Frisch, Max - Andorra


Referat / Aufsatz (Schule), 1999

6 Seiten


Leseprobe


Gedanken zu den einzelnen Personen

Barblin

Außer Andri ist sie die einzige Person, die mit Namen genannt wird. Sie stellt damit keinen Gesellschaftstyp dar (wie der Wirt oder Tischler), sondern eine ganz bestimmte Person.

Sie hat das erste und auch das letzte Wort.

Der Soldat belästigt sie. Barblin sagt zwar, sie sei verlobt, traut sich aber nicht Andri zu nennen.

Sie wirkt durch diese Annäherung irritiert.

Sie hat wohl Angst, daß der Soldat Andri als Juden und Küchenjungen verachten wird

Seltsamerweise geht sie als letzte bei der Prozession mit; Sie fühlt sich vielleicht durch die Beziehung zu dem angeblichen Juden Andri schon etwas isoliert, geht aber bei der Prozession aus Tradition mit.

Barblin hat auch Angst. Die Schwarzen vernichten die Juden. Sie ist wegen Andri besorgt und um sich selbst, da die Braut eines Juden geschoren wird. Das Schicksal wird angedeutet. Mit Andri redet sie nicht über ihre Angst.

Andorraner

Die Schwarzen bekennen sich offen zum Antisemitismus. Bei den Andorranern ist er vorerst noch verborgen.

Tischler

Er scheint ein reicher Mann zu sein; Handwerker mit alter Tradition.

Er bringt mit die meisten Vorurteile.

Er preßt Andri am deutlichsten in die Rolle des Juden und beeinflußt seine Entwicklung am negativsten.

Er verhält sich genauso geldgierig , wie er es den Juden unterstellt ,

Der Tischler findet es nicht gut, daß ein Jude Tischler werden will; er hat es nicht im Blut. Er sieht sich selbst als Handwerker mit Tradition, ER hat das Handwerk im Blut. Er vertritt alle die, die geschäftstüchtig und durch Vorurteile befangen sind. Gibt sich großzügig, meint es angeblich gut, doch feilscht er, als es um Andris Bezahlung geht , -will aus der jüdischen Geschäftstüchtigkeit selbst Profit ziehen. Außerdem lehnt er berechtigte Reklamation seiner Kundschaft ab. und geldgierig ist er auch noch, denn er verlangt überhöhtes Lehrgeld, um sich die Ausbildung eines Juden gut bezahlen zu lassen

Wirt

Der Wirt gibt vor nichts gegen Juden und gegen Andri zu haben; hält Andri für eine "regelrechte Ausnahme". Andri verhält sich nicht so negativ, wie es Juden seiner Meinung nach tun, sonst hätte er Andri ja auch nicht als Küchenjunge eingestellt. Doch der Wirt hat allerdings was gegen Juden, weil Andri doch nur eingestellt wurde, weil er eine Ausnahme sei

Er bestätigt zwar, daß das Lehrgeld Wucher ist, - er zeigt sich verständnisvoll. " Aber wenn's um Geld geht verhalten sich die Andorraner wie der Jud". Und genau nach diesem Vorurteil verhält sich auch der Wirt:

Er nutzt nämlich die Geldnot des Lehrers aus, um ihn sein Land weit unter Preis abzukaufen. er nutzt die Notlage gewinnbringend für sich aus.

Den Stein hat er aber bestimmt nicht aus Hass auf die Schwarzen geworfen. Er hat der Senora als eifriger Geschäftsmann Unterkunft gewährt. Mit dem Steinwurf möchte er den fremdenfeindlichen Andorranern beweisen, daß er trotzdem hinter ihnen steht. Er legt Wert auf das Gastrecht und zeigt sich pflichtbewußt , doch er hat es nur auf das Geld der Senora abgesehen.

Gemütlich möchte er wirken; doch doch den Steinwurf zeigt er sich tatsächlich gewalttätig.

Er vertritt alle , die sich jeder Situation anpaßen, um an seinen Profit zu kommen und die auch nicht vor einer heimtückischen Gewalt zurückschrecken.

Lehrer

Neben Andri ist er die wichtigste Person.

Zwischen dem Lehrer und den Andorranern gibt es Spannungen; er haßt sie ( weil sie falsch sind) und diese behandeln ihn schlecht ( weil er aggressiv ist und trinkt).

