Der Nationalsozialismus in Österreich


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

18 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die NSDAP in Österreich
2.1. Die Geschichte der Bewegung
2.2. Die Parteimitglieder

3. Die Jugend in Österreich

4. Die Situation nach dem Anschluss

5. Die Judenverfolgung
5.1. Ursachen
5.2. Diskriminierung
5.3. Das Novemberpogrom 1938
5.4. Flucht und Vertreibung - Das Wiener Modell
5.5. Die Deportation der Juden

6. Zwangsarbeiter

7. Wien im Großdeutschen Reich

8. Das KZ Mauthausen

9. Österreicher im Dritten Reich
9.1. Ernst Kaltenbrunner
9.2. Arthur Seyß -Inquart

10. Deutsche in der Ostmark
10.1. Josef Bürckel
10.2. Karl Adolf Eichmann

11. Widerstand in Österreich

12. Bibliographie

Der Nationalsozialismus in Österreich

1. Einleitung

Das Thema des Nationalsozialismus in Österreich ist ein sehr weitreichendes Thema, weshalb es unmöglich ist hier auf alle Aspekte einzugehen. Allerdings decken sich auch viele Dinge mit denen in Deutschland z. B. die Übertragung von Reichsgesetzen auf Österreich, Gleichschaltung usw. Jedoch muss man in Österreich von anderen Voraussetzungen ausgehen. Manche dieser Voraussetzungen werden hier am Rand genannt. Da es leicht fällt einfach auf den ersten Blick ein pauschales Urteil zu fällen, sollte man auch das, was ich hier hart erarbeitet habe kritisch genießen. Man selbst als Deutscher möchte ja auch nicht gleich, dass man in bestimmten Kategorien über uns denkt. Ich habe nun versucht einige grundlegende Aspekte des Nationalsozialismus in Österreich zusammenzustellen, die für uns vielleicht interessant sind. Dazu gehören die Entwicklung der NSDAP in Österreich, die Situation der Jugend, die Reaktion der Österreicher auf den deutschen Einmarsch, die Judenverfolgung in Österreich, die Frage der Zwangsarbeiter (deren Entschädigung im Moment in Deutschland ein Thema ist), die Rolle Wiens im Dritten Reich sowie Österreicher, die im Deutschen Reich, und Deutsche, die in Österreich bekannt wurden. Zum Schluss sage ich noch kurz etwas zum österreichischen Widerstand, den ich allerdings nicht so berücksichtigen konnte, wie ich es gern gewollt hätte.

2. Die NSDAP in Österreich

2.1. Die Geschichte der Bewegung

Um die Jahrhundertwende wurde die DAP als Vorgängerpartei der NSDAP in Aussig (Nordböhmen) gegründet. In ihr vermengten sich antikapitalistisch-sozialistische mit deutsch- nationalen Elementen. Anfangs spielte sie so gut wie keine Rolle. In der Partei gab es bis zur Wirtschaftskrise immer wieder interne Machtkämpfe und mehrfache Führungswechsel. Im Jahr 1926 wurde die DAP als NSDAP (Hitlerbewegung) in Anlehnung an die deutsche Partei gegründet. In ihr vereinigten sich vor allem deutsch-nationale Strömungen aus Turn-, Alpen- und Kulturvereinen.

Entsprechend zur deutschen Partei begann auch in Österreich infolge der Wirtschaftskrise der Aufstieg der Partei, die jedoch im Juli 1933 verboten wurde. Trotz des Verbots versuchte man 1934 die Regierung zu stürzen, wobei sie von Deutschland aus materiell unterstützt wurde. Bei diesem Umsturzversuch wurde der Bundeskanzler Dollfuß getötet; der Aufstand wurde jedoch niedergeschlagen.

Obwohl viele Parteimitglieder nach Deutschland emigrierten und der Putsch gescheitert war stiegen die Mitgliederzahlen an. Jedoch kann man die österreichische Partei in ihrer Wirksamkeit nicht mit der deutschen vergleichen, da weder ihre Mitglieder ideologisch bewandert waren noch ihre Strukturen auch nur annähernd so gut ausgeprägt waren wie in Deutschland. Bis 1938 herrschten in der österreichischen Partei wildgewachsene Strukturen vor: Es gab rivalisierende Untergruppen und immer wieder verschwanden Mitgliederbeiträge in den Taschen eines Parteifunktionärs. Josef Bürckel, der nach dem Anschluss ,,kommisarischer Leiter der NSDAP in Österreich" wurde, ging dagegen vor, indem er erfahrene deutsche Kader in Österreich einsetzte und die Partei nach deutschem Muster organisierte. Dadurch ging die österreichische Partei komplett in der deutschen auf.

2.2. Die Parteimitglieder

Entsprechend des nationalsozialistischen Eigenverständnisses als Elite ging man auch in Österreich nach dem Prinzip vor, dass nur ca. 10 Prozent der Bevölkerung der Partei angehören sollten. Am höchsten war die Mitgliederrate in Tirol mit 14,6 Prozent und am niedrigsten im Burgenland mit 5,7 Prozent. In Wien betrug sie 8 Prozent. Tatsächlich gab es aber etwa 25-35 Prozent ,,potentielle" Parteimitglieder.

Vor dem Anschluss blieben die Mitgliederzahlen stets schwankend. Erst nach dem Anschluss erfuhren sei einen rasanten Anstieg bis 1943 der Höhepunkt mit 697.000 Mitgliedern erreicht war. Während des Anschlusses war der Andrang von Parteianwärtern zwschenzeitlich so groß, dass man einen Aufnahmestopp verhängen musste.

