Härtling, Peter - Eine Kindheit im Dritten Reich


Facharbeit (Schule), 1999

27 Seiten, Note: 11 Punkte


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Kinder im Dritten Reich
2.1. Zusammenfassung

3. Peter Härtling
3.1. Biographie
3.2. Seine Werke

4. Nachgetragene Liebe
4.1. Romanaufbau
4.2. Inhaltsangabe
4.3. Deutung

5. Schluß

6. Literaturverzeichnis

Anhang
I. Die Napola
II. Folgen des 2. Weltkrieges
III. Zeitungsartikel der Frankfurter Rundschau: Späte Nähe
IV. Zeitungsartikel der Frankfurter allgemeinen Zeitung: Alles wird am Ende irgendwie gut
V. Schülererklärung
VI. Einverständniserklärung

1. Einleitung

In dieser Facharbeit beschäftige ich mich mit dem Buch ,,Nachgetragene Liebe" von Peter Härtling.

Da das Buch eine Kindheit im Dritten Reich thematisiert gebe ich im 2. Kapitel einen Überblick über die Kinder dieser Zeit. Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen, beziehe ich mich vor allem auf die arischen deutschen Kinder. Zusammenfassend liste ich unter Punkt 2.1. wesentliche Aspekte auf, auf die ich in der Deutung verweise. Diese Querverweise dienen dem Aufzeigen der Gegensätze zwischen Vater und Sohn.

Im Anschluß stelle ich die Biographie Peter Härtlings (Kap. 3.1.) kurz vor und gebe dann einen kommentierten Überblick über seine Werke (Kap 3.2.). Nach dem Romanaufbau (Kap 4.1.) soll die Inhaltsangabe (Kap 4.2.) Auskunft über die Handlung des Buches geben, wobei ich lediglich die erzählende Ebene, die Geschichte des jungen Härtlings berücksichtige und die Perspektive des Erwachsenen vernachlässige.

Diese fließt in die Deutung (Kap 4.3.) des Buches ein, deren Schwerpunkt in dem Bereich ´Kinder zur Zeit des Nationalsozialismus` im Bezug auf die Beziehung zwischen Peter Härtling und seinem Vater liegt.

Ich möchte noch hinzufügen, daß es als Jugendlicher der heutigen Zeit schwerfällt, sich in die Situation dieser Kinder zu versetzten. Ich weiß heute, welche Auswirkungen der Nationalsozialismus nach sich zog. Doch die Kinder des Dritten Reiches waren ihm vollkommen ausgeliefert.

Ich bin froh, ein Kind des 20. Jahrhunderts zu sein.

Im Anhang berichte ich von den Eindrücken zweier ehemaliger Plöner Jungmannen, um einen besseren Bezug zu der Erziehungsanstalt des nationalsozialistischen Wesens in Plön (Napola) zu erhalten.

Leider habe ich in den Bibliotheken in Hildesheim über das Stichwort Napola nichts gefunden, so daß sich diese Daten nur auf Berichte aus dem Internet beziehen.

Aus Zeitmangel konnte ich diese Daten jedoch nicht vollständig auswerten, sondern nur die oben beschriebenen zwei Eindrücke festhalten.

Die Zusammenfassung des Buches erwies sich für mich als schwierig, da ich mir nicht bewußt war, wie ich den Handlungsablauf und die eingeschobenen Interpretationen Härtlings aus der Gegenwart für den Leser verständlich machen sollte. Die vorstehend beschriebene Darstellung dieses Bereichs stellte sich für mich am sinnvollsten dar.

Besonders getroffen hat mich der Roman durch sein tragisches Ende.Die Fußzeilen geben lediglich Auskunft über Autor und Titel des zitierten Buches sowie die verwendete Seitenzahl. Das Literaturverzeichnis zeigt die vollständige Darstellung der verwendeten Materialien.

2. Kinder im Dritten Reich

Um die nationalsozialistische Bewegung in Gang zu setzen, konzentrierte sich die nationalsozialistische Führung auf Kinder und Jugendliche. Sie sollten an den NS-Staat und seine Ideologie gebunden werden, um damit eine neue Generation zu schaffen. Eine Generation, die für Hitler widerstandslos zur Waffe greift.

Die Nationalsozialisten hatten leichte Beute.

Einflußmöglichkeiten gaben Bereiche wie Schule und Jugendorganisation.

Die Familie spielte dabei eine wichtige Rolle. Sie mußte rein und gesund sein, den Ursprung der deutschen Nation darstellen.

Hitler wollte auch nach seinem Tod die NS-Ideologie in Deutschland absichern.

Jugenderziehung nach Hitlers Vorstellungen:

Es sollte eine Jugend heranwachsen, vor der sich die Welt fürchtet. Sie durften keine Schmerzen und Schwächen zeigen. Gewalttätigkeit, Unerschrockenheit und Grausamkeit war vorherrschend. Anderes Gedankengut sollte verbannt, der eigene Wille in ihnen gebrochen und durch Beherrschung ersetzt werden.1

Der Führer, der im eigentlichen Sinne kein Kinderfreund war, wünschte sich von dem deutschen Volk Jahrgänge, die die kommende deutsche Nation darstellten sollten. Hitler sah in der Frau nur die Mutter künftiger Soldaten.

In den Schulen entfernte man die jüdischen Lehrer nach und nach.

Die verbleibenden arischen Lehrer mußten dem nationalsozialistischen Lehrbund beitreten, um ihre Treue der herrschenden Gewalt zu beweisen, um damit in den Schulen den nationalsozialistischen Gedanken zu sichern. Sie mußten in der Lage sein, den Kindern die geschaffenen Feindbilder zu vermitteln.

Im Unterricht wurde vor allem der Grundgedanke des Nationalsozialismus, Vererbungslehre, Rassenkunde und -hygiene, die Überlegenheit des germanischen Herrenmenschen in Geschichte und Gegenwart, gelehrt. Der politische Unterricht bezog sich auf alles, was keinen nationalsozialistischen Bezug hatte und darum schlecht war.

Allgemein war der vorrangige Lehrstoff das Einmaleins der Diktatur.

Um die körperliche Ausdauer zu verstärken, legte man großen Wert auf den Sportunterricht und erhöhte die Stundenzahl.

Die Kinder erreichten kaum Wissen in Mathematik, Deutsch oder naturwissenschaftlichen Fächern.

Da die christliche Ideologie als Konkurrenz galt, verbot die Führung erst das morgendliche Gebet, um dann den Religionsunterricht endgültig abzuschaffen.

Mit neuen Schulbüchern wurden nach und nach alle Schulen gleichgeschaltet und der Hitlergruß galt von da an als verbindlich.

Die Kinder lernten ihre jüdischen Mitschüler zu verachten, sie auszustoßen.

Sie entwickelten sich zu Rassisten, obwohl sie selbst keine klaren Gründe dafür hatten, weshalb der Jude dem Feinbild entsprach. Sie nahmen diese Feststellung einfach hin, ahnungslos von der Funktion der Konzentrationslager. Es wurde ihnen erzählt, daß die Menschen, die nicht an Hitler glaubten, in ,,Konzertlager" kamen, um dort die nationalsozialistische Lehre zu erlernen.

Als Feinde des deutschen Volkes mußten sie gesondert untergebracht werden.

In der Gemeinschaft fühlten sich die Kinder stark. Sie trugen alle die gleiche Uniform, denn eine Klasseneinteilung gab es nicht, egal, ob die Eltern reich oder arm waren. Dieses Erscheinungsbild vermittelte ihnen ein unbegreifbares Glücksgefühl. Ein Teil von etwas ganz Großem zu sein, gab ihnen Geborgenheit und Anerkennung.

Ohne den Inhalt eines Liedes wirklich wahr zu nehmen, sangen sie es, bis die Wörter letztendlich in ihren Sprachgebrauch übergingen, und das eigene Ich der Kinder unterging.

Die Kinder spiegelten die Elite und die Hoffnung des deutschen Volkes wieder.

Für besonders begabte Kinder, die für den Führernachwuchs ausgewählt wurden, gab es zwei Schultypen: die Adolf-Hitler-Schulen und die nationalpolitischen Erziehungsanstalten2 (siehe Anhang: Napola).

