Der Dom zu Mainz


Hausarbeit, 1999

7 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Der Dom zu Mainz

Der Dom als geistiges Zentrum

1. Allgemeines

Maße: Länge 109 m innen /113 m außen

Mittelschiff L: 53 m / B: 13.30 m / H: 29 m Ostkuppel 38 m innen

Westkuppel 44 m innen Westturm 82,50 m

Östliche Treppentürme 55,50 m

Dombegrenzungen: N => Markt; O => Liebfrauenplatz;

S => Grebenstraße; W => Leichhof - Schöfferstraße - Höfchen

2. Die Anfangszeit unter den Erzbischöfen Willigis und Bardo

- Neubaubeginn durch Willigis kurz nach 975

- Die Anlage war als monumentales Bauwerk geplant, als Werk eines Staatsmannes, eines Kirchenfürsten, der auf Ansehen und Repräsentation bedacht war.

- Angeregt worden ist Willigis durch die alte St. Peters-Kirche in Rom, in der er an der

Krönung Ottos III. 996 teilnahm => auch ihm schwebte ein Bauwerk vor, das entsprechend würdevolle Voraussetzungen für einen Krönungsritus bieten würde.

- auch ist die Anlage von der künstlerischen Gestaltung an den Speyerer Dom angelehnt, dem man in nichts zurückstehen wollte

- Der Dom wurde östlich der frühchristlichen Bischofskirche errichtet (nicht AUF der alten

Kirche, als Zeichen eines geistigen Neubeginns), auf dem Gelände der vier römischen Zivilsiedlungen aus dem 3. Jh. ("Vici")

- am Tage vor der Einweihung der im Jahre 1009 vollendeten Kathedrale wurde das Bauwerk ein Raub der Flammen

- erst unter Willigis´ zweitem Nachfolger Bardo (1031-1051) konnte der Bau auf den alten Grundmauern wiederhergestellt werden

- in Anwesenheit von Konrad II., der 1024 in Lörzweiler gekrönt worden war, konnte die Kirche im Jahre 1036 dem Heiligen St. Martinus geweiht werden dessen Bildnis hoch auf dem Westchor thront

- Ein weiterer Brand im Jahre 1081 war Anlass zu weiteren baulichen Maßnahmen, vor allem im Ostchor und im Langhaus, die bis heute im wesentlichen erhalten geblieben sind.

- Generell: Zerstörungen durch Naturgewalten und Krieg waren immer Anlass zu wesentlichen baulichen Veränderungen

- Überreste aus der Willigis-Bardo-Zeit sind neben den bronzenen Türflügeln am Marktportal die unteren Stockwerke der Türme am Ostchor, Mauerreste an der südlichen Außenwand und der Übergang zwischen Nordquerhaus und St. Gotthard-Kapelle (Portal) und obwohl der Willigis-Dom in den Fundamenten und teilweise sogar im aufgehenden Mauerwerk des heutigen Domes erhalten ist, sind wesentliche Bauteile und damit seine Gesamterscheinung immer noch umstritten

- an Erzbischof Bardo erinnert die romanische Krypta unter dem Ostchor, die als Gedenkstätte an die dem Bistum Mainz verbundenen Heiligen dient

3. Der Dom als Zentrum der Macht

Um den Dom und im Innenraum sind geistliche und weltliche Macht auf wunderbare Art und Weise vereinigt und getrennt zugleich:

- die Stifte und der Dom bildeten einen großen Sperrbezirk gegen die weltliche Gewalt, der durch Tore am Leichhof und eine Mauer am Markt die Bereiche trennte.

- Doch die Mauer verschwand und man kann nicht von einer "Bischofsburg" oder einer "Domburg" sprechen (im Gegensatz zu vielen anderen Bischofsstädten).

- der Dom lag immer im Zentrum, dicht umgeben von Häusern

- dieses geistliche Zentrum als beherrschende Baugruppe, die das Stadtbild bis heute

bestimmt, eingebettet in die sie umgebende Stadt, erweckt den Eindruck einer ihrer Zeit vorauseilenden Auffassung von der wesensmäßigen Ganzheit des Stadtorganismus mit Dom und Markt als nicht herauslösbaren Kernstücken, aber auch einer innigen Bindung zwischen Stadt und Stadtherrn.

