In dieser Arbeit wird untersucht, inwieweit Snorris Kosmogonie in der Gylfaginning von den bis heute überlieferten Quellen gedeckt wird und an welchen Stellen christliche Einflüsse erkennbar sind.
Verfasst um 1220, rund 200 Jahre nach der Christianisierung Islands, weist die Prosa-Edda Snorri Sturlusons schon im ersten Satz des Prologs eine eindeutig christliche Prägung auf. Gleichzeitig ist sie eine wichtige Überlieferungsquelle altnordischer Mythologie. So birgt ihr erster Teil, die Gylfaginning, etwa eine ausführliche Beschreibung heidnischer Kosmogonievorstellung.
Für deren Überlieferung dürfte sich Snorri nicht allein auf die ältere Lieder-Edda, aus der er mehrfach zitiert, gestützt, sondern auch von oralen Traditionen Gebrauch gemacht haben. In platonischer Dialogform verfasst, ist in textgestalterischer Hinsicht von einer Orientierung Snorris an zeitgenössischen Werken wie dem Elucidarius auszugehen.
Naturgemäß sind viele der mündlich überlieferten Skaldenstrophen, die Snorri als Quellen für seine Edda heranzog, heute verlorengegangen. Die mangelnde Datierung vieler Texte lässt wiederum ungeklärt, welche von ihnen Snorri zum Zeitpunkt der Verfassung als Quellen zur Verfügung standen. Geht man des Weiteren davon aus, dass bereits zu Snorris Zeit einige relevante altnordische Quellen verschollen waren, wäre es möglich, dass die daraus resultierenden kosmogonischen Überlieferungslücken von ihm, einem gelehrten Christen, mit christlichen Versatzstücken gefüllt wurden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Kosmogonie der Gylfaginning und ihre Quellen
- Die Schöpfung vor der Schöpfung
- Christliche Aspekte
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Einfluss christlicher Vorstellungen auf die Kosmogonieerzählung in Snorris Gylfaginning. Sie analysiert die Übereinstimmung zwischen Snorris Darstellung und den bis heute überlieferten altnordischen Quellen und identifiziert Stellen, an denen christliche Einflüsse erkennbar sind. Die Arbeit vergleicht die altnordische Kosmogonie mit der christlichen Schöpfungsgeschichte im Buch Genesis.
- Vergleich der altnordischen und christlichen Kosmogonie
- Analyse der Quellen Snorris für die Gylfaginning
- Identifizierung christlicher Einflüsse in der Gylfaginning
- Untersuchung der Überlieferungslücken und möglicher christlicher Ergänzungen
- Bewertung der Rolle Snorris als gelehrten Christen bei der Überlieferung altnordischer Mythen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Kontext der Arbeit, indem sie auf die christliche Prägung der Prosa-Edda Snorri Sturlusons hinweist, die um 1220 verfasst wurde – etwa 200 Jahre nach der Christianisierung Islands. Die Gylfaginning, der erste Teil der Prosa-Edda, enthält eine detaillierte Beschreibung heidnischer Kosmogonievorstellungen. Die Arbeit untersucht, inwieweit Snorris Darstellung durch die überlieferten Quellen gedeckt ist und wo christliche Einflüsse erkennbar sind. Sie nennt die Prosa-Edda, die Lieder-Edda und die christliche Kosmogonie des Buches Genesis als Quellen.
Die Kosmogonie der Gylfaginning und ihre Quellen: Dieses Kapitel vergleicht die altnordische Kosmogonie der Gylfaginning mit dem christlichen Schöpfungsmythos. Während der christliche Mythos eine Schöpfung aus dem Nichts (Creatio ex nihilo) beschreibt, präsentiert die Gylfaginning eine plastischere Darstellung der Schöpfung durch die Zerteilung des Urriesen Ymir. Dieser Aspekt wird mit anderen Schöpfungsmythen, wie dem babylonischen Enūma eliš und Schöpfungsmythen der Lakota, verglichen. Die Gylfaginning beschreibt die Erde als flache Scheibe, umgeben von Wasser, wobei Midgard, die Welt der Menschen, im Zentrum liegt. Die Schöpfung von Erde, Meer und Himmel aus Ymirs Körperteilen wird detailliert beschrieben und mit entsprechenden Textstellen aus der Gylfaginning belegt. Die Kapitel belegen zudem die Übereinstimmung der Beschreibung mit Strophe 40 der Grímnismál und Strophe 21 der Vafþrúðnismál, die als wichtige Quellen für Snorris Gylfaginning gelten.