Außerhalb der Schule prägte die Hitlerjugend (HJ) das Leben der Kinder. Alle arischen Kinder sollten ihr beitreten. Auf Unwillige und deren Eltern übten die HJ-Führer Druck aus, denn nur wer der HJ angehörte, bekam z. B. eine Lehrstelle. Schnell verfielen bald viele dieser Organisation. Die HJ wuchs von Jahr zu Jahr.

Die HJ gliederte sich in das deutsche Jungvolk, männliche Jugendliche von 10 bis 13 Jahren und die eigentliche HJ für Jugendliche von 14 bis 18 Jahren. Für die Mädchen gab es zunächst in der gleichen Gliederung den Jungmädelbund (10 bis 13 Jahren) und später den Bund Deutscher Mädel (BDM) (14 bis 18 Jahre). Ältere Mädchen konnten der Organisation ,,Glaube und Schönheit" beitreten.

Durch angebotene Reisen, wie z. B. Skilaufen in den Alpen, Fahrten zu Seen, lockten die Nationalsozialisten die Kinder. Die Verführung war groß, da solche Fahrten für ein Kind dieser Zeit gewöhnlich kaum realisierbar waren.

Viele Jugendliche nahmen die HJ sehr ernst, und sie entwickelte sich zum wichtigsten Bestandteil ihres Lebens.

Die politischen Schulungsstunden wurden mit Jugendlageraufenthalten wieder gut gemacht. Als Übungsschwerpunkt in den Lagern galt die vormillitärische Ausbildung im Schießen und die Orientierung im Gelände, die bei endlosen Tagesmärschen geübt wurde. Schon im jungen Alter konnten sich die Kinder beweisen und Führungsaufgaben übernehmen.

Bei dem BDM lag die Wichtigkeit auf sportlicher Ertüchtigung, Rassenhygiene und - bewußtsein. Die Mädchen sollten den Erhalt der arischen Rasse sichern.

Die HJ vermarktete die Kinder und gab ihnen gleichzeitig das Gefühl etwas ganz Besonderes zu sein.

Wer nicht der Hitlerjugend angehörte, wurde ausgegrenzt und verachtet, denn wer Hitler dient, ist etwas Besseres.

Durch Freiheitsentzug versuchte man die Kinder schnellstmöglich zu vollständigen Nazis zu machen. Das Vorgehen war von den Nationalsozialisten gut durchdacht, sie bewirkten eine Art Gehirnwäsche bei den Kindern in einem Alter, in dem sie ihre eigene Persönlichkeit bildeten und noch leicht beeinflußbar waren. Sie glaubten bedingungslos daran, was die Erwachsenen, die Nationalsozialisten, ihnen sagten.

Die Eigenständigkeit wurde unterdrückt, und die Gleichschaltung der Sinne durch endloses Marschieren im Gleichschritt durchgesetzt. Die Erziehung zur Disziplin mit dem Lernziel ,,Hassen" trug dazu bei, die Kinder auf den Krieg vorzubereiten, das große Abenteuer, bei dem alle dabei sein wollten.

In der HJ bildeten sich Streifendienste, um illegale Gemeinschaftsverbände aufzuspüren und zu melden. Diese Gemeinschaftsverbände wurden oft von Jugendlichen gebildet, die immer noch Eigeninitiative zeigen wollten. Erschwerter Dienst sollte ihnen dafür die Zeit und die Kraft nehmen. Das Denken war nur erlaubt, solange die Weltanschauung mit dem Nationalsozialismus übereinstimmte.

Die Begeisterung der Jugend zur HJ ist auch auf das Wunschbild der Kameradschaft, Treue und Ehre zurückzuführen, womit man sie in der Organisation empfing. Der sehnlichste Wunsch eines jungen Knaben war es, ein Hitlerjunge zu werden.

Die Kinder konnten sich dem vielleicht strengen Elternhaus entziehen und wurden bei der HJ mit Freude empfangen. Die Hitlerjugend griff in das Familienleben ein und bot sich als bessere Familie, aus der Sicht der Kinder, an.

Selbst die zehnjährigen Kinder aus dem Jungvolk übten schon endloses Exerzieren. Sie wurden von Kindesbeinen an zu blindem Gehorsam und zur standfesten Härte gedrillt.

Die negative Seite des Wunschbildes der Kameradschaft war, daß derjenige, der beim Dauerlaufen außer Atem kam, als ,,Schlappschwanz" bezeichnet wurde. Die anderen Kindern machten sich über ihn lustig. Diese Kehrseite erkannten die Kinder nicht, und es wurde erreicht , daß jeder versuchte, der Beste zu sein. Jedes Kommando wurde sofort widerspruchslos ausgeführt.

Mitleid gab es nicht und wurde verpönt.

Der Wunsch der Kinder nach immer mehr Anerkennung wuchs. Ihnen wurde vermittelt, daß nur derjenige ein guter Führer werden könne, der die Befehle auch perfekt und bedingungslos ausführe. Wer gehorche, dürfe auch befehlen. So kam es, daß schon ein Kind mit 10 Jahren andere Kinder kommandierte. Man wollte sich und andere beherrschen.

Für ein Kind gab es nichts Schöneres, als mit den Kameraden bei Fahrten mitzuwirken, um dann abends am Lagerfeuer Lieder zu singen und die Natur zu genießen.

Ein Lied der Hitlerjugend:

,,Vorwärts! Vorwärts! Schmettern die hellen Fanfaren.

Vorwärts! Vorwärts! Jugend kennt keine Gefahren.

Deutschland. Du wirst leuchtend stehn , mögen wir auch untergehn.

Jugend! Jugend! Wir sind der Zukunft Soldaten.

Jugend! Jugend! Träger der kommenden Taten.

Ja, Durch unsre Fäuste fällt, wer sich uns entgegenstellt. [...]3

Ziel der Kinder war es, einmal der kommende Führer zu werden.

Obwohl die meisten Kinder nie in direkten Kontakt zu Hitler kamen, hielten sie ihn für einen ,,Übervater". Ihr Lebensinhalt bestand darin, für Hitler zu leben und einmal zu sterben. Sie stellten ihr Leben dem Vaterland zur Verfügung, und der Tod spiegelte einen Wahn von höchster Opferbereitschaft für das Vaterland in ihnen wieder.

Ein Leitspruch der HJ war: ,,Du bist nichts, dein Volk ist alles".

Ritterkreuzträger, Soldaten die erfolgreich aus dem Krieg zurückgekehrt waren und dafür das Ritterkreuz erhalten hatten, steigerten die nicht nachlassende Begeisterung vom Krieg. Da der Krieg idealisiert wurde und als das Größte galt, erzählten sie nichts von den Schreckensbildern. Es hieß sogar, daß die Kinder nicht traurig sein sollten, wenn sie nicht mehr in den Krieg ziehen dürften.

Die Kinder machten aus den Soldaten echte Helden und beschworen sich, einmal das Gleiche zu erreichen, nur noch viel besser.

Selbst über den Tod von Vätern und Kameraden waren die wenigsten traurig. Sie waren eher neidisch, daß sie ihr Leben nicht für das Vaterland geben durften.

Ein weiters Ziel der Kinder war der ehrenhafte Heldentod.

Diesen Kindern wurde das tatsächliche Kriegsleben völlig vorenthalten. Sie sahen alles als Spiel, und für manche war es sogar eine sehr schöne Zeit.

Als der Krieg eine Wende nahm, und die Welt Hitlers zu zerbrechen drohte, brach für die Kinder eine Welt zusammen. Selbst in der Gefangenschaft fiel ihnen der Zweifel an dem nationalsozialistischen Glauben schwer.

Erst nach und nach verstanden sie, was überhaupt geschehen war.

Sie sollten einmal die Täter Hitlers werden, und waren zu Opfern eines Wahns geworden, der nicht menschlich war.

Es war ein Betrug, der ihnen die Kindheit stahl. Als Kind mißbraucht, mußten sie jetzt den Schmerz der Wahrheit ertragen. Die schonungslose Einsicht von etwas Schlechtem begeistert gewesen zu sein, breitete eine große Schuldfrage in ihrem Gewissen aus, mit der sie nun ein zweites Leben begannen.

2.1. Zusammenfassung

Zusammenfassend möchte ich die Aspekte auflisten, die in der Deutung des Buches ,,Nachgetragen Liebe" (Kapitel 4.3.) besonders zum Tragen kommen.

