Der Mauerbau. Politische Hintergründe und Folgen für die Deutschland-Politik


Referat / Aufsatz (Schule), 2000

10 Seiten, Note: 2+


Leseprobe


Der Mauerbau

1. Politische Hintergründe

1.1 Chruschtschow-Ultimatum

Versucht man, die Hintergründe des Mauerbaus im August 1961 zu erklären, so muß man ins Jahr 1958 zurückkehren. In diesem Herbst beginnt die Vorgeschichte des Mauerbaus durch die Rede des sowjetischen Ministerpräsidenten und Parteichefs Nikita S. Chruschtschow im Moskauer Sportpalast am 10. November 1958. In dieser Rede bereitete er sein Berlin- Ultimatum vor und forderte unter anderem die Beseitigung des Viermächtestatus für Berlin.

In seinem Berlin-Ultimatum vom 27. November, das die sowjetische Regierung in gleichlautenden Noten an die drei Westmächte (USA, Frankreich und Großbritannien) sowie an die Bundesregierung und an die Regierung der DDR schickte, teilte Chruschtschow den Westmächten mit, dass die Sowjetregierung den Viermächte-Status Berlins als nicht mehr in Kraft befindlich betrachte. Daneben forderte er den Abzug der Besatzungstruppen aus West- Berlin. Sollte nicht innerhalb von 6 Monaten eine Übereinkunft bezüglich Berlins erreicht sein, so werde er den Status in den einer "freien Stadt" überführen. In die Angelegenheiten Berlins dürfte sich dann kein Staat, auch keiner der beiden deutschen Staaten einmischen.

Er drohte auch damit, einen Friedensvertrag mit der DDR abzuschließen, in dem die Übergabe der Kontrolle der Zugangswege einschließlich der Luftwege an die DDR geregelt werden sollten. Dadurch wäre das Recht auf einen ungehinderten Durchgangsverkehr der Alliierten erloschen.

Die Westberliner Bevölkerung, die Bundesregierung, die drei Westmächte und die übrigen NATO-Staaten lehnten die sowjetischen Forderungen ab, da aufgrund der politischen Situation dies über kurz oder lang das Aufgehen Berlins in die DDR bedeutet hätte. Weiterhin argumentierten sie, dass die Zustimmung des Westens zu einer "Freien Stadt West-Berlin" als endgültige Aufteilung Deutschlands verstanden werden würde. Das wäre als Aufgabe der Hoffnung auf eine Wiedervereinigung verstanden worden. Weiter hieß es, dass die Annahme des Vorschlags zur Anerkennung der "DDR" geführt hätte, da der sowjetische Plan die Teilnahme der "DDR" am Abschluss und an der Durchführung des Berlinabkommens vorsah.

Hintergrund dieses Ultimatums war die immer größere Abwanderung von DDR Bürgern, die bereits über 2,6 Millionen Flüchtlinge zählte. Die meisten davon waren über Ost- nach West- Berlin eingereist. Durch diese große Abwanderung fehlten in Ost-Berlin etwa 45.000 Arbeiter. Daneben arbeiteten aber etwa 60.000 Ostberliner im Westen der Stadt. Diese erhielten die Hälfte des Lohnes in DM. Sie konnten dieses Geld im Kurs von 1:4 in Ostmark tauschen oder davon in West-Berlin Lebensmittel oder andere Sachen kaufen. Das alles hatte zur Folge, dass die Wirtschaft langsam aber sicher zusammenbrach. Daneben soll der DDR- Volkswirtschaft jährlich ein Schaden von 3,2 Milliarden Mark durch diese Grenzgänger und Flüchtlinge entstanden sein. Daneben nahm auch das Ansehen des Kommunismus in der Welt schaden. Um diesen schaden möglichst gering zu halten, stell Chruschtschow sein Berlin- Ultimatum.

Die Westmächte wollten jedoch Verhandlungen über das Berlin- und Deutschlandproblem sowie über Fragen der europäischen Sicherheit nicht ausweichen, wenn die Sowjetunion im Gegenzug ihrerseits das Ultimatum zurückzöge. Die Antwort der Sowjetunion bestand in der Veröffentlichung eines Friedensvertragsentwurfes. Dieser Friedensvertrag enthielt folgende Grundgedanken:

1. Die völkerechte Anerkennung der endgültigen Teilung Deutschlands.
2. Die Neutralisierung Deutschlands und damit die Zerstörung des westlichen Bündnisses.
3. Die weitgehende Entmilitarisierung Deutschlands.
4. Eine wirtschaftliche Isolierung der Bundesrepublik.
5. Die Wiederzulassung der KPD in der Bundesrepublik und das verbot freier
politischer Betätigung "revanchistischer" Parteien und Organisationen, die "eine
Überprüfung der Grenzen Deutschlands fordern oder territoriale Ansprüche an andere Staaten zum Ausdruck bringen".
6. Die völkerrechtliche Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als Ostgrenze Deutschlands.