In der NSDAP waren im Prinzip alle gesellschaftlichen Schichten repräsentiert. So schlossen sich z. B. die Arbeiterschaft vor allem bäuerlicher Herkunft und von Stellenabbau oder Gehaltskürzungen betroffene Lehrer und Beamte der Partei aus sozialen Motiven an, wobei man sagen muss, dass vor allem die Bildungsschicht auf dem Land in der NSDAP überrepräsentiert war, Frauen dagegen unterrepräsentiert. Die Weltkriegsteilnehmer erhofften sich von der Partei eine Veränderung des demokratischen Systems und eine Tilgung der Schmach des 1. Weltkriegs (Österreich hatte alle Kronländer verloren). Die Jugend der 20er und 30er Jahre wurde von der Partei angesprochen, da es eine junge, dynamische Bewegung war, die wie die Jugend gegen die vorherrschende Elite eingestellt war. Relativ wenig Chancen hatte die Partei bei der katholischen Landbevölkerung und bei stark politisierten, sozialistischen Arbeitern.

Nach dem Anschluss gab es vier ,,Kategorien" von Parteimitgliedern. Die ,,Märzveilchen" waren diejenigen, die sich wegen des Erfolgs der Bewegung der Partei angeschlossen hatten. Dazu gehörten Leute, die sich z. B. bessere Chancen im Beruf ausrechneten, sowie die bürgerliche Elite in Wirtschaft, Bürokratie und Militär, die ihren Status beibehalten wollte.

Als ,,alte Kämpfer" bezeichnete man diejenigen, die schon vor dem Verbot der NSDAP der Partei beigetreten waren. ,,Legionäre" waren Mitglieder, die nach Deutschland emigriert waren, aber nach dem Anschluss nach Österreich zurückkamen.

Schließlich gab es noch die sogenannten ,,Illegalen", die während des Parteiverbots beigetreten waren.

3. Die Jugend in Österreich

In der Nachkriegszeit war die NSDAP eine politische Bewegung, die auf die jungen Leute anziehend wirkte, da sie einen völligen Umsturz der Gesellschaft forderte, und die auch Themen ansprach, die in der bürgerlichen Elite Tabu waren. Zugleich war man von der Dynamik der Partei beeindruckt. Außerdem bot sie in einer Zeit, die für Jugendliche meist nur triste gesellschaftliche Perspektiven offenhielt, Chancen sich zu bewähren. Zu all dem kam meistens noch der Generationenkonflikt im Elternhaus.

Hitler auf dem Wiener Heldenplatz in Wien, wo er 15. März 1938 den Anschluss Ö sterreichs verkündete. (2)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Als die Nazis jedoch dann das Establishment darstellten, gab es auch eine jugendliche Gegenbewegung. Teils resultierten diese aus einer Ablehnung, die durch die ständige Überwachung im NS-Staat entstand, aus politischer Überzeugung oder auch nur, weil die Nazis amerikanische Musik verboten, die man dann manchmal heimlich hörte. Manche zogen sich ins Privatleben zurück, lehnten eine Beschäftigung mit Politik ab (so etwas wurde offiziell ,,politisch verwahrlost" genannt) oder es bildeten sich alternative Jugendbewegungen wie die ,,Wiener Schlurfs".

Widerstand und Ablehnung bildeten jedoch kein Massenphänomen, auch wenn sich manchmal Eltern weigerten ihre Kinder in die HJ zu schicken. Trotzdem wurde im April 1940 ein österreichisches Jugend-KZ eingerichtet.

4. Die Situation nach dem Anschluss

,,Bis heute dürfte kein einziges Foto aufgetaucht sein, auf dem Österreicher Trauer oder gar jene schmerzverzerrten Gesichter zeigen, die von Hitlers Einfahrten in Städte anderer militärisch besetzter Staatenüberliefert sind."

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Kurz nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich am 14.3.1938 gestaltet sich die Situation tumultartig und chaotisch. Vor allem in den großen Städten kam es zu zahlreichen Willkürakten, privaten Vergeltungsmaßnahmen, Festnahmen und öffentlichen Demütigungen. Zielscheibe dieser Aktionen waren die Vertreter des alten Staates (Staatsbeamte oder Politiker...), aber auch die Minderheiten dabei vor allem die Juden in Wien. In den ersten Tagen nach dem Anschluss wurden 10.000-20.000 Menschen aus politischen und rassischen Gründen festgenommen. Hinzu kamen noch die Festnahmen durch Parteimitglieder der österreichischen NSDAP.

Nachdem die deutschen Polizeitruppen, die nach dem Militär einrückten, das Kommando übernommen hatten, wurde der ungerichtete Terror teilweise verrechtlicht, teilweise wurden Verhaftungen aber auch wieder rückgängig gemacht. Wie schnell man allerdings bei der politischen Säuberung arbeitete, sieht man daran, dass schon am 1.4.1938 ein Transport mit 151 Häftlingen (Vertreter des alten Staats, kommunistische Funktionäre und jüdische Intellektuelle) nach Dachau abfuhr. Den Nationalsozialisten half dabei das Aktenmaterial der österreichischen Polizei, das ihnen in die Hände fiel. Darin enthalten waren z. B. Akten über kommunistische Funktionäre, die man dann im Zuge der politischen Säuberung verhaftete. Zur allgemeinen Stimmung nach dem Anschluss kann man sagen, dass anscheinend eine große Begeisterung herrschte, die allerdings durch die nationalsozialistische Propaganda noch angeheizt wurde.