1. Die Familie mußte rein und gesund sein.
2. Der eigene Wille der Jugendlichen wurde gebrochen und durch Ideale des Nationalsozialismus ersetzt.
3. Die Schule vermittelte den Kindern die geschaffenen Feindbilder.
4. Die Vermittlung, Teil etwas ganz Besonderen zu sein, vereinte und machte stark.
5. Die HJ entwickelte sich zum wichtigsten Bestandteil des Lebens der Kinder und Jugendlichen.
6. Die Beeinflussung der Kinder bewirkte bedingungsloses Vertrauen und Gehorsam.
7. Die HJ wurde als bessere Familie betrachtet.
8. Soldaten wurden als Helden dargestellt.
9. Die Wahrheit über die Konzentrationslager wurde vertuscht.

3. Peter Härtling

3.1. Biographie

Peter Härtling wurde am 13. November 1933 in Chemnitz geboren.

Sein Vater, Rudolf Härtling (1906-1945), war Rechtsanwalt. Zusammen mit ihm und seiner Mutter, Erika Härtling, geborene Häntzschel (1911-1946) und einer jüngeren Schwester lebte er bis 1941 in Sachsen und dann in Olmütz in Mähren.

Ab dem Jahr 1939 besuchte er die Grundschule in Chemnitz bis er im Jahr 1943 auf das Gymnasium in Olmütz wechselte. Die Familie floh 1945 nach Zwettl in Niederösterreich. Der Vater starb in diesem Jahr in russischer Kriegsgefangenschaft in Döllersheim. Im Jahr 1946 ging die Mutter mit ihren Kindern nach Nürtingen. Sie begann Selbstmord und die Großmutter kümmerte sich fortan um die Kinder. Peter Härtling besuchte zunächst das dortige Gymnasium. In der vorletzten Klasse ging er allerdings wegen Auseinandersetzungen mit den Lehren von der Schule und wechselte auf die Bernstein-Schule bei HAP Grieshaber. Ab dem Jahr 1952 arbeitete er in einer Korkfabrik und später als Volontär in der Lokalredaktion der ,,Nürtinger Zeitung". Im Jahr 1954 wurde er Redakteur bei der ,,Heidenheimer Zeitung".

Von 1955 bis 1962 war er als literarischer Redakteur bei der ,,Deutschen Zeitung" in Stuttgart und Köln tätig.

Er heiratete 1959 die Diplompsychologin Mechthild Mayer.

In der Zeit von 1962 bis 1970 gab Peter Härtling die Zeitschrift ,,Der Monat", die in Berlin erschien, mit heraus.

Auf der Berliner Tagung der Gruppe 47 hielt er 1965 eine Lesung und arbeitete im ,,Wahlkontor deutscher Schriftsteller" für die SPD mit.

1967 bis 1968 war er zunächst Cheflektor des S. Fischer Verlags in Frankfurt und dann bis 1973 Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsleitung.

Peter Härtling erhielt mehrere Literaturpreise und einige seiner Bücher wurden sogar verfilmt. Seit dem Jahr 1974 lebt er als freier Schriftsteller mit seiner Frau und seinen vier Kindern in Mörfelden-Walldorf bei Frankfurt am Main.

,,Er gehörte zu denen, die mit zwölf, dreizehn Jahren noch in den Krieg geschickt wurden. Er gehörte zu denen, die noch als Kinder ohne Übergang in die grausamste Wirklichkeit hineingestoßen wurden. Flucht, Internierungslager, Schwarzmarktgeschäfte und tragischer Tod der Eltern waren die Stationen, die eine behütete Kindheit zerstörten."4

3.2. Seine Werke

Die Werke von Peter Härtling umfassen zwei literarische Bereiche. Einmal die Kategorie der Kinderbücher und zum anderen die Moderne Literatur.5

Autobiographie prägt seine Moderne Literatur. Peter Härtling prüft in seinen Büchern seine eigene Lebensgeschichte mit sachlicher Nüchternheit in den historischen und gesellschaftlichen Lebensbereichen. Auch bei Präsentationen der deutschen Geschichte gibt er grundsätzlich Ausschnitte seines eigenen Lebens wieder.

Die Realitätsauffassung Peter Härtlings ist mit einer Empfindsamkeit verbunden, in der er immer wieder von den Träumen der Kindheit verfolgt wird.

Sein Erzählen bzw. Schreiben bewegt sich zwischen lebensnahen und frei erfundenen Begebenheiten. Es wurde geprägt durch das geschichtlich-politsche Erleben des Dritten Reiches in seiner Kindheit und durch die Erfahrungen von Heimat in Württemberg in der Gegenwart. Für Peter Härtling ist das Schreiben die selbsttherapeutische Verarbeitung seiner Vergangenheit, die das Ziel hat, zu einem anderen Umgang mit seiner Biographie zu gelangen, aus ihr zu lernen für gegenwärtige Situationen.

Peter Härtling schreibt, um nicht zu vergessen, wer er einmal war. Er möchte die Geschichte nicht verdrängen, sondern versuchen sie zu verarbeiten, um mit ihr leben zu können. Seine Leser sollen zum Nachdenken angeregt werden, sie sollen den Sinn einzelner ähnlicher Schicksale erkennen und die Möglichkeit bekommen, ihre eigene Geschichte zu verarbeiten.6 Peter Härtling hält in seinen Romanen und Erzählungen eine Bewegung in Gang, in der es einen Raum zwischen Finden und Erfinden gibt.

In seinen autobiographischen Romanen verdeutlicht er, wie die äußeren Lebensumstände die innere Entwicklung beeinflussen.

Peter Härtling beschreibt seine Literatur als eine Erinnerung. Einige seiner Romane werden von Zeit, Geschichte, Erinnerung bestimmt. Sie handeln von den gleichen Ereignissen, aus verschiedenen Perspektiven betrachtet.

Härtling hat in vier Büchern die Ereignisse in Zwettl, dem Zufluchtsort der Familie Härtling im Krieg, dargestellt: ´Zwettl im Waldviertel` (1970), ´Ein möglicher Anfang` (1972), ´Zwettl. Nachprüfung einer Erinnerung` (1973) und ´Nachgetragene Liebe` (1980).7 Die Bücher ´Zwettl` und ´Nachgetragene Liebe` gehören zu den zwei wichtigsten autobiographischen Romanen.

4. Nachgetragene Liebe

In diesem autobiographischen Roman, der 1980 erschien, durchlebt Peter Härtling einen Teil seiner Kindheit von Neuem. Er erzählt von der Beziehung zu seinem Vater, den er als Kind nicht verstehen und lieben lernen konnte. Die Mißverständnisse überdauern selbst den Tod des Vaters, sind in der Gegenwart noch lebendig.

Aus der Sicht des Erwachsenen gelingt es ihm im Verlauf des Buches, das Verhalten des Vaters zu verstehen, die Mißverständnisse aufzuarbeiten und auszuräumen.

Dieser Roman ist ein Versuch Härtlings die verletzte Vaterbeziehung zu verarbeiten, um als Vater nicht die gleichen Fehler zu machen.

4.1. Der Romanaufbau

In diesem Roman verzichtet Peter Härtling auf das Übertragen seiner Wünsche auf andere historische oder fiktive Figuren, um seine biographischen Erlebnisse zu verarbeiten. Peter Härtling ist derjenige, der erzählt und der, von dem erzählt wird.

Zugunsten einer einfacheren Gefühlsdarstellung schildert Peter Härtling den Roman aus zwei Erzähl-Perspektiven. Einmal das erzählte Ich aus der Kinderperspektive, und zum anderen das erzählende Ich, welches die Vaterbeziehung aus der Gegenwart aufarbeitet.

Das erzählte Ich, die Kinderperspektive, beschreibt die bewußt erlebten Jahre mit dem Vater und hält dem Vater die Unzugänglichkeit und Strenge vor. Es erzählt, ohne die Situation und den Vater zu verstehen. Das erzählende Ich nimmt erläuternd durch kritische Anmerkungen zu den Kindheitserlebnissen Stellung, und verarbeitet sie von der Gegenwart aus. Härtling verfällt beim Schreiben in seine Kindheit zurück, und ruft sie durch die Anmerkungen wieder in die Gegenwart zurück. Dies geschieht auch durch die direkte Anrede an den Vater, in der dem Vater bezüglich seines Verhaltens Vorwürfe nachgetragen werden. Am Anfang des Romans sind die direkten Anreden als Frage formuliert, die sich im Ablauf des Romans in Aussagen wandeln, so daß Peter Härtling am Ende seines Schreibens nüchtern den Geschehnissen gegenübersteht und sie versteht.8

Die Handlung spielt in Hartmannsdorf bei Dresden und vor allem in den mährischen Städten Brünn und Olmütz. Der Schlußteil bezieht sich wie in dem Roman ´Zwettl` auf die letzten gemeinsamen Wochen in dem Ort Zwettl.

