Häufig gestellte Fragen zu Publius Terentius Afer
Wer war Publius Terentius Afer?
Publius Terentius Afer war der größte römische Komödiendichter der Archaik, neben Plautus. Er wurde um 190 v. Chr. in Nordafrika geboren, möglicherweise in Karthago, und kam in jungen Jahren als Sklave nach Rom. Nach seiner Befreiung durch seinen Herrn, Terentius Lucanus, nahm er dessen Namen an. Durch seine Verbindungen zu einflussreichen Römern, darunter Laelius und Scipio der Jüngere, wurde er Mitglied des Scipionenkreises.
Welche Vorwürfe wurden Terenz gemacht?
Der Dichter Luscius Lanuvinus warf Terenz Kontamination (Verarbeitung von zwei Stücken zu einem), Plagiat (Bearbeitung griechischer Komödien) und fremde Mitarbeit vor. Terenz antwortete auf diese Anschuldigungen in einem Prolog seines Stücks „Phormio".
Wann und wo wurden die Werke von Terenz uraufgeführt?
Die Uraufführungen von Terenz' Stücken fanden an verschiedenen Orten in Rom statt, meist während der Ludi Megalenses oder Ludi Romani. Die Daten der Uraufführungen sind bekannt und beinhalten: „Andria“ (166 v. Chr.), „Hecyra“ (165 v. Chr., abgebrochen, dann 160 v. Chr. erfolgreich), „Heautontimorumenos“ (163 v. Chr.), „Eunuchus“ (161 v. Chr.), „Phormio“ (161 v. Chr.), und „Adelphoe“ (160 v. Chr.).
Welche Reisen unternahm Terenz?
Nach dem Erfolg seiner Stücke unternahm Terenz eine Bildungsreise nach Griechenland, um das griechische Leben kennenzulernen und nach unbekannten Komödien des Menanders zu suchen. Die Details dieser Reise sind jedoch unklar. Sueton behauptet, er sei 159 v. Chr. auf der Rückreise von Griechenland Schiffbruch erlitten und ertrunken.
Welche Werke von Terenz sind erhalten?
Sechs vollständige Komödien von Terenz sind erhalten geblieben: „Andria“, „Heautontimorumenos“, „Eunuchus“, „Phormio“, „Hecyra“ und „Adelphoe“. Diese Komödien basieren auf den Werken der Neuen Attischen Komödie, insbesondere auf den Werken von Menander. Die Handschriften enthalten oft Masken der auftretenden Personen und Handlungsbilder.
Welche Themen behandelte Terenz in seinen Werken?
Terenz behandelte in seinen Werken Themen wie das Alltagsleben der Bürger, Vater-Sohn-Konflikte, Erziehungsprobleme, Ehefragen, Liebesverwicklungen und Wiedererkennung. Ein zentrales Thema ist die Frage der Menschlichkeit.
Wie ist der Stil von Terenz zu beschreiben?
Terenz versuchte, sich seinem Vorbild Menander anzunähern. Sein Stil zeichnet sich durch eine sorgfältige Charakterisierung der Personen, eine komplizierte aber klare Handlungsführung und eine gehobene, gepflegte Sprache aus. Im Gegensatz zu Plautus verzichtete er auf derbe Komik und Vulgärsprache.
Welchen Einfluss hatte Terenz auf die Literatur?
Terenz hatte einen großen Einfluss auf die Weltliteratur, besonders auf das moderne Drama und die Entwicklung der lateinischen Sprache. Seine Werke wurden von Autoren wie Hrotsvit von Gandersheim, Molière, Lessing, Schiller, Sachs, Cervantes und Eliot beeinflusst.
