der sich immer schneller wandelnden Welt, beschleunigter technischer und ökonomischer Entwicklungen und vor dem Hintergrund einer wachsenden Globalisierung werden Kompetenz und Kompetenzentwicklung als die Lösung für aktuelle und zukünftige Probleme präsentiert. An die Stelle der Qualifikationen rücken nun in der pädagogischen Diskussion die Kompetenzen. Was aber ist genau gemeint, wenn von Kompetenz und Kompetenzentwicklung gesprochen wird? Die Popularität der Begrifflichkeiten rund um die Kompetenzentwicklung suggeriert eine neue Orientierung hin zum Subjekt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der strukturelle Wandel der Gesellschaft
- Entgrenzungsprozesse in Arbeit und Beruf
- Verlust der Orientierungsfunktion des Berufs
- Vom Lebensberuf zum flexiblen Arbeitskraftunternehmer
- Lebenszeit wird zu Bildungszeit – Das Konzept des lebenslangen Lernens
- Individualisierung: Aus der Enge der Traditionen in neue Zwänge
- Entstrukturalisierung des Lebenslaufs
- Bedingungen des Aufwachsens heute Jugendlicher und junger Erwachsener
- Entgrenzungsprozesse in Arbeit und Beruf
- Identität
- Identität als Kontinuität und Konsistenz
- Der Umgang mit Diskontinuität und Inkonsistenz
- Die Patchwork-Identität – Identitätsarbeit in der Postmoderne
- Exkurs: Die Bedeutung des Kohärenzsinns
- Der Prozess der Identitätsentwicklung als alltägliche Identitätsarbeit
- Identitätsarbeit als Kern einer subjektorientierten Kompetenzentwicklung in der politischen Bildungsarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen
- Der Kompetenzbegriff
- Der Kompetenzbegriff im erziehungswissenschaftlichen Diskurs
- Das Verhältnis von Kompetenz und Bildung
- Der Kompetenzbegriff im Spannungsfeld zwischen Wirtschaft und Pädagogik
- Von der Bildung zur Kompetenzentwicklung
- Kompetenz definiert
- Reflexive Handlungsfähigkeit
- Kern- und Veränderungskompetenz
- Der Kompetenzbegriff im erziehungswissenschaftlichen Diskurs
- Kompetenzentwickelndes Lernen
- Zur Begrifflichkeit des informellen Lernens
- Formelles Lernen
- Informelles Lernen als unbewusstes Lernen
- Informelles Lernen als bewusstes Lernen
- Stufen informellen Lernens
- Weiterführung: zur theoretischen Anschlussfähigkeit und Aktualität informellen Lernens
- Systemisch-konstruktivistische Begründung des Selbstlernens
- Lernen als Verfügungserweiterung: Subjektstandpunkt und Lernbegründung in der Lerntheorie von Klaus Holzkamp (1995)
- Irritation als Mobilisierungsereignis kontextübergreifender Aneignungsprozesse
- Lernen und Lehre neu denken
- Ermöglichungsdidaktische Implikationen
- Zur Begrifflichkeit des informellen Lernens
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit der Bedeutung der Identitätsentwicklung in der politischen Bildungsarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Sie untersucht, wie die sich wandelnden Lebensbedingungen in einer globalisierten und individualisierten Gesellschaft die Herausforderungen für die Identitätsbildung junger Menschen beeinflussen und welche Rolle die politische Bildung dabei spielen kann.
- Struktureller Wandel der Gesellschaft
- Identität und Identitätsentwicklung in der Postmoderne
- Kompetenzentwicklung in der politischen Bildung
- Informelles Lernen und seine Bedeutung für die Identitätsbildung
- Ermöglichungsdidaktische Ansätze in der politischen Bildung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Identitätsentwicklung im Kontext des strukturellen Wandels der Gesellschaft ein. Sie beleuchtet die Herausforderungen, die sich aus der Entgrenzung in Arbeit und Beruf, der Individualisierung und der Entstrukturalisierung des Lebenslaufs ergeben. Kapitel 2 untersucht die Bedeutung der Identität als Kontinuität und Konsistenz sowie den Umgang mit Diskontinuität und Inkonsistenz in der postmodernen Gesellschaft. Das Kapitel beleuchtet den Prozess der Identitätsentwicklung als alltägliche Identitätsarbeit und diskutiert die Bedeutung der Patchwork-Identität.
Kapitel 3 widmet sich dem Kompetenzbegriff und seiner Bedeutung für die politische Bildung. Es beleuchtet den Kompetenzbegriff im erziehungswissenschaftlichen Diskurs, insbesondere das Verhältnis von Kompetenz und Bildung sowie den Einfluss des Kompetenzbegriffs im Spannungsfeld zwischen Wirtschaft und Pädagogik. Weiterhin wird der Kompetenzbegriff in Bezug auf die Bildung zur Kompetenzentwicklung diskutiert. Kapitel 4 betrachtet das Konzept des kompetenzentwickelnden Lernens und fokussiert auf die Begrifflichkeit des informellen Lernens. Es werden verschiedene Formen des informellen Lernens beleuchtet, darunter das unbewusste Lernen, das bewusste Lernen und die Stufen informellen Lernens.
Schließlich beleuchtet Kapitel 5 die Weiterführung der theoretischen Anschlussfähigkeit und Aktualität informellen Lernens. Es werden systemisch-konstruktivistische Begründungen des Selbstlernens, die Lerntheorie von Klaus Holzkamp (1995) und die Rolle der Irritation als Mobilisierungsereignis kontextübergreifender Aneignungsprozesse diskutiert. Das Kapitel schließt mit einer Betrachtung von Lernen und Lehre neu denken, insbesondere mit den Implikationen für die Ermöglichungsdidaktik.
Schlüsselwörter
Identitätsentwicklung, politische Bildung, Kompetenzentwicklung, informelles Lernen, struktureller Wandel, Postmoderne, Ermöglichungsdidaktik, Kohärenzsinn, Patchwork-Identität, Lebenslanges Lernen, Jugend, junge Erwachsene.
- Citation du texte
- Stephanie Schmiedel (Auteur), 2008, Identitätsentwicklung als Kern einer subjektorientierten Bildungsarbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/979147