4.2. Inhaltsangabe

Hartmannsdorf

Diese Zeit zeigt das fünfjährige, unternehmungslustige Kind, was die Nähe eines Erwachsenen sucht.

Mit fünf Jahren bricht das Kind mit seinem Dreirad auf, seinen Vater bei der Arbeit zu besuchen. Auf der Straße dorthin, liest sein Vater ihn auf, ohne ein Wort zu verlieren. Der Vater ist beherrscht und zeigt kühle Strenge.

Anders verhalten sich Personen aus der Verwandtschaft, z. B. seine Tante Ella, die in Tetschen-Bodenbach lebt. Sie versorgt das Kind, als es krank ist, spricht mit ihm und streichelt es.

Zeitweise erlebt das Kind seine Mutter strahlend und heiter. Doch kommen durch ihr Verhalten und ihre Schönheit Gerüchte auf, daß sie etwas vom jüdischen Typ habe. Der Vater verhält sich auf derartige Anmerkungen zornig.

Bei einem Ausflug der Familie in einen Zirkus findet das Kind Begeisterung für die Mundharmonika eines Clowns. Zu Hause klaut das Kind Geld aus einer Schublade, um sich in einem Geschäft eine Mundharmonika zu kaufen. Als der Vater den Diebstahl bemerkt, bestraft er das Kind, seinen Sohn, mit Mißachtung. Seine jüngere Schwester wird nicht so behandelt.

Ängstlich sieht der Vater einem Empfang aus Berufsgründen entgegen, welchen der Großvater ausrichtet. Für den Vater wichtige Leute werden geladen. Auf dem Fest erkennt das Kind seinen Vater nicht wieder, der redet und lächelt.

Mit Widerwillen der Eltern knüpft das Kind freundschaftliche Beziehungen zu Jugendlichen aus dem Jungvolk. Sie leben in einer Welt, in der sie sich von den Eltern nichts mehr sagen lassen. Wegen der unterschiedlichen politischen Ansichten von Vater und Sohn, beginnt der Sohn sich seinen Vater nach seinen Vorstellungen zu erträumen.

Das Kind begleitet die Jungen ohne Erlaubnis der Eltern zu einer Nachtfahrt. Mit dem Streben nach Anerkennung läßt das Kind Diskriminierungen ruhig über sich ergehen. Weil das Kind erkrankt, holen die Eltern es nachts vom Lager ab.

Im zweiten Kriegsjahr stirbt der Großvater, und die Großmutter zieht nach Brünn, dem Ort der väterlichen Kindheit. Der Vater steht nun allein da.

Er schickt seine Familie wenig später dorthin, um die Großmutter zu besuchen.

Brünn

In Brünn werden sie fröhlich von der Großmutter und den beiden Tanten am Bahnhof empfangen und sie scheinen sich in ihrer Art verändert zu haben. Das Kind gelangt zu der Ansicht, wer Grenzen überquere, verwandele sich.

Bei diesem ersten Besuch sind für das Kind drei Aufenthaltsorte wichtig:

Sein erstes Ziel ist die Wohnung der Großmutter. Tante Käthe und Tante Tilly sind dort oft zum Kaffeetrinken. Die Wohnung von Tante Lotte ist das zweite Ziel. Tante Lotte ist mit einem Tschechen, Onkel Beppo, verheiratet.

Das dritte Ziel ist die Wohnung von Onkel Beppos Mutter Babitschka. Sie lebt zusammen mit ihren Töchtern, Tante Manja und Tante Cenka.

Am letzten Abend des Besuchs in Brünn treffen sich alle bei Babitschka zu einer vorläufigen Abschiedsfeier.

Wieder in Hartmannsdorft fragt der Vater seine Frau über die Gegebenheiten in Brünn und ihre Eindrücke aus. Seine Frau fühlt sich zum städtischen Leben hingezogen. Die Eindrücke des Kindes sind nur nebensächlich.

Nun plant der Vater, unter der Berücksichtigung der beruflichen Erfolglosigkeit und der Furcht, seine Frau zu verlieren, den endgültigen Umzug.

Er beginnt sich beruflich und sozial für Brünn vorzubereiten, und will die Kanzlei eines alten Mannes in Olmütz übernehmen, zu dem er nur Briefkontakt hat. Trotz dieser Begebenheiten zeigt der Vater Ehrgeiz und reist mit dem Nachtzug zunächst nach Brünn. Seine Frau und die Kinder verbringen diese Nacht in einem unkomfortabelen Hotel, um dem Vater am nächsten Tag nachzureisen. Das Kind ist über dieses Vorgehen empört. Doch in Brünn holt der Vater sie mit einer heiteren Beweglichkeit, die dem Kind neu ist, vom Bahnhof ab.

Der Aufenthalt in Brünn dauert länger als geplant, so daß die Familie erst später endgültig nach Olmütz umsiedelt.

Während der weiteren Vorbereitungen kommt es zu einem Attentat auf Reinhard Heydrich, den Stellvertreter des Reichsprotektors. In der Schule hält der Rektor eine Rede über diesen Mann, der Böhmen und Mähren in das Reich zurückführen sollte. Von da an schämt sich der Junge für seine tschechischen Verwandten. Der Vater beginnt das Schweigen wieder und Onkel Beppo möchte nichts von den Schulberichten des Kindes hören. In Brünn wird die unterschiedliche politische Auffassung der Verwandtschaft dem Kind deutlich.

Noch vor dem Umzug nach Olmütz liegt Lore, die Tochter, eine Woche im Krankenhaus, weil sie eine Lungenentzündung hat.

In dieser Zeit entdeckt das Kind die Affäre zwischen seinem Vater und Tante Manja. Es ist erschrocken über die offene Art des Vaters, die er der Mutter nicht entgegenbringt.

Olmütz

In Olmütz findet der Vater eine sehr große Wohnung, mit der er sich jedoch finanziell übernimmt. Die Familie zieht dort kurz vor Weihnachten ein.

Zu Weihnachten gebietet der Vater dem Kind, in Begleitung eines Geigers Weihnachtslieder zu singen. Doch Heiligabend verläuft nicht nach seinen Vorstellungen. Das Kind ist überfordert und läuft nach einigen Strophen zu seiner Muttern und vergräbt sich weinend in ihren Armen. Der Vater ist enttäuscht und läßt das Kind mit seiner Niederlage unbeachtet.

Beruflich hilft dem Vater die Sekretärin Frau Spatschek weiter, die er von seinem Vorgänger übernommen hat. Sie kennt die alten Klienten und verwaltet die Fälle, ohne den Vater überhaupt einzuweihen.

Das Kind beginnt die Freundschaft mit einem Jungen aus dem Jungvolk, Eduard Nemec. Als entschlossener Kämpfer verhöhnt er die Juden und Slawen.

Zusammen gehen sie oft zum Hitlerjugendhaus, dem Bann, um Botendienste zu verrichten. Die Mutter ist gegen diese Freundschaft und stellte sich gegen den Bann.

Bei einer Fahrt des Vaters nach Prossnitz zu einem Klienten namens Glück, darf der Junge ihn begleiten. Es verwundert ihn, daß das Befinden des Mannes so sehr im Gegensatz zu seinem Namen steht. Das Kind versucht den vorgeschriebenen Tischmanieren des Vaters zu folgen.

In Prossnitz erkundet es erstaunt den kleinen Garten von Herrn Glück.

Der Februar 1943 gestaltet sich damit, daß der Vater nach Mährisch-Weißkirchen eingezogen wird. Ohne die väterliche Aufsicht treibt sich das Kind mit Nemec herum. Nach einem Jahr bekommt der Vater zwei Tage Urlaub. Mit wehleidigem Verhalten klagt er über die Uniform. Das Kind nimmt nun diese Einstellung des Vaters zum ,,Soldat sein" enttäuscht wahr. Da die Mutter ein Verhältnis mit dem Großbäcker Teubner hat und sich weiterhin schlecht über den Bann und Nemec äußert, zerbricht die Familie endgültig.

