Henry Moore: Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wer war Henry Moore?
Henry Moore (1898-1986) war ein englischer Bildhauer, Maler und Zeichner des 20. Jahrhunderts. Sohn eines Bergarbeiters, erhielt er bereits im Alter von 11 Jahren Stipendien und wurde zunächst Lehrer, bevor er sich ganz der Kunst widmete. Er studierte am Royal College of Art in London, wo er seine Frau Irina Radetsky kennenlernte. Ab 1928 hatte er eigene Ausstellungen und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem einen Ehrendoktortitel von Harvard und einen Preis der Biennale Venedig. 1977 gründete er die Henry-Moore-Foundation.
Welchen Stil pflegte Henry Moore?
Moores Grundthema war die ruhende menschliche Gestalt, dargestellt in natürlichen oder abstrahierten Formen. Der Raum wird durch Aushöhlungen und Durchbrüche aktiv in die Skulpturen einbezogen. Seine monumentalen Skulpturen weisen eine urtümliche Kraft auf und sind beeinflusst von primitiver Plastik. Fließende, asymmetrische Formen, oft mit einer verschlossenen Energie, verleihen seinen Werken ein surrealistisches, überwirkliches Aussehen. Torsi symbolisieren oft ein inneres Befinden. Naturformen wie Steine, Wurzeln und Knochen dienten ihm als Inspirationsquelle. Fast alle seine Figuren waren weiblich, außer während einer kurzen Periode als Kriegsmaler.
Welche Materialien verwendete Henry Moore?
Moore arbeitete mit verschiedenen Materialien, wobei Bronze ein häufig verwendetes Material war, wie beispielsweise bei seinem Werk "Large Vertebrae" (1968/69).
Wo sind Werke von Henry Moore zu finden?
Seine Werke sind weltweit in Museen und im öffentlichen Raum ausgestellt. Ein Beispiel ist "Large Vertebrae", welches sich in Münster, Westdeutschland befindet.
Wie beschreibt Henry Moore seine Kunst?
Moore beschreibt seine Figuren als nicht nur Verzerrungen der gegebenen Körpergestalt, sondern als Ausdruck von Außermenschlichem, vergleichbar mit der Landschaft und dem Erleben von Bergen und Schluchten im Körpergefühl.
Welche Bedeutung hat der Raum in Moores Skulpturen?
Der Raum spielt eine entscheidende Rolle in Moores Skulpturen. Durch Aushöhlungen und Durchbrüche wird der Raum aktiv in die Skulptur einbezogen und erhält ein hohes Gewicht.
Welche Quellen wurden für diese Beschreibung von Henry Moore verwendet?
Die Informationen basieren auf den Büchern "Das 20. Jahrhundert" von Boris von Brauchitsch, "Henry Moore - Ursprung und Vollendung" von Claude Allemand-Cosneau, Manfred Fath und David Mitchinson, "Henry Moore" von Herbert Read, "Moderne Kunst in Münster" von Barbara Kloessel sowie auf Internetquellen.
Wie groß war "Large Vertebrae"?
"Large Vertebrae" hat die Maße Breite: 755 cm; Tiefe: 355 cm; Höhe: 270 cm und ist aus Bronze gefertigt. Es steht auf einer Plinthe auf einer Anhöhe.
Wie beschreibt Dawn Ades Henry Moores Kunst?
Dawn Ades beschreibt in einem Zitat die Spannung in Moores Werken zwischen bedrohlichen und endzeitlichen Zuständen im Thema und seinem unerschütterlichen Glauben an die Bedeutung des Lebens.