Der Westen lehnte diesen Entwurf jedoch ab. Am 6. März desselben Jahres wiederholte der sowjetische Ministerpräsident in Leipzig seine Drohung, einen Friedensvertrag mit beiden deutschen Staaten nicht zustandekommen.

Am 14. Mai legte der amerikanische Außenminister Hertler für die Westmächte und in Übereinstimmung mit der Bundesregierung einen Stufenplan für die deutsche Wiedervereinigung und für den deutschen Friedensvertrag auf der Genfer Konferenz am 11. Mai 1959 vor. Die UdSSR beharrte jedoch auf ihren Forderungen, West-Berlin den Status einer freien, entmilitärischen Stadt zu geben. Beide Vorschläge wurden von der jeweiligen

Gegenseite abgelehnt. Deshalb blieb diese Konferenz ergebnislos. Das Ultimatum Chruschtschows war inzwischen abgelaufen. Aber es kam zu einem kriegerischen Zwischenfall.

Im September 1959 besuchte Chruschtschow den amerikanischen Präsidenten Dwight D. Eisenhower. Bei diesem offiziellen Besuch in den USA verständigten sich beide auf Camp David über die Einberufung einer Gipfelkonferenz der Staats- und Regierungschefs der vier Mächte. Diese Konferenz sollte am 16. Mai 1960 in Paris stattfinden. Aber den Abschluss eines amerikanischen Aufklärungsflugzeug am 01. Mai über sowjetischen Gebiet nahm die UdSSR zum Anlass, die Konferenz platzen zu lassen. Sie versicherte aber, keine einseitigen Schritte in den folgenden sechs bis acht Monaten durchzuführen.

In der DDR kam es im Frühjahr 1960 zu einer Verschärfung der innenpolitischen Lage. Daher kam es zu einem sprunghaften Anstieg der Flüchtlingszahlen. Hintergrund war die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft und neuer Druck auf die selbstständigen Handwerker und Gewerbetreibenden.

1.2 Juni `60 - August `61

Die Enteignung der Landwirte und des privaten Handwerks trieb zu Beginn des Jahres 1960 Tausende zur Flucht in den Westen. Das hatte zur Folge, dass Planrückstände und Versorgungslücken auftraten. Es gab Schwierigkeiten unter anderem in der Versorgung mit Fleisch, Milch und Butter. Obwohl die Sowjetunion der DDR einen Kredit in Höhe von 2 Milliarden Mark zugesagt hatte und zusätzlich neben den Maschinen und technischer Ausrüstung noch Fleisch, Butter, Fische, Öl usw. liefern wollte, blieb die Wirtschaftskrise bestehen.

Eine schwere Beeinträchtigung erlitt die DDR-Wirtschaft durch die immer weiter steigende Flucht von qualifizierten Fachkräften und jungen DDR-Bürgern. Auch verstärkter innenpolitischer Druck und vermehrte Strafprozesse konnten gegen diesen Flüchtlingsstrom nichts ausrichten.

Einziger Ausweg blieb die Schließung der Grenze. Zuerst wurde vom 31. August bis zu 4. September 1960 westdeutschen Besuchern das Betreten Ost-Berlins nur mit einer Aufenthaltsgenehmigung gestattet. Dieses Verfahren wurde am 08. September zur

Dauerregelung erklärt. Ab dem 15. September erkannte die DDR und später auch die UdSSR die Bundespässe der Westberliner nicht mehr an. Als Folge darauf kündigte die Bundesregierung das erst am 16. August abgeschlossene Interzonenhandelsabkommen. Am 01. Januar 161 trat dieses Abkommen allerdings wieder in Kraft, es wurde jedoch um "eine Widerrufsklausel für den Fall von Störungen im Berlinverkehr" ergänzt.

Die sowjetische Führung verhielt sich jedoch Abwartent. Sie wollte erst den amerikanischen Wahlkampf vorüber gehen lassen. John F. Kennedy gewann ihn und wurde am 20. Januar 1961 verteidigt. Schon kurz nach seinem Amtsantritt erklärte er: "Die Welt muß wissen, dass wir für die Freiheit Berlins kämpfen werden, denn wir kämpfen damit um die Freiheit von New York und Paris.

