In dieser Seminararbeit soll die Theorie, die Judith Butler im Bereich der Gender Studies erschaffen hat, erläutert und auf den Bereich des Rassismus übertragen werden. Die Frage, warum Rassismus nur ein weiteres Konstrukt ist, woher es kommt und wieso man sich diesem so schwer entziehen kann, will die Autorinmithilfe von Judith Butler zu beantworten versuchen.
"Wenn Menschen mich mögen, sagen sie, sie tun es trotz meiner Farbe. Wenn Menschen mich nicht mögen, sagen sie, sie tun es nicht wegen meiner Farbe"So beschreibt der Schriftsteller Frantz Fanon um 1952 den Rassismus in der französischen Kolonie Martinique. Leider hat das Thema keinesfalls an Aktualität verloren. Rassismus, eine Ideologie, die schon seit jeher zu existieren scheint. Wir schreiben ihm eine unendliche Existenz zu und vergessen dabei, dass Geschichte bereits vor ihm begonnen hat. Es scheint jedoch, als sei die Idee der Unterscheidung verschiedener Menschen aufgrund ihrer äußerlichen Merkmale seit je her existent oder gar natürlich. Doch die geschichtliche Entwicklung des Rassismus beweist das Gegenteil. Es gab eine Zeit ohne Furcht vor dem Fremden, ohne Angst um das Eigene. Seit der Entwicklung des Rassenbegriffs und seiner Anwendung auf Menschen ist der Rassismus in stetiger Veränderung und ein Ende scheint ungreifbar. Doch woher kommt die heute wohl wirkungsmächtigste Ideologie, die wir kennen? Wie konnte sich eine Idee so in die Köpfe der Menschheit einbrennen und die Vernichtung und Unterdrückung Millionen Menschenleben verantworten? In einer entwickelten Welt wie der unseren nimmt der Gedanke an eine Trennung von Rassen noch immer so viel Platz ein, dass man sich doch fragen muss, worauf dieser Gedanke eigentlich basiert und warum er trotz wissenschaftlichen Widerlegungen von Rassen, also trotz der Ablehnung von Rassen im wissenschaftlichen Feld, noch immer so präsent ist.
Auf der Suche nach Ursprüngen war auch die amerikanische Philosophin Judith Butler. In ihrer Schrift «Das Unbehagen der Geschlechter» setzt sie sich mit den Geschlechtskategorien "männlich" und "weiblich" auseinander und versucht die soziale Konstruktion dieses binären Kategoriensystems aufzuzeigen. Judith Butler hat mit ihren Texten nicht nur ein neues, transdisziplinäres Feld etabliert, sondern auch viele verwurzelte Grundannahmen infrage gestellt und angeregt, dies auch auf andere Disziplinen zu übertragen. Alles, was Geschichte hat, ist sozial konstruiert und somit auch veränderbar.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- SEX UND GENDER
- SOZIALKONSTRUKTIVISMUS
- GENDER STUDIES
- NATUR VOM KÖRPER
- DISKURS UND MACHT
- RASSISMUS
- GESCHICHTE DES RASSENBEGRIFFS
- GESCHICHTE DES RASSISMUS
- RASSISMUS HEUTE
- RACE TROUBLE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Proseminararbeit untersucht die Theorie der sozialen Konstruktion von Geschlecht nach Judith Butler und überträgt sie auf den Bereich des Rassismus. Ziel ist es, zu erforschen, warum Rassismus als ein soziales Konstrukt betrachtet werden kann, woher er stammt und warum es so schwer ist, ihm zu entkommen.
- Soziale Konstruktion von Geschlecht und Rassismus
- Kritik am Essentialismus und biologischen Determinismus
- Rolle von Sprache und Diskurs in der Herstellung von Geschlecht und Rasse
- Performativität von Geschlecht und die Bedeutung von Wiederholung
- Kritik an der natürlichen Trennung von Sex und Gender
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Relevanz des Rassismus in der heutigen Zeit. Sie beleuchtet die historische Entwicklung des Rassismus und stellt die Frage nach seinen Ursprüngen. Dabei wird Judith Butlers Theorie der sozialen Konstruktion von Geschlecht als Ausgangspunkt für die Analyse des Rassismus vorgestellt.
2. Sex und Gender
Dieses Kapitel erläutert die Theorie der sozialen Konstruktion von Geschlecht nach Judith Butler. Es beschreibt den Unterschied zwischen Essentialismus und Konstruktivismus und erläutert den Begriff der Habitualisierung, Objektivierung und Internalisierung im Kontext der Gender Studies. Der Abschnitt geht auf die Entstehung der Gender Studies ein und stellt Simone de Beauvoirs Theorie des «anderen Geschlechts» dar. Es wird erläutert, wie Judith Butler die Unterscheidung von Sex und Gender in Frage stellt und den Körper als kulturell konstruiert definiert. Des Weiteren wird die Bedeutung der Performativität von Geschlecht und die Rolle der heterosexuellen Matrix im Diskurs über Sexualität und Begehren erläutert.
2.1 Sozialkonstruktivismus
Dieser Abschnitt beschreibt den Begriff des Sozialkonstruktivismus und seine Relevanz für die Gender Studies. Er geht auf die Unterscheidung von Konstruktivismus und Essentialismus ein und erläutert, wie gesellschaftliche Phänomene durch Habitualisierung, Objektivierung und Internalisierung entstehen.
2.2 Gender Studies
Dieser Abschnitt schildert die Entstehung der Gender Studies und stellt die verschiedenen Forschungsansätze vor. Er erläutert die Bedeutung der Unterscheidung zwischen Sex und Gender und geht auf die Rolle von Simone de Beauvoir und Judith Butler in der Entwicklung der Gender Studies ein.
2.3 Natur vom Körper
Dieser Abschnitt setzt sich mit der Kritik an Judith Butlers Theorie auseinander, die besagt, dass die biologischen Unterschiede zwischen Frau und Mann keine Rolle spielen. Es wird erläutert, wie Butler die «Biologie als Schicksal» in Frage stellt und den Körper als Potenzialität und Ort der Möglichkeit betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Geschlecht, Rasse, Sozialkonstruktivismus, Gender Studies, Performativität, Diskurs, Heteronormativität und Judith Butler. Sie analysiert den Rassismus unter dem Aspekt der sozialen Konstruktion und beleuchtet die Frage, inwieweit die Theorie der Gender Studies auf das Thema des Rassismus übertragen werden kann.
- Arbeit zitieren
- Lisa Thomann (Autor:in), 2020, Judith Butler und die Konstruktion des Geschlechts. Geschlecht und Rassismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/983250