Autor: Maria Friebel
Publius Terentius Afer
- größter röm. Komödiendichter (Dramatiker) in der Archaik (neben Plautus) _
- geb: um 190 v. Chr. in Nordafrika · Beiname: ,,Afer" = Afrikaner _
Sueton behauptet: Karthago
- Berber von dunkler Hautfarbe (evtl. libysche Herkunft) _ Bild aus seinen Handschriften · Latein nicht als Muttersprache
- kam in jungen Jahren als Sklave des röm. Senators Terentius Lucanus nach Rom · ließ den hochbegabten Knaben sorgfältig ausbilden und gab ihm bald die Freiheit, wobei der junge Mann den Namen seines Herrn annahm (ursprüngl. Name unbekannt)
- durch seine Verbindung mit Lucanus hatte der zieml. gebildete Terenz Kontakte zu den Aristokraten Roms · ihn verband eine enge Freundschaft mit Laelius und Scipio dem Jüngeren, so daß er auch ,,Mitglied" im Scipionenkreis war - einer Gesprächsrunde vornehmer, gebildeter und charaktervoller Männer
- Vorwürfe des schmähsüchtigen, weil wenig erfolgreichen, Dichters Luscius Lanuvinus: · Kontamination (Verarbeitung von zwei Stücken zu einem)
- Plagiat (hier: Bearbeitung einer griech. Komödie)
- fremde Mitarbeit (durch seine oben genannten Freunde)
- dieses beantwortete T. mit einer Retourkutsche (Übersetzung aus griech. = unverständlich, Erfolg nur Darstellung) im ,,Phormio"-Prolog
- T.` lit. Schaffen beginnt bald nach dem Sieg des Aemilius Paullus bei Pydna über den letzten großen Gegenspieler Roms - Perseus von Makedonien, dessen Hofbibliothek nach Rom gelangt _ wesentl. Anstoß zur Beschäftigung mit Literatur
- April 166: Erstaufführung der ,,Andria" (das Mädchen von Andros) zu den Ludi Megalenses
- April 165: Erste Aufführung der ,,Hecyra" (die Schwiegermutter) zu den Ludi Megalenses (wurde abgebrochen) aus
- April 163: Erstaufführung des ,,Heautontimorumenos" (der Selbstquäler) zu den Ludi Didaskalien
Megalenses (amtl. Lis-
- April 161: Erstaufführung des ,,Eunuchus" (der Verschnittene) zu den Ludi Megalenses ten: Datum
- September 161: Erstaufführung des ,,Phormio" zu den Ludi Romani u. andere
- 160: Erstaufführung der ,,Adelphoe" (die Brüder) und zweite Aufführung der ,,Hecyra" Details der
(wurde wieder abgebrochen) bei den Leichenspielen des L. Aemilius Paullus (Vater des Aufführg.
jüngeren Scipio) _Anm.: tiefe Freundschaft zu Scipio d. J. erkennbar eines dra-
- Sept. 160: dritte, endlich erfolgreiche Aufführung der ,,Hecyra" (vorher wegen mangelnden mat. Wer-
Interesses von Seiten der Bürger abgebrochen _ ungeduldig, da Gerüchte von Boxkämpfen kes) bekannt und Gladiatorenspielen) zu den Ludi Romani (S. 44)
- bald darauf: Bildungsreise nach Griechenland (_ griech. Leben aus eigener Anschauung kennen zu lernen und in der Hoffnung weitere unbekannte Komödien des Menanders aufzuspüren) · verschollen
- sein Todesjahr ungewiß · Sueton behauptet: 159 auf der Heimreise von Griechenland Schiffbruch
Tod durch Ertrinken Rettung, aber Tod aus Gram über den Verlust seiner neuen Nachdich tungen menandr. Stücke
- hinterließ seiner Tochter ein Landgut von 20 Joch
- kurzes Leben (nur _ 30 Jahre alt geworden)
Werke:
- sechs vollständig erhaltene Komödien (Vorbild: Komödien d. sogenannten Neuen att. Komödie von Apollodoros v. Karystos _ 2 und Menandros _ 4):
- ,,Andria" - Wiedererkennungskomödie mit Vater-Sohn-Konflikt, Täuschung und Selbsttäuschung (Nebenhandlung von Menanders ,,Perinthia") _ Kontaminierung