Ein Treffen zwischen Kennedy und Chruschtschow Anfang Juni 1961 in Wien blieb ergebnislos. Chruschtschow wiederholte seine alten Forderungen und drohte sogar mit Krieg. Beim Abschlussessen am 16. Juni sagte Chruschtschow, dass der Friedensvertrag mit der DDR mit allen sich daraus gebenden Konsequenzen bis zum Dezember dieses Jahres unterzeichnet würde.

Kennedy formulierte daraufhin seine "three essentials", die Grundlagen der amerikanischen Berlinpolitik, die er mit allen Mitteln zu verteidigen gedachte. Darin forderte er die Stationierung der westlichen Truppen in den Westsektoren, freien, ungehinderten Zugang für sie sowie die Erhaltung der Lebensfähigkeit der Stadt. Dies forderte er ausdrücklich nur für West-Berlin. Damit erkannten die USA und somit auch die anderen westlichen Siegermächte Ost-Berlin als Herrschaftsgebiet der Sowjetunion an. Weiterhin sagte er u.a.: "Über die Freiheit Berlins gibt es nichts zu verhandeln."

Diese Aussagen hatten zur Folge, dass der Westen bei sowjetischen Maßnahmen im Ostteil Berlins nicht eingreifen würde. Durch dieses Zugeständnis konnte die Ostberliner Regierung nun endlich auf den Aufhaltenden Flüchtlingsstrom reagieren, der im Juni, Juli, August stark angestiegen war. Es gab nun drei Möglichkeiten, wie reagiert werden konnte: 1. Die Radikallösung Sperrung der Luftwege; 2. Mauerbau; und 3. die Schließung des Ringes um Groß-Berlin, d.h. Abriegelung der DDR unter Ausklammerung ihrer Hauptstadt als Teil der Viermächte-Stadt. Auf der Tagung der Kommunistischen Parteien des Warschauer Paktes vom 03. bis zum 05. August 1961 in Moskau veranlasste die Sowjetunion endlich die Zustimmung zu Ulbrichts Abriegelungsplänen. Die SED erhielt nun endlich grünes Licht für den Mauerbau.

Aber ersteinmal wurde Anfang August von den DDR-Behörden verfügt, dass 1. sich alle Grenzgänger in Ost-Berlin registrieren lassen müssen; 2. die Grenzgänger rückwirkend ab dem 01. August Mieten, Strom, Gas und Wasser sowie sämtliche Gebühren wie Telefon, Müllabfuhr und auch Steuern in Westgeld bezahlen müssen; 3. sie sich verpflichten müssen, bis Ende September Arbeitsplätze in Ost-Berlin oder in der DDR anzunehmen. Diese Grenzgänger gerieten zudem immer mehr in die öffentliche Kritik. Da war es dann auch kein Wunder, das neben den anderen Flüchtlingen auch verstärkt die Grenzgänger geflohen sind. Zu dieser Zeit kam in der Bevölkerung immer mehr die Furcht auf, dass ganz dichtgemacht würde. Daraufhin entschlossen sich viele DDR-Bürger, zu einer überstürzten und sofortigen Flucht.

2. Der Mauerbau (August - September ´61)

Auf der Tagung der Kommunistischen Parteien des Warschauer Paktes vom 03 bis zum 05. August 1961 wurde nocheinmal ein deutscher Friedensvertrag bis zum Jahresende gefordert. Ansonsten würde ein separater Friedensvertrag mit der DDR geschlossen, der auch die Fragen betreffend West-Berlin regeln würde. Im gleichen Sinne äußerte sich Chruschtschow in einer Rundfunk- und Fernsehansprache am 07. August.

Nachdem die DDR-Regierung nun die Erlaubnis hatte, wurde der Mauerbau am Abend des 09. Augusts auf dem Landsitz Ulbrichts beschlossen. Die Vorbereitung begannen bereits in der Nacht zum 10. August. Unter anderem übernahm der zuständige Sekretär für Sicherheitsfragen, Erich Honecker, die Leitung der Operation Grenzsicherung, also Mauerbau. Die westlichen Geheimdienste und die Politiker hatten zu dieser Zeit noch keine Ahnung von diesen Vorbereitungen.

Am 11. August billigte die DDR-Volkskammer den Mauerbau.