- Mainz war jahrhundertelang der Mittelpunkt oder das Symbol der erzbischöflichen Macht, einer Macht, die in der Übertragung des ständigen Erzkanzleramtes für Deutschland 965 und 1257 in der Übernahme des Vorsitzes im Kurfürstenkolleg sichtbaren Ausdruck fand.

- Mainz war der größte Metropolitanverband nördlich der Alpen und erhielt als einziger Bischofssitz neben Rom die Bezeichnung "Heiliger Stuhl" und der Mainzer Erzbischof war zugleich "Primas Germaniae", der Statthalter des Papstes in deutschen Landen

- ein lebendiges Beispiel für die Macht der Erzbischöfe sind die Domschweizer, Vertreter der erzbischöflichen Armee.

- in der Reformationszeit gingen von Mainz zahlreiche Schriften aus, die die katholische Lehre verteidigten

- diese hervorgehobene Stellung im kirchlichen Machtbereich findet auch im Innern des Domes Ausdruck:

Ostchor und Westchor stehen sich gegenüber als Symbole von Imperium und Sacerdotium, von weltlicher und geistlicher Herrschaft. Auch Ostturm und westlicher Vierungsturm, verbunden durch das Langhaus fügen sich in dieses Bild der Polarität und der Spannungseinheit der Gewalten ein. Abgerundet wird das Bild der Einigkeit durch die Verbundenheit von Dombereich und sonstigen Häusern, sowie dem direkten Zugang zum Markt.

4. Architektur und Aufbau des Domes

4.1. Allgemeines

- Der Dom ist eine dreischiffige, gewölbte, romanische Pfeilerbasilika mit Doppelchoranlage, sowie einem weit ausladenden Querhaus im Westen und zwei angebauten Kapellen (Memorie und St. Gotthard-Kapelle). Weitere später hinzugefügte Kapellen befinden sich in den Seitenschiffen. Der Ostturm wird von zwei Treppentürmen flankiert, im Westen befindet sich der Vierungsturm, sowie zwei weitere Türme.

4.2. Einzelne Bauteile

4.2.1. Das Marktportal

Älter als das aus der Zeit um 1200 stammende Marktportal sind nur die bronzenen Türflügel, deren Inschrift auf den Querleisten meldet, daß Erzbischof Willigis sie als erste Bronzetüren seit Karl dem Großen von dem Meister Berenger hat gießen lassen.

- der Guss in jeweils einem Stück ist eine erstaunliche technische Leistung

- hier wurden auch die Privilegtexte für die Stadt Mainz im 12. Jh. angebracht

4.2.2. Das Langhaus

- der Grundriss ist im wesentlichen seit dem Bau gleichgeblieben.

- die Trennung in ein Haupt und zwei Nebenschiffe erfolgt durch kräftige, sehr eng stehende Pfeiler, von denen jeder zweite eine nur teilweise eingebundene Halbsäule als Vorlage hat. Verzierungen fehlen fast gänzlich, da die von Heinrich IV. beauftragten Arbeiter nach dessen Tod ihre Arbeit unvollendet ließen (nicht so außen am Ostchor).

- Im 13. Jh. wurden die Wände der Seitenschiffe durchbrochen und man begann Kapellen aufzurichten

- Angefangen mit der Viktorkapelle im Nord-Osten baute man von 1279 an gegen den Uhrzeigersinn weitere Kapellen in die Seitenschiffe und beschloss diese Arbeit mit der Fertigstellung der Allerheiligen-Kapelle im Süd-Osten im Jahre 1319.

- Bemerkenswert ist die Marienkapelle zwischen Marktportal und Eingang zur vorgelagerten St. Gotthard-Kapelle: im Innern befindet sich das Grab des "sozialen Bischofs" Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1850-1877) mit ewiger Lampe und einer spätgotischen Marienstatue, die auch als die "schöne Mainzerin" bezeichnet wird.

- außerdem sind die Seitenkapellen mit den Bischofslisten inklusive ihrer Amtszeiten bestückt und auch nur hier haben sich die alten Altäre (Votivaltäre) erhalten.