In allen großen österreichischen Städten gab es sogenannte ,,Befreiungskundgebungen", auf denen Hitler sprach. Sie liefen nach einem ganz genau inszenierten Programm ab. Am Ende standen dann meistens frenetischer Beifall und in Ekstase ausartende Begeisterung, von der sich sogar Menschen mitreißen ließen, die nur als distanzierte Beobachter an solch einer Kundgebung teilnahmen.

In ganz Österreich wurden außerdem Straßen zu Ehren Adolf Hitlers geschmückt, Plätze und Straßen umbenannt. Um den Bedarf an Fahnen, Bannern und Bildern zu decken, wurde alles aus dem Reich eingeführt. Es gab sogar extra Beratungsstellen, in denen man sich über die Ausschmückung von Wohnungen und Häuserfasaden informieren konnte. 1

Nachdem dann die politische Kontrolle über Österreich hergestellt war, beruhigte sich die Situation allmählich wieder. Die Übergriffe von ziviler Seite flauten ab, dafür begann nun der staatlich organisierte Terror. Dieser wurde jedoch durch die Gestapo geheim durchgeführt. Zu den Verfolgten der ersten Stunde gehörten religiöse Sekten, Freimaurer, führende Sozialdemokraten, Marxisten, Kommunisten und die sogenannten ,,Rotspanienkämpfer" (Sie hatten am spanischen Bürgerkrieg auf Seite der Sozialisten in den internationalen Brigaden teilgenommen.). Diese Verfolgten wurden dann in ,,Schutzhaft" genommen, was nichts anderes als KZ-Haft bedeutete. In ihrer ,,Häftlingslaufbahn" machten viele regelrechte Lagertourneen.

Durch die Propaganda, denn auch in Österreich waren Presse und Rundfunk gleichgeschaltet worden, war der Alltag im neuen Staat durch breite Zustimmung bestimmt. Mit Kriegsbeginn ließen die Aufmärsche und Veranstaltungen deutlich nach und die staatliche Verwaltung und Justiz leisteten zunehmend Widerstand gegen die Intervention von Parteistellen. Auf dem Land wurde der Hitler-Gruß manchmal nur noch mit einem demonstrativen ,,Grüß Gott" beantwortet. Obwohl die Euphorie nachgelassen hatte, herrschte die Kriegsbegeisterung noch vor.

5. Die Judenverfolgung in Österreich

5.1. Ursachen

Der Antisemitismus war in Österreich viel stärker verwurzelt als in Deutschland, da er in Österreich eine lange geistige Tradition hatte. Dies lag daran, dass Juden in der Medizin, der Presse, in den freien Berufen, in der Justiz, im Gewerbe und der Industrie überproportional repräsentiert waren. Man konnte sie also überall ausmachen, weswegen es gescheiterten Existenzen (wie z. B. Hitler) leicht viel die Schuld für ihr Pech den Juden in die Schuhe zu schieben. Da die meisten Juden sich selbständig machen mussten, da sie am Sabbat nicht arbeiten durften und Samstagsarbeit eigentlich Gang und Gebe war, waren ungefähr 600.000- 800.000 Wiener bei ihnen beschäftigt. Da Juden auch Banken und große Firmen besaßen, die nicht so sehr von der Wirtschaftskrise der Nachkriegsjahre betroffen waren wie der Mittelstand und das Kleingewerbe, bauten sich Vorbehalte und Sozialneid auf.

Diese Vorurteile lassen sich durch Zahlen aber nicht stützen. In Wien gab es zwar die meisten Juden (176.034) von den insgesamt 191.481 österreichischen Juden. Jedoch lebten in den anderen Landesteilen meistens nur wenige Hundert oder weniger.

Wegen der sozialen Vorbehalte und der antisemitischen Tradition gab es in Österreich schon lange vor dem Anschluss Aufrufe nicht bei Juden zu kaufen; schon viele Alpen-, Turn- und andere Vereine sowie Studentenverbindungen nahmen keine Juden auf.

5.2. Diskriminierung

Mit der Machtergreifung der Nazis entlud sich der Hass gegen die Juden in Ausschreitungen. Jüdische Geschäfte und Gaststätten wurden beschmiert oder zerstört. Juden wurden aus ihren Geschäften gezerrt und geschlagen. Synagogen wurden geplündert und fromme Juden gezwungen mit ihren Gebetsstreifen Fußböden oder Klosetts zu putzen. Es gab private Raubzüge und Enteignungen. Der Staat griff erst ein als die Pogromstimmung nachließ, aber nur um den Schein des Rechtsstaates zu wahren und um sich selbst das Vermögen der Juden nicht entgehen zu lassen.

Bis zum Kriegsausbruch wurden über 250 antijüdische Bestimmungen erlassen, um Juden aus dem öffentlichen und wirtschaftlichen Leben zu verdrängen, was in Österreich bis Ende 1938 gelungen war. So wurde überall in Vereinen usw. der Arierparagraph eingeführt; Juden wurde verboten öffentliche Einrichtungen (von Gaststätten über Bibliotheken bis Schwimmbädern) zu betreten, bestimmte Beruf auszuüben (z. B. Arzt, Apotheker, Anwalt usw.), öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen und staatlich verliehene Titel zu tragen; es wurden Sperrbezirke errichtet, die Juden nicht betreten durften; für Juden herrschte ein nächtliches Ausgehverbot; sie wurden stückweise enteignet, konnten in andere Wohnungen versetzt werden (in der Folge wurde die jüdische Bevölkerung in bestimmten Gebieten konzentriert) und wurden von allen Sozialleistungen und sozialen Einrichtungen ausgeschlossen. Nach der Wannsee-Konferenz wurde die Diskriminierung noch verstärkt.