Er ist oft betrunken--weist daraufhin, daß er Probleme hat--traut sich die Wahrheit nicht zu sagen.

Er durchschaut die Haltung der Andorraner; sie lehnen Andri ab bzw. pressen ihn in eine bestimmte Rolle.

...geht nicht bei der Prozession mit und zeigt somit seine Verachtung über die Andorraner und über ihre frommen Bräuche (alles nur Schein / alles nur oberflächlich weiß)

Im 1. Bild merkt man schon, daß der Lehrer mit dem Gedanken spielt, die Wahrheit über Andris Herkunft zu sagen. Andri habe das Handwerk angeblich nicht im Blut, kommentiert er damit, daß die Andorraner ihr Blut noch kennenlernen werden. ( Denn Andri ist ja vom gleichen Blut wie die Andorraner selbst- und auch von dem Blut der Schwarzen, den Judenhassern).15

Soldat

Er gehört in den öffentlichen gesellschaftlichen Bereich.

Genau wie die anderen Personen stellt er mit seinem Typ ein Gruppe dar; nämlich die der andorranischen Armee.

Die Abneigung des Soldaten Andri gegenüber wird in der Handlung immer wieder deutlich aufgezeigt:

Er schlägt Andri, stellt ihm ein Bein, macht obszöne Bemerkungen über Barblin., beleidigt ihn und seine Gefühle für Barblin. (1. Bild)

Er scheint, Andri zu hassen. Er versucht ihn zu vernichten:

Wie macht er das?

1.Er rivalisiert mit Andri um die Gunst Barblins und geht dabei rücksichtslos (Brutalität) vor:

Schon am Anfang verhält er sich Barblin gegenüber sehr aufdringlich , er gibt damit an, daß er alle Mädchen bekommen kann, die er haben will.

Barblin ist da anders. Sie weist ihn ab.

Dann vergewaltigt der Soldat Barblin, weil er sie anders nicht bekommen kann. Die Liebe zu Barblin stärkt Andri und gibt ihm wohl auch noch einen Lebenssinn. Daher muß diese Vergewaltigung, die er als solche ja nicht wahrnimmt, ihm den letzten Halt nehmen.

2. Der Soldat weiß, wo Barblins Kammer ist, findet dort Andri und kann ihn dort denn auch verhaften.

Dabei beschimpft er Barblin als Judenhure, obwohl er Barblin selbst wie ein Flittchen behandelt hat und auch vermuten könnte, daß Andri immer nur vor ihrer Kammer gewesen ist

Nach der Judenschau, als Barblin nur noch weißelt, will der Soldat sie nicht mehr kennen , er verleugnet, eine angebliche Judenhure überhaupt zu kennen. Feigheit!

Später verhält sich der Soldat Andri gegenüber feige und brutal.

Im 8. Bild provoziert der Soldat Andri, indem er Andri (hinterhältig) nach seiner Braut fragt. Verletzt greift Andri den Soldaten daraufhin an. Als sich der Soldat nun nicht mehr alleine durchsetzen kann, schlägt und tritt der Soldat Andri, während die anderen Soldaten ihn festhalten.

Wie auch die anderen Andorraner hat der Soldat sich ein Bild von Andri gemacht; nämlich Andri sei unter anderem feige! Dabei verhält es sich genau umgekehrt. Aber immer wieder weist der Soldat auf seinen Mut hin, im Prahlen ist er nämlich groß: Wenn die Schwarzen wie Heuschrecken vom Himmel fielen, auch dann würde er sie nicht durchlassen oder Er kämpft bis zum letzten Mann(19)

Doch als die Schwarzen in Andorra einfallen, wird er freiwillig zur "Rechten Hand " der schwarzen Besetzer, er wird zum Werkzeug des Feindes, denn

1. er zeigt den Schwarzen Andris Versteck, Barblins Kammer,
2. als die Andorraner entwaffnet werden, hilft er ihnen wieder und nimmt dem Lehrer das Gewehr . ab,
3. er verliest sogar die Order des Befehlshabers der Schwarzen
4. er achtet darauf, daß die Judenschau ordentlich ausgeführt wird
5. er weist auf den Ring hin, Andri solle ihn abgeben und der Soldat bewirkt, daß ihm der Finger . abgehackt wird.