4.2.3. Der Ostteil

- er besteht aus einem Chor mit zwei seitlichen Anbauten, sowie zwei runden Treppentürmen und zählt zu den ältesten Bauteilen im Dom und ist gleichzeitig der einzige freistehende Teil

- dem erhöhten, fast quadratischen Mittelbau ist eine runde Apsis angegliedert.

- an den hinaufführenden Treppen befinden sich die Bischofsdenkmäler

- unter dem Mittelbau befindet sich die erst zwischen 1872 und 1876 eingerichtete Bardo- Krypta.

- ursprünglich wurde der Mittelbau von einem gotischen Turm bekrönt (1361 vollendet), doch im Laufe der Zeit (Zerstörungen etc.) wandelte sich sein Bild immer wieder und die jetzige neuromanische Form erhielt er erst zwischen 1869 und 1879

- der Ostchor erscheint im schon angesprochenen Gegensatz zum Westchor strenger und düsterer und dieser Eindruck wird durch die dunklen Fenster nur noch verstärkt

4.2.4. Der Westteil

- genau auf dem 50. Breitengrad befindet sich die spätromanische Westanlage mit Vierungsturm und zwei Seitentürmen, die ein Gesamtkunstwerk aus vielen Stilen darstellen.

- Das Chorquadrat im Westen hat einen Süd-, West- und einen Nordabschluss in Form von dreifach gebrochenen Nischen (Triconchos)

- die Anlage, umgeben von einem Nord- und einem Südquerhausarm, wurde nach einem Umbau, bei dem konstruktive Elemente französischer Bauten übernommen wurden, unter Erzbischof Siegfried III. 1239 geweiht und wirkt, wiederum im Gegensatz zum Ostchor, heller und ist reicher ausgestattet.

- Auffallendstes Beispiel ist das 1767 fertiggestellte barocke Chorgestühl des Mainzer Hofschreiners Franz Anton Hermann, das sich harmonisch in die Gesamtarchitektur einfügt.

- Es bietet Platz für 31 Prälaten, Kapitulare und Domizellare und wurde glücklicher Weise von dem Dombrand 1767 verschont

- es ist kaum zu glauben, dass dieses Kunstwerk mit der Darstellung des Heiligen Martinus mit zwei Bettlern in der französischen Besatzungszeit schon zum Abbruch verkauft war.

4.2.5. Die St. Gotthard-Kapelle

- vor dem nördlichen Querhaus befindet sich die St. Gotthard-Kapelle, die um 1137 geweiht wurde

- sie diente als Hauskapelle des erzbischöflichen Palastes (=> Höfchen!) und war einst durch einen Turm gekrönt, der dem Dombrand von 1767 zum Opfer fiel

- architektonisch sind starke lombardische Einflüsse und wiederum Beziehungen zu Speyer zu sehen (Vgl. Ostchor außen) und Stil und Material der Kapelle sind dem Hauptschiff angeglichen

- der Eingang wird links durch das Denkmal des Erzbischofs Albrecht von Brandenburg, und rechts durch ein zinnernes Taufbecken eingerahmt.

- das Portal an sich zählt ebenfalls zu den Überresten des Willigis-Baus

- im doppelgeschossigen Innern der Kapelle befindet sich ein romanische Kreuz, das als "Udenheimer Kruzifix" bezeichnet wird und erst vor ca. 50 Jahren entdeckt worden ist

4.2.6. Die Memorie

- In der Ecke zwischen südlichem Querhaus und dem gotischen, doppelgeschossigen Kreuzgang ist die Memorie zu finden, die ursprünglich der Kapitelsaal war, später dann aber als Gedächtniskapelle diente, wo die verstorbenen Domherren bis zu ihrer Bestattung aufgebahrt wurden.

- sie wurde um 1200 an den Dom angebaut und erhielt 1420 einen gotischen Umbau; damals entstand auch das bis heute erhaltene Portal

4.3. Bauliche Veränderungen

- die größte bautechnischen Maßnahmen am Dom stammen aus dem 18. Jh.