Die Folge war die Verwahrlosung und Entwürdigung der Juden, so dass die Bevölkerung das propagierte Bild des Juden als entmenschlichtem Wesen leichter übernehmen konnte. 1938 mussten schon ca. 40.000 Juden an der öffentlichen Armenspeisung teilnehmen.

5.3. Das Novemberpogrom 1938 in Wien

Während der Reichskristallnacht herrschte in Wien ein ,,Zustand allgemeiner Gesetzlosigkeit". Insgesamt wurden 17 Synagogen und 61 Bethäuser angezündet und zerstört. 4.000 Geschäfte und 2.000 Privatwohnungen wurden ausgeraubt. Auch vor Friedhofsschändungen schreckte man nicht zurück. Von den 6.547 in dieser Nacht festgenommenen Wiener Juden wurden 3.700 sofort in ein KZ abtransportiert. Bei den Ausschreitungen wurden in Wien 27 Juden getötet, in Innsbruck waren es drei. Schon daraus kann man ersehen, dass sich die Bevölkerung regional unterschiedlich verhielt, wobei es in Wien am heftigsten zuging, weil dort die meisten Juden lebten.

Zum Vergleich: Im ganzen Reich wurden 7.000 jüdische Geschäfte, 29 Warenhäuser und 265 Synagogen zerstört. Dabei kamen 91 Menschen ums Leben. Der Pogromnacht folgend wurden im gesamten Reich ungefähr 30.000 Juden in KZs deportiert. Das Pogrom hatte zum Ziel, die radikale Parteibasis zu beschäftigen, die Juden einzuschüchtern, ihnen die materielle Lebensgrundlage zu entziehen und den Emigrationsdruck auf sie zu erhöhen.

Unter der jüdischen Bevölkerung machte sich denn auch bald vielfach Resignation breit und man freundete sich mit der Überlegung an die Heimat zu verlassen.

5.4. Flucht und Vertreibung - Das Wiener Modell

Fluchtversuche von Juden im Umbruchschaos scheiterten alle an der Grenze, die von Berlin vorsorglich verstärkt worden war. Man tat jedoch nichts dagegen, dass österreichische Nazis in Spontanaktionen Juden ohne Reisepapiere über die Grenze trieben, wo sie dann tagelang im Niemandsland herumirrten. Erst später setzten dann die staatlich organisierten Maßnahmen zur Judenvertreibung ein. So wurden Juden planmäßig nach Wien umgesiedelt und dort in bestimmten Stadtteilen konzentriert. Die Diskriminierung der Juden diente in der Folge dann dazu bei ihnen den Auswanderungsgedanken zu etablieren. Jedoch stießen sie selbst bei der Vorbereitung ihrer Auswanderung noch auf bewusst gesetzte Verwaltungshürden und auf den Hass der NS-Beamten.

Bei der Auswanderung der Juden aus Österreich spielte das ,,Wiener Modell" genannte System Adolf Eichmanns die Hauptrolle. Der spätere Organisator der Judendeportation in die Vernnichtungslager im Osten wurde nach dem Anschluss mit der Aufgabe betraut, das Referat II-112 für den Sicherheitsdienst (SD) zur ,,systematischen Bearbeitung des Gegners Judentum" aufzubauen. Ziel war die Vertreibung aller österreichischen Juden. Dazu setzte Eichmann auch auf gezielte Diskriminierung. So wurden Wiener Juden z. B. mutwillig öffentlich zusammengetrieben und terrorisiert. Zur Vorbereitung der Deportation wurden auch schon Verhaftungslisten von Rechtsanwälten zusammengestellt, in denen hinter jedem einzelnen Namen Schmähungen oder Beschimpfungen gesetzt wurden. Der Kern von Eichmanns System bildete die ,,Zentralstelle für jüdische Auswanderung" im ehemaligen Rothschild-Palais (die Rothschilds waren auch eine jüdische Familie), wo alle Behördenstellen, deren Bescheide man zur Auswanderung brauchte, an einem Punkt zusammengefasst waren. Um schließlich aus dem Reich ausreisen zu dürfen, mussten Juden die sogenannte ,,Reichsfluchtsteuer" bezahlen, durch die sie meistens noch ihr restliches Vermögen verloren. Auf die Reise durften sie nämlich nur 10 RM in bar und 20 RM in ausländischer Währung mitnehmen.

Der jüdischen Gemeinde kam bei der Auswanderung auch eine Rolle zu. Sie war nämlich dazu verpflichtet bestimmte Auswanderungsquoten zu erfüllen. Deshalb strengte sich die Gemeinde an, Einreisevisa zu beschaffen und die Existenz mittelloser Emigranten abzusichern, indem man Gelder im Ausland lebender Juden oder von jüdischen Stiftungen mobilisierte. Weiterhin wurden Schulungen in Fremdsprachen und für bestimmte berufliche Fähigkeiten angeboten, die im Einwanderungsland verlangt wurden. Auf diese Weise konnte die jüdische Gemeinde auch viele ihrer Glaubensbrüder retten.