Henry Moore
Henry Moore (30.07.1898 - 31.08.1986):
- englischer Bildhauer, Maler und Zeichner der Gegenwart (20. Jahrhundert) · Sohn eines Bergarbeiters; 7 Geschwister
- zahlreiche Stipendien - schon im Alter von 11 Jahren · wurde auf Wunsch des Vaters Lehrer
- dann wandte er sich von seinem erlernten Beruf ab und widmete sich mehr der Kunst
- Stipendium am ,,Royal College of Art" in London; dort begegnete er seiner zukünftigen Ehefrau (Irina Radetsky)
- ab 1928 eigene Ausstellungen
- zahlreiche Auszeichnungen, z.B. Ehrendoktor von Havard, Preis der Biennale Venedig · 1977: Gründung der Henry-Moore-Foundation
Sein Stil:
- Grundthema: menschliche ruhende Gestalt (z.B. Sujets wie ,,Liegende" oder ,,Mutter und Kind") in teils naturnahen, teils bis zum Symbolzeichen abstrahierten Formen, in die häufig der Raum durch Aushöhlungen und Durchbrüche aktiv einbezogen wird (_ dem Raum wird mehr Gewicht verliehen)
- monumentale Skulpturen von urtümlicher Kraft unter Einfluss primitiver Plastik · massive Wölbungen und tiefe Höhlungen
- Werke ähneln Formen aus der Natur (_ für ihn unerlässliche Quelle zur Inspiration) · fließende, bimorphe Formen verleihen Werken etwas surrealistisch Überwirkliches · Asymmetrie ist für ihn natürliches Gesetz (er stellt nie etwas ins Zentrum) · Skulpturen/Werke weisen oft verschlossene Energie auf
- Torsi stellen oft Symbol von innerem Befinden dar
- seine Werke sind unabhängig und verwurzelt in der Tradition zugleich
- fast alle seine Arbeiten von Figuren waren weiblich, außer in einer kurzen Periode als er Kriegsmaler in Kohlebergwerken war
- es faszinierte ihn die körperhafte Qualität des menschlichen Leibes: ,,Knie und Brüste sind Berge. Sobald diese beiden Teile voneinander getrennt sind, erwartet man keine realen Figuren mehr. Sie sehen aus wie eine Landschaft."
- Zeichnen war formales Mittel zum Zweck, um Ideen für seine Skulpturen/Plastiken zu
entwickeln (bekanntester Teil seines malerischen und zeichnerischen Werkes: ,,Bunkerszenen in Londoner U-Bahnschächten während des zweiten Weltkriegs"
- befasst sich länger mit immer wieder ähnlichen formalen Problemen
- Naturformen wie Steine, Wurzeln, Knochen (!), Kiesel etc. geben Ideen zu seinen Werken und setzt dann selbstkreierte Formen hinzu und stimmt sie für sich aufeinander ab Large Vertebrae (Wirbel)
- 1968/69
· Ort: Westdeutsche Landesbank - Landesbausparkasse, Himmelreichallee 40, Münster · Maße: Breite: 755 cm; Tiefe: 355 cm; Höhe: 270 cm
- Material: Bronze
- steht auf einer Plinthe, die sich auf einer Anhöhe des LBS-Geländes befindet (Anhöhe ist ein typisches Merkmal für Moores Standortbestimmung; oft auch künstlich angelegt) · keine Hauptansicht
- alle drei Einzelteile besitzen fast die gleiche Gestalt, dies bleibt dem Betrachter jedoch lange verborgen
- ein breit ausladendes Kopfstück mit einem glatt ausgezogenen und einem rund verdickten Schenkel
- zerklüftete doch geglättete Masse, dadurch fallen die Trennungen nicht sofort ins Auge · typisch ab 1960: das Aufbrechen der plastischen Gesamtform in einige separate Stücke · Vielgestaltigkeit _ durch wechselnde Positionen und gegenseitige Verschränkungen · keine scharfen Kanten
- durch die überdimensionale Gestalt geht von der Freiplastik eine gigantische und kraftvolle Wirkung aus
- ca. 1978: 12m große ,,Wirbel" Plastik für das City Centre Dallas
- er wollte die Faszination der Natur in ihren Formen verdeutlichen, indem er Formen
überdimensional und abstrakt gestaltet und auf diese Weise dem Betrachter vor Augen führt
Zitat: ,,Die Widersprüche zwischen oft bedrohlichen und endzeitlichen Zuständen im Thema und Moores unerschüttlichem Glauben an die Bedeutung des Lebens in seinen menschlichen und organischen Ausformungen bewirken eine Spannung, die all seinen Arbeiten innewohnt."
Dawn Ades, 1987
Zitat: ,,Alle Raum- und Welterfahrung geht aus vom Körpergefühl. Von daher erklären sich auch die Deformationen meiner Figuren. Sie sind gar nicht so sehr Verzerrungen der gegebenen Körpergestalt. Ich glaube vielmehr, man kann im Bilde der menschlichen Figur zugleich auch Außermenschliches ausdrücken, etwa Landschaft: Ganz entsprechend dem, wie wir Berge und Schluchten im Körpergefühl nacherleben."
Henry Moore
Quellen:
- ,,Das 20. Jahrhundert" von Boris von Brauchitsch · Henry Moore ,,Liegende" von Christa Lichtenstein
- ,,Henry Moore - Ursprung und Vollendung" von Claude Allemand - Cosneau, Manfred Fath und David Mitchinson
- ,,Henry Moore" von Herbert Read
- ,,Moderne Kunst in Münster" von Barbara Kloessel · Internet
- Arbeit zitieren
- Inka (Autor:in), 2000, Henry Moore. Überblick zu Leben und Werk, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/98386