Der Soldat identifiziert sich mit der Armee, denn er bezeichnet sich selbst als solche( das wagt er zu sagen, mir ins Gesicht, der Armee ins Gesicht . Daher muß er sich bedingungslos in das Gefüge der Armee eingliedern; er muß sich der Macht der Armee zur Verfügung stellen. Dies bestätigt sich auch darin, weil er immer wieder deren Parolen aufsagt. Die Verantwortung übernimmt die Armee, der Soldat selbst braucht keine Eigenverantwortung zu haben.

Die Feigheit der andorrianischen Soldaten zeigt sich ganz besonders darin, daß er beim Einmarsch der Schwarzen sein "Fähnchen umstellt" und sich der Macht des Stärkeren kampflos und vorbehaltlos zur Verfügung stellt. Er muß sich übrigens daher auch nicht in die Schlage bei der Judenschau einreihen. Seine Selbstsicherheit bekommt er nur durch die Gruppe der Soldaten.

Er vertritt die Arme und alle Leute, die feige, prahlerisch und brutal sind, die auf eignes Denken verzichten, alles nachplappern und sich jeder führenden Macht bedenkenlos zur Verfügung stellt.

An der Zeugenschranke erklärt der in zivil gekleidete Soldat ja nur seine Pflicht getan zu haben. Er bestätigt, Andri nicht gemocht zu haben. Er hat aber die Macht der Gruppe- Armeedazu gebraucht, Andri zu vernichten

Geselle

Er verkörpert alle, die feige, verantwortungslos sind. Die vor Autoritäten kuschen und ihre eigenes Versagen auf Schwächere schieben.

Selbst sieht er sich stark und gönnerhaft, gibt vor Verantwortung für einen Freund zu haben. Doch zeigt er sich bei der Lehrlingsprobe verantwortungslos und feige (siehe auch bei der Zigarette und bei dem Tritt von hinten)

Doktor

Er verkörpert alle, die beschränkt und vorurteilsbefangen sind, die aber in einer gesellschaftlichen anerkannten Position sind und ihr Fehlverhalten nicht eingestehen, sondern es mit schönen Phrasen zudecken und die Schuld daran anderen zuschieben

Jemand

Er zeigt sich ironisch: die letzten werden die ersten sein Er glaubt vielleicht , er steht über den Dingen und wirkt dadurch weise Doch bezieht er nie Stellung und hält sich aus allen heraus

Ochestrion----Situation bleibt unverändert, immer wieder das gleiche

Geldstücke----Vorurteil geldgieriger Jude

Schuhe---------man hat Andri alles in die Schuhe geschoben, alle Schlechtigkeiten der Andorraner

weiß------------täuschen Reinheit und Unschuld vor, anfänglich wird die Lüge des Lehrers übertüncht, auch will man sich von den Schwarzen abheben

Kirche ist nicht so weiß, wie sie tut, sie ist auch rot :die Kirche hat auch Schuld

Platzregen gewitter-------Katastrofe steht ins Haus

Schweigen--------Angst, Hiflosigkeit, verstehen sich nicht mehr, reden aneinander vorbei, er fehlen ihnen die Worte, Entfremdung

Schwelle -------- Ort , wo sich Andris Schicksal entscheidet

Ende der Leseprobe aus 6 Seiten

Details

Titel
Frisch, Max - Andorra
Autor
Jahr
1999
Seiten
6
Katalognummer
V97953
ISBN (eBook)
9783638964043
Dateigröße
387 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Andorra, Max Frisch, Thema Andorra
Arbeit zitieren
Clarissa Blum (Autor:in), 1999, Frisch, Max - Andorra, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/97953

Kommentare

  • Gast am 11.6.2002

    Sehr Schön.

    Morgen hab ich ne deutscharbeit das wird mir helfen !!!!!!!! thx

  • Gast am 10.3.2002

    super.

    Danke super arbeit

  • Gast am 22.5.2001

    Danke.

    Du hast mir das Lebebn Gerettet. Ich soll heute einen Vortrag über Andorra halten von dem meine Zeugnisnote abhängt, aber ich hab noch nichts geschrieben.

  • Gast am 10.4.2001

    Andorra.

    Ich kann sehr gut deine Arbeit gebrauchen. Ich muss nämlich ein
    Lesetagebuch schreiben. Mein Vater
    hat mir gesagt, dass er dich als
    Schülerin in der 12 hat.

    Viele Grüße

    julius

Blick ins Buch
Titel: Frisch, Max - Andorra



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden