1. Entstehung
Entwickelt wurde die Klarinette vom deutschen Instrumentenbauer Johann Christoph Denner (1655-1707) aus einem primitiven Vorläufer, dem Chalumeau, einem volkstümlichen Rohrblattinstrument mit neun Grifflöchern entwickelt. 1839 wurde die Klarinette mit dem von Boehm für die Flöte erfundenen Klappenmechanismus versehen 1842 wurde das Klappensystem durch Übernahme des Böhm-Systems erheblich verbessert. Die ursprüngliche Klappenzahl wurde von zwei auf dreizehn erhöht. . In Deutschland setzte sich jedoch nach 1900 das System von Oskar Oehler mit über zwanzig Klappen und fünf Ringen durch (= sog. "Deutsches System"). Seit Mitte des 18. Jahrhunderts hat die Klarinette einen festen Platz im Sinfonieorchester, etwas später auch in Militärkapellen.
In Musikvereinen werden fast ausschließlich B-Klarinetten (siehe Abb.2) verwendet.
Gelegentlich trifft man aber auch die kleinere Es-Klarinette. Die mit ihrem durchdringenden Ton dem Holzregister zu enormer Durchschlagskraft verhelfen kann. Die Klarinetten sind oft melodieführend, sorgen aber mit allerlei Trillern, Läufen und Verzierungen für Brillianz und Farbe im Blasorchester. Bekannte Instrumentenbauer sind z.B. Sax,Adolphe (eigentlich Antoine Joseph) zwischen 1814 und 1894 und Anton Scheilly.
In den meisten Ländern wird heute das System Boehm gespielt, das auf den deutschen Instrumentenbauer Theobald Boehm zurückgeht. Wichtige Werke schrieben Mozart, Hindemith, Carl Maria von Weber Aaron Copland, J. Brahms und Benny Goodman.
2. Bau
Die Klarinette setzt sich aus 5 Teilen zusammen: Schnabelmundstück mit aufgebundenen Rohrblatt, Birne, Ober- und Unterstück, nicht weit ausladender kegelförmiger Becher. Die Teile werden ineinandergesteckt. Die Birne, außen leicht bauchig, verbindet Mundstück und Oberstück. Geringfügiges Herausziehen der Birne ermöglicht leichte Stimmkorrektur, die aber auch durch Auswechseln einer Birne von anderen Längen erzielt werden kann. Ober- und Unterstück tragen die Mechanik, die im Oberstück von der linken, im Unterstück von der rechten Hand bedient wird. Die Bohrungen sind vorwiegend zylindrisch und haben eine mittlere Mensur. Das Rohr der B-Klarinette ist 67 cm lang und das Rohr der A-Klarinette ist 71 cm lang. Die Klarinette besteht vorwiegend aus Grenadillholz, dieses Holz ist hart und wasserabweisend. Ihre Festigkeit und Dichte begünstigt einen hellen Ton, ohne die Bearbeitung zu erschweren. Die Luftsäule der Klarinette reicht vom denjenigen Ende des Instrumentes, wo der Bläser es anbläst, bis zum ersten offenen Griffloch. Klappen und Polster erleichtern die Bedienung des Instruments. Das Mundstück ist meistens aus Kautschuk. Wenn das Instrument nicht geblasen wird, wird das Mundstück vor Beschädigung durch eine Kapsel geschützt. Bei der Klarinette ist beim Mundstück das einfache Rohrblatt eine Ablasvorrichtung. Diese kommt aus dem südfranzösischen Schilfrohr arundo donax und ist sorgfältig geschnitten. Das einfache Rohrblatt wird so auf die hohle Mundstückbahn des Schnabels gebunden, daß seine feingeschliffene vordere Kante einen kleinen Spalt zur Mundstückbahn offen läßt. Der Luftstrom drängt durch diesen Schlitz. Der Staudruck bewirkt , das sich das dünne Rohrblattende zur Mundstückbahn neigt, wodurch der Luftstrom unterbrochen wird. Das Bernoullische Gesetz wirkt sich aus.
Kesselmundstück
1. Rand
2. Fasson
3. Innenrand, Biß
4. Kessel, Trichter, Becher
5. Seele
6. Stengelbohrung
1. Schnabel, Mundstück 13. Nadelfeder 25. Brillenring
2. oberer Birnenring 14. Klappengriff 26. Daumenhalter
3. Birne 15. Stellschraube 27. Mitnehmer
4. unterer Birnenring 16. Polster 28. Walzendraht, Stange, Achse
5. Duodezimklappe, 17. Flachfeder 29. Spitzschraube (in Kugel) Oktavklappe
6. Oberstück 18. Deckel 30. Blatt
7. Unterstückring 19. Kugel, Böckchen, 31. Aufbiß Säulchen
8. Unterstück 20. Walzenschraube 32. Bahn
9. kleiner Becherring 21. Halter, 33. Bohrung Führungsgabel
10. Becher 22. Stellschrauben 34. Blattschraube, -köpfchen Ligaturklammer
11. großer Becherring 23. Walze 35. Kapsel
12. Federhäkchen 24. Brillentonloch, Brillenbuckel
3. Klang
Die Klarinetten haben über ihre weite Ausdehnung einen recht einheitlichen angenehmen und weichen Klang.
Notierung, Sekunde über dem d b³ Klang B- Klarinette;
kleine Terz über dem cis
a³ Klang A- Klarinette
4. Tonerzeugung
Die Klarinetten gehören zu den Luftklingern (Aerophonen). Das heißt: der Ton wird dadurch erzeugt, daß eine Luftsäule in einem Rohr in Schwingungen versetzt wird. Der Tonumfang der Klarinette geht vom tiefen D bis zum A³. Durch Schwingungen des Rohrblattes wird die Luftsäule zum Klingen gebracht wird. Je erfahrener der Spieler ist, desto dünner wird das Rohrblatt, das er benutzt. Vor jedem Spielen muß es zuerst feucht gemacht werden. Am einfachsten geht dies, wenn man das Rohrblatt längere Zeit im Mund hält. Es gibt mehrere Methoden, die Luft in Schwingungen zu versetzen und dadurch den Ton zu erzeugen. Durch Verschließen und Öffnen der Löcher mit Hilfe der Finger verändert der Bläser die Länge der tönenden Luftsäule. Mit der Länge der klingenden Luftsäule verändert sich die Tonhöhe: Je kürzer die Luftsäule, desto höher der Ton und umgekehrt. Die Grundskala umfasst etwa eine Oktave oder einen etwas größeren Tonraum; diese Töne bilden das tiefe Register des Instruments.
Das Mittelregister wird durch bestimmte grifftechnische Mittel oder durch stärkeres Anblasen erzielt. Hier handelt es sich um Obertöne der ersten (Grund-) Skala; sie sind in der Regel eine Oktave höher. Das hohe Register schließlich erfordert eine Kombination von bestimmten Griff- und Blasweisen. Insgesamt beträgt der Tonumfang gewöhnlich rund drei Oktaven, doch erzielen gute Bläser zusätzliche höhere Töne.
5. Instrumentenfamilie
Die Klarinettenfamilie hat eine ganze Reihe von Mitgliedern, aber häufig eingesetzt werden nur vier davon. Das Standardinstrument steht in B; die dunkler und weicher klingende A- Klarinette wird für bestimmte Klangfarbenwirkungen benutzt. Die kleine Es-Klarinette wird oft gefordert, wo hohe, durchdringende Klarinettentöne zu spielen sind. Der tiefe Klang der Baß-Klarinette in B, die eine Oktave tiefer klingt als das Standardinstrument in B, findet seit gut hundert Jahren im Orchester Verwendung.
In diesem Jahrhundert ist die Klarinette zu einem vielseitig eingesetzten Instrument des Jazz geworden, wie namentlich das hohe virtuose Niveau von Benny Goodman ausweist.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Häufig gestellte Fragen
Was ist die Entstehungsgeschichte der Klarinette?
Die Klarinette wurde von Johann Christoph Denner (1655-1707) aus dem Chalumeau entwickelt. 1839 wurde der Klappenmechanismus von Boehm übernommen und 1842 verbessert. Nach 1900 setzte sich in Deutschland das System von Oskar Oehler durch. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts ist die Klarinette im Sinfonieorchester und in Militärkapellen vertreten.
Welche Klarinetten werden häufig in Musikvereinen verwendet?
In Musikvereinen werden fast ausschließlich B-Klarinetten verwendet. Gelegentlich trifft man aber auch die kleinere Es-Klarinette.
Aus welchen Teilen setzt sich die Klarinette zusammen?
Die Klarinette besteht aus 5 Teilen: Schnabelmundstück mit Rohrblatt, Birne, Ober- und Unterstück, und Becher.
Woraus besteht die Klarinette hauptsächlich?
Die Klarinette besteht vorwiegend aus Grenadillholz.
Wie wird der Klang der Klarinette beschrieben?
Die Klarinette hat über ihre weite Ausdehnung einen recht einheitlichen angenehmen und weichen Klang.
Wie funktioniert die Tonerzeugung bei der Klarinette?
Die Klarinette gehört zu den Luftklingern. Der Ton wird durch die Schwingung einer Luftsäule im Rohr erzeugt, die durch das Rohrblatt angeregt wird. Durch Verschließen und Öffnen der Löcher verändert der Bläser die Länge der Luftsäule und damit die Tonhöhe.
Welche Mitglieder hat die Klarinettenfamilie?
Häufig eingesetzt werden die B-Klarinette, die A-Klarinette, die Es-Klarinette und die Bass-Klarinette in B.
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- Peggy Schiemann (Autor:in), 2000, Klarinette. Entstehung, Bau und Klang, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98263