Die später als ,,Wiener Modell" bekannt gewordene Methode Eichmanns wurde in folgenden Jahren auch in Berlin und Prag angewendet, indem man Mitarbeiter aus Eichmanns Stab dort einsetzte. Dies kam vor allem von der Effizienz mit der man in Wien gearbeitet hatte. Im ersten Monat emigrierten ca. 10.000 Juden. Bis Juli 1939 waren es 54.000 und bis zum 30.11.1939 insgesamt 126.445, so dass schließlich Ende 1939 nur noch 63.852 Juden in Wien lebten. Zur Zeit der endgültigen Grenzschließung Ende November 1941 waren 128.500 Juden in insgesamt 89 Länder ausgewandert. Haupteinwanderungsländer waren Großbritannien, die USA, China, Palästina, Italien, Belgien und die Schweiz.

Fluchtversuche, die nach der endgültigen Grenzschließung unternommen wurden, endeten meist tödlich.

5.5. Die Deportation der Juden

Die Deportation der Juden aus Österreich setzte schon im Oktober 1939 ein. Damals verfolgte man jedoch noch keine Massenvernichtungspläne, sondern die Juden sollten hauptsächlich vertrieben bzw. durch Deportation in Ghettos zusammengefasst werden. Ende 1944 waren alle Juden bis auf etwa 5.700 in die Vernichtungslager transportiert worden, nachdem man erst 1942 auf der Wannsee-Konferenz die ,,Endlösung der Judenfrage", d. h. den Mord in Vernichtungslagern beschlossen hatte. Dieser Beschluss wurde auch durch die katastrophalen Zustände in den Ghettos unterstützt.

Die jüdische Gemeinde musste die Transporte selbst unter SS-Aufsicht zusammenstellen, wobei die Juden von den Behörden oft unter dem Vorwand später in Wehrbetrieben zu arbeiten, geködert wurden.

Insgesamt starben 65.459 österreichische Juden in den Vernichtungslagern. Nur 2.142 überlebten. Dabei war der Anteil von österreichischen Befehlsvollstreckern überproportional hoch.

Außerdem gab es wegen der antisemitischen Durchdringung der Bevölkerung kaum ein Anzeichen für mitfühlende Solidarität. Die diskriminierenden Bestimmungen schienen vielmehr als eine Rechtfertigung bzw. Freibrief für Judenhass. Durch diese antisemitische Durchdringung und akzeptierte Diskriminierung wurde die Effizienz der Erniedrigung und Vernichtung mit ermöglicht.

6. Zwangsarbeiter

Durch den Einsatz von Zwangsarbeitern profitierte Österreich sogar noch nach dem Krieg. Ohne die sogenannten Fremdarbeiter wären viele große Industrieanlagen, Staudämme, Kraftwerke, Brücken und Straßen nicht entstanden. Im Krieg wäre ohne Fremdarbeiter die Ernährung und Versorgung der Bevölkerung nicht möglich gewesen, da die Wirtschaft wegen Arbeitskräftemangels auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen war.

Die Arbeiter erhielt man erstens aus Kriegsgefangenen, zweitens durch bilaterale Verträge mit verbündeten oder abhängigen Staaten (z. B.: Kroation, Ungarn, Slowakei, Rumänien und Bulgarien) oder drittens, indem man einfach die Bevölkerung ganzer Ortschaften aus den Ostgebieten verschleppte.

In Österreich steigerte sich der Anteil von Ausländern an den Arbeitnehmern von 8 Prozent 1941, auf 17,7 Prozent 1943 und schließlich auf 28 Prozent 1944, was ca. 206.000 Fremdarbeitern entsprach In den Rax-Werken in der Wiener Neustadt arbeiteten sogar nur noch 10 Prozent Österreicher. Ca. ein Viertel der Fremdarbeiter waren Kriegsgefangene. Als wirkliche Zwangsarbeiter kann man eigentlich nur Polen und Ostarbeiter bezeichnen, da sie keine Sozialleistungen und keinen Urlaub erhielten. Die sogenannten ,,Ostarbeiter" waren allerdings die am schlimmsten ausgebeuteten. Zu ihnen gehörten sowjetische Kriegsgefangene und Arbeiter aus den besetzten Ostgebieten, die gegen ihren Willen ins Reich verschleppt worden waren. Normalerweise erhielt ein Kriegsgefangener 60 Prozent des Tariflohns (der allerdings vom Stammlager einbehalten wurde). Ostarbeiter hingegen arbeiteten für einen Lohn von 2-3 RM pro Woche, maximal für 5 RM pro Woche, von dem sie dann noch einen Großteil abgezogen bekamen. Sie wurden ständig bewacht, wohnten in maroden Baracken in unhygienischen Verhältnissen. Dazu erhielten sie nur minderwertige Kost. Außerdem mussten sie schon für relative harmlose Vergehen mit drakonischen Strafen rechnen.

Für alle Fremdarbeiter galt, dass sie ihren Aufenthaltsort nicht verlassen durften. Ebenso durften sie keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen noch öffentliche Einrichtungen betreten. Liebesbeziehungen und persönliche Kontakte zwischen Einheimischen und Fremdarbeitern waren streng untersagt, was in der Landwirtschaft bzw. auf dem Land aber praktisch nicht einzuhalten war.