Schlüsselwörter
Gylfaginning, Snorri Sturluson, Prosa-Edda, altnordische Kosmogonie, christliche Kosmogonie, Schöpfungsmythos, Buch Genesis, Ymirs Zerteilung, heiden, oral Tradition, Quellenkritik, christliche Einflüsse, vergleichende Mythologie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Analyse der Gylfaginning
Was ist der Gegenstand der Analyse?
Die Analyse untersucht den Einfluss christlicher Vorstellungen auf die Kosmogonieerzählung in Snorris Gylfaginning. Sie vergleicht die altnordische Kosmogonie mit der christlichen Schöpfungsgeschichte im Buch Genesis und analysiert die Übereinstimmung zwischen Snorris Darstellung und den bis heute überlieferten altnordischen Quellen.
Welche Quellen werden in der Analyse berücksichtigt?
Die Analyse bezieht sich auf die Prosa-Edda, die Lieder-Edda, die Gylfaginning (als Hauptquelle), das Buch Genesis (als Vergleichsquelle) und weitere altnordische Quellen wie die Grímnismál und Vafþrúðnismál. Auch andere Schöpfungsmythen wie der babylonische Enūma eliš und Schöpfungsmythen der Lakota werden zum Vergleich herangezogen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Analyse konzentriert sich auf den Vergleich der altnordischen und christlichen Kosmogonie, die Analyse der Quellen Snorris für die Gylfaginning, die Identifizierung christlicher Einflüsse in der Gylfaginning, die Untersuchung der Überlieferungslücken und möglicher christlicher Ergänzungen sowie die Bewertung der Rolle Snorris als gelehrten Christen bei der Überlieferung altnordischer Mythen.
Wie wird die altnordische Kosmogonie in der Gylfaginning dargestellt?
Die Gylfaginning beschreibt die Schöpfung plastisch durch die Zerteilung des Urriesen Ymir. Im Gegensatz zur christlichen Creatio ex nihilo wird die Welt aus den Körperteilen Ymirs geschaffen. Die Erde wird als flache Scheibe dargestellt, umgeben von Wasser, mit Midgard im Zentrum.
Welche Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen der altnordischen und christlichen Kosmogonie werden aufgezeigt?
Die Analyse beleuchtet die Unterschiede zwischen der Schöpfung aus dem Nichts im christlichen Mythos und der plastischen Schöpfung aus Ymir in der altnordischen Kosmogonie. Sie zeigt Übereinstimmungen zwischen der Beschreibung in der Gylfaginning und anderen altnordischen Quellen auf und untersucht, wo christliche Einflüsse in Snorris Darstellung erkennbar sind.
Welche Rolle spielt Snorri Sturluson in der Analyse?
Snorri Sturluson, der Autor der Prosa-Edda, wird als zentrale Figur betrachtet. Die Analyse untersucht seine Rolle als gelehrten Christen bei der Überlieferung altnordischer Mythen und wie seine christlichen Überzeugungen seine Darstellung der heidnischen Kosmogonie beeinflusst haben könnten.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für die Analyse?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Gylfaginning, Snorri Sturluson, Prosa-Edda, altnordische Kosmogonie, christliche Kosmogonie, Schöpfungsmythos, Buch Genesis, Ymirs Zerteilung, Heiden, orale Tradition, Quellenkritik, christliche Einflüsse, vergleichende Mythologie.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Kosmogonie der Gylfaginning und ihren Quellen, ein Kapitel zu christlichen Aspekten und ein Fazit. Kapitelzusammenfassungen sind ebenfalls enthalten.
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- Carlotta L. Cornelius (Author), 2020, Christliche Einflüsse in der Kosmogonieerzählung der Gylfaginning. Eine Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/983436