Im Herbst 1943 kommt das Kind aufs Gymnasium und wird ins Jungvolk aufgenommen. Stolz trägt es eine Uniform und schwört dem Führer Gehorsam zu leisten.

Frau Spatschek erledigt in der Kanzlei noch hin und wieder die letzten Dinge. Als das Kind sie einmal besucht, um ihr zu helfen, ist es überwältigt von den Eindrücken, die sein Vater bei ihr hinterlassen hat. Sie hält eine Lobrede über ihn.

Beim Besuch des Vaters für weitere zwei Tage erzählt die Mutter von dem Herumtreiben des Kindes, worauf der Vater seinen Sohn verprügelt.

Wenig später, als der Vater wegen einer Verletzung im Krankenhaus liegt und darauf in Zivil für einen Tag nach Hause kommt, nehmen die Eltern den Sohn mit in die Oper.

Sie bekommen einen Ehrenplatz in der Gondel ,und der Vater erklärt seinem Sohn das Theater.

Ab frühen Herbst 1944 sind die Kinder weitläufig auf sich selbst gestellt. Sie versuchen sich gegen die Erwachsenen zu behaupten, verbringen Nächte auf dem Bahnhof und kümmern sich um die Flüchtlinge und Verletzten. Unterdessen verwandelt sich die Kanzlei des Vaters in eine Herberge.

Die Mutter bekommt einen Bescheid, daß ihr Sohn zur Schule des Führernachwuchses, der Napola, auserwählt wurde. Aus Ungewißheit tritt sie mit dem Vater in Briefkontakt, der die Schule als gute Erziehungsmaßnahme sieht. Das Kind lernt sich wie ein zukünftiger Offizier des Führers zu verhalten.

Das Kriegschaos beginnt. Der Vater wünscht, daß die Familie nach Brünn fährt, zusammen ist, und die Mutter von ihrem Teubner fern bleibt.

Aufgeregt berichtet das Kind einer Schreibfrau beim Bann von seinem Umzug, um nicht in Vergessenheit zu geraten.

Brünn/ Olmütz

Bei der Großmutter in Brünn ziehen Tante Käthe, Großmutter, Frau Vecera, Tante Tilly, Großmutters Flurnachbarin, und die Mutter mit ihren Kindern in den Luftschutzkeller, um sich vor den kommenden Bombenangriffen zu schützen.

Je näher die Bombenangriffe kommen, desto selbstsicherer werden die Frauen. Das Kind versucht seine Tante Manja zu meiden und bleibt meistens in der Nähe von Babitschka.

Nach den zweiwöchigen Bombenattacken auf Brünn, zieht die Familie zu Veceras Schwester auf einen Bauernhof in Mährisch-Trübau, der einem Heerlager gleicht. Doch bald begeben sich Großmutter, Tante Käthe und die Mutter mit ihren Kindern wieder nach Olmütz, in der Hoffnung dort auf den Vater zu treffen.

Im Dezember 1943 wird der Vater zum Gefreiten befördert und entläßt sich aus dieser Position selbst im darauffolgenden Jahr.

Wie erhofft, trifft die Familie in der Wohnung in Olmütz auf den Vater. Der Vater ist abgemagert. Erfreut über das Wiedersehen umarmt er seine Frau und die Tochter, begrüßt das Kind jedoch nur kurz.

Die Familie bricht auf, um nach Zwettl zu fahren, wo der Vater sie in einem Gasthof bei einem Freund unterbringen möchte. Die Reise dauert eine Woche und führt durch das aufgelöste Reich Hitlers. Es wird je ein Zwischenstopp in Brünn und in Prag eingelegt. Die Niederlage des Deutschen Reiches wird in Prag bewußt, als der Vater in einem Café mit Reichsmark bezahlen will, und der Kellner, ein Tscheche, das Geld nicht annimmt, sondern Kronen verlangt. Der Vater gibt dem Kellner nach und enttäuscht damit seinen Sohn. Der Vater ist ein Feigling.

Am Bahnhof trifft das Kind auf einen SS-Offizier, der die kindliche Ideologie durch ein Gespräch über den Führer. bestätigt. Der Soldat ist überzeugt, daß das deutsche Volk noch nicht verloren habe.

Der Sohn tritt wieder zum Vater und sie streiten sich über ihre politischen Auffassungen. Der Vater ist von dem Verhalten seines Sohnes enttäuscht, und versucht ihn über die Kriegslage aufzuklären. Dabei entfernt er das Hitlerzeichen von der Kinderuniform mit den Worten, daß das Soldatspielen vorbei sei.

Zwettl

Der Vater bietet hier das Bild eines glücklichen Reisenden, der sich endgültig von der düsteren Uniform entfernt.

In dem Gasthof Neunteufelsch befreit man sich von dem Reich Hitlers. Hitler ist gestorben, doch den Menschen ist es gleichgültig auf welche Weise es geschehen ist. Das Kind versteht diese Auffassung nicht und bleibt mit den Träumen vom Führer allein. Das Gasthaus ist von Soldaten und Flüchtlingen besetzt. Deutsche Truppen ziehen mit niedergelegten Waffen durch Zwettl nach Westen, den Amerikanern entgegen.

In einer Schreibstube schreibt der Vater heimlich mit seiner Frau Entlassungsscheine für die Soldaten. Helfer achten auf Feldgendarme und SS-Männer und warnen falls eine Streife auftaucht.

Die Familie zieht in ein leerstehendes Bauernhaus am Zwettl-Fluß, um sich vor den Russen zu schützen. Großmutter, Tante Käthe und Mutter sorgen für Ordnung. Der Vater legt seine Uniform ab.

In der Nacht kommen die Russen, und der Vater muß sie durch das fremde Haus führen. Im Obergeschoß des Hauses liegt ein Leiche, die Russen nehmen sie nicht für wichtig und lassen den Vater in Ruhe.

Darauf geht die Familie erneut in das Gasthaus, das den normalen Wirtschaftsbetrieb wieder aufnimmt.

Der Vater erkrankt und verfällt in sein früheres Schweigen.

In der Stadt hängen Plakate, die die Männer (ehmalige Soldaten Hitlers) auffordern, sich im Lagerhaus am Fluß zu melden. Der Vater empfindet es als seine Pflicht, sich zu melden und nicht, wie andere ehemalige Soldaten, abzuhauen. Die Familie führt lange Diskussionen über dieses Vorgehen. Sie versteht den Vater nicht und ist enttäuscht.

Am nächsten Tag verabschiedet sich der Vater sich von den Familienmitgliedern. Er nimmt Lore in den Arm; den Jungen läßt er mit der Verantwortung, auf die Frauen aufzupassen, zurück.

Am nächsten Tag erfahren die Frauen bei einem Besuch des Lagers, daß die Gefangenen nach Döllersheim gebracht werden.

Die Mutter bittet das Kind, den Zug mit den Gefangenen abzupassen, um dem Vater seine Medikamente zu bringen. Auf einem Zug erblickt das Kind seinen Vater, wird aber von einem Rotarmisten mit dem Gewehr bedroht und verliert seinen Vater endgültig aus den Augen. Zu Hause vergräbt es die Tabletten in der Scheune im Heu, erzählt aber der Mutter, daß er sie dem Vater zugeworfen habe.

Mit einem Flüchtlingstransport gelangt die restliche Familie nach Nürtingen am Neckar, und erhält dort nach einem Jahr die Nachricht, daß der Vater im Gefangenenlager in Döllersheim gestorben sei.

4.3. Deutung

,,Mein Vater hinterließ mir eine Nickelbrille, eine goldene Taschenuhr und ein Notizbuch, das er aus grauem Papier gefaltet und in das er nichts eingetragen hatte als ein Gedicht Eichendorfs, ein paar bissige Bemerkungen Nestroys und die Adressen von zwei mir Unbekannten. Er hinterließ mich mit einer Geschichte, die ich seit dreißig Jahren nicht zu Ende schreiben kann. Ich habe über ihn geschrieben, doch nie von ihm sprechen können."9 Mit dieser Inventur am Romananfang möchte Peter Härtling sich darauf berufen, daß er beim Schreiben lediglich Bezug auf seine Kindheitserinnerungen nimmt.