7. Wien im Großdeutschen Reich

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Im Deutschen Reich verlor Wien größtenteils seine politische und wirtschaftliche Bedeutung. Auch das kulturelle Niveau litt unter der Vertreibung der Juden. Lange war man sich uneinig über die zukünftige Rolle Wiens. Robert Ley (Chef der Deutschen Arbeitsfront) wollte Wien z. B. zu einer ,,KdF"-Stadt (KdF = Kraft durch Freude) machen. Bis zum Kriegsende fand man keine Rollenbestimmung Wiens. Die Wiener hofften wohl im allgemeinen endlich wieder im Orchester der Weltpolitik mitspielen zu dürfen, wurden dahingehend aber enttäuscht, da durch Wiens mögliche Stellung ein Sonderbewusstsein hätte entstehen können, was dem Separatismus Vorschub hätte leisten können. In diesem Fall schrieb man der Kultur eine Integrationsfunktion zu. Hitler war durch Wiens Kultur geprägt worden und bewunderte sie ganz im Gegensatz zu Wiens Bevölkerung, in der er zu viele andere Volksgruppen sah. Jedoch gab es einen Widerspruch zwischen der Germanisierung und dem Fortbestehen des eigenen Kulturlebens.

Die Wiener Bürger waren gegenüber der Kulturpolitik der Nazis sehr negativ eingestellt (was verwundert, wenn man diese Ablehnung mit der Kriegsbegeisterung vergleicht), da sie in der deutschen Kulturpolitk eine ,,Verpreußung" sahen. Somit hatten es sich die neuen Machthaber in dieser Hinsicht mit der Bevölkerung Wiens verscherzt.

Die Gaskammer von Mauthausen, (3)

Auch wenn der spätere Gauleiter Baldur von Schirach mit zahlreichen Kunstprojekten versuchte die Bevölkerung für das Reich zu gewinnen, hatte er keinen Erfolg. Seine Maßnahmen erregten offenkundig den Zorn Hitlers. Schirach veranstaltete z. B. 1943 eine Ausstellung unter dem Namen ,,Junge Kunst im Dritten Reich", die als einzige Kunstveranstaltung im Deutschen Reich wegen des Verdachts auf ,,Entartung" geschlossen werden musste. Das Fass zum Überlaufen brachte schließlich eine Klimt-Ausstellung in der Wiener Sezession, worauf Hitler Schirach zur Rede stellte. Von da an verwelkte das zarte Pflänzchen des kulturellen Frühlings wieder, da Schirach keine Handlungsspielräume mehr hatte.

So beschränkte man sich bis Kriegsende in Wien eigentlich nur noch auf die Neutralisation eines latenten Unruheherdes.

Angesichts der früheren wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Bedeutung Wiens entsprach die Reduzierung dieser Stadt auf seine kulturellen Güter, die schließlich auch noch der NS-Ideologie zuwiderliefen, einem noch weiteren Rückschritt als nach dem ersten Weltkrieg.

8. Das KZ Mauthausen

Im August 1938 erreichten die ersten Häftlinge Mauthausen. Sie kamen aus Dachau, dessen Nebenlager Mauthausen anfangs war. Doch entwickelte es sich zusehends zu einem selbständigen Lager.

In Mauthausen sollten eigentlich nur Kriminelle inhaftiert werden, die Lagerinsassen waren jedoch gemischt. Die Häftlinge sollten in Mauthausen ,,durch Arbeit vernichtet werden". Die Todesrate belief sich 1940 dann auch auf 76 Prozent.

Durch den Mangel an Arbeitskräften ging man jedoch dazu über auch Häftlinge für die Arbeit in Betrieben zu vermieten, was nicht zuletzt auf Initiative der Wirtschaft geschah. Ein Facharbeiter kostete 6 RM pro Woche, ein Hilfsarbeiter 4 RM. Auf Drängen der Industrie wurden in der Nähe der Betriebe Nebenlager für vermietete Arbeitskräfte errichtet. Insgesamt wurden 49 dieser Nebenlager aufgebaut. In ihnen war man einem nur geringen Todesrisiko ausgesetzt, da die Betriebe an den Arbeitern interessiert waren. Wurde man jedoch ins Hauptlager Mauthausen zurückgeschickt, bedeutete das fast den sicheren Tod. Insgesamt durchliefen 197.000 Menschen aus 35 Ländern Mauthausen, wobei der Anteil der Österreicher unter 1 Prozent lag. 102.000 Menschen starben wegen der katastrophalen sanitären Bedingungen, Unterernährung, harter Arbeit und wegen des Terrors der Aufsichtskräfte. Dazu kommen noch insgesamt 10.200 Häftlinge, die vergast wurden. Nach dem Ende des Euthanasieprogramms wurde die dafür vorgesehene Gaskammer auf Schloss Hartheim noch mitbenutzt.

Durch das Vorrücken der Roten Armee wurden Häftlinge aus dem Osten nach Mauthausen evakuiert, wodurch die Häftlingszahl stark anstieg. Als die Niederlage feststand, sollten nach Hitlers Befehl eigentlich alle KZ-Häftlinge umgebracht werden. Dieser Befehl wurde allerdings nicht durchgeführt, weil die KZ-Wachen bei den Häftlingen doch noch versuchten für die Zeit nach dem Krieg Pluspunkte zu sammeln.