- nachdem 1767, nach fast 600 Jahren der Ruhe vor Zerstörung, der Dom durch Blitzschlag in den hölzernen Westturmhelm in Brand geriet und auch alle Dächer des Westteils zerstört wurden, nahm man diese katastrophale äußere Einwirkung wieder zum Anlass, umfassende Ausbauarbeiten vorzunehmen, durch die die Bedeutung des Domes gesteigert, gleichzeitig aber auch eine technische Verbesserung erzielt werden sollte.

- der Vierungsturm und das gesamte Langhaus wurden mit einer Steinabdeckung versehen, die dem Dom die heutige Gestalt verlieh und die Brandgefahr war nun endlich gebannt

- diese überragende architektonische Leistung des Baumeisters Naumann, Sohn des berühmten Balthasar Neumann, gilt als die letzte der kurfürstlichen Zeit.

- auch die Ostfassade erhielt im Laufe der Zeit immer wieder ein gewandeltes Bild, von einem ebenfalls hölzernen, spätgotischen Helm über eine Eisenkuppel bis hin zum heutigen Bild eines spitzen Steindachabschlusses (- in den Türmen schlugen 1705 25 Glocken; heute sind es noch 8, die alle nach 1808 installiert wurden)

5. Denkmäler

5.1. Allgemeines

Der Dom bietet in einem Bereich der Kunst einen ungeheuren Querschnitt durch die Kunst der letzten Jahrhunderte, auf der anderen Seite fehlen jegliche Zeugnisse künstlerischen Schaffens.

- So sind Wand- und Glasmalereien so gut wie nicht erhalten, nur die Dionysos-Kapelle zeigt an der Rückwand eine Darstellung des Jüngsten Gerichts, die letzten Glasmalereien wurden in der Barockzeit entfernt.

- An der Vielzahl der Plastiken und Denkmäler, ist der Mainzer Dom jedoch von keinem anderen deutschen Dom zu übertreffen.

- Dieser Reichtum ermöglicht es, die Entwicklung der deutschen Plastik fast lückenlos zu verfolgen und ein Gang vorbei an den Denkmälern kommt einer Schau des deutschen Menschen und seiner christlichen Geisteshaltung in den letzten 1000 Jahren gleich

- der älteste plastische Schmuck befindet sich in der Ostapsis am Eingang zur Bardo-Krypta

- das Hauptschiff stammt aus der hoch- und spätgotischen Zeit,

- Renaissanceplastiken befinden sich im nördlichen Seiten- und Kapellenschiff sowie im Nordflügel des Querhauses,

- dem gegenüber im südlichen Seiten- und Kapellenschiff sind Barockplastiken zu finden

- die erzbischöflichen Grabdenkmäler als bedeutendste und aussagekräftigste Zeugnisse der Zeiten sind von großer Zahl, so dass nur einige genannt werden können:

- Erzbischof Konrad III. Rheingraf von Daun (+1434):

neue Stileinflüsse und weicher Stil; die ganze Figur scheint zu schweben; ungewöhnlich gesteigerter Ausdruck einer anscheinend gleichzeitig der Würde und der Last des hohen Amtes bewussten Haltung als anschauliche Aussage der tiefen Beunruhigung einer bewegten Zeit

- Diether von Isenburg (+1482): lässt die betonte Vorführung eines menschlich- persönlichen, scheinbar individuellen, in der Wirklichkeit jedoch durchaus idealisierten Ausdrucks einer neuen zum Humanismus hinführenden geistige Haltung erfassen

- Uriel von Gemmingen (+1514): eine der bedeutendsten Arbeiten der Zeit

- Denkmal des Heiligen Bonifatius (+754, errichtet 1357)

- Grabplatte des Erzbischofs Albrecht von Brandenburg

Ende der Leseprobe aus 7 Seiten

Details

Titel
Der Dom zu Mainz
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Veranstaltung
Mainz als kurfürstliche Residenz und Festung 1462 bis 1797
Note
1,7
Autor
Jahr
1999
Seiten
7
Katalognummer
V98304
ISBN (eBook)
9783638967556
Dateigröße
383 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Mainz, Residenz, Festung
Arbeit zitieren
Stefan Hartung (Autor:in), 1999, Der Dom zu Mainz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98304

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