Besonders der letzte Teilsatz macht deutlich, daß das Schweigen (nicht sprechen) ein zentrales Moment seiner Kindheit, der Beziehung zu seinem Vater, war, das bis in die Gegenwart dauert. Das Schweigen wird zunächst als Erziehungsmaßnahme eingesetzt. Im Lauf der Geschichte führt es dazu, daß keine Verständigung von Vater und Sohn über die politische Umwelt und die innere Haltung des Vaters stattfinden kann.

Die erste Szene prägt die Vaterfigur des Buches aus der Kinderperspektive. Der Vater bestraft ihn durch den verweigerten Dialog. Dieses Schweigen erlebt der Sohn von nun an als vorherrschende Verhaltensweise des Vaters.

Nachdem der Sohn Geld geklaut hat, straft der Vater ihn mit Liebesentzug und erniedrigt ihn in seiner Persönlichkeit, indem er ihm eine Woche lang keine Beachtung schenkt.10,,Ich kann mir deine Stumme nicht erklären, Vater. Warum hast du mich nicht ausgeschimpft? Warum hast du deinen Zorn nicht gezeigt oder die Freude mich gefunden zu haben? [...] Warum hast du damals dein Schweigen begonnen und es so gut wie nie gebrochen?"11

Sein Vater ist ein in sich gekehrter Bürger. Er ist groß, weicht Auseinandersetzungen aus und zieht sich hinter Mauern aus schwarzen, ängstigenden Schränken zurück. ,,Vater mauert sich mit Schränken ein. Allein in seinem Büro stehen vier oder fünf; auf dem Gang noch einmal drei."12

Als der Krieg ausbricht ist er ängstlich.

Im Grunde ist er ein sehr politischer Mensch, er verteidigt als Anwalt Tschechen und Juden gegen die deutsche Besatzung, und stellt sich innerlich selbst gegen den Nationalsozialismus. Äußerungen über sein Verhalten seinem Sohn gegenüber vermeidet er. Diese fehlenden Gespräche, die fehlenden Erklärungen, führen dazu, daß der junge Härtling jede Gelegenheit wahrnimmt den Kontakt zur Außenwelt herzustellen. Er flüchtet in die dem Vater völlig widersprechende Welt: den Nationalsozialismus (siehe 2.1., Pkt. 7).

Die Eltern verbieten ihm den Kontakt zu seinen nationalsozialistischen Freunden.

,,Die beiden Jungen waren mir nicht erlaubt, sie kamen aus den falschen Familien, gingen auf die falsche Schule, trieben sich herum".13

Aus Protest gegen den Vater, der die militärische Heldenfigur strikt ablehnt, sieht sich das Kind erst recht zu der nationalsozialistischen Jugendorganisation hingezogen (siehe 2.1., Pkt.8).

,,Die trugen stolz die Uniformen des Jungvolks, bereiteten sich auf ein Heldenleben vor und hofften, noch als Freiwillige <<ins Feld ziehen>> zu können [...] Ich floh in ihre soldatische Welt, in der Tränen nicht unerklärt fließen durften, niemand den großen Aufbruch hilflos erlitt, wie die Eltern [...] und ich mich nicht anstecken lassen wollte von ihrer Wehleidigkeit [...]."14

Der Junge findet im Jungvolk Anerkennung und Geborgenheit (siehe 2.1., Pkt. 4).

Er flüchtet zu den faschistischen Ersatzvätern15 (siehe 2.1., Pkt. 7).

Durch diese Selbstbefreiung wächst der Konflikt zwischen Vater und Sohn immer mehr und macht sie für einander unerreichbar. Es entwickelt sich ein großes Unverständnis. ,,Weshalb nannte er die Soldaten arm und den Führer nicht Führer, sondern immer Hitler?"16 (siehe 2.1., Pkt. 8).

Der Junge versteht seinen Vater nicht und zaubert sich ein Bild seines Wunschvaters.

,,Dennoch prahlte ich mit ihm bei meinen neuen Freunden. Ich machte ihn stark und strahlend, verlieh ihm die Männermacht, der wir uns beugten. Schließlich trug auch er eine Uniform, die Robe, die ihn herrschen ließ über Menschen und Gesetze."17

,,Ihr seid nicht so wie die andern, du und Mutter, ihr macht nicht mit, ihr zieht euch zurück, seid ängstlich und kleinlich. Ihr macht euch lustig über die Helden, die wir in der Schule ehren und an die ich glaube."18 (siehe 2.3., Pkt. 3).

Auch das Aussehen der Mutter (siehe Inhaltsangabe) und die Seitensprünge der Eltern passen nicht in das nationalsozialistische Bild (siehe 2.1., Pkt. 1).

Auf den Tod des Großvaters reagiert der Vater, Rudolf Härtling, mit Hilflosigkeit und Zukunftsangst.

Ihm fehlt die Selbständigkeit und das Selbstvertrauen, da der Großvater für ihn die Organisation seines Lebens vollständig übernommen hat.

Somit hat sein Vater nie gelernt, Konflikte auszutragen und leidet an mangelndem Selbstbewußtsein. Angesichts der sich verändernden Welt und des Nationalsozialismus` konnte er sich nur über Wasser halten, weil der Großvater sich um ihn sorgte und ihn beschützte. Er verschaffte ihm Klienten für seine Anwaltskanzlei, unterstützte ihn finanziell und räumte alle Schwierigkeiten aus dem Weg.

Diese fehlende Hilfestellung zeigt sich nach dem Tod des Großvaters in der Persönlichkeitsschwäche des Vaters, die mit privaten und beruflichen Mißerfolgen verkettet ist.

Der Vater versucht die heile Welt wiederzufinden. Er übernimmt in Olmütz eine Kanzlei und mietet eine viel zu teure Wohnung. Seinen Tagesablauf richtet er ein, wie sein Vater es getan hätte.

Dieser Neuanfang, der etwa ein Jahr bis zur Einberufung des Vaters dauert, ist zum Scheitern verurteilt. Der Vater findet nur Klienten unter Tschechen und Juden, die bei einer Verteidigung kaum Chancen haben.

Durch die Freundschaft des jungen Härtlings mit dem Jungen Eduard Nemec, der bereits im Jungvolk ist, verändert sich das Umfeld des Jungen endgültig.

,,Ich verfiel ihm. [...] Nemec raubte mir die Möglichkeit, doch noch mit meinem Vater zu sprechen, ihn zu verstehen. Er setzte mich fest, machte mich fertig. Fertig, mich in die Schlachtordnung der zukünftigen Herren der Welt einzufügen."19 (siehe 2.1., Pkt. 6).

Durch den Besuch des Vaters mit seinem Sohn bei Herrn Glück, einem unschuldigen Opfer der Faschisten, welcher nach Theresienstadt gebracht werden soll, versucht er seinen Sohn aufgrund dieses fürchterlichen Schicksals von der Unmoral des Nationalsozialismus und damit seiner politischen Einstellung zu überzeugen.

,,Du hast mir, ich bin sicher, mit dieser Fahrt zu Herrn Glück auf Nemec antworten wollen. Das konnte dir nicht gelingen, Vater."20 (siehe 2.1., Pkt. 9).

Bei den Kriegsanfängen wird der Vater eingezogen, was zur Folge hat, daß die Familie sich spaltet. Der Junge braucht seine Eltern nicht mehr.

,,Meine Eltern haben in einer anderen Welt gelebt als ich."21 (siehe 2.1., Pkt. 7).

Auf der Zugfahrt von Olmütz nach Zwettl, fühlt sich der Junge von dem Offizier verstanden. ,,Glaubst du an den Führer, Pimpf? Ja, sagte ich. Ich dachte an die Morgenappelle in Prerau, wo wir in einem Kreis um die Fahne standen und schwuren: Wir glauben an Adolf Hitler, unseren Führer."22

Der Sohn bewundert den Soldaten, den Helden (siehe 2.1., Pkt. 2, 5 u. 8). Der Vater versucht ihm dies ohne Erfolg auszureden.

,,Es sind Mörder. Nein, das ist nicht wahr. [...] Er ist ein Held. Wenn Helden so sind, sagte Vater leise und stand auf, dann bin ich froh, kein Held sein zu können, sondern ein Feigling, wie du immer denkst."23

Nach einem nächtlichen Besuch der Russen, die den Vater irrtümlich für den Gauleiter halten, kommt es zu einer innigen Berührung von Vater und Sohn.