In der Nacht vom zweiten auf den dritten Mai 1945 verließen die SS-Mannschaften das Lager, worauf es zu Racheakten an Häftlingen, die mit den Bewachern kollaborierten hatten, und zu Plünderungen kam. Aber natürlich war auch die Freude groß. Am siebten Mai wurde Mauthausen von den Amerikanern besetzt. Nach der Besetzung starben noch rund 200 Menschen an den Folgen von Unterernährung oder zu schneller Nahrungsaufnahme.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Ein weiteres unrühmliches Kapitel ist die sogenannte ,,Mühlviertler Hasenjagd" im Februar 1945. Es handelte sich um einen organisierten Ausbruch von ca. 400 sowjetischen Gefangenen aus dem KZ. Die Ausbrecher wurden wie in einer Treibjagd durch SS, Gestapo, Gendarmerie, freiwilliger Feuerwehr, Volkssturm und sogar von einem Teil der Bevölkerung verfolgt. Bis auf 17 Häftlinge wurden alle gefasst und sofort getötet. Jedoch wurden auch nichtjüdische Österreicher Opfer in KZs. Insgesamt 16.493 nichtjüdische Österreicher kamen nachgewiesenermaßen vor allem in Dachau und Buchenwald ums Leben. Auf der Kehrseite steht aber auch, dass Österreicher sich auch als Lagerpersonal und in der Wehrmacht an Verbrechen beteiligten, an denen auch die Industrie nicht unschuldig war.

9. Österreicher im Dritten Reich

Österreicher waren vor allem als Höhere SS- und Polizeiführer stark vertreten. Neun von 47 Höheren SS- und Polizeiführern waren Österreicher. Während des Kriegs häuften sich österreichische Karrieren in den besetzten Gebieten. Im Reich selbst waren sie aber eher weniger vertreten. In der Wehrmacht gab es einige Generäle aus Österreich (z. B. Generäle Löhr, Böhme, De Angilis, Glaise-Horstenau, Ringel, Lontschar, Hinghofer und Rendulic). 6

Da ich über diese Personen nichts gefunden habe, führe ich hier zwei Österreicher, die im Deutschen Reich Karriere machten, als Beispiel an.

9.1. Ernst Kaltenbrunner

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Er wurde am 4.10.1903 in Ried (Innkreis) geboren. Schon während seiner Kindheit wurde er deutsch-national geprägt. Als Jurastudent beteiligte er sich aktiv an Demonstrationen und Boykotts gegen jüdische Studenten und Professoren. Aufgrund von ,,Überfremdungsangst" propagierte er z. B. ,,Rassenreinheit", ,,Lebensraumerweiterung" und Antisemitismus. 1931 trat er in die österreichische SS ein und stieg 1935 zu ihrem ,,Führer" auf. Nach dem Anschluss gelang es ihm in seiner Funktion als Staatssekretär für öffentliche Sicherheit und als Höherem SS- und Polizeiführer in Wien, ein Geheimdienstnetz aufzubauen, das die Aufmerksamkeit Himmlers erregte. So wurde er nach dem Tod Heydrichs Chef des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA). Er übernahm also das Kommando über die Sicherheitspolizei (Sipo), den Sicherheitsdienst (SD) und über den Verwaltungsapparat, der für die ,,Endlösung der Judenfrage" zuständig war. Im Nürnberger Haupkriegsverbrecherprozess wurde er zum Tode verurteilt und am 16.10.1946 hingerichtet.

9.2. Arthur Seyß -Inquart

Der österreichische Jurist und Politiker wurde am 22.7.1892 in Stannern (Mähren) geboren. Erst 1938 trat er als bis dahin gemäßigt geltend in die NSDAP ein. Auf Druck Hitlers wurde er am 16.2.1938 österreichischer Innenminister und schließlich am 11.3.1938 Bundeskanzler, der Hitler den Einmarsch in Österreich ermöglichte. Schon am 13.3.1938 wurde er von Hitler zum Reichstatthalter der Ostmark ernannt, der er nur bis zum 30.4.1939 blieb, da er ab dem 1.5.1939 zum Reichsminister ohne Geschäftsbereich ernannt wurde. Ab Mai 1940 war er Reichskommisar in den Niederlanden und war dort für die totale Ausbeutung der niederländischen Wirtschaft, für die Unterdrückung der Zivilbevölkerung und für die Deportation von Arbeistkräften und 117.000 Juden verantwortlich. Von Hitler in seinem Testament als Außenminister vorgesehen, wurde er in Nürnberg zum Tod verurteilt und wie Kaltenbrunner am 16.10.1946 hingerichtet.

10. Deutsche in der Ostmark

10.1. Josef Bürckel

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Bürckel lebte von 1895-1944. In Österreich hatte er die Funktion des ,,Reichskommisars für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich", da er schon vorher im Saarland in ähnlicher Funktion großen Erfolg gehabt hatte. 1939/40 war er Reichstatthalter von Österreich und Gauleiter von Wien. Er beging am 28.9.1944 Selbstmord vermutlich auf Anordnung Bormanns. Sein Tod wurde als Unfall deklariert und er erhielt ein Staatsbegräbnis.

10.2. Karl Adolf Eichmann

Eichmann lebte von 1906 bis 1962. 1932 trat er der NSDAP und der SS bei, 1934 wurde er Referent für jüdische Fragen beim Hauptamt des Sicherheitsdienstes in Berlin und 1938 Chef der ,,Zentralstelle für jüdische Auswanderung" in Wien, wo er durch das sogenannte ,,Wiener Modell" bekannt wurde und infolgedessen für die gleiche Aufgabe nach Prag berufen wurde (1939). Ebenfalls 1939 wurde er Leiter des Judenreferats im Reichssicherheitshauptamt und war hier für die Deportation und Enteignung der Juden zuständig. Nach der Wannsee- Konferenz organisierte er die Deportation von Millionen von Juden in die Vernichtungslager im Osten Europas. Nach dem Krieg tauchte Eichmann unter, wurde aber 1960 vom israelischen Geheimdienst in Argentinien gefangen genommen, am 15.12.1961 in Israel zum Tode verurteilt und schließlich am 1.6.1962 hingerichtet.