Am 12. August 1961 unterzeichnete Walter Ulbricht die Befehle für die

Sicherungsmaßnahmen an der Staatsgrenze der DDR zu West-Berlin. Noch immer war man im Westen ahnungslos, obwohl der Geheimdienst schon längst Hinweise auf eine Aktion hatte. Am 13. August, um 0.01 Uhr, wurde in allen Kasernen der DDR Alarm ausgelöst, scharfe Munition wurde ausgegeben. Ziel war Berlin, die Hauptstadt der DDR.

Erst um 1.54 Uhr wurde in West-Berlin erstmals etwas bemerkt. Beobachtungen häuften sich, der S-Bahn-Verkehr wurde eingestellt. Die Sektoren- und Zonengrenze wurde verstärkt gesichert, insbesondere der Potsdamer Platz und das Brandenburger Tor. In der Zwischenzeit bezog die Ostarmee Stellung am Brandenburger Tor, die Grenzgänge wurden abgeriegelt. Um 3.25 Uhr wurde die erste Nachricht im Westen über die Vorkommnisse über Radio gesendet. Bis auf 13 Übergänge von ursprünglich 95 wurden alle gesperrt bzw. unpassierbar gemacht. Um 4.30 Uhr wurde Bundeskanzler Konrad Adenauer, der sich gerade im Wahlkampf befand benachrichtigt.

Dieser und die Westalliierten blieben jedoch ruhig und ließen sich nicht stören. Da die Vorgänge alle auf Ostberliner Gebiet vor sich gingen, ließen sich alle mit einer Reaktion Zeit. Durch dieses Nichthandeln hat "der Westen die kommunistische Herrschaft im Ostsektor Berlins akzeptiert." Kennedy begründete die Zurückhaltung des Westens später: "Wir sind bereit, für die Freiheit West-Berlins zu kämpfen - aber für oder gegen etwas, was in Ost- Berlin geschieht.

Willy Brandt, der sich auf einer Wahlkampftour befand, flog kurz nach 4.00 Uhr zurück nach Berlin. Anders als Konrad Adenauer brach er seine Wahlkampfreise ab. In West-Berlin kam man in der Zwischenzeit zu der Überzeugung, dass das Viermächte Abkommen einstig durch die DDR gebrochen wurde, da sich nach diesem Abkommen die DDR Volksarmee auf Ost- Berliner Gebiet ebendsowenig aufhalten durfte wie sich die Bundeswehr in West-Berlin. Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt forderte daraufhin einen scharfen Protest der Westalliierten. Am Mittag des 13. August musste Westberliner Polizei gegen die eigene Bevölkerung vorgehen, da diese die Volkspolizei erst beleidigten, später dann Stöcke und Steine nach ihnen warfen. Nachmittags zogen 3.000 Demonstranten zum Brandenburger Tor. Die Volkspolizei setzte erst Wasserwerfer und später dann Tränengas ein. Westberliner Polizeibeamten mussten die eigene Bevölkerung schützen und in den Westen zurück drängen.

Am 14. August haben noch 320 Ostberliner die Flucht trotz der Absperrung in den Westen geschafft. Gegen Mittag wurden die Telefon- und Fernschreibverbindungen abgeschaltet. Willy Brandt und einige Bonner Parlamentarier, darunter auch Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier, besichtigten die Sektorengrenze.

Die DDR-Regierung begründete ihre Handlungsweise mit einer angeblich in letzter Minute verhinderten "Invasion der DDR durch die westdeutschen und westlichen Militaristen und Großkapitalisten.

Am 15. August protestierten die drei westlichen Stadtkommandanten offiziell auf Druck des Berliner Senats bei ihrem sowjetischen Kollegen in Ost-Berlin. Dieser Protest viel aber nur sehr milde aus. Nachdem nun die Massenflucht aus dem Ostsektor Berlins verhindert war, drohte nun eine Abwanderungswelle aus Westberlin. Die Möbelwagen waren plötzlich und auf Monate im voraus ausgebucht.

Am 15. August gegen 18.00 Uhr, begann der eigentliche Bau der Mauer.

Am 16. August fand eine Massenprotestkundgebung am Rathhaus Schöneberg statt. Willy

Brandt bat Kennedy in einem Brief um eine sichtbare Aktion der Amerikaner. Brandt warnte in seinem Brief vor einer Untätigkeit der Westmächte und wies auf die Verletzung des Viermächte-Status Berlins hin . Nachmittags, am 16. August , befanden sich deswegen mehr als 300.000 Menschen auf dem Rathhausvorplatz. Brandt hielt eine Rede und erwähnte den Brief an den amerikanischen Präsidenten. Am Ende der Veranstaltung läutete die Freiheitsglocke im Turm des Schöneberger Rathhauses, und 300.000 Menschen sangen das Deutschlandlied.