,,Ich bin, als er in der Tür stand, zu Vater gerannt, hab ihn an der Hand gepackt, festgehalten. [...] Wir stehen noch immer nebeneinander, Hand in Hand. [...] Er läßt meine Hand los und preßt mich an sich. Er bebt am ganzen Leib, habe ich in einem Buch gelesen."24

Die Anmerkung über das Buch deutet auf das erneute Miterleben der damaligen Situation des Autors Härtlings hin. Er ist sich dem noch nicht allzu bewußt.

Erst als Erwachsener kann Peter Härtling ausdrücken, was das Kind fühlte. Er erkennt die leichte Störbarkeit des seelischen Gleichgewichts des Vaters, der ein Opfer des Nationalsozialismus ist.

Härtling versteht den freiwilligen Gang des Vaters in das russische Gefangenenlager als das Streben nach Ersatzbefriedigung und Ausgleich der beruflichen und privaten Mißerfolge.25

Durch diese Aufarbeitung gelingt es Peter Härtling, seinem Vater am Ende des Romans nicht mehr fremd zu sein, er wird mit seinem Vater vertraut und verwandt.

Härtling ist seinem Vater viel ähnlicher, als er glauben wollte. Als er ihn fand, kam er bei sich selbst an.26

,,Ich fange an, dich zu lieben. Ich bin älter als du. Ich rede mit meinen Kinder, wie du nicht mit mir geredet hast, nicht reden konntest. Nun, da ich die Zeit verbrauche, die dir genommen wurde, lerne ich, dich zu verstehen."27

Peter Härtling hat diesen Roman mit einer Widmung für seine Kinder versehen. Er möchte im Hinblick auf sein Vatersein mit dem Roman auf aktuelle Geschehen hinweisen. Er erzählt seinen Kindern von seinem, bis vor dem Roman, unbegreifbaren Vater und dem komplizierten Prozeß der Annäherung an ihn. Er erzählt von seiner eigenen Lebensgeschichte, um seinen Kindern nicht fremd zu sein.

,,Ich kenne niemanden, der mir über die ersten Anwaltsjahre meines Vaters Auskunft geben könnte, [...]. Ich weiß auch nicht, ob er vor allem seiner Eltern wegen von Chemnitz nach Hartmannsdorf gezogen war [...]."28

Peter Härtling nimmt seine Kinder als Gesprächspartner ernst und will nicht den gleichen Fehler machen wie sein Vater.

5. Schluß

Dieses Buch gehört in die Reihe der ,,Väterbücher" der siebziger Jahre.

,,Väterbücher" sind zum Teil selbsttherapeutische Bewältigungsversuche der Autoren, das Verhältnis der Väter zum Nationalsozialismus zu durchschauen.29

Es wird nach der eigenen Identität, aufgrund der fehlenden Beziehung zum Vater, gesucht.

,,Viele Autoren schreiben Vaterbücher, um sich historische und psychologische Bedingungen der eigenen Situation bewußt zu machen und damit den eigenen Kindern wiederum deren Geschichte zu vermitteln."30

Diese Facharbeit soll Auskunft über die Bewältigung der von Mißverständnissen geprägten Beziehung Peter Härtlings zu seinem Vater geben.

Peter Härtling hat sich mit all dem Erlebten in seinem Buch auseinandergesetzt, um das politische Verhalten seines Vaters endlich verstehen zu können.

Das Thema meiner Facharbeit war interessant. Durch die Aufarbeitung des Lebens der Kinder im Dritten Reich, habe ich diese Situationen auch ein bißchen mit durchlebt.

6. Literaturverzeichnis

_ Härtling, Peter. Nachgetragene Liebe. München: 1999. 6. Auflage.

_ Dücker, Burckhard. Peter Härtling. Autorenbücher. München: 1983.

_ Hrsg. Hackenbracht, Elisabeth und Rolf. Peter Härtling. Materialienbuch. Darmstadt und Neuwied: 1979.

_ Hrsg. Lüdke, Martin. Peter Härtling: Auskunft für Leser. Darmstadt: 1988.

_ Hrsg. Beckmann, Rolf / Klare, Albrecht / Koch, Rainer. Kinder als Opfer des Nationalsozialismus. Materialienband. Frankfurt am Main: 1986. 3. Auflage.

_ Hrsg. Klafki, Wolfgang. Verführung, Distanzierung, Ernüchterung. Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus. Autobiographisches aus erziehungswissenschaftlicher Sicht. Weinheim und Basel: 1988.

_ Von Westernhagen, Dörte. Die Kinder der Täter. Das Dritte Reich und die Generation danach. München: 1987.

_ Liborius, Werner. Zeitlupe Nr. 13. Jugend im Dritten Reich.

_ P. M. Perspektive - Nationalsozialismus. 8/ 88, 2. November 1988.

_ Siblewski, Klaus. Späte Nähe. Peter Härtlings Erzählung ,,Nachgetragene Liebe" in Frankfurter Rundschau. 1. März 1980.

_ Wirsing, Sibylle. Alles wird am Ende irgendwie gut. Peter Härtlings Kindheitserinnerungen ,,Nachgetragene Liebe" in Frankfurter Rundschau. 16. März 1980.

_ http://www. Siegburg. de/verwalt/infos/presse1598.html.

_ http://www. uni-kiel.de/cgi-bin/htsearch. Suchbegriff: Napola.

_ Chronik Verlag im Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH. Chronik des 20. Jahrhunderts. Gütersloh/ München: 1982/ 1995. 14. Auflage.

_ Hrsg. Büchel, Marion/ Moser, Diets-Rüdiger/ Schedl, Susanne. Begründet von Kunsich, Hermann. Fortgeführt von Wiesner, Herbert. Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1945. München: 1997. Band 1.

_ Hrsg. Arnold, Heinz Ludwig. Kritisches Lexikon zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. München : 1978. Band 3.

_ Bamer, Wilfried u. a. Geschichte der deutschen Literatur von 1945 bis zur Gegenwart. München: 1994.

_ Walter, Jens. Kindlers neues Literatur-Lexikon. München: 1996. Band 7. _ http.://www.Propagandafilme. de/zweiter_weltkrieg. html.

_ 5 tlg. Dokumentarreihe, Dt. 1999. ZDF. Hitlers Kinder, vom 14.03., 21.03. und 28.03.2000. _ Ich habe versucht mich durch einen für Peter Härtling zuständigen Verlag direkt an ihn zu wenden. Leider ohne Erfolg.

A n h a n g

I. Die Napola

Ich möchte an dieser Stelle noch mal darauf aufmerksam machen, daß die folgenden Daten nur dem Internet entstammen. Es handelt sich dabei, um eine überarbeitete Fassung der von Matthias Paustian 1993 am Internatsgymnasium Plön angefertigten Facharbeit im Leistungskurs Geschichte. Sie bezieht sich auf ,,Die Nationalpolitische Erziehungsanstalt von Plön 1933-1945".

Leider fehlte mir die Zeit, um seine Arbeit für meine Zwecke auszuwerten, so daß sich mein Beitrag zu der Napola nur auf einen geringen Umfang bezieht.

Die Internetadresse, unter der ich die Daten gefunden habe, ist im Literaturverzeichnis aufgeführt.

Erziehungsmethoden nach Klaus-Degenhardt Schmidt, ehemaliger Plöner Jungmann Übertriebener, bzw. falsch verstandener Idealismus führte zu Fehlverhalten im Anstaltsleben von Plön. Wenn man andere große Erziehungseinrichtungen der damaligen Zeit besucht hat, fällt das in einem starken Maße auf.

Die Ansicht der Plöner Jungmannen wurde geprägt von dem Stolz auf die Einrichtung, einer übergroßen eigenen Wertschätzung und angeblicher starker Überlegenheit im Verhältnis zu anderen Schülern anderer Schulen. Vergleicht man die Ausbildung in der Napola jedoch nur allein mit der Ausbildung von Marineoffiziersanwärter, kann sie dem nicht standhalten.

Plöner Jungmann waren vielleicht schneller und geistig gewandter, aber sie waren auch oberflächlicher. Hervorstechende Leistungen im Sport wurden nicht hervorgebracht, man sollte nur im Training bleiben. Der Sport unterlag vielen Beschränkungen, wurde aber mit Härte und Strenge durchgeführt.