11. Widerstand in Österreich

Der Widerstand in Österreich hatte zunächst mit zwei Mankos zu kämpfen. Zum einen war die Formierung des Widerstands durch die Säuberungsmaßnahmen und Propaganda der Nationalsozialisten sowie durch positive Äußerungen von Institutionen und bekannten Personen in Richtung Regime erschwert. Zum anderen hatte der österreichische Widerstand im Gegensatz zu anderen Ländern mit einem ausgeprägten Spitzelnetz und fanatischen Nazis zu kämpfen. Deshalb begann die illegale Organisation von Widerstandsgruppen erst im Sommer und Herbst 1938.

Die österreichische Widerstandsbewegung kann man in zwei große Gruppen einteilen: in Gruppierungen der Arbeiterbewegung und in solche der katholisch-bürgerlichen Seite. Innerhalb dieser Lager verwischten sich die Grenzen der politischen Überzeugungen. Die Gründe für den Widerstand waren zahlreich. Dabei spielten politische, ideologische, religiöse, soziale, ethische und patriotische Beweggründe eine Rolle.

Man versuchte vor allem durch die Verbreitung von Flugblättern und Zeitschriften Opposition zu leisten. Die Zeugen Jehovas, die verboten worden waren, leisteten aber z. B. durch die Verweigerung des Wehrdienstes Widerstand.

Zum Ende des Kriegs formierten sich nochmals verschiedene Widerstandsgruppen. Ab 1942 waren zum Beispiel kommunistische Partisanen aktiv, v. a. die slowenischen Partisanen in Süd-Kärnten.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Andere parteiübergreifende Gruppen wollten weitere sinnlose Kämpfe verhindern. Die größte Gruppe dieser Richtung war die ,,Gruppe 05".

Die ,,Tiroler Widerstandsbewegung" konnte sogar Innsbruck schon vor dem Eintreffen der Amerikaner befreien, was eine teilweise Rehabilitation bedeutete.

Jedoch gab es auch den alltäglichen, persönlichen Widerstand. Dazu gehörten z. B. abfällige Äußerungen über die Nazis, das Abhören von ausländischen Sendern, Sabotage oder auch Hilfeleistung für Verfolgte. In der ländlichen Gegend gingen auch viele Leute z. B. anstatt zur Arbeit an einem abgeschafften Feiertag in die Kirche.

,,Etwa 2700 Österreicher wurden als aktive Widerstandskämpfer zum Tod verurteilt und hingerichtet und ca. 32.000 Österreicher (Widerstandskämpfer und Opfer präventiver Verfolgung) starben in Konzentrationslagern und Gefängnissen, insbesondere der Gestapo. Geschätzte 15.000 Österreicher kamen als alliierte Soldaten, als Partisanen oder im europäischen Widerstand um. Rund 100.000 Österreicher waren aus politischen Gründen inhaftiert."

12. Bibliographie

Fotos

1), 4), 6), 8) aus www.aeiou.at
2), 5), 7) Encarta Enzyklopädie 1999
3) aus Internetseite des KZs Mauthausen

Text

- ,,Das Wiener Modell" aus Der Spiegel 13/2000
- ,,Die Ostmark", Hagespiel
- Encarta Enzyklopädie 1999
- ,,Widerstand", www.aeiou.at

Hinrichtung des Widerständlers K. Biedermann, der mit der ,,Gruppe 05" in Verbindung stand, am 8. April 1945 in Wien. (8)

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Der Nationalsozialismus in Österreich
Autor
Jahr
2000
Seiten
18
Katalognummer
V98132
ISBN (eBook)
9783638965835
Dateigröße
553 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nationalsozialismus
Arbeit zitieren
Sebastian Seng (Autor:in), 2000, Der Nationalsozialismus in Österreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98132

Kommentare

  • Gast am 25.11.2000

    Zum Kapitel: Mauthausen.

    Die Geschichte der letzen Tage von Mauthausen und die der Befreiung duch die Amerikaner verlief vollkommen anders als es allgemein bekannt ist. Sogar im Memorial Mauthausen wird sie bereits verfälscht wiedergegeben:

    Die Öffnung Mauthausens war die unglaub-liche Heldentat des schweizer RK-Deli-gierten Hans Häffliger, der quer durch die deutschen und amerikanischen Linien fuhr, um amerikanische Truppen zu su-chen, die die von den deutschen geplan-te Liquidierung der Häftlinge zu verhin-dern.
    Er fand eine Panzereinheit, die keine Ahnung hatte, daß sie in der Nähe eines KZ waren und lotste sie rechtzeitig in die Lager Gusen und Mauthausen.

    Häffliger erntete Undank: Die Russen verschwiegen ihn; er wurde wegen seiner Tat vom RK und seinem Arbeitsgeber (H. war höherer Bankbeamter) entlassen, weil er sich nicht neutral zur SS verhalten habe !!

    Es gibt ein Buch und eine ORF-Fernseh-Dokumentation über Häffliger, der erst vor einigen Jahren in Wien starb.

    M.B.

Blick ins Buch
Titel: Der Nationalsozialismus in Österreich



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