Bundeskanzler Adenauer erklärte erstmals nach einem Gespräch mit dem sowjetischen Botschafter Smirnow, dass die Bundesregierung keine Schritte unternehme, welche die Beziehung zwischen der Bundesrepublik und der UdSSR erschwerten und die internationale Krise verschlechterten.

Kennedy war über den Brief Willy Brandts sehr verärgert. Trotzdem entsandte Kennedy eine Regierungsdelegation nach Berlin und verstärkte die US-Garnison um 1.500 Mann. Diese marschierten über die Autobahn nach West-Berlin ein, um der Welt zu zeigen, dass die Amerikaner nach wie vor auf ein unbehindertes Zugangsrecht nach West-Berlin bestanden.

Die amerikanische Mission war ein voller Erfolg. Aber an diesem tag forderte auch die mauer ihr erstes Todesopfer. Rudolf Urban verletzte sich auf der Flucht und starb drei Wochen später an den Folgen seiner inneren Verletzungen.

Am 22. August begann der Mauerbau erst richtig. Dabei wurde der 45 km lange

Stacheldrahtzaun durch eine Mauer ersetzt. Die Übergänge wurden stärker gesichert.

Endlich erschien auch Konrad Adenauer in Berlin. Aber anders als die Amerikaner war sein Empfang seitens der Westberliner und Willy Brandt sehr kühl. Am Flughafen empfingen ihn ungefähr 200 Neugierige. Bei der Besichtigung der Mauer wurde er von der Ostberliner Seite aus verhöhnt.

3. Folgen für die Deutschlandpolitik

3.1 Auswirkung und unmittelbare Folgen

Die Ausführung der durch den Mauerbau vorgenommenen Abschnürung traten immer

deutlicher in Erscheinung. Ost-Berlin wurde immer schneller ein Teil der DDR, während West-Berlin in eine Isolierung geriet, da die Kontakte zu Ost-Berlin getrennt waren. Der Verkehr zwischen beiden teilen der Stadt kam fast vollständig zum Erliegen. Der Unmut der Bevölkerung über eine Abschnürung vom Westen machte sich deutlich bemerkbar, deshalb lief die Propagandakampagne der SED zur Rechtfertigung des Mauerbaus noch einige Zeit weiter.

Der Westen und insbesondere die Berliner Bevölkerung konnte und wollte sich nicht mit der Mauer abfinden.

In einer ausführlichen Beurteilung des ZK der SED zur Lage nach dem 13. August vom 04. Oktober 1961 wurde festgestellt, dass die völkerrechtliche Anerkennung der DDR nun mehr auf der Tagesordnung stehe, weil auch "in den Hauptstädten kapitalistischer Länder die Existenz zweier deutschen Staaten nicht länger übergangen werden könne". Der FDP- Politiker William Borm, der CDU-Abgeordnete J. B. Gradl und der SPD-Politiker Egon Bahr gehörten zu den Politikern, die offen aussprachen, was bis dahin Tabu war: Die Illusion über eine schnelle Wiedervereinigung müsste Aufgegeben werden, statt dessen gelte es, ein erträgliches Nebeneinander in Deutschland und Berlin zu finden. Die Verhandlungen über das erste Passierscheinabkommen in Berlin im Dezember 1963 waren ein erster Schritt dazu. Durch diesen Versuch eines friedlichen Nebeneinanders erschien der Abschluss eines deutschen Friedensvertrag nun nicht mehr so wichtig

Auch nach dem 13. August 1961 flohen jährlich noch zehntausende in den Westen. Innerhalb von zwei Jahren wurden dabei 67 an der Berliner Mauer getötet. Der Ausbau der Grenzanlagen, die Errichtung eines sogenannten "Todesstreifen" und die Einrichtung der Grenzordnung von 1963 erhöhten das Risiko eines Grenzdurchbruchs, so dass sich die Zahl der sogenannten Sperrbrecher allmählich verringerte.

Eines der Todesopfer war der achtzehnjährige Peter Fechter. Er wurde am 17. August 1962 bei seinem Fluchtversuch über die Berliner Mauer durch Schüsse von Grenzsoldaten schwer verletzt. Er verblutete auf Osteberliner Gebiet nur wenige Meter vom US-Kontrollpunkt Checkpoint Charlie entfernt. Die Grenzsoldaten bekamen für diese Tat später Orden.