Naturwissenschaftliche Fächer sind nur am Rande gelehrt worden. Dafür wurden Ideale und Weltanschauung in den Vordergrund gestellt. Unkritisch folgten die Jungmannen einer Lehrmeinung.

Die Altersunterschiede zwischen Zugführern und Jungmannen war nicht immer groß. Der Respekt stellte sich, wenn überhaupt, durch die Art der Führung ein. Die Anstalten waren jedoch allein von Zuversicht geprägt, Umgangsformen, wie man sie aus anderen Anstalten kannte, hatten keinen großen Wert. Die Jungen sollten zu ihrer richtigen Erziehung von selber finden Tagesablauf an der Napola Plön nach einem Interview mit einen ehemaligen Jungmannen

_ Aufstehen 6.30 Uhr in einem Schlafsaal mit 100 Leuten

_ Trainingsanzug anziehen und auf dem Karreehof antreten. Ein Jungmann ist dafür verantwortlich

_ Schwimmen im Freibad am Plöner See _ Antreten für den Waschraum _ Zimmer aufräumen, Betten machen _ Antreten zum Gang in den Rittersaal

_ 20 Minuten Frühstück, nach dem Essen wird gesungen _ Zugweise antreten auf dem Karreehof

_ Schulbeginn 8 Uhr

_ Mittagessen, es wurde gewartet, bis jeder satt war

_ In Friedenszeiten Pause von 14.30 Uhr bis 16.00 Uhr

_ Unternehmungen des Zuges, geplant von den Zugführern, von 16.00 Uhr bis 18.00 Uhr _ Abendessen

_ Sonnabendnachmittag gelegentlich, Sonntagnachmittags in der Regel frei

II. Folgen des 2. Weltkrieges

Er war die größte Auseinandersetzung in der Menschheitsgeschichte. Insgesamt standen 110 Millionen Menschen unter Waffen.

Die jahrelangen Kämpfe ergaben für Deutschland bei Ende des Krieges folgende Verlustbilanz:

3 250 000 Wehrmachtsangehörige wurden getötet, 300 000 Zivilisten kamen bei Luftangriffen ums Leben, verschollen sind 1 Million Volksdeutsche aus der UdSSR, Polen, Rumänien, Jugoslawien, Ungarn und der Tschechoslowakei.

Der Krieg hat ungefähr 657 Millionen Reichsmarkt gekostet.

Zerstört sind 40 Prozent der Verkehrseinrichtungen, 20 Prozent der Produktionsstätten und 50 Prozent der Schulen.

Eine Flüchtlingswelle wurde durch den 2. Weltkrieg ausgelöst, die auch nach Kriegsende nicht zum Stillstand kam. Viele Menschen konnten aufgrund der politischen Veränderungen nicht in ihre Heimat zurück. Einige Juden trafen bei ihrer Rückkehr auf so viel Ablehnung, daß sie erneut flüchten mußten.

Die Kräfteverhältnisse der Länder verschoben sich infolge des Krieges nachhaltig: die Sowjetunion wurde neben der USA zur Weltmacht und die bisherigen Großmächte England, Frankreich, Deutschland und Japan verloren an Bedeutung.31

V. Schülererklärung

,,Hiermit erkläre ich, daß ich die vorliegende Facharbeit selbständig angefertigt, keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutz und die Stellen der Facharbeit, die im Wortlaut oder im wesentlichen Inhalt aus anderen Werken entnommen wurden, mit genauer Quellenangabe kenntlich gemacht habe."

VI. Einverständniserklärung

,,Hiermit erkläre ich, daß ich damit einverstanden bin, wenn die von mir verfaßte Facharbeit der schulinternen Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird."

[...]


1 Vgl. Liborius, Werner. Zeitlupe 13. Jugend im Dritten Reich. Seite 8, Hitler über Jugenderziehung

2 Vgl. P. M. Perspektive-Nationalsozialismus 8/ 88. Verfasser: Merker, Sigurd. So war die Erziehung der Jugendlichen im Dritten Reich organisiert. Seite 42 bis 43

3 Liborius, Werner. Zeitlupe 13. Jugend im Dritten Reich. Seite 18, Zeile 1 bis 12

4 Hrsg. Hackenbracht, Elisabeth und Rolf. Peter Härtling. Materialienbuch. Verfasser: Heissenbüttel, Helmut Seite18, Zeile 1 bis 6

5 Vgl. Dücker, Buckhard. Peter Härtling. Seite 7

6 Vgl. Dücker, Buckhard. Peter Härtling. Seite 13 bis 15

7 Vgl. Hrsg. Lüdke, Martin. Peter Härtling: Auskunft für Leser. Verfasser: Krull, Wilhelm. Das Vergangene im Gegenwärtigen. Seite 45

8 Vgl. Hrsg. Lüdke, Martin. Peter Härtling. Auskunft für Leser. Verfasser:Werth, Wolfgang. Revisionsverfahren für Rudolf Härtling. Seite 194 bis 195

9 Härtling, Peter. Nachgetragene Liebe. Seite 7, Zeile 1 bis 9

10 Vgl. Dücker, Buckhard. Peter Härtling. Autorenbücher. Seite 55

11 Härtling, Peter. Nachgetragene Liebe. Seite 9 bis 10, Zeile 27 bis 6

12 Härtling, Peter. Nachgetragene Liebe. Seite 11, Zeile 14 bis 16

13 Härtling, Peter. Nachgetragene Liebe. Seite 29, Zeile10 bis 12

14 Härtling, Peter. Nachgetragene Liebe. Seite 29 und 30, Zeile 16 bis 7

15 Vgl. Frankfurter Rundschau. 1. März 1980. Späte Nähe. Peter Härtlings Erzählung ,,Nachgetragene Liebe"

16 Härtling, Peter. Nachgetragene Liebe. Seite 30, Zeile 16 bis 18

17 Härtling, Peter. Nachgetragene Liebe. Seite 30, Zeile 19 bis 23

18 Härtling, Peter. Nachgetragene Liebe. Seite 35, Zeile 10 bis 13

19 Härtling, Peter. Nachgetragene Liebe. Seite 94, Zeile 13 bis 21

20 Härtling, Peter. Nachgetragene Liebe. Seite 103, Zeile 21 bis 23

21 Härtling, Peter. Nachgetragene Liebe. Seite 105, Zeile 4

22 Härtling, Peter. Nachgetragene Liebe. Seite 150, Zeile 11 bis 15

23 Härtling, Peter. Nachgetragene Liebe. Seite 152, Zeile 5 bis 11

24 Härtling, Peter. Nachgetragene Liebe. Seite 162, Zeile 13 bis 27

25 Vgl. Dücker, Buckhard. Peter Härtling. Autorenbücher. Seite 58

26 Vgl. Frankfurter Rundschau. 1. März 1980. Späte Nähe. Peter Härtlings Erzählung ,,Nachgetragene Liebe"

27 Härtling, Peter. Nachgetragene Liebe. Seite 168 bis 169, Zeile 28 bis 4

28 Härtling, Peter. Nachgetragene Liebe. Seite 23 bis 24, Zeile 27 bis 5

29 Vgl. Walter, Jens. Kindlers neues Literatur-Lexikon. Seite 156

30 Dücker, Buckhard. Peter Härtling. Autorenbücher. Seite 61, Zeile 27 bis 30

31 Chronik Verlag im Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH. Chronik des 20. Jahrhunderts. http.://www.Propagandafilme. de/zweiter_weltkrieg. html

Ende der Leseprobe aus 27 Seiten

Details

Titel
Härtling, Peter - Eine Kindheit im Dritten Reich
Note
11 Punkte
Autor
Jahr
1999
Seiten
27
Katalognummer
V98047
ISBN (eBook)
9783638964982
Dateigröße
479 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Härtling, Peter, Eine, Kindheit, Dritten, Reich
Arbeit zitieren
Jennifer Zodrow (Autor:in), 1999, Härtling, Peter - Eine Kindheit im Dritten Reich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98047

Kommentare

  • Gast am 24.6.2003

    facharbeit zu peter härtling.

    also ich finde es echt toll das so eine facharebit im internet versteckt ist denn ich muss jetzt in einer woche auch eine facharbeit abgeben und genau zu peter härtling ich bin echt froh das ich diese gefunden hab alles liebe
    annika

Blick ins Buch
Titel: Härtling, Peter - Eine Kindheit im Dritten Reich



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