- ,,Heautontimorumenos" - Charakterkomödie mit Generationenkonflikt und Intrigenstück mit Wiedererkennung (Frage der Hauszucht)
- ,,Eunuchus" - wirkungsvolle Intrigen- und Wiedererkennungskomödie (Gestalt aus dem ,,Schmeichler" des Menander) _ Plagiat
- ,,Phormio" - klass. Musterbsp. einer komplizierten, aber klar durchgeführten
Intrigenkomödie
- ,,Hecyra" - anspruchsvolle, voraussetzungsreiche ,,Antikomödie" mit ungewöhnlich feiner Charakterzeichnung, der Überwindung traditioneller Rollenerwartungen und einer ,,armen" Handlung, die mehr auf Verhüllung als auf Offenlegung zielt (T.` ruhigstes + aufregenstes Stück) _ Inhalt: S. 858
- ,,Adelphoe" - Problemstück und Enthüllungsdrama ohne Intrige, Frage der Hauszucht, zwei Generationen (Plagiat: Szene aus Werk von Diphilos)
+ Handschriften (z.T. illuminiert): Masken der auftretenden Personen, Handlungsbild jeder Szene
- nutzte Prologe, um sich gegen die Anfeindungen von Kritikern zu verteidigen (_ spiegelt lit. Kampf dieser Zeit wider)
- wirkte stark auf die Weltliteratur, v. a. modernes Drama (Hrotsvith von Gandersheim, Molière, Lessing, Schiller, Sachs, Cervantes, Eliots) und die Formung der latein. Schriftund gesprochenen Sprache _ Anm.: Eunuchus und Adelphoe im MA bes. wegen ihrer zahlreichen Sinnsprüche beliebt
- Themen: Alltagsleben der Bürger _ Vater-Sohn-Problem (als erster), Erziehungsprobleme, Ehefragen, Liebesverwicklungen bzw. -affären mit Wiedererkennung, Heirat u. Menschlichkeit
Stil:
- Streben seinem Vorbild griech. Menander (Sublimität, versöhnlich-resigniertes Weltbild) möglichst nahe zu kommen · Enthüllungsmonolog in den Einleitungsszenen; Doppelfkt./
-handlungen der Stücke => lebensechte, sorgfältige Charakterisierung der Personen + Handlung; indirekte Charakteristik durch die Sprache
- komplizierte, planmäßige/strenge, kunstvoll angelegte Handlungsführung · Zuschauer dadurch fesseln _ Grenzen: stereotype Handlungsträger(z. B. der listenreiche Sklave) und Motive (Verwechslung 2er Personen, Rollentausch)
- im Gegensatz zu Plautus: Fehlen von drast. Komik/ Situationskomik, grobem,
volkstümlichen Scherz und Vulgärem (Unflätigkeiten); geringere Anzahl an Cantica
(Lieder); Fehlen von dessen metrischem Reichtum; auf realist. Wahrscheinlichkeit bedacht (weniger naiv, zurückhaltender)
- reine/glatte, gewählte, einer gepflegten Konversation gemäßen Sprache (statt att. Umgangssprache: gehobene Umgangssprache der Scipionenzeit · Scipionenkreis)
- sermo cotidianus: größere Freiheit im Satzbau, häufige Verwendung von Interjektionen und griech. Wörtern
- bes. bei d. gebildeten oberen Schichten der röm. Gesellschaft beliebt; bei breitem
Publikum erst allmählich durchgesetzt (, da kompli. Konversationston + verschlungene Handlg.)
- Exposition in Dialogform (statt Expositionmonolog)
- widmete sich u. a. der Palliata (siehe Paul) => Anpassung an röm. Verhältnisse
- offiziell verpöhnt (Härte der alten uirtus = Art v. Tugend!) in Rom _ durch
wachsenden Einfluß griech. Bildung u. verfeinerte Lebens- und Umgangsformen: Anfänge von toleranter und reflektierender Geisteshaltung
- Arbeit zitieren
- Maria Friebel (Autor:in), 2000, Terenz (Publius Terentius Afer), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98019