3.2 Passierscheinabkommen

Am 05. Dezember 1963 erklärte sich die Regierung der DDR bereit, ein Regelung zu

vereinbaren, aufgrund der es den Bewohnern von Berlin gestattet werden sollte, ihre in Ost- Berlin wohnenden nächsten Verwandten zu Weihnachten 1963 und zur Jahreswende 1963/64 zu besuchen. Das erste Passierscheinabkommen wurde am 17. Dezember unterzeichnet. Dabei kam es dem Berliner Senat darauf an, die Mauer für den Westen durchgängig zu machen.

Dazu wurden in West-Berlin 12 Ausgabestellen für Passierscheine eingerichtet.

Verschiedene Vorschläge zur Verlängerung der Aktion wurden von beiden Seiten abgelehnt. Beide Seiten schoben sich wechselseitig die Schuld für das Scheitern der Bemühungen zu.

Aber nicht für die Westberliner wurde der Besuch des anderen Stadtteils leichter. Ab dem 09. September 1964 durften DDR-Rentner mit Billigung der DDR-Regierung Verwandtenbesuche in die BRD und nach West-Berlin unternehmen. Trotz des Scheiterns der Verlängerung des Ersten Passierscheinabkommens wurden erneute Verhandlungen aufgenommen. Erneut wurde ein Passierscheinabkommen, das Zweite, unterzeichnet. Die Einigung über ein neues Passierscheinabkommen erfolgte am 24. September 1964. Dieses Abkommen war auf 12 Monate beschränkt, die in vier Besuchsperioden aufgeteilt waren.

Erst sechs Jahre später ermöglichte eine getroffene Vereinbarung am 20. Dezember 1971 zwischen dem Berliner Senat und der DDR-Regierung den Zutritt nach Ost-Berlin und in die DDR für Westberliner für bis zu 30 Tagen im Jahr ohne Beschränkung auf Verwandtenbesuche.

Das Viermächte-Abkommen über Berlin mit dem dazugehörigen deutschen Ausführungsvereinbarungen, das am 03. Juni 1972 in Kraft getreten ist, beendete bis auf weiteres die andauernde Unsicherheit und Bedrohung West-Berlins.

4. Zusammenfassung

Nachdem der Flüchtlingsstrom weitgehend eingedämmt war, hat die UdSSR auf die Durchsetzung ihrer viel weiter gehenden Forderungen stillschweigend verzichtet. Nur durch diesen Mauerbau hat es die DDR endlich geschafft, den Flüchtlingsstrom zu stoppen, die wirtschaftliche und politische Lage zu stabilisieren und schließlich sogar die ersehnte internationale Anerkennung zu erreichen. Doch die Mauer galt international für lange Zeit als das sichtbare Eingeständnis eines Versagens des Kommunismus. Die DDR konnte ihr Volk nicht vom kommunistischen Gedankengut überzeugen.

Durch die Mauer wurden Familien und Freundschaften zerrissen, Menschen getötet, verletzt und eingesperrt. Als dann endlich die Grenze am 10. November 1989 nach 28 Jahren, 2 Monaten und 26 Tagen geöffnet wurde, sagte Walter Momper, der Regierende Bürgermeister von Berlin: "Die Deutschen sind jetzt das glücklichste Volk der Welt."

Leider wurde dies von vielen Menschen wieder vergessen, denn durch die wirtschaftlichen Probleme wird in deren Köpfen die Mauer schon lange wieder errichtet.

Ende der Leseprobe aus 10 Seiten

Details

Titel
Der Mauerbau. Politische Hintergründe und Folgen für die Deutschland-Politik
Note
2+
Autor
Jahr
2000
Seiten
10
Katalognummer
V98301
ISBN (eBook)
9783638967525
Dateigröße
400 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Leider ohne Literaturverzeichnis.
Schlagworte
Mauerbau
Arbeit zitieren
Friederike Taske (Autor:in), 2000, Der Mauerbau. Politische Hintergründe und Folgen für die Deutschland-Politik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98301

Kommentare

  • Gast am 19.6.2003

    danke.

    tolles Ding

  • Gast am 8.11.2002

    Es tut mir leid.

    Es tut mir so leid..... Was soll ich tun?

  • Gast am 26.3.2002

    Kompliment.

    klasse referat

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Titel: Der Mauerbau. Politische Hintergründe und Folgen für die Deutschland-Politik



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