Die vorliegende Arbeit widmet sich den kolonialen Anstrengungen Italiens in Nord- und Ostafrika, mit besonderem Augenmerk auf den Abessinienkrieg ab Oktober 1935 und der darauffolgenden Besatzungszeit bis 1941. Nach einer Skizzierung der kolonialen Vorgeschichte in Nordafrika und Analyse der kleinen italienischen Kolonien in Ostafrika, versucht diese Arbeit eine Annäherung an die Strukturen und Politik des faschistischen Kolonialapparates darzustellen. Des Weiteren wird der Aspekt der wirtschaftlichen Positionierung Äthiopiens untersucht, um schließlich soziale, strukturelle und eben wirtschaftspolitische Veränderungen im ostafrikanischen Land sichtbar zu machen.
Hieraus ergibt sich auch die zentrale Fragestellung meiner Arbeit: Wurden die soziale, wirtschaftliche und institutionelle Infrastruktur Äthiopiens durch den italienischen Angriffskrieg und der relativ kurzen Besatzungsdauer durch das italienische Armeekorps nachhaltig modernisiert? Oder war das äthiopische Reich schon vor der italienischen Aggression auf dem Weg in die Moderne, wonach der Krieg und die Besatzungszeit diesen Prozess bremste oder gar stoppte?
Der Abessinienkrieg kann, wie jede andere historische Thematik, aus verschiedenen Blick-winkeln aus betrachtet werden und je nach Quellenlage ergeben sich wiederum ganz verschiedene Resultate mit unterschiedlichem Konfliktpotential. Überhaupt ist die Prämisse der intersubjektiven Überprüfbarkeit sehr schwer konfliktfrei einzuhalten, da die historische Forschung Erklärungsansätze schafft und damit selbst wieder zur Entstehung neuer Fragen, Ansätze und Konflikte beiträgt.
Die vorliegende Arbeit verfolgt eine interdisziplinäre Herangehensweise, da für eine effiziente Analyse dieser Thematik sowohl die klassische Diplomatiegeschichte und Kolonial- bzw. Militärgeschichte herangezogen wird wie auch wirtschafts- sozial- und kulturgeschichtliche Methoden Anwendung finden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erste Koloniegründungen und Expansionsversuche in Nord- und Ostafrika
- Eritrea und Italienisch-Somaliland
- Abessinien und die Niederlage bei der Schlacht von Adua 1896
- Tripolitanien und die Cyrenaika
- Libyen
- Äthiopien – Ein Land auf dem Weg in die Moderne?
- Äthiopiens wirtschaftliche Positionierung und ökonomische Möglichkeiten
- Der Abessinienkrieg und die Besatzungszeit 1935-41
- Politische Struktur und Ideologie des faschistischen Italiens
- Kriegsvorbereitungen und Propaganda
- Das Versagen des Völkerbundes
- Ein entfesselter Krieg im Dienste der modernen Zivilisation?
- Italiens angestrebte sozialpolitische und wirtschaftliche Strukturen in Ostafrika
- Die Besatzungszeit bis zur britischen Befreiung 1941
- Die Südtiroler im Abessinienkrieg
- Erinnerungskultur
- Rekrutierung und Desertion
- Akzeptanz und Verdrängung
- Gesellschaftliche und bilaterale Beziehungen zwischen Italien und Äthiopien in der Gegenwart
- Mit der Vergangenheit im Reinen?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Masterarbeit untersucht die faschistische Kolonialpolitik Italiens in Ostafrika zwischen 1935 und 1941. Sie analysiert die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Dimensionen des Abessinienkrieges und beleuchtet insbesondere die Folgen der italienischen Besatzung für Äthiopien.
- Der Abessinienkrieg als Ausdruck der italienischen Expansionspolitik
- Die Rolle des Faschismus in der Gestaltung des Kolonialkrieges
- Die Reaktion des Völkerbundes auf die italienische Aggression
- Die Folgen des Abessinienkrieges für die äthiopische Gesellschaft
- Die Rolle von Südtirolern im Abessinienkrieg
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert den historischen Kontext des Abessinienkrieges und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Kapitel 2 beleuchtet die ersten italienischen Kolonialisierungsversuche in Nord- und Ostafrika und skizziert die historische Entwicklung der Beziehungen zwischen Italien und Äthiopien. Kapitel 3 widmet sich der wirtschaftlichen Entwicklung Äthiopiens vor dem Krieg. Kapitel 4 analysiert die politischen und ideologischen Grundlagen des faschistischen Italien sowie die Vorbereitung und Durchführung des Abessinienkrieges. Kapitel 5 befasst sich mit den Südtirolern im Abessinienkrieg und ihren Erfahrungen. Kapitel 6 untersucht die heutigen bilateralen Beziehungen zwischen Italien und Äthiopien und die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit.
Schlüsselwörter
Der Abessinienkrieg, Italien, Äthiopien, Faschismus, Kolonialismus, Völkerbund, Propaganda, Militärtechnik, Erinnerungskultur, Südtiroler, bilaterale Beziehungen.
- Quote paper
- Denis Kofler (Author), 2018, Africa Orientale Italiana. Die faschistische Kolonialpolitik Italiens in Ostafrika 1